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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0172

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wieder öffentlich durch die Berathungen und Beschlüsse der
Eiseubahnreformer in Heidelberg zur Sprache
gekommen ist, wäre zu wünschen, daß vielleicht mittels
einer Anregung aus der demnächst wieder zusammentreten-
den Kammer thunlichste Klarheit in diese Beziehungen ge-
bracht würde. Es ist durchaus unerwünscht, daß im neuen
deutschen Reiche die Meinung Platz greifen kann, es werde
in irgend einer Form der Süden durch den Norden und
gar noch in etwas gewaltsamer Form ausgebeutet. Minister
v. Brauer hat sich zwar in dieser Beziehung schon deutlich
in aufklärender Weise ausgesprochen, und noch neuerdings
hat die Südd. Reichs-Corresp. eine Darstellung gebracht,
wonach die Loyalität der preußischen Verwaltung nicht
bezweifelt werden kann. Aber überzeugende Worte vor
versammelter Volksvertretung von autoritativer Seite wirken
weiter und sicherer. Daß Baden sich eine derartige Aus-
beutung nicht widerstandslos ohne Ergreifung der in der
Reichsverfassung gebotenen Gegenmittel gefallen lassen
würde, wurde ebenfalls schon früher ausgesprochen. (Daß
Minister v. Brauer sich in aufklärender Weise ausgesprochen
habe, muß bestritten werden, und was den Artikel der
Südd. Reichs-Corresp. angeht, so gab derselbe die Be-
nachtheiligung Badens gegenüber dem früheren Verhältniß
direkt zu. Was schließlich die Loyalität Preußens betrifft,
so hat Preußen innerhalb der Grenzen der Loyalität doch
einen sehr weiten Spielraum. Die Frage ist heute die:
will Baden sich in den Schutz der übermächtigen preußischen
Eisenbahnpolitik begeben, d. h. sich mit seinem Eisenbahn-
wesen von Preußen in irgend einer Form abhängig machen,
oder will es die Selbständigkeit seines Eisenbahnwesens
zu erhalten suchen, indem es eine möglichst konzentrirte
interne Eisenbahnpolitik treibt?)
Karlsruhe, 13. Febr. Wie in Preußen, so wird
auch jetzt in unserem Lande auf die Befreiung der
Militärvereine von socialdemokratischen Mit-
gliedern stärker als zuvor hingewirkt. Angehörige der
Militärvereine können nicht gleichzeitig socialdemokratischen
Vereinigungen angehören. Besitzen die bezüglichen Vereine,
die solche Mitglieder zählen, nicht den Willen oder die
Kraft, sich derartiger Mitglieder zu entledigen, so wird
ihnen die Zugehörigkeit zum Landesverband der Militär-
vereine nicht zugestanden, wodurch sie die Wurzeln
ihrer Kraft, die in der Vereinigung liegt, verlieren. Be-
zügliche Aufforderungen der Militärvereinsverbandsleitung
sollen wiederholt und auch neuerdings wieder an einzelne
Vereine ergangen sein. Offenbar befindet sich die Veretns-
leitung dabei in Uebereinstimmung mit dem fürstlichen Pro-
tektor, unserm Großherzog Friedrich.
— Zu der Mittheilung, daß ein sozialdemokratischer
Schriftsteller sich wieder mit der Aufstellung eines Agrar-
programms bemüht, wird dem Schw. Merkur aus land-
wirthschaftlichen Kreisen folgende Thatsache mitgetheilt,
die die Liebe der Sozialdemokraten zu der Landwirthschaft
praktisch beleuchtet: In einem badischen Städtchen, dessen
Einwohner sich bisher nur durch Landwirthschaft und
Kleingewerbe ernährt hatten, wurde vor einem Jahre
eine Fabrik gegründet, und es dauerte nicht lange, so
waren die Arbeiter auch schon gehörig verhetzt und
in ihren Ansprüchen hinaufgeschraubt. Die Land-
wirthe mußten in der Ernte und Oehmdsrnte 3 Mk. Tag-
lohn und das Essen geben, um die Erträgnisse nach Hause
zu bringen. Doch darüber würden- sie sich nicht einmal
beklagen; sie zahlen eben den üblichen Lohn. Aber man
höre: die Fabrikarbeiter, die um 6 Uhr Feierabend hatten
(als es noch Heller Tag war), legten sich an die Land
straße unter schattige Bäume und verhöhnten laut die mit
den beladenen Wagen heimkehrenden Schnitter und Mähder,
indem sie ihnen zuriefen: „Ihr dummen Kerle (u. s. w.!),
was schaffet ihr denn noch, machet es doch wie wir, seht
wir haben es besser!" Kommentar überflüssig!

verliehenen Komthurkreuzes 1. Klasse des Herzoglich Sachsen-
Erneiiinischen Hausordens ertheilt._
Ausland.
Frankreich. Paris, 14. Febr. Im Senat sind
sämmtliche ehemaligen Justizminister, die Mitglieder dieses
Hauses sind, gegen den Dupuyschen Entwurf, den auch
Waldeck-Rousseau und Berenger bekämpfen wollen. Die
Kommission für den Entwurf wird am Donnerstag ge-
wählt werden. — Nach dem Temps hat der Justizminister
dem Vorsteher der Nationaldruckerei die Weisung gegeben,
mit den Vorarbeiten zur Drucklegung der Unter-
suchungsakten der Crtminalkammer zu beginnen. Der
Vorsitzende Loew hat den Justizmiuiuec eriuchi, die Wahl
der drei Cassationsräthe, die die Druckarbeit überwachen
sollen, gntzuheißen.
Paris, 14. Febr. Cassationsrichter Dumas, den
Quesnay de Beaurepaire beschuldigt hatte, sich mit
Geld des Dreyfussyndicats ein Haus in Paris gebaut zu
haben, hat in einem Brief an den ersten Präsidenten des
Kassationshofes, Mazeau, dargelegt, daß das ihn betreffende,
von Quesnay de Beaurepaire der Untersuchungscommission
oorgelegte Schreiben das Werk eines Fälschers sei
und Beaurepaircs Vorgehen das Verbrechen, von einer
Fälschung Gebrauch gemacht zu haben, bedeute. Dumas
verlangt, daß die Belege, die er seinem Briefe beigefügt,
zu den Akten der Untersuchung gelegt und gedruckt an die
Senatoren vertheilt werden.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Professor Dr. Albrechr am Lyzeum in Colmar das Ritterkreuz
erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen, dem
Betriebsdirektor der Baumwollspinnerei Kolbermoor in Ober-
bayeru, Wilhelm Bauer, die Erlaubniß zur Annahme und zum
Tragen der ihm verliehenen Königlich Bayrischen Rettungs-
medaille, dem Rcichsbevollmüchligten für Zölle und Steuern,
Geheimen Finauzrath Ball weg in Magdeburg, die Erlaubniß
zur Annahme und zum Tragen der ihn, von dem Herzog und
der Herzogin von Sachsen-Kodurg und Gotha verliehenen, aus
Anlaß der Feier ihres silbernen Ehejubiläums gestifteten Medaille,
demselben die Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen des ihm
verliehenen Königlich Preußischen Kroneu-Ordens 3. Klasse, dem
Geheimen Hosrath Dr. Felix Hecht, Direktor der Rheinischen
Hypothekenbank in Mannheim, die Erlaubniß zur Annahme und
zum Tragen des ihm von dem Herzog von Sachsen-Meiningen

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, IS. Februar.
X Aus dem Stadtrath. In derStadtrcnhssitzung vom
13. d. M. wurden u. A. folgende Gegenstände zur Kenntniß
bezw. Erledigung gebracht:
1) Die hiesige Orlskrankenkasse zählte auf den 1. d. M. 4937
männliche und 1306 weibliche Mitglieder.
2- Von dem städtischen chemischen Laboratorium wurden im
Jahre 1893 im Ganzen 1734 Untersuchungen, und zwar im Auf-
träge der staatlichen Verwaltungsbehörde 1535, der Gemeinde-
behörde 151, der Gerichtsbehörde sowie der Staatsanwaltschaft 4
und auf Antrag von Privaten 44 vorgenommen. Bet diesen
Untersuchungen ergaben sich 42 Beanstandungen, die zu 16 Be-
strafungen führten.
3) Aus den statistischen Mittheilungen des Grund- und Pfand-
buchführers geht hervor, daß im Jahre 1898 u. A. folgende Ein-
träge in die öffentliche» Bücher gefertigt wurden und zwar in's
Grundbuch: 435 Kauf- und Tauschverträge, 80 Erbschaften,
Uebergaben, Schenkungen und dergl, sowie 66 sonstige Einträge;
in's Pfandbuch dagegen: 256 bedungene, 41 richterliche und 44
gesetzliche Pfandrechte, 20 Vorzugsrechte, 14 Vollstreckungs-Ver-
fügungen, 7 sonstige Einträge und 634 Löschungen.
4) Das Ergebniß der Holzversteigeruiig vom 6. d. M. mit
einem Erlös von 5837 Mk. 5 Pf. wurde genehmigt.
5) Von der Mittheilung des Herrn Rechtsanwalts Dr. Helm,
wonach sich aus Anlaß der Errichtung eines Landgerichts Heidel-
berg dahier ein Anwaltsverein gebildet hat, wurde Kenntniß ge-
nommen.
6) Das Bauvorhaben der Aktiengesellschaft „Gasthaus Kohl-
hof" wird nicht beanstandet.
7) Da Seitens der Großh. Eisenbahnbaubehörde eine Ver-
besserung des nördlichen Bahnsteiges der Lokalzugshaltestelle an
der Peterskirche beabsichtigt ist, soll der anschließende städtische
Gehweg eine entsprechende Aenderung erfahren.
8) Das Geschenk des Herrn Privatmannes Sigmund Wolfs
dahier, bestehend in einem kurpfälzischen Ehegerichts-Jnsiegej,
wird für die städtische Kunst- und Alterthümer-Sammlung dankend
entgegengenommen.
V. Fasching. Du fröhliche, ausgelassene Faschingszeit, voll
tollen Jubelns, auch dein Ende ist erreicht! Die Maskeraden
und närrischen Tollheiten, welche bis zum vergangenen Sonntag
sich in geschlossenen Lokalitäten abspielten, durchbrachen schließlich
die Schranke und traten in die Oeffentlichkeit. Am Sonntag
tummelten sich fröhliche, ausgelassene, jubelnde Kinderschaaren in
den verschiedensten Masken, worunter sehr hübsche und nette
Costilme zu finden waren. Aeußerst possirlich war es anzusehen,
wenn so ein junges Fräulein von kaum 2 Jahren, angethan mit
der kleidsamen Tracht einer Bäuerin oder Tyrolerin daher stolzirte,
oder ein Harlekin, kaum des Laufens fähig an der Mutter Hand
daherwatschelte. Auch einige große Narren waren zu bemerken,
namentlich Abends. Der Montag verlief ziemlich ruhig. Doch
es sollte die Ruhe vor dem Sturm sein. Gestern erwachte das
Narrenlebe» zu neuer Bethätigung. Morgens sah man schon
maskirte Gestalten genug, doch der Haupttrubel begann Mittags
nach 2 Uhr. Die Hauptstraße war von Menschen überfüllt; man
konnte sich kaum sortbewegen. Droschken und größere Wagen,
mit Musikkapellen, waren theils von Gruppen, theils von einzel-
nen Masken besetzt. Viele Masken durchzogen die Straßen zu
Fuß. Unter ihnen waren einige schöne und originelle zu be-
merken. Auch einige Gruppen waren nicht übel. Die Wagen-
bauer z. B. hatten auf einem Rollwagen eine Feldschmiede und
verschiedene andere Geräthschaften aufgestellt und arbeiteten
fleißig. Es wäre zu wünschen, daß eine einheitliche Organisation
die närrischen Bestrebungen zusammenfaßte. Di ließe sich wohl
ganz Ansehnliches erreichen. Nach Eintritt der Dunkelheit nahm
das Treiben auf den Straßen ab, steigerte sich dagegen in den
Restaurants, in denen Concert und sonstiger Schlorum angesagt
war; dort ging es wieder bunt her. Radau gab es gestern genug
und zwar bis in die späten Nachtstunden hinein. Anerkannt
aber muß werden, daß bei aller lauten Fröhlichkeit doch Aus-
schreitungen nicht vorkamen. Das prächtige Wetter war gestern
dem Faschingstreiben sehr günstig.

Stadt-Theater.
O Heidelberg, 15. Februar.
„Aschenbrödel", oder: „Der silberne Pantoffel", Zauber-
märchen in 3 Akten von Alban v. Hahn.
Um 10 Uhr Vormittags ist im Allgemeinen die Neigung zu
theatralischem Genuß nicht größer, wie Morgens beim Aufstehen
das Verlangen nach einer Punschbowle. Aber diesmal nahm
man diesen Ausnahmezustand willig hin. Denn es gab etwas
zu sehen, was einzig in feiner Art ist. Kinder-Vorstellung! Ein
posfirlicheres und liebenswürdigeres Auditorium ist schier un-
denkbar. Wie es schon auf der Straße angetrippelt kommt, oft
eine ganze Reihe Hand in Hand, in fieberhafter Unruhe: das
allein ist eine Augenweide. Und es sind kleine Clowns, niedliche
Schwarzwälderinncn, Miniatur-Zigeunerinnen, winzige Ritterlein.
Denn wir sind ja im Fasching I Dann muß man sehen, wie sie
die Treppen zu den Logen heroufklimmcn, mit behendester
Geschwindigkeit, obwohl viele jede Stufe einzeln nehmen müssen.
Einen Mann des vorigen Jahrhunderts sahen wir allerdings
dahei hinfallen, aber mit dem Ernst, der seiner historischen Ver-
gangenheit gebührte, setzte er lautlos seinen Weg fort- Und nun
erst das Bild im Hause selbst! Mit contemplativer Beschauung
begnügt sich dieses Publikum der Kunst gegenüber nicht. Zur
Ouvertüre und Zwischenaktsmusik wird mit den mitgebrachten
Pritschen aufs hörbarste der Takt geschlagen und in die Kinder-
melodie, die das Orchester intonirt, stimmt das „Hans" fröhlich
«in. — Aber erst das Märchen selbst, das die Mutter schon so
oft erzählt oder das man schon selbst in dem Buche der Gebrü-
der Grimm gelesen hat, wie wirkt es erst in der Darstellung auf

der Bühne! Zumal wenn das „Aschenbrödel" eine so gemüth
volle Vertreterin hat, wie Frl. Heinrich, die den rechten Ton
für die Kinderherzen anzuschlaqen wußte. Ueber ihr trauriges
Geschick brach ein kleiner Besucher sogar in herzliches Weinen
aus. Aber was gab es auch nicht alles zu lachen! Vor allem
der freche Küchenjunge, nein, war der drollig! Er hatte immer
Hunger, aber die gütige Fee, die das brave Aschenbrödel mit
ihren Gaben überschüttete, äffte den unartigen Buben nur. Denn
trotz der großen Sprünge, die er machte, konnte er an die große
Wurst nicht heran, die sie ihm in der Luft entgegen hielt. Das
Lustigste aber war, daß er fidele Liedlein sang, eines mit dem
Refrain: „Bumm!" Es war Herr Stettner, der mit seiner
Komik nicht kargte, um auch einmal die kleinen Leute köstlich zu
amüsiren. Auch die andern Mitwirkenden gaben ihr Bestes, um
ihr dankbares Publikum zu erfreuen. Nur Frl. Frenzel
(Geist der Mutter) schien zum Spielen noch nicht recht aufgelegt
und der „Prinz von Tolosa" (Hr. Ehrens) an einer Heiser-
keit zu laboriren, was in diesen Tagen freilich auch unter Nicht-
Prinzen vorzukommen pflegt.
Das Haus war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Sogar
im Orchester hatte eine kleine Schaar Unterkommen gefunden.
Und es war ein reizendes Bild, wieHr. Kapellmeister S e ifri z
am Dirigentenpult von Jung- und Jüngst-Heidelberg umrahmt
saß, und sich bei ihm durch eine Bonbondüte in höchste Gunst
setzte. Natürlich hinderte dies nicht, daß er auch seiner künst-
lerischen Pflicht bestens nachkam. tt. L.

88 Versammlung der Heidelberger Ortsgruppe des deutsche"
Schulvereines. Die Versammlung, welche am 13. ds. Mts.
Musiksaale des Gymnasiums obgehalten wurde, cröffnete der
Vorsitzende, Hr. Prof. Strauch, mit einer Ansprache. Er ent-
wickelte in lichtvoller Weise die Entstehung und die Bedmtunl
des Vereines, dessen Aufgabe es sei, das Stammesbewußtfi'N
der Deutschen, die außerhalb des Reiches wohnen, zu pflegen und
zu kräftigen. Vor allem die Deutschen in Oesterreich bedütffrN
der Sympathien in dem Verzweiflungskampfe gegen eine slavisw-
Mehrheit. Noch fehlt es den Deutschen im Reiche an einer
klaren Vorstellung über die Bedeutung dieses Kampfes. Denn
die Schlachten der Deutschen iu Oesterreich dienen der Sicher-
heit des Reiches selbst, ihre Niederlage wäre das erste Zeichen
des sinkenden Adlers deutscher Weltmacht. Nachdem Hr. Geheim'
rath Czerny noch darauf hingewiesen, daß jene deutschen
Sprachinseln, welche isolirt iu der slavischen Hochfluth liegen-
der Unterstützung bedürfen, wurde beschlossen, der Gemeinde
Trebniz in Böhmen, die sich seit Jahren der Förderung des
Vereines erfreut, und der Stadt Cilli in Steiermark, in welcher
der größte Seeheld des deutschen Volkes, der Sieger von Liffn-
geboren wurde, eine Unterstützung aus den allzukärglichen Msi-
teln des Vereines zuzuwenden. Die Versammelten schieden
der frohen Hoffnung, daß ein erneuter Appell a» das deutsche
Stammesgefühl der Heidelberger Bürgerschaft nicht wirkungslos
verhallen werde.
ff Sterblichkeits-Bericht. Nach den unterm 8. d. pM-
herausgegebenen Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits-
amtes zu Berlin über die Gesammtsterblichkeit in den 27«
deutschen Städten und Orten mit 15000 und mehr Einwohners
während des Monats Dccember 1898 hat dieselbe — auf 1^
1000 Einwohner auf den Zeitraum eines Jahres berechnet
betragen: s. weniger als 15,0 in 42, b. zwischen 15,0 und 20,"
in 117, o. zwischen 20,1 und 25,0 in 78, ä. zwischen 25,1 M>d
30,0 in 26, s. zwischen 30,1 und 35,0 in 6 Orten und k. mew
als 35,0 in 3 Orten. Die geringste Sterblichkeitsziffer hatte t«
dem gedachten Monate der Ort Groß-Lichterfelde^in der ProvlNi
Brandenburg mit 5,2, dagegen die größte die Stadt Köslin w
der Provinz Pommern mit 43,0 zu verzeichnen. In den Städte»
und Orten des Großherzogthums Baden mit 15000 uM
mehr Einwohnern hat die Sterblichkeit während des Berichts-
monats — gleichfalls wie oben auf je 1000 Einwohner auf de»
Zeitraum eines Jahres berechnet — betragen: In Konstanz 15.«
Mannheim 16,8, Karlsruhe 17,3 (ohne Ortsfremde 16,2)-
Heidelberg 18,8 (ohne Ortsfremde 11,4), Pforzheim 20,9,
Freiburg 21.4 (ohne Ortsfremde 18,5) und in Baden-Baden
26,5. Die Säuglingssterblichkeit war im Monat December 189°
eine beträchtliche, d. h. höher als ein Drittel der Lebendgeborenen
in 5 Orten; dieselbe blieb unter einem Zehntel derselben si'
32 Orten. Als Todesursachen der während des gedachten Monat-
in hiesiger Stadt vorgekommenen 58 Sterbefälle — darunter 1"
von Kindern im Alter bis zu einem Jahre — sind angegeben -
Diphtherie und Croup 2, Lungenschwindsucht 6, akute Erkrankungen
der Athmungsorgane 7, Brechdurchfall 3, alle übrigen Krankheiten
39 und gewaltsamer Tod 1. Im Ganzen scheint sich der Gesuno
heitszustaud gegenüber dem Monat November 1898 etwas »ec»
schlechtert zu haben. Die Zahl der in hiesiger Stadt währeN"
des Monats December 1898 vorgekommenen Geburten hat — aus'
schließlich der stattgehabten einen Todtgeburt — 106 betragen-
dieselbe hat mithin die der Sterbefälle (58) um 48 überstiegen-
** Merelli. Sonntag, den 19., Montag, den 20., und Dien»
tag, den 21. Februar werden hier im H«rmonie-Saale pv»
Herrn Merelli Darstellungen veranstaltet werden, welche M«'
verfehlen dürften, ungewöhnliches Interesse zu erregen. De
Genannte ist von seinen Reisen in Indien zurückgekehrt, hat w
Städte Bombay und Kalkutta besucht, von wo er auch als neuen
Attraktion den schlafenden Fakir, eines der Wunder der indischen
Uogi und Rhisis, bringt. Ferner wird die Palüstina-Nen
Kaiser Wilhelms nach Original-Aufnahmen mittelst elektrischen
Projektons-Apparates durch Lichtbilder zur Veranschaulichung
bracht. Weiler das Spiritorium und die Materialisation ve
Geister, sowie die lebenden und singenden Oelgemälde und,o>
neueste Illusion „Iris". Der mysteriöse Eindruck, den die Pro
duktton auf das Publikum ausübt, packt mächtig die Nerve
und Herzen. Iris, das Hinduweib, welches nach dem To-
ihres Mannes verbrannt werden soll, steht vor uns; geisterhao
bleich besteigt sie die Brandstätte. Es züngeln die MamM-
schon an ihrem Gewände empor,' der Körper glüht und gliSN''
bis er zum Skelett verbrannt ist. -
— Polizeibericht. Wegen Bettelns wurden gestern dre
Mannspersonen verhaftet, ferner zwei Frauenspersonen, o
eine wegen Umberziehens, die andere wegen Unfugs, eben«.
ein Taglöhner Wege» Unfugs. Zur Anzeige kamen dr
Personen wegen Unfugs, elf Personen wegen Ruhestörung
drei wegen unerlaubten Tragens einer Militäruniform, o>
Flaschner wegen unerlaubten Schießens. „
8 Walldorf, 14. Febr. Gestern gab der kalh. Man ne
gesangverein, unter Leitung seines Dirigenten HeN
Hauvtlehrer Curtaz, seinen Mitgliedern eine ALendunte.
Haltung mit darauffolgendem Tanz. Der Saal des Gasthau- „
zum Ochsen war dis zum letzten Platz besetzt. Chöre uy

komische Stücke kamen aut zum Vortrag uud^wurden le „
Haft applaudier. Herr Dekan Benz sprach den Sängern »X
dem Dirigenten den wohlverdienten Dank aus. — Die Arbeit
der Leitungsanlagen für das elektrische Licht schr^,i
rüstig fort. Schon wird mit den Hausbeleuchlungsvnlau^
begonnen, und dürfte so in wenigen Wochen unser fck-vn
Dorf in elektrischem Lichte erstrahlen.
6. U. Wiesloch, 13. Febr. Eine am Sonntag hier abgehaU- -
Versammlung nicht etatsmäßiger Steuererheber bci'Ä'^
die Abfindung einer Petition au den Landtag mit der Bitte u
Aufbesserung ihrer Einkommensverhältnisfi entsprechend ,
Regelung der Einkommen der ihnen gleichkommenden Beaw^
kategorien. ^
HH Neckarbischofsheim, 13. Febr. Letzten Samstag fand »>
ein Maskenball des Museums statt. Ein Maskenball ist v-
an und für sich eine große Seltenheit, umsomehr verdienen
vorzügliche Arrangement der Sache und die zum Theil mit kn>",
lerischcm Geschick getroffene Wahl der Kostüme rc. volle
erkennung. Die Betheiligung an dem Fest war eine zahL^jl-
und allgemein hört man nur befriedigende Urlheiie der T-v ^
nehmer. Mit diesem Ball dürften die dieses Jahr befon» xj
üppig blühenden Vereins-Abendunlerhaltuugen ihren Höbev",^
überschritte» haben; das Publikum will sich auch wieder eciM
und dies in verschiedener Beziehung. sch
O Eppingen 13. Febr. Der schon längst gehegte W»'" „
der hiesigen Einwohnerschaft, der hiesigen fünfklasstgen bo>fi
Bürgerschule noch eine sechste Klasse hinzusügev.
durch den heutigen einstimmigen Beschluß des

ausschufses
wirklichen.

sich mit Beginn des neuen Schuljahres

-j- Mannheim, 13. Febr. Wegen Einführung der elektr is^
Straßenbahnen ist es nothwendig. nunmehr über
künftige Gestaltung der Planken Beschluß zu fassen. Ter ^ pft
rath hat beschlossen, das frühere Projekt der Umwandlung ^
Planken wieder aufzunehmen. Darnach soll die heute beflAftel
Mittelpromenade in Wegfall kommen und dafür eine 14'/, Ä.jft
breite Fahrbahn in Asphalt mit beiderseitigen je 7'/,
breiten Gehwegen erstellt werden.
Karlsruhe, 11. Februar. In der Landesgewerbehalle "N^c
werden in der nächsten Zeir folgende Hebung sku r
Handwerksmeister abgehalten werden: a) ein Uev» ^
kurs im Legen von Linoleum für Tapeziere, Schreiner:c. w ^
Zeit vom 20. bis 25. Februar, b) ein Uebungkurs in Hofs
Marmormalen in der Zeit vom 27. Februar bis 11. MaN „<>>
<-) ein Uebungskurs für Installation elektrischer HauslenUM
und für Anlage und Untersuchung von Blitzableiter in
vom 13. bis 18. März.
 
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