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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0184

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sonders ernst schien, eine Coffein-Einspritzung. Der
Präsident erholte sich jedoch nicht, sondern sagte wieder-
holt: Mit mir gehts zu Ende; ich bin verloren,
sicher verloren. Er sprach den Wunsch aus, seine
Frau und seine Kinder zu sehen. Da sich sein Zustand
von Minute zu Minute verschlimmerte, wurden telephonisch
die Doktoren Lannelongue und Chaulot herbeigerufen; diese,
zu denen auch Dr. Bergerot stieß, erkannten bald, obgleich
der Präsident dauernd bei Bewußtsein blieb, daß die Lage
äußerst ernst war. Gegen 8 Uhr Abends wurden die
Frau und die Tochter des Präsidenten durch die Aerzte
von dem verzweifelten Zustand Faures benachrichtigt.
Sie erschienen sogleich bei dem Präsidenten, der auf seinem
in ein Feldbett verwandelten Kanapee ausgestreckt lag.
Wenige Minuten nach ihrem Eintreffen kam Dr. Lanne-
longue, der Le Galt vertraulich von seiner pessimistischen
Auffassung unterrichtete. Le Gall hielt es für seine
Pflicht, sogleich den Ministerpräsidenten Dupuy hievon in
Kenntniß zu setzen. Letzterer erklärte sich zum sofortigen
Kommen bereit, Le Gall erklärte jedoch, daß sein Er-
scheinen vielleicht die Familie erschrecken und ihr erst die
ganze Schwere der Lage klar machen werde. Darauf er-
klärte Dupuy, er werde weiterer Nachrichten im Ministerium
des Innern gewärtig bleiben und ließ den übrigen Mi-
nistern die Nachricht zugehen. Inzwischen nahm Präsident
Faure, der zu erkennen gab, daß er sich über den Aus-
gang dieses Anfalles keiner Täuschung hingebe, herzlichen
Abschied von seiner Frau, der er für ihre beständige Liebe
und Hingebung dankte, sowie von seinen Kindern. Dann
verabschiedete er sich von Le Gall, dem er für seine treue
Mitarbeit dankte, von seinem Haushofmeister, den er zu ver-
gessen bat, daß er ihn manchmal rauh angefahren habe,
und schließlich von seinem Kammerdiener Bridier. Um
9 Uhr sank der Präsident zusammen und verlor das Be-
wußtsein ; vergebens wurden Blutegel angelegt. Zugegen
waren die Aerzte Potoni, Bergerot und Chaulot; Minister-
präsident Dupuy war gleichfalls, nachdem alle Hoffnung
aufgegeben war, herbeigerufen worden. Trotz aller ange-
wandten Mittel verschied der Präsident Faure genau um
10 Uhr, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben,
an einem Gehirnschlag. Einige Augenblicke vorher
war auf wiederholtes dringendes Bitten der Gemahlin und
der Familie nach einem Priester gesandt worden. Major
Moreau lraf einen Abba auf der Straße, bat ihn, nach
dem Elysee mit zu kommen, und dieser ertheilte dem Prä-
sidenten die Sterbesakramente.
Zionistische Versammlung.
^ Heidelberg, 18. Febr. Im Gartensaale der Harmonie
fand gestern eine von über 106 Personen besuchte Versammlung
statt, in der ein Herr Zlocisti ans Freiburg über das Wesen
und die Ziele des Zionismus sprach. Ein zweiter angekündigter
Redner aus Mainz war krankheitshalber nicht erschienen, was
ober insofern nicht vermißt wurde, als die Versammlung trotzdem
von 8 bis V->11 Uhr dauerte.
Der Zionismus, der darauf ausgeht, einen jüdischen Staat
unter der Oberhoheit der Türkei in Palästina zu gründen, ist
eine der interessantesten Bewegungen der Neuzeit. Sein Ursprung
ist darin zu suchen, daß der nationale Gedanke in neuerer Zeit
gegenüber dem Gedanken des Weltbürgerthums immer mehr die
Oberhand gewinnt. Man hat mehr und mehr eingesehen, daß
es ein Weltbürgerthum nicht gibt, daß der Fortschritt der Kultur
nicht davon zu erwarten ist, daß die Nationen zum Weltbürger-
thum verwässern, sondern vielmehr davon, daß die Nationen sich
in ihrer Eigenart ausleben. Die Förderung der Gesammtkultur
ist nur davon zu erwarten, daß die nationalen Kulturen sich ver-
tiefen und mir einander in Wettbewerb treten. Diesen Stand-
punkt vertrat mit Freimuth und mit Nachdruck auch der Redner
des gestrigen Abends und er nahm ihn mit aller Entschiedenheit
auch für die Juden in Anspruch. Gegenüber dem Bestreben der
Juden, ihre Nationalität möglichst zurücktreten zu lassen, stellte
«r die Forderung auf, daß jeder Jude frei und nachdrücklich be-
kenne: Ich bin ein Jude; ich bin nicht schlechter als der Germane,
der Romane, der Slave, aber ich bin ein anderer. Nicht der
Glaube sei das einende Band der Juden, sondern die Nationa-
lität, d. h. die Abstammung. Man könne die Judenfrage nicht
lösen, indem man etwa hunderttausende bedrückter russischer
Juden nach Amerika hinüber spedire, denn dort geriethen die-
selben alsbald in eine ähnliche Lage, wie sie sie in Rußland ge-
habt; man könne sie nur lösen auf dem Wege, den der Zionismus
ongibt. Seit die Juden von ihrem angestammten Boden los-
gerissen wurden, seien sie auf wirthschaftlichem wie auf geistigem
Gebiet zu Vermittlern geworden; auf einer solchen Stellung aber
ruhe ein Fluch. Produziren würden sie erst, wenn sie eine eigene
Kultur auf eigener Heimstätte als selbständiges Volk hätten. Es
brauche sich kein Jude zu scheuen, sein national-jüdisches Empfin-
den zu bekennen, im Gegentheil, gerade diejenigen Juden, die selbst
national-jüdisch empfinden, seien am besten im Stande, an dem
nationalen Empfinden der Nation, unter der sie leben, theilzu-
nehmen- Sehr scharf ging der Redner gegen diejenigen Juden
vor, die ihre Töchter an Nichtjuden verheirathen oder die, um
Aemter zu erlangen, sich taufen lassen, d. h. ihr Judenthum ver-
leugnen; man solle diese abstoßen und mit Füßen treten.
Auch die deutschen Rabbiner und die sonstigen Gegner des
Zionismus griff der Redner mit bemerkenswerther Schärfe a».
Die Ziele des Zionismus seien durchaus nicht phantastisch;
man dürfe hoffen, daß die regierenden Kreise sich für dieselben
interessiren werden. Palästina sei zur Zeit sehr dünn bevölkert
und biete Platz für viele Einwanderer. Der deutsche Kaiser habe
zu einer zionistischen Deputation sich ermunternd geäußert. Es
liege im Interesse der Mächte, daß in Palästina ein kleiner
neutraler Staat sich bilde. Die Oberhohettsrechte des Sultans
sollten voll anerkannt werden. Die Bank, die zur Finanztrung
des Unternehmens gegründet werde, werde bereits Mitte März
ihre Antheilscheine ausgeben.
Als Gegner des Zionismus trat ein Herr Pater stein in
die Schranken. Er monirte zunächst einige scharfe Ausdrücke des
Vorredners und meinte dann, es sei nicht richtig, von einer
jüdischen Nationalität zu sprechen. Das Gjaubensband erkenne
der Redner selbst nicht an, das wesentliche Kennzeichen einer
Nation aber, die gemeinsame Sprache, exislire bei den Juden nicht.
Es gebe überhaupt keine jüdische Nation mehr, sondern nur eine
jüdische Rasse, deren einzelne Theile man ebenso wenig zu einer
Nation zusammenfassen dürfe, wie etwa Engländer und Deutsche,
die beide der germanischen Rasse angehören. Der Zionismus
gebe auf, was die Juden in Deutschland in 50 Jahren errungen
hatten: die Gleichberechtigung. Eine öffentlich rechtliche Hcimath
hätten die deutschen Juden und brauchten deshalb keine in Palä-
stina. Soweit es sich darum handle, bedrückte russische oder
rumänische Juden in gesicherte Verhältnisse in Palästina zu
bringen, könne jeder Jude mit der Absicht des Zionismus ein-
verstanden sein. Weiteres müsse aber abgelehnt werden.
Herr Zlocisti wies demgegenüber darauf hin, daß man
wohl von einer jüdischen Nation sprechen müsse, denn Nation
bedeute nichts anderes als Abstammung. Die gesetzliche Gleich-
berechtigung sei von den Juden in Deutschland nicht errungen,

sondern sie sei ihnen geschenkt worden und zwar in Preußen mit
der ausgesprochenen Absicht, das Judenthum dadurch zu ver-
nichten. Wäre das nationale Gefühl der Juden noch intakt,
dann wäre die betrübende Thatsache nicht möglich, daß Juden
sich der internationalen Sozialdemokratie zuwenden
Der Vorsitzende, ein Angehöriger der meist aus russisch-
jüdischen Studirenden bestehenden hiesigen zionistischen Orts-
gruppe, setzte dann auseinander, daß außer dem Zionismus bei der
Lösung der Judenfrage nur noch derökonomische Materialismus,
d. h. die Sozialdemokrie in Frage kommen könnte.
Dieser gehe von der Meinung aus. daß die Rassengegensätze schwin-
den würden, wenn die ökonomischen Gegensätze beseitigt würden,
allein er irre darin, denn außer ökonomischen Gegensätzen kom-
men noch die Gegensätze von Sympathie und Antipathie, komme
noch das Gefühlsmäßige in Betracht, das sich so nicht verwischen
lasse. Nur wenn die Juden zeigen, daß sie zu eigenem natio-
nalem Dasein befähigt sind, würden sie allerwärts die Achtung
erwerben können, die sie zu besitzen wünschen.
Nachdem nochmals Hr. Pater st ein und Hr. Zlocisti
kurz gesprochen hatten, wurde die Versammlung geschlossen. Der
größere Theil der Versammlung schien, soweit nach den Bei-
fallskundgebungen zu schließen war, auf dem nichtzionistischen
Standpunkt zu stehen.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 18. Februar.
** Gemeinnütziger Verein. Es war ursprünglich beabsich-
tigt, die diesjährige Generalversammlung am nächsten Montag
abzuhaltcn und eine dahin lautende Bekanntmachung auch schon
ergangen. In Folge verschiedener Umstände fiel es jedoch nöthig.
die Versammlung zu verschieben. Sie findet nun, laut Anzeige
in der heutigen Nummer der Heidelb. Zeitung, am Samstag den
25. ds. Mts., statt.
A Vereinigung selbständiger Handwerksmeister. Laut heuti-
ger Anzeige ladet der Handwerkerverein seine Mitglieder und
die Freunde seiner Bestrebungen zu einer Versammlung auf
Mittwoch den 22. Februar, Nachmittags 5'/? Uhr in den kleinen
Saal zum Prinz Max ein, woselbst Herr Franz Möller aus
Dortmund, Vorsitzender des Rheinisch-Westphälischen Handwerker-
bundes, einen Vortrag über die Lage des Handwerks und die
Aufgaben der Handwerkskammern halten wird. Hr. Möller ist
in weiteren Kreisen bekannt; als Delegirter für Rheinland und
Westphalen bei der Septemberkonferenz 1896 in Berlin war er
einer der bedeutendsten Redner bei der Berathung des Lerlepsch-
schen Gesetzentwurfs. Möller's Rede ist klar, fließend und gut
verständlich, dabei von strenger Logik und von Begeisterung ge-
trogen. Er ist deshalb allen Herren Handwerksmeistern, gleich-
viel welcher Vereinigung sie angehören, der Besuch der Versamm-
lung zu empfehlen.
* Merelli. Wir weisen nochmals auf die am Id., 20. und
21. Februar im Harmoniesaale statlfindenden Vorstellungen des
Hrn. Merelli hin. Die Darmstädter Zeitung schreibt über diese
eigenartigen Vorstellungen u. A. Folgendes: Herr Merelli ver-
fügt über eine ganz erstaunliche und anerkennenswerthe Finger-
fertigkeit und Gewandtheit, der eigentlich nichts mehr unmöglich,
scheint. Er arbeitet mit großer Ruhe und Sicherheit, unterhält
das Publikum durch seinen humoristisch gefärbten Vortrag und
zaubert ihm die schönsten Dinge vor. Drei Nummern nahmen
ein besonderes Interesse in Anspruch. Herr Merelli zeigte sich
nämlich einmal als ganz famoser Bauchredner, belebte durch seine
Kunst ein paar Puppen und Gemälde, die er sprechen und fingen
ließ, und erzielte durch die grotesk komische Wirkung seines
Charakterisirungsvermögens eine herzliche Anerkennung. Sen-
sationell war ferner die als „schlafender und schwebender Fakir"
bezeichnest Nummer, die ihr Vorbild in indischen Originalen hat.
Ueber diese ist schon viel geredet und gestritten worden; den
schwebenden Fakir — übrigens war es ein weiblicher — haben
wir gestern hier gesehen, ohne mit dem besten Willen etwas ent-
decken zu können, ,„wie es gemacht wird". Ebenfalls indisch
war die „Iris" betitelte Schlutznummer, welche die Verbrennung
einer indischen Wittwe darstellen soll; glücklicherweise wird aber
das Skelett wieder auf einen Pistolenschuß lebendig. Das Publi-
kum folgte allen Produktionen mit Interesse und kargte nicht mit
seinem Beifall.
O Kunstverein. Unter dem Ausstellungsmaterial dieses
Monats nehmen die Sonderausstellungen von Prof. Jos. Wopf-
ner und Hans Völcker das Interesse der Besucher am meisten in
Anspruch; die stimmungs- und wirkungsvolle Darstellung wirkt
bei jedem weitern Besuch stärker. Der Kunstverein bietet im
Allgemeinen eigentlich zu viel; Kollektion drängt sich an Kollek-
tion, die Einsendungen folgen so rasch, daß meistens kein ge-
nügender Raum vorhanden ist, um allen besseren Werken gerecht
zu werden; die plastischen Werke erfordern einen Raum für sich
allein, um gehörig gewürdigt werden zu können, und doch ist ein
solcher für jetzt nicht zu beschaffen. Darum wird auch der Wunsch
nach größeren Räumen immer lauter ausgesprocheif. Unter den
neu angekommenen Oelgemälden befinden sich eine sehr stim-
mungsvolle Landschaft im Abendsonnenschein, und Lootsenboote
von Alfred Hellberger; zwei vortreffliche Seestücke von Alfred
Zoff und Julius Runge schließen sich an zwei Werke von Rich.
Lipps mit Motiven aus Venedig au; zwei reizende Blumenstücke
von Frl. Clara Schuberg in Zusammenstellung mit verschiedenen
Fruchtstücken geben ein gutes Gesammtbild. Auf die plastischen
Werke von Frl. Marie Schlafhorst-München sei ganz besonders
htngewtesen; dieselbe sandte zwei Bronce-Statuelten: „Lachender
Tyroler" und „Lachende Tyroleriu" ein. Die Bronce-Statue von
Arnold Frische-Düsseldorf: „Heinrich Heine im Jahre 1830" ist
nicht sehr ansprechend und gibt Heine als jungen Dichter nicht
sehr sympathisch; dagegen darf die Bronce-Statuette .Flora"
von Erwin Kunz als eine Arbeit von großer Feinheit und ganz
eigenem Liebreiz bezeichnet werden. An Aquarellen ist eine
größere Anzahl von verschiedenen Malern ausgestellt, namentlich
von Völcker, Schlüter und Plitt. Auch die zehn Original-
radirungen von Frl. Heinemann sind gute Arbeiten. Das reiche
Ausstellungsmaterial sollte zu recht regem Besuch ermuntern.
IV Fackelzug. Gestern Abend brachte der Heidelberger 8.-0.
Herrn Geheimrath Professor Dr. Immanuel Bekker zu Ehren
seines 50-jährigen Doktar-Jubiläums einen Fackelzug. Der
Zug begann kurz nach halb 8 Uhr vom Karlsplatz aus, bewegte
sich die Hauptstraße entlang und bog sodann in die Sophien-
straße ein, wo sich die Wohnung des Herrn Bekker befindet. Die
Chargirten begaben sich zu dem Jubilar, um denselben zu be-
glückwünschen. Herr Geheimrath Bekker trat darauf auf den
Balkon und sprach seine lebhafte Freude und seinen Dank aus
für die Ehrung, die ihm zu Theil geworden. Es sei ihm wie
ein Gruß aus der Jugend. Er forderte die jungen Kommilitonen
auf, eifrig zu streben, und brachte zum.Schluß ein dreifaches Hoch
auf Alt-Heidelberg aus, in welches die Studenten einstimmten.
Die Musik intonirte das Lied: „Alt Heidelberg. Du Feine". Nach
Beendigung desselben wurde ein dreifaches Hoch auf den Jubilar
ausgebracht. Hierauf setzte sich der Zug in Bewegung und zog
unter den Klängen der Musik nach dem Ludwigsplatze, !wo die
Fackeln zusammengeworfen wurden, während die Kapelle das
Gaudeamus spielte.
Z Vortrag Naumann in Mannheim. Wie aus dem Jn-
sercuenlbeii ersichtlich, hält der bekannte Pfarrer Friedrich
Naumann aus Berlin am Dienstag im Saalbau in Mann-
heim einen Bortrag über die Ziele seiner Partei.
K Aus der Garnison. Heute Vormittag fand auf dem
Jubiläumsplatz die Relrutenbesichtigung des hiesigen Batail-
lons unter Anwesenheit des Brigadekommandeurs General-
majors v. Hugo aus Karlsruhe, des Regimentskommandeurs
v. Zastrow und des Oberstleutnants v. Plessen aus Mann-
heim statt.
--- Polizeibericht. Eine Ladnerin wurde gestern wegen
Betrugs und Unterschlagung verhaftet; drei Personen kamen

wegen Ruhestörung und ein junger Mann wegen Unfugs zur
Anzeige.
Neckarsteinach. 17. Febr. Der am 13. Januar in Eber-
bach ertrunkene Schiffer Gg. Michel von hier wurde vorgestern
von Fischermeister Eder von Heidelberg oberhalb des hiesigen
Winterhafens geländet. woselbst der Leichnam an einem
Querbau hing. Auf telegraphische Weisung der Staatsanwalt-
schaft in Morbach muß die schon stark in Verwesung übergegangene
Leiche noch secirt werden.
-i- Neckarsteinach, 17. Febr. Bei der gestern in Darsberg
abgehaltenen Bürgermeisterwahl erhielten Landwirth
Hank 27. Gastwirth Schnorr 17 und Landwirth Seid von
Grein 20 Stimmen, so daß eine Stichwahl zwischen Hank und
Seid nothwendig ist. Wenn die Darsberger Stimmen sich nicht
vereinigen, so kann es möglich sein, daß die Bürgermeisterei nach
dem kleineren Filialort Grein verlegt wird.
A Epfenbach. 15. Febr. Letzten Sonntag Abend veranstaltete
der hiesige Gesangverein Liederkranz im Gasthaus
zur Linde eine Abendunterhaltung, welche sich eines sehr zahl-
reichen Besuches zu erfreuen hatte. Der Vorstand des Vereins,
Herr Lindenwirth Ziegler, hieß die Erschienenen herzlich will-
kommen, worauf Liedervorträge, Theaterstücke und Duette ab-
wechslungsweise zum Vortrag kamen und den anwesenden Gästen
einen schönen genußreichen Abend bereiteten. Es gebührt dem
wackeren Dirigenten, Herrn Lehrer Herbst, und dem rührigen
Vorstand, Herrn Lindenwirth Ziegler, sowie sämmtlichen mit-
wirkenden Vereinsmitgliedern für ihre vortrefflichen Leistungen
besondere Anerkennung.
IM. Triberg 17. Febr. Landolin Hock von Schonach, der
sich noch im Amtsgefängniß in Triberg befindet, hat nun das
Geständnitz abgelegt, daß er die Erhardine I o os von
Schonach ermordet habe. Er schilderte den Hergang
der That folgendermaßen: In der kritischen Nacht klopfte er
an dem Joos'i'chen Hause und wurde von Erhardine ein-
gelassen. Er gab vor, von ihrem Dienstherrn den schwarzen
Anzug borgen zu wollen, da er zur Hochzeit müsse. Er habe
chon früher mit Erhardine unsittlichen Umgang gepflogen
und stellte in dieser Beziehung einen neuen Antrag an sie,
was aber das Mädchen abwies. Erhardine wehrte sich und
wollte ihm die Axt aus den Kopf schlagen; er entriß ihr die-
selbe und hieb dann selbst damit auf das Mädchen ein. Als
er fort nach Hause ging, fiel ihm unterwegs ein. daß er sei-
nen Hut vergessen hatte; er kehrte um, juckst Hammer und
Stemmeisen und erbrach den Kasten. Es fielen ihm oabei
nur 10 Pfennig in die Hände, da der Bauer sein Geld be-
kanntlich mitgenommen hatte. Mit dem Hammer versetzte er
dann der Erhardine, die er noch nicht für ganz todt hielt,
noch einige Schläge auf den Kopf bis derHammervom Stiele
ab'vrana. Soweit sein Geständnis!._
Theater- und Kunst-Nachrichten.
Heidelberg, 18 Febr. Morgen, Sonntag, gelangt am Stadt-
theater nach längerer Pause das prächtige und beliebte Volks-
stück: „Der Herrgoltschnitzer von Ammergau" zur Aufführung,
in den Hauptrollen mit den Damen Heinrich, Konrad, Stein und
Sternau und den Herren Dankmar, Diener, Jensen, Mayring.
Murauer, Rudolph, Siener, Sigl und Stettner. Die Vorstellung
findet im laufenden Abonnement statt. Eine Wiederholung des
genannten Stückes kann der vorgeschrittenen Saison wegen nicht
stattfinden. — Die rühmlichst bekannte Coloratursängerin des
Karlsruher Hoftheaters, Frau Sophie Brehm, von ihren Kon-
zerten in Heidelberg noch in bester Erinnerung, ist von der
Theaterdirektion zu einem Gastspiel eingeladen worden und wird
Montag, den 20. ds. Mts., in einer ihrer hervorragendsten
Partien und zwar als „Marie" in der Over: „Die RegtmentS-
tochter" auftreten; als Einlage im 2. Akte wird Frau Brehm
die große Arie aus der Oper „Dinorah" von Meyerbeer singen.
Die anderen Partien der genannten Oper werden gesungen bezw.
gespielt von Frl. Sander und Thom und den Herren Gabel-
mann, Geißler und Stettner. Die Vorstellung findet im laufen-
den Abonnement und bei gewöhnlichen Preisen statt. Alle Preis-
ermäßigungen sind aber aufgehoben.
Mannheim. (Großh. Hof- und Nationaltheaker.) Sonntag,
19. Febr.: Gesammt-Gastspiel der Großh. Hofoper in Karlsruhe.
„Die Trojaner". Mittags 12 Ubr: I. Theil: „Die Einnahme
von Troja". Abends 6 Uhr: II. Theil: „Die Trojaner in
Karthago". Dienstag, 21. Febr.: VII. Musikalische Akademie.
Solistin: Frau Ellen Gulbranson, königl. Kammersängerin aus
Christiania «Sopran)
Karlsruhe. (Großh. Hoftheater.) Im Hoftheater in Karlsruhe:
Sonntag, 19. Febr.: Gesammtgastspiel der Großh.Hofover'Mann-
heim. „Lakme". „Phantasien im Bremer Rathskeller". Diens-
tag, 21. Febr.: „Die Geschwister". „Clavigo".

Handel und Berkehr.
Frankfurt, 17. Febr. Effektensocietät. Abends 6'/« Uhr-
Oesterr. Credit 230.80—90 b. Diskonto-Kommandlt 202.30 b.
Darmstädter Bank 155.30 b. Deutsche Bank 214 80 b. Dresdener
Bank 167.20 b. Nationalbank 148.30 b. Junge 145.50 b. Banque
Ottomane 114.80 b. Handelsgesellschaft 168.20 b. Oesterr. Staats-
bahn 154.40 b. Lombarden 30.50 b. Northern 81 b. Gotihard-
Aklien 144—144 40 b. Schweizer Central 142 50—70 b. Schweizer
Nordost 100—100.30 b. Schweizer Union 78—78.10 b. Jura-
Simplon 88.20-40 k. 5pCt. Italiener 95.90 b. G. ult., dto.
95.90 b. G. 10000er cassa. Mittelmeer 109.80 b. u. G. 3pCt.
Portugiesen 27 b., l^vCt. dto. 41.80 B. 70 G- 3pCt. Mexikaner
26 b. 4pCt. Spanier 54.20 b. Türk. Loose 116 b. Bochumer
241.80 B. 70 G. Gelsenkirchen 188 b. Harpener 183.30 B. 20 G-
Htbernia 191.50 B. 40 G. Edison 292.20 b. G. Alkali Weste-
regeln 220.50 b. G. Eschweiler 215 50 b. G. Concordia 278.20 b-
Bad. Zucker 52.50 b. G Albert 136.80 b. G. Masse» 146 b. G-
Friedrich-Hütte 169.50 b. G- Maschinenfabrik Hemmer 136 b. G-
Chem. Fabrik Mannheim 177 b. G. Züricher Elektr.-AktieN
144.50 b. G- Hilpert 128.50 b. G. Franks Elektr.-Aktien 136.2"
b. G. Blei- u. Silberhütte Braubach 114.70 b. G. .
6'/.—6V- Uhr: Kreditaktien 230.90. Gelsenkirchen 188.50-
Bochumer 242. Spanier 54.30. Northern 80.90.
Bei reservirtem Verkehr erfuhren die Kurse überwiegend mäßigt

Befestigung.
Berlin, 17. Februar. Heidelberger Straßen- und Bergbahn
gesellschaft 159.25 b.
Wiesloch, 17. Febr. Der heutige Schweinemarkt wa-
mst 99 Stück Milchschweinen beschickt. Preis für das Pa^
15 bis 23 ^4 „
Epvinge», 17. Februar. Dem heutigen Schweine mar-'
wurden zugeführt: 531 Milchschweine und 23 Läufer. D«
Preise beliefen sich für Milchschweine 16 bis 24 Läufer
54 bis 00 das Paar.
Heidelberg, 18. Febr. (Marktpreise.) Heu per Cenwe
5.40 bis 5.60, Korn-Stroh per Ctr. 2. - bis 2.20, gew-
1.50 bis 1.80, gelbe Kartoffeln per Centner 2.70 bis 2wV>
Salatkartoffeln per Ctr. 3.80 bis 4.—, Butter in Balle
80 bis 90 -A in Pfd. ^«t 1-— bis 1.10, Zwiebeln per Pfund
bis 10 Knoblauch 30 bis 35 Kernbohnen 22 bis 24 -S'
Gelbrüben 3 bis 4 Rosenkohl 15 bis 25 Schwarzwurzen
20 bis 35 Kastanien 10 bis 12 Eier per Stück 6 bis S -S'
per Hundert 6.20 bis 7.—, Nüsse per Hundert 40 bis 4o -4'
Blumenkohl per Stück 30 bis 50 -A Rolhkraut 20 bis 25 ^


Rothe Rüben 1 bis 2 Endivien 8 bis 10 Aepfel p -
Stück 2 bis 10 per Pfund 14 bis 16 Birnen per Sw-
3 bis 12 -L, Gebund Petersilie 2 bis 3 Gebund Schnittl-W"
3 bis 4 Gebund Radieschen 12 bis 15

Lvrrrerungsdeovacchrungen.
Heidelberg, 18. Febr. Thermometerstand (nach 6.)
7 Uhr: -i- 4,4°. Niederster Stand seit gestern Morgen:
 
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