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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0198

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vorliegenden Falle bestehe darin, wo werden die Grundbücher
geführt? Er wisse der Regierung und der Kommission dafür
Dank, daß sie in Anlehnung an das alte Recht die Grundbücher
bet den Gemeinden belasse. Würden sie nur bei den Amts-
gerichten geführt, so würde dies von der einheimischen Be-
völkerung als eine Belästigung empfunden werden. Es liege also
hier nicht ein Sonderinteresse des Rathschretberstandes, sondern
ein Allgemeininteresse vor. Auch werde das Prinzip der Publi-
zität mehr gewahrt, wenn die Bücher in den Gemeinden bleiben,
als wenn sie in den Amtsgerichten geführt werden. Die weitere
Frage sei nun, wer die Bücher zu führen habe. Es sei un-
verkennbar, daß im Hinblick auf die minutiöse Genauigkeit der
Buchführung eine Aenderung in dem seitherigen Systeme ein-
treten müsse. Er habe es aber lange Zeit für möglich gehalten,
daß, anstatt wie bisher, die Gemeinderäthe, die Rathschreiber die
Grund- und Pfandbuchsührung übernehmen könnten. Es gehörten
ja hierzu weniger juristische Finessen als vielmehr eine genaue
Personal- und Sachkenntniß. Die Grundduchführung lasse sich
auch durch geeignete Formulare und Impressen vereinfachen.
Schon bisher waren ja die Rathschreiber die Grund- und
Pfandbochführer, während die Gemeinderäthe nur die Namen
dazu hergaben. Er habe sich indessen im Laufe der Berathunq
überzeugen lassen, daß juristisch qualifizirte Personen nöthig sind,
da das Hypothekenrecht und das Erbrecht in die Grund- und
Pfandbuchführung Hineinspielen. Da die kleineren Gemeinden
sich indes keine juristischen Grund- und Pfandbuchführer anstellen
können, so scheine es ihm ein sehr guter Mittelweg, daß die
Notare mit der Grund- und Pfandbuchsührung betraut werden,
und daß die Rathschreiber als Htlfsbeamte fungiren. Dadurch
bleiben sie in einem wichtigen und verantwortungsvollen Theile
an der Grund- und Pfandbuchführung betheiligt und es ist die
Erhaltung eines tüchtigen und bcrufsfreudiqen Rathschreiber-
standes gewährleistet. In der Kommission sei nun noch betont
worden, daß diejenigen Gemeinden, die juristisch qualifizirte
Kräfte anstellen können, die Grund- und Pfandbuchführung selbst-
ständig führen können. Diesem Zweck diene der von der Kom-
mission beantragte Z 2a Eine weitere badische Eigenthümlichkeit
sei dadurch gewahrt worden, daß das Abschätzungsrecht bei den
Gemcinderäthen verbleibe, wodurch der Nealkredit erhöht werde.
Er bitte darauf hinzuwirken, daß ein möglichst einheitlicher Ein-
führungstermin angestrebt werde und er bitte die Regierung,
über den augenblicklichen Stand der Katastervermcssung Auskunft
zu geben. (Beifall.)
Abg- Lauck (Centr.): Es sei in den 20 Jahren, seitdem er
dem Hause angehöre, stets die pflichttreue Grund- und Pfand-
bochführung anerkannt worden. Auch habe der Realkredit stets
sehr gut dagestanden. Er habe sich gefreut, daß die Regierung
durch die bereits erörterte Regelung des Grund- und Pfandbuch-
wesens den Wünschen des Hauses noch Möglichkeit entgegen-
gekommen sei. Namens seiner Partei könne er sein Einverständniß
mit dem Regierungsentwurf erklären. Er bitte, ohne Nörgeln
den Gesetzentwurf sn bloo auzuuehmen. (Beifall.)
Abg. Benedey (Dem.) ist auch mit aller Entschiedenheit
der Ansicht, daß man mit dem Gesetzentwurf das Richtige traf.
Staatsminister Dr. Nokk dankt der Kommission für deren
gründliche Arbeiten. Er sei der Ansicht, daß die Kommission sich
sehr verdient gemacht habe. Die Gründlichkeit der geleisteten Ar-
beit werde auch die Plenarverhandlung erleichtern. Der 1. Ja-
nuar 1900 werde ein Ehrentag für das Deutsche Reich werden.
Er glaube nicht, daß man einmal die Zeiten der verschiedenen
Lanbrechte zurückwünschen werde. Bei den heutigen Zeitverhält-
nissen sei das einheitliche Recht ein wichtiges Moment des Ver-
kehrslebens und auch Länder mit guten Kodifikationen werden ihre
Opfer an das große Einheitswerk des Bürgerlichen Gesetzbuchs
gerne bringen. Die Amtsgerichte konnten nicht mit der Grnnd-
und Pfandbuchführung betraut werden, weil nach unseren Rechts-
gewohnheiten, die auf eine lange, lange Praxis zurückblicken,
Grundbuchs- und Gemeindebezirk zusammenfallen müssen. Wollte
die Regierung etwas Volksthümliches schaffen, so mußte sie daran
festhalten. Andererseits waren aber auch juristisch - qualifizirte
Kräfte nöthig. Aus diesen Erwägungen heraus mußte man zu
den Bestimmungen des Regierungsentwurfs kommen, wonach die
Notare die Grund- und Pfandbuchbeamten sind und die verdien-
ten Rathschreiber als Hilfskräfte fungiren. Die Regierung werde,
dem Wunsche des Abg. Wilckens entsprechend, sich bemühen, daß
das neue liegenschaftliche Recht bald eingeführt werde; es werde
sehr fleißig gearbeitet. Zwar werde es nicht möglich sein, daß
bis zum 1. Januar 1900 alle Arbeiten erledigt sind, aber sehr
weit werde sich die Sache nicht mehr hinausschieben. Was die
Konzession von selbstständigen Grund- und Pfandbuchämtern an
größere Gemeinden anlange, so habe sich die Regierung dem
Wunsche der Gemeinden nicht entziehen wollen, zumal ja die gro
ßen Gemeinden in der Lage sind, geeignete Kräfte anzustellen. Die
Grundbuchführung werde also in den Gemeinden geführt, aber
von qualifizirten Beamten. Er danke nochmals für den Kom-
missionsentwurf.
Abg. Frhr. von Stockhorner (kons.l ist im Wesentlichen
auch mit dem Entwurf einverstanden. Er bitte um einstimmige
Annahme.
Abg. Schüler (Centr.): Durch die Umänderung der liegen
schaftlichen Rechtsverhältnisse, wobei die Grund- und Pfandbach-
sührung Staatsamt werde, erwachsen den Gemeinden bedeutende
Kosten, seiner Gemeinde beispielsweise 1500 -16 0 Diese
erhalte aber nur einen Zuschuß von 150—200 Da es sich
doch um Staatsarbeiten handle, so bitte er, mehr Mittel flüssig
zu machen.
Abg. Geck (Soc.): Um das harmonische Bild vollständig zu
machen, erkläre er sich Namens seiner Fraktion mit dem Entwurf
einverstanden.
Abg. Pflüger (Dem.): Er stehe auf dem Standpunkt des
Abg. Wilckens.
Abg. Fieser (nat.-lib.): Das neue Gesetz stelle einen bedeu-
tenden Fortschritt gegenüber dem französischen Recht dar, das
bisher in Kraft war. Er sei auch der Meinung, daß den Hilfs-
beamten der Grund- und Pfandbuchämter im Laufe der Zeit
mehr Funktionen ertheilt werden. Im gegenwärtigen Augenblick
sei dies nicht möglich. Es sei kaum denkbar, daß die Männer
des praktischen Lebens sich in der schwierigen Uebergangszcit in
die Bestimmungen einarbeiten. Die bisher bethetligten Kräfte
haben schwierige Pflichten mit ausgezeichneter Pflichttreue aus
geführt. Redner behandelt im Einzelnen die Schwierigkeit der
Materie. Er kommt schließlich zu dem Ergebniß, daß die lieber
tragung der Grund- und Pfandbuchführung an die Notare eine
außerordentlich glückliche Lösung der Sache sei, denn der Notar
arbeite sich vermöge seiner Dienstobliegenheiten besser als der
Amtsrichter in die Verhältnisse des Bezirks ein. Mit der Zeit
werde sich der Notar zu einem sach- und fachkundigen Spezialisten
ausbslden. Die Rathschreiber, welche Hilfsbeamte der Grund-
buchführung werden, müßten der Negierung dafür dankbar sein,
daß sie, dem Wunsche der Kammer nachgebeud, den Mulh gehabt
habe, ein solches Gesetz einzubringen. (Allseitiger Beifall.)
Abg. Birkenmayer (Centr.) gibt seiner Befriedigung
darüber Ausdruck, daß das Grundvuchamt zwar nicht für die
Gemeinden selbst, aber für die Gemeindeinsassen gerettet worden
ist. Im Z 2» sei das Prinzip des Grund- und Pfandbuchamts
nach zwei Seiten durchbrochen, insofern als es in Städten von
mehr als 10 000 Einwohnern Gemeindeamt ist und als der
Grund- und Pfandbuchführer nicht nothwendig ein Jurist sein
müsse. Di« Zahl der Einwohner aber sei nicht entscheidend,
sondern die Qualifikation des betr. Beamten. Er hoffe, daß auch
für kleinere Gemeinden, wenn sich die Rathschreiber Mühe geben,
die Bestimmungen des Z 2 a eingeführt werden. Als am
1. Januar 1810 der Ooäs Mpolöon eingesührt wurde, haben sich
auch die Ralhschreiber rasch in die Verhältnisse eingelebt. Sollten
sich aus dem neuen Gesetz Bezügeverminderungen der Rathschreiber
ergeben, so bitte er, daß sie schadlos gehalten werden. Er glaube
auch nicht, daß die in 8 12 vorgesehene Strafbefugniß der
Notare gegenüber den Rathschreibern zu schlimmen Konsequenzen

führe. Ein Rathschreiber solle sich nicht so benehmen, daß er
gestraft werden muß.
Die allgemeine Berathung wird geschlossen.
Hierauf wird in namentlicher Abstimmung das ganze
Gesetz einstimmig angenommen.
Nächste Sitzung Donnerstag.
Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 21. Febr. Nach der am Sonntag den
19. Februar Abends im Großh. Hoftheater veranstalteten
Opern- und Balletaufführung der Mitglieder des Mann-
heimer Hof- und Nationaltheaters empfingen der Gro fi-
lz erzog und die Großherzogin in Gegenwart des
Generalintendanten Dr. Bürklin den Hofkapellmeister Langer
und beauftragten ihn, den Mitgliedern des Orchesters und
dem gesammten Personal des Mannheimer Hof- und Na-
tionaltheaters ihre Anerkennung über die wahrgenommenen
Leistungen auszusprechen, sowie die Freude und Befriedi-
gung der höchsten Herrschaften über das Gelingen des
Unternehmens eines Austausches der künstlerischen Kräfte
zwischen den beiden Kunstinst tuten.
Anstand.
Frankreich. Paris, 21. Febr. Heute wurde im
Senat und in der Kammer die Antrittsbotschaft
LoubetS verlesen. Der neue Präsident sagt darin u.
A.: Sie können, meine Herren, auf die Festigkeit
meines Charakters zählen, und alle meine Kräfte werde
ich aufwenden, um die Verfassung zu hüten, Sie haben
dafür ein Unterpfand an meiner unverbrüchlichen Hingabe
an die Republik. — Die Botschaft wurde an mehreren
Stellen, so dort, wo der Präsident von den Verirrten spricht,
stark applaudirt und auch im Ganzen gut ausgenommen. —
Die Stadt war gestern Abend vollständig ruhig. Man
befürchtet aber eine Wiederholung der Unruhen am Tage des
Leichenbegängnisses. Der nationalistische Soir hat schon gestern
dem neuen Präsidenten gedroht, ein Minister des Cabinets von
1892 werde mit skandalösen Enthüllungen auftreten, wenn die
heutige Botschaft des Präsidenten die Gegner der Revision
nicht befriedigen sollte. — Heute stellt auch die I-i§u6
äjs 1a katris krantzaiss durch ihren Ehrenvorsitzen-
den Francois Coppse dem Präsidenten ein Ultimatum.
Sie fordert, daß Loubet in seiner heutigen Botschaft ein
förmliches Versprechen abgebe, erstens, der abscheulichen
Dreyfussache ein Ende machen zu wollen, zweitens, daß
die Regierung in Zukunft eine größere Wachsamkeit über
die politischen Männer hinsichtlich ihrer Ehrenhaftigkeit übe,
drittens, daß Loubet das unbegreifliche Versehen wieder
gut mache, daß er in seiner ersten öffentlichen Rede nach
seiner Wahl zum Präsidenten nicht betont habe, daß der
Schutz der Ehre der Armee seine höchste verfassungsmäßige
Pflicht sei. Nur unter diesen Bedingungen, schließt Coppse,
kann man ans einige Ruhe zählen. — Da die Botschaft
diese Forderungen nicht erfüllt, so kann der Tanz losgehen.
England. London, 20. Februar. (Oberhaus.)
James brachte eine Vorlage ein, welche bestimmt, daß alle
berufsmäßigen Geldleiher in ein Verzeichn iß
einzutragen sind und Geschäfte nur unter eigenem Namen
betreiben dürfen. Die Vorlage bestimmt ferner, daß der
Geldleiher dem Geldnehmer eine Abschrift des abgeschlosse-
nen Vertrages einzuhändigen hat, und daß der Richter er-
mächtigt sein soll, den Geldnehmer von einem absurden
oder harte, erpressende Bedingungen enthaltenden Vertrage
zu entbinden. Betragen die festgesetzten Zinsen unter 10
Prozent, so hat das Gericht
steigen sie aber diesen Satz,
Gericht die Feststellung eines
Banquiers sowie allgemeine
brauchen sich nicht in das
James erklärte, die Vorlage

sich nicht einznmlschen, über-
so kann der Geldnehmer bei
billigen Zinsfußes nachsuchen.
Handels- und Finauzfirmen
Register cinlragen zu lassen,
bezwecke drastische Äbhülfs-

mittel gegen bestehende üble Zustände. Das Haus nahm
die erste Lesung der Vorlage an.
London, 20. Februar. Unterhaus. Der Unter-
staatssekretür des Auswärtigen, Brodrick, bestätigte auf
eine Anfrage, daß die Leiche des Mahdi auf Anord-
nung des Sirdars Kitchener aus dem Grabe genommen
und in den Nil geworfen worden sei. Abg. William
Redmond kündigte an, er werde gegen die Bewilligung
der Jahresrente für Kitchener wegen der Entheiligung der
Gebeine des Mahdi stimmen. (Die im ersten Augenblick
allerdings etwas befremdende Maßregel findet ihre Be-
gründung darin, daß das Grab des Mahdi im Kalle seiner
Erhaltung ein Wallfahrtsort der fanatisirten Mohamedaner
geworden wäre.)
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 22. Februar.
Vo» den Mittheilungen zur Geschichte des Heidelberger
Schlosses ist kürzlich das erste Heft des 4. Bandes erschienen.
Dasselbe enthält zwei Beiträge von Notar a. D. Starck und
zwei von Baudirektor Durm. Starck schildert in seinem ersten
Aufsatz daS Leben und verdienstvolle Wirke» des Grafen Graim-
berg in Heidelberg: in dem zweiten die Restauration des Heidel
berger Schlosses unter dem badischen Fürstengeschlechte. Beide
Aufsätze ergänzen einander und bieten eine große Anzahl positiver
Daten dar, die für jeden Freund des Schlosses von Interesse
sind. Baudirektor Durm bespricht in seinem ersten Aussatz die
Gründungshypothesen des Heidelberger Schlosses. Bekanntlich
sind vor einiger Zeit in der Mauer, die dem Friedrichsbau und
dem gläsernen Saalbau gemeinsam ist, frühgothische Fensterreste auf-
gefunden worden, in denen man eine greifbare Grundlage für die
Datirung des Schloßbaues gefunden hat. Dieser Fund entscheidet zn
Gunsten der Annahme, daß der Jettenbühl schon zur Zeit Kow
rads des Hohenstaufen (nach 1155) einen Herrensitz trug. Der
zweite Aussatz Durms behandelt den Antheil des Bildhauers
Götz an der Hoffassade des Friedrichsbaus. Das Heft ist außer
ordentlich interessant.
-H- Das Variötü zum Zwinger bot am Montag einen genust
reichen Abend, und derer wird die Saison noch mehr bringen.
Aus dem Programm sei zunächst das Auftreten des bekannten
und beliebten Mimikers Herrn Hentsch erwähnt. Anny Verrand
als Tyroltenne brachte ihre gut einstudirten Jodler mit hübscher
Stimme zum Vortrag; der zu erwartende Beifall blieb nicht
aus. Herr Fritz Poggendorf ist als Tanzhumorist preisgekrönt,
was zur Genüge bekundet, wie die Leistungen dieses Herrn sind
Willy und Bertram konnten nicht auftreten, da sie noch nicht an-
gelangt waren. Im 2. Theil wurde ein hübscher Einakter „Die

wilde Toni" aufgeführt und beifällig ausgenommen. Als
Charakterkomiker trat Herr Carl Buck, ein junger Mann, uns
vor Augen, der bet längerer Uebung manche Spezialität in
diesem Fach in den Hintergrund stellen wird. Den Haupt-
anziehungspunkt des Abends bildete die Feuerkönigin Semona,
welche das gut besetzte Haus in Helles Erstaunen setzte. Diese
farbige Schönheit stammt aus dem Negerstamm der Wambutti.
Sie lebt in dem religiösen Wahn, daß das Verschlucken von
Flammen und das Brennen des Körpers mittels glühendem
Eisen dem Gott Cokari ein wohlgefälliges Opfer sei. Durch
diese Torturen gewöhnt sich der Körper an das Ungewöhnliche,
so daß, wer dies von Kindheit an treibt, weder Schmerz ver-
spürt noch Merkmale an seinem Körper davon trägt. So zum
Beispiel zerstückelt sie glühendes Eisen mit den Zähnen und be-
streicht sich mit eben solchem die Gliedmaßen. Dies alles ge-
schieht vor den Augen des Publikums, da sich Semona nur im
Publikum produzirt. Der Besuch des Varists ist sonach sehr zu
empfehlen. Das Gastspiel der Feuerkönigin währt nur kurze
Zeit.
** Die Harmoniegesellschaft hielt gestern Abend im Garten-
saale ihres Hauses die alljährliche regelmäßige Hauptversamm-
lung ab. Herr Max Klingel führte an Stelle des durch Un-
wohlsein am Erscheinen verhinderten I. Vorstehers, Herrn Jean
Ackermann, den Vorsitz. Anwesend waren etwa 50 Mitglieder.
Aus dem mitgethcilten Jahresbericht sei entnommen, daß sich die
Zahl der Mitglieder gegen das Vorjahr ziemlich gleich blieb.
Der Bestand der Gesellschaft beläuft sich auf 251 ordentliche und
62 außerordentliche Mitglieder, 51 Damen und 6 Akademiker.
Das Andenken an die durch Tod Ausgeschiedenen ehrte die Ver-
sammlung durch Erheben von den Sitzen. Der große Saal mar
68, der Gartensaal 69, der kleine Saal 67, das Sitzungszimmer 5,
das Galleriezimmer 3 und der Garten 3 mal vermiethet. Der
Verwaltungsrath hielt 18 Sitzungen ab, außerdem traten die ver-
schiedenen Kommissionen mehrfach zu Berathungen zusammen.
Die veranstalteten Vergnügungen nahmen bei zahlreicher Be-
theiligung einen guten Verlauf, der große allgemeine Maskenball
brachte eine starke Einnahme, dem früheren Vorstand der Ver-
gnügungskommission, Herrn Brehm, wurde für seine er-
sprießliche reiche Thätigkeit Dank ausgesprochen. Der Treppen-
neubau fand bei der Besichtigung durch die Behörden lobende
Anerkennung. Der Bericht schloß mit der Bitle, auf die Werbung
neuer Mitglieder allezeit bedacht zu sein, damit die Gesellschaft
auch ferner blühe und gedeihe. Der Gcgcnrechner, Herr Julius
Otto, erstattete sodann den Kassenbericht. Dem Rechner, Hrn.
C. Henrici, wurde, nachdem die Rechnungsprüfungscommis-
sion die Rechnung für 1897 in bester Ordnung gefunden hatte,
Entlastung für diese ertheilt. Der Voranschlag für 1899 wurde
genehmigt. Zu den Wahlen übergehend theiltc der Vorsitzende
mit, daß Hr. Langbein eine Wiederwahl ablehne. Die Wahlkom-
mission empfehle als Ersatz Hrn. I. Schmitt (Rummels Nachfolger).
Es erfolgten noch einige andere Vorschläge. Das Wahlergebniß
kann erst morgen mitgetheilt werden, da die Abgabe der Stimm-
zettel auch heute Abend noch staltfindet. Herr Stadtrath
Ammann unterstützte in warmen Worten die oben erwähnte
Bitte des ersten Vorstehers; er hob in seiner Ansprache hervor,
die Harmonie besitze einen Anspruch darauf, daß die Mitbürger
sie zu stützen suchen. Nachdem noch dem ersten und zweiten Vor-
steher der Dank der Versammlung ausgesprochen worden war,
begann unter dem Vorsitz des neuen Vorsitzenden der Ver-
gnügungscommission, Herrn K. Hörning, eine gemächliche
Abendunterhaltnng, die unter allgemeinem Gesang, den Vorträgen
der Gesangsabtheilung und verschiedenen Ansprachen den an-
genehmsten Verlauf nahm.
-i- Unglücksfall. Gestern früh wurde in einer Pension dahier
ein 17 Jahre altes Fräulein im Bette todt aufgefunden; ver-
muthlich ist die junge Dame an Kohlengas erstickt.
- Polizeibericht. Verhaftet wurden gestern zwei Frauens-
personen wegen Umherziehens und drei Mannspersonen wegen
Bettelns und Landstreicherei, drei weitere Mannspersonen kamen
wegen Ruhestörung und Unfugs zur Anzeige.
-j- Schlierbach, 19. Febr. Tie Abgeordneten des Pfalzg au-
ängerbnndes hielten heute Nachmittag im Jägerhaus dahier
eine Sitzung ab, in welcher beschlossen wurde, das diesjährige
Gaufest zugleich mit dem 25jährigen Stiftungsfeste des hiesigen
Gesangvereins Sängerbund zu begehen. Das ursprünglich in
Aussicht genommene Preissingen wurde fallen gelassen, da den
Vereinen in diesem Jahre Gelegenheit genug geboten ist, sich mit
anderen im friedlichen Wettstreite zu messen und dafür ein Concert
in Aussicht genommen, bestehend in Gesammtchöre» und Einzel-
vorträgen, an welchem sich alle Gauvereine zu betheiligen haben.
Der hiesige Gesangverein wird sich bemühen, seinen werthen
Gästen den Aufenthalt so angenehm als möglich zu gestalten, und
dürfte es ein recht gemüthliches Fest und die Theilnahme eine
recht zahlreiche werden.
O Neckargemünd, 19. Febr. Heute hielt der Militär-
verein N e ck a r g e m ü n d - K l e i n g e m ü n d im Vereins-
lokal zum Hirich seine alljährliche ordentliche Generalversammlung
ab, welche recht zahlreich besucht war. Nachdem der 1. Vorstand,
Herr Ankerwirth C. Kühner, die Erschienenen begrüßt und
des großen Tobten vom vergangenen Jahre, des Fürsten Bis-
marck als Mitbegründer des deutschen Reiches, gedacht hatte,
toastete derselbe auf den obersten Kriegsherrn, Se. Majestät
Kaiser Wilhelm II., und ertheilte hierauf dem Schriftführer des
Vereins, Herrn Otto Pantlen, das Wort zur Erstattung des
Jahresberichts. Aus demselben ging hervor, daß der Verein
z. Zt. 132 Mitglieder zählt; der Verlust au Tobten betrug,4,
worunter sich ein Kamerad befand, der den Feldzug 1870/71 mit-
gemacht batte; es wurde derselben durch Erheben von den Sitze«
gedacht. Mit einer Ermahuuug an die Mitglieder, fest zu Kais»
und Reich und dem angestammten Fürstenhaus zu halten, schloß
Redner mit einem Hoch auf Se. Königl. Hoheit den Großheczog-
Hierauf erstattete der Rechner, Herr Ernst Schott, die Rechnungs-
ablage, wonach sich ein Vermögen von 800 Mk. herausstellte.
Die nun vorgenommenen Wahlen des 1. Vorstandes und des
Schriftführers waren einheitliche, so daß die Herren Ca»
Kühner und Otto Pantlen wieder gewählt sind, für de«
Rechner, Herrn E. Schott, welcher nach Lützelsachsen als dortiger
künftiger Traubeuwirth übersiedelt, wurde Herr Gerbcreibesttz»
Fritz Lein ebenfalls einstimmig gewählt. Die Versammlung
verlief in der besten Stimmung Im Laufe dieses Jahres feie»
der Verein sein 25jähriges Jubiläum verbunden mit dem Ab-
geordnetentag des Neckargau-Verbandes.
I,. Vom Neckar, 21. Febr. Am verflossenen Sonntag NaA
mittag fand im Hotel zur Westendhalle in Heidelberg die erste
diesjährige Bi enenzüch t er v ersa mmlun g des Vereins HsV
delbcrg statt, die von den Mitgliedern außerordentlich zahlreich
besucht war. Als Gegenstand der Berathung stand auf der
Tagesordnung 1. Jahresbericht, 2. Rechnungsablage und 3. Vor
standswahl. Zugleich wurde der Voranschlag für 1899 ausgestellt
und bestimmt, daß im Laufe des Jahres etwa 8—10 Versamm-
lungen abgehalten werden sollen. Bei der Wahl in den VorftaNg
wurden mit Stimmenmehrheit gewählt als I. Vorstand der st»
herige Vorstand Herr Gerichtsschreiber Herrel aus Heidelberg-
als II. Vorstand Hauptlehrer Hutt aus Dossenheim und m»
Kassier Herr Fries aus Heidelberg. Möge das Jahr 1899 ««-
Imkern ein glückverheißendes, honigspendendes Jahr werden, "«
mit mancher sehr cntmuthigte Imker wieder mehr Lust an de
edlen Bienenzucht bekomme.
ff Mannheim, 17. Febr. Das neueste sehr auffällige V»
gehen der Petroleum-Mo nopolg es ellsch asten geg»
hiesige Detaillisten erregt berechtigtes Aufsehen. Die Petroleum
Monopolgesellschaften erklärten sich seinerzeit bereit, die ApMM
zur Aufbewahrung und Abfüllung von Petroleum einzufüh»'
und die Detaillisten erklärten sich umsomehr hiermit einverstand»'
als diese sehr praktischen Vorrichtungen» die Eigenthum der
sellschaften blieben, von dieser den Detaillisten kostenlos gellest'
wurden. Dieses seit vielen Jahren bestehende Verhältniß I.,
-*> beseitigt werden. Die Gesellschaften wollen ^

wurden,
nun plötzlich
 
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