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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0220

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Ausland.
Oesterreich-Ungarn. Budapest, 27. Febr. Eine
Extraausgabe des Amtsblattes veröffentlicht ein Hand-
schreiben, nach welchem der König mit Entschließung vom
26. d. M. die Entlassung des ungarischen Gesammt-
ministeriumS annimmt und für dessen Treue und
eifrige Dienste den Dank ausspricht. Das Amtsblatt
veröffentlicht alsdanu die Ernennung Koloman v. SzeUs
zum Ministerpräsidenten und Betrauung mit der provi-
sorischen Leitung des Ministeriums des Innern, ferner die
Wiederernennung der Minister Fejervary, Lukacs, Wlassics,
Daranyi und Szechenyi, alsdann die Ernennung des
Staatssekretärs Plodz zum Justizminister, des Abgeord-
neten Alexander Hegedues zum Handelsminister.
Frankreich. Pari s, 27. Febr. Dem Figaro zufolge
hat Monicourt erklärt, der Herzog von Orleans be-
absichtige nach Frankreich zurückzukehren
und werde alle dazu nothwendigen Schritte thun, doch be-
stehe zwischen dem Herzog und den Generälen oder der
Patriotenliga keine Verbindung. Auf die Frage, ob der
Herzog in der letzten Zeit heimlich nach Paris gekommen
sei, antwortete der Secretär ausweichend.
Rußland. Petersburg, 23. Febr. Gestern Abend
wurde in der Duma (Stadtverordnetenversammlung) die
Mittheilung gemacht, daß das Stadthaupt nicht, wie die
Duma gewünscht hatte, nach Paris gefahren sei, um
am Sarge Faure's einen Kranz im Namen der Duma
von St. Petersburg niederzulegen, weil die Erlaubniß des
Ministeriums des Innern nicht eingetroffen sei. Von einer
zufälligen Verschleppung dieser Erlaubniß kann hierbei nicht
die Rede sein, sondern es liegt Absicht zu Grunde.
Asien. Mit Eintritt der kühlen Jahreszeit bessert sich
der Gesundheitszustand in Kiautschou. Die in
den Sommermonaten hervorgerufenen Krankheiten d-
Darmes und die Malaria sind fast ganz verschwunden.
Im Monat December kamen von diesen Krankheiten nur
8, bezw. 5 Fälle vor, die einen leichten Verlauf nahmen.
Amerika. Washing to n, 25. Februar. Der Senat
derieth gestern das Heeresgesetz. Der erste Redner, der
dafür sprach, betonte, daß die Vereinigten Staaten bald im
Kriege mit Cuba sein würden und auch auf den Philip-
pinen ein kräftiges Vorgehen nöthig sein werde.
Washington, 25. Febr. Die Bitte Admiral D e-
weys um Entsendung des Schlachtschiffes „Oregon" hat
in amtlichen Kreisen überrascht. Hier herrscht die Besorg-
mß, daß Dewey vielleicht Mittel verlange, um einer mög-
licherweise bevorstehenden Intervention der europäischen
Mächte (?) auf den Philippinen zuvorzukommen. Man
glaubt, daß bei den letzten Bränden sehr viel fremdes
Eigenthum zerstört wurde und daß daher einige
Commandanten der in den dortigen Gewässern stationirten
fremden Kriegsschiffe erklären könnten, daß sie für die In-
teressen ihrer Landsleute Schutz verlangen. Otis verlangt
in einer Woche 2500 Mann Verstärkungen.
Der Stand der Industrie in Baden.
L.6. Karlsruhe, 25. Februar.
Soeben ist der Jahresbericht der Fabrikinspektion erschienen,
der wiederum einen interessanten Einblick in das wirthschaftliche
und soziale Leben unserer engeren Heimath gewährt. Indem wir
uns hierüber nähere Ausführungen Vorbehalten, wollen wir hier
nur betonen, daß die Industrie in Baden einen bedeutenden Zu-
wachs erhalten hat. Die Zahl der revisionspflichtigen Betriebe
ist von 6353 auf 6515 also um 2V//o der früheren Ziffer ge-
stiegen. An der Auswärtsbewegung nehmen fast alle Industrie
zweige Theil mit Ausnahme der Bekleidung?- und Reinigungs-
institute. die von 124 auf 112 und der künstlerischen Gewerbe, die
von 25 ans 24 gesunken sind. Es scheint indeß, daß bei den Be-
kleidungsindustrien kein Rückgang stattgefundeu hat, sondern eine
Konzentration der Betriebe durch Zusammenlegung. Ein Ver-
gleich mit dem vorjährigen Jahresbericht gibt uns einen Finger
zeig darüber, auf welchem Gebiete die Veränderung des statisti-
schen Bildes stattgefunden hat. Die Zahl der Badeanstalten ist
von 11 auf 7 gesunken, die Zahl der Schuhmachereien von 20
aus 18 und der Konfektionsgeschäfte von 44 auf 37, insgesammt
also ein Rückgang von 14 Betrieben, dagegen ein Zuwachs von
einer Wäscherei und einem — Korsettgeschäft. Es scheint dem
nach, daß der heilige Krieg gegen den modernen Brustpanzer
immer noch vergeblich war. Unverändert bleibt die Zahl der
Betriebe bei der Papierindustrie, die sich auf 116 Fabriken ge-
gehalten hat. Im Uebrtgen ergibt sich folgendes Einzelbild: Die
Zahl der Betriebe ist im Bergbau und Salinenwesen von 20 auf
23, in der Stein- und Thonindustrie von 507 auf 559, in der
Metallindustrie von 794 auf 797, in der Maschinen- und Werk-
zeugfabrikation von 396 auf 413, in der chemischen Industrie
von 54 auf 57, in der Leucht- und Fettstoffindustrie von 139 auf
151, in der Textilindustrie von 2o3 aus 208, in der Lederindustrie
von 120 auf 122, in der Holzindustrie von 1053 auf 1093, im
Baugewerbe von 336 auf 371, in den polygraphischen Gewerben
von 153 auf 167 und in dem unter der Rubrik „sonstige Ge
werbe" zusammengesetzten System von 222 auf 256 Betriebe ge-
stiegen. Dementsprechend in auch die Zahl der Arbeiter von
158068 auf 170133 oder um nicht weniger als 13,3°/, der
früheren Zahl gestiegen.

Aus Stadt

und Land.
Heidelberg, 28.

Februar.
A Der Heidelberg Lawn-Tennis-Club hielt am vergangenen
Freitag im Museum seine diesjährige Generalversammlung ab,
welche sich eines recht guten Besuches erfreute. Zu Vorstands
Mitgliedern wurden wiedergewählt: Herr Stadtrath Ellmer (Vor
sitzender), Mr. Catty, Mr. Girdlestone, die Herren W. Erb,
W. Hoffmann und F. A. Traun. Für den auf seinen Wunsch
leider ausscheidenden Mr. Tebbttt wurde Herr Dr. Schoenborn
gewählt. Es wurden u. a. folgende wichtige Beschlüsse gefaßt:
Zur Ermöglichung einer besseren Koulrole werden den Mit-
gliedern in Zukunft persönliche Jahreskarten a 10^L ausgestellt,
welche sie auf dem Platze stets bei sich zu führen und den Vor-
standsmitgliedern bezw. dem Platzwärter auf Verlangen vor-
zuzeigen haben. Diejenigen Mitglieder, welche vor dem 1. April
und nach dem 31. October zu spielen wünschen, haben einen
weiteren Beitrag von 3 zu bezahlen. Für Bälleauflesen soll
in Zukunft ein Maximallohn von 25 ^ für die Stunde fest-
gesetzt sein. Gute englische Bälle werden durch den Verein be-
zogen und den Mitgliedern zum Selbstkostenpreis überlasten.
Alle Anfragen und Korrespondenzen sind an den Schriftführer,
Herrn F. A. Traun, Anlage 18 hier, zu richten.
Vortrag. Frl. Julie Salomon aus Berlin wird am
Freitag, den 3. März im kleinen Saale der Harmonie einen
Vortrag halten über soziale Bildung. Sie ist eine Mitarbeiterin
der Frau Jeanette Schwerin auf sozialem Gebiet und wie diese
von der Nothwendigkett durchdrungen, daß Alle Hand anlegen

müssen zur Heilung der sozialen Schäden. Besonders möchte sie
die sichergestellten Frauen zum Beistand derer auffufen, die unter
materiell und moralisch ungesunden Lebensbedinqungen zum Er-
werb gezwungen sind. Anknüpfend an schon bestehende Organi-
sationen möchte sie die Wege weisen, auf denen es der erwerben-
den Frau möglich wird, sich selbst emporzuarbeiten zur Hebung
und Festigung ihrer Existenz. — Allen denen, die diese Fragen
interessiren, wird der erwartete Vortrag reiche Belehrung bringen.
Darum sei hiermit nachdrücklich zum Besuch desselben aufgefordert.
Elektrische Eisenbahn Heidelberg-Mannheim. Im Mann-
heimer Stadlrath wurde am 24. d. zur Kenntnis gebracht, daß
von den Oberbürgermeistern der beiden Städte Heidelberg und
Mannheim behufs Wahrung der Priorität für die Erlangung
einer diesbezüglichen Konzession am 20. l. Mts. an Großh.
Ministerium des Großh. Hauses und der auswärtigen Angelegen-
heiten Vorlage in dem Sinne erstattet wurde, es fei beabsichtigt,
die Zustimmung der Stadträthe der Städte Heidelberg und
Mannheim dazu zu erwirken, daß die von ihnen vertretenen
Stadtgemeinden bei der Staatsregierung um die Konzession zur
Erbauung und zum Betriebe einer elektrischen Bahn nachsuchen,
welche die beiden Städte mit einander in unmittelbare Ver-
bindung bringen und insbesondere dem zwischen denselben sich
vollziehenden örtlichen Personenverkehr dienstbar gemacht werden
soll. Der Stadtrath erklärt sich mit dem Inhalt der oben er-
wähnten Eingabe einverstanden.
8 Galaauffahrt Die gestrige Galaauffahrt des 8. 0. und
O. 6. galt dem seitherigen Prorektor, Hrn. Geh. Hofrath Dr.
Kehrer. Der künftige Prorektor, Hr. Prof. Dr- Ost ho ff
gedenkt die Vertreter der Korporationen nach Uebernahme des
Prorektorats im Universitätsgebäude zu empfangen.
T Zwei Logen. Seit dem November vorigen Jahres haben
wir — was noch nicht überall bekannt ist und wohl auch gelegent-
lich zu Verwechslungen führt — hier zwei Logen: die alte
oge „Rupprecht zu den fünf Rosen", die unter der Großloge
zur Sonne in Bayreuth steht, und die neu gegründete Loge „Zur
Wahrheit und Treue", die zur Großloge des eklektischen Bundes
in Frankfurt gehört. Das Lokal der neuen Loge ist der „Bay-
rische Hof".
* Neue Uhr am Hauptbahnhof. Seit einigen Tagen ist
über dem Thorweg des Verbindungsganges vom badischen zum
ehemaligen Main-Neckar-Bahnhof eine neue, elektrische Uhr an-
gebracht. Die in dem Thürmchen des Verwaltungsgebäudes
bisher befindlich gewesene Uhr ist dagegen verschwunden — ob
für immer oder nur vorübergehend, etwa der 'Reparatur wegen,
entzieht sich unserer Kenntniß.
Vesitzwechsel. Frau Letbert Ww. verkaufte ihre beiden Häu-
ser Brückenstraße 35 und 37 (Wirthschaft z. Kronenbräu) um
den Preis von 125000 Mk. an Wittwe Voigt, früher Wirthin im
„Rodensteiner" und „Perkeo". Wie man hört, beabsichtigt Frau Voigt
die Wirthschaft in den erworbenen Räumen selbst zu führen.
ssi Schöffengerichtssitzung im Stadtrathssaale vom 27. Febr.
1) Johannes Strohecker, Dienstknecht in Gültstetn, erhielt wegen
Unters ülagung 10 Tage Gefängniß. 2> Franziska Grün geb.
Ottendörfer dahier wegen Diebstahls 5 Tage Gefängniß,
3) Johannes Schemcnauer, Taglöhner in Kirchheim, wegen Wider-
stands, Beleidigung und Ruhestörung 14 Tage Gefängniß.
4) Georg Reinig, Sattler, Friedrich Gembe, Cementarbeiter,
Sebastian Wallenwein, Cementarbeiter, Johann Arnod III.,
Cementarbeiter, Heinrich Müllerl., Cementarbeiter, und Gg. Franz
Abendschein, Cementarbeiter, alle in Gaiberg, sind wegen Körper-
verletzung angeklagt; Reinig und Gembe erhielten je 14 Tage
Gefängniß, Wallenwein, Arnod und Müller je 7 Tage Gefängniß,
Abendschein wurde freigesproche». 5) Jakob Peter Reusch, Tag-
löhner in Rahrbach, Georg Braun, Taglöhner in Kirchheim,
Ltonharo Wtndisch, Taglöhner in Kirchheim, Friedrich Schöpf,
Taglöhner in Kirchheim, Ludwig Klingmann, Cigarrenmacher
in Kirchheim, Michael Rittlinger, Maurer in Sandhaufen, Johann
Schuhmacher, Maurer in Schatthausen, sind wegen Körper-
verletzung und Bedrohung angeklagt; es erhielten: Rensch 3
Wochen Gefängniß, Wtndisch 10 Tage Gefängniß, Schöps
1 Woche Gefängniß, Klingmann und Rittlinger je 8 Tage
Gefängniß, Braun und Schuhmacher wurden freigesprochen.
6) Johann Friedrich Schneitz, Steinbrecher in Mückenloch, erhielt
wegen Unterschlagung 3 Tage Gefängniß, 7) Heinrich Keller-
mann und Georg Kellermann, beide Taglöhner in Waldhilsbach,
erhielten wegen Widerstands, Beleidigung und Körperverletzung
elfterer 14 Tage Gefängniß, letzterer 8 Tage Gefängniß.
— Gefährlicher Sturz Gestern Mittag fiel ein 13 Jahre
alter Knabe in der Fahrigasse vom zweiten Stock auf das Pflaster
herab und erlitt dabei einen Schädelbruch, sodaß an seinem Auf-
kommen gezweifelt wird. Der Knabe war zum Gaubfenster
hinausgestiegen und wollte aus dem Dachkandel einen Gummi-
ballen berausholen; dabei glitt er aus und fiel herab.
— Polizeibericht. Zwei Frauenspersonen wurden wegen Um-
herziehens und zwei weitere wegen Diebstahls verhaftet; fünf
Personen kamen wegen Unfugs und Ruhestörung zur Anzeige.
6.6. Dilsberg, 27. Febr. Am Freitag Abend wäre die
hiesige kathol. Klrche beinahe ein Raub der Flammen geworden.
Einige Arbeiter, die von der Arbeit heimkehrend an der Kirche
vorbeigingen, bemerkten in der Kirche einen Flammenschein. An
scheinend waren beim Schließen des Orgelpultdeckels einige unter
den Registerzügen liegende Schwefelhölzchen durch Reibung ent-
zündet worden. Das Feuer theilte sich rasch dem Pultdeckel und
der Klaviatur mit, so daß die neue Orgel und mit ihr vielleicht
die ganze Kirche ein Raub der Flammen geworden wären, wenn
nicht die Arbeiter den Brand durch Wasser im Keime erstickt
hätten.
Sinsheim, 25. Febr. Der Amtsbezirk A nsheim ist in mili
tärt scher Hinsicht jetzt von dem kgl. Bezirkskommando Bruchsal
abgetrennt und demjenigen in Heidelberg zugetheilt worden.
6.0 Karlsruhe, 26. Februar. Freifrau Alberta von Frey-
dorf, die bekannte Karlsruher Dichterin, hat dem Ausschuß für
das Scheffeldenkmal in Säckingen die beträchtliche Gabe
von 722 Mk., die sie persönlich gesammelt, überwiesen und zu
gleich einen poetischen Aufruf verfaßt, den das Säck. Tagbl. im
Wortlaut veröffentlicht.
6.0. Karlsruhe, 26. Febr. Der Professor der Ingenieur-
Wissenschaft on der Technischen Hochschule, Herr Cosmas
Sayer, wurde auf der Straße vom Schlage gerührt und
bewußtlos ins St. Äinzentiushaus verbracht, wo er nach wenigen
Stunden st arb. Sayer wurde 1890 von Offenburg, wo er als
Vorstand der Rheinbauinspektion wirkte, als ordentlicher Professor
an die Technische Hochschule berufen. Der im besten Lebensalter
stehende Mann gedachte in wenigen Wochen seine Braut heim
zufuhren — ein rauhes Geschick hat es anders gewollt.
6.0. Karlsruhe, 27. Febr. Der Director der Großh. Kunst
Halle, Hofmaler Ernst Richard, feiert morgen in seltener
Geistesfrische seinen 80. Geburtstag. Er wurde 1819 in Karls
ruhe geboren, 1846 zum Hofmajer, 1859 zum Galerieinspector,
1884 zum Obergalerieinspector und Vorstand des Großh. Kupfer
stichcabinets und der Sammlung der Handzeichnungen in der
Großh. Kunsthalle und 1893 zum Director der Großh. Kunsthalle
ernannt. Richard hat seine künstlerische Laufbahn in München
begonnen und namentlich als Thiermaler einen Ruf errungen.
6.0. Karlsruhe, 27. Februar. Dem Generallandes-
archiv find im verflossenen Jahre 58 Nummern neu zugegangen,
darunter die aus dem Nachlaß des Grafen von Traitteur
in Bruchsal erworbenen Akten über die Bruchsaler Saline sowie
mehrere werthvolle Sammelbände mit Aufzeichnungen politischen
und militärischen Inhalts, seltenen Flugblättern, Programmen,
yofber chten re. Aus dem Archiv des Ministeriums des Aus-
wärtigen in Paris wurden Abschriften wichtiger politischer
Correspondenzen zur Geschichte Badens im 17. und 18. Jahr-
hundert gewonnen. Die Siegelsammlung erfuhr eine Bereiche-
rung durch eine Schenkung des Herrn Gull in St. Gallen
(39 Gypsabgüsse von Siegeln der Bischöfe von Konstanz).
6.0. Pforzheim, 27. Febr. ReichstagSabg. Agster, der
am Donnerstag in die Irrenanstalt Pfullingen überführt worden

war, traf, lt. Pf. Beob., wieder hier ein und wurde vorläufig
ins Krankenhaus verbracht. Die Aufnahme in die Irrenanstalt
konnte nicht erfolgen, weil Agsters Angehörige die erforderliche
Zustimmung nicht ertheilten. Der Unglückliche fand sich in der
Nacht von Samstag auf Sonntag mehrmals auf der Pforz-
heimer Polizeiwache ein und fragte nach seinem Schwager, der
hier verhaftet sein sollte!
Rastatt, 26. Febr. Gestern nach 11 Uhr kehrte eine Abthei-
lung der Festungssträflinge wie alltäglich von der Arbeit nach
ihrer Kaserne, Bastion 12. zurück. Als einer der wachhabenden
Unteroffiziere am Thor um Einlaß läutete und alle auf das
Oeffnen warteten, benützte einer der Sträflinge den Augenblick
und ergriff die Flucht. Sobald der nächststehende Unteroffizier
dieses bemerkte, rief er dem Fliehenden „Haltl" zu und noch
einmal und ein drittes Mal. Da der Deserteur nicht hörte, son-
dern noch schneller davon eilte, so machte der Unteroffizier der
Vorschrift gemäß von seiner Waffe Gebrauch. Der Schuß fiel,
der Flüchtling brach zusammen und starb der Bad. Presse zu-
folge nach kurzer Zeit. Der Unbesonnene war von der 9. Comp,
vom Regiment Lützow Nr. 25 in Rastatt.
Waldshut. 24. Febr. In der heutigen Bürgerausschußsitzung
wurde die Erstellung einer Kraftanlage mit vorläufig 2 Dampf-
maschinen ä 100 Pferdekräften zur Erzeugung von elektrischem
Licht in hiesiger Stadt und zum Betrieb von Elektro-
motoren einstimmig genehmigt. Die Kosten der Anlage
sind auf 230000 Mark veranschlagt.
Theater- und Kunst-Nachrichten.
Heidelberg. 28 Febr. Im Stadttheater ist für morgen,
Mittwoch, die Oper „Die Regtmentstochter", deren Aufführung
bekanntlich in Folge Erkrankung verschiedener Mitglieder wieder-
holt verschoben werden mußte, auf's Repertoire gesetzt. Die
Titelpartie soll die Großh. Kammersängerin Frau Brehm aus
Karlsruhe als Gast singen. Die Theaterdircktton hatte mit
großen Schwierigkeiten zu kämpfen, die durch den ungünstigen
Gesundheitszustand des Personals entstanden, aber hoffentlich
nunmehr behoben sind. Die Vorstellung findet im laufenden
Abonnement und bei gewöhnlichen Preisen statt, alle Preis-
ermäßigungen sind aber ungültig.
ch Heidelberg. 27. Febr. Der vor einiger Zeit in diesem Blatte
abgedruckte neue Lobgesang auf Heidelberg „Heidelberg,
der Ju gendbrnnu en", Gedicht von Albrecht Graf Wicken-
burg, ist von Otto Lob hier in Musik gesetzt worden. Die Corn-
position des hübschen Gedichtes trifft den frischen, fröhlichen Ton
desselben aufs glücklichste. Die sangbare, von kräftigem Rhyth-
mus getragene Melodie, welche sich von Anktängen an schon
Vorhandenes frei hält und mäßigen Stimmumfang nicht über-
schreitet, wird sich bald viele Freunde und verdiente Popularität
erwerben. Die untergelegte Klavierbegleitung unterstützt die
Singstimme und ist sehr leicht ausführbar.
Mannheim. (Großh. vos- und Nattonaltheater.) Mittwoch,
1. März: „Der Blitz.
Darmstadt. (Großh. Hoftheater.) Mittwoch, 1. März: „Der
Opernball". Donnerstag, 2. März: „Renaissance". Freitag,
3. März: „Der fliegende Holländer".
Handel und Verkehr.
Frankfnrt, 27. Febr. Effektensocietät. Abends 6'/« Uhr-
Oesterr. Credit 231.60 b. Diskonto.Kommandit 203.80—70 b.
Darmstädter Bank 154.90 b. Deutsche Bank 216 b. Dresdener
Bank 166.50 b. ult. u. cpt. Nationalbank 148.30 b. Ottomane
114.20—10 b. Berliner Bank 117 b. G. Wiener Bankverein
139.80 b. G. cpt. Oesterr. Staatsbahn 154.60 b. Lombarden
30.50—60 b. Northern 80.80 b. Gotrhard-Aktien 144 ä 10 b>
Schweizer Central 141.50 b. Schweizer Nordost 100.20 L 40 b.
Schweizer Union 78 b. Jura-Simplon 88 L 20 b. 5pCt. Italiener
95.80 b. ult. 3pCt. Mexikaner 26.20 B. 10 G., 5pCt. dto. 3. S-
amortis. 40.70 b., 5pCt. dto. 98.70 b. 4pCt. Spanier 53.60 biö
50 b. Gelsenkirchen 197.50 b. Harpener 185.70 B. 60 G. Ober-
schles. Eisen 154.30 b. Schlickert 255 b. G. Hilpert 131 b. Z-
Ungar. Elektr.-Aktien 156.50 b. Essighaus-Brauerei 74.50 b.
Courl 158.50 b. Blei- und Silherhütte Braubach 117.70 d.
Elektr. Untern. Zürich 147.50 b. G. Akkumulatoren Pollak 157.66
b. G. Kleyer 258.80 b. Zellstoff Dresden 122.40 b. Concordi»
287.50 b. Eschweiler 216.30 B. 20 G. Kölner Elektr.-Aktie»
123 b.
6V.—6V- Uhr: Deutsche Bank 216.70—80-50 b.
Bet geringen Umsätzen zeigten die Kurse theilweise leicht
Ermattung. Gegen Schluß waren Deutsche Bankaktien gebessert-
Berlin, 27. Februar. Heidelberger Straßen- und Bergbah»'
gesellschafl 159.10 b.
Mannheim, 27. Febr. (Produktenbörse.) Per 100 KU»'
Weizen Pfälzer 17.50 bis —, Norddeutscher —bis —-'7'
Aztma 18— bis 18.76, Theodosia 18.50 bis 19.50, SaxoiE
—.— bis —.—, Girka 17.75 bis 18.25, Taganrog —.— w»
—, rumänische —bis —, amerikanische Winter 18.7/
bis —.—, Amerika». Spring 17 75 bis —, Walla-Wa»»
17.75 bis 18—, Milwaukee bis . Kalifornier —^
bis —.—, La Plata 17.50 bis —.—, Kernen 17.50 bis —7?
Roggen Pfälzer 15.50 bis —, russischer 16— bis 162"'
Gerste hies. Gegend 17.— bis —.—, pfälzer 17.50 bis 18-"'
Futlergerste 12.— bis —.—, Hafer Bad. alter 15.50 bis 16.7/7
neuer —.— bis —, Russischer 15.50 bis 16.25, NorddeutsKf-
—bis —, Mais Amerikan. mixed 10.60 bis 10.75, M»!-
Donan 10.60 dis —.—, Kohlreps deutscher neuer 24.50 t»
—, Wicken 15.50 bis —, Roth Kleesamen 100.— bis lOb-Zi
Amerikaner —.— bis , Lncerne 85.— bis 86.—, Provew.
116.- bis 125.—, Esparsette 26— bis 27.-, Leinöl mit S»»
42.50 bis —, Rüböt mit Faß 55.50 bis , Petrol-»»
mit Faß fr. mit 20 Tr. 22 50 bis —, Petroleum 16 0"
21.80 bis —.—, Sprit versteuert 115.50 bis —, 90er »»
versteuert 30.— bis —.
Weizenmehl 00 0 1 2 3 1
29.- 27.— 25.- 24— 23.— 20.^'
Roggenmehl 0 : 25.50, 1: 22 50.

Tendenz: Weizen trotz ausländischer Festigkeit hier
Roggen abgeschwächt, Gerste sowohl Brau- als Futterw»»^'
ruhig, Hafer gut behauptet, Mais ruhig.
Epptngen, 24. Februar. Dem heutigen Schweine«»^
wurden zugeführt: 332 Milchschweine und 20 Läufer. ..'--c
Preise beliefen sich für Mtlchschwetne 20 bis 28 La»'
34 bis 58 das Paar.
Eberbach, 24. Febr. Auf dem gestrigen Schweinew»Zg
waren 82 Ferkel und 31 Läufer aufgefühct. Verkauft tv»^.>>
25 Ferkel, das Paar zu 24 und 12 Läufer, das Pa»»
28 „et ,z>
Schiffsnachrichten. Norddeutscher Lloyd inBre>»^.
(Agentur in Heidelberg: Josef Münch, Hauptstraße 1-)./i»
gekommen sind folgende Dampfer: „Ems" am 23. Few'A
Newyork, „Saale" am 24. Febr. in Newyork, „Trier" a»s V
Febr. in Oporto, „Manz" am 23. Febr. in Montevideo, „VA i»
am 24. Febr. in Colombo, „Königin Luise" am 24.
Aden.

Wafferstandsnachrichten.
Neckar.
Heidelberg, 28., 1,51, gef. 0,00m
Hellbraun. 27.. 0,95, gest 0,01m
Mannheim, 27., 3,06, gef. 0,06m

Rhein. ,
Lauterburg, 27., 3,31, gef
Maxau. 2,.. 3,35, gef.
Mannheim, 27., 2,96, gef

Witterungsbeobachtungen,
Heidelberg, 28. Febr. Tyermometerstand (nach 0.)
7 Uhr: —4,4°. Niederster Stand seit gestern Morgen:
höchster: -j- 4,5°. Wind: O. Himmel; wolkenleer,
meterstand: Morgens 7 Uhr: 765,8 mm.
 
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