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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0304

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Abkömmlinge. Der Ehegatte deS Erblassers bleibt steuer- '
frei, ebenso dessen Eltern, soweit der Ansall an den ein-
zelnen Elterntheil 10 000 Mk. nicht übersteigt. Eine
Erbsteuer für Abkömmlinge wird nicht eingeführt. Finanz-
minister Dr. Buchenberger gab seiner Freude darüber
Ausdruck, daß der Entwurf, der nicht auf fiskalischen,
sondern auf liberalen Anschauungen basire, die Billigung
der Kommission und des hohen Hauses gefunden habe. —
Die nächste Sitzung findet am Mittwoch, 22. März,
Nachmittags 1 Uhr, statt. Tagesordnung: „Pfarr-
dotati o »."__
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Rathschreiber Konstantin Scherz inger in Gütenbach die silberne
Verdienstmedaille verliehen, dem Postinspektor Balthasar Leuth-
ner unter Ernennung desselben zum Postdirektor die Vorsteher-
stelle bei dem Postamt I in Mannheim übertragen und d e Pro-
fessoren Leopold Graf von Kalckreuth, Robert Pö Hel-
berg er und Carlos Gr et he an der Akademie der bildenden
Künste, ihrem Ansuchen entsprechend, aus dem badischen Staats-
dienst entlassen. — Reallebrer Alvrccht Gans loser am Gym-
nasium in Pforzheim wurde in gleicher Eigenschaft an die Höhere
Mädchenschule in Karlsruhe versetzt. — Betrtcbsassistent Stefan
Steiger in Vlllingen wurde zur Versetzung der Stationsver-
walterstelle nach Pfnllendorf versetzt.
Karlsruhe, 20. März. Gestern Vormittag nahmen
der Großherzog und die Großherzogin an dem Gottesdienst
in der Schloßkirche theil. sowie an der darauf folgenden
Einsegnung der Konfirmanden des Oberhofpredigers v. Hel-
bing. Danach empfing der Großherzog den Grafen von
Limburg-Stirum aus Baden. Zur Fcühstückstafel er-
schienen Prinz Karl und Gemahlin Gräfin Rhena. Abends
besuchten die Großherzoglichen Herrschaften einen Theil der
Oper im Großherzoglichen Hoftheater. Heute Abend be-
sucht die Großherzogiu das Concert der Museums-
gesellschaft.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 21. März.
** Frühlings-Anfang muthet uns diesmal an wie Winters
Beginn. Bei einer Temperatur von mehreren Grad unter Null,
liegt eine weiße Decke über Berg und Thal ausgebreitet. Der
Frühling hatte sich offenbar in der Zeit verrechnet, er kam schon
im Februar und muß jetzt, wo er wirklich an der Reihe gewesen
wäre, dem Winter Platz machen, der sich verspätet hatte und
nun das Versäumte, wie es scheint, noch nachholen will. Schade
um die vielen in voller Pracht stehenden Bäume! Grüne Weih-
nachten — weiße Ostern! Fast scheint es dazu kommen zu
ollen.
Htz- Gewerbebank Heidelberg. Gestern Abend fand in der
Kleinletn'schen Wirthschaft die diesjährige Generalversammlung
der Gewerbebank Heidelberg eingetragene Genossenschaft m. u. H.
statt. Die Berichts des Vorstandes lauteten sehr erfreulich, denn
Mitgliederzahl und Geschäftsumsatz sind wieder gestiegen, Ver-
luste kamen nicht vor und es konnte, neben reichlicher Gutschrift
auf Len Reservefondconto, noch 6°/» Dividende verheilt und ein
Saldo auf's laufende Jahr übertragen werden. Die Anträge des
Aufsichtsrathes wurden genehmigt und die zahlreich erschienenen
Genossen nahmen die frohe Zuversicht mit aus der Versammlung,
daß ihre Gewerbebank in stetem Aufblühen begriffen ist.
17 Fröbel-Verein. Nach dem Bericht für 1898 ist im ge-
nannten Jahr die Thätigkeit des Vereins in durchaus geregelter
Weise verlaufen. Der Schulbesuch wies erfreulicherweise eine
Zunahme aus; an mehreren Tagen fanden sich über 90 Kinder
ein. An die rührige Leiterin, Frl. M. Liese, wurden somit keine
geringen Anforderungen gestellt. Mehrere Damen schieden nach
längerer oder kürzerer Thätigkeit als Hospitantinnen wieder aus;
mehrere Hospitantinnen meldeten sich neu an. Der Verein spricht
den Wunsch aus, es möchten doch mehr Eltern die Gelegenheit
benützen, ihre Töchter, die Lust und Neigung haben, als Kinder-
lehrertnnen sich auszubilden, dem hiesigen Fröbelverein zu über-
geben. Am Samstag Nachmittag 3 Uhr findet im großen Saale
der Harmonie ein größeres Kinderfest statt. Das Ver-
mögen des Vereins hat um 204.85 ^ zugenommen und stellte
sich am 1. Januar 1899 auf 9584.27
O Das erste Schützenfest in unserer Stadt. Am Sonntag
fand eine Tagung des Badischen Landesschützen-Verbandes in
Offenburg statt. Es waren von allen Städten Badens Vertreter
erschienen. Ans Heidelberg waren zwei Vertreter anwesend,
welche von dem hiesigen Schützenverein beauftragt waren zu er-
klären, daß Heidelberg gesonnen sei. das M i tt e l r h e i n is ch-
badisch-PfälzischeVerbandsschießenim Jahre 1901,
das in einer Stadt des Großherzogthums Baden stattfinden soll,
zu übernehmen. In diesem Jahre findet dasselbe in Gießen statt.
Baden-Baden hatte sich schon früher gemeldet, trat aber sofort zu
Gunsten von Heidelberg zurück. Auch Karlsruhe meldete sich und
blieb bei seiner Bewerbung, obgleich den Karlsruhern angedeutet
wurde, da Karlsruhe das Fest schon hatte, möchten sie zurück-
treten. Bet der Abstimmung ging Heidelberg mit 11
Stimmen gegen 4 siegreich aus der Urne hervor. Der Ver-
bandstag in Gießen wird nun definitiv zu entscheiden haben.
Sollte Heidelberg zum Fcstort gewählt werden, woran kaum zu
zweifeln ist, so wird die Einwohnerschaft unserer Stadt hinter
derjenigen anderer Städte gewiß nicht zurückstehen, vielmehr den
lieben Gästen einen herzlichen Empfang und einen schönen
Aufenthalt bereiten. Dem Heidelberger Schützenverein wünschen
wir aber jetzt schon Glück zur ehrenvollen Durchführung seines
Unternehmens. Zu solch einem Schützenfest pflegen mehrere
Tausend Personen zu kommen. Es muß für einen passenden
Schießplatz nebst Festplatz mit großer Schützenhalle u. s. w. ge-
sorgt werden, sodaß da ein Unternehmen in Frage steht, dessen
Durchführung neben klarer Disposition einen großen Aufwand
an Arbeit, Mühe und auch an pekuniären Mitteln erfordert.
iü Schöffengerichtsfitzung im Stadtrathssaale vom 20. März.
1) Elisabetha Huth, Dienstmagd aus Obrigheim, erhielt wegen
wegen Diebstahls 1 Woche Gefängniß. 2) Josef Hartinger,
Kaufmann aus Mörschwang, wegen Betrugs 6 Wochen Gefängniß.
3) Paul Jakob Weckauf, Maurer, Georg Böhm, Maurerlehrling,
beide in Eppelheim, angeklagt wegen Körperverletzung, erhielt
Elfterer 4 Wochen Gefängniß, Letzterer wurde freigesprochen.
4) Heinrich Jakob Rühle, Maurer in Eppelheim, erhielt wegen
Körperverletzung 4 Wochen Gefängniß. 6) Karl Anton Barth,
Steinbrecher, G. Michael Schlechter, Fuhrmann, beide in Dossen-
heim, erhielten wegen Körperverletzung je eine Geldstrafe von
30 Mk. 6) Johann Philipp Späht, Maurer in Eppelheim, er-
hielt wegen Körperverletzung 1 Woche Gefängniß. 7) Heinrich
Machmeier, Taglöhner in Sandhaufen, wegen Körperverletzung
und Beleidigung 18 Tage Gefängniß. 8) Christine Freitag
Wittwe geb. Ziegler in Dossenheim, wurde von der Anklage
wegen Diebstahls freigesprochen. 9) Joh. Georg Fletterer,
Schneider in Karlsruhe, erhielt wegen Beleidigung und Ruhe-
störung eine Geldstrafe von 30 Mk.
— Polizeibericht. Eine Frauensperson wurde wegen Umher-
ziehens verhaftet; vier weitere kamen wegen Ruhestörung und
Unfug zur Anzeige.
O Neckargemünd, 20. März. Dieser Tage verläßt uns hier
der auch in weitern Kreisen bekannte Rebstockwirth und Bäcker-
meister Ernst Schott, um in Lützelsachsen sein neues „Heim"
aufzusuchen und dort als Traubenwtrth zu wirken. Schott ist ein
tüchtiger Wirth und Bäcker, und war durch seinen freien, offenen
Charakter eine hier in Gesellschaften gern gesehene Persönlichkeit.

Ol Vom Hinteren Odenwald, 20. März. Nachdem auf der
am 13. d. M. in Hirschhorn abgehaltenen Lohrindenversieigervng
pro Centner Rinden nur je nach Qualität 4 bis 5,40 Mk. erzielt
wurden, ist auf der nun in Erbach stattgehabten Versteigerung
leider ein weiteres Sinken der Preise zu verzeichnen, indem nur
4 bis 5,20 Mk. erlöst wurden. Ein großer Theil der Rinden
wurde deßhalb nicht zugeschlagen und ventilirt man zur Zeit all-
gemein die Frage, ob es nicht besser wäre, überhaupt größere
Rindenversteigerungen nicht mehr zu arrangiren. sondern die
Lederfabrikanten selbst zwecks des Ankaufs an die Waldbesitzer
herantreten zn lassen. Unter den jetzigen Verhältnissen rentiren
die Niudenwälder absolut nicht mehr.
--- Weinheim, 20. März. Nachdem vor acht Tagen die
Prüfung der diesjährigen Konfirmanden vor sich gegangen war,
fand gestern in beiden evang. Kirchen deren Einsegnung
statt. Die Zahl derselben beträgt zusammen gegen 180 Kinder.
Entlassen aus der Volksschule werden 88 Mädchen und 75 Kna-
ben, zusammen 163 Kinder. Das Schuljahr schließt in der Char-
woche. Die Zahl der neueintretendcn Kinder wird voraussicht-
lich mehr als 200 betragen. — Der hiesige Sing verein hielt
am letzten Samstag eine Abendunterhallnng ab, zu welchem auch
auswärtige Kräfte beigezogen wurden und welche den besten
Verlauf nahm und dem genannten Verein sowie dessen Dirigenten
alle Ehre machte. — In letzter Zeit fanden aus Gemeinde- und
Staatswaldungen verschiedene Holzversteigerungen statt,
wobei allenthalben recht hohe Preise erzielt wurden. — Durch
die eingetrctene Kälte in den letzten Tagen sind allem Anschein
nach die Blüthen der irrüho vstsorten zu Grunde ge-
gangen, so daß auch Heuer leider wenig oder vielleicht nichts
wird zu erwarten sein.
8.dl. Tauberbischofsheim, 20. März. Gestern Morgen nach
4 Uhr brach in dem Wohnhaus des Bäckers Hönninger Feuer
aus, welches sich sehr rasch auch auf die Wohnhäuser von Schnei-
der Werlang und Metzger Lipp ausdehnte. Die Feuerwehr war
bald zur Stelle und ihren Anstrengungen gelang es, nach etwa
1 Stunde dos Feuer auf seinen Heerd zu beschränke». Wohn-
haus nebst Scheuer des Bäckers Hönninger sind vollständig zer-
tört, während die beiden andern Häuser stark beschädigt wurd.u.
Dse Entstehungsursache ist unbekannt. Die Beschädigten sind ver-
ichert. Die neue Wasserleitung, die nach langen Kämpfen er-
langt wurde, bewährte sich bei dieser Gelegenheit auf's glänzendste.
8.0. Karlsruhe, 19. März. Wie die Südd. Versichernngs-
zeitung von gut unterrichteter Seite erfährt, beabsichtigt ein
Mannheimer Finanzconsortium, an dessen Spitze Geh. Kommer-
zienrath Dissen 6 steht, eine neue Lebensversicherungs-
gesellschaft in's Leben zu rufen. Die Aktiengesellschaft wird
demnächst unter dem Nomen „Vita" vor die Oeffentlichkeit
treten und beabsichtigt u. a. vornehmlich die von der Berliner
„Viktoria" so glücklich inaugurirt: „Volks Versicherung"
zu Pflegen.
Vom Rhein, 15. März. Beim Orte Plittersdorf hat sich ein
chwerer Unglücks fall zugetragen. Vier junge Leute aus
Treffern im Elsaß fuhren in einem Kahn, welcher ein Segel trug,
den Rhein aufwärts, um Faschinendraht zu holen. Plötzlich er-
faßte ein Windstoß das Segel und warf den Kahn um, infolge
ressen die vier Personen in den Fluthen versanken. Einer der
ungen Leute, der Sohn des Dammmeisters Ludäscher, konnte
ich durch Schwimmen an's Land retten, während die drei anderen
den Tod in den Wellen fanden.
A Vom Rhein, 16. März. In den oberrheinischen Orten
hart am Rhein ist die G er st e n sa a t so gut wie beendet. Alles
war sehr günstig für dieses Frühjahrgeschäft des Landmannes.
Doch auch an Feinden fehlt es nicht; denn selbst vom Gebirg
her treten Schaaren von Raben und Saatkrähen eine Rheinreise
an, d. h. sie suchen zu Tausenden die frisch angesäeten Gersten-
rlder heim und machen so gründliche Arbeit, daß oft nimmer
genngliegen bleibt, um einer guten Gerstenernte entgegensetzen zu
können. Die Leute sind machtlos gegen solche Raubzüge der
chwarzgestederten Gesellen. Manche stellen vermummte Schreck-
gestalten aus's Feld, andere spannen Fäden, alles ziemlich um-
önst. Deshalb hört man vielfach die Ansicht aussprechen, wäh-
rend der Saatzeit die lästigen Gäste durch massenhaftes Weg-
chießen fernzuhalten. Man muß diese Schaaren gesehen haben,
um dieses letzte Schutzmittel gutheißen zu können. Sind die ge-
nannten Vögel sonst auch nicht direkt schädlich, so sind sie es für
erwähnte Gegend während der Saatzeit in hohem Maße durch
ihre massenhaften Ansammlungen.
8. 0. Offinburg, 20. März. Das preuß. Kriegsministerium
hat von der Verlegung einer Arti ll erie a b th eil ung nach
Offenburg Abstand genommen. Die Offenburger sind nicht gerade
entzückt von dieser Wendung. Die Abtheilung soll, wie man hört,
nach Müllheim verlegt werden.
8.0. Lahr, 19. März. Beim Ausheben von Baugruben stießen
kürzlich Erdarbeiter an mehreren Stellen im sog. „Hagedorn"
auf menschliche Gebeine. Bei einem der gut erhaltenen Skelette
lagen: ein kurzes, einschneidiges Schwert, mehrere Pfeil- und
Lanzenspitzen und die Reste eines Wehrgehänges, alles zwar stark
angerostet, aber doch in gutem Zustand. Das interessante ist ein
doppelschneiviges Langschwert, 90 om lang, wovon 77 om auf
die etwa 6 om breite Klinge und 13 om auf den Griff kommen.
Die Form und Beschaffenheit der Gegenstände lassen es, laut
Lahrer Ztg., außer allem Zweifel erscheinen, daß die Gräber aus
alemannisch-fränkischer Zeit stammen.
6.0. Freiburg, 20. März. Der Güterbegleiter Gebhart Busch
stand unter der Thüre eines Packwagens, als eben der Zug in
die Station Jstein einfahr. Durch das schnelle Anhalten schlug
die Wagenthüre zu und Busch brachte seinen Kopf zwischen Thüre
und Wage», wobei ec derart verletzt wurde, daß er noch in der
gleichen Nacht im Spital in Basel starb. Der Unglückliche, der
eine Frau und 3 Kinder hinterläßt, hatte unvorsichtigerweise von
der Sicherung, mit der alle Gepäckwägen versehen sind, keinen
Gebrauch gemacht.
Koustanz, 18. März. Die Einwanderung der Italiener
war noch nie so stark wie Heuer. Täglich bringt das Frühschiff
von Bregenz Trupps von solchen, zumal am Samstag. Heute
kamen wieder 650 Mann in zwei Dampfbooten hier an und
fuhren mit dem 9 Uhr-Zug weiter.
— Dienstnachrichten. Aus dem Bereiche des Schul-
wesens. Konrad Bolz, Lehramtspraktikant und zur Stell-
vertretung. wurde von der höheren Bürgerschule in Wiesloch an
die Realschule in Kenzingen versetzt. Oskar Braun, Schul-
verwalter in Neunkirchen, wurde als Unterlehrer nach Hemsbach,
Amt Weinheim, versetzt.
Eingesandt.
Heidelberg. 21. März. Am letzten Sonntag machte ich einen
Spaziergang über die drei Eichen nach Neckargemünd. Vorher
sah ich mir die neue, im Verlag von Petters erschienene Wald-
karte an; da schien die Sache sehr einfach: man geht von den
drei Eichen längs dem „oberen Sandweg", und der führt den
Wanderer nach dem Linsenteicheck. Man braucht sich also garnicht
weiter umzusehen. Wenn man aber an die drei Eichen kommt,
dann stellt sich die Sache doch etwas anders dar. Soviel ist ja
klar, man muß von dort zuerst den Weg links einschlagen der
nach dem Kohlhof führt, denn gerade aus nach Gaiberg will
man ja nicht gehen. Verfolgt man den Kohlhofweg etwa
hundert Schritte, dann zweigt sich rechts ein Weg ab, der laut
dem steinernen Wegweiser nach: Hilsbach. Neckargemünd,
Bammenthal führt. Das Wort Bammenthal ist in hervor-
ragend großer Schrift eingemeiselt, so daß man glaubt, das wäre
der Hauptweg nach Bammenthal. Auf einer Tafel an einem
Baum ist an derselben Stelle ebenfalls ein Wegweiser angebracht,
darauf steht: Sottengrundwiese, Hilsbach, Neckargemünd. Ist
dies nun der obere Sandweg, der nach dem Linsenleicheck führt?
Ich war im Zweifel und ging deßhalb noch ein Stück auf dem
Kohlhöfer Wege vor, um zu sehen, ob dort noch eine andere Weg-
abzweigung kommt. Der Weg thetlt sich allerdings alsbald
Wieder, doch steht auf beiden Wegweisern: „Nach dem Kohlhof".

Als ich überlegte, ob ich, um mich zu orientiren, noch weiter Vor-
gehen solle, gesellte sich ein Herr zu mir, der mir sagen konnte,
laß in der Thai jener Bammeuthaler Weg, der Weg nach dem
Linsenteicheck sei. Verfolgt man ihn eine kurze Strecke, dann
kommt alsbald ein Wegweiser, der u. A. auch die Bezeichnung
„Linsenteicheck" enthält. Ich möchte nun zweierlei Vorschlägen:
erstens, daß man da, wo dieser Weg sich vom Kohlhofweg ah
zweigt, eine Tafel mit der Bezeichnung „oberer Sandweg
anbringt, und daß man diese Bezeichnung an paffenden Stellen
des Weges wiederholt. Was hilft es, wenn der Name auf der
Karte steht, aber nicht auf den Wegweisern? Ein Mann der
mir begegnete, meinte, der Weg heiße „Viehtriebweg". Zweitens
möchte ich Vorschlägen, daß gleich auf dem ersten Wegweiser von
den drei Eichen ab zu den obengenannten Hinweisen auch der
Hinweis auf das Liusenteicheck hinzugefügt wird. Dann ist kein
Zweifel möglich.
Kleine Zeitung.
Eisenbahnen in Rio Grande do Sul. Man schreibt uns
aus Rio Grande do Sul: Die Erschließung und Besiedelung der
ruchtbaren Waldgebietc des südlichsten Staates von Brasilien
erscheint nur durchführbar, wenn eine Eisenbahn den Ansiedlern
die Beförderung ihrer Produkte an die Straßen des Weltverkehrs
ermöglicht. Die in Hamburg ansässige Gesellschaft Dr. Meyer
u. Co. m. b. H. beabsichtigt, von dem schiffbaren Strome Uruguay
ausgehend, mit Schienensträngen in nordöstlicher Richtung (»
die Urwälder einzudringen und in südwestlicher Richtung die
Verbindung mit der Endstation Tupacerelan der im Betriebe
befindlichen Bahn herzustellen; es ist eine Jngenieurabtheilunä
der Firma Arthur Koppel, Berlin, mit den Vorarbeiten für Liest
Linien beschäftigt.
— Petersburg, 17. März. Der gewaltige, in England eis
baute Eisbrecher Jermak ist in Kronstadt eingetroffen. B«
der Fahrt durch das Eis des finnischen Meerbusens bewährte sich
die Konstruktion recht gut. Man hofft, vermittelst des Jermak
den Petersburger Hafen beinahe das ganze Jahr hindurch offen
zu halten, und begrüßt den Jermak, der auf Kosten des Finanz*
Ministeriums erbaut ist, als Verkünder einer neuen Epoche, und
zwar nicht allein für Petersburg. Seine erste Aufgabe wird sein,
das Panzerschiff Petropawlowsk in offenes Fahrwasser zu bringen-
Der Jermak hat vier Schrauben und 10000 Pferdekräfte.
— London, 20. März. Nach Meldungen aus New*
Jork mehren sich die Anzeichen, daß der Brand des „Windsor
Hotels" das Werk von Brandstiftern war, die plündern
wollten. Augenzeugen berichten, sie hätten im dritten Stock il»
Augenblick, da das Feuer ausbrach, gutgekleidete Männer von
einem Schlafzimmer zum andern gehen sehen, die nicht vom Feuer-
lärm beunruhigt wurden. Gleich darauf brach im zweiten und lw
vierten Stockwerk Feuer aus, dem ebenso wie vorher im dritte»
Stock dichte Massen öligen Rauches vorangingen. Ein Man»
wurde verhaftet, der angab, er sei als Zeitnngsreporter in das
Hotel gekommen. Derselbe hatte Juwelen und andere Werthsackst»
im Werlhe von 10 000 Dollar bei sich. Man schätzt, daß für eine
Million Dollar Werthsachen verloren gegangen sind. Herr Abne.r
Mac Kinley (der Bruder des Präsidenten) hat Werlhsachen, c»e
auf 70 000 Dollar geschätzt werden, verloren-

Theater- und Kunst-Nachrichten.
Heidelberg, 21. März. (Stadttheater.) Der allbeliebte
„Dr. Klaus" wird morgen gegeben werden mit den Dame»
Frenzel, Hoheneck, Konrad, Sander und Tacco, und den Herren
Blank, Dankmar, Göbel, Jensen und Siener in den große»
Rollen. Die Titelrolle spielt Herr Sigl, den Lubowsky Herr
Stettner. Das treffliche Stück und die Besetzung desselben durch
unsere besten Schauspielkräfte werden gewiß hervorragende An-
ziehungskraft ausüben. ,
Mannheim. (Großh. Hof- und Nationaltheater.) Mittwoch-
22. März: „Fuhrmann Henschel".
Darmstadt. (Gr. Hoftheater.) Donnerstag, 23. März: „Der
Bureaukrat". Freitag, 24. März: „Fuhrmann Henschel". Sams-
tag, 25. März: „Joseph und seine Brüder".

Handel und Berkehr.
Frankfurt, 20. März. Effektensocietät. Abends 6'/. Efi
Oesterr. Credit 230—229.70 b. Diskonto.Kommandit 199 70 b>s
60 b. Darmstädter Bank 153.60 b. Deutsche Bank 212.10 bis
211.90 b. Ottomane 112 b. Berliner Bank 117.30 B. 20 G-
Reichsbank 160 80 b. G. Oesterr. Staatsbahn 154.70—60 h
Lombarden 29.20 b. Northern 79.30 b. Gotrhard-Aktien 142 80 v.
Schweizer Central 14120 b. Schweizer Nordost 99 40—30 o.
Schweizer Union 77.50 b. Jura-Simplon 87.60 b. 5pCt. M/
liener 94.50 b. ult., 9450 b. cpt. 3pCt. Mexikaner 26 b. 5pC»
amortis. Mexikaner 3. Ser. 40.50 b. G. 4pCt. Spanier 57.3
bis 10 b. Türk. Loose 118.80 b. 1°/.° Griechen 43.80 B. 70 G-
1-/. Griechen 5170 B 60 G. Gelsentirchen 195.30 b. HiberNw
192 30 B. 20 G. Edison 296 b. Eschweiler 212.80 b. HelU
170 b. Siemens u. Halske 194.60 B. 50 G. Gritzner 211-'
b. G. Oberschles. Eisen 156.30 B. 20 G.
6'/.—6V- Uhr: . .
Pariser Notirungen bewirkten fast allgemeine Ermattung'
namentlich waren Spanier sowie türkische Werthe niedriger.
Berlin, 20. März. Heidelberger Straßen- und Bergbahn
gesellschast 158.50 b. ,
Mannheim, 20. März. (Produktenbörse.) Per 100 Kilo-
Weizen Pfälzer 17.— bis —, Norddeutscher —bis
Azima 17.25 bis 18.-, Theodosia 18.- bis 18.75, SaxoE
—pjs —, Girka 17.— bis 17.50, Taganrog —
—, rumänische —.— bis , amerikanische Winter 1c.
bis —.—, Amerikan. Spring 17 — bis —.—, Walla-Wau^
17.25 bis —.—, Milwaukee —.— bis —. Kalifornier
bis —, La Plata —.— bis —.—, Kernen 17 — bis '
Roggen Pfälzer 15.50 bis —, russischer 15.75 bis 1°>o,
Gerste hies. Gegend 17.— bis —.—, Pfälzer 17.— bis M'
Futlergerste 11.75 bis —, Hafer Bad. alter 1525 bis 8-
neuer -.- bis —Russischer 15.50 bis 16 25, Norddeutsch'
—bis —, Mais Amerikan. mixed 10.50 bis —uis
Donau 10.50 bis —, Koylreps deutscher neuer 24.50 h,
— —, Wicken 15.50 vis —. Roth Kleesamen 100.- bis 105.
Amerikaner —bis , Lucerne 65.— bis 86.—, Prov ß
116.- bis 125—, Esparsette 26.— bis 27-, Leinöl M>t
42 50 bis -.-, Rüvöl mit Faß 58.- bis Petrolchfi
mit Fab fr. mit 20 Tr. 22 — bis —, Petroleum 1"
21.50 bis —.—, Sprit versteuert 114.— bis —90er
versteuert 28.50 bis —.—. .
Weizenmehl 00 0 1 2 3
29.- 27 - 25.- 24.— 23.- 20.^
Roggenmehl 0: 25.50, 1: 22.50.
Tendenz: Weizen etwas niederer, Roggen ziemlich unvera»
Gerste ruhig. Hafer behauptet, Mais ruhig.
Schiffsnachrichten. Nordd eutsch er Lloyd in Bre«»
(Agentur in Heidelberg: Josef Münch, Hauptstraße 1-) p,
gekommen sind folgende Dampfer: „Lahn" am 16. Mars «
Newyork. „Bremen" am 16. März in Newyork. „Babelsh ^
am 14. März in Singapore. „Darmstadt" am 17. Mars
Suez. _

Wafferstandsnachrichten
Neckar.
Heidelberg, 21., 1,25, ge st. 0.04m
Heilbronn. 19., 0,65, gef. 0,00m
Mannheim, 20., 2,61, gef. 0,04w

.---iS

Lauterburg, 20., 3,07,
20., 3,07, ged Uzo»

Maxau. 20., 3,07,
Mannheim, 20., 2,50. gef-

Witterungsbeobachtungen. .^»2
Heidelberg, 21. März. Thermometerstand (nach 0.) Morv^«.
7 Uhr: — 3,0°. Niederster Stand seit gestern Morgen: ""Mr'
höchster: -j-5,0°. Wind: O. Himmel: wolkenleer. Barow^z
stand: Morgens 7 Uhr: 744,8 mm. Niederschlag am 20.
zeitw. Schnee.
 
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