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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0374

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und Staatssekretär v.Bülow, der Geh. Kabinetsrath Dr. v.
Lucanus, Admiral Holtmann, Generaldirektor der königl.
Museen Dr. Schöne, Prof. Dr. Sachau und Prof. De-
litzsch ; letzterer hielt demnächst der versammelten Gesellschaft
einen Vortrag über Babylon und die dort von der deut-
schen Orientgesellschaft geplanten Ausgrabungen. Der
Kaiser hielt die Anwesenden im Gespräch über das Thema
des Vortrags bis Mitternacht um sich.
— Der Nordd. Allg. Ztg. zufolge sind die Meldungen
unbegründet, der Kaiser und die Kaiserin würden
mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Eitel Fritz Ende
Juli oder Anfang August den Segel-Regatten in Co wes
und dem Pferderennen in Goodword beiwohnen.
— Wie die Deutsche Bäckerzeitung wissen will, wird
in den nächsten Tagen dem Bundesrath ein Antrag der
preußischen Regierung zugehen, der bezweckt, den in der
Bundesrathsverordnung vom 4. März 1896 vorgeschrie-
benen zwölfstündigen Maximalarbeitstag für das
Bäckereigewerbe in eine 48stündige (?) Maximalarbeit s-
tvo ch e umzuwandeln.
— Das Reuter'sche Bureau meldet aus Tsintan fort
unterm 8. April, die deutsche Truppenabtheilung
von der „Gefion" sei wieder zurückgekehrt, nachdem sie zwei
Dörfer in der Nähe von Jtschenfu, wo deutsche Reisende
angegriffen worden find, niedergebrannt hatte.

Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 8. April. Um 12'/^ Uhr traf heute
der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe aus Baden zum
Besuch bei den Höchsten Herrschaften ein. Der Oberhof-
marschall Graf Andlaw empfing den Fürsten am Hauptbahnhof
und geleitete ihn zum Grobherzoglichen Schlosse, wo er
Wohnung nahm und von dem Großherzog begrüßt wurde.
Hiernach führte Seine Königliche Hoheit den Fürsten zu
der Großherzogin, worauf die Höchsten Herrschaften ge-
meinsam mit dem Besuche das Frühstück einnahmen. Fürst
zu Hohenlohe machte dann noch Besuch bei der Prinzessin
Wilhelm und kehrte um 4 Uhr 20 Minuten nach Baden
zurück. Abends Uhr empfing Seine Königliche Hoheit
den Professor Dr. Weißenfels von der Universität Freiburg.
Dieser hält dann vor den Grotzherzoglichen Herrschaften
und einer größeren Anzahl eingeladener Personen einen
Vorträg über „Goethe in Straßburg".

Ausland
Frankreich. Paris, 8. April. Der Prozeß gegen
den Figaro wegen Veröffentlichnng der Verhandlungen
vor dem Cassationshofe endete mit der Verurtheilung des
Chefredakteurs und des verantwortlichen Redakteurs zu je
ZOO Fr. Geldstrafe auf Grund des Gesetzes vom Jahre
1881 über die Presse. Da die Verurtheilung iu ooutu-
umoiÄiri erfolgte, ist das Urtheil vorläufig nicht rechts-
kräftig. Wenn der Figaro Widerspruch erhebt, muß erst
eine neue Verhandlung vor dem Avpellhof stattfinden. Bis
dahin setzt der Figaro ruhig den Abdruck der Enquete fort.
Paris, 8. April. Dem Journal zufolge hat die
Untersuchung über die Mittheiiung der Uniersuchungsakteu
ergeben, daß die Mittheilung vor der Drucklegung er-
folgt sei. .
Spanien. Madrid, 8. April. Der Jmparcial
meldet, die Regierung habe ein wachsames Auge auf die
Umtriebe der Carlisten; einige derselben wurden in
Granada verhaftet. An die verschiedenen Gouverneure,
namentlich die von Arragonien und Katalonien, wo die
Garnisonen verstärkt wurden, sind besondere Instruktionen
abgegangen. — Der Espanol meint, die karlistische Be-
wegung bezwecke hauptsächlich einen Wechsel in der Person
des Parteiführers in der Richtung, daß ein neuer, aktiverer
Parteiführer gewählt werde.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 10. April.
" Der Miinnerhilfsverei« hielt am Samstag Abend im
Gartensaale der Harmonie seine diesjährige Hauptversammlung
ab. Bevor zu den Verhandlungen geschritten wurde, fand die
Besichtigung einer im anstoßenden, aus diesem Anlaß von
Herrn Atzler hübsch dekorirten Sitzungszimmer veranstalteten
Ausstellung von Sanitätsgeräthschaften, Modellen, Uniform-
stücken u. a. m., zum Theil von Mitgliedern der hiesigen Sani-
tätskolonne angefertigt, statt. Die Ausstellung ist ebenso reich-
haltig wie interessant und es ist deren Besuch auf's beste zu
empfehlen. Sie wird noch bis Dienstag Abend Jedermann ge-
öffnet sein. Ein besonderes Schaustück ist die von Hrn. Emil
Amann, der sich, wie von dem Vorsitzenden, Generalleutnant
v. Wtnning, hervorgehoben wurde, um die Ausstellung über-
haupt großes Verdienst erworben hat. angefertigte plastische
Darstellung eines Verbandplatzes. Verschiedene sonstige Gegen-
stände verblüffen geradezu durch die sinnreiche Einfachheit ihrer
Herstellung. Die Ausstellung gewährt einen lehrreichen Blick in
die segensreiche Thärigkeit einer Sanitätskolonne. Zu den Verhand-
lungen übergehend theilte der Vorsitzende zunächst mit, daß sich
der Mitgliederstand des Vereins auf 282 belaufe und gegen das
Vorjahr wiederum einen kleinen Rückgang anfweise. Er bat, den
Vorstand in der Gewinnung neuer Mitglieder zu unterstützen.
Der Rechner, Herr I. Otto, erstattete den Kassenbericht. Die
Ausgaben beliefen sich im Vorjahre auf Mk. 500.35, das Ver-
einsvermögen beträgt Mk. 18934.75. Dem Rechner wurde unter
Verdankung für seine Mühewaltung Entlastung ertheilt. Die dem
Verein für das laufende Jahr eventuell zugedachten Aufgaben sind die
gleichen wie bisher, nämlich Uebernahme des Betriebs eines im
Kriegsfall von der Militärbehörde im städtischen Saal-
bau einzurichtenden Lazareths von 220 Betten, Errichtung
einer Verbands- und Erfrischungsstation am Bahnhof und die
Verbringung eintreffender Verwundeter vom Bahnhof nach den
Lazarethen oder von da wieder nach dem Bahnhöfe, oder von
einem Lazareth zum andern. Zur Uebernahme dieses Transports
ist die Sanitätskolonne gegründet worden, die in Lehrkursen aus-
gebildet wird, die von Stabsarzt Dr. Thiele geleitet werden.
Die Kolonne bat einen bedeutenden Aufschwung genommen. Sie
ist 58 Mann stark, die Führung liegt in den Händen des Hrn.
H. Magnet. An den Hebungen haben die Mannschaften mit
regem Fleiße theilgenommen. Soll aber, wie es der Wunsch
Ihrer Kgl. Hoh. des Großherzogs und der Grobherzogin ist, die
Kolonne auch schon im Frieden bet Bedürfniß eine Thätigkett
entfalten, so ist eine bessere Ausrüstung nöthig, was natür-
lich Geld erfordert. Der Vorsitzende schlug vor, zu diesem Zweck
aus dem Vereinsvermögen eine einmalige Beihilfe von 200 Mk.
zu genehmigen, welcher Antrag angenommen wurde. Einem von
ihm geäußerten Wunsche, es möchten zu gleichem Zwecke, wie es

anderwärts der Fall war, auch hier freiwillige Gaben fließen, ist
bereits von einer Seite entsprochen worden, indem Herr W.
Grass hier den ansehnlichen Betrag von 50 Mk. zur Verwen-
dung für die Sanitätskolonne gestiftet hat, was Nachahmung ver-
dient. Redner erwähnte sodann noch der Ausstellung, durch die,
Wie er hoffe, die Zwecke des Vereins und der Sanitätskolonne
gefördert würden, und forderte schließlich zum Abonnement auf
die unter dem Titel „Mittheilungen des Gesarnmtoorstandes des
badischen Landesvereins vom rothen Kreuz" zum Preise von
Mk. 1.50 jährlich in zwangloser Folge erscheinende Zeitschrift auf.
Oberbürgermeister Dr. Wilckens sprach hierauf Namens der
Stadt seine Anerkennung über die segensreiche Thätigkett des
Vereins aus. Die veranstaltete interessante Ausstellung werde
weitere Beachtung finden. Wenn aber der Verein Tüchtiges
leiste, so gebühre hiefür der tüchtigen Leitung ein wesentliches
Verdienst, zu deren Anerkennung sich die Anwesenden auf Er-
suchen des Redners von den Sitzen erhob. Generalleutnant von
Winning dankte mit einigen freundlichen Worten und schloß
sodann die Versammlung.
* Kreis - Versammlung. Den Bericht über die Kreis-
Versammlung am letzten Samstag haben wir noch in unserer
Nummer vom gleichen Tage veröffentlicht. Nur das Ergebniß
der Wahlen in den Kreisausfchuß und die verschiedenen
Sonderausschüsse ist noch mitzutheilen. Raummangels wegen
müfsen wir diese Veröffentlichung auf morgen verschieben.
* Zum Gedächtnitz. Der Schesfelbund „Ascaldnia"
in Wien ließ gestern, als am Sterbetage Scheffels, einen
Lo r beer kra n z mit Prächtiger Schleife und mit der Wid-
mung „Dem hehren Meister Josephns der Scheffelbund As-
calonia in Wien" am Denkmal des Dichters im hiesigen
Schloßaarten niederlegen.
O Fahrkarten-Automaten. Wie aus dem Jnseratentheil er-
sichtlich, wird in der Personenubfertigung bei Lokalzügen versuchs-
weise eine Neuerung eingeführt, die darin besteht, daß von
Donnerstag den 13 April d. I. ab auf dem Hauptbahn-
Hof Heidelberg und den Haltepunkten Peterskirche, Wolfsbrunnen
und Kümmelbacher Hoi Fahrkarten für Lokalzüge auch an den
daselbst aufgestellten Fahrkarten-Automaten nach solchen Sta-
tionen und Haltepunkten, die auf den Apparaten verzeichnet sind,
gelöst werden können. Die Ausgabe von Lokalzugsfahrscheinen
i n den Lokalzügen bleibt daneben bis auf weiteres bestehen. Die
an den Fahrkarten-Automaten gelösten Karten werden wie andere
Fahrkarten durchlocht und sind am Schluffe der Fahrt an den
Schaffner abzugeben. Es liegt mit im Interesse des Publikums,
daß von dieser Einrichtung ausgiebiger Gebrauch gemacht wird,
da damit die Abfertigung und die Kontrole im Zuge erleichtert
und vereinfacht wird. Von den zu machenden Erfahrungen wird
es abhängen, ob die neue Einrichtung auch auf die übrigen Lokal-
zugsstrecken ausgedehnt werden kann.
ff Zu der Zesuitenkirche gingen gestern 74 Knaben und 85
Mädchen zur ersten Kommunion.
** Vom Wetter. Vor 14 Tagen dichter Schneefall, vor 8
Ta"en Blitz und Donner und gestern — am weißen Sonntag
— wieder ein Wetter, das an den Schneefall vor 14 Tagen er-
innerte — kalt, regnerisch, unfreundlich und auf den Höhen wie-
der Schnee. Den in voller Blüthe stehenden Obstbäumen kann
das kalte Wetter nur zum Schaden gereiche» und große Befürch-
tungen weiden nun auch wegen der Kirschenernte laut.
--- Polizeibericht. Von Samstag auf Sonntag wurde eine
Frauensperson wegen Umherziehens verhaftet. Drei Personen
kamen wegen Ruhestörung zur Anzeige; am Sonntag wurde ein
lediger, 23 Jahre alter Kaufmann, der hier >n Stellung war,
wegen Unterschlagung verhaftet; fünf Personen kamen wegen
Ruhestörung zur Anzeige.
*** Vom Odenwald. 9. April. Das war nun ein „weißer
Sonntag" im buchstäblichsten Sinne des Wortes; denn schon
seit gestern Mittag hat sich bei uns Feld und Flur in eine dichte
Schneedecke gehüllt und fortgesetzt schneit und regnet es.
Dabei steht auch bei uns das Frühobst jetzt in Blüthe, während,
wie sich dis Bauersleute aussrückea, das Späthobst in der Wolle
ersticken wird-
Mannheim, 7. April. (Strafkammer.) Die Straf-
kammer batte sich heute fast ausschließlich mit Berufungen in
Körperverletzungssachen zu beschäftigen. 1) Der 22 Jahre alte
Tagiöhner Karl Lay von Heidelberg, der vom Schöffengericht
wegen Körperverletzung zu 1 Poche Gefängniß verurlbeilt wor-
den war, wurde mit seiner Berufung abgewiesen. — 2) Den 20
Jahre alten Schlosser Heinrich Keim von Ladenburg batte das
Schöffengericht wegen Körperverletzung zu 6 Tagen Gefängniß
verurtheilt. Mit seiner Berufung drang er heute durch. Er
wurde freigesprochen. — 3) Drei Arbeiter des Cementwerkes in
Leimen, Karl August Liedke, Johann Diemer und Georg Heinrich
Karl, waren vom Schöffengericht wegen Theilnahme an einer
Wirthshausrauferei bestraft worden, Lüdge mit 2 Wochen,
Diemer und Karl mit je 1 Woche Gefängniß. Auf ihre Be-
rufung hin erfolgte heute, da die Wache nicht genügend auf-
geklärt werden konnte, die Freisprechung sämmtlicher Berufungs-
kläger. — 4) Wegen Körperverletzung war der 18 Jahre
alte Maurer Karl Dörr von Petersthal schöffenger-chtlich zu 14
Tagen Gefängniß verurtheilt worden. Seine Berufung hiergegen
blieb erfolglos. — 5) Der 42 Jahre alte Schreiner Friedrich
Reinhardt von Heiligkreuzsteinach, der seinem Nachbarn und Kon-
kurrenten. dem Schreiner Adam Link zwei Bretter im Werthe
von 1 Mk. 50 Pfg. entwendet hatte, und vom Schöffengericht zu
2 Tagen Gefängniß verurtheilt worden war, erzielte mit seiner
Berufung keinen Erfolg.
Mannheim, 9. April. Tagesordnung des Großh.
Schwurgerichts Mannheim für das II. Quartal 1899.
Montag, 10. April. Vormittaas 9 Uhr: 1) Fabrikarbeiter
Johann Schümm Ehefrau in Brühl, wegen Meineids. Vormit-
tags ll Uhr: 2) Dienstknecht Johann Georg Ludwig Ridinger
von Helmstadt, wegen Nothmchtsversuchs. Nachmittags 4 Uhr:
8) Landwirth Adam Lenz von Oberschwarzach und Dienstknecht
Adam Weber von Weisbach, wegen räuberischer Erpressung.
Dienstäg, 11. April. Vormittags 9 Uhr: 4) Anika Hennrich
von Sulzbach, wegen Meineids. Mittwoch, 12. Avril. Vor-
mit aas 9 Uhr: 5) Fabrikarbeiterin Katharina Strack von Fen-
denheun, wegen Todtschlags. Vormittags 10'/? Uhr: 6) T-g-
löhner Hermann Kraft von Oberzwehren bei Kassel, wegen ver-
suchter räuberischer Erpressung. Nachmittags 4 Uhr: 7) Schiffer
Heinrich Zimmermann von Eberbach, wegen Meineids. Donners-
tag 13. April. Vormittags 9 Uhr: 8) Kaufmann Leopold Sichel
jg. von Grünsfeld, wegen Meineids. Freitag, 14. April. Vor-
mittags 9 Uhr: 9) Katharina Ludwig ledig von Gerlachsheim
und Landwirth und Bäcker Alois Ludwig Gengel von Grünsfeld
wegen Meineids.
P Mannheim, 9. April. Der Verband badischer Geflügelzucht-
Verein- und Züchter, der unter dem Protektorat des Großherzogs
von Baden steht, hielt heute hier seinen III. Verbandstag ad.
Den Vorsitz führte in Verhinderung des 1. Verbandspräsidenten,
Dr. A. Gruber-Freiburg, der 2. Verbandspräsident Dr. Hölzlin-
Freiburg. Im Namen des Mannheimer Vereins für Geflügelzucht
begrüßte Herr Dr. Keßler die Versammlung. Beschlossen wurde,
den nächsten Verbandstag in Pforzheim abzuhalten unter der
Voraussetzung, daß der dortige Verein die Ausstellungshalle vom
Konstanzer Verein leihweise unter billigen Bedingungen erhält.
Wetter wurde beschlossen, kleineren Vereinen Geldbeiträge von
80—50 Mk. zu bewilligen, damit diese von den größeren Vereinen
Ausstellungskäftge leihen könne». Um Unterstützungen aus der
Verbandskasse (Preisrichtermedaillen) für ihre Ausstellungen haben
sich nur die Vereine Furtwangen und Dill-Weißenstein gemeldet,
so daß eine Ausloosung nicht stattzufinden brauchte. Angenommen
wurde der Antrag, die Zahl der Preisrichter bet großen Aus-
stellungen von 4 auf 2 und bei kleinen Ausstellungen von 2
auf 1, soweit der Verband in Betracht kommt, herabzusetzen.
Der Antrag auf Erhöhung der Vereinsbeiträge wurde abgelehnt.
Mit dem Verbandstag ist eine große, aus Baden, Hessen, der Pfalz

und Württemberg reich beschickte Geflügel« ns stellung
verbunden. Vertreten sind: 248 Nummern Huhne', 205 Nummer»
Tauben, sowie ansehnliche Kollektionen Enten, Gänse und SilA
Vögel. Bet der mit der Ausstellung verbundenen Prämin»»»
erhielten den vom Großherzog von Baden gestifteten 1. Ehre,"'
preis, bestehend aus einer silbernen Jardiniere, Herr Friedr>w
Hofstätter-Mannheim für hervorragende Leistungen auf dem G?'
biete der Geflügelzucht. Den 2. Ehrenpreis, gestiftet oo»>
Landesverband, ein silberner Pokal, erhielt für die beste Ge'
sammtleistung in Hühnern Herr Reinhard Slöcklin - Lörrack-
Weiter wurden noch 11 Ehrenpreise für Gesammtleistungen »er»
theilt und zahlreiche Preise für Einzelleistunqen.
P Mannheim, 9. April. Ein Raub der Flammen wurde
beute Avend die gestern in dem Cirkusgebäude eröffnet- G«'
flügelausstellun g des Verbandes badischer Geflügelzuchtoer'
eine. Das Feuer brach gegen »/.6 Uhr in den Gardeioberäume»:
die sich über den Stallungen des Cirkus befinden, aus und grm
mit unheimlicher Schnelligkeit auf den Cirkusbau über, der binne»
wenigen Minuten vollständig in Flammen stand. Dank de>»
energischen und besonnenen Einschreiten der Schutzmannsch»"
konnte der Cirkusbau, in dem sich eine nach Hunderten zählende
Menschenmenge befand, rasch entleert werden, so daß Mensche»'
leben glücklicherweise nicht zu beklagen sind. Dagegen sind dff
Aus stellungs thiere, unter denen sich viele prachtvolle, kost'
bare Exemplare befanden, zum großen Theilein den Flamme»
umgekommen. Nur in der Taubenadtheilung konnte eine
Anzahl Käfige mit den Tbieren gerettet werden Das vollständig
aus Holz aufgefiihrte Cirkusgebäude brannte innerhalb einet
knavpen Viertelstunde total nieder. Gräßlich anzuhören war das
Geschrei der unglücklichen Thiere, die in ihren Käfigen de»
Flammentod erlitten. Die Feuerwehr fand wenig Arbeit »or-
Als sie auf dem Brandpiatze erschien, war der große Eirkusba»
vom Erdboden verschwunden. Der Schaden ist e n sehr großer-
da die Zahl der verbrannten Thiere sich auf mehrere Tausende
beläuft. Eigenthümer des Cirkus war Herr Zimmermeister
Herrmann hier, welcher den Bau vor einigen Jahren auf seine
Kosten erstellt hatte. Der Cirkus selbst sowohl als auch die Aus'
stellung sind versichert. Was die Entstehung des Brandes anve'
laugt, so schwirren darüber verschiedene Versionen. Auf der eine»
Seite wird behauptet, daß das Feuer durch Kurzschluß dec
elektrischen Leitung entstanden sei. Im Widerspruch damit stE
jedoch die Thatsache, daß in der Garderobe, die von der Aus'
stellung gar nicht berührt wurde, keine elektrische Leitung w»r-
Mon nimmt deshalb vielfach an daß sich Knaben in die Garde--
roberäume geschlichen und hier in irgend einer Weise mit Feuer'
zeug gespielt haben, wodurch der Brand entstanden ist. Die
Untersuchung wird hoffentlich das Nähere ergeven. Für d>e
meiste» Aussteller wird der Verlust ihrer mit großer Sorgsm-
und Liebe gepflegten Thiere ein schwerer Schlag sein.
6. 6. Karlsruhe, 6. April. Falsche Reichskassenscheine )»
20 Mark sind zur Zeit im Umlauf. Sie sind in T.nte u»»
Tuschfarben hergestellie Originalhandzeichnungen,.ziemlich täusche»"
nachgemacht, bei eingehender Besichtigung aber leicht ats Falsifikate
zu erkennen.
6.0. Karlsruhe. 6. April. Dieser Tage feierten zwei alt?
badische Generale, die Herren v. Kraus und Schuberg das
60jährige Dienstjubtläum. Eduard v. Kraus stand, laut Bad-
Ldsztg., lange im Bad. Generalstab, führte im Kriege aGfs
Frankreich das 3 Infanterie-Regiment und lebt seit 1975 i>»
Ruhestand. Generalmajor z. D. August Schuberg gehörte langt
Jahre dem Bad Kriegsministerium an, war dann Direktor der
Artlllcriewerkstalt in Straßburg und wurde ebenfalls 1375 zm
Disposition gestellt. Vom Großherzog -wurden beide Offizin
mit hohen Auszeichnungen bedacht.
60. Karlsruhe, 7. April., Bei den heutigen Stad trat Hs'
Wahlen wurden die ausscheidenden (n t.-lib.) Stadträ.hs Bi»1
Boeckh, Döring, G mser, Händel, Käppele, Kölle, Meeß mit großer
Mehrheit wiedergewählt. An Stelle der Herren Desepte, Kauttu»»
Ludin, die eine Wiederwahl ablehntev, wurden neu gewählt'
Printz (nat.-lib.) Schlebach (kons.) und Dr. Weil! (freist). In de»
geschäftsführenden Ausschuß des Stadtverordnetenkollegiums wurde»
neu gewählt die Herren: Lieber (frei .) und Kern (kons.) <
Beim Bürgerausschuß wurde die Zustimmung beantragt, daß E
einem Aufwand von 2 200000Mk.«eine elektrische Zentral'
anlage für Licht- und Kraftversorgung der Stadt errich et u»°
die Ausführung der Anlage der G es ellsch a ft für elektrisch^
Industrie übertragen werden soll. — Der frühere Stadtver-
ordnete August Hoyer stellte der Stadt den Betrag von 25 E
zur Errichtung einer Stiftung zur Verfügung, deren Ertränstst
hiesigen bedürftigen und würdigen Schülern und Schülerin»e»
beh fs ganzer oder theilweiser Befreiung vom Schulgeld S»'
gewendet werden sollen.
6. 0 Freiburg, 9. April. Der außerordentliche Professor »»
der hiesigen Universität, Dr. L. Zehn der, wird laut BreiA
Ztg. mit Beginn des Sommersemesters die Stelle des erste»
Assistenten am physikalischen Institut der Universität Würzb»r»
übernehmen. ,
6. bl. Furtwangen. 9- April. Nachdem der Anfang des
April das schönne Frühlingswetter gebracht det, bat sich heuse
das Wetter aut einmal geändert. Es schneit wirklich iustm
aut untern Höhen und liegt der Schnee an manchen Orte»
schon 30—40 om ho b.

Kleine Zeitung. ,
— Coblenz. 6. April. In einem Vergnügungslokal in Gm
tanzt- stall, xllil. Klömkarn. Leutnant Döring vom 68. RE
ment, der die Tänzerin Klövekorns auch kannte, sagte ihr:
dem da hätte ich nicht getanzt," was von der Tänzerin an Klö»^
körn beUchtel wurde. Dies r fordert: Leutnant Düring vor df»j
Lokal auf — was in aller Ruhe geschehen sein soll —. ihm
Erklärung über diese Aeußerung zu geben. Auf wiederholt^
Ersuchen habe Döring dann i» verächtlichem Ton gesagt:
gehl es Sie an, was ich zn Ihrer Tänzerin sage." Darauf 6^
Klöockorn sich Hinreißen, Düring eine Ohrfeige zn geben,
alsbald eine zweite folgte. Die Folge war ein Duell. De-
Zweikampf fand gestern früh statt; beim fünfte» KugelweE
erhielt Klöoekorn einen Schuß in den Unterleib, der seinen T»"
herbeiführte.
— Berlin, 5. April. Den Gigerln ist, wie die Bert- ZA
schreibt, eine ganz besondere Osterfrende zu Theil geworden.
sackartige Rock, der beileibe nicht sitzen darf, die Pluderhose»'
nicksts wollte die Aufmerksamkeit der Mitmenschen mehr errege»'
Nicht einmal die Rennpferde am Kragen und Hemd, oder d
Sonnenblumen im Knopfloche fanden Beachtung. Endlich "
Abhilfe geschaffen. Ein ebenso unternehmender wie Phantast j
reicher Schneider läßt jacketartige Röcke Herstellen, deren Aer>»Z
allein schon etwas nie Dagewesenes bieten: sie sind nämlich »A
von den Schultertheilen durch eine Naht getrennt, sondern stA
einem Stück zugeschnitten. Ferner sind die Aermel mit einsam,
und bunter Seidenstickerei geschmückt, ebenso der Kragen.
obere Theil der Aermel ist den jetzt bei den Damen außer M»»
gekommenen Puffärmeln nachgebildet. Die „Versuchsgigerl", » '
zahlte Leute, die die Röcke auf der Straße zur Schau trage''
h den in den wenigen Tagen, seitdem sie „losgelassen" ward-.
sind, gute Arbeit gethan; denn bereits arbeitet eine ansehnU^
Zahl von Schneidern an den eihenartigcn Kleidungsstücken,
denen sich noch die Stickerinnen gesellen. Bereits am Karfreff»»
spazirten die Träger des „neuen Rockes" zum Staunen der „u
modernen" Unter den Linden- ,z
— Bei der Haussuchung, die in den Nedaktionsräumen
Pariser Figaro aus Anlaß von d.ssea Veröffe, tlichunge'
dem Dnyfusprozei; stattfaud, e e-an.te sich ein interesst)»'
Intermezzo. Der Polizeikommiffan fand die Untersuchnngsschl'jh^
nach denen er fahndete, zwar nicht, aber er hatte seine Z it
noch nicht ve>lo en und keine» vergeblichen Gang getvan- K
«am nämlich gerade dazu, ais eine spanische Tänzerin, di: nächst^
in den Folie: Bergöres oder auf einer andern Spezialität?
 
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