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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0396

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Geh. Hofrath Rümelin betont, daß man mit der Thatsache
rechnen müsse, daß auch das Bürgerliche Gesetzbuch von einer
Reihe Nebengesetzen begleitet sei, die theils durch tms Reich, theils
durch die einzelnen Staaten veranlaßt seien. Man müsse auch
zugeben, daß ein gewisser Spielraum für die Privatrechtsvcrhält-
nisse bestehen bleibe. Wenn man zur leichteren Einführung des
Gesetzes den Vorschlag gemacht habe, durch Juristen der Hoch-
schule Vorträge halten zu lassen, so scheint ihm dies wenig- prak-
tisch. Besser sei es, wenn die theoretischen und praktischen Juristen
sich durch Aussprache über besondere Schwierigkeiten der Materie
aufklärten. Ein solcher Vorschlag der juristischen Fakultät in
Freiburg habe bei dem Freiburger Landgericht leider leine Gegen-
liebe gefunden.
Geheimrath Schneider, Präsident des Oberlandesgerichts,
betont, daß das bürgerliche Gesetzbuch doch vor Allen den moder-
nen Rechtsanschauungen Rechnung trage. Nicht allen werde der
Abschied von unserem bisherigen Privatrecht leicht werden. Denn
es sei aufgebaut gewesen auf den großen Prinzipien einer beweg-
ten Zeit und habe einen internationalen Charakter getragen. Doch
die Vortheile der bisherigen Gesetzgebung würden vergessen werden
in dem Gedanken, daß wir jetzt ein einheitliches nationales Recht
besitzen.
Staatsminister Nokk glaubt, daß man mit dem bürgerlichen
Gesetzbuch der Weiterentwicklung unseres Rechtes ruhig entgegen-
sehen könne. In Heidelberg sei die Wissenschaft bereit, mit
der Praxis zusammen nach Einzug des neuen Landgerichts in
diesem Sinne vorzugehen und er hoffe, daß auch Freibnrg noch
Nachkommen werde. Jetzt müsse Theorie und Praxis Zusammen-
wirken, Alles zu thun, die Reform zu fördern, die Regierung
werde alle dahin zielenden Bestrebungen nach Kräften unterstützen.
Es wird hierauf in die Spezialberathung eingetreten, die morgen
fortgesetzt wird.
Karlsruhe, 14. April. 134. öffentliche Sitzung
der Zweiten Kammer. Da die erste Kammer das
Aussührungsgesetz zur Grundbuchordnung in
einigen Punkten abgeändert hatte, mußte sich die zweite
Kammer nochmals mit der Materie befassen. Sie lehnte
die Einschaltungen der ersten Kammer ab, da diese vor-
nehmlich von der Tendenz geleitet seien, die Grundbuch-
sührung den Gemeinden zu nehmen und den Amtsgerichten
zu überweisen. Es handelte sich um die Bestimmung, wo
das Grundbuch zu führen ist, wenn die betreffende Ge-
meinde kein geeignetes Lokal besitzt. Nach den Beschlüssen
der zweiten Kammer sollen sie dann einer Nachbargemeindc
zugewiesen werden. Die erste Kammer setzte hier hinzu:
„oder dem Amtsgericht". Sie hätte bekanntlich überhaupt
am liebsten ganz die Amtsgerichte mit der Grundbuchfüh-
rung betraut. Die verschiedenen Redner betonten, es sei
ein Verdienst der Regierung, die Grundbuchführung bei
den Gemeinden zu belassen. Die Kommission hat bei der
Neuberathung der Angelegenheit den weitgehenden Antrag
.gestellt, den Grundbuchbcamten in Gemeinden von über
10 000 Einwohnern die Beurkundung obligatorischer Ein-
träge im Sinne des Z 313 des bürgerlichen Gesetzbuches
zu übertragen. Abg. Wilckens befürwortet diesen An-
trag, der weniger im Interesse der Grundbuchbeamten als
des Publikums gestellt sei. Der Antrag wird mit großer
Majorität angenommen. Mittwoch 9 Uhr: Kleine Vor-
lagen und Petitionen.
Württemberg. Stuttgart, 14. April. Als Gäste
des Königs werden zur Kaiserparade anfangs Septem-
ber, dem Schw. Merkur zufolge, erwartet: Der Kaiser von
Oesterreich, der König von Sachsen, der Prinzregent von
Bayern, der Großherzog von Baden, die Herzöge Nikolaus,
Philipp und Albrecht von Württemberg, sowie der Erb-
prinz zu Wied, der Schwiegersohn des Königs.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Forstassessor Philipp Reinhard in Pforzheim wurde
der Bezirksforstei St. Blasien als zweiter Beamter zugetheilt.
Obergrenzkontroleur Julius Neumeister in Dogern wurde in
gleicher Eigenschaft nach Meersburg versetzt. Regierungs-
baumeister Heinrich Henz in Mannheim wurde der Bezirks-
dauinspektion Karlsruhe und Regierungsbaumeister Rudolf Lion
in Baden der Bezirksbauinspektion Mannheim zugetheilt Finanz
assistent Julius Holz bei Großh. Generalstaatskaffe wurde als
Buchhalter etatsmäßig angeslellt.
Karlsruhe, 14. April. Der Großherzsg er-
theilte heute Vormittag dem Professor Dr. Futterer und
dem Amtmann Dr. Holderer in Karlsruhe Audienz. An der
Frühstückstafel im Großh. Schlosse nahmen die Prinzessin
Wilhelm und die Erbprinzessin von Anhalt theil. Im
Laufe des Nachmittags fand bei den Großherzoglichen Herr-
schaften eine musikalische Produktion statt, zu welcher zahl-
reiche Einladungen ergangen waren. Die Theegesellschaft
dauerte bis nach 7 Uhr.

Ausland.
Spanien. Madrid, 14. April. Dem Vernehmen
nach wird der Marineminister eine Vorlage betreffend den
Bau von zehn Panzerschiffen einbringen. Die
Minister sind mit der Ausarbeitung einer Vorlage beschäf-
tigt, welche die Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht bezweckt.
Amerika. Washington, 14. April. DieSamoa-
com Mission reist am 25. April an Bord eines ameri-
kanischen Lransporldampfers von San Francisco ab. Die
Mittheilung von der Ernennung des Legationsraths Frhrn
Speck v. Sternbnrg zum deutschen Kommissar
ging am 12. April hier ein. (Hermann Speck Frhr
v. Sternburg, königlich sächsischer Major z. D., ist erster
Botschaftssccretär der deutschen Botschaft in Washington
Er steht im 47. Lebensjahr.)
Washington, 14. April. Adm ral Kautz tu
Samoa wurde durch die letzten von Amerika abgegangenen
Dampfer angewiesen, unnöthige Zusammenstöße zu ver-
meiden, jedoch Eigenthum und Leben der amerikanischen
Staatsangehörigen zu schützen, bis die drei Mächte ent-
schieden haben würden, was bezüglich der Lage ge-
schehen müsse.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 15. April.
Uff Kunstverein. In dieser Woche sind über 30 neue Ge-
mälde angekommen und ausgestellt worden. Als eine sehr be-
deutende Leistung darf das große Oelgemälde von Frl. Amely
Meyer, Karlsruhe, bezeichnet werden. Dasselbe, ein „Dovpel-
bildniß", stellt in ganzer Figur die Eltern der Künstlerin (Herrn
Geh. Rechnungsrath Meyer und Frau) dar und ist von einer
Vollendung hinsichtlich der Technik und der Farbenwirkung, daß

man es als eines der besten und gelungensten Werke der Malerin
bezeichnen darf. Eduard Mcnta in Nizza sandte 7 Oelgemälde,
darunter 3 große, denen man die Bezeichnung „höchst originell
und kühn" mit Recht geben darf. Diese Gemälde, italienische
Genres, sind so flott gemalt und die Sujets so voll köstlichen
Humors, daß es eine Freude ist, diese Italiener in ihrer
ungenirten, aber höchst eigenthllmlichen Malweise hier kennen zu
lernen. „Die Modistin", „Beim Papageihändler", „Der Schirm-
flicker", „Die Kapelle" rc. verdienen alle Aufmerksamkeit. Im
direkten Gegensätze zu der Malerei dieser Bilder stehen die
16 Oelgemälde und Pastellbilder von Kurt Herrmann, Berlin,
die man gleich den, etwa vor einem Jahre hier ausgestellt ge-
wesenen, mit dem Namen „Farbenharmonien" bezeichnen darf.
Von nahe gesehen Klexe, wirken sie aus der Entfernung sehr
kräftig. Ohne Zweifel besitzt Herr Herrmann ein sehr großes
künstlerisches Talent, aber seine Art darzustellen, ist nicbt Jeder-
mann gewohnt. Sodann sei auf ein sehr gutes Oelgemälde
„Wilde Pferde" und eine flotte Original-Radirung „Venus und
Adonis" von Teutwart Schmitson, Frankfurt a. M., besonders
hingewiesen. Dieselben sind nur auf der Durchreise zur großen
Berliner Kunstausstellung und bleiben nur einen Sonntag hier
ausgestellt. Auf die Collektionen von G. A. Amberger, Kunz
Meyer, Frl. G. Nuhn und Frl. Klara Schuberg sei gleichfalls
noch ganz besonders aufmerksam gemacht, weil erstere nur noch
morgen in dieser Ausstellung bleiben und die andern zum Theil
bald abgesandt werden.
K Danksagung. Von dem Kaiserlichen Ob er-Post-Direktor,
Herrn Geh-imrath Heß, einem geborenen Heidelberger, welcher
am 13. d. M. seinen 70. Geburtstag feierte und bei diesem An-
laß von dem Stadtrath seiner Vaterstadt telegraphisch beglück-
wünscht wurde, ist am nächsten Tage folgende telegraphische Er-
widerung eingegangen: „An den Stadtrath Heidelberg. Ver-
bindliche» Dank für gestrigen telegraphischen Glückwunsch zur
Vollendung des 70. Lebensjahres, welcher mich herzlich freute.
Altheidelberg, seit 13. April 1829 gewaltig entwickelt, möge
-einer blühen und gedeihen! Geheimerath Heß."
O Bergbahn. Vom Sonntag den 16. d. M. verkehren die
Züge der Bergbahn von 8 Uhr Vorm, bis 2 Uhr Nachm. V,stdl.,
von 2 Uhr Nachm, bis 6 Ukr Nachm, 'ftstdl-, von 6 Uhr Nachm,
bis 7'/, Uhr Nachm, '/»stündlich. Sonderzüge nach dem Fahr-
plane bei 5 Personen.
* Pensionat Z. Heßlshl. Wir verweisen auf die Anzeige
im Jnseratentheil der heutigen Nummer, worin sich das Familien-
Pensionat I. Heßlöhl (Inhaberin Fräulein Frieda Walter) den
Eltern empfiehlt. Das Pensionat ist bestrebt, den Zöglingen das
Elternhaus soviel wie möglich zu ersetzen und bildet sie in Wissen-
Haften, Sprachen und Haushaltung sorgfältig aus. Auch die
Pflege der schönen Künste, Musik. Gesang, Zeichne», Malen ist
in das Programm des Pensionats amaenommen.
** Shmphonie-Concerte des städtischen Orchesters. Wie be-
reits mitgetheilt, findet das 2. Symphonie-Eoncert nächsten
Montag unter Mitwirkung der Königlich Württemb. Kammer-
sängerin Frl. A. Sutter aus Stuttgart im städtischen Saalbau
statt. Das Programm, das Compositionen von Wagner (Tann-
Häuser-Ouverture), Beethoven, Brahms, Dvorak, Mozart, Weber,
d'Albert, Bizet und Arditi enthält, verspricht reichen Genuß. E<
sei deßhalb an dieser Stelle auf das Concert nochmals aufmerk
sam gemacht.
* Das Romanfeuilleton mußte heute Raummangels wegen
wegbleiben.
— Unfall. Gestern Mittag fiel ein verheiratheter Fabrik-
arbeiter in der Bergheimerstraße an einem Neubau aus Unvor
sichttgkeit in einen 10 Meter tiefen Schacht, wobei er einige
Beinbrüche und sonstige Verletzungen erlitt. Er wurde in's
Akademische Krankenhaus verbracht.
— Polizeibericht. Eine Frauensperson wurde gestern wegen
Umherziehens verhaftet, ebenso eine Mannsperson wegen Bettelns ;
eine weitere kam wegen Ruhestörung zur Anzeige. Drei Knaben,
die im Bismarckgarten Blumen ausgerissen hatten, kamen eben-
falls zur Anzeige.
ff Mannheim, 14. April. (Schwurgericht.) 9. Fall.
Wegen frivoler Verletzung der Eidespflicht erschienen die 32 Jahre
alte Dienstmagd Katharina Ludwig von Gerlachsheim und der
23 Jahre alte Dienstknecht Aloys Gengel von Grünsfeld vor
den Geschworenen. Die Ludwig war in Folge ihres intimen
Verkehres mit Gengel Mutter geworden. Auf Rath Gengels
ließ sie gegen einen gewissen Karl Brunn eine Klage auf Ali-
mentationspflicht anstrengen, den sie selbst wegen seines Ber
mögens dadurch zu einer Heirath nöthigen wollte, obwohl Brunn
nie in näheren Beziehungen zu ihr gestanden hatte. In dem
Termin vom 22. Oktober 1897 wurden das Mädchen und Gengel
vor dem Amtsgericht Tauberbischofsheim als Zeugen vernommen
Die Ludwig gab auf ihren Eid Brunn als Vater des Kindes
an und Gengel erklärte, mit der Ludwig nie Verkehr gepflogen
zu haben. Auf Grund dieser Aussagen wurde der beklagte Brunn
zur Erfüllung der Alimentationspflicht veruitheilt. Die Ange-
klagten waren von Anfang an geständig. Das Urtheil lautete
gegen die Ludwig auf 2 Jahre, gegen Gsngel auf 2 Jahre 6 Mo
nate Zuchthaus.
10. Fall. Durch seine Renommisterei hat sich der 49 Jahre
alte Friedhofsgärtner Philipp Zimmermann von Wertheim auf
die Anklagebank gebracht. In einer Verhandlung vor der Straff
kammer Mosbach wegen Anstiftens zum Meineid, die sich gegen
einen gewissen Johann Herz von Wertheim richtete, wurde der
Angeklagte als Zeuge vernommen. Herz griff die Glaub
Würdigkeit Zimmermanns an. Zimmermann spielte sich als
Kriegsveteran auf, trage Felddienstdenkmünzsn und thue groß
damit, in Feindesland gewesen zu sein, während das Alles nicht
der Wahrheit entspreche. Zimmermann wurde darüber verhört
und erklärte, er sei während des Krieges beim Ersatzbataillon
des 2. badischen Grenadier-Regiments in Mannheim gestanden,
sei jedoch mit einer Truppennachsendung bis Straßburg gekommen,
habe die Kriegsdenkmünze für Nichtkombattanten erhalten und in
Wertheim nie behauptet, daß er in Feindesland gewesen sei und
mitgekämpft habe, und verschwieg diß er bei Ausbruch des Krieges
als lungenkrank von seinem Truppentheil in die Heimalh ent
lassen und nie wieder einverufen worden war. Heute gab er zu,
in den Hauptpunkten nicht bei der Wahrheit geblieben zu sein.
Als er im Jahre 1-:70 nach Hause geschickt worden sei, habe man
ihn in Wertheim gehänselt und ausgesprengt, er sei wegen einer
geheime» Krankheit entlassen worden. Deshalb sei er ins Feld
nachgereist. Vor Straßburg habe er sich einem Trupp preußischer
Gardeiufanterie angeschlossen, welche ihm jedoch bald den Rath
gegeben halten, er könne das nicht vertragen, er solle heim-
gehen. Die Medaille für Nichtkombattauten habe er sich gekauft,
ebenso die Gedenkspange „Straßburg". In der Beweisaufnahme
wurde festgestellt, daß Zunmermann im Jahre 1470 als Rekrut
einige Monate beim 2. bad. Grenadier-Regiment gedient hatte,
aber 2 Tage vor Ausbruch des Krieges wegen einer chronischen
Lungenkrankheit nach Hause geschickt worden war. Die Ver-
theidigung ließ eine HUfsfrage auf fahrlässigen Meineid stellen
und plaidirte in dieser Richtung. Die Geschworenen entschieden
sich für die Bejahung dieser Frage, woraus das Gericht den An-
geklagten zu einer Gefängnißstrafe von 5 Monaten, abzüglich der
Untersuchungshaft, verurlheilte.
Damit hatte die Schwurgerichtsperiode ihr Ende erreicht und
der Vorsitzende entließ die Geschworenen mit dem Ausdruck des
Dankes für ihre gewOsenhaste und treue Pflichterfüllung.
ö. dl. Haslach, 13. April. Auf der Heimfahrt von der Hoch
zeit seiner Schwägerin in Mühlenbach gerieth vorgestern Abend
der Hofbauer August Bührer mit seinem Fuhrwerk auf dem noch
seine Frau und ein Italiener saßen, in einen stark angeschwollenen
Bach, der Italiener ertrank und seine Leiche wurde gestern ge-
landet, der Bauer und die Bäuerin retteten sich mit vieler Mühe,
auch das Pferd konnte gerettet werden.
O Vadenweiler, 13, April. Königin Wilhelm ine von
Holland nnd Königin-Mutter mit Gefolge werden nicht
in Badenweiler oder Lipburg selbst, sondern in dem 100 Meter

ü'er Badenweiler reizend nnd mitten im Wald gelegenen „Hotel
Schloß Hansbadsn" einen 4—bwöchigen Aufenthalt nehmen.
Hausbaden ist von Badenweiler in 20 Minuten auf prachtvollen
Wald-Promenaden zu erreichen. Besitzer des Hotels Schloß Haus-
baden ist Herr Friedrich Harrer, früher Besitzer des Europäischen
Hofes in Freiburg.
Kleine Zeitung.
ss. Zeitgemäße Betrachtungen. Veränderlich ist alles Sein —
im höchsten Grad: es fließt. — Es giebt zur Zeit bald Sonnen-
schein, — bald s'Gegentheil: es gießt. — Mit trock'nen Füßen
geh! man aus, — kommt naß zurück: und niest; — machl auch
nicht reif zum Leichenbaus — so'n Schnupfen: er verdrießt. —
Was in Samoa jüngst passirt — mit Aerger man: es liest, —
anstatt baß Einigkeit regiert, — dort Helle Zwietracht: sprießt. —
Man streitet nicht mit Worten blos, — man nimmt es ernst: man
schießt! — Ja, ist denn da der Teufel los, — daß man es treibt:
so wüst? — Das sind mir liebliche Schalmei'n, — womit von
dort: man grüßt — den ew'gen Frieden den zu weih'n, — der
Zar sich hat: erkiest! — Ist wohl der deutsche Konsul schon —
von England: aufgespießt? — Hat wohl der deutsche Pflanzer
schon — das Leben- eingebüßt? — Gemach, ihr Herren, nicht
gezaust — an Deutschland's Recht, sonst: grüßt — Euch derb die
deutsche Eiseufaust, — daß es Euch arg: verdrießt. — Bei uns
ftteblS ein Faschoda nicht — oh ! England, wie: du siehst! —:
Germania macht ein ernst Gesicht, — schau, daß du dich: ver-
ziehst. — Seid bitter Ihr, dann sind auch wir — ganz sicher
nicht: gesüßt. — Wir stehen fest, von uns wankt Keiner; - be-
denkt das Ende! FidelGreiner.
Theater- und Kunstnachrichten.
Mannheim. (Großh. Hof- und Nationaltheater.) Sonntag,
16. April: „Oberon." Rezia: Frau Cäcilie Mohor als Gast.
Handel und Verkehr.
Mannheim, 14. April. (Aktien.) Oberrh. Bank 125.20 G-
Rheinische Creditbank 146.— G. Rheinische Hypothekenbank
166.— B. Heidelberger Aktienbrauerei 137.— G. Schrödl'sche
Brauerei - Aktien 147.— G. Portland - Cemenlwerk Heidelberg
166 — G. Mannh. Bank 133.— G. Bad. Anilin- u. Sodaiabrik
452.50 B. 45t.— G. Westerrege! Alkali-Werke Stamm 216.— G,
dto. Vorzugs 106.— G. Verein deutscher Oelfabriken 112— B.
Waghäusler Zuckerfabrik 53.25 G. Mannheimer Zuckerraffinerie
116.— G. Mannheimer Aktienbrauerei 172.— G. Eichbaum-
Brauerei 180.— B. Bayrische Brauerei Schwarz 117.25 G.
Brauerei Sinner 275. - G. Ganter's Brauerei Freiburg
118 - G.
Frankfurt, 14. April. Effekten societät. Abends 6'/. Uhr.
Oesterr. Credit 223 30 b. Diskonto-Kommandit 193.60 b. Darm«
städler Bank 150.20 b. Ottomane 115.10 -30 b. Berliner Bank
118.tO b. G. Oesterr Staatsbahn 155.40 b. Lombarden 28.90 b.
Northern 79.50 b. G. Gotthard-Aktien 142.30 b. Schweizer
Central 141.20 b. Schweizer Nordost 97.10 b. Schweizer Union
76.40 b. Jura-Simplon 87.60 b. Mittelmeer 107.70 b. 3pCk-
Portugiesen 26.30 b. 3p Ct. Mexikaner 26.10 b. cpt. 4pCt. Spanier
58.20 b. Italiener 94.50 b. 5pCt. amort. Mexikaner 3. Ser.
42.50 B. 40 G. Türk. Loose 120.60 B. 50 G. Gelsenkirchen
197.60 b. Harpener 194 b. Hibernia 209.50—30 b. Eschweiler
226.30 B. 20 G. Buntweberei Göppingen 130.30 B. 20 G.
Spinn. Hüttenheim 104.80 b. G. Bad. Zucker 56 b. G. Albert
140 b. G. Nürnb.-Fürther Str. 255.50 b.
6V.-6V2 Uhr: -.-.
Ber lustlosem Verkehr erfuhren die Kurse theilweise leichte
Abschwächung.
Heidelberg, 15. April. (Marktpreise.) Heu per Centuer
2.50 bis 2.70, Korn-Stroh per Ctr. 2.20 bis 2.40, gem.
1.70 bis 1.80, gelbe Kartoffeln per Centner 2.50 bis 2.70,
Salatkartoffeln per Ctr. 3.— bis 3.50, Butter in Ballen
0.95 bis 1.05, in Pfund 1.10 bis 1.20, Spargel» per Pfd-
„»c 1.50 bis 1.60, Zwiebeln 8 bis 12 Knoblauch 30 bis 35
Bohnen 2.— bis 2.50, Gelbrüben 4 bis 5 Rosenkohl 1b
bis 20 Schwarzwurzeln 20 bis 30 Kastanien 10 bis 12
Eier per Stück 5 bis 6 per Hundert 4.80 bis 5.50, Blumen-
kohl per Stück 50 bis 60 Rothkraut 20 bis 28 Weißkraut
0 bis 0 Wirsing 5 bis 10 Boden-Kohlrabi 5 bis 10
Sellerie 1 bis 10 Lauch 1 bis 4 Rettich 2 bis 10
Meerrettich 5 bis 20 Gurken 0.50 bis 1.—, Weiße Rüben
per Stück 1 bis 2 Rothe Rüben 1 bis 2 -A Kopfsalat 10 bis
16 Aepfel per Stück 2 bis 10 per Pfund 18 bis 20 A
Birnen per Stück 5 bis 20 Gebund Petersilie 1 vis 2 A
Gebund Schnittlauch 1 bis 4 Gebund Radieschen 4 bis 6 H-
Froschschenkel 25 bis 28 Waldmeister 3 bis 5 Spinat
per Pfund 20 bis 25 _^

Neckar.
Heidelberg, 15., 2,11, gef. 0,21m
Heilbronn, 13., 1,75, gef. 0,55m
Mannheim. 14., 5,28, gest. 0,11m

Wasserstandsnachrichten.

Rhein.
Lauterdurg, 14., 4,91, gef. 0,16m
Maxau. 14„ 5,03, gef. 0.16m
Mannheim. 14., 5,38. aest.0.25w

Witterungsbeobachtungen.
Heidelberg, 15. April Thermometerstand (nach 0.) Morgens
7 Uhr: -t 8,0" Niederster Stand seit gestern Morgen: ft- 6,4 ,
höchster: ft-15.0° Wind: W Himmel: wolkenleer. Barometer'
stand: Morgens 7 Uhr: 740,5 mm. Niederschlag am 14. Aprn
0,2 mm Reaen._^
Neueste Nachrichten
Berlin, 15. April. Von der englischen Regierung
wurde, wie die Nationalzeituug zuverlässig erfährt, der
deutschen Regierung erklärt, daß die Nachricht über eine
angebliche englische Absicht auf Tonga unbegründet sei-
— Die Kreuzzeitung hört, das Disciplinarverfahren gegeü
den der socialdemokratischen Partei angehörigen Privat'
dozenten Arons dürfte eröffnet sein, oder doch unmiltel>
bar bevorstehen. d
Paris, 14. April. Ministerpräsident Du Puy hat^
heute Nachmittag eine dreiviertelstündige Unterredung
dem Kriegsminister de Freycinet. Im KriegsministeriuR
ist von Seiten des Marineministers eine Mittheilung, dav
Hauptmann Freystätter vor dem Kassationshofe auszU'
sagen verlangt, noch nicht eingetroffen. Hauptmann Fred'
stätter wird wahrscheinlich durch den Kriegsminister u""
den Marineminister gemeinsam ermächtigt werden, vor den*
Kassationshof auszusagen. Diese doppelte Ermächtig'"^
erklärt sich einerseits aus der Stellung des Hauptmari^
Freystätter im Jahre l894 als Mitglied des Kriegs
gerichls, andererseits dadurch, daß er gegenwärtig dem
Marineminister untersteht.
London, 14. April. (Unterhaus.) Der Parlaments'
untersekretär des Aeußern, Brodrick, erklärt auf Anfrag^'
daß auf Samoa Kämpfe zwischen den rivalisirendej
Parteien stattgefundcn haben. Die britischen sowie ^
amerikanischen Behörden hätten eine Einmischung in d>
dortigen Wirren für nöthig gehalten, um die OrdnnNb
wieder herzustellen. Zwischen den drei betheiligten Regis*
ungen sei eine Verständigung darüber erzielt worden,
Kommission nach Samoa zu senden mit der VollmaM
für die Herstellung der Ordnung zu wirken und über
nöthigen Schritte bezüglich der künftigen Regierung

die
aül
 
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