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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0430

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eintreten lassen. Die Erste Kammer stellt heute verschiedene
Gebührensätze des Regierungs-Entwurfs wieder her, sodaß die
Zweite Kammer sich mit dem Entwurf nochmals beschäftigen wird.
Staatsminister Nokk spricht sich für die Wiederherstellung der
Regierungsvorlage aus, da die Zweite Kammer in dem Bestreben,
uns das Recht zu verbilligen, zum Nachtheil der Notare zu weit
gegangen sei.
Bei der Berathung des Gesetzentwurfs über die
Schenkung?- und Erbschaftssteuer, dem einstimmig
zugestimmt wird, sprach Finanzmiuister Buchen beiger
die Erwartung aus, daß auch der restirende Theil der
Steuerreform auf dem nächsten Landtag eine gleich freund-
liche Zustimmung finden werde. In Bezug auf den
Fürstenberg'schen Erbfchaftssteuerprozeß
glaubt Buchenberger betonen zu sollen, daß es durch das
dankenswerthe Entgegenkommen des Fürsten gelungen sei,
in kurzer Zeit die Feststellung des Werthes des Besitzstandes
und der Erbschaflssteuersumme in einer auch für die Steuer-
verwaltung zufriedenstellenden Weise zu ermöglichen.
Zum Schluß beschäftigte sich das Haus mit der Petition
einer Anzahl Thierschutzoereine um ein Verbot des Schächten?.
Der mit 3 gegen 2 Stimmen zu Stande gekommene Kom-
inisiioiisantrag geht auf Ueberweisung zur Kennlnißiiahme, um
die Negierung zu veranlassen, von einigen unparteiischen Sach-
kundigen Gutachten zu erheben. Der Berichterstatter Prälat
Schmidt bezweifelt dabet keinen Augenblick, daß diese neuen
Gutachten im gleichen Sinne ausfallen werden, wie die vom
Oberrath eingezogenen. Geh. Hofrath Rümelin führt aus, daß
mit der Ueberweisung den Petenten zu viel Ehre erwiesen werde.
Er halte es für richtiger, zur Tagesordnung überzugehen, da auch
die Regierung die gewünschten Gutachten bereits gesehen, und
selbst erklärt habe, es sei darnach dargethan, daß das Schächten
in keiner Weise eine Thierquälerei sei. Nachdem sich Ministerial-
rath Glöckner im gleichen Sinne wie gestern in der Zweiten
Kammer geäußert und erklärt hat, die Regierung lege auch im
Hinblick auf die antisemitische Bewegung Werth darauf, daß über
die Petition zur Tagesordnung übergegaugen würde, sprach noch
Geheimrath Meyer und Geh. Kommerzienrath Diffene für
Uebergang zur Tagesordnung. Der Berichterstatter zieht den
Kommissionsanlrag zurück und beantragt Uebergang zur Tages-
ordnung; die Kammer beschließt so einstimmig.
Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 22. April. Der Groß Herzog und
die Großherzogin geleiteten den König von Schweden
und Norwegen heute Vormittag nach der Historischen und
Trachten-Ausstellung und verweilten daselbst mit dem hohen
Gaste längere Zeit, insbesondere auch in der schwedischen
Abtheilung. Sodann fuhr der Großherzog mit dem König
nach der Kadettenanstalt, welche von den hohen Herren
eingehend besichtigt wurde. Von da besuchten dieselben die
großherzogliche Kunstgewerbeschule und das Kunstgewerbe-
museum. Um 1 Uhr fand zu Ehren des Königs eine
größere Frühstückstafel im großherzoglichen Schlosse statt,
welcher die hier anwesenden Mitglieder der großherzog-
lichen Familie anwohnten und zu der außerdem zahlreiche
Einladungen ergangen waren. Am Nachmittag wurden
Seiner Majestät musikalische Produktionen in kleinerem
Kreise dargeboten. Die Abreise des Königs erfolgte um
Uhr. Der Großherzog und die Großherzogin gelei-
nten Seine Majestät zum Hauptbahnhof und vercibschiede-
ten sich von demselben auf's herzlichste._
Ausland.
Schweden. Stockholm, 22. April. Der Reichstag
bewilligte 4 920 000 Kronen für den Umbau dreier alter
Panzerschiffe.
Asien. Shanghai, 22. April. Prinzess in Hein-
rich von Preußen trat heute an Bord des Postdampfers
„Prinz Heinrich" die Heimreise nach Deutschland an. An
Bord befindet sich auch der englische Gesandte Macdonald
mit Gemahlin.
Amerika. Washington, 22. April. Ein Telegramm
des Generals Otis von Manila vom 22. er. meldet, daß
eine neue fliegende Colon ne unter Führung des
Generals Lawnton gebildet wurde, sowie daß ein
neuer Feldzug unternommen werde, um die Filipinos
aus den Wäldern im Norden von Manila bis zu den
Vorbergen der sich nördlich und östlich erstreckenden Ge-
birge und bis nach Bulacan zu vertreiben.
Washington, 22. April. Das Kabinet hat sich in
seiner gestrigen Sitzung mit gewissen Depeschen beschäftigt,
die, von Demokraten herrührend, abgefangen sind und wo-
rin die Freiwilligen auf den Philippinen aufge-
sordert werden, ihre Rückrufung zu verlangen und zu re-
voltiren, wenn ihr Verlangen abgeschlagen werde. Das
Kabinet diskutirte über die Anwendung der Hochverraths-
gesetze auf diesen Fall.
Delegirtentag des Badischen Gastwirtheverbandes.
Karlsruhe, 19. April.
Zur Vorbcrathung und Feststellung der Anträge, die für den
Ende Mai in Waibstadt stattfindenden Verbandstag einge-
gangen sind, fand verflossene Woche in Rastatt im Gasthaus
zur Krone bei Gastwirth Krankel eins aus allen Theilen des
Landes gut besuchte Delegirtenversammlung statt, die vom Ver-
bandsoorsitzenden, Hrn. F. G la ß ne r-Karlsruhe geleitet wurde.
T e inb e r g e r-Waibstadt begründete den Antrag des Ver-
eins von Waibstadt und Umgegend auf Steuerbefreiung
des Haus trunks aus Obst; es handle sich hierbei in erster
Linie um jene große Anzahl von Wirlhen auf dem Laude, die zu
gleicher Zeit Landwirlhschaft treiben. Wie der Landwirth für
sein Dienstpersonal sich Haustrunk aus Obst bereite, so wolle
auch der kleine Wirth, der tu der Hauptsache Landwirthschaft
treibe, dieser Berechtigung lheilhaftig werden.
Ferner gelangte zur Vorbcrathung die Frage derPrivat-
kostgebereten mit Ausschank von geistigenGe-
tränken. Hr. Glaßner gibt nochmals die schon früher aus-
gesprochene Meinung der Regierung bekannt, die in Kürze dahin
geht, daß den Kostgebereien gestattet sei, ein Gläschen Wein
oder Bier zu verabfolgen. Darüber hinaus dürfe aber nicht ge-
gangen werden. Jetzt sei es Ausgabe der Wirthe, Material zu
sammeln. Eine hierauf bezügliche Aufforderung des Verbands-
dureaus habe bis jetzt einen geringen und einseitigen Erfolg ge-
habt; es sei bis zum Verbaudstag noch Zeit, Material zu sam-
meln, und zwar über die Zahl der Kostgebereien und wie hoch
sich annähernd der Verbrauch von geistigen Getränken belaufe.
Die Flaschenbierfrage wird einen Hauptpunkt der
Berathung in Waibstadt bilden, wie sie auch auf dem Delegirten-
tag zu lebhaften Debatten führte. Ein Antrag Pforzheims geht
dahin, eine Besteuerung der Flaschenbterhändler anzustreben.
Der Verein H eidelberg bringt einen Antrag, betreffend
Wirthschaftsbesuch der Sonntagsschüler auf dem

Lande. Dem Antrag ist eine Begründung beigegeben, der zu
entnehmen ist, daß seitens der Kollegen auf dem Lande wieder-
holte Klagen Angegangen sind über ein strenges Vorgehen der
Polizei gegen Wirthe, wenn sie jungen Leuten, die noch die
Sonntagsschule besuchen, Getränke verabfolgen. Die Bestrafung
ist bis zu 60 Mk. gegangen. Es sei den Wirthen natürlich un-
möglich, den jungen Leuten anzusehen, ob sie Sonntagsschüler
sind. Habe der Wirth an das Schöffengericht appellirt, so sei
allerdings Freisprechung erfolgt. Der Verein Heidelberg sei der
Ansicht, daß nicht der Wirth, sondern die Thäter, das sind die
jungen Leute oder deren Eltern, bestraft würden. Der Antrag
wird als begründet erachtet und gleichfalls den Waibstadter Ver-
bandstag beschäftigen.
Vorsitzender Glaßner bringt ferner dieTransferirungs-
taxe zur Sprache und theilt mit, daß mit der Abschaffung dieser
Taxe die Gefahr der viel schlimmeren Licenzsteuer
heraufbeschworen werde. Venn die Angelegenheit den Verbands-
tag beschäftige, so gehe das Bestreben dahin, diese Taxe zu er-
mäßigen, selbst auf die Gefahr hin, daß die Konzessionstaxe
etwas erhöht werde.
Des Weiteren beschäftigte den Delegirtentag die Stellung-
nahme zu den Gewerke- und H a ndw e rkerv erei n en in
Bezug auf das neue Handwerkergesetz. Vorsitzender Glaßner
stellt hierzu fest, daß der Wirth im Sinne des Gesetzes kein
Handwerker sei, so daß die Frage der Stellungnahme durchaus
keine brennende sei. Man einigte sich im Allgemeinen dahin, auf
dem Verbandstage zu beantragen, sich vorerst zu der Angelegen-
heit abwartend zu verhalten.
Auf Antrag des Herrn Kopp - Baden wird auch das Ver-
bandsorgan „Der Gastwirth" zur Besprechung auf die Tages-
ordnung in Waibstadt gesetzt werden.
Endlich wird auf dem Verbaudstag der weitere Ausbau der
Organisation (Neugründungen von Vereinen) einer Be-
sprechung unterzogen werden.

A is Stadt und Land.
Heidelberg, 24. April.
* Stadtriithliche Vorlagen für die nächste -Sitzung des Bür-
gerausschusscs. Mit Vorlage I beantragt der Stadtrath den
Erlaß von Ortsstatuten, woüach die Angrenzer der Häufferstraße
zwischen Kronprinzen- und Alleestraße nach Maßgabe des Orts-
straßengesetzes und der Allgemeinen Grundsätze vom 2. Juli 1892
verpflichtet sind, die Kosten der Herstellung dieser Straße an die
Stadtgemeiude zu bezahlen und dieselben Angrenzer zu der all-
gemeinen Kanalisation einen Beitrag von 8 Mk. 60 Pf. für den
lausenden Frontmeter zu entrichten haben-, die in dieser Straße
anzulcgenden Gehwege mit Rinneupflästerung sollen auf Kosten
der Angrenzer von der Stadtgemeinde zur Ausführung gebracht
werden. — Mit Vorlage II wird die Erwerbung eines in die
Grenzstraße bei Handschuhsheim fallenden, der Evang Pflege
Schönau gehörigen Geländeflückes beantragt. Das Grund-
stück hat einen Flächengehalt von 13 a 23 qm, davon fällt der
größere Theil in die planmäßig bestimmte Straßenlinie. Der
Preis beträgt 4335 Mk. und soll aus Anlehensmitteln gedeckt
werden. — Nach Vorlage III soll, wie in der Mehrzahl der
badischen Städte, auch hier ein eigener städtischer Geometer
angestellt werden; da der Katastergeometer, der bisher der Stadt
zur Verfügung stand, die Stelle als Großh. Bezicksgeomeler
erhalten hat und private Arbeiten nicht mehr übernehmen darf.
Als Hilfsbeamter der städtischen Verwaltung wäre der Geometer
dem Tiefbauamte anzugliedern, aus dessen Geschäftsbereich der
größte Theil seiner Arbeiten entnommen werden wird. Die
Ausführung der Privatvermessungen würde auf besondere An-
weisung des Bürgermeisteramtes zu geschehen haben. Wenn man
eine geeignete, tüchtige Kraft für das neu zu errichtende Ge-
meindeamt gewinnen will, ist es unumgänglich, dafür einen Ge-
halt von etwa 2000 Mark bis zur Höhe von 4000 Mark aus-
zuwersen; auch ist die Aufnahme der neuen Stelle in den städti-
schen Gehaltstarif, d. h. die alsbaldige Gewährung einer
etatmäßigen Anstellung nach Maßgabe unseres Beamtenstatuts
nicht zu vermeiden. Von den auf ein vorläufiges Ausschreiben
um die neue Stelle aufgetretenen Bewerbern scheint dem Stadt
rath der gegenwärtig beim städtischen Ttefvauamt in Mannheim
beschäftigte Geometer Oskar Kramer den Vorzug zu verdienen.
Neben der Einräumung der etatmäßigen Anstellung verlangt der
Betreffende einen Anfangsgehalt von 2700 Mk.; mit dem Höchst-
gehalt von 4000 Mk. ist Kramer einverstanden. Der Stadtrath
beantragt: 1) den Gebalt für einen anzustellenden städtischen
Geometer mit 2000 - 4000 Mk. in den Gehaltstarif aufzunehmen,
2) sich damit einverstanden zu erklären, daß mit dem auf diese
Stelle zu ernennenden Geometer Oskar Kramer in Mannheim
mit einem Anfangsbezuge von 2700 Mk. sowie unter Anrechnung
der von ihm seit 1. Januar d. I. im Dienste der Stadt Hann-
heim zugebrachten Dienstzeit, jedoch unter Entbindung von der
Nachzahlung von Beiträgen zur städtischen Beamten-Pensions-,
Wittwen- und Waisenkasse für diese Zeit ein Dienstvertrag ge-
mäß Z 3 der Dienst- und Gehaltsordnung für die Beamten der
Stadtgemeiude Heidelberg abgeschlossen werde. (Schluß folgt.)
o Sonntags-Concerte des städtischen Orchesters. Der Ge
nuß des gestrigen Schloß-Concerts wurde durch die kühle
Witterung sehr beeinträchtigt und wäre es zu wünschen, daß in
Zukunft bei derartiger Temperatur die Concerte in der Halle
stattfinden würden. Das Programm enthielt manches Interessante,
so u. a. den Kempter'schen „schlaraffen-Marsch" nebst der schönen
Quadrille über „Schlaraffenlieder" von Conräder, welche von
einer Anzahl anwesender „Schlacaffen" und „Schlaraffinnen"
mit herzlichem Lulu begrüßt wurden. Für das Abenb-Coucert
im städt. Saalbau, welches einen stattlichen Besuch aufzuweisen
hatte, hatte Herr Musikoirector Radig ein recht beachtenswerthes
Programm zusammengestellt. Die Leistungen unseres trefflichen
städt. Orchesters verdienen das höchste Lob. Besonders zu er
wähnen bezüglich ihrer vorzüglichen Wiedergabe sind: die Tell-
Ouverture, Serenade von Moszkowsky. (zum ersten Male) u. v. a.
Die Concerte des städt. Orchesters im Saalbau sind mit Freuden
zu begrüßen und bieten einen großen Genuß.
Lt.U.O. Hl. Symphonieconcert- Das heute Montag Abend
im Saalbau slattfindende Concert unter Musikdirektors Radig's
Leitung verspricht den Kunstfreunden durch sein überaus reiches
Programm einen hohen Genuß zu bieten. Den vocalen Theil
hat Frau Mela Frora, Hofopernsängerin des Mannheimer
Hoftheaters, übernommen. Die ganz hervo,ragenden Leistungen
der Künstlerin sind theilweise bereits genügend durch ihr ein-
maliges Auftreten in der Oper „Der Blitz" am hiesigen Städt-
tbeater bekannt. Auch in Karlsruhe hatte diese vortreffliche
Koloratursängerin große Erfolge zu verzeichnen. — Die Rassische
Waldsymphonte gelangt hier zum ersten Male zur Aufführung,
ebenso die große Polonaise in I'-äur von Liszt. Beide sehr
schwierige Tonwerke bergen eine reiche Fülle musikalischen Inhalts.
* Berichtig«ng. Herr Landtagsabgeordneter Pfisterer erklärt
uns mit Bezug auf unseren zum Theil der Bad. Landesztg. ent-
nommenen Bericht über die Kammersitzung vom 21. d. M., er
habe nicht gesagt, daß „Hahnen lebendig gebraten werden,"
sondern „Aale", sodaß die bei diesen Worten entstandene Heiter-
keit auf einem Mißverständniß beruht.
Z Von der Garnison. Heute Vormittag fand die öko-
nomijnw Musterung der hiesigen Garnison statt.
** Vefitzwechsel. Das Anwesen der Fr in Georg .Hirsche!
Wittwe, Anlage 62, ging um den Preis von 76000 Mk. in
den Besitz von yerrn Dr. Middelkamp über.
^ Polizeibertcht. In der Nacht von Samstag auf Sonn-
tag wurden zwei Personen wegen fortgesetzter Ruhestörung ver-
haftet. In vergangener Nacht kamen vier Personen wegen Ruhe-
störung und Unfugs und zwei Bierkutscher wegen gegenseitiger
Körperverletzung zur Anzeige.
Wiesloch, 19. April. In den nächsten Tagen werden nach

in hiesiger Stadt zu nehmen. Sofort nach Erledigung des Grund-
erwerbsgeschäftes wird mit dem Bau der MeckeSheimet
Strecke begonnen werden, zu welchem Zwecke bereits Fürsorge
getroffen ist, um die Oberbaumaierialien legen zu können. Be-
züglich der A n g e l t h al l i n i e ordnete die Großh. Negierung
an, daß deren Ausführung bis zur Beilegung der mit der Ge-
meinde Michelfeld entstandenen Differenzen zu unterbleiben habe.
Mannheim, 21. April. Die Badische Anilin- und
Sodafabrik beschäftigte Ende Dezember v. I. nicht weniger
als 5494 Arbeiter und zahlte im Jahre 1898 laut Nachwcisung
an die Berufsgenossenschaft 6 204821 Mark 48 Pfg. als Löhne «N
die Arbeiter aus. Ferner verausgabte sie Beiträge zur Kranken-
kasse, Berufsgenossenschaft, Alters- und Invaliditäts-Versicherung
Mk. 130368.20; Krankengeld-Zuschuß, freie ärztliche Behandlung
der Angehörigen der Arbeiter, Altersprämien, Unterstützungen
an Arbeiter, Wittwen und Waisen, Unterstützungen an zu>n
Militärdienst Einberufene, Beitrag zur Beamten-Pensionskasst,
strner Betriebskosten von Speise-Anstalt, Frauen- und Kinder-
öad, Haushaltungsschule, Wöchnerinnen-Asyl, Krankenhaus Dannen-
jels Mk. 313864.83; für Beamten- und Arbeiterwohnungen,
Schwesternhaus, Speiseanstalt und Speisehalle, Frauenbad,
Badeanstalten in der Fabrik, Hanshaltungsschule, Wöchnerinnen-
Asyl, Krankenhaus Dannenfels, Turnhalle Mk. 5234810.74. Den
zum Zwecke der Unterhaltung der Arbeiterwohnungen erhobenen
Miethen im Betrage von Mk. 42907.23 stehen Reparaturkosten
von Mk. 47210.54 gegenüber. Der Arbeiter-Unterstützungsfonds
beträgt am 31. Dezember 1898 Mk. 1 430 532.68, das Vermögen
der Beamten-Pensionskaffe beträgt am 31. Dezember 1898 Mk-
1696 468.45. Die von der Badischen Anilin- und Sodafabrik bis
;etzt schon vollendeten und noch in der Ausführung begriffenen
Einrichtungen für die Indigo-Fabrikation werden eine»
Betrag von reichlich zehn Millionen Mark beanspruchen,
ohne Berücksichtigung der für diesen Zweck erforderlichen Betriebs-
mittel.
ff Mannheim 23. April. Wegen des Erwerbs der Dampf-
straßenbahn Mannheim-Feudenheim durch die Stadt-
gemeinde Mannheim, sowie des Weiterbaues dieser Bahn nach
JlvesheiM'Ladenburg-Schrie-sheim, hat der Stadt-
rath nunmehr dem Bürgerausschuß eine eingehende Vorlage
unterbreitet. Hiernach bezahlt die Stadt von dem 600000 Mark
betragenden Kaufpreis 400 000 Mk., während die restlichen 200000
Mk. eine von der Oberrheinischen Bank dahier und von der
deutschen Bank in Berlin zu gründende Stcaßenbahngesellschast
zulegt. Die Bahn Mannheim-Feudenheim wird Eigeuthum brr
Stadt, während die Gesellschaft den Betrieb derselben erhäst-
F-erner erwirbt die Stadt die Konzession zur Fortführung der
Bahn von Feudenheim nach Jlvesheim-Ladenburg-Schrieshestn
und überträgt öen Bau und Betrieb dieser Strecke der genanntes
Gesellschaft. Das Bahnterrain hat die Stadt zu erwerben. Dir
Umwandlung der jetzigen Dampfstraßenbahn in eine elektrische
Anlage ist Sache der Gesellschaft. Der Reingewinn wird nach
Verzinsung des Anlagekapitals zu 6 °/- und Abführung einer be
stimmten Summe für den Erneucrungsfonds zwischen der Stadt
und der Bahn nach bestimmtem Modus vertheilt Die Stadt hak
das Recht, nach Ablauf von 5 Jahren nach vorheriger Kündigung
die gesammte Bahnanlage, soweit sie ihr noch nicht gehört, Z»
kaufen. Bisheriger Eigenthümer der Straßenbahn Mannheim-
Feudenheim ist Herr Rathschreiber Lutz in Feudenheim, der sie im
Jahre 1884 erbaute. Sein Anlagekapital beträgt ca- 250 000 W-
Dte Reingewinne, die er erzielte, waren in den letzten Jahren
sehr bedeutende. Sie beziffern sich n. a. im Jahre 1896 auf Mk-
36 786 und im Jahre 1897 auf Mk. 40 5S0.
Kleinschönach (A. Pfullendorf). 20. April Montag Nacht
drohte hier im Hause des Landwirths Max Lohr Feue r ciir-
zubrechen. Die Familie lebte schon längere Zeit im Unfrieden,
weßhaib die Frau den Entschluß faßte, ihren Mann deM
Fcucrtod zi, überliefern. Zu diesem Zwecke schleppie sie
in jener Nacht, als der Mann in einer Kammer auf der Bühne
eingeschlafen war, mit ihrer 19jährigen Tochter ein Quantum
Reisigwellen in die Küche und steckte sie in Brand. Das Feuer
wurde laut Konst. Zkg von OrtSeinwohnern entdeckt und wieder
gelöscht, ohne daß ein nennenswerther Schaden entstanden ist'
Die Tochter Hai ein umfassendes Geständniß abgelegt, während
die Mutter die That leugnet. Beide wurden in das Amtsgesäng-
i iß Pfullendorf verbracht.
Aus Baden. Das Problem der Luftschifffahrt will nunmehr
auch ein Einwohner von M a n n h e i m , nämlich der Vorarbei-
ter Heinr. Matheis, lösen. Um sich die erforderlichen Mittel zur»
Bau eines von ihm selbst zu ko stiuireiiden Flugaiparatcs Zd
ermöglichen, gedenkt derselbe dort und in verschiedenen andere»
Städten Vorträge gegen Eintrittsgeld zu Hallen.
— Drenstnachrichten. Aus dem Bereiche der Großh'
B a d. S I a a t s e i i e n b a h ii e n. Versetzt wurden die EiseN-
bahnassistenteii: Karl Wiezer in Neidenstein nach Karlstukst'
Adam Sickmüller in Neckargemünd nach SchaffhaustM
Friedrich H o f in Ettlingen nach Neckargemünd. Karl Kisfi^
derth in Eberbach nach Baden. Georg B e n tz i n g e r ssi
Neckarelz nach. Basel. Theodor Bnchler in Schaffhausen
Schlierbach. Georg Ulmer in Basel nach Neckarsteinach. ^
Aus de^n Bereiche des 14. Armeekorps. Kasernen-
iuspektor Schnelle in Heidelberg wurde zum Garn.-Verw^
Kontroleiir ernannt. Zahlmeister Heinemann wurde dem
3. Bat. 2. Bad. Gren.-Negts. Kaiser Wilhelm I. Nr. 110 S»-
getheilt.
Kleine Zeitung.
— Wegen versuchten Giftmords wurde dieser Tage lN
München die reiche Frau des Metzgers Sanier verhaft"
Die 50jährige Danie hatte ohne Wissen ihres Gatten ein Liebes"
Verhältnis mit einem Schauspieler, dem sie große Summen opftr»-
trotzdem er eine andere Liebschaft hatte. Um mit dem Geliebt^
ungestört leben zu können^beschloß sie, ihren Mann und ihre Kinder-
sowie die Geliebte des Schauspielers aus dem Weg zu schaffe»'
Sie suchte eine Bekannte zu bestimnien, ihr hierzu ein Gift s
geben. Nach jedem Todesfall sollte die Frau 100—250 Mk- ?
kommen. Die Frau ging scheinbar auf den Plan ein und gab
zunächst unschädliche Euzianwnrzeln. Als dies nicht die gewünM
Wirkung that, bat Frau Sanier die Bekannte um stärkere Mich'
Diese ging abermals scheinbar auf diese Zumuthmig ein, erstftte.
aber Anzeige bei der Polizei. Um Beweismittel zu erhalten, säst»
die Frau einen Brief an die Sanier, worin sie diese zum EmPl^w
des Mittels einlnd. Frau Sanier kam und in einem Nebenzin>n>
belauschten 2 Polizeibeamte jedes Wort der Unterredung. Als ^
Sanier ihren Plan auseinandergesetzt hatte, unterschrieb sie ch
eine von der „Giftmischerin" geforderte Erklärung über die Tödtw.-


der Genannten, worauf sie stch entfernte. Andern Tags wurde
auf die Polizei bestellt und als sie dort ahnungslos erschien, st
hastet. In ihrer Wohnung fand man eine ganze Reihe P."
graphien ihrer Liebhaber. Mit dem Schauspieler verkehrte ste
einem besonderen Absteigequartier.
— Aus Thüringen, 21. April. Aus Ilmenau wird »
Franks Ztg. mitgerheitt, daß der Oberamlsrichlcr, Geh. Jn>"
rath Karl Schwanitz am 1. Juli in den Ruhestand " ;
Schwanitz. ein intimer Freund Victor Scheffels, ist bekannt
Schulze der Gemeinde Gabelbach bei Ilmenau, die Scheff« ^
seinem „Oanässmns" besungen und der Fürst Bismarck als
schütze aiigehört hat. Scheffel selbst war Gemeindepoel, w"«'
Amt jetzt Rudolf Baumbacb iiwe hat. „
— Stockholm, 18. April. Bei der vor einem Jahre
schriebenen Konkurrenz zu Vorschlägen für den Bau der »ei
Eisenbahn-Centralstation in Stockholm sind sämmtliche aiisgeiest^
Preise deutschen Ingenieuren zu Theil geworden. Der EO

der Wiesl. Ztg. mehrere Beamte der Badischen Lokal-Etsenbahn . __— . ... - „—
Aktiengesellschaft hier eintreffen, um ihren ständigen Aufenthalt > konnte, wurde zu gleichen Theilen an die Ingenieure G. Ost"

geworden. Der
dahn-Jngenieur C. O. Gleim in Hamburg erhielt den ersten
von 12000 Kronen. Den dritten Preis erhielt der Regier"»^
und Baurath- Karsch in Essen und der Betrag des zweiten Ptst^n
von 8000 Kronen, der keinem der Bewerber zuertheilt^wer ^
 
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