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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0434

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Geheimrath v. Lavale die Eisenbahnschmerzen der
Pfalz mit allen Mitteln der Beredtsamkeit vorzutragen.
Die Wünsche der Mitglieder fanden großes Entgegenkommen
und wurde deren Erfüllung, soweit thunlich, zugesagt. Die
Wohlthat der Kilometerhefte auf den badischen Bahnen
wurde mehrfach von den Pfälzern empfunden und ist auch
von der Bahndirektion wiederholt ins Auge gefaßt worden
und zwar gemeinsam mit den R eich se isc n b ah nen.
Letztere weigern sich aber stets und so blieb es bei
dem guten Willen. Wie nun Herr v. Lavale heute erklärt
hat, steht eine Personentarifreform in absehbarer Zeit ent-
weder mit oder ohne die norddeutschen Bahnen in Aussicht.
Die Reform des Personentarifs sei bisher wesentlich an
dem Widerstande des Nordens wegen Aufhebung der 4. Klasse
und dem Widerstande des Südens an der Einführung der
4. Klasse gescheitert. Nach der Reform kommen wohl
Kilometerhefte, Zeitkarten, Arbeiterkarten in Wegfall. Da
die Verhandlungen streng vertraulich sind, so konnte Herr
v. Lavale keine weiteren Mittheilungen über die Tragweite
der Reform machen.

Kapitän Coghlan bei aller Mißbilligung mildernde Um-
stände zuzugestehen wegen der natürlichen Erregtheit der
amerikanischen Offiziere vor Manila infolge der angeblichen
Erschwerung der Blockade von deutscher Seite.
Amerika. Washington, 23 April. Nach einer
Depesche aus Manila hatten die amerikanischen Truppen
ein unglückliches Gefecht mit den Tagalen, die bei
dem Orte Guingua in einer starken Stellung lagen. Ein
Oberst, ein Leutnant und verschiedene Gemeine wurden ge-
lobtet und etwa 50 verwundet.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
Vorstand der Realschule in Breiten, Professor Dr. Emil Wolf,
auf sein Ansuchen vcn der Vorstandschaft der genannten Anstalt
enthoben und ihn als Professor an das Progymnasium in Durlach
versetzt; den Vorstand der Realschule in Villingen, Professor
Friedrich Grohmann, in gleicher Eigenschaft an die Real-
schule in Bretten versetzt; den Professor Karl Weis an der
Realschule in Villingen zum Vorstand dieser Anstalt ernannt;
in gleicher Eigenschaft versetzt die Professoren Dr. Eugen
Müller von der Realschule in Müllheim an das Gymnasium
in Tauberbischofsheim und Franz Heilig von der Realschule
in Bretten an die Realschule in Müllheim; den Lehramts-
praktikanten Friedrich Förster von Kehl und Karl Stein
von Mannheim unter Ernennung derselben zu Professoren etat-
mäßige Professorenstellen und zwar dem Erstereu an der Real-
schule in Bretten, dem Letzteren an der Realschule in Villingen
übertragen.
— Amtsregistrator Wilhelm Seibert in Adelsheim ist zu
Großh. Bezirksamt Stockach und Amtsregistrator Friedrich
Müller in Stockach zu Großh. Bezirksamt Adelsheim versetzt
worden. Buchhalter Eduard Kaiser beim Finanzamt Sins-
heim wurde in gleicher Eigenschaft zum Finanzamt Pforzheim
versetzt.
— Die Centralkommission für die Rheinschifffahrt wird am
4. Mai ds. Js. zu einer außerordentlichen Sitzung in Mannheim
zusammentreten. An derselben wird als Vertreter Badens
Ministerialdirektor Geh. Rath Dr. Schenkel theilnehmen.
Karlsruhe, 24. April. Um 2'/. Uhr erfolgte die
Abreise des Kaisers nach Kaltenbronn mit Kaiserlichem
Salonzng. Der Großherzog und die Großherzogin gaben
ihrem hohen Gaste das Geleite nach dem Bahnhof. Der
Erbgroßherzog und der Prinz Max begleiten Se. Majestät
zur Jagd. Im Gefolge des Kaisers auf Kaltenbronn be-
finden sich der Gesandte Graf Wolff-Metternich, die Flügel-
adjutanten Oberstleutnant v. Pritzelwitz und Kapitänleut-
nant Graf Platen-Hallermund, sowie der Leibarzt Dr.
Jlberg; außerdem sind daselbst anwesend der Oberhof-
marschall Graf von Andlaw und der Hofjägermeister Frei-
Schilling. Die übrigen Herren des Kaiserlichen
begaben sich heute Nachmittag in Begleitung des
L In suits Müller nach Herrenwies, um daselbst
die Auerhahnjagd auszuüben. Die Rückkehr des
Karlsruhe ist zu Donnerstag den 27. d. M.

Herr von
Gefolges
Generals
ebenfalls
Kaisers nach
zu erwarten.

Ausland.
Frankreich. Paris, 24. April. Der Kassations
Hof verhörte heule hinter verschlossenen Thüren den Major
Freystätter, den ehemaligen Polizeipräfecten Lepine,
Bertulus, Roget und Gonse. Man weiß noch nicht, ob
Gegenüberstellungen stattgefunden haben.
Rußland. Petersburg, 23. April. Die astrono
mische Commission zur Prüfung der Kalende rreform
wandte sich an alle Ministerien mit der Bitte, Gutachten
abzugeben. Die Ministerien der Verkehrswege, des In-
nern, der Finanzen und des Auswärtigen sprachen sich da-
hin aus, daß eine schleunige Reform wünschens
werth sei. Die Commission wird die Arbeiten sofort
nach den Osterferien aufnehmen und sie voraussichtlich An-
fang Juni beenden.
Belgien. Mo ns, 24. April. Die Zahl der
Ausständigen beträgt 10700, also 7000 mehr als am
Samstag. In Versammlungen, die gestern abgehalten
wurden, erklärten die Arbeitgeber, sie könnten die verlangte
Lohnerhöhung nicht bewilligen, da sie seit 1896 eine mehr
als 25 prozentige Lohnerhöhung bewilligt haben. Im
Mitteldecken und in Charleroi ist die Lage unverändert.
Wie verlautet, beschlossen die Glasarbeiter im Becken von
Charleroi, gemeinsame Sache mtt den Grubenarbeitern zu
machen. In Charleroi ist der Jndustrierath auf Freitag
einberufen worden.
England. London, 24. April. Die Morgenpresse
verurtheilt einmüthig die Ausfälle des amerikanischen
Kapitäns Coghlan wegen der Vorfälle vom vorigen
Jahre vor Manila. Am entschiedensten und am würdigsten
äußert sich der Standard, der sich auf die Sache beschränkt.
Die Times tadelt ebenfalls scharf die rohe Sprache
Coghlans, legt im weiteren jedoch großen Nachdruck ans
das korrekte Verhalten der amerikanischen Regierung, das
im wohlthuendsten Gegensatz zu gelegentlichen ähnlichen
Fällen aus früheren Zeiten stehe und beweise, daß die
Vereinigten Staaten im jüngsten Kriege manches gelernt
haben. Am Schlüsse hält die Times dieses Verhalten der
chauvinistischen Presse Deutschlands zum Muster und zur
Lehre vor, das sich besonders auf diplomatische Etikette
spitze, und versucht dabei namentlich die Kölnische Zeitung
abzukanzeln, weil sie dem Admiral Kautz ungehört falsche
und lügnerische Behauptungen vorwerfe. (Der Admiral
hat eine Proklamation erlassen, worin er erklärte, alle
drei Konsuln in Samoa hätten sich geeinigt, die pro
visorische Regierung nicht mehr anzuerkennen. Das war
eine Lüge. Red.) Von den übrigen Blättern sind be
sonders Daily Graphic und Daily Chronicle geneigt, dem

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 25. April.
X Aus dem Stadtrath. In der gestrigen Stadtraths-
sitzung wurden u. A. folgende Gegenstände zur Kenntniß bezw.
Erledigung gebracht:
1. Nach der Zusammenstellung der Kasse und den Aufzeich-
nungen der Verwaltung des städtischen Schlacht- und Viehhofes
wurden im Februar 348 Stück Großvieh, 1905 Stück Klein und
8 Pferde im Schlachthaus geschlachtet, auf dem Vi hhofe aber
49 Stück Großvieh und 1406 Stück Kleinvieh zum Verkauf
gebracht.
2. Die Vorlage an den Bürgerausschuß, betreffend die Er-
werbung einiger Grundstücke beim Philosophenweg und in der
Kutzelheck Seitens der Stadtgemeinde, wurde festgestcllt.
3 Das Bauvorhaben des Herrn Zimmermetfters Franz Reiher
an der Unteren Neckarstraße Nr. 14 wurde nicht beanstandet.
4. An der Kußmaulstraße soll eine weitere GaSlaterne zur
Aufstellung gelangen.
5. Vor dem Hause des Rathsdieners Karl Huber an der
Lutherstraße soll vorbehaltlich der Genehmigung des Bürger-
ausschusses eine Korrektion der Straße vorgenommen werden.
6. Mit Bezug auf eine im Alten Heidelberger Anzeiger vom
18. d. M. erschienene Erklärung der hiesigen Installateure wird
festgestellt:
Richtig ist, daß der Stadtrath unterm 31. Juli 1897, nach-
dem von ihm in anderen Städten geeignete Erhebungen gemacht
worden waren, die Gas- und Wasserwerks-Direktion anwies, zwar
auch in der Folge auf Verlangen von Privaten Installations-
Arbeiten auszuführen, für die betreffenden Arbeiten aber Preise
zu berechnen, welche in der Regel den Preisen der Installateure
mit einem etwa 10-prozentigen Zuschläge ent-
sprächen, damit letzteren Seitens der städtischen Anstalt keine
erschwerende Konkurrenz bereitet werde. Als aber unterm
20.October 1897 die Direktion der städt. Gas- und Wasserwerke
dem Stadtrath berichtete, die offizielle Preisliste, welche ihr die
Installateure vorgelegt hätten, weise so außergewöhnlich hohe
Preise auf, daß man — zumal wenn noch 10 Prozent darauf-
geschlagen würden — darnach gar nicht arbeiten könne, und
daß die Installateure selber sich nicht an diese Liste hielten, viel-
mehr zu wesentlich billigeren Preisen arbeiteten, blieb der städti-
schen Verwaltung nichts Anderes übrig, als das unterm 31. Juli
1897 zu Gunsten der Installateure gemachte Zugeständniß wieder
zurückzuziehen. Es wurde dies den Betheiliglen unter Ueber-
sendung einer Abschrift des Berichts der Gas- und Wasserwerks-
Direction mit stadträthltcher Verfügung vom 11. December 1897
eröffnet, worauf sie unterm 23. December gleichen Jahres den
Empfang dieser Verfügung mit dem Vorbehalte bestätigten, auf
dieselbe nächstens eingehend zu antworten. Eine solche Antwort
ist aber beim Stadtrath nicht eingekommen.
** Einweihung des Landgerichts. Für die Einweihung am
I. Mai ist folgendes Programm festgesetzt: Ankunft Seiner
Königlichen Hoheit des Groß Herzogs um 12 Uhr 27 Min.;
Fahrt durch die Hauptstraße und die Kettengasse. Um 12°/. Uhr
findet im Gerichtsgebäude eine von der Großh. Regie-
rung veranstaltete Feier statt, Um 2 Uhr Festessen im
städt. Saalbau (Museum), 4'/z Uhr Festconcert auf dem
Schloß, 8'/s Uhr Schloß- und Brücke nbeleuchtung mit
Feuerwerk auf dem Neckar. Nach der Schloßbeleuchtung zwang-
loses Zusammensein im städtischen Saalbau. — Zu der Feier
sind von der Stadt Heidelberg auch die Mitglieder der beiden
Kammern einqeladen worden.
ZZ Spiegelscheiben-Versicherungs-Verein. Der im Jahre 1862
auf Gegenseitigkeit gegründete Spiegelscheiben-Versicherungsverein
Heidelberg hat am 21. April seine regelmäßige Jahresvcrsamm
lung in der Harmenie abgehalten. Dieselbe war, wie leider schon
mehrmals, von keinem der stimmberechtigten Mitglieder besucht
worden. Wenn auch die anwesende Gesammtvorstandschaft aus
der stets zunehmenden Mitgliederzahl auf vollkommenes Ver-
trauen in ihre Amtsführung schließen darf, so wäre ihr doch
eine Theilnahme der stimmberechtigten Mitglieder an den jeweils
gen Jahresversammlungen sehr erwünscht und würde ihr Freude
machen. Der Verein hat bis 1. Mat d. I. 142 Mitglieder mit
163 Versicherungen erreicht. Dessen Vorstand dcsteht aus: Josef
Keller, Stadtrath a, D., I, Vorsitzender, Wilh. Cuntz, Bankier,
II. Vorsitzender, Stefan Werner, Privatmann, Rechner, Fritz
Werner, Privatmann und Louis Kochenburger, Kaufm., als Bei-
räthe. Gelegentlich dieser Jahresversammlung wurde Seitens
der Vorstandsmitglieder dem I. Vorsitzenden, der im März 1874
als solcher gewühlt worden ist, unter Ausdruck wärmsten Dankes
und voller Anerkennung für pünktliche Dienstführung ein Korb
mlt Blumen überreicht. Herr Keller, obwohl er seine Leistung
als selbstverständlich betrachtete, war gleichwohl erfreut über die
ihm erwiesene Aufmerksamkeit und Anerkennung.
LH Circus Hammerschmidt. Gestern gab der Circus Hammer-
schmidt seine letzte Vorstellung. Obgleich der Zuschauerraum nur
sehr schwach besetzt war, sah man doch, daß die Artisten alle
Mühe aufwandten, um dem Publikum Sehenswerthes zu bieten.
Es wurde ihnen dafür auch reicher Beifall zu Theil. Herr
Direktor Hammerschmidt dankte am Schluß der Vorstellung mit
einigen Worten dem Publikum für den Besuch des Circus, der
in der Thal im Ganzen recht rege gewesen ist, und bat es, ihm
ein freundliches Andenken zu bewahren. Vielleicht komme er
wieder einmal nach Heidelberg.
** Die Dampfschifffahrt auf dem Neckar scheint leider nicht
zu Stande zu kommen. Wie wir hören, soll einer demnächst statt-
findenden Generalversammlung die Liquidation der Neckar
dampfschifffahrts-Gesellschaft vorgeschlagen werden.
I Ziegelei-Unternehmen. Die Herren Emil Roesler und
L- Goos dahier haben eine Ziegelei in Reihen — an der neuen
Bahnlinie von Sinsheim nach Eppingen gelegen — erworben.
ä Befitzwechsel. Die Erben der Frau August Müller Wittwe
haben gestern in öffentlicher Versteigerung ihr Hans Nr. 11 der
Leopoldstraße, das zu 105 000 Mark geschätzt war, um
121200 Mark an Herrn Karl Ludwig Fickeisen, Kaufmann in
Ludwigshafen, verkauft.
* Den Bericht über das gestrige Symphoniekonzert werden
wir morgen veröffentlichen. Das Konzerl war sehr genußreich.
LH Lchöffengertcht'ssttzung vom 24. April. 1) Johann Brander
aus Ochsenfurt erhielt wegen Diebstahls 3 Wochen Gefängntß.
2) Philipp gen. Heinrich Guland, Maurer dahier, wegen Körper
Verletzung 1 Monat Gefängniß. 3) Franz Evarist Kerber, Kutscher
dahier, wegen Körperverletzung 2 Wochen Gefängniß. 4) Eugen
Wilhelm Ziemann, Metzger dahier, wegen Bedrohung und Ruhe
störung 20 Mark Geldstrafe. 5) August Gerst, Küferbursche da
hier, wegen Bedrohung 10 Mark Geldstrafe. 6) Georg Hertel,
Steinhauer in Wilhelmsfeld, wegen Sachbeschädigung und Dieb-
stahl 15 Mark Geldstrafe. 7) Nikolaus Zimmermann II,, Maurer,
Wilhelm Zimmermann, Maurer, Philipp Zimmermann, Schreiner
und Johann Friedrich Wittmann, Maurer, angeklagt wegen
Körperverletzung; die drei Erstgenannten erhielten je 2 Wochen
Gefängniß, Wittmann wurde freigesprochen. 8) Johann Georg
Ebniger, Taglöhnec und Kart Weinmann, Maurer, beide in
Wiesenbach, erhielten wegen Jagdvergehen je 14 Tage Gefängniß.

9) Adam Kumpf, Steinhauer in Affolterbach, angeklagt wegen
Unterschlagung, wurde freigesprochen.
— Polizeibericht Eine Mannsperson wurde wegen Körper-
verletzung verhaftet; acht junge Leute kamen wegen Ruhestörung
und Unfugs zur Anzeige.
L Neckargemünd, 22. April. Zum würdigen Empfang Ihrer
Königl. Hoheit der Groß Herzog in am Anfang des Monats
Mai behufs Besichtigung der hiesigen Ausstellung weiblicher
Handarbeiten wurde eine Kommission eingesetzt, welche die Vor-
arbeiten leiten und besorgen wird.
^ Weinheim, 23. April. In voriger Woche wurden gegen
140 Arbeiter der Eisengießerei der „Badenia", welche schon
längere Zeit im Geschäfte sind, mit recht ansehnlichen Ge-
schenken in Geld erfreut, was der genannten Firma nur
zur Ehre gereicht. — Nächsten Sonntag über 8 Tagen, am
7. Mai, findet die Einweihung des Kriegerdenkmals
in Großsachsen statt und es steht dabei auch die Theilnahme
unseres Landesfürsten, Sr.K. Hoheit des Großherzogs Friedrich,
in sicherer Aussicht.
Mannheim, 23. April. Die Bad. Anilin- und Soda-
fabrik wird mit der Anlage einer Arbeiterkolonie auf
dem von ihr käuflich erworbenen Hofgute Limburg (bei Mutter-
stadt) bereits mit diesem Frühjahr sicher beginnen. Zunächst wird
mit etwa 30 Wohnhäusern der Anfang gemacht werden, die Zahl
derselben wird so nach und nach auf mehrere Hundert — map
fplicht sogar von etwa 1200 — anwachsen. Die Pläne über die
Anlage der Straßen und freien Plätze sollen bereits sertiggestellt
sein. Die Wohnhäuser sind für je 2 Familien eingerichtet.
Schon längere Zeit soll man seitens der Direktion sich auch mit
der Absicht tragen, die Mittagspause zu verlängern, um auch dm
entfernter wohnenden Arbeitern zu ermöglichen, ihren Miltags-
tisch im Kreise ihrer Familie einzunehmen. Zur projektirren
Arbeiterkolonie wird alsdann ein Arbeiter-Extrazug die Arbeiter
während dieser Pause hin und zurückbringen.
A Mannheim. 24. April. (Strafkammer.) 1) Wegen
verschiedener Zechprellereien wurde der Taglöhner Martin Daub
von Heidelberg einschließlich einer schon früher gegen ihn ausge-
sprochenen Gefängnißstrafe von 3 Monaten zu einer Gesammtstrafc
von 9 Monaten verurtheilt. — 2) Gegen den Taglöhner Adam
Lauer von Ludwigshafen wurde wegen Kuppelei eine Gefäng-
nißstrafe von 9 Monaten ausgesprochen und ihm die Ehrenrechte
auf 5 Jahre aberkannt. — 3) Der 28 Jahre alte Kellner Ludwig
enner von Dannstadt alternirt seit einigen Jahren bez. seines
Aufenthalts zwischen -Strafanstalt und Irrenhaus. Jetzt ist offen-
bar, daß er nichts weiter als ein raffinirter Simulant ist. Gegen-
wärtig verbüßt er wegen verschiedener Diebstähle und Betrügereien
! Zuchthausstrafe von 5 Jahren und 9 Monaten. Nachträg-
ist ein höchst frivoler Schwindel zur Kenntniß der Behörde
gekommen, den er im Januar v. I. in Heidelberg begangen. Er
brannte damals aus der Heidelberger Universitätsirrenklinik durch,
begab sich zur Mutter eines der Kranken, mit dem er in der An-
stalt bekannt geworden war, der August Steiner Wtw., und schwin-
delte der Frau vor, er sei von Dr. Aschaffenburg aus der Irren-
anstalt geschickt, um ihr mitzutheilen, daß ihr Sohn in der Jrren-
klinik gestorben sei, sie möge ihm 100 Mk. geben, damit er einen
Sarg für ihren Sohn bestellen könne. Die bestürzte Frau gab
ihm dann auch das Geld. Heute spielte Wenner wieder den
„wilden Mann", hieß den Bezirksarzt Dr. Holl-Heidelberg, der
ihn als Simulanten charakterisirte, einen blödsinnigen Kerl,
protestirte beim Verlesen des Urtheils, das auf 7 Jahre 9 Monate
Zuchthaus und 500 Mk. Geldstrafe lautete, daß er sich daherstellen
müsse, um das Zeug anzuhören, und stieß zum Schluß eine Reihe
von Majestätsbeleidigungen ans, wegen der er sich demnächst zu
verantworten haben wird.
Pforzheim, 23. April. Dieser Tage war eine QuartierkoM-
mission hier, die die wichtigsten Quartiere für die Zeit derKaise r -
Manöver besichtigten. Für den Kaiser selbst wurde nach
der Landesztg. die Villa Hiller ausgesucht, wo Seine Majestät
Standquartier nehmen wird.
Breisach, 20. April- Ein bedauerliches Vorkommnis), das sich
kürzlich in Gottenheim abspielte, macht in der Umgegend viel
von sich reden Es sollte die Hochzeit des Sohnes eines dortigen
angesehenen Bürgers mit einem Mädchen aus Mahlberg stattfirweN
und es waren schon alle Vorbereitungen hierzu getroffen; auw
war die Braut, welche sich schon seit einigen Tagen im Haust
ihrer zukünftigen Schwiegereltern aufhielt, in bester Stimmung'
Am Abend vor dem zur Trauung bestimmten Tage hörte der
Bräutigam, der sich zufällig im Hof befand, plötzlich ein GeräuM
wie wenn jemand in den im Hof befindlichen Ziehbrunnen gefallen
wäre. Er lief rasch hinzu und sah bei der Dunkelheit, jedoch nur
unklar, wirklich eine Person in dem sonst immer zugedeckten Zieh-
brunnen. Rasch hatte der junge Mann eine Leiter herbeigeholt,
stieg hinunter in den Brunnen und zog eine Frauensperson herauf,
in welcher er bei dem inzwischen herbeigebrachten Licht zu seines
größten Schrecken seine Braut erkannte. Darüber, wie das Mädchen
in den Brunnen gerathen war, ob aus Unvorsichtigkeit oder ab-
sichtlich in einem momentan krankhaft erregten Zustand, ist bi§
jetzt noch nichts Bestimmtes in die Oeffentlichkeit gedrungen. WC
die Breisg. Ztg. hört, soll das bedauernswerthe Mädchen durch
anonyme Zuschriften auf die gemeinste Weise verfolgt worden sein
und sogar einmal von einem bis jetzt leider noch unentdeckt ge-
bliebenen Menschen einen so wuchtigen Schlag auf den Kopf er-
halten haben, daß das Mädchen wegen Gehirnerschütterung ärzt-
liche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. In dieser Thatsache dürfte
vielleicht auch eine Erklärung des traurigen Vorkommnisses gefunden
werben. ^

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Kleine Zeitung.
Aachen, 19. April. In einer vorgestern im Gasthofe zu>N
„Großen Monarchen" hier abgehaltenen Versammlung bildete W
der „Westdeutsche Automobilclub" mit dem Sitze em
Aachen unicr dem Vorsitze des Direktors Küp per von der
Aachener Stahlwaarenfabrik A.-G. Der Verein hat cs sich z",
Aufgabe gemacht, die Interessen des „Automobilismus" sowow
als Verkehrsmittel wie auch als Sport durch Probefahrten,
Fernfahrten, Rennen, Vorführungen, Versuche und Vorträge >n
jeder Weise zu fördern. So ist z. B. ein internationales Renne'
Aachen-Koblenz über Köln und zurück, sowie eine Pfingüfernfabft
nach Frankfurt a. M. bereits beschlossene Sache. Ein AuftNb
in welchem die Ziele und Zwecke des Clubs dargelegt und w§'
durch alle Freunde des Aulomobilismus in Wenbeulschland Zn-
Mitgliedschaft aufgefordert werden, soll demnächst erscheinen .
— Kiel, 24. April. Claus Groth empfing anläßlich seine
80. Geburtstages eine überaus große Anzahl von Depeschen »n
Briefen. Die Stadt Kiel verlieh Groth das Ehrenbürgerrecht^.
Theater- und Knnstnachrichten. ,
Mannheim, (Großh. Hot- und Rattovattvcaier.i Mittwvw'
26, April: (Ab. 4.) „Zar und Zimmermann." Peter Iwanow:
Alfred Sieder von. Stadtthealer in Basel als Gast. ...
Darmstadt. (Großh, Hoftheater.) Donnerstag, 27. Apr"'
„Norma." Freitag, 28. April: „Fuhrmann Henichel."
Frankfurt. Opernhaus. Dienstag, 25. April: ,-7!.
Stumme von Portici". Mittwoch, 26. April: „Marttia", Na»cb'
Frl Agnes Herrmann vom Stadttheater in Köln a. G. Donner
tag, 27. April: „Malteo Falconc." Hierauf: „Phantast"-,
Bremer Rathskeller". Freitag, 28. April: „Boccaccio". «am
tag, 29. April: „Der Prophet". Sonntag, 30. April:
mittags 3ft, Uhr: „Der Trompeter von Söllingen". Ave>
7 Uhr: „Nigoletto". Hierauf: „Phantasien im Bremer Rafts,
keller". — Schauspielhaus: Diens.'ag, 25. ApriU

siti

re,,

iftj,

Na-
than der Weise". Mittwoch, 26. April: „Donna Di""?,.'
Donnerstag, 27. April: „Fuhrmann Henscdel". Freilag, 28. AP
„Nora". Samstag, 29. April: „Glück im Winkel". eso»n .
30. April: Nachmittags 3'/-Uhr: „Nora". Abends 7 uv
„Veiichcnfresser"^ Montag, 4. Mai: Zum 1. Male:

.1. Mai: Zum 1. Male:
gebetene" von Mäterlinck. Hierauf: „Bauernehre". Zum
Zum 1. Male: „Der Scheidungsschmaus" von Schlesinger-
 
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