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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0468

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Der erste Gegenstand der Tagesordnung: Die Bitte des
Alfred Klingele in Säkkingen um Untersuchung wegen Ausübung
der Jagd seitens königl. prenß. Offiziere ans den Forts „Bohe",
„Blumenthal" und „Kirchbach" bei Kehl wird von der Tages-
ordnung abgesetzt und zugleich mit einem hierzu eingegangenen
Schreiben des Ministeriums des Innern der Justizkommission zur
Berathung überwiesen.
Abg. Flüge (wild-lib.) berichtet über die Bitte des früheren
Gendarmen Karl Bächle in Oppenau um Wiederanstellung im
Staatsdienste und beantragt Ueberweisung der Petition an die
Regierung zur Kenntnißnahme, die auch beschlossen wird-
Abg. Leimbach (nat.-lib.) berichtet über die Bitte des Vcr-
ivaltungsraths des ev. Stifts in Freiburg uni Befreiung der als
Pfründner in die Versorgungshäuser eingekauften Personen von
der Entrichtung der Einkommen- und Kapitalrentensteuer. Er
kommt schließlich zu folgendem Antrag:
Es möge das hohe Haus über die Bitte, daß die Kapital-
renten- und Einkommensteuer denjenigen Personen, welche sich
in ein Versorgungshaus einkaufen, erlaßen werden möge,
zur Tagesordnung übergehen,
dagegen die zweite Bitte, betr. die Haftbarkeit der Wohl-
thätigkeitsanstalten für die Zahlung der Kapitalrenten- und
Einkommensteuer ihrer Pfleglinge,
Großh. Regierung zur Kenntnißnahme überweisen.
Der Antrag wird angenommen.
Nächste Sitzung: Mittwoch, den 3. Mai. Beantwortung der
Interpellation der Abgg. Fieser und Genossen und Petitionen.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
Centralinspektor bei der Oberdirektion des Wasser- und Straßen-
baues, Wasserbaninspektor Roß Hirt, unter Verleihung des
Titels Baurath zum Kollegialmitglied der Oberdirektion des
Wasser- und Straßenbaues ernannt; den Amtmann Dr. Julius
Holderer dem Bezirksamt Heidelberg beigegeben und den
Referendar Karl Giehne von Karlsruhe zum Amtmann ernannt
und denselben dem Bezirksamt Lörrach beigegeben.
— Dem Zeichenlehramtskandidaten Karl Litt er st in Pforz-
heim wurde die etatmäßige Amtsstelle eines Gewerbelehrers an der
Gewerbeschule in Bruchsal übertragen.

Ausland.
Frankreich. Paris, 2. Mai. Die heute wieder er-
öffnte Kammer ist gut besucht. Die Anfragen zur
Dreyfus-Affaire ersucht Dupuy ans den Tag nach
der Fällung des Urtheils des Kassatioushofcs zu vertagen,
Der Sozialist Viviani widersetzt sich der Vertagung nicht,
fragt jedoch den Kriegsminister, ob er eine Enquete an-
ordnen wolle über das Verschwinden mehrerer Dokumente,
die sich in den Dreyfus-Akten befunden hätten. — Kriegs-
minister Frey einet suchte Viviani auf, um die Hoffnung
auszusprechen, daß Viviani's Wunsch sich erfüllen lasse.
Viviani möge ihm schriftlich die verschwundenen Dokumente
anzeigen, über die er eine Untersuchung wünsche. Viviani
zählte darauf in einem Briefe an den Kriegsminister fol-
gende fünf Dokumente auf: 1. Das Schriftstück, das sich
nach Guyana verirrte und an den Kolonialminister Lebon
zurückging; 2. der Kommentar Du Patys zu dem geheimen
Dossier, welcher 1894 dem Kriegsgericht vorgelegt wurde,
während der geheimen Berathung; 3. der Bericht über den
geheimen Dossier, welchen Gonse und Billots Schwieger-
sohn Wattine 1898 verfaßten; 4. die Aussage des Spions
Decrion, von der heute der Figaro gesprochen hat; 5. die
falsche Uebersetzung der Depesche Panizzardis. Freycinet
nahm den Brief Viviani's entgegen und sagte zu, daß er
zunächst den General Mercier um Auskunft ersuchen werde.
Asien. Die Düna-Zeitung schreibt: Unter der Masse
der Gründungen der neuesten Zeit, die geeignet sein dürften,
das allgemeine Interesse zu erregen, ist vor allem die
Konzession an die russische Bergbau-Gesellschuft
seitens der persischen Regierung zu nennen, die, wie
man meint, eine gewaltige Umwälzung auf dem Kupfer-
markt Hervorrufen wird. Der russischen Bergbau-Gesell-
schaft ist eS nämlich gelungen, durch die thatkräftige Unter-
stützung der russischen Gesandtschaft in Teheran, hervor-
gerufen durch die Anregung des Finanzministeriums, ganz
ungeheuer weite Landstrecken, die ganze persische Pro-
vinz A s e rbei d s ch a n, auf 70 Jahre zur Ausbeutung
zu pachten. Das gepachtete Gebiet erreicht die Größe
von Baden und Württemberg zusammen. Bekanntlich ge-
hört dieses persische Gebiet bezüglich des Kupfergehaltes
des Bodens zu den reichsten der Welt. Vor allem Kupfer

sind die großen, von Faulhaber gegründeten Diakonissenhäuser
und das Kinderhospiz des Johanniterordens in Hall.
— Stuttgart, 2. Mai. In Tettnang war nach dem
Staatsanz. der Präsident des Reichseisenbahnamts Wirkl. Geh.
Rath Dr. v. Schulz, um die el ekt ri s ch e V o l l b a h n, die
erste in Europa, zu besichtigen.
— Darmstadt, 1. Mai. Professor Dr. Ludwig Büchner,
der Verfasser von „Kraft und Stoff", ist in der vergangenen
Nacht hier gestorben. Er hatte vor Kurzem erst seinen 75. Ge-
burtstag gefeiert.
— Leipzig, 1. Mai. Der Erste Strafsenat des Reichsgerichts
hat heute ebenso wie der Vierte ausgesprochen, daß die Ent-
wendung elektrischer Energie nicht unter den
Diebstahlsparagraphen subsumirt werden kann, da die
Elektrizität nicht als eine „bewegliche (körperliche) Sache" im
Sinne des Gesetzes anzusehen sei. Mit anderen Worten: der
Diebstahl an Elektrizität ist zur Zeit straflos!
Das Landgericht Elberfeld hat am 8. December v. I. die Mon-
teure Peters aus M.-Gladbach und Küppers aus Köln wegen
Diebstahls zu je einem Tage Gefängniß verurtheilt. Sie hatten
eine elektrische Leitung mit ihrem Zimmer in Verbindung ge-
bracht und durch einen heimlich angelegten Draht längere Zeit
hindurch Elektrizität zur Beleuchtung des Zimmers entwendet.
Das Landgericht hat angenommen, daß strafbarer Diebstahl vor-
liege. Was Elektrizität ist, heißt es im Urtheile, darüber sind
die Gelehrten noch nicht einig. Sie hat aber die wesentlichen
Eigenschaften einer beweglichen Sache. Diese Anschauung be-
kämpfte die von Peters eingelegte Revision. Der Senat erkannte
auf Aushebung des Urtheils in vollem Umfange und sprach
nicht nur Peters von der Anklage des Diebstahls frei, sondern
auch den Mitangeklagten Küppers, der gar nicht Revision ein-
gelegt hatte.
— Kiel, 2. Mai. Ein Theil der Arbeiter der Germania-
werft wird auf der kaiserlichen Werst beschäftigt. Der Brand-
schaden der Germaniawerft soll 2 Millionen Mark betragen.
— Ans den Bädern. Auf sonniger, luftiger Terrasse im
Berner Oberland liegt malerisch das kleine Adelboden, das
schon manchem Stadtmüden und Erholungsbedürftigen, namentlich
im Spätsommer und Herbst, die langersehnte Kräftigung gebracht
hat. Drei Minuten vom Dorfe entfernt, dicht am Walde, erhebt
sich die Pension Edelweiß, die vom 20. Juni bis Mitte
September geöffnet ist. Näheres ergibt der Prospekt und die
Annonce im Jnseratentheil des Blattes.

und Eisen, doch auch alle anderen Metalle sind in reichster
Menge und Güte vorhanden. Doch nicht nur die Aus-
nutzung des Erzes, sondern die Anlage von Eisenbahnen,
Landstraßen, Häfen, die Schiffbarmachung des Flusses
Araxes und eine Reihe anderer mehr oder minder vorthcil-
hafter Konzessionen sind der Gesellschaft eingeräumt worden,
nicht zu vergessen der Edelsteine, die ebenfalls in Mengen
Vorkommen. Soviel bekannt ist, sollen russische Kapitalien
ganz besonders bei der Zeichnung der Aktien berücksichtigt
werden. In Kraft trat der Vertrag am 1. März 1899;
er ist unterzeichnet vom Schah von Persien und den Be-
vollmächtigten der russischen Bergbau-Gesellschaft und gegen-
gezeichnet vom russischen Gesandten in Teheran.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 3. Mai.
* Liegenschaftskäufe vom Monat April 1899.
Verkäufer: Karl Friedrich Schmidt, Baumeister, Ehefrau, und
Georg Schmidt, Zimmermeister. Käufer: Wilhelm Schlesinger,
Privatmann, Ehefrau Theresie geb. Daniels. Object: Haus
Nr. 1l Bunsenstraße, 2 8 26 qm. Preis: 45000
V.: Georg Busch, Stadtrath. K.: Julius Wilhelm Brühl,
Dr. Professor. O.: Haus Nr. 54 Rohrbacherstraße, 3 8 87 qm.
Pr.: 66000
V.: Michael Bach, Maurermeister. K.: Friedrich Eisenring,
Postassistent, Eheleute. O.: 1a 60 qm Bauplatz an der
Bluntschlistraße. Pr.: 4000
V.: Johannes Horchheimer I., Landwirth in Rohrbach. K.:
Friedrich Schott, Direktor. O.: 9 a 01 qm Acker in der Mark-
scheide. Pr.: 2500
V.: Ludwig Groß II., Landwirth. K.: Karl Henze, Schul-
vorsteher in Berlin, und Walter Gaß, Dr. Professor, Ehefrau.
Q: 8 a 63 qm Weinberg im Unter-Linsenbühl und 2 a 79 qm
desgl. allda. Pr.: 4000
V-: August Wagner, Maurermeister. K.: Johann Straub,
Zimmermeister. O.: 4 a 03 qm Bauplatz an der Ladenburger-
straße. Pr.: 6500
V.: Otto Pfeiffer, Gastwirth. K.: Jakob Frisch, Landwirth.
O.: 16 a 76 qm Weinberg und Grasraiu im Unter-Linsenbühl.
Pr.: 4000 ^
V.: Job. Jakob Müller, Schlossermeister. K.: Theodor Gack-
statter, Zahlmeister a. D. O.: 4 8 90 qm Wiese im Neckar-
hang. Pr.: 350
V.: Stadtgemeinde Heidelberg. K.: Firma M. u. F. Lieb-
hold. O.: 21 a 85 qm Bauplätze an der Bergheimer- und
Bluntschlistraße. Pr.: 54625 ,
V.: Stadtgemeinde Heidelberg. K.: Albert Wolf, Mineral-
wasserfabrikant. O.: 3 a 79 qm Bauplatz an der Bluntschlistr.
Pr.: 8500 ^
V.: Bernhard Kahn, Altstadtrath von Mannheim. K.: Adolf
Passow, Dr. Professor, und Bodo Ebhardt, Architekt in Berlin.
O.: 53 s 96 qm Ackerland, Weinberg und Grasland an der
Gaisbergstraße. Pr.: 69 000 ^
V.: Joh. Michael Voigt, Privatmann. K-: Firma I. M-
Hohl Söhne. O.: Haus Nr. 15 Blockstraße, 3 8 08 qm. Pr.:
30000 ,
V.: Dr. Karl Küttner, Privat., Wwe. K.: Dr. Oskar Middel-
kamp, Zahnarzt. O.: Hans Nr. 7 Gaisbergraße, 23 8 15 qm.
Pr.: 95060 ^
V.: Alois Weigel. Mühlsteinmacher, Wwe. K.: Heim ch
Schulz, Gutspächter auf Lilienhof. O.: 11 8 03 qm Acker im
Lindenried. Pr.: 900
V.: Friedrich Ackermann, Landwirth. K.: Georg Hartmann,
Schuhfabrikant in Mannheim. O.: 17 8 66 qm und 418 68 qm
Wiese im Neckarhang. Pr.: 3000 ^ »
V-: Heinrich Grün, Landwirth. und Philipp Jakob Grün,
Landwirth, Wwe. K.: Wi'helm Geiger, Weinhändler. O.:12a
32 qm Weinberg und Kastanienpflanzung am Philosophenweg.
Pr.: 5125 ..
V.: Friedrich Handrich, Kaufmann. K.: Bartholomaus
Fehringer, Schneider. O.: Haus Nr. 14 Neuschulhausstraße,
3 8 23 qm. Pr.: 46 250
V.: Louis Hofstetter, Kaufmann, Ehefrau. K.: Samuel und
Max Wolf. Fabrikanten. O.: Haus Nr. 73 Rohrbacherstraße,
8 8 72 qm. Pr.: 81500
V.: Albert Faulhaber, Flaschnermeister (Vollstreckung). K.:
Firma B. Wolfs u. Netter. O.: Haus Nr. 10 Märzgasse, 2 8
21 qm. Pr.: 29 750
V.: Georg Hauck, Maler- und Tünchermeister. K.: Georg
Holz, Wagnermeister, Eheleute. O.: 3 8 27 qm Bauplatz an
der Neuschulhausstraße. Pr.: 9700
* Odenwald-Club. Die Sektion Heidelberg des Odenwald-
Clubs hielt gestern Abend in der Museumswirthschaft ihre dies-
jährige Generalversammlung ab, der auch Mitglieder der Sektio-
nen Schriesheim und Weinheim beiwohnten. An Stelle des
durch Unwohlsein am Erscheinen verhinderten Vorsitzenden, Hrn.
Rechtsanwalt Landfried, leitete der Schriftführer, Hr. Dr. W.
Mitte rmaier, die Verhandlungen. Aus dem mirgetheilten
Jahresbericht sei erwähnt, daß die Zahl der Mitglieder der hiesi-
gen Sektion jetzt 179 beträgt, also beinahe auf dem gleichen
Stand wie am Schluffe des vorigen Jahres geblieben ist, indem
Abgänge durch Tod und Austritt durch den Eintritt neuer Mit-
glieder ersetzt wurden. Der Ausschuß hielt zwei Sitzungen ab.
Für den Centralausschuß mußte in Folge der zunehmenden Ar-
beiten ein zweiter Schriftführer ernannt werden. Neue Satzungen
für den Gesammtverein sind vorgeschlagen, die jedoch wesentliche
Neuerungen nicht eiuhalten werden. Interessante Arbeiten über
Thurmbauten sind erschienen. Der Gesammtausflug des Vereins
nach Lindenfels litt wie die in Neustadt am Bräuberg abgehal-
tene Generalversammlung unter der Ungunst der Witterung. Die
Frage der Erforschung der Volkskunde des Odenwaldes ist eine
weitere Aufgabe des Centralvereins. Die diesjährige General-
versammlung findet in Wimpfen am 4. Juni statt. Hr. Dr.
Mittermaier gedachte sodann mit Anerkennung der Arbeit
der Herren Brenner und Rummel, die die Erneuerung der Mar-
ktrung an den Wegen vom Heiligenberg über die Hochstraße und
vom Stift Neuburg bis zum Eichelberg übernommen hatten. Die
Aufstellung einer Bank auf dem Edelstein (am Oelberg) wird in
Bälde erfolgen; die gleichfalls früher schon beschlossene Fassung
der Quelle am Hasenbühl ist noch nicht bewerkstelligt. Herr
Stadtpfarrer Schneider berichtete nunmehr über die zur Fort-
setzung des sog. Schweizerweges unternommenen Schritte, die ein
günstiges Ergebuiß erhoffen lassen. Der Rechner, Hr. W. Cuntz,
erstattete sodann den Kassenbericht. Der Kassenbestand beläuft
sich auf Mk. 533.07. Für die letzte Rechnung wurde ihm
Entlastung ertheilt. Bei der hierauf vorgenommenen Vorstands-
wahl wurden, da Herr Landfried eine Wiederwahl zum Vorsitzen-
den und Hr. Mittermaier eine solche zum Schriftführer entschie-
den ablehnten, Herr Prof. Lorentzen zum Vorsitzenden und
Herr Privatmann Eschellmann zum Schriftführer gewählt.
Hr. Cuntz wurde als Rechner wiedergewählt, ebenso verbleiben
die bisherigen Ausschußmitglieder in ihrem Amte; zu ihnen tre-
ten als neugcwählte Mitglieder die Herren Landfried und Mitter-
maier. Als Arbeit für das laufende Jahr ist das Setzen von
Wegsteinen auf dem Wege über das Gebirge von Heidelberg
nach Weinheim in Aussicht genommen; der Centralausschuß soll
um einen entsprechenden Betrag hiefür angegangen werden. Wei-
ter soll die Verbesserung des Weges auf den Eichelberg beim
Centralausschuß angeregt werden. Ferner wurde die Aufstellung
eines Wegsteines oberhalb des Holdermanns am Anfang der
Hochstraße (auf dem Stickelsplatz, wie die Stelle nach Mitthei-
lung des Hrn. Carl Christ heißt) in Aussicht genommen. Herr
^ Christ wandte sich gegen die ganz und gar unrichtige Bezeich-
nung des Edelsteins als Odinfels, die neuerdings versucht wurde

und die jedenfalls beseitigt werden sollte. Ebenso regte Herr
Christ an, die Hirschburg bei Leutershausen zugänglich zu machen.
Unter den weiter gegebenen Anregungen sei schließlich noch die
bessere Markirung des Weges vom Ruhstein nach dem Schättig
(oberhalb Neckarsteinach, aus dem sich der vor Kurzem neu errich-
tete Aussichtsthurm befindet) erwähnt.
Z Nachträgliches vom Festtag. Der Schilderung der vor-
gestrigen Festesseier ist noch beizufügen, daß die Groß-
herzogin zwei Vertreter des Corps Suevia, dem während
ihrer Studienzeit außer dem Erbgcoßherzog und dem Prinzen
Max auch der leider so früh verstorbene Prinz Ludwig von
Baden angehörte, von hier empfangen und eine Blumenspende
entgegengenommen hat. — Ergänzend ist dann noch zu berichten,
datz die Höchsten Herrschaften in der St. Peterskirche zur Be-
sichtigung des Rothe-Denkmals von dem Evang. Kirchengemeinde-
rath, in dessen Namen Herr Stadtpfarrer v. Hönig die Kgl.
Hoheiten dankend begrüßte, willkommen geheißen wurden und
daß natürlich dazu die Mitglieder des Rothe-Denkmal-Lorstandes
sowie der akademische Festredner der Rothe-Feier, der Dekan der
theol. Fakultät, Herr Prof. v. Tröltsch, gebeten waren. Nach
der Besichtigung des Denkmals und persönlicher Ansprache aller
Anwesenden von Seiten des Grobherzogs und der Großherzogin
fuhr letztere in das Palais, um die Mitglieder des Haupt-
vorstandes des hiesigen Frauenvereins (die Vorsitzenden Damen
und die Beiräthe der Einzelabtheilungen) unter der Führung
der Präsidentin, Frau Geh. Regierungsrath Pfister, und des
Vorsitzenden Beirathes, Herrn Dr. Blum, zu empfangen und die
Damen des Landgerichtskollegiums zu sprechen.
* Richtigstellung. Das Feuerwerk und die Brücken-
beleuchtung vorgestern Abend im Anschluß an die Schloß-
beleuchtung wurden nicht wie diese von der Firma Jakob
Kesselbach, sondern von Frau Georg Kesselbach Witlwe
ausgeführt, was hiermit berichtigend festgestellt sei.
* Ernennung. Wie die Karlsr. Ztg. amtlich meldet, ist
Herr Dr. Julius Holderer dem hiesigen Bezirksamt als
Amtmann beigegeben worden. Herr Dr. Holderer hat, wie be-
kannt, gemeinsam mit Herrn Prof. Futterer Zentralasien von
Westen nach Osten durchquert und ist erst kürzlich von dieser
mühseligen und gefahrvollen aber wissenschaftlich interessanten
und crgebnißreichen Reise mit seinem Begleiter zurückgekehrt. Es
wird gewiß überall in Heidelberg großes Interesse erregen, daß
Herr Dr. Holderer seine durch die lauge Reise unterbrochene
amtliche Thätigkeit als unser Mitbürger in den Mauern Heidel-
bergs fortsetzt.
— Polizeibecicht. In verflossener Nacht kamen zwölf Per-
sonen wegen Ruhestörung und Unfugs zur Anzeige.
6. lü. Schwetzingen, 2. Mai. Die Wass erwerke in unserem
Schloßgarten sind nunmehr in vollem Gange. — Seither war
der Spargelmarkt der ungünstigen Witlerunq wegen flau.
Am Samstag wurden ca 6 Ctr., gestern ca. 8 Ctr. verkauft,
5 Pfund 70 Pfg. bis 1 Mk.
-s- Waldmichelbach. 1. Mai. Bei den Bahnarbeiten gegen
die Kreidachec Höhe hin wurden am Samstag sechs kreuz-
förmige Steine gefunden. Solche lagen in einer Richtung
in regelmäßigen Abständen etwa einen Meter tief. Leider zeigen
die Steine keinerlei Inschriften, sondern nur räthselhafte Ver-
zierungen. Es wurden sofort Fachleute in Darmsladt in Kenntniß
gesetzt, die also die Sache genau untersuchen werden. Sobald
dies geschehen, werden wir darüber berichten.
Mannheim, 1. Mai. Trotz dem ungünstigen Wetter waren
die gestrigen Pferderennen doch außerordentlich zahlreich
besucht. Die einzelnen Kämpfe wiesen bis auf das Heidelberger
Jagdrennen stark besetzte Felder auf, die ein sehr interessantes,
farbenprächtiges Bild boten. Im Offiziers-Jagdrennen
(Preis vom Neckar) steuerte Lt. v. Grävenitz seinen Hengst
„Credit" leicht als Sieger nach Hause, nachdem sein gefährlicher
Nebenbuhler „Plastic" mit Oberleutnant von Kayser im Sattel
durch einen Sturz vor dem Einbiegen in die Gewinnseile aus
dem Rennen ausgeschieden war. Das Heidelberger Jagd-
rennen brachte nur zwei Pferde und wenig Interesse. „Motor"
wäre sicher Gewinner gewesen, wenn ihm nicht beim englischen
Sprung ein Unfall zugestoßen wäre, infolge dessen er heimgeril-
ten werden mußte. Auch das zweite Pferd „La Ramee" fiel,
sein Reiter schwang sich aber wieder rasch in den Sattel und
legte den Rest der Bahn zurück. Das Offiziers-Hürden-
rennen stellte 9 Pferde ins Feld. Es war von vornherein
entschieden, daß entweder der Lk. Hausmann'sche Hengst „Afsure"
mit Oberleutnant von Kayser im Sattel oder der hochgewerthete
„Tickford Abbot", den der Besitzer, Oberleutnant Dubon, ritt,
den Sieg heimtragen würden. In dem scharfen Endkampf
zwischen beiden Pferden unterlag wider Erwarten „Tickford Ab-
bot". Das Werderrennen brachte eine große Ueberraschung,
indem der Outsider „Merville", Hrn. Leutnant von Zingler ge-
hörig und von diesem geritten, den Sieg an seine Hufe fesselte.
Der Totalisator bezahlte für den Sieger die hohe Summe von
418 Mk. Es waren auf den Sieger nur 4 Odds genommen
worden. Den Preis der Stadt Mannheim umstritten
von Anfang an Major Kllmmerle's Fuchswallach „Sonderling",
der schon wiederholt auf der Mannheimer Bahn bedeutende Siege
errungen hat, und Herrn Wenckes alter Wallach „Jultanstowu".
Letzterer stürzte beim Einbiegen in die Gewinnseire, sodatz er
ausschied und Sonderling freies Spiel hatte. Der Fuchswallach
„Canada" des Hrn. Lt. Lucius, geritten von Herrn Oberleutnant
v. Kayser, auf den hohe Odds genommen worden waren, war in
keiner guten Verfassung und gab schon bald nach Beginn des
Rennens die Hoffnung auf den Sieg auf.
— 2. Mai. Der gestrige zweite Tag der Mannheimer
Pferderennen stand bezüglich des Wetters unter einem
günstigeren Stern als wie der Sonntag. Die milden Maien-
lüfte, die von den Dichtern mit Vorliebe besungen werden, blie-
ben allerdings aus, denn das Thermometer stand tief. Trotzdem
konnte man zufrieden sein, denn es lachte wenigstens die Sonne
heiter vom fast wolkenlosen Himmel. D,er Besuch war auch
gestern ein sehr guter. Beide Tribünen zeigten fast keine Lücke,
nur der Neckardamm und der zweite Platz hatten eine etwas ge-
ringe Frequenz. Der sportliche Verlauf der gestrigen Renne»
war gleichfalls wieder ein sehr interessanter und hochbefriedigen-
der. Vor Allem klappte wieder Alles wie am Schnürchen. Der
Outsider vom Sonntag, „Merville", hatte auch gestern wieder
einen glücklichen Lauf; er siegte im „Wasserthurmrennen" sicher
gegen schwere Konkurrenz. Das Verloosungsrennen brachte neue
Farben zum Sieg; in Ragyoger erhielt das hochdotirte Rennen
einen würdigen Gewinner. Im Frühlings-Hürdenrennen machte
der Dulon'sche „Tickford Abbot" seinen Unfall vom Sonntag
wieder gut. indem er sich gegen den großartig gerittenen „Manager"
den Sieg sicherte. Das Verkaufs-Jagdrennen brachte einen über-
raschenden Ausgang. Den Kimmerle'schen „Schell Unter" hatten
nur Wenige für den Favoriten gehalten; sein Sieg brachte des-
halb eine stattliche Totalisator-Quote. Im letzten Rennen, „Preis
vom Rhein", wurde der glänzende Steg der deutschen Farben
gegen den englischen Konkurrenten mit Jubel begrüßt.
Freiburg i. B., 29. April. Bei der gestrigen ersten Im-
matrikulation an der Universität wurden ungefähr 400
Studenten eingeschrieben; eine ganz genaue Ziffer ist noch nicht
anzugeben. Der Zudrang von neu hierher kommenden Studiren-
den ist so groß, daß man die begründete Erwartung hegt, dieses
Sommersemester werde in der Besuchsziffer alle seine Vorgänger
übertreffen.
L. 6. Konstanz, 30. April. Wegen schwerer Beleidigung des
Oberamtsrtchters Schwörer in St. Blasien wurde der 33jähr-
katholische Pfarrer Bosch von Urberg zu 50 Mk. Geldstraße
vom Schwurgericht Konstanz verurtheilt. Bosch hatte im ultra-
montanen Säckinger Volksblatt einen Artikel veröffentlicht, der
die 1899er Liste der Geschworenen und Schöffen im Amtsbezirk
St. Blasien in einer Weise kritisirte, daß leicht der Schluß ge-
zogen werden konnte, als sei die Rechtspflege im Amt St-
Blasien eine parteiische und einseitige. Auf Antrag des Ober-
amtsrichters Schwörer, der sich in seiner Berufsehre gekräntt
 
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