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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0512

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bach (gewählt für den verstorbenen Weber), Pfefftrle-
Emmendingen, Reichardt-Eppingen-Sinsheim, Schmid-
Eberbach-Buchen (16 von 26); vom Centrum 9 von 2l,
nämlich: Birkenmayer - St. Blasien, Schüler - Waldshut-
Säckingcn, Kopf-Freiburg - Staufen, Ferdinand Fischer-
Freiburg, Schüler-Breisach, Hennig-Haslach-Gcngenbach,
v. Bodman-Gernsbach, Wacker-Ettlingen-Rastatt, Köhler-
Tauberbischofsheim. Dazu kommen noch von den Demo-
kraten Delisle-Rastatt, Venedey-Konstanz, Eder-Schwetzingen;
von den Konservativen v. Stockhorner-Karlsruhe (Land);
von den Antisemiten Pfisterer-Weinheim; von den Sozial-
demokraten Drecsbach und Geiß-Mannheim.
Preußen. Berlin, 15. Mai. Im Abgeordneten-
hause machte bei Besprechung des Kommissionsberichts
über den Antrag Gamp betreffend die Leutenoth der Fi-
nanzminister Dr. v. Miguel einige Angaben, in welchem
Maße sich die Ansiedlung kleiner Landwirlhe im letzten
Jahre gesteigert hätte. Der Umstand, an dem manche
Landwirlhe scheiterten, sei der Mangel an Betriebskapital.
Durch einen geregelten Darlehensverband könne Abhilfe
geschaffen werden. Es bestehe die Absicht, womöglich noch
in dieser Session eine entsprechende Vorlage zu machen
Eine allgemeine Auftheilung der Domänen brauche man
nicht zu beantragen, da der Staat dies schon in geeigneten
Fällen von selbst thue.
— An Stelle des verstorbenen Professors Hinschius
ist Professor Schmoll er als Vertreter der Berliner
Universität ins Herrenhaus berufen worden.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Grafen C. von Oberndorfs in Heidelberg die Erlaubniß zur
Annahme und zum Tragen der ihm von dem Kaiser von Oester-
reich verliehenen bei Anlaß Höchstseines 50jährigen Regierungs-
jubiläums gestifteten Jubiläumsmedaille ertheilt; den Vorstand
des Finanzamts Hornberg, Obersteuerinspektor Valentin Kirch-
baur, nach Sinsheim und den Vorstand des Finanzamts Donau-
eschingen, Finanzrath Georg Schmitt, nach Hornberg, beide in
gleicher Eigenschaft versetzt, und den Hauptamtsverwalter Albert
Haug in Freibnrg unter Verleihung des Titels Obersteuer-
inspektor zum Vorstand des Finanzamts Donaueschingen ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
außerordentlichen Professor Dr. Walter Troeltsch an der Uni-
versität Tübingen zum ordentlichen Professor der Volkswirth-
schaftslehre an der Technischen Hochschule in Karlsruhe ernannt;
dem Privatdozenten für Elektrotechnik an der Technischen Hoch-
schule in Karlsruhe, Dr. Joachim Teichmüller aus Bernburg,
den Charakter als außerordentlicher Professor verliehen und den
Professoren an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, Dr- Otto
Nüßlin und Dr. Karl Josef Fntterer, die Vorstandschaft
bei dem Naturalienkabinet in Karlsruhe übertragen.
Karlsruhe, 15. Mai. Gestern Vormittag nahm der
Großherzog an dem Gottesdienst in der Schloßkirche
theil. Um halb 1 Uhr ertheilte Seine Königliche Hoheit
dem mit der Führung des 13. König!. Württembergischen
Armeccorps beauftragten Generalleutnant Frhrn. v. Falken-
hausen eine Privataudienz. Nachmittags empfing Seine
Königliche Hoheit der Großherzog den Legationsrath Dr.
Seyb, welcher sich verabschiedete, um nach Konstanz zur
Beisetzung seines verstorbenen Onkels, des Forstmeisters
Kintzingen, zu reisen. Gegen Abend wollte Se. König!.
Hoheit den erkrankten Hofbeiförster Schaeffer besuchen. Bei
der Ankunft des Großherzogs war der Genannte, der 56
Jahre lang gedient hatte, eben sanft verschieden. Heute
Vormittag halb 10 Uhr begab sich der Großhcrzog zum
Hauptbahnhof und begrüßte daselbst den König und die
Königin von Württemberg auf deren Durchreise nach Ba-
denweiler. Ihre Majestäten besuchen in Haus Baden die
Königin und die Königin-Mutter der Niederlande und keh-
ren heute Abend wieder nach Stuttgart zurück. Die
Großhcrzog in befindet sich seit heute früh in Honnef
zum Besuch der Königin von Schweden und Norwegen
und wird heute Abend die Heimreise hierher antreten. Die
Ankunft in Karlsruhe erfolgt in früher Morgenstunde.

Ausland.
Frankreich. Paris, 15. Mai. Der Figaro be-
spricht heule auch die DepeschePanizz ardis und kommt
zu dem Schlüsse, daß die vom Auswärtigen Amt gelieferte
Uebersetzung beim Prozeß von 1894 unterschlagen, die

kalte ihn nicht hinausgeworfen — also würde er bleiben.
Und er würde sogar großmülhig genug sein, einen Trink-
spruch auf das Glück des jungen Paares auszubringen. Da-
durch lieferte er ivnen ja nicht nur den Beweis, daß er hoch
über alle menschlichen Schwachhellen und Vorurtheile erhaben
sei, sondern er hielt sich auch die angenehme Möglichkeit
offen, Mrs. Taylor an einem der nächsten Tage anzuvumpen.
Und eine solche Möglichkeit ließ Cäsar Gregory sich nicht
so leicht entgehen.
— Ende. —

Nach Jahren im „Faust"-Kollcg.
Seiner Excellenz dem HerrnGeh. Rath
Dr. Kuno Fischer
ehrfurchtsvoll gewidmet von Dr. Gottfried Kratt, Prof, in Durlach.
Und wieder liest Du „Faust" und schön wie je,
Jüngling an Geist mit fünfundsiebzig Jahren!
Noch einmal ich mich Dir zu Füßen seh'
In Deiner Hörer hochbeglückten Schaaren.
Vierhundert sind es wohl, die dichtgedrängt
Gewohnten Beifall rauschend heut Dir spenden,
Die treu, wie ich einst, ihren Schritt gelenkt,
Zu Hörsaal Dreizehn's altersgrauen Wänden.
Ich aber neide dieser Wände Grau
Um jedes Wort, das ich nicht mit empfangen!
Der Jahre vierzehn rückwärts heut ich schau:
Nach ferner Jugend faßt mich ein Verlangen.
„Faust" liest Du und bist selbst ein Meister auch:
Dein Zauber waltet in Studentenseelen!
Mich aber rührt der alten Zeiten Hauch,
Und ewig, weiß ich, wird Dein Geist mir fehlen!
Des Beifalls Tosen folgt des Vortrags Schluß:
Bewundernd darf auch ich Dich heut geleiten,
Bis Kuno Fischers Händedruck und Gruß
Zum Abschied mahnt von stolz genoss'nen Zeiten.
Durlach. 10. Mai 1899.

'alsche, Dreyfus belastende, Uebersetzung des Kriegs-
ministeriums aber in das geheime Dossier eingeschoben und
den Richtern im Berathungszimmer mitgetheilt worden
ri. Der Figaro hat dafür zwei Wahrscheinlichkeitsgründe:
Erstens das Verschwinden des Einzelverzeichnisses des ge-
heimen Aktenmaterials, das der Schwiegersohn Billots im
April und Mai 1894 angeblich für den persönlichen Ge-
brauch des Ministers aufgestellt hatte, zweitens das Ver-
schwinden des du Paty'schen Kommentars. Der Figaro
macht weiter darauf aufmerksam, daß du Paty sich weigerte,
vor dem Kassationshof über die Frage auszusagen, ob
sein Kommentar sich auch auf das Telegramm Panizzardis
bezogen habe, und weiter, daß die falsche Uebersetzung
ganz vorzüglich geeignet gewesen sei, das geheime Schrift-
stück „Os ouvmlls äs O." zu beglaubigen. Das letztere
Schriftstück wurde ebenfalls den Richtern des Dreyfus
vorgelegt.
Paris, 16. Mai. Der Temps macht heute über
die Mittheilungen geheimer Aktenstücke an die
Richter des Dreyfus, die ohne Vorwissen des Angeklagten
und seines Vertheidigers geschah, folgende Angaben: Als
nach viertägiger Verhandlung der Prozeß zu Ende ging,
zogen sich die Richter ins Berathungszimmer zurück, dort
theilte Herr Maurel ihnen mit, daß ihm Schriftstücke
zugegangen seien, die sich auf Dreyfus bezögen und die
dessen Schuld bestätigten. Diese Schriftstücke waren fol-
gende: erstens „Os oannills äs O.", zweitens die un-
richtige Uebersetzung der Depeschen Panizzardis, drittens
ein Vergleichsstück, das mit dem Pseudonym eines fremden
Militärattaches (6) unterzeichnet war. Dies Schriftstück
war von derselben Hand wie das erste; das vierte Schrift-
stück war eine Art von Biographie von Dreyfus, worin
unter Anderem berichtet war, daß man zur Zeit, als
Dreyfus an der Feuerwerkcrschule in Bourges beschäftigt
war, in Deutschland Kenntniß von französischen Robin-
schrapnels erhielt; ferner war in dieser Biographie be-
richtet, daß deutsche Offiziere und die deutsche Presse
Kenntniß gehabt hätten von Vorlesungen auf der Kriegs-
schule, denen Dreyfus beiwohnte und deren Niederschrift
verboten war. Die Biographie war von einer kalli-
graphischen Schrift auf weißes Papier geschrieben, das
am Kopf die Bezeichnung „Kriegsministerium, Kabinet
des Ministers" trug. Der Oberst Maurel verlas diese
vier Schriftstücke und bekräftigte den Richtern, daß „v."
Dreyfus bedeute und daß das Vergleichsstück und das
erste Schriftstück von derselben Hand herrührten. Maurel
überreichte die Schriftstücke den Richtern. Jeder prüfte
einzeln. Nach kurzem Stillschweigen und Bedenken — es
folgte keine Besprechung, kein Meinungsaustausch, nicht
ein einziges Wort wurde gesprochen — schritt man zur
Abstimmung, indem man mit dem jüngsten Offizier und
dem niedrigsten Grad begann. Auf die Frage des Vor-
sitzenden: Ist Dreyfus schuldig? antworteten alle Ja, nur
einer zögerte; nach wenigen Sekunden aber sprach er sich
gleichfalls für die Schuld des Dreyfus aus.
Rußland. Die russische Studentenbewegung
brach aus, als am 20. Februar, dem Gründungstage der
Petersburger Universität, der Rektor Professor Sergejewitsch
ohne Grund Kundgebungen verbot. Daraufhin wurde der
Rektor bei der Festrede im Festsaale ausgezischt. Als von
da die Studenten heimkehren wollten, fanden sie die Brücke
über die Newa gesperrt. Es kam zu den bekannten Zu-
sammenstößen mit Gendarmen und Kosaken, bei denen die
Knute eine hervorragende Rolle spielte. Ueber die beim
Zaren Nikolaus II. selbst angebrachten Beschwer-
den der Studenten werden jetzt der Neuen Fr. Presse
aus Petersburg bemerkenswerthe Einzelheiten gemeldet:
Den Akademikern Beketow und Faminitzyn war es gelungen,
die Polizei belastendes Material zu sammeln und cs dem Kaiser
am 4. März zu überreichen. Beketow erstattete dem Kaiser aus-
führlichen Bericht über die Vorgänge und sagte zum Schluffe
wörtlich: „Rußland wäre ein unglückliches Land, wenn die
Studenten sich die Knutenhiebe der Polizei ohne Murren ge-
fallen lassen wollten", was beim Zar volle Zustimmung fand.
Akademiker Faminitzyn sagte dem Monarchen: „Ein freies
Studententhum würde nur die Macht Rußlands stärken", worauf
Nikolaus II. erwiderte: „Ja, ja, ich selbst bin dieser Ansicht".
Der Zar nahm das gesammtc Material entgegen und entließ die
Akademiker sehr huldvoll. Die Audienz der Akademiker hatte den
Erfolg, daß der Zar den Befehl ertheilte, die Beilegung der
Studentenbewegung den Professoren zu überlassen. Allein die
Sache erwies sich nun als sehr schwierig. Zu der Forderung
nach Genugthuung gesellte sich nun die Forderung nach Frei-
lassung und Rückkehr der verhafteten und ausgewtesenen Stu-
denten, welche das Ministerium des Innern nicht erfüllen zu
können erklärte. Diese Weigerung des Ministeriums gab den
Studenten sämmtlicher Lehranstalten des Reiches das Zeichen,
sich dem Ausstande und den Forderungen der Petersburger
Stndenten anzuschließen. Alle Drohungen der Behörden, die
Exmatrikulirung, Relegirung. Inhaftnahme, blieben erfolglos:
die Studenten verharren im Ausstande und erklären, das Stu-
dium nicht aufzunehmen, so lange ihre Forderungen nicht erfüllt
sind. Welche Solidarität zwischen den Studenten und den ge-
bildeten Kreisen Rußlands herrscht, beweist die Sympathieadreffe,
welche die russischen Marine-Offiziere den ausständigen Studenten
kürzlich üderreicht haben. In dieser Adresse sagen die Marine-
Offiziere ganz offen, daß das ganze gebildete Rußland für die
Studenten und gegen die Polizeiwillkür sei. Zur Stunde sind
sämmtliche 83 hohe Lehranstalten Rußlands gesperrt, darunter in
Petersburg 17, in Moskau 4, in Charkow 3, in Odessa 1, in
Kiew 2. in Kasan 1, in Warschau 3 und in Tomsk 2.
Holland. Haag, 15.Mai. Die Frieoensconferenz
wird am Donnerstag, 2 Uhr, zur Eröffnungssitzung
zusammentreten.
Türkei. Wie man der Pol. Korresp. aus Konstan-
tinopel meldet, hat der d euts ch e Botschafter, Freiherr
von Marsch all, in der aus Anlaß seiner Bereisung
Anatoliens mit der Anatolischen Bahn an den ersten
Sekretär des Sultans, Tachsin Bey gerichteten De-
pesche seine Bewunderung über die Schönheit und
Prosperität des Landes ausgedrückt. In der von
Tachsin Bey im Aufträge des Sultans an den Bot-
schafter gerichteten Antwort sei betont worden, es erfülle
den Sultan mit hoher Befriedigung, daß der Vertreter
eines so großen und zivilisirten Reiches wie Deutschland
den blühenden Zustand des Landes konstatiren konnte, und

daß die Hanptsorge des Sultans darin bestehe, das Wohl
aller seiner Uuterthanen ohne Unterschied des Glaubens
und der Nationalität zu fördern. In türkischen Kreisen
begrüße man es mit großer Genugthuung, daß durch die
Anerkennung, mit der sich der deutsche Botschafter über
den Wohlstand Anatoliens äußerte, die über die dortigen
Zustände noch immer verbreiteten irrigen Annahmen wider-
legt würden.

Motorwagen als Armeefahrzcuge.
Ein Aufsatz in der Kriegstechnischen Zeitschrift (Berlin,
E. S. Mittler und Sohn) beschäftigt sich mit der Frage der
Verwendung der Motorwagen als Armeefahrzeuge. Der Verfasser
ieht zunächst ab von den weitschauenden Zukunftsideen Einzelner,
die in dem mittelst Benzin oder Petroleum bewegten Motor die
Zugkraft der Zukunft — das mechanische Pferd — nicht bloß
llr die Wagen, sondern auch für die Geschütze sehen, die mit
Motorpflügen Laufgräben ausheben, die Führer der Truppen in
gepanzerten Automobilfahrzeugen zur Erkundung bis in die Zone
des feindlichen Gewehrfeuers Vordringen lassen wollen u. s. w.
Es wird vor Allem das Nächstliegende, der zur Zeit mögliche
Fortschritt, der Betrachtung für werth erachtet: z. B. die Be-
deutung des Motorwagens für Lebensmtttelnachschub und für
Munitionsersatz, die ja beide die wichtigsten Lebensintereffen der
Armee berühren. Im Jahre 1870 hatten einzelne Kolonnen in
einem Tagemarsch und einem diesem folgenden Nachtmarsch
80 bis 100 Kilometer zu machen, während der Durchschnitts-
marsch für Pferde nur 30 bis 40 Kilometer beträgt. Solche
Kraftleistungen führen zweifellos zu Ueberaustrengungen der
Pferde und sind nur einmal zu machen. Motorfahrzeuge da-
gegen können bei 10 Kilometer Fahrgeschwindigkeit in 10 Stunden
leicht 100 Kilometer zurücklegen und sind nach Ablösung der
Wagenführer sehr bald zu gleicher Marschleistung bereit. Be-
sonders die geringe Länge der Motorfahrzeuge springt für den
Munitionstransport vortheilhaft ins Auge; gegenüber 15 Meter
beim sechsspännigen, 10 Meter beim vierspännigen Fahrzeug
kommen nur 4 bis 5 Meter Länge in Betracht; dies ist bei der
Ausdehnung eines Armeekorps (ein solches hat mit seinen
Kolonnen und Trains eine Tiefe von 56 Kilometer, ohne sie von
32 Kilometer, wenn in gefechtsmäßiger Gliederung und Abständen
marschirt wird) sehr von Belang, namentlich, da die neue Be-
waffnung mit Schnellfeuergeschützen und Repetirgewrhren größeren
Munitionsbedarf und naturgemäß mehr Fahrzeuge erfordert, die
Kolonnen also verlängert werden. Es muß daher jedes Mittel
zur Verkürzung der Kolonnen willkommen sein. Eine aus
Motorwagen bestehende Munitionskolonne würde deshalb außer-
ordentlichen Werth haben. Die in letzter Zeit gebauten Motor-
wagen für Beförderung größerer Lasten werden vielleicht als
Ausgangsmobelle für Kriegsfahrzeuge dienen können. Der Ver-
fasser meint, daß einer raschen Verbreitung des Motorfahrzeugs
die beträchtlichen Kosten zwar entgegenstehen, daß man aber an
die Aptirung der bisherigen für Pferdebespannung gebauten
Wagen gehen wird, wenn sich die Wirthschaftlichkeit des mecha-
nischen Vorspanns erst einmal herausgestellt habe.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 16. Mai.
** Ihre König!. Hoheit die Großherzogi» traf von Koblenz
kommend heute Nacht 12°" Uhr hier ein und reiste alsbald nach
Karlsruhe weiter.
X Aus dem Vezirksrath. Die Tagesordnung der am 13. d.
abgehaltenen Bezirksrathssitzung wurde wie folgt erledigt:
Das Gesuch des Schloffermeisters Abraham Arnold um Genehmi-
gung zur Erweiterung seiner Schlosserwerkstätte Bergheimerstraße
Nr. 4 dahier wurde abgewiesen. Die Verhandlung über das
Gesuch des Philipp Knauder um Erlaubniß zum Betriebe der
Schankwirthschaft ohne Branntweinausschank zum Löwenkeller
dahier wurde vertagt; das Gesuch des Konrad Pflaumer um
Erlaubniß zum Betriebe einer Schankwirthschaft ohne Branntwein-
ausschank in dem Hause Ecke Ladenburger' und Keplerstrabe dahier
wurde genehmigt,^ ebenso das des Ludwig Roth um Erlaubniß
zum Betriebe der Schankwirthschaft ohne Brannlweinausschank in
dem Hause Neugasse Nr. 21 dahier, des Georg Gamber um
Erlaubniß zum Betriebe der Realgastwirthschaft zum „Prinz Max"
dahier, und des Jakob Wolf um Erlaubniß zum Betriebe einer
Gastwirthschaft in Wieblingen; das Gesuch des Jakob Mutschler lU.
um Erlaubniß zum Betriebe einer Schankwirthschaft mit Brannl-
weinausschank in Handschuhsheim wurde abgewiesen, das des
Philipp Rapp um Erlaubniß zum Betriebe einer Schankwirth-
schaft mit Branntweinausschank am Siebenmühlenweg in Hand-
schuhsheim genehmigt. Die Aenderung der Statuten und der
Krankenvorschriften der Ortskrankenkasse Heidelberg wurde ge-
nehmigt.
** Droschkenwesen. Heute Vormittag fand auf dem Jubiläums-
platze die alljährliche Droschkenbesichtigung durch Herrn
Poltzeikommissär Mitsch statt. Die Zahl der Droschken beträgt 7S-
Es wurde alles in gutem Zustande befunden.
01 Schöffengerichtssttzung vom 15. Mai. 1) Germann Fozeler
aus Villingen, z. Zt. hier in Haft, erhielt wegen Hausfriedens
bruchs, Widerstands und Ruhestörung 14 Tage Gefängniß und
2 Tage Haft, 2) Siegfried Zerkowski, Kaufmann hier, wegen
Vergehens gegen Z 184 R.St.G.B. eine Geldstrafe von 30
3) Wilhelm Julius Theodor Schaaf, Taglöhner dahier, wegeü
Sachbeschädigung eine Geldstrafe von 15 4) Karl Nikolaus
Oehlenschläger, Kellner dahier, wegen Beleidigung eine Geld-
strafe von 20 5) Viktor Ludwig Thren, Konditor, und PaM
Vogel, Schlosser, beide dahier, erhielten wegen Körperverletzung
eine Geldstrafe von je 60 der Mitangeklagte Heinrich W»*
Helm, Schlosser dahier, wurde freigesprochen. 6) Die Verhand-
lung gegen Robert Wolf, Möbeltransporteur, und Franz Anto»
Braun, Maurer, alle dahier, wegen Körperverletzung wurde
vertagt. 7) Ernst Stahl aus MönchSroth, z. Zt. hier in Hast'
erhielt wegen Körperverletzung 2 Wochen Gefängniß, 8) Johann
Peter Gottfried aus Kirchheim, z. Zt. hier in Haft, wegen
Körperverletzung 3 Wochen Gefängniß.
— Polizeibericht. In vergangener Nacht kamen acht Per-
sonen wegen groben Unfugs und eine wegen Ruhestörung S^r
Anzeige.
8 Handschnhsheim, 14. Mai. Hier ist auch schon der Ge-
danke an die Errichtung eines Elektrizitätswerks am
getaucht. Gestern fand eine Versammlung statt, in der Ingenieur
Stenz von Mannheim durch einen Vortrag Stimmung für em
solches zu mach.n suchte. Die Meinung der Handschuhshetme
ist dem Plan nicht abgeneigt.
A Neckargemünd, 15. Mai. Der Bericht in der gestrig
Nummer dieses Blattes: Neckargemünd, 13. Mai, über eine
Selbstmordversuch u- s. w. ist dahin richtig zu stelle''
daß diese That nicht hier geschehen ist, sondern in DilsberS-
— Heute Morgen ließ sich an der hessischen und badischen Grenl
eine Frauensperson von dem Etsenbahnzug allem Anschein na^
in selbstmörderischer Absicht überfahren, so daß der Zug ihr
den Leib ging. In der Nähe der Thal stand ihr Körbchen.
so zu Tode Gekommene ist die Ehefrau des Gastwirths m
Bäckermeisters Jmhof von Heiligkceuzsteinach, welche in a
30er Jahren stand und schon einige Zeit geistesgestört war. ^
wurde seit gestern Mittag vermißt und ging die Nacht hin""^
zwischen Neckarsteinach und Neckargemünd herum und kste"U.^
meistens auf dem Eisenbahngeleise auf, von wo sie einige A'
fortgewiesen wurde, bis sie Morgens zwischen 4 und 5 Uhr '
Vorhaben an der hessischen Grenze ausführte. Ihr Körper w»-
von dem Zug in 2 Theile geschnitten. Ihr Leichnam nm H
heute nach der gerichtlichen Untersuchung nach Heiligkreuzsteir-
gebracht.
L. 0. Karlsruhe, 15. Mai. Ueber den gegenwärtigen Sw'
der Arbeiten am Rheinkanal ist zu berichten, daß im M»
 
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