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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0594

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vorn Tage des Dienstantritts zu Professoren an der Akademie
der bildenden Künste in Karlsruhe — Ersteren im Nebenamt,
Letzteren in etatmäßiger Stellung — ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben die
Maler Friedrich Fehr und Schmid-Reutte in München mit
Wirkung vom Tage des Dienstantritts zu etatmäßigen Professoren
an der Akademie der bildenden Künste zu Karlsruhe ernannt, die
Amtsrichter Otto Freiherrn vonBlittersdorff in Rastatt und
Dr. Heinrich Wetzlar in Pfullendorf in gleicher Eigenschaft,
Ersteren nach Karlsruhe, Letzteren nach Rastatt versetzt, den
Referendar Dr. Leopold Au gen st ein aus Bietigheim zum
Amtsrichter in Pfullendorf ernannt und den Gcrichtsschreiber
Jakob Köhler beim Amtsgericht Bonndorf auf sein Ansuchen
wegen vorgerückten Alters in den Ruhestand versetzt.
Karlsruhe, 8. Juni. Der Prinz-Regent von
Bayern machte heute früh einen längeren Spaziergang im
Fasanengarten. Um 9 Uhr unternahmen die Großherzog-
lichen Herrschaften mit Seiner Königlichen Hoheit und
Gefolge eine Rundfahrt durch die Stadt nach dem Kaiser-
denkmal, durch die Kaiserallee bis zum Ludwig-Wilhelm-
Krankenheim, dann zurück durch die Riefstahlstraße. Hierauf
besuchten die Höchsten Herrschaften die Ateliers des Pro-
fessors Schönlcber, des Fräulein Stromcyer und des
Professors Keller, sowie das neue Ateliergebäude, wo der
derzeitige Direktor der Akademie der bildenden Künste,
Professor Weishaupt, die Führung durch eine Ausstellung
von Bildern verschiedener Meister übernahm. Hieran schloß
sich ein Besuch des Ateliers des Professors Dietsche, der
alten Kunstschule, wobei die Professoren Schürt und Tenncr,
sowie die Maler Straßberger, Hellwag und Andere zu-
gegen waren, ferner des Ateliers des Professors Bolz und
der Gemäldegalerie. Die Rückkehr in das Großherzogliche
Schloß erfolgte um halb 12 Uhr. Der Prinz-Regent
nahm um 12 Uhr die Meldung des Generalmajors Freiherrn
von Horn, Kommandeurs der 9. Königlich Bayrischen
Infanterie-Brigade, sowie der hier anwesenden bayrischen
Reserveoffiziere entgegen. General Freiherr von Horn
wurde darnach auch von dem Großherzog empfangen.
Um 12 Uhr fand Familienfrnhstückstafel und für die
Gefolge Marschallstafel statt. Nachmittags 3 Uhr machte der
Prinz-Regent mit dem Großherzog und der Großherzogin,
sowie dem Kronprinzen und der Kronprinzessin von
Schweden und Norwegen wieder eine Fahrt durch die
Stadt und besuchte dabei das Kunstgewerbemuseum. Um
6 Uhr Abends findet ein Galadiner im Großherzoglichen
Schlosse statt, an welchem auch die Prinzen Max und Karl
und Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden
und Norwegen theilnehmen. Hierzu sind der Hofstaat,
sowie die Spitzen der Behörden, die höheren Offiziere der
Garnison und andere Personen cingeladen. Die Abreise
Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten wird heute
Abend gegen 9 Uhr erfolgen.

Ausland.
Frankreich. Paris, 8. Juni. Der Generalrath der
Seine nahm einstimmig eine Tagesordnung an, in der ge-
gen die Vorgänge in Auteuil Einspruch erhoben und das
Vertrauen zuLoubet ausgesprochen wird. Der Aus-
schuß der Liga der Menschen- und Bürgerrechte nahm eine
Entschließung an, in der es heißt: „Der Ausschuß erklärt
es für seine Pflicht, seinen Abscheu über die Vorkommnisse
in Auteuil auszusprechen, und drückt dem Präsidenten Lou-
bet sein Vertrauen und seine Achtung aus. Die Zeit sei
da, um den Skandalen, welche schon zu lange gewährt und
die französische Demokratie in der Person ihres Erwählten
beleidigt haben, ein Ende zu machen."
Paris, 7. Juni. Kriegsminister Krantz for-
derte den Militärgouverneur von Paris, General Zur-
linden, auf, ein Untersu chun g s g eri cht einzuberu-
fen, welches die Frage prüfen soll, ob es angängig ist,
die Dienstentlassung des Abgeordneten Lasies in seiner
Eigenschaft als Cavallerie-Offizier der Territorialarmee
auszusprechen, weil Lasies gestern in der „Libre Parole"
einen von ihm verfaßten, Krantz beleidigenden Artikel ver-
öffentlichte. (Zu Nutz und Frommen der Manneszucht im
Heere wäre eine Maßregelung allerdings unumgänglich.)
Paris, 8. Juni. Nach den Erhebungen des Unter-
suchungsrichters hat der Baron Christiani beabsich-
tigt, den Präsidenten Loubet niederzuschlagen.
Der Stock wurde halb zerbrochen aufgefunden. Christiani
giebt zu seiner Vertheidigung die unverschämte Erklärung ab,
er habe sehr gut gefrühstückt gehabt und manches Glas
Champagner auf das Wohl des Herzogs von Orleans ge-
leert! — Graf Dion hat sein Amt als zweiter Vorsitzender
des Automobilklubs niedergelegt.
Paris, 8. Juni. Frau Hauptmann Dreyfus
hat von ihrem Gatten unterm 5. Juni folgendes Tele-
gramm erhalten: „Im Herzen und in Gedanken bei Dir
und Euch allen, reise ich am Freitag und erwarte freudig
den Augenblick des Glücks, wo ich Euch in meine Arme
schließen kann." Hauptmunn Dreyfus ist bei guter
Gesundheit, doch sehr geschwächt. Ein Telegramm
aus New-Uork meldet, daß bereits versucht worden ist, den
Hauptmann Dreyfus zu interviewen, daß aber dieses echt
amerikanische Vorhaben an der starken Bewachungsmann-
schaft scheiterte.

IV. Verbandstag der deutschen Frauen-Hilfs- u. Pflege-
vereine unter dem rothe» Kreuz.
8 Heidelberg, 9. Juni.
Bei Beginn der gestrigen Versammlung begrüßte der Herr
Vorsitzende Ihre Durchlaucht die Fürstin von Fürstenberg
und dankte für deren Erscheinen. Darauf gab er folgende Tele-
gramme an den Verbandstag bekannt. Ihre Königl. Hoheit die
Großherzogin, welche vorgestern telegraphisch gebeten
wurde, ehrerbietigste Grüße des Verbandstags an den gegen-
wärtig in Karlsruhe weilenden Prinzregenten von Bayern zu
übermitteln, depeschirte:
Seine Königl. Hoheit der Prinzregent von Bayern, soeben
hier eingetroffen, hat die Begrüßung, welche der Verband der
deutschen Frauen- und Hilfsvereine vom rothen Kreuz ihm
dargebracht hat, gnädig entgegengenommen. Die Vermittelung
dieser Begrüßung ist mir eine besondere Freude gewesen. Mit
ebenso herzlicher Befriedigung darf ich den ungemein freund-
lichen Dank des Prtnzregenten wiederum an Sie vermitteln.

Hinzufügen möchte ich noch, wie dankbar die schönen und un-
vergeßlichen Eindrücke des gestrigen Tags in mir fortleben.
Luise, Großherzogin von Baden.
Belvedere, 7. Juni. Für Ihre mich sehr erfreuend^
Begrüßung sage ich wärmsten Dank und wünsche Ihren Ver°
Handlungen von Herzen Gottes reichsten Segen.
Karl Alexander, Großherzog von Sachsen-Weimar.
Balm oral, 7. Juni. Ihre Königl. Hoheit die Groß-
berzogin von Hessen lasse» dem 4. Verbandstag der Deutschen
Frauen-Hilfs- und Pflegevereine für freundliche Begrüßung
bestens danken und wünschen den Verhandlungen reichsten Erfolg.
Freiherr v. Riedesel.
Es folgt nun der Vortrag des Herrn Geheimen Raths Prof.
Dr. Czerny über die erste Pflege der Unterleibsverwundeten
(besonders im Kriege). Die Frage der Behandlung der durch
die furchtbare Wirkung der kleinkalibrigen Geschosse erzeugten
Unterleibsverwundungen sei eine viel umstrittene, doch neige man
immer mehr der operativen Behandlung durch den Bauchschnitt
zu- Nervenbelebungsmittel wie Thee, Bouillon re. sind nur vor-
sichtig, eher subcutane Mittel anzuwenden. Der schlimmsten Er-
scheinung einer Unterleibsverwundung, gegen welche die Wissen-
schaft noch ohnmächtig ist, der Bauchfellentzündung, müsse mög-
lichst vorgebeugt werden, hauptsächlich durch rechtzeitiges
operatives Eingreifen. Verletzungen des Magens seien im All-
gemeinen weniger gefährlich als die des Darmes. Unter 1700
schweren Operationen im hiesigen Krankenhause befanden sich
300 Bauchschnitte und die gestimmte Mortalität betrug nur 4"/g.
Der Herr Redner kommt schließlich zu folgenden für die Be-
handlung von Unterleibsverletzungen, besonders im Kriege, maß-
gebenden Leitsätzen:
1. Es ist nicht mehr zeitgemäß, den Unterleibsverletzten im
Kriege zu sagen, daß ihnen nicht geholfen werden könne.
2. Hilfe kann ihnen bloß gebracht werden, wenn sie möglichst
rasch, jedenfalls binnen 12 Stunden aus der Gefechtslinie in
geübte ärztliche Behandlung gebracht werden.
3. Da die militärärztlichen Kräfte für die kolossale Anhäufung
von Verwundeten durch moderne Schnellfeuergeschütze stets un-
zureichend sein werden, müssen wir lebhaft die Forderung unter-
stützen, daß jedem Sanitätsdetachement eine freiwillige, wohl
ausgerüstete Sanitätskolonne mit chirurgisch gut geschulten Aerzten
an der Spitze, auf dem Fuße folgt.
4. Wenn auch in der Nähe des Schlachtfeldes unmöglich die
Vorbereitungen so exakt getroffen werden können wie in der
Friedenspraxis, so sind doch die Bedingungen für das Gelingen
eines Bauchschntttes nicht so komplizirt, wie es die Puristen der
Antiseptik verlangen und lassen sich deshalb unter günstigen Um-
ständen auch dort Herstellen.
5. Es ist durchaus nicht nothwendig, daß eine eigene Ab-
theilung bloß für Bauchoperationen errichtet werde, da jeder
geübte Chirurg dort Hand anlegen wird, wo er nützen zu können
glaubt. Eine solche Specialisirung der Thätigkeit, welche zur
Zersplitterung der Kräfte führt, könnte höchstens ausnahmsweise
in einem Feld- oder Reservelazarelh mit überreichem Personal
und Material gestattet sein.
Der Herr Vorsitzende dankt dem auf diesem Gebiete als
erste Autorität geltenden Redner für den überaus lichtvollen und
lehrreichen Vortrag, wobei er den engen Zusammenhang der
Frauenvereinssache mit der medizinischen Wissenschaft besonders
hervorhebt.
Ueber die Landkrankenpflege referirt hierauf Herr
Obermedizinalrath Dr. Hauser aus Karlsruhe. Die Schaffung
und Ausdehnung einer geordneten Krankenpflege auch in den
kleinsten Landorren erscheint sowohl vom ärztlichen Standpunkt
wie vom humanitären und sozialen Gesichtspunkt als ein ernstes
Bedürfniß unserer Zeit. Einen erprobten und daher empfehlens-
werthen Weg, diesem Bedürfniß gerecht zu werden, bildet die in
Baden eingeführte Landkrankeupflege. welche nicht allein speziell
Kranken-, sondern auch Haus- und Wochenbettpflege umfaßt und
schon die schönsten Erfolge gezeitigt hat. Von den 1725000
Einwohnern Badens entfallen 1211000 auf 1549 Landorte und
nur in 284 Landorten mit 466 000 Einwohnern ist die Kranken-
pflege eingerichtet. Es ist also noch eine recht große Lücke aus-
zufüllen, wobei besonders Sorge zu tragen ist in Bezug auf die
richtige Auswahl und Ausbildung des Pflegepersonals und dessen
Sicherstellung in materieller Hinsicht. Die Beschaffung der Mittel
zur Erreichung und Unterhaltung der Landkrankenpflege liegt in
erster Linie den freiwilligen Wohlthätigkeitsvereinen, den Ge-
meinden und Kreisen ob, es erscheint aber als billig und ist
dringend Wünschenswerth, daß auch die Krankenkassen und Ver-
sicherungsanstalten zur Erreichung dieser Ziele beisteuern. Eine
schöne Gelegenheit sei edlen Menschen, die ihren Wohlthätigkeits-
sinn in irgend einer Form bethätigen wollen, gerade auf diesem
Gebiete geboten. Nach einer kurzen Debatte, an welcher Frlu.
v. Wallmenich, Herr Landrath Meyer aus Berlin u. a.
sich betheiligen, wird die Verhandlung über diesen Gegenstano
geschlossen.
Der Vorsitzende spricht hierauf den herzlichen Dank des
Verbaudstages der Großh. Regierung, dem Prorektor und der
Universität, dem badischen und dem Heidelberger Frauenoerein,
dem Oberbürgermeister und der gastlichen Stadt Heidelberg in
warmen Worten aus. Insbesondere aber dankt er Ihrer Königl.
Hoheit der Großherzogin und bringt ein Hoch auf dieselbe als
die Protektorin der badischen Frauenvereine aus, in das die
Versammlung begeistert einstimmt. Nachdem noch dem Herrn
Geh. Rath Hasset süi seine energische Geschäftsleitung Dank
ausgesprochen worden war, erklärt derselbe den Äerbandstag für
geschlossen,
Der Nachmittag wurde von den Theilnehmern am Verbands-
tag einem Besuch der Schloßruine gewidmet. Herr Prof.
Pfnff führte und gab sehr dankenswerthe, von den Theilnehmern
auf's beifälligste aufgenommene Erklärungen An den Besuch
des Schlosses reihte sich ein Ausflug nach dem Adler in Ziegel-
hausen ; dort verbrachte man einige vergnügte Stunden und kehrte
bei einbrechender Dunkelheit auf lampionsgeschmücktem Schiffe
nach Heidelberg zurück. Bei der Stiftsmühle schloffen sich dem
Festschiff eine ganze Anzahl ebenfalls lamptonsgeschmückte kleine
Boote an, sodaß dadurch eine ganze Flottille gebildet wurde.
Die Musik ließ ihre Weisen erschallen, dazwischen ertönten muntere
Lieder. Die Insassen der Schiffe waren in der heitersten Stimmung.
Mit Enthusiasmus wurde die Schloßbeleuchtung begrüßt.
Dieselbe gestaltete sich wieder in großartiger Weise und dürfte
bei Jedem, der sie zum ersten Mal sah, einen unvergeßlichen
Anblick hinterlassen haben. Der östl. Flügel mit dem achteckigen
Thurm flammte etwas später auf als der übrige Theil. Die
herrliche Beleuchtung hielt ungewöhnlich lange an. Die alte
Brücke bot in der von der Firma Georg Kesselbach Wwe. aus-
geführten bengalischen Beleuchtung gleichfalls ein sehr schönes
Bild. Auch die Goldregen, welche von der Brüstung der Pfeiler
ihre goldigen Funken zu den dunkeln Fluthen des Neckars hinab-
sandten, gefielen allgemein. Das Schloßhotel und Hotel Bellevue
erglänzten ebenfalls im Rothfeuer. Das auf die Schloß- und
Brückenbeleuchtung folgende, von der gleichen Firma ausgeführte
Wasserfeuerwerk war in allen seinen Theilen wirklich
großartig und wohlgelungen zu nennen. Am besten gefielen
wohl die Taucher, welche, direkt auf dem Wasser schwimmend,
bald verschwanden, bald zischend und fauchend ihre Feuerstrahlen
in die Höhe schleuderten. Auch die Raketen-Bouquets und die
Raketen, weiche in Form einer Palmenkrone hernicderfielen,
fanden allgemeinen Beifall. Vor dem Aussteigen aus dem Schiff
brachte Herr Geh. Rath v. Roux aus Berlin den Dank der
Festtheilnehmer in einem Hoch auf die beiden Bürgermeister
zum Ausdruck.
Vom Landungsplatz ging es unter Vorantritt der Musik in
geschlossenem Zuge zum Stadtgarten, wo die Theilnehmer
das Concert des städtischen Orchesters hörten und bis Mitter-
nacht verweilten. Es war nur eine Stimme der Anerkennung
und der Bewunderung des gebotenen, großartigen Schauspiels.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 9. Juni.
* Liegenschaftskäufe im Monat Mai 1899 (Fortsetzung):
Verkäufer: Marlin Schäfer II., Landwirth in Rohrbach,
Käufer: Friedrich Schott, Direktor, Objekt: 9 ar 66 am Acker-
land „Markscheide", Preis: 2000 Mk.
V.: Firma Gebrüder Bingel, K.: Wilhelm Christ, Kaufmann,
Eheleute, O-: Geb. Nr. 61 Rohrbacherstraße, 6 ar 53 hw, P.:
92 000 Mk
V.: Johann Weißkapp, Maurer, K : August Hartnagel,
Maurer, O.: 11 ar 45 gw Gartenland „Neckarhana", P.:
200 Mk.
V.: Friedrich Wilhelm Buchheim, Kaufmann. K.: Leonhard
Kochendörfer, Handelsmann, O.: Geb. Nr. 1 Krämergaffe, 1 ar
58 gm, P.: 22 000 Mk.
V.: Katharina Ross, Wittwe, geb. Walther und Geschwister.
K.: Friedrich Hohmeister, Schlossermeister, O.: Geb. Nr. 229
Hauptstraße, 6 sr 48,8 gm, P.: 60 000 Mk.
V.: F:l Anna Dchweikardt, K.: Otto Pfeiffer, Gastwirtb,
O. : 17 ar 34 gm Weinberg ec. im „Amslerloch, P.: 1000 Mk.
V.: Johann Jakob Müller, Schlossermeister, K.: Karl Quati,
Kleidermacher, O.: 16 ar 85 gm Wiese Gew. „Neckarhang",
P. : 700 Mk.
V.: Georg Geyer, Schlosser, Ehefrau, Elisabeth« geb-Arnold,
Worms, K.: Heinrich Valentin Arnold, Landwirth, O.: 17 sr
32 gm Ackerland re. „Obrläppchengewann", P.: 700 Mk.
V.: Friedrich Spengel, Kaufmann in München, K.: Heinrich
Paul, Metzger, und dessen Braut Lisetke Schuhmacher, O.: Geb.
Nr. 10 Kettengasse, 1 ar 02 gm, P.: 33 500 Mk.
V - Jakob Lay, Fuhrmann. Wittwe, Anna geb. Fischer,
K: Mathias Oeldorf, Wittwe, Margaretha geb. Lay, O.: Geb.
Nr. 16 Semmelsgasse, 1 ar 38 gm, P.: 18 000 Mk.
V.: Konrad Bühler, Taglöhncr, Ehefrau in Kirchheim, K.:
Johann Layerer, Müllergehilfe in Waldhilsbach, O.: 9 ar 86 gm
Wiese im „Dosbüdl", P.: 100 Mk.
V.: Georg Liedvogel, Schreinermeister, K.: Karl Zeise jun.,
Kaufmann, O.: Geb. Nr. 56 a Plöckftraße. 8 ar 37 gm, P.:
64 000 Mk.
V.: Johann Gaul, Bürgermeister in Waldhilsbach, K.: Stadt-
gemeinde Heidelberg. O.: 53 ar 87 gm Wald in den „HilsLacher
Wiesen und 23 ar 27 gm Wiesen allda. P.: 1500 Mk.
V.: Philipp Zahnleiter, Buchdrucker, K.: Friedrich Bräu-
ninger, Kutscher, Eheleute, O.: Geb. Nr. 8 Große Mantelgasse,
48 gm, P.: 9000 Mk. (Schluß folgt.)
O Auszeichnungen für Arbeiter «nd Arbeiterinnen. Wie
wir vernehmen, wird die Verleihung des durch landesherrliche
Verordnung vom 11. November 1895 gestifteten Ehrenzeichens
für Arbeiter und männliche Dienstboten, welche nach vollendetem
25. Lebensjahr mindestens 30 Jahre ununterbrochen in demselben
Dienstverhältniß gestanden haben, unbescholten sind und pflicht-
treue, vaterländische Gesinnung bewährt haben, auch im laufenden
Jahre auf den Geburtstag Seiner Königlichen Hoheit des Groß-
herzogs erfolgen. Anträge auf Verleihung sind seitens der Arbeit-
geber bei den Bürgermeisterämtern spätestens bis 15. Juli d. I.
zu stellen. Hinsichtlich der in staatlichen Betrieben beschäftigten
Arbeiter erfolgt die Antragstcllung durch die betreffende Staats-
behörde. Ebenso wird auch in diesem Jahre die Verleihung
der von Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin gestifteten
Auszeichnung an solche Arbeiterinnen der Großindustrie,
welche während 30 Jahren in demselben Betrieb gearbeitet haben,
stattfinden. Die Vorschläge sind von den Leitern der industriellen
Anlagen durch Vermittelung der Bürgermeisterämter bis spätestens
20. Juli d I. bei Gr. Bezirksamt einznreichen.
** Feuerlärm verkündete heute Vormittag nach 10 Uhr den
Ausbruch eines Brandes, doch war derselbe von keiner Bedeutung.
Im Maschinenhaus der Färberei von F. A. Grün vor dem Karls-
thor (am Hausacker) war Benzin explodirt, weshalb die Feuer-
wehr allarmirt wurde. Bei ihrem Eintreffen war aber das Feuer
schon bewältigt; die ganze Sache war nur von kurzer Dauer.
lü Schöffengerichtssttzung vom 8. Juni. 1) Jakob Reinle,
Fabrikarbeiter in Wieblingen , erhielt wegen Sachbeschädigung
4 Wochen Gefängniß, 2) Lorenz Pfisterer, Maurer in Eppelheim,
wegen Sachbeschädigung eine Geldstrafe von 15 ^4 ev. 3 Tage
Gefängniß, 3» Wilhelm Köhler. Volksschüler dahier, wegen
Diebstahls 14 Tage Gefängniß, 4) Johann gen. Peter Krafft,
Steinbrecher in Dossenheim, wegen Körperverletzung 2 Wochen
Gefängniß, 5) Johann Heinrich Schmidt I., Landwirth, und
Katharina Schmidt, Ehefrau geb. Winkler, beide dahier, erhielten
wegen Körperverletzung und Bedrohung Schmidt eine Geldstrafe
von 20 ^i. event. 5 Tage Gefängniß, dessen Ehefrau eine Geld-
strafe von 10 ^ event. 2 Tage Gefängniß, 6) Adolf Wicken-
häuser, Kupferschmied, und Heinrich Müller, Taglöhner, beide
dahier, wegen Körperverletzung Wickenhäuser 6 Wochen Gefängniß,
Müller 1 Woche Gefängniß. 7) Die Verhandlung gegen Her-
mann Otto Ehren, Maurer, und Egidius Schwab, Zimmermann,
beide in Gaiberg, wegen Körperverletzung wurde vertagt.
8) Johann Friedrich Süß, Schlosser aus Schrozberg, und
Johannes Schmitt, Fabrikarbeiter aus Hertlingshausen, beide
z. Zt. hier in Haft, erhielten wegen Sachbeschädigung und Bcttelns
je 3 Wochen Haft und 4 Wochen Gefängniß und wurden der
Landespolizeibehörde überwiesen. 9) Jakob Bulat aus Szezytviki,
z. Zt. hier in Haft, erhielt wegen Betrugs 2 Monat und 2
Wochen Gefängniß, 10) Adam Neff, Taglöhner in Nußloch,
wegen Diebstahls 3 Wochen Gefängniß.
— Polizeibericht. Eine Frauensperson wurde gestern wegen
Umherziehens^und ein Kupferschmied wegen Ruhestörung, Wider-
stands und Sachbeschädigung verhaftet; sechs Personen kamen
wegen Ruhestörung und Unfugs zur Anzeige.
Mosbach, 8. Juni. In Hochhausen am Neckar brach
gestern, wie schon kurz gemeldet, ein großes Schadenfeuer
und zwar in den Oekonomiegeb äu den des Gräflich Raban
von Helmstadt'schen Schlosses aus, welches das ganze Gebäude
vernichtete. Der Schaden ist beträchtlich, da von den Vorräthen
fast nichts gerettet werden konnte; auch gingen mehrere Schweine
zu Grunde.
O Laudenbach, 6 Juni. Heute starb dahier einer unserer
tüchtigsten Bürger, Altros enwirth M. Eberle in hohem
Greisenalter. Derselbe war nicht allein ein tüchtiger und intel-
ligenter Land-, sondern auch ein origineller Hauswirth, ein
überaus offener und ehrlicher Charakter, der sichs stets zur Ehre
rechnete, nur reinen Wein seinen Gästen einzuschenken. Dabei
war ec ein guter Patriot, auch überaus gefällig und daher ein
beliebter und hochgeachteter Bürger seiner Gemeinde. Ehre seinem
Andenken!
Schwetzingen. 7. Juni- Auf Anordnung der Staatsanwalt-
schaft wurde gestern die Leiche des auf dem Bahnkörper verstüm-
melt aufgefundencn 24 Jahre alten Sohnes des Bahnwarts
Stapf von Brühl wieder ausgegraben, da dringender Verdacht
eines Verbrechens besteht. Der junge Stapf soll nämlich
vorher im Besitz von ca. 100 Mk. gewesen sein, die bei der Leiche
sich nicht mehr vorfanden, nur noch einige Pfennige soll derselbe
bei sich gehabt haben. Es liegt deßhalb die Vermuthung nahe,
daß an dem Stapf ein Raubmord verübt und von dem oder den
Thätern die Leiche zur Ablenkung des Verdachtes auf das Schie-
nengeleise gelegt worden ist.
L. X. Bruchsal, 8. Juni. Aus dem Schnellzuge zwischen
Durlach und hier wurde heute Vormittag von einem Reisenden
eine Flasche geworfen, welche einen Bahnarbeiter so un-
glücklich am Kopfe traf, daß ihm der Schädel zerschmettert
wurde. Der Urheber dieses unglücklichen Wurfes ist noch nicht
ermittelt.
8. öl. Pforzheim, 8. Juni. Bei der heutigen Stadtver-
ordnetenwahl der II. Wählerklasse siegte die Liste der Na-
tionalliberalen mit 314 Stimmen gegen die Liste des Bürger-
vereins, die 260 Stimmen auf sich vereinigte.
 
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