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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0605

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ÜLeife wie bisher z« wirken. Herr Verbandesdirektor Finckh
aus Karlsruhe rühmte Namens des unterbadischcn. Verbandes die
tüchtige und erprobte Heidelberger Volksbauk und brachte ihren
Belbewußten Führern und Leitern seinen herzlichsten Glückwunsch
dar. Der Volksbank widmete er ein Hoch, in das alle kräftig
ftnstimmten- Herr Atzler gab den Dank der Genossenschafter
an Anfsichtsrath und Direktoren kund und theilte mit, daß die
Genossenschafter dem Vorsitzenden des Verwaltnngsraths, Herrn
Voll, einen silbernen Tafelaufsatz und den beiden Direk-
toren je zwei Reliefbilder gestiftet hätten. Die schönen Geschenke
wurden bei diesen Worten den also Ausgezeichneten übergeben.
Herr Voll dankte in seinem Namen, Herr Kunz für sich und für
Herrn Dünkel. Herr Verbandsdirektor Finckh brachte dann in
doetischen Worten einen Doppeltoast auf die Damen und den
Liederkranz und die Solisten aus. Damit war die Feier im
wesentlichen abgeschlossen. Wohl tröpfelten noch einige Reden
Vach, allein die Mehrzahl der Festtheilnehmer machte sich nach
Und nach auf den Heimweg, um frische Kraft für die Verhand-
lungen des heutigen Verbandstages zu sammeln.
, Radfahrer-Corso. Gestern Nachmittag veranstaltete die
Hiesige Radler-Gesellschaft anläßlich ihres 5. Stiftungsfestes mit
Bannerweihe einen Preis-Corso, an welchem sich auch mehrere
auswärtige Vereine betheiligten. Kurz nach Uhr bewegte sich
der Zug, an dessen Spitze eine Musikkapelle sich befand, vom
Ludwigsplatz durch die Plöck, Anlage, Rohrbacherstr., Gaisbergstr.,
Sophienstr. nach Neuenheim; über den Neckarstaden, die Haspel-
Asse, den Marktplatz, Kornmarkt, die Zwingerstr. zurück nach dem
Ludwigsplatz, woselbst sich der Corso auflöste. Einige der aus-
wärtigen Vereine zeichneten sich durch exaktes, gleichmäßiges Fahren
aus. Auch einige Damen in chikem Sportkostüm waren in dem
Zuge zu bemerken. Zur Besichtigung des Corsos hatte sich auf
den bezeichneten Straßen eine zahlreiche Menschenmenge einge-
funden. Nach dem Corso fand die Besichtigung der Heidelberger
Sehenswürdigkeiten durch die auswärtigen Radler statt. Abends
War im Prinz Max Festball und Preisvertheilung.
O Der Militärverein Neuenheim beging gestern die Doppel-
seier der Fahnenweihe und des 25. Stiftungsfestes. Wie
üblich, wurde dieselbe am Vorabend mit einem Zapfenstreich ein-
Aleitet. Am Festtage selbst fand nach einem Weckruf Morgens
6 Uhr um 9V, Uhr ein Festgottesdicnst statt. Im Laufe des
Bormittags trafen 23 auswärtige Vereine zur Theilnahme am
Feste ein, die sich Nachmittags um 2 Uhr zu einem Festzugc in
der Bergstraße aufstelltcn. Der Festzug mit 5 Vorreitern an der
Spitze bewegte sich durch das festlich geschmückte Neuenheim,
lieber 50 Festjnngfrauen in Weiß gekleidet mit roth-gelben Schärpen,
in 3 Abtheilungen im Zuge vertheilt, und 4 Musikkapellen, sowie
die Betheiligung sämmtlicher Vereine Neuenheims gaben in Ver-
bindung mit den auswärtigen Vereinen dem Festzuge ein statt-
liches Aussehen. Auf dem unterhalb der neuen Brücke dicht am
Neckar prächtig gelegenen Festplatze begann nach Ankunft des
Festzuges alsbald ein festlich bewegtes Leben. Nach dem Vor-
träge eines Musikstückes durch die Teutoniakapelle eröffneten vier
die Gesangvereine „Sängerbund" und „Eintracht" durch einen
schönen Gesangsvortrag die Feier der Fahnenweihe. Der I. Vor-
stand des Militärvereins, Herr Friedr. V o g e l, gab in seinen Be-
Mßnngsworten seiner Freude darüber Ausdruck, eine so große
Anzahl Vereine bei dem Feste begrüßen zu dürfen, und brachte
auf Kaiser und Großherzog ein Hoch aus. Frl. Karcher
übergab alsdann Namens der Stifterinnen, der Frauen und
Jungsrauen Neuenheims, in feierlicher Weise mit in poetischer
Form gekleideten, die besten Hoffnungen und Wünsche für den
Militärverein ausdrückenden Worten die neue Fahne dem
Fahnenträger Langer, der sie mit Ausdrücken des Dankes e»t-
tzegennahm. Frl. Bender übergab eine ebenfalls von Frauen
und Jungsrauen Neuenheims gestiftete prächtige Fahnenschleife.
Wirklich schön und ergreifend klang das von den beiden schon
genannten Gesangvereinen vorgetcagene Weihelied. Herr Prof.
Rohrhurst als Festredner setzte in bekannter Meisterschaft die
Bedeutung der Fahnenweihe sowie die Aufgabe der Militärvereine
i>en Zuhörern auseinander. Er gedachte zunächst der Männer,
chie den Militärverein Ncuenheim ins Leben gerufen und der
«roßen bewegten Zeit, in welche die Begründung fiel, nämlich
«er Zeit, wo nach Sieg und Ruhm der deutschen Waffen das
Neue Reich geschaffen wurde. Aus kleinen Anfängen sei er zu
einem stattlichen Verein angewachsen und bilde zur Zeit ein
Würdiges Glied in der Kette der vielen gleichen Vereine, die sich
über das ganze Vaterland erstrecken. Eine große und wichtige
Aufgabe sei derartigen Vereinen gestellt; sie dienten nicht dem
Vergnügen, sondern sollen Pflanz- und Pflegestätten vaterländischen
Geistes sein. Wetter sei es Aufgabe der Kricgervereine, die Er-
innerung an die großen Thaten der Väter der Jugend stets wach
Zu erhalten und den kommenden Generationen das Bewußtsein der
Pflicht einzuprägen, das, was damals durch einen Strom von
Blut errungen wurde, nämlich die Einheit und Freiheit des
Vaterlandes, zu pflegen und zu erhalten. Der Herr Redner
führte des Weiteren aus, daß das Heil Deutschlands weder von
dem Friedensu anifest des Zaren, noch von dem Wirken der
Friedensvereinc abhängig sei, sondern einzig und allein von einer
kräftigen, wehrhaften Armee, dank deren wir nun feit fast drei
Jahrzehnten die Segnungen des Friedens genießen. Viele Wahl-
Zeichen, so u. A. die Ruinen des Schlosses, redeten eine beredte
Sprache, in welch traurige Lage die Bevölkerung unserer schönen
Gaue vor Zeiten durch die politische Ohnmacht gekommen ist.
Redner warnte vor Gleichgiltigkeit in politischen Dingen, zeich-
nete das Bestreben der Umsturzparteien in ihren Endzielen, und
bat dringend, sich nicht irre machen zu lassen; die Verhälmisse
Lieser Welt könnten nicht so geschaffen werden, daß es keine
Unzufriedenheit mehr gäbe; treue Arbeit eines jeden Berufes
Und gewissenhafte Pflichterfüllung aller Stände sei das Einzige,
was das Leben erträglich mache und jedem Einzelnen zu Glück
und Segen gereiche. Redner legte dann die Bedeutung der Fahne
bar, erklärte die an derselben befindlichen Symbole, forderte die
Anwesenden zu treuer Liebe für Fürst und Vaterland, Kaiser
und Reich auf und schloß mit einem Hoch auf das Vaterland
und die Wehrkraft. Herr Geometer H e ß übermittelte in
Poetischer Form die Grüße sämmtlicher Neuenheimer Vereine
und überreichte als Angebinde derselben einen Silberkranz, wo-
rauf Hr. Vogel seinen Dank für das Geschenk aussprach. Herr
Stadtpfarrer Schneider überreichte alsdann mit einer tiefdurch-
bachten Ansprache jedem Einzelnen der dem Verein seit seiner
Gründung angehörenden Mitglieds eine Ehrenurkunde. Es sind
dies die Herren Stadtrath Ueberle, Friedrich Vogel, Georg
Köhler, Georg Lenz. Friedrich Heuser, Ludwig Kratzert, Georg
Schück. Johann Heiß, Urban Treiber, Friedrich Groß, Heinrich
Lentz, Robert Karch, Jakob Karch, Sebastian Arnold, Georg
Arnold, August Trost, Ludwig Helmstadler. Karl Siegmann,
Joseph Böhl, Ludwig Voth, Seb. Koch, Karl Hornung, Franz
Heiler, Friedr. Val. Heuser 11, Konrad Pflaum, Georg Batt
Und Jakob Trost. Namens der Beschenkten brachte Herr Stadt-
rath Ueberle als Dank ein Hoch auf den Militärverein
Neuenheim aus. Das Lied: „Die Wacht am Rhein" schloß
die erhebende und in allen Theilen wohlgelungene Feier.
Die in der Fahnenfabrik Krieger in Freiburg hergestellte Fahne
ist zur größten Zufriedenheit der Empfänger ausgefallen. Auf
der einen Seite mit rothem Grunde trägt sie das badische Wappen
in Goldstickerei mit der Umschrift „MilitärVerein Ncuenheim",
die Jahreszahlen 1874 und 1899 und in den Ecken die Schlacht-
orle Straßburg, Dijon, Belfort, Nuits; auf der andern Seite
Mit weißem Grunde in der Mitte die Germania mit der Um-
schrift : „Mit Gott für Fürst und Vaterland," sowie die Bemer-
kung: „Gestiftet von den Frauen und Jungfrauen". An Sc.
Kgl. Hoheit den Großherzog ging im Verlauf der Feier vom
Vorstand des Militärveretns Neuenheim folgendes Telegramm
ob: „23 Militärvereine der Pfalz und sämmlliche Vereine Neuen-
heims, zur Feier des 25. Stiftungsfestes und der Fahnenweihe
des Militärvereins Neuenheim vereinigt, erneuern Ew. König!.
Hoheit das Gelöbnis; unverbrüchlicher Treue zu Fürst und Vater-
kand, zu Kaiser und Reich."

8Z Von der Universität. Samstag besuchten Studirende der
Unioeistlät Heidelberg unter Führung eines Docenten die Leder-
fabrik Carl Fr endend erg und die Maschinenfabrik Baden ia
in Weinheim. Die Direktionen beider Betriebe halfen die Be-
sichtigung vorbereiten, indem sie statistische Angaben über die
Größe ihrer Produktion, die Arbeiterzahl, das Lohnwesen pp. und
anderes Material (Statut der Betriebskrankenkasse, Fabrikordnung)
für einen einleitenden Vortrag lieferten. Sie ließen dann den
ProduktionSgang von Eintritt der Rohmaterialien in die Fabrik
bis zur Vollendung der Fabrikate zeigen und erläutern. Hierfür
gebührt beiden Anerkennung und Dank. Solche Beobachtungen
fördern in hohem Maße die theoretischen und praktischen national-
ökonomischen Studien; sie bieten Beispiele für die abstrakten Sätze
und werthvolle Anregungen für die Behandlung so komplizirter
Organisationen. — Wie die gesammte deutsche Industrie zeigen
diese Betriebe eine erfreuliche Entwicklung. Der Umschlag der
Lederfabrik erhöhte sich 1893 bis 1898 von ca. 7890000 Mk. auf
ca. 12392000 Mk.; ihre Arbeiterzahl von 1133 auf 1622. Der
Gesammtwcrth der verkauften Fabrikate der Badenia stieg 1896
bis 1898 von ca. 1673000 Mk. auf ca. 2656000 Mk,; ihre Ar-
betterzahl von 380 auf 532.
I Schloßbeleuchtung. Aus Anlaß des 31. Verbandstages der
nnterbadischen Credit-Genossenschaften und der Feier des 25jährigen
Bestehens der hiesigen Volksbank findet — wie schon erwähnt —
morgen, Dienstag, eine großartige Schloß-und Brücken-Beleuchtung
mit daran anschließendem Feuerwerk statt.
— Unfall. Gestern fiel das Kind des Metzgers Zahn in Neuen-
heim vom untersten Stock zum Fenster heraus; es befand sich in
einem Wagen am Fenster, stand in einem unbewachten Augenblick
auf und fiel herab, wobei es sich schwere Verletzungen am Kopfe
zuzog, die jedoch nicht lebensgefährlich sind.
— Polizeibericht. Von Samstag auf Sonntag wurden vier
Frauenspersonen wegen Umherziehens, eine Dicnstmagd wegen
Diebstahls, ein Kellner wegen Landstreicherei, ein Arbeiter wegen
Unfugs verhaftet; zwei Personen kamen wegen Abbrennens von
Feuerwerkskörpern, zwei andere wegen Ruhestörung und eine
wegen Thierquälerei zur Anzeige. Gestern kamen zwei Personen
wegen Ruhestörung, zwei wegen Unfugs und eine wegen uner-
laubten Schießens zur Anzeige.
A Neckargemünd, 11. Juni. Bei prächtigstem Wetter verlief
heute in schönster Weise nach einem wohldurchdachten Programm
das Fest des 14. Abgeordnetentags des Badischen
Militärvereins -Verbands nebstUeberreichungder von Sr.
Kgl. Hoheit dem Großherzog Friedrich gestifteten Fahnenmedaille,
das Manchem noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben wird.
(Näherer Bericht folgt.)
ff Sandhaufen, 11. Juni. Gestern Abend fand im Gasthaus
zum Lamm dahier eine gutbesuchte Versammlung betreffs Ein-
führung elektrischer Beleuchtung durch das Elektrizitätswerk
Wicsloch in unserem Orte statt. Durch verschiedene Experimente
wurde den Anwesenden die praktische sowie nützliche Seite des
neuen Lichtes vor Augen geführt. Voraussichtlich werden recht
Viele Gebrauch von dem neuen Lichte machen. Bis nächsten August
soll die neue Beleuchtung in Betrieb sein.
Mannheim, 9. Juni. Im Konkurs Osterhans giebt
ein hiesiges Blatt die Passiven auf 275 000, die Aktiven auf
20000 Mk. an. Der Firmeninhaber Alexander Osterhaus, welcher
schon einige Tage vor der Konkurseröffnung von hier „verreiste",
ist immer noch nicht zurückgekehrt, scheint mithin flüchtig geworden
zu sein.
Altlnßheim, 9. Juni. Fräulein Zahn, die Tochter eines
hiesigen Gutsbesitzers, wurde beim Kochen von den Herd-
flammen erfaßt, rettete sich aber mit seltener Geistesgegen-
wart das Leben, indem sie sich rasch in eine Decke hüllte.
6. kl. Karlsruhe, 11. Juni. Gestern tagte hier unter An-
wesenheit der Prinzessin Wilhelm die 12. Generalversamm-
lung des Vereins badischer Lehrerinnen. Aus dem
Jahres- und dem Rechenschaftsbericht entnehmen wir, daß die
Zahl der ordentlichen Mitglieder auf 542, die der außerordent-
lichen auf 306 gestiegen ist. Das Vereinsvermögen erfuhr eine
Vermehrung von 12000 Der hier für das Lehrertnnenheim
veranstaltete Jahrmarkt brachte 47 091 für Antheilscheine
wurden 69400 gezeichnet. Das Rechnungsjahr schloß sehr
günstig mit einem Uederschuß von 6900 ab. Die Krankenkasse
wurde vom Verein in eigene Verwaltung genommen. Das erste
Jahr dieser Selbstverwaltung hat günstig abgeschlossen; es
wurden 68 Mitglieder unterstützt, die Kasse selbst zählt 303 Mit-
glieder. Es wurde beschlossen, daß der Verein auch außerhalb
des Lehrerinnenheims in dringenden Fällen Unterstützungen ge-
währt. In Krankheitsfällen vollzieht sich die Unterstützung ver-
mittelst der Krankenkasse des Vereins, die jährliche Vergütung
für den ständigen Aufenthalt im Lehrermnenheim wurde auf
500—900 fixirt. Der Antrag auf Absendung einer Petition
an Regierung und Landtag wegen Streichung des Z 18 des
Elementargesetzes, soweit Mädchenschulen in Betracht kommen,
und auf Verwendung von Lehrerinnen in allen Klassen, auch der
oberen, wurde einer Commission überwiesen zur Vorberathung.
Schiltach, 9. Juni. Dem Bürgermeister Ziegler hier ist
von dem Präsidium des evangelischen La n d cS ki r ch c n g e s ang-
vereins für Baden nachfolgender Brief zugegangen. Derselbe
ist eine ehrende Anerkennung und Auszeichnung für Schiltach
und seine Bewohner und gibt ein beredtes Zeugniß davon, daß
es den Gästen bet dem so schön und erhebend verlaufenen
LandeSkirchengesangfest außerordentlich gefallen hat. Das Vor-
erwähnte Schreiben lautet:
Heidelberg, den 7. Juni 1899.
Hochgeehrter Herr Bürgermeister!
Nachdem das 9. badische Landeskirchengesangfcst am 4. Juni
d. I. in Ihrer Stadt einen so schönen, erhebenden und in jeder
Beziehung befriedigenden Verlauf genommen hat, ist es mir als
dem Präsidenten des evang. Kirchengcsangvereins für Baden ein
Herzensvedürfniß, der ganzen Einwohnerschaft von Schiltach,
insbesondere aber Ihnen, Hochgeehrter Herr Bürgermeister, im
Namen des Vereins den allerherzlichstcn Dank auszusprechen für
alles, was Sie und die ganze Stadt ohne Unterschied der Kon-
fession für dieses so glückliche Gelingen gethan haben. Der
reizende Schmuck, in dem die Stadt am 4. Juni prangte, die
freudige und allseitige Theilnahme der ganzen Bevölkerung an
unserer Festfeier, die gastfreundliche Aufnahme des Vereins als
Ganzen wie der einzelnen Chöre und Vereinsmitglieder, das
alles hat ganz wesentlich dazu betgetragen, daß unser Fest sich
zu einem so schönen gestaltete, wie es vielleicht die ganze Ge-
schichte unseres Vereins nicht aufzuweisen hat. Der Verein weiß
das gar wohl zu schätzen und wird es in gutem Gedächluiß be-
wahren, wie er umgekehrt auch hofft, daß die Schiltacher Bürger-
schaft ihn in freundlichem Andenken behalten wird. Empfangen
Sie also peisöntlch und für die Stadt nochmals unfern wärmsten
Dank für all ihre Mühewallung und zugleich herzlichen Gruß
von Ihrem in aufrichtiger Hochachtung ergebenen
Dr. H. Basserm ann, Professor, Vorsitzender.
Konstanz. 9. Juni. Wie die Konst. Ztg. vernimmt, entbehrt
die Nachricht, Herr Landgerichtspräsident Eiselein in Kon-
stanz habe um seine Versetzung in den Ruhestand nachgesucht,
der Begründung. Die Aussicht, daß diese hervorragende juristische
Kraft dem hiesigen Landgericht erhalten bleibt, wird hier allge-
mein mit Freuden begrüßt.
— Dienstnachrichten. Aus dem Bereiche des
14. A r in e e k o r p s. Die Assist.-Aerzte der Rei. Dr. Schwalbe
und Dr- Hege ner des Landw.-Bezirks Heidelverg wurden zu
Oberärzten, Kehrer, Unterarzt der Res. des Landw.-Bezirks
Heidelberg, zum Assistenzarzt befördert.
Wahlen zur Generalsynode.
Sinsheim. Als weltlicher Abgeordneter zur General-
synode wurde Herr Oberförster Weismann in Eppingen ge-
wählt, Ersatzmann Bürgermeister Speiser in Sinsheim. —
Bretten, 9. Juni. Weltlicher Abgeordneter wurde Uhrmacher
Louis Odenwald, Ersatzmann Stadtrath Wöruer. Beide

gehören der konservativen Richtung an. — Mü llh eim, 9. Juni.
Weltlicher Abgeordneter Adolf Krafftin Auggen, Ersatzmann
Johannes Heidenreich in Müllheim, beide liberal.

Theater- und Kunstnachrichten.
Mannheim. (Großh. Hof- und Nationaltheater.) Mittwoch,
14. Juli (Ab. ^.): „Faust", I. Theil. Erster Abend. Donnerstag,
16 Juni (Ab. L): Oper. Freitag, 16. Juni (Ab. ^): „Faust",
I. Theil. Zweiter Abend. Sonntag, 18. Juni (Ab. S.): „Faust".
II. Theil. Dritter Abend.
Frankfurt. Opernhaus. Dienstag, 13. Juni: „Josef in
Egypten." Donnerstag. 15. Juni: „Der Cid." Freitag, 16. Juni:
„Lohengrin," Lohengrin: Herr Andreas Hofer vom National-
theater in Agram als Gast. Samstag, 17. Juni: „Hänsel und
Gretel." Vorher: „Bajazzo." Sonntag, 18. Juni: „Oer Cid."
Montag, 19. Juni: Zur Erinnerung an Johann Strauß „Ge-
dächtnisrede" von Oscar Blumcnthal. Hierauf: „Die Fleder-
maus." — Schauspielhaus: Dienstag, 13. Juni: „Pfarrer
von Kirchfeld." Mittwoch. 14. Juni: „Fuhrmann Henschel."
Donnerstag, 15. Juni: „Zaza." Freitag, 16. Juni: „Hütten-
besitzer." Samstag, 17. Juni: „Im weißen Röß'l." Sonntag,
18 Juni: Gastspiel des Herrn Karl William Baller. Neu ein-
studirt: „Der Registrator auf Reisen. Montag, 19. Juni: Donna
Diana."

Handel und Verkehr.
Eppingen, 9. Juni. Dem heutigen Schweinemarkt
wurden zugeführt: 470 Milchschweine und 12 Läufer. Die
Preise beliefen sich für Milchschweine auf 20 bis 30 Läufer
46 bis 64 das Paar.
Schiffsnachrichten. Norddeutscher Lloyd in Bremen.
(Agentur in Heidelberg: Josef Münch, Hauptstraße 1.) An-
gekommen sind folgende Dampfer: „Ems" am 7. Juni in
Newyork, „München" am 7. Juni in Baltimore, „Prinz-
Regent Luitpold" am 7. Juni in Newyork, „Nürnberg" am
5. Juni in Jmuiden, „Stolberg" am 22. Mai in Hongkong.
Wasserstandsnachrichten.
Heidelberg. 12. Juni. «Neckar.) 1,24 w, gef. 0,03 m.
Witterungsbeo bachtungen.
Heidelberg, 11. Juni. Thermomelerstand (nach 6.) Morgens
7 Uhr: -s- 10,3°. Niederster Stand seit gestern Morgen: -j- 7,4";
höchster:-f-20,2°. Wind: SW. Himmel: zeitw. bedeck:. Baro-
meterstand: Morgens 7 Uhr: 755,7 mm.
— 12. Juni. Thermometerstand (nach 0.) Morgens 7 Uhr:
-ff 11,9°. Niederster Stand seit gestern Morgen: -ff 9,0°; höchster:
-ff 20,2°. Wind: SO. Himmel: wolkenleer. Barometerstand:
Morgens 7 Uhr: 753,6 mm.

Neueste Nach richten.
L.ü. Philippsburg 11. Juni. Bei herrlichstem Wetter fand
heute die 100jährige Gedenkfeier der Belagerung und Be-
schießung der ehemaligen Reichsfestung Philippsburg ver-
bunden mit der Enthüllungsfeier eines Denkmals für
die Krieger von 1870/71 und für den Festungskommandanten
von 1799, Reichsfeldmarschall-Leutenant Nheingrafen Carl
August von S a lm - Grumbach, statt. Circa 80 Krieger-
Vereine aus den benachbarten Bezirken waren vertreten. Der
Zudrang der Gäste und Fremden war ungemein stark. Kurz
nach 3 Uhr traf der Gro ßher zo g hier ein. Nachdem der
Grobherzog sich auf den Festplatz begeben hatte, fand der Festakt
statt. Die Festrede hielt Herr prakt. Arzt Hildenstab aus
Graben. Unter dreimaligem Hoch auf Kaiser und Großherzog
und den Klängen der Votkshymne fiel die Hülle des Denkmals,
eines etwa 4 Meter hohen Marmor-Sockels, der oben spitzer zu-
laufend auf broncenem Kissen eine goldene Kaiserkrone trägt. Auf
2 Seiten des Denkmals sind die Broncebildntsse Kaiser Wilhelms I.
und des Großherzogs, weiter unten befanden sich die Inschriften
der am Kriege im Jahre 1870/71 betheiligten Philippsburger.
Eine Seite des Denkmals schmückt die lebensgroße Gestalt
eines siegreich heimkehrenden Kriegers. Das Denkmal ist erbaut
von dem Bildhauer Elsässer in Karlsruhe. Nachdem die Hülle
gefallen, erfolgte die Uebernahme des Denkmals durch den Bür-
germeister Carl Reiß. Hierauf hielt der Großherzog eine kurze
Ansprache, welche mit einem dreimaligen Hoch auf Kaiser und
Reich schloß. Dann erfolgte die Niederlegnng der Kranzspenden
am Denkmal. Nach der Feier begab sich der Großherzog zum
Rathhaus und von da zum Bahnhof.
Darmstadt, 11. Juni. (Franks. Ztg.) Der Gröb-
st erzog ist an den Blattern (Varioliäsn) erkrankt.
Sein Zustand war gestern ernst bei starkem Fieber, das
über Nacht nachgelassen. Der Verlauf ist normal, das
Allgemeinbefinden befriedigend. Als behandelnde Aerzte
wurden Dr. Eigenbrodt und Riegel aus Gießen berufen.
Paris, 11. Juni. Präsident Loubet wurde auf
der Fahrt zum und vom Rennen von Longchamps sehr
freundlich begrüßt. Auf dem Rennplatz gab das Publi-
kum mehr auf ihn Obacht als auf die Rennen. Es waren
in Masse Republikaner erschienen, um die Tribüne des
Präsidenten bildeten republikanische Journalisten einen Wall.
Polizei und Militär war sehr geschickt oertheilt. Präsident
Loubet freute sich sicherlich über die Huldigungen, die ihm,
sich immer wieder erneuernd, dargebracht wurden. Zu
seiner Rechten saß in der Präsidentenloge die Frau des
italienischen Botschafters Tornietli, die auch vor 8 Tagen
beim Rennen von Auteuil an seiner Seite saß, und bei-
nahe verletzt worden wäre. Nach dem Rennen ging es
ans den Boulevards sehr lebhaft zu. Die Republikaner
waren in der besten Stimmung, weil Alles so gut und
so glatt und so günstig für die Republik abgelaufen war.
Die Monarchisten hielten sich wohlweislich durchaus zurück.
Rom, 12. Juni. Der König Unterzeichnete den Erlaß,
wodurch die Strafen für Vergehen gegen die Steuergesetze
und gegen die öffentliche Sicherheit, sowie die Strafen für
Desertionen aus der Handelsmarine erlassen werden. Auch
für Personen, die sich der Wehrpflicht aus Heer und
Marine.entzogen, für die Jahresklassen 1859—1878 wurde
Amnestie gewährt.
Specialtelegramm der Heidelberger Zeitung,
ff Mannheim, 12. Juni. Eine Anzahl hiesiger Katholiken
hat sich beim Ministerium über den Hoftheaterintenbanten Baffer-
mann beschwert wegen der Aufführung des Stückes Jugend
von Max Halbe. Das großherzogliche Ministerium gab ber Be-
schwerde keine Folge. Hierauf wandten sich die Katholiken au
den Erzbischof, der seinerseils eine Beschwerde an das Ministerium
richtete, worin ec u. A. sagt, daß das Theaterstück Jugend die
raffinirte Vorbereitung eines Unzuchtakles und eine Herabsetzung
des katholischen Klerus enthalte. Das Ministerium hat darauf
Herrn Baffermann zur Berichterstattung aafgefordert._
Für die Redacrion veranrwortttch: F. Mantua in Heidelberg.
^ o d. o d r. L- aOS, Looällorsi, llauptstraMS dir. 174.
ffillMs nabs äsr ffksräsbalw- rmä disbouballn-llsltsstslio.
Isispllou 136. Sopdionsti-nsso 13. 1'stspäoll 136.
Lpsoiatität: vdooolselo nvä Lossort Londons«
Oelrvrenes. I-imouaäeii, lägueure, IVeine.
Lndin nn«1 Or-oinos golüllto Lossonts.
 
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