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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0608

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scharfer Weise; ihnen nachzulanfen habe die Kommission keine
Ursache.
Kriegsminister v. Goßler und Abg. v. Kardorf (Rv.) be-
tonen gleichfalls, daß angesichts der Wichtigkeit des Gegenstandes
es wohl die Pflicht der Elsässer gewesen sei, in der Kommission
ihre Meinung auszusprechen. Der Etat wird genehmigt.
Beim Postetat erklärt Staatssekretär v.Podbielski auf eine
Anregung des Abg. Singer, daß Erhebungen über eine anderwette
Aufstellung der Tagegelder für Unterbeamte seines Ressorts ge-
macht wurden, die hoffentlich zu einer den Wünschen des Hauses
-entgegenkommenden Regelung führen würden- Eine Aufstellung
von Servisklassen erscheine nicht angängig.
Der Postelat wird genehmigt.
Das Hypothekenbankgesetz wird in der zweiten Lesung sn bloo
angenommen.
Nächste Sitzung morgen 1 Uhr: Dritte Lesung des Reichs-
invalidenfonds, dritte Lesung des Hypothekenbankgesetzes, dritte
Lesung des Jnvalidenversicherungsgesetzes.
Bade». Karlsruhe, 12. Juni. In das Staats-
budget soll eine erste Theilzahlung zur Ausführung der
Rheinschifffahrtscorrektion ausgenommen werden.
— Die Einberufung der Generalsynode erfolgt schon
Ende Juni.
— Aus Karlsruhe erhalten auswärtige Blätter,
so der Berliner Localanz. und ein Münchener Blatt, die
Meldung, daß die Verlobung des Prinzen Max
mit der russischen Großfürstin Helene rückgängig ge-
macht worden sei, und zwar auf Wunsch der Großfürstin,
die ihrem Vetter Michael Alexandrowitsch, dem jüngsten
22jährigen Bruder des Zaren, zugethan sei und gern in
Rußland bleiben möchte. Da die Nachricht schon eine ziem-
lich weite Verbreitung in der Presse gewonnen hat, so
wird sie, wie man dem Schwab. Merkur aus Karlsruhe
schreibt, bei dem Mangel einer hofamtlichen Dementirung
für richtig gehalten. Dagegen glaubt man nicht an die
Gründe, welche in den Blättern angegeben sind. Von
einer Verschiebung der Vermählung bis zum Spätherbst
war schon früher die Rede, und schon damals traten,
wenn auch minder bestimmt, die Nachrichten von einer
möglichen Aufhebung der Verlobung hervor. Bekanntlich
wurde erst vor kurzem die Beurlaubung des Prinzen Max
für ein halbes Jahr aus seinem militärischen Dienstoer-
bältniß militäramtlich angekündigt. Einer der Söhne des
Oberststallmeisters Frhrn. v. Hcltzing-Berstett wurde zum
Ordonnanzoffizier des Prinzen ernannt, und durch die
Hofverwaltung der Frau Prinzessin Wilhelm, bezw. durch
den Prinzen Max das frühere Palais Schmieder als künf-
tiger Wohnsitz des jungen Paares angekauft. — Prinz
Max steht im 32., die Großfürstin Helene im 18. Lebens-
jahre.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
Vorstand der Wasser- und Straßenbauinspekttou Werthcim, Ober-
ingenieur Emil Obermüller, iy gleicher Eigenschaft nach
Offenburg, den Vorstand der Wasser- und Straßenbauinspektion
Waldshut, Wasser- und Straßenbauinspektor Max Keller, in
gleicher Eigenschaft nach Wertheim versetzt und den Bezirks-
ingenieur Gustav Montigny in Pforzheim unter Verleihung
des Titels „Wasser- und Straßenbauinspektor" zum Vorstand
der Wasser- und Straßenbauinspektion Waldshut ernannt.
Karlsruhe. 12. Juni. Die Grotzherzogin wohnte
am Samstag in Karlsruhe der Feier des fünfundzwanzig-
jährigen Bestehens der Luisen-Schule in der Festhalle bei.
Gestern Vormittag fand in der Schloßkapelle in Baden
ein Gottesdienst statt, welcher von dem Oberhofprediger
D. Helbing abgehalten wurde. Demselben wohnten die
Großherzoglichen Herrschaften mit der Kronprinzessin
Viktoria und dem Erbgroßherzog an. Um 1 Uhr reiste
Seine Königliche Hoheit der Großherzog nach Philipps-
durg, woselbst die Ankunft um 3 Uhr erfolgte. Seine
Königliche Hoheit der Großherzog begab sich vom Bahnhof
nach dem Festplatz und wohnte daselbst der Denkmals-
enthüllung an, wobei Seine Königliche Hoheit zu einer
längeren Ansprache das Wort ergriff. Seine Königliche
Hoheit verließ Philippsburg nach 6 Uhr und nahm auf
der Rückreise nach Baden einen einstündigen Aufenthalt in
Karlsruhe. Der Erbgroßherzog kehrte heute Mittag nach
Eoblenz zurück.

Ausland.
Frankreich. Paris, 12.Juni. DieKundgebungender
Revisionisten, namentlich radikalerund sozialistischer Färbung,
haben gestern bis nach Mitternacht fortgedaüert. Dabei
kam es auch zu Zusammenstößen mit Schutzleuten. Wie
der Matin berichtet, haben sich in der Rue Montmartre
Schutzleute auf friedfertige Spaziergänger geworfen und
sie mißhandelt. Ihre Opfer waren u. A. zwei Redakteure
der Agentur Havas, ein Redakteur der Aurore, ein Re-
dakteur des Journal du Peuple und der Abgeordnete
Breton. Der Matin meint, diese Schutzleute seien betrunken
gewesen. Aehnliche Auftritte spielten sich an anderen
Punkten der Stadt ab. Von etwa 200 Verhaftungen
wurden nur 30 aufrecht erhalten, weil Loubet um mög-
lichste Milde gebeten hatte. Elf Schutzleute wurden infolge
von Schlägereien leicht verwundet. Ein größerer Zu-
sammenstoß kam vor dem Pavillon Armenonville vor. Dort
hatte Jaurss mit Sozialisten Aufstellung genommen, die
die Carmagnole sangen. Als die im Pavillon sitzenden
Massen den Gesang mit Hochrufen auf das Heer beant-
worteten, kam es zu lärmenden Zusammenstößen. Ein
Gast machte mißfällige Bemerkungen über Loubet. Andere
Gäste nahmen für oder gegen Partei. Es fielen beleidi-
gende Worte, welche bald in Thätlichkeiten ausarteten.
Vor dem Pavillon begann eine große Volksmenge, welche
mit rothen Rosen im Knopfloch Kundgebungen veranstaltete,
von dem Zwischenfall unterrichtet, Hochrufe auf die Re-
publik und Schmährufe auf die Geistlichkeit auszustoßen.
Es kam dabei zu einem regelrechten Belagerungsangriff.
Mehrere Tausend rotteten sich zusammen und zertrümmerten
die Scheiben, während im Innern des Pavillons der
Kampf seinen Fortgang nahm. Mehrere Personen, darunter
ein Polizeibeamter, wurden verwundet. Schließlich flüch-
teten die von Schreck ergriffenen Gäste und das Lokal
wurde geschlossen. Um 6 Uhr zog ein Trupp von mehreren

Tausend Personen über die Champs Elysse zum Elysoe
und brachte Hochrufe auf Loubet und die Republik aus.
Paris, 12. Juni. In der Kammer wurde
heute vom Sozialisten Vaillant über die gestrigen
angeblichen Ausschreitungen von Polizisten gegen Republi-
kaner intcrpellirt. Die Polizisten seien betrunken gewesen
und hätten Personen verhaftet, welche die Republik hoch-
leben ließen. Ministerpräsident Dupuy: Der gestrige
Tag sei ein republikanischer gewesen, er sei aber nicht von
einer einzelnen Gruppe, sondern auch von allen anderen
gefeiert worden. Die Polizei habe lediglich die Weisung
gehabt, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Im Pavillon
Armenonville sei ein Handgemenge entstanden, infolge von
Streitigkeiten zwischen den Gästen und den Bediensteten.
Drei Polizisten seien dabei verwundet worden. (Zuruf:
Das geschieht ihnen recht. Lebhafter Protest.) —Nachdem
die Kammer über mehrere Tagesordnungen abgestimmt
hatte, nimmt sie trotz des Widerstandes der
Regierung folgende Tagesordnung des Ab-
geordneten Ruan an: „Die Kammer ist entschlossen,
nur eine Regierung z» unterstützen, die entschlossen ist, mit
Energie die republikanischen Einrichtungen zu vertheidigen
und die öffentliche Ordnung zu sichern." Trotz der wieder-
holten Erklärung Dupuys, er könne diese Tagesordnung
nicht annehmen, wird dieselbe doch mit 321 gegen 173
Stimmen angenommen. Hierauf verlassen die Minister
ihre Bänke und die Sitzung wird geschlossen. Die Kammer
vertagt sich auf nächsten Montag. Also abermals eine
Ministerkrisis._
31. Berbandstag der uuterbadischen Kreditgenossenschaften.
88 Heidelberg, 13. Juni.
Die Verhandlungen nahmen gestern Morgen im großen Rath
Haussaale ihren Anfang. Nachdem das Büreau gebildet war,
eröffnete der Vorsitzende, Herr Verbandsdirektor Finckh, die
Sitzung, begrüßte die Erschienenen und erstattete der Heidel-
berger Volksbank anläßlich ihres 2Sjahrigen Jubiläums den
Glückwunsch der Versammlung. Herr Geh. Oberregierungsrath
Braun begrüßte hierauf den Verbandstag im Aufträge der
Großh. Bad. Regierung, betonte deren regstes Interesse an der
Entwickelung der genossenschaftlichen Bestrebungen und wünsch e
den Verhandlungen guten Erfolg. Herr Oberbürgermeister Dr.
Wilckens üderbrachte Namens der Stadt den Willkommgruß.
Er hob den hervorragend gemeinnützigen Charakter des Genossen-
schaftsweiens hervor, das durch den Zusammenschluß der Kräfte
der Abhängigkeit der wirthschaftlich Schwachen zu steuern suche,
und gab seiner rückhaltlosen Anerkennung dieser Bestrebungen
und dem lebhaften Interesse der Stadt an dem ferneren Ge-
deihen der genossenschaftlichen Vereinigungen Ausdruck. Auch
der Volksbank gratulirte er zu ihrem Jubelfeste. Herr Prorektor
Prof. Dr. Osthoff übermittelte im Namen der Universität
deren Gruß und Glückwunsch. Die Heidelberger Volksbank hieß
durch ihren Direktor, Herrn Dünkel, die Versammelten will-
kommen und wünschte neben erfolgreichen Berathungen auch ge-
nußre-che Stunden.
Hierauf .wurde in die Tagesordnung eingetreten und Herr
Verbandsdirektor Finckh erstattete den Geschäftsbericht über
das letzte Jahr. Seine eingehenden und zahlenmäßig belegten
Mittheilungen betrafen hauptsächlich den Mitgliederstand, die
Höhe des Zinsfußes, die zunehmende Inanspruchnahme der
Vereine, die Höhe der Kreditausgabe und den gesammten Um-
satz. Eine Unterstützung der Kaiser Wilhelm-Stiftung für
Invaliden empfahl er den einzelnen Anstalten.
Ueber die Bürgschaftsoerhältnisse, wie sie sich nach
dem Bürgerlichen Gesetzbuch und dem Neuen Handelsgesetzbuch
in Zukunft gestalten werden, referirte der Anwalt Herr Dr.
Crüger aus Charlottenburg. In seinem lehrreichen Vortrage
ging er hauptsächlich auf die Punkte ein, in denen nach Einfüh-
rung des Bürgerlichen Gesetzbuchs wesentliche Aenderungen ein-
treten werden. Nach einer kurzen Discuffion, in welcher sich der
Wunsch nach einer übersichtlichen Gegenüberstellung der Bestim-
mungen des bisherigen Rechts mit denen des Bürgerlichen Ge-
setzbuchs in Bezug auf Bürgschaftswesen äußerte, ging Herr Dr.
Crüger auf die Form der Verpfändung und die Rechte des
Pfandgläubigers nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch und Handels-
gesetzbuch des Näheren ein. Als Pfandobjekte kommen für die
Genossenschaften hauptsächlich Werthpapiere, Forderungen und
Immobilien in Betracht. Die schriftliche Form der Beurkundung
einer Verpfändung ist in Zukunft Vorschrift und Pfandrechte
und Immobilien haben nur Werth, wenn sie im Grund- und
Pfandbuch eingetragen sind. Recht einfach gestaltet sich nach dem
Bürgerlichen Gesetzbuch die Realisirung eines Pfandes dadurch,
daß ein richterliches Urtheil nicht mehr nöthig fällt, sondern daß
der Gläubiger nach einer gestellten Frist einfach durch einen
Vollstreckungsbeamten versteigern lassen kann. Auch über diesen
Gegenstand fand eine kurze Diskussion statt. Hierauf sprach Hr.
Dr. Crüger über die Formulare der Kreditgenossenschaften,
wie sie das Bürgerliche Gesetzbuch bedingt. Schuldscheine, Bürg-
schaftsschetne, Credit- und Verpfändungsurkunden sind möglichst
einfach zu gestalten.
Ueber Anlage von Sparkassengeldern, zu welcher ministerielle
Bewilligung erforderlich ist, gab Herr Geh.Ober-Regierungsrath
Braun Aufschluß.
Hr. Dr. Crüger behandelte hierauf den Conto-Correntver»
kehr, wie er nach dem Handelsgesetzbuch aufzufassen ist, wobei
die 88 355 und 357 von besonderer Wichtigkeit sind, und kommt
dann zum letzten Gegenstand seines Referats: das Gesetz betr.
die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und die
Genossenschaften.
Die Versammlung beschließt sodann nach dem Referat des
Verbandsdirektors noch einige Aenderungen, wie sie durch das
Bürgerliche Gesetzbuch bedingt sind, und einige sonstige Verbesse-
rungen der Verbandsstatuten.
Nach Schluß der Sitzung fand unter Führung des Lokal-
comitss eine Besichtigung der Sehenswürdigkeiten des Schlosses
und ein Frühschoppen in der Schloßrestauration statt. Von
hier aus begab man sich über die Molkenkur nach dem Kobl-
Hof-Hotel, wo um 5 Uhr das Festessen begann. Die
Theilnahme hieran war hauptsächlich aus den Kreisen der hiesi-
gen Geschäftswelt eine große; es waren ca. 170 Gedecke aufge-
legt. Die Stimmung gestaltete sich infolge der vorzüglichen
Leistungen, die Küche und Keller boten, und der Aufführungen
des Orchestervereins unter Leitung seines Kapellmeisters. Herrn
Lehmann, zu einer recht lebhaften. Das Menu wies die nach-
stehende reiche Speisenfolge auf: Gefüllte Muscheln, Krebssuppe,
Rheinsalm mit neuen Kartoffeln, Rehrücken mit Sahuentunke,
garnirt mit jungen Gemüsen, Elsässer-Pasteten, Metzer Mast-
Enten, Sahst und Dunst-Obst, Gefrorenes und Backwerk, Butter
und Käse, Nachtisch. Herr Verbandsdirektor Finckh brachte in
schwungvollen Worten ein Hoch auf Großherzog Friedrich, das
Badener Lago und Kaiser Wilhelm und das gcsammte deutsche
Vaterland aus. Herr Dr. Ullrich begrüßte die Gäste Namens
der Volksbaük, welche heute die Gastgeberin sei, nachdem das
letzte Mal es die hiesige Gewerbebank gewesen. Sein Hoch galt
den Vertretern der auswärtigen Vereine. Herr Dr. Crüger
toastete auf die Genossenschaften des engeren Verbandes und
Hr. Dr. Meißner aus Frankfurt auf den allgemeinen Verband,
als den Hüter des genossenschaftlichen Geistes. Herr Direktor
Dünkel gedachte dreier durch Krankheit verhinderter Mitglieder
der Volkslank und Herr Stadtpfarrer Geling er aus Ober-

kirch, wo im vorigen Jahre der Berbandstag abgehalten wurde,
hob in eindrucksvoller Weise die segensreiche Thätigkeit' der
Kreditvereine hervor, die, nur durch Einigkeit stark, Ersprieß-
liches zu leisten vermöchten. Sein Trinkspruch galt der Einig-
keit aller Vereinigungen, die sich in den Dienst des Volkswohls
und der Menschenliebe gestellt haben. Gegen 9 Uhr wurde der
Rückweg nach der Stadt angetreten.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 13. Juni.
T Die Antwort des Grohherzogs. Aus Schloß Baden lraf
an den Vorstand des Militär Vereins Neuenheim, Herrn
Vogel, folgendes Telegramm ein:
Ich danke den 28 Militärvereinen des Pfalzgaues und
von Neuenheim für die mir gewidmeten treuen Gesinnungen
und grüße Sie alle aus treuem Herzen.
Friedrich, Großherzog.
X Aus dem Vezirksrath. Die Tagesordnung der am 10. d.
abgehalteuen Bezirksrathssitzung fand folgende Erledi-
gung : 1. Die Verhandlung der Klage des Ortsarmenverbands
Affolterbach gegen den Ortsarmenverband Heiligkreuzsteinach
wegen Forderung ans Unterstützung des Leonhard Heiß von
Eiterbach wurde vertagt. 2. Das Gesuch des Heinrich Schmitt
um Erlaubniß zum Betrieb der Realgastwirthschaft zum goldenen
Hirsch in Sandhaufen; des Jakob Wetzel um Erlaubniß zum
Betrieb einer Schankwirthschaft mit Branntweinausschank in
seinem Hause an der Ecke der Neuschulhaus- und Kleinschmidt-
straße in Heidelberg; des Robert Schwank um Erlaubniß zum
Betrieb der Realgastwirthschaft Leopoldstraße 35 in Heidelberg;
des Valentin Münig um Erlaubniß zum Betrieb einer Schank-
wirthschaft mit Branntweinausschank in Petersthal; des Andreas
Classen um Erlaubniß zum Betrieb der Realgastwirthschaft zum
Wiener Hof in Heidelberg wurde genehmigt; das Gesuch des
Johann Sandmaier um Erlaubniß zum Branntweinausschank
in seiner Wirthschaft zum „Stall" in Heidelberg wurde abge-
wiesen; das Gesuch des Franz Abraham Schwarz um Erlaubniß
zum Betrieb der Realgastwirthschaft zum schwarzen Adler in
Wieblingen wurde genehmigt; die Verhandlung über das Gesuch
des Johannes Clauer um Erlaubniß zum Betrieb einer Gast-
wirthschaft an der Straße nach Kirchheim in Rohrbach wurde
vertagt; das Gesuch des Jakob Stumpf um Erlaubniß zum
Betrieb einer Schankwirthscdaft ohne Branntweinausschank in
Kirchheim; des Johann Schneider V. um Erlaubniß zum
Branntweinausschank in seiner Wirthschaft zum grünen Laub in
Sandhaufen; des Lorenz Bauer um Befristung der Concession
zum Betrieb einer Schankwirthschaft ohne Branntweinausschank
in seinem Neubau an der Römerstraße Nr. 76 in Heidelberg
wurde genehmigt; das Gesuch des Kaufmanns Koniad Hessenauer
in Nußloch um Erlaubniß zum Kleinhandel mit Branntwein
wurde abgewiesen; das des Kaufmanns Alois Roth in Nußloch
um Erlaubniß zum Kleinhandel mit Branntwein genehmigt;
das Gesuch des Kaufmanns Adam Filsinger in Nußloch um
Erlaubniß zum Kleinhandel mit Spirituosen abgewiesen und
das der Joseph Lang Wittwe -um Erlaubniß zur Verlegung ihrer
Schankwirthschaft von Haus Nr. 39 in ihren auf Lagerbuch
Nr. 41 in Gauangelloch zu errichtenden Neubau geuehmigi.
3. Das Gesuch des Gastwirths Peter Weymann um Genehmigung
zur Errichtung und zum Betrieb einer Schlachtstätte in seinem
Hause Hauptstraße 161 in Dossenheim wurde genehmigt; 4. das
Gesuch der Firma Leopold Marx u. Söhne um Erlaubniß zur
Errichtung und zum Betrieb einer Hopfenschwefeldarre in Sand-
Hausen genehmigt; 5. das Bauvorhaben des Privatmanns
Dr. A. Bassermann in Heidelberg, Gewann Untere Kies, Lagerbuch
Nr. 6040—6045, hier Entwässerung des Neubaues, genehmigt.
6. Die Erweiterung des Ortsbauplanes von Kirchheim wurde
festgestellt.
** Grober Unfng. In der Unteren Neckarstraße wurde heute
Nacht ein Leiterwagen, der vor einem Hause am Jubiläumsplatze
stand, quer über den Platz und den Fußweg geschoben und rollte
über die Böschung nach dem Neckarvorland hinab; leicht hätte
er nach der Lamenschwimmanstalt weiter rollen und Unheil an-
rtchten können, doch blieb er am Fuße der Böschung stehen. —
Zwei der schönen Akazienbäume am Neckarstaden in der Nähe
d: Jubiläumsplatzes wurden oberhalb des schützenden Draht-
geflechts in roher Weise derart beschädigt, daß sie zu Grunde
gehen müssen.
— Unfall. Ein Fuhrknecht fiel gestern in der Plöck von
seinem beladenen Wagen herab und gerieth unter das Vorderrad,
welches ihm über den Leib ging; doch trug er nur eine leichte
Verletzung davon, sodaß er weiterfahren konnte.
— Polizeibericht. Ein Lehrling aus Frankfurt hatte in der
elterlichen Wohnung einen Schrank erbrochen und daraus
1701 Mark entwendet, womit er sich zunächst in die Schweiz
begab; er wurde gestern hier verhaftet. Es fanden sich noch
500 Mk. bei ihm vor, ebenso ein Dolchmesser und ein Revolver.
Zwei Frauenspersonen wurden wegen Umberziehens verhaftet,
ebenso ein Landstreicher wegen Bettelns. Ein Volksschüler kam
wegen Körperverletzung zur Anzeige, desgleichen zwei Personen
wegen Ruhestörung.
O Neckargemünd, 11. Juni. Der 14. Abgeordnetentag des
bad. Milttärvereins-Verbandstags, über den schon kurz Meldung
gemacht worden ist, kündigte sich am Vorabend durch Böller-
schüsse. Glockengeläute und Zapfenstreich an. Am Festtag^selbst
begrüßte eine freundliche Morgensonne die Einwohner der Stadt,
die durch Tagwache und Musik aus dem Schlafe geweckt wurden.
Kaum war der Festmorgen angebrochen, als auch von allen
Seiten theilnehmeude Vereine und Festgäste sich einfanden und
die Straßen und freien Plätze der in herrlichem Festkleide
prangenden Stadt belebten. Jeder Bahnzug brachte neue Gäste,
die unter Sang und Klang hier freundlichst empfangen und zur
Stadt geführt wurden, wo Festjungfrauen die Vereinsmitglieder
mit Abzeichen schmückten. Um V,11 Uhr versammelten sich die
Abgeordneten im hiesigen Rathhaussaale zur Besprechung und
Beschlußfassung über die auf der Tagesordnung stehenden Punkte.
Nach Beendigung des Abgeordnetentages wartete der Fest-
theilnehmer in den ihnen zugewiesenen Wirthschaflsränmen ein
wohlbestelltes Mittagsmahl. Gegen 3 Uhr versammelte man sich
am oberen Thor zum Festzug, an dem sich die verschiedenen
hiesigen Vereine anschlossen. Es ging durch die Stadt nach dem
V. Stunde entfernt gelegenen Hauptfestplatz am Schießhaus, einem
luftigen schattigen Waldrevier mit reizender, finniger Ausschmückung
das schon manchem vaterländischen Feste hier als Vergnügungs-
ort diente. Hier wurden die Ankommenden durch den Vorstand
des hiesigen Militärvereins freundlichst bewillkommnet. Als
Hauptredner traten auf: Herr Amann, Herr Consul Menzer,
Herr Oberstleutnant Platz, Herr Kühner unü Andere. Auf
deren Reden näher einzugehen, würde zu weit führen; aber die-
selben sind nach Form und Inhalt nur als gediegene zu ver-
zeichnen und wurden alle mit großer Begeisterung ausgenommen.
Die lleberreichung der von S. K. Hoh. dem Großherzog ge-
stifteten Fahnenmcdaille durch ein Fräulein geschah in würdiger
Weise. Die Medaille wurde vom Fahnenträger mit kräftigen,
passenden laut vernehmbaren Dankesworten in Empfang ge-
nommen. Bald glich das Fest einem wahren Volksfeste. Gute
Musik und Gesang wechselten mit einander ab und erhöhten so
die fröhliche Stimmung. Nur zu bald kam der Abend, der zur
Heimreise mahnte und die Gäste an ihren Heimathsort brachte.
Bälle im Anker und Pflug bildeten den Schluß des Festes.
ff Mannheim, 12. Juni. Der flüchtig gegangene Inhaber
der in Konkurs geratdenen Kohlenfirma P. Jos. und Alex. Ostcr-
haus, Alexander Osterhaus, wird von der Staatsanwalt-
schaft gesucht. Osterhaus hat bereits am 29. Mai Mannheiw
heimlich verlassen. Man glaubt, daß derselbe nach Amerika
geflüchtet ist.
L.dl. Baden-Baden, 12. Juni. Heute haben hier die städti-
schen Wahlen ihren Anfang genommen. Die niederstbesteuerre
Klasse hatte heute zu wählen. In der Wahl ging der Wahlvor-
 
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