Heidelberger Zeitung (1899 (Januar bis Juni))

frei ließ. Auf die Frage des Kaisers, ob der Junge keine andere
Hose besitze, antwortete dieser keck: „Nee!" — „Hast Du denn
kein iÄeld, um Dir ein Paar neue Hosen zu kaufen?" — „Nee!"
Als der Kaiser dann auf die wettere Frage: „Wie viel kosten
Leun ein Paar neue Hosen?" die Antwort erhielt: «Een'Thaler
und fünf Dittchen!" griff der hohe Herr lachend in die Tasche
Und überreichte dem furchtlosen Knirps ein blankes Zehnmarkstück.
— Der Esel im Militärdienst. Die Erfolge, die der Grau-
schimmel als Zugthier in Berlin seit kurzem gehabt hat, haben
der Militärbehörde Veranlassung gegeben, den Werth des lang-
ohrigen Viersüßlers für den Militärdienst zu prüfen, und so hat
sich das Königin Augusta-Garde-Grcnadierregiment einen Esel
zugelegt, welcher auf dem Schießübungsplatze zur Verwendung
komme» soll. Ter gleichmäßige Gang, sowie auch die nicht un-
erhebliche Schnelligkeit, die das Langohr entwickelt, läßt ihn als
besonders geeignet für die Fortbewegung von Zugscheiben er-
scheinen, und er soll deswegen zu diesem Zweck bisher benutzte
Soldaten ersetzen. Der neue Militäresel wird im Laufe der
Nächsten Woche bereits Gelegenheit haben, seine „Feuertaufe" zu
empfangen. — So meldet eine gewöhnlich recht unterrichtete
Berliner Korrespondenz.
— Wien, l2. Juni. An der Edikttafel des Obersthofmaschall-
omtes wurde die endgiltige Verhängung der Kuratel über
die Prinzessin Luise von Koburg angeschlagen. Der bis-
herige provisorische Kurator Dr. Feistmantel wurde zu ihrem
dauernden Kurator ernannt. Es geschieht dies auf Grundlage
zweier umfangreicher ärztlicher Gutachten, welche die Wiener All-
gemeine Zeitung in ihrem heutigen Abendblatt mittheilen wird.
Das erste, von zwei bekannten Wiener Gerichtsärzten ausgestellt,
tvurde aus Wunsch des Kurators im Einvernehmen mit dem Ge-
mahl der Prinzessin, dem Prinzen Philipp, von der hiesigen
Medizinischen Fakultät einer genauen Prüfung unterworfen. Das
daraus hervorgegangene Gutachten, von Professor Krafft-Ebing
erstattet, deckt sich vollständig mit dem ersten und gelangt zu
dem Schluffe, die Prinzessin leide seit einer Reihe von Jahren
«n Schwachsinn, der nach einer Gehirnerschütterung infolge eines
Sturzes von einer 30m hohen Berglehne auftrat, und an einer
bedeutenden Herabsetzung der intellektuellen und ethischen Funk-
tionen; sie sei unfähig, ihre Angelegenheiten selbst zu besorgen
Und die Bedeutung, die Tragweite und die Folgen ihrer Hand-
lungen zu erkennen. Dieser Zustand habe sich langsam und für
die Beurtheiluug des Laien unmerklich entwickelt und sei schließ-
lich so weit gediehen, daß sie willenlos der Suggestion eines
Unwürdigen Mannes unterlag. Die Prinzessin verließ heute das
Sanatorium des Dr. Rudinger in Purkersdorf, um mit der
Nordwestbahn nach Sachsen gebracht zu werden, wo sie in der
geschlossenen Anstalt des Sanitätsraths Pherson in Lindenhof
bei Dresden Aufnahme finden wird.
— Ehristiania, 1?. Juni. Der Herzog Ludwig der Abruzzen
bat heute Vormittag halb 12 Uhr an Bord der Stella Polare
seine Polar-Expedition augetreten. Beim Auslaufen der
Stella Polare salutirteu die Geschütze der Festung.
— Newyork, 13. Juni. Ein furchtbarer Tornado
suchte Minnesota und Wiskonsin heim. Er zerstörte die Städte
Hastings, Hudson und Neu-Richmond. lieber zweihundert
Personen sollen getödtet worden sein. Am meisten hat Neu-
Nichmond gelitten. _
Theater- und Kunstnachrichten.
8. Heidelberg, 13. Juni. Die Berliner National-Gallerie hat
nunmehr noch zu dem Landschaftsgemälde ein figürliches Bild
«Auf dem Kanapee" von unserem Landsmanne, Prof. Wilhelm
Trübner, angekauft.
Handel und Verkehr.
Mannheim, 13. Juni. (Aktien.) Oberrh. Bank 125.75 G.
Nheinische Kreditbank 146.40 G. Rheinische Hypothekenbank
165.— B. Heidelberger Aktienbrauerei 143.— G. Schrödl'sche
Brauerei-Aktien 146.— G. Portland - Cementwerk Heidelberg
178— G.
Frankfurt, 13. Juni. Effektensocietät. Abends 6'/« Uhr.
Befierr. Credit 223.70 b. Diskonto-Kommandit 196.60 b. Deutsche
Bank 208.10 b. Dresdener Bank 162.20 b. Darmstädter Bank
151.80 b. Berliner Handelsgesllschaft 168.70 b. Berliner Bank
119.90 b. G. Oesterr.-Ungar. Staalsbahn 152.30 b. Lombarden
80.60 b. Gotthard-Aktien 145.50 b. Schweizer Central 146.30 b.
Schweizer Nordost 101.10 b. Schweizer Union 81.20 b. Jura-
Simplon 87.50 b. 4pCt. Italiener 95 b. G. 4pCt. Spanier
64.40 b. G. 5pCt. amortff. Mexikaner 3. Ser. 45.20 b. 3pCt.
Mexikaner 28 b. 3pCt. Portugiesen 27.40 b. IpCt. Türken D.
23 ult. b. Gelsenkirchen 205.10-204.90 b. Laura 264.80—3.80
bis 204 b. Bochumer 273—2.10-50—30 b. Harpener 203—3.60
bis 204.40 b. Hibernia 216.60 b. Eschweiler Bergw.-V. 247 b.
Maschinenfabrik Faber u Schleicher 259.50 b. Elektr. Helios
180 h. Coucordia 312 b. G. Intern. Elektr. 160.50 b. Chemische
Merke Albert 159.30 b. G. Seilindustrie Wolfs 197 b. G.
^ 6'/.—6'/, Uhr: Harpener 204.10.

Bei etwas belebteren Umsätzen erfuhren die Kurse auf den
meisten Gebieten fortgesetzte Ermattung.
Berlin, 13. Juni. Heidelberger Straßen- und Bergbahn-
geiellschaft 151.— b.
Mannheim, 12. Juni. (Produktenbörse.) Per 100 Kilo.
Weizen Pfälzer 17.50 bis —, Norddeutscher 17.50 bis —,
Azima 17.75 bis 18.50, Theodosia 18.— bis 18.75, Saxonska
-.- bis Girka 17.50 bis 18.-, Taganrog -.- bis
—.—, rumänische —.— bis —.—, amerikanische Winter 18.25
bis —Amerikan. Spring 17 75 bis —.—, Walla-Walla
17.75 bis —.—, Milwaukee —.— bis —.—, Kalifornier —.—
bis —. La Plata 17.— bis 18.—. Kannsas II 17.75 bis
—, Kernen 17 25 bis 17.50, Roggen Pfälzer 15.75 bis 16—.
Russischer 16— bis —, Norddeutscher —bis —.—,
Gerite hies. Gegend —bis —.—, pfälzer —bis —,
Futtergerste 12.50 bis —, Hafer Bad. alter 15.60 bis 15.75,
neuer —.— bis —.—, Norddeutscher 15.75 bis —.—, Russischer
15.25 bis 16.—. Württemberg. 16.60 bis —. Amerikany 15.25
bis . Mais Amerikan. mixed 10.50 bis 10.75, Mais
Donan 10.75 bis —.—, Kohlreps deutscher neuer 25.— bis
—.—, Wicken 15.50 bis 16.—, Roth Kleefarnen —.— bis —.—,
Amerikaner —.— bis ——, Lucerne —.— bis —.—, Provence
—.— bis —.—, Esparsette —- bis —, Leinöl mit Faß
44 — bis —.—, Rüböl mit Faß 56.— bis 53.—, bei Waggon
53.— bis —.—, Petr. Amerikany 21.50 bis —.—, bei Waggon
20.90 bis —. bei Bassinwag. 17.50 bis —Russisches
21.— bis —.—, bei Waggon 20.40 bis —.—, bei Bassinwag.
17.— bis —, Sprit versteuert 114.50 bis —, 90cr un-
versteuert 29.— bis —.
Weizenmehl 00 0 1 2 3 4
28.75 26.75 24.75 23.75 22.75 19.75.
Roggenmehl 0: 25.—, 1: 22.—.
Tendenz: Weizen fester, Roggen unverändert, Braugerste ge-
räumt, Hafer ruhig, Mais unverändert.
Schiffsnachrichten. Norddeutscher Lloyd in Bremen.
(Agentur in Heidelberg: Josef Münch, Hauptstraße 1.) An-
gekommen sind folgende Dampfer: „Preußen" am 11. Juni
in Aden, „Stuttgart" am 11. Juni in Colombo.

WafferstandSnachrichten.

Neckar.
Heidelberg, 14., 1,21, gef. 0,05m
Heilbronn. 13., 0,62, gef 0,08m
Mannheim, 13., 4,22, gef. 0,02m

Rhein.
Lanterburg, 13., 4,48, gef.0,02w
Maxau. 13., 4,59, gef. 0,00m
Mannheim, 13., 4,30, gef. 0,00m

WitterungSbeodachtungen.
Heidelberg. 14. Juni. Thermometerstand (nach 0.) Morgens
7 Uhr: 11,9°. Niederster Stand seit gestern Morgen: -j- 8,3";
höchster: -s- 20,0". Wind: SW Himmel: zeitw. bedeckt. Baro-
meterstand: Morgens 7 Uhr: 747,7 mm.

Neueste Nachrichten.
Berlin, 13. Juni. Der Kolonialrath setzte die
Debatte über die Ertheilung von Landkonzession in
Kamerun an Dr. Schüller und Gen. fort und beschloß
zu empfehlen, bei Ertheilung von Landkonzessionen
diese neben der Aufbringung eines ausreichenden Kapitals
von der Erfüllung bestimmter, durch die Konzessionäre zu
übernehmender Verpflichtungen abhängig zu machen, die
die Erschließung des Konzessionsgebiets durch den Konzes-
sionär thatsüchlich gewährleisten und sichern, daß Dritte an
der Erschließung durch die Konzessionäre nicht gehindert
werden. Bestehende fremde Interessen dürfen nicht beein-
trächtigt werden.
Berlin, 13. Juni. (Franks. Ztg.) Gestern ist Herr
v. Miguel beim Kaiser gewesen, nachdem er vorher
mit dem schlesischen Abgeordneten über die Kanalvor-
lage verhandelt hatte. Heute Nachmittag hat ein Krön -
rath unter dem Vorsitz des Kaisers stattgefunden, und cs
unterliegt keinem Zweifel, daß er der Kanalvorlage ge-
golten hat. Agrarische und konservative Blätter geberden
sich heute noch, als glaubten sie an eine Ablehnung der
Vorlage, aber in politischen Kreisen hält man die Annahme
für gesichert. Die schlesischen Abgeordneten sind durch die
Zusage bestimmter Konzessionen gewonnen. Vom Zentrum
werden nur wenige Mitglieder gegen die Vorlage stimmen,
von den Freikonservativen ein erheblicher, von der Konser-
vativen ein kleiner Theil dafür. Das genügt. Sobald
die Regierung Ernst zeigt, bringt sie die Vorlage durch

und der kluge Herr v. Miguel erntet den Ruhm, die Sache
gemacht zu haben. Auch die Polen sollen dafür ge-
wonnen sein.
Budapest, 14. Juni. In einigen Tagen wird von der
Automobil-Abtheilung Budapest eine D i st a n z f a h r t mittels
Motorwagen von Budapest nach Berlin und zurück unter-
no men werden.
Paris, 13. Juni. (Franks. Ztg.) Die Anklage-
kammer beschloß die Einstellung des Verfahrens
gegen Picquart und Leblois. Die Affaire des
ketit blou ist damit beendet. Wie versichert wird, lag
der Anklagekammcr der bereits früher erwähnte Brief
Schwartzkoppens vor, der die Echtheit des ?6tit blou
außer Zweifel stellte. Gegen Picquart schweben uun noch
zwei Anklagen vor der Militärjustiz, betr. die Brieflaubeu-
und Rancher Spionenaffaire, die ans die Initiative des
neuen Kriegsministers ebenfalls eingestellt werden,
falls dies nicht schon von Krantz entschieden ist. Das Ur-
theil der Anklagekammer stellt ausdrücklich fest, daß die in
der militärischen Untersuchung gegen Picquart geltend ge-
machten Belastungen hinfällig geworden seien, nachdem durch
die Enquete und das Urtheil des Kassationshofs in der
Affaire Dreyfus bewiesen wurde, daß Picquarl's Verhalten
über jene Beschuldigungen erhaben ist.
Paris, 13. Juni. (Franks. Ztg.) Präsident Loubet
legte Gewicht darauf, in Konsequenz des gestrigen Kam-
mer-Votums, zuerst einige Deputirte zu befragen. Poin-
carö äußerte nachhaltige Bedenken, selbst die Kabinets-
bildung zu übernehmen, da er persönlich als Minister von
1894 und als Zeuge vor dem Kassationshof in der Drey-
fus-Affaire engagirt sei, deren Erledigung die wichtigste
Aufgabe des neuen Ministeriums darstelle. Nach der
Weigerung Poincarss gilt ein Ministerium Wald-
eck-Rousseau sehr wahrscheinlich. In politischen Kri-
sen findet man die Haltung Poincarss sehr korrekt, be-
sonders nachdem Dupuy sich gezwungen sah, in der Frage
der Strafverfolgung Merciers zurückzuweichen, weil gegen
ihn selbst ein Antrag auf Anklage eingebracht wurde.
London, 14. Junii Aus Manila ist die Meldung
Zugelaufen: Der Oberstkommandirende auf den Philippinen,
General Lucca und sein Adjutant sind am 8. Juni im
Hauptquartier Aguiualdos, wohin sie sich begeben hatten,
um Verschiedenes zu berathen, mit Wachtmannschafren in
Wortwechsel geralhe» und niedergestochen worden, als Lucca
den Revolver gezogen hatte. _
Für die Redaction verantwortlich: F. Montua in Heidelberg.
eloii. Otii'. I^ooZ, KvlMorei,
kliisls su äsr LksrdebLÜn- uuä Usbsobsbn-IlLltsstsIls
Igtspiron 136. Soplrlsirstrssss 13. Islspbon 136.
/lnssviinnlr vou Zllle, liies, lllioeolscks und Oavso.
O-etrorenss, Liqneure, »eine. Limonade.
Pi 181) iisttsi-, 6 uur)) Isir-L 1sü8i11su,
Ooxirlhöeltsr.
4llksrtigullg voll DrrivIcssLtisn in kürrsstsr Zeit.
kriefbogsn 4° und 8°. Memorandum, Neoiinungsn,
Postkarten eto. 8pso.: oopirkaiiiger »ruolc.
Lautsslruelc-, dlossinA- und vLlumstempsI.
liVsIlstsln ü4svkkoIgsr-, Heidelberg.
Harrpesir. 161. IsIsvLon Hr. 182.

Anstu-Fr/1 421i6i-iS
v r« Ilr i» i»lA 8 t r » « 8 v L, L
_8prvek8timävll: S—3 Ukr._
Hierzu Heidelberger Familienblätter Nr. 47.
Inhalt: Hineingeschneit. Humoristische Erzählung von E. Merx.
(Fortsetzung) — Vom Trachtenfest zu Haslach. (Fortsetzung)
- Haus-, Garten- und Landwirthschastliches. — Verschiedenes.'
Gedenket der dürstete» Thiere!



Amtliche
Bekanntmachungen.
Aekannimachung.
Mit der Vertretung des Gr. Ge-
Vchtsnotars Buchener in Heidelberg ist
Lom 12. Juni bis mit 9. Juli ds. IS.
NechtSpraklikant Mickel, vom 10.
Äuli d. I. ab bis auf Weiteres Refe-
kendär Harrer beauftragt worden.
Karlsruhe, den 10. Juni 1899.
Ministerium
der Justiz, des Kultus u. Unterrichts
Aus Auftrag:
Dorner.
^_Buzengeiger.
Nemögens-Absonderung.
Nr. 458. Die Ehefrau des Wilhelm
Zolle, Dorothea geb. Frank in Heidel-
berg, vertreten durch Rechtsanwälte
Dr. Helm und Dr. Moufang, klagt
Hegen ihren genannten Ehemann mit
Hem Anträge, sie für berechtigt zu er-
klären, ihr Vermögen von dem ihres
Ehemannes abzusondern.
Termin zur Verhandlung des Rechts-
Veits vor Großh. Landgericht dahier,
Äviikammer, ist bestimmt auf
Mittwoch, den 4. Oktober 1899,
Vormittags 9 Uhr.
Dies wird hiermit zur Kcnntniß-
d»hme der Gläubiger bekannt gemacht.
Heidelberg, den 13. Juni 1899.
Gerichtsschreiberei
des Großh. Landgerichts.
_Dr. Wulff._
Gröcimveisung.
.Vir. 9657. Die Wittwe des Land-
Mrths Philipp Wolf von Wald-
Ainimersbach hat den Antrag auf
Einweisung in Besitz und Gewähr
Nachlasses ihres am 14. April
^99 verstorbenen Ehemannes gestellt.

Diesem Gesuch wird entsprochen wer-
den, falls nicht binnen 4 Wochen
Einwendungen dagegen bei Großh.
Amtsgericht dahier erhoben werden.
Heidelberg, den 6. Juni 1899.
Der Gertchtsschreiber Gr. Amtsgerichts.
Herreft_
"Bekanntmachung.
Die Erweiterung des
Ortsbauplanes in Kirch-
heim betr.
Nr. 56726. Der vom Gemeinderath
Kirchheim unterm 30. September 1898
bezw. 18. April 1899 vorgelegte Plan,
wonach der dortige Ortsbauplan durch
Anlegung einiger neuen Straßen er-
weitert werden soll, wurde durch bezirks-
räthliche Entschließung für festgestellt
erklärt.
Wir bringen dies gemäß Art. 2 des
Ortsstraßengesetzes vom 6. Juli 1896
mit dem Anfügen zur öffentlichen
Kenntuiß, daß der festgestcllte Orts-
bauplan während 14 Tagen auf dem
Rathhause in Kirchheim zur Einsicht
aufliegt.
Heidelberg. 10. Juni 1899.
Oroßh. Bezirksamt.
Dr. Klotz_
Mäunimchung.
Nr. 56655. Nachdem die Maul- und
Klauenseuche im Stalle des Straßen-
warts Valentin Braun in Eppelheim
ausgebrochen ist, wird außer der ver-
fügten Stallsperre hiermit angeordnet:
1. Der 'Austrieb und das Tränken
an gemeinsamen Brunnen bezüglich
aller gewöhnlich im Stalle gehaltenen
Thiere (Rindvieh, Schweine, Ziegen,
Schafe) wird für Eppelheim verboten
(Z 57 Verordg. v. 19. Dezember 1895).
2. Auch aus nicht verseuchten Be-
ständen der Gemeinde Eppelheim darf
Vieh (Rindvieh, Schafe, Ziegen,
SchweineH während der Dauer der
Seuche nur auf Grund eines thier-
ärztlichen Zeugnisses, welches die

Seuchenfreiheit der betreffenden Thiere
bescheinigt, ausgcführt werden.
Nur für solche Thiere dürfen Ge-
sundheitsscheine ausgestellt werden,
welche mindestens seit 5 Tagen in
seuchenfreiem Zustand in der Ge.
markung sich befinden, in welcher
ihre Untersuchung erfolgt.
Für Ferkelschweine, welche unmittel-
bar auf einen Schweinemast ver-
bracht. sowie für Lieh, welches zum
Zweck alsbaldiger Schlachtung aus-
geführt wird, kann der Ortsfleisch-
beschauer das Zcugniß ausstellen.
Das Zeugniß des Fleischbeschauers
verliert seine Gültigkeit mit dem Ab-
lauf des auf den Ausstellungstag
folgenden Tages.
Die Gemeinde hat die Absperrung
der verseuchten Bestände durch be-
sonders dazu aufgestellte Wärter auf
eigene Kosten überwachen zu lassen
und die Ställe der verseuchten Thiere
täglich nach Anleitung des Bezlrks-
thierarztes unter Aufsicht der Orts-
polizeibehörde zu destnstzireu.
3. Gr. Bezirksthierarzt Väth bezw.
dessen Stellvertreter wird sich behufs
Ueberwachung der anaeordneten Maß-
regeln und zwecks Ausstellung der
erforderlichen Gesundheitszeugnisse je-
weils wöchentlich einmal nach Eppel-
heim begeben.
Heidelberg, den 13. Juni 1899.
Großh. Kezirllsamt.
Fr Wielandt.

Bekanntmachung.
Maul- u. Klauenseuche
betreffend.
Nr. 56654. Wir bringen zur öffent-
lichen Kenntuiß, daß in dem Stalle
des Valentin Klingmann in Gau-
angelloch die Maul- und Klauenseuche
ausgebrochen ist.
Heidelberg, den 13. Juni 1899.
Kroßy. Bezirksamt.
Fr. Wielandt.

SesieutllHe ächöffrngrrichtssttzllug
Tagesordnung
am Donnerstag, den 15. Juni 1899.
1) Vorm. 8 Uhr. Rudolf Schröck
aus Elbing, z. Zt. hier in Haft,
wegen Diebstahls.
2) Vorm. 8 Uhr. Michael Hilbert,
Taglöhner, Philipp August Kraft,
Maurer, und Georg Hilbert, Tag-
löhner, alle in Sandhaufen, wegen
Körperverletzung.
3) Vorm. V.9 Ukr. Adolf Wicken-
häuser, Kupferschmied hier, wegen
Körperverletzung
4) Vorm. 9 Uhr. Christian Heinrich
Bauer, Taglöhner in Kirchheim,
wegen Körperverletzung.
5) Vorm. 9 Uhr. Julius Schnepf,
Schneider i» Stuttgart, wegen
Sachbeschädigung.
6) Vorm. 9 Uhr. Margaretha Eli-
sabeth« Elfner, Dienstmagd in
Handschuhshetm, wegen Lieb-
stahls.
7) Vorm. 9 Uhr. Robert Wolf,
Möbeltransvorteur, und Franz
Anton Braun, Maurer, beide
dahier, wegen Körperverletzung.
8) Vorm. '/zlO Uhr. Peter Merkel,
Maurer in Wieblingen, wegen
Körperverletzung.
9) Vorm. 10 Uhr. Elisabeths Windisch,
Cigarrenmacherin in Kirchheim,
wegen Diebstahls.
10) Vorm, io Uhr. Harry Schreiber
aus Santiago, wegen Betrugs.
11) Vorm. IO'/, Uhr. Karl Uehlein,
Hausbursche dahier, wegen Unter-
schlagung und Betrugs.
12) Vorm. 10'/, Uhr. Adam Geiser,
Schlosser, Franz Kaspari, Maurer,
Wilhelm Kühner, Maurer, und
Gottlieb Herrmann, Dienstknecht.
alle in Mauer, wegen Körper-
verletzung.
13) Vorm. 11 Uhr. Georg Franz
Abendschein, Daglöhner in Gai-
berg, wegen Sachbeschädigung.

14) Vorm. Vs 12 Uhr. Karoline Weiß-
haar aus Kirchdorf, z. Zt. hier
in Haft, wegen Diebstahls und
Unterschlagung.
15) Vorm. Vz12 Uhr. Christian Kühni,
Maurer in Kirchheim, wegen
Körperverletzung.

Zwangs-Versteigerung.
Am Donnnerstag. den 16.Juni d. I,
Nachmittags 2 Uhr, werde ich im
Pfandlokale, Plöck Nr. 105 hier 1
Spiegelschrank, 1 Kommode, 1 Sopha
gegen Baarzahlung im Vollstreckungs-
wege öffentlich versteigern.
Heidelberg, den 13 Juni 1899.
Ritter, Gerichtsvollzieher.

Zwangs-Versteigerung.
Donnerstag, den 15. Juni d. Js.,
Nachmittags 2 Uhr, werde ich im
Pfandlokale Plöckstraße Nr. 105 da-
hier 1 Kleiderschrank, 1 Kanapee, 1
Tisch, Bilder, 4 Nähmaschinen, 1
Marktstand, 1 Tafclwage mit Ge-
wicht, Wollstoff zu einem Frauenkleid,
Metallknöpfe, Portemonnaie 2 Herren-
anzüge. 2 Uebeczicher, 8 Felle Reit-
desatz, 1 Kalbrtnd gegen baare
Zahlung im Vollstreckungswege öffent-
lich versteigern.
Heidelberg, den 14. Juni 1899.
Schnetzer, Gerichtsvollzieher.

Zwangs-Versteigerung.
Samstag, den 17. Juni ds. Js.,
Vormittags 10 Uhr. werde ich mit
Zusammenkunft am Gemeindehause in
Waldwimmersbach das Heugras-
erträgniß von etwa 80 Ar Wiese und
das Repserträgniß von etwa 18 Ar
Acker gegen baare Zahlung im Voll-
strecknngswege öffentlich versteigern.
Neckargemünd, den 13. Juni 1899.
Vierneisel, Gerichtsvollzieher. .