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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0662

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jedoch einzelne, wie der Staatssekretär selbst doppelt
zählen.
— Im Reichsjustizamt wird gegenwärtig, wie
verschiedene Blätter schreiben, ein Gesetzentwurf aus-
gearbeitet, der bestimmt ist, eine schon seit langem fühlbar
gewordene Lücke in der Gesetzgebung auszufüllen. Es
handelt sich um ein Elektrizitätsgesetz. Es soll
Bestimmungen über den Diebstahl und die Entwerthung
elektrischer Kraft enthalten, um den auseinandergehenden
Urtheilen der Gerichte auf diesem Gebiete ein Ende zu
machen. Ferner dürsten darin, wie es heißt, Vorschriften
über die Schadenersatzansprüche bei Betriebsstörungen, die
von der elektrischen Centrale ausgehen und alle von dieser
Stelle gespeisten Betriebe zu unfreiwilliger Muße ver-
dammen, sowie eine Reihe einschlägiger Anordnungen zu
finden sein.
— Der Lohnkampf der Maurer in Berlin ist
beendet. Das Gewerbegericht als Einigungsamt hat einen
Vergleich zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu
Stande gebracht.
Friedrichsort, 25. Juni. Der Kaiser, der
Kronprinz von Griechenland und Prinz Rupprecht von
Bayern bestiegen heute 10'/, Uhr die kaiserliche Jacht
„Meteor", um an der Seer eg atta des norddent scheu
Regattavereins theilzunehmen, welche um 11'/, Uhr
begann. Die Jacht „Meteor" passirte als erste die Start-
linie und Friedrichsort. Im Ganzen nahmen 57 Jachten
an der Regatta theil. Während der Regattta gingen wieder-
holt Gewitterschauer nieder. Zahlreiche Begleitdampfer und
Dampfyachten hatten sich eingefunden, um der Regatta bei-
zuwohnen. Der Wind wehte aus Nord-Nord-West.
Baden. Eine Eigenthümlichkeit unseres Schwarzwaldes
sind die großen Hofgüter, welchen die Gesetzgebung
schon verschiedene Anschauungen sozial- uud volkswirth-
schaftlicher Art entgegengebracht hat. Neuerdings hat man
sich durch eine Sondergesetzgebung wieder bemüht, ihnen,
wo es möglich ist, das Leben zu erhalten und den stolzen
Stand selbständiger Hofbauern nicht untergehen zu lassen.
Aber wie jetzt mehr und mehr sich herausstellt, kommen
immer wieder Hofgüter in ziemlicher Anzahl zum Verkauf;
individuelle und allgemein-wirthschaftliche Verhältnisse,
namentlich die Arbeiter- und Gesindefrage, wirken zu-
sammen, um im Verein mit den an die Miterben zu ent-
richtenden Gleichstellungsgeldern die Existenzbedingungen
der großen Hofgüter zu erschweren. Früher hat, wie in
einem Schwarzwälderblatt hervorgehoben wird, die Do-
mänenverwaltung manche dieser Güter übernommen und
aufgeforstet; heute geschieht es vielfach von reichen Pri-
vaten. Ob eine Sondergesetzgcbung im Stande ist, die
stetige Verminderung der großen Hofgüter zu hemmen,
bleibt fraglich. Neuerdings wird unter anderem auf die
Steuer- und Umlagefreiheit für Aufforstungen hingewiesen,
als auf eine Gefahr in dem Sinne, daß dadurch die
übrigen landwirthschaftlichen Betriebe einer Gemeinde allzu
sehr überlastet werden, wenn, wie es geschehen kann, gleich-
zeitig oder binnen kurzer Frist die Umlagebeträge mehrerer
veräußerter Hofgüter aus dem Steuerkataster herausfallen,
weil für die Aufforstung 20jährige Steuerfreiheit be
willigt ist.
Pforzheim, 26. Juni. Reichstagsabgeordneter
Agster hat der Presse mitgetheilt, daß er sein Mandat
nicht niedergelegt hat und einen solchen Schritt auch nicht
zu thun gedenkt.
8. 6. Karlsruhe, 26. Juni. Der liberale Land-
tagsabgeordnete Dr. Binz hat bereits vor Schluß des
badischen Landtages seinen politischen Freunden mitgetheilt,
daß seine ausgedehnten Berufsgeschäfte ihn hindern, wieder
ein Mandat anzunehmen, und er hat die gleiche Erklärung
dem Wahlkomitee in Durlach abgegeben. Diesem war es
überlassen, davon zu einer geeigneten Zeit Gebrauch zu
machen. Inzwischen ist es, wie bereits mitgetheilt, ge-
lungen, in Herrn Dr. Leußler-Durlach einen Nachfolger
für Herrn Dr. Binz zu finden.
Karlsruhe, 26. Juni. Die Generalsynode der ev.-
protestantischen Landeskirche wird aus 3t liberalen und 22 posi-
tiven Abgeordneten bestehen. S. K. H. der Großherzog H it t
Mitglieder der liberalen und 3 Mitglieder der positiven Richtung
ernannt. Prälat Schmidt, der von Amtswegen Mitglied der
Synode ist, kann als gemäßigt-positiv bezeichnet werden. Aus
Wahlen sind 13 liberale geistliche und 17 liberale weltliche, 11
positive geistliche und 7 positive weltliche Abgeordnete heroor-
gegangen. Die Synode tritt am 27. d. Mts. zusammen. Die
liberalen Abgeordneten, die Mitglieder der kirchlich-liberalen Ver-
einigung halten am heutigen Montag Abend präzis 8 Uhr eine
Besprechung über die bevorstehende Generalsynode ab, zu der alle
Freunde der kirchlich-liberalen Richtung etngeladen sind.
— Von Seiten der national-liberalen Partei
wurde in Bruchsal der Direktor des dortigen Gymna-
siums Dr. Büchle als Kandidat für die bevorstehende
Landtagswahl aufgestellt. — Für den 44. Bezirk (Wein-
heim) nominirten die Sozialdemokraten den Werk-
meister Feih aus Ladenburg.
Württemberg. Stuttgart, 25. Juni. Die Eisen-
bahntarifreform beschäftigt das Interesse in nach-
haltiger Weise doppelt, nachdem der Ministerpräsident Dr.
Frhr. v. Mittnacht im württ. Landtag seine Miltheilungen
über die süddeutschen Tarifverabredungen gemacht und den
Landtag zu offener Aussprache aufgefordert hat. Die
Abgeordnetenkammer hat die Frage an eine Kommission
verwiesen. Gerade in diesem Stadium der Angelegenheit
muß es zweckmäßig erscheinen, wenn auch die mitbetheiligten
Kreise des Handels und des Gewerbes die volkswirth-
schaftliche Reform zum Gegenstand einer öffentlichen Er-
örterung machen. Der Stuttgarter Handelsvcrein

der bayrischen Pfalz in vollem Gange. In den letzten
Tagen haben zahlreiche Versammlungen der national-
liberalen Partei startgefunden, die hauptsächlich der
Erledigung der Kandidatenfrage galten. In den sämmt-
lichen pfälzischen Wahlkreisen ist das Zusammengehen der
Nationalliberalcn und des Bundes der Landwirthe eine
feststehende Thatsache, mit Ausnahme des ersten pfälzischen
Wahlbezirkes Ludwigshafen-Speier-Fcankenthal, in welchem
es mit der Harmonie zwischen dem Bunde und den
Nationalliberalcn noch sehr dürftig aussieht. Es hat zwar
bereits eine gemeinschaftliche Berathung in der Kandidaten-
ffage stattgefunden, jedoch ist dieselbe nach heftigen Debatten
ergebnißlos verlaufen. Von der nationalliberalen Partei
wurden in dieser Sitzung als Kandidaten vorgeschlagen
die bisherigen Landtagsabgeordneten Mahla-Frankenthal,
Orb-Asselheim und Lichtenberger-Speier, sowie Landgerichts-
rath Gießen für den eine Wiederwahl ablehnenden bis-
herigen Abgeordneten Dr. August v. Clemm. Der Bund
der Landwirthe acceptirte von diesen vier Kandidaten nur
die Herren Mahla und Lichtenberger, wollte dagegen statt
Orb und Gießen die Herren Kaufmann Schwimm-Bocken-
heim und Gutsbesitzer Jakob Lebeau-Dannstadt nominirt
wissen. Da schon Lichtenberger ein Bundeskandidat ist,
ging die nationalliberale Partei auf den Vorschlag des
Bundes nicht ein, sodaß man sich schließlich, ohne eine
Einigung erzielt zu haben, trennte. Hoffentlich kommt
aber noch ein Kompromiß zu Stande, da gerade der erste
pfälzische Wahlkreis durch die Sozialdemokratie und das
Centrum sehr gefährdet ist. Was die übrigen Wahlkreise
anbelangt, so sind zwar auch in diesen das Centrum, die
Sozialdemokratie und die Demokratie eifrig an der Wahl-
arbeit, jedoch können diese Kreise als ziemlich sicher gelten,
da in ihnen das Zusammengehen des Bundes und der
nationalliberalen Partei kaum mehr in Frage gestellt werden
dürfte. Etwas bedenklich könnte die Sache für den
Liberalismus höchstens in dem Wahlkreise Kaiserslautern-
Kirchheimbolanden ausschen, in welchem die Sozialdemokratie
verhältnißmäßig festen Fuß gefaßt hat, und in dem auch
die Demokratie eine immerhin beträchtliche Anhängerzahl
besitzt.
Preußen. Berlin, 26. Juni. Im Abgeordneten
Hause erklärte Justizminister Schönstedt unter stürmischem
Beifall der Rechten, die Staatsregierung könne ihre Zu-
stimmung zur Gewährung der Mündel siche rheit der
Hypothekenpfandbriefe nicht ertheilen.

worden. (Das wäre die dritte Tochter des am 26. No-
vember 1894 vermählten Kaiserpaares. Großfürstin Olga
wurde am 15. November 1895, Großfürstin Tatjana am
10. Juni 1897 geboren. Die Hoffnung auf einen Thron-
erben war also wieder vergeblich. Red.)
England. Windsor, 26. Juni. Die Königin
empfing am Samstag den Staatsminister von Sachsen-
Koburg und Gotha, v. Strenge, in Audienz.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
Landgerichtsdirektoren Karl Ullrich in Mannheim und Wilhelm
Goll in Waldshut das Kommandeurkreuz 2. Kl. des Ordens vom
Zähringer Löwen, den Landgerichtsräthen Wilhelm Simmler
und Otto Courtin in Freiburg das Ritterkreuz Berthold des
Ersten und den Landgerichtsräthen Berthold Traub in Mann-
heim und Max Vuisson in Freiburg, sowie dem Oberamts-
richter Franz Mallebrein in Baden das Ritterkrenz 1. Klasse
mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben die
Landgerichtsdirektoren Karl Ullrich in Mannheim auf 1. Juli
d. I. und Wilhelm Goll in Waldshut aus 15. September d. I.,
den Landgerichtsrath Wilhelm Simmler in Freiburg au'
15. Juli d. I., den Landgerichtsrath Otto Eourtin ebenda au '
15. Juli d. I-, die LandgerichtsrätheBerthold Traub in Mann-
heim auf 15. August d- I. und Max Buisson in Freiburg auf
15. Juli d. I., sowie den Oberamtsrichter Franz Mallebrein
in Baden auf 1. October d. I. unter Anerkennung ihrer lang-
jähren treugeleisteten Dienste in den Ruhestand versetzt; den
Staatsanwalt am Landgericht Karlsruhe Ernst Duffner zum
ersten Staatsanwalt beim genannten Gerichtshof ernannt, die
Revisoren Johann Müller bei Großb. Oberdirektion des Wasser
und Straßenbaues und Karl Schlipf bei Großh. Bezirksamt
Buchen landesherrlich angestellt.
— Buchhalter Josef Köhler beim Großh. Hauptsteueramt
Säckingen wurde in gleicher Eigenschaft zur Revision bei Großh.
Stenerdirektion versetzt.
Karlsruhe, 26. Juni. Die Großherzogin besichtigte
nach der Ankunft in Frankfurt a. M. am 24. ds. Mts.
Nachmittags 4 Uhr zunächst das Clementinen-Haus dort-
selbs! und begab sich sodann nach Cronberg zum Besuch
der Kaiserin Friedrich. Die Rückkunft nach Frankfurt a. M.
erfolgte nach 9 Uhr Abends, die Weiterreise nach Dorn-
burg um 11 Uhr 15 Min. Die Ankunft der Großher-
zogin auf Schloß Dornburg, woselbst der Geburtstag des
Großherzogs von Sachsen festlich begangen wurde, fand
am 24. Juni, Morgens gegen 10 Uhr, statt. Am Abend
des gleichen Tages, halb 10 Uhr, trat Ihre Kgl. Hoheit
die Rückreise über Jena und Weimar an und traf am
Morgen des 25. um halb 11 Uhr in Schloß Baden ein.
In der Schloßkirche in Baden wurde sodann ein Haus-
gottesdienst von Hofdiakonus Fischer abgehalten, welchem
die Großherzoglichen Herrschaften mit ihren Hausgenossen
anwohnten. Gestern Mittag 11 Uhr 55 Minuten begab
sich Seine König!. Hoheit der Großherzog von Baden nach
Waldkirch, um daselbst der Enthüllung des von der Stadt
errichteten Kaiser- und Kriegerdenkmals anzuwohnen. Die
Rückreise er sagte um 7 Uhr Abends, die Ankunft in Ba-
den um 9 Uhr. Morgen früh reisen der Großherzog und
die Großherzogin nach Karlsruhe und werden daselbst dem
Gottesdienst in der Schloßkirche anwohnen, welcher ' der
Eröffnung der evangel. Generalsynode vorangeht. Dar-
nach empfangen die Höchsten Herrschaften die Mitglieder
der Generalsynodc im Marmorsaale des Großh. Schlosses.
Abends gedenken Ihre König!. Hoheiten nach Baden zu-
rückzureisen und sodann in der Nacht die Reise nach St.
Blasien anzutreten, um daselbst einen kleinen Aufenthalt
zu machen.

Zur Frage der Rauchverhütung.
Die Frage der Rauchverhütnng hat wegen der fort-
schreitenden Ausdehnung der Industrie und damit der Zunahme
der Quellen der Rauchbclästigung, sowie wegen der Beschwerden
des Publikums in einigen größeren Städten neuerdings zu öffent-
lichen Erörterungen Anlaß gegeben. Mit Bezug hierauf wird
es von allgemeinerem Interesse sein, zu erfuhren, daß der große
und einflußreiche „Verein deutscher Ingenieure" in einem von
ihm herausgegebenen Werke „Die Dampfkesselfeuerungen zur
Erzielung einer möglichst rauchfreien Verbrennung" zu der vor-
würfigen Frage eine klare uud deswegen verdienstvolle Stellung
eingenommen hat. Es kann den Dampfkesselbesitzern nicht genug
empfohlen werden, sich durch Kenntniß von diesem Werke und
'einer Kritik der einzelnen Fenerungskonstruktioncn und Dampf-
kesselsystemen mit Bezug auf rauchfreie Feuerung und ihre wirrt,-
schriftliche Bedeutung thunlichst ein eigenes Urtheil über diese
Frage zu bilden.
Die genannte Veröffentlichung des Vereins deutscher Ingenieure
wird am beste» durch folgende Sätze aus seinem Vorworte
charakterisirt: „Die Arbeit hat demgemäß in Sonderheit die Auf-
gabe, dem immer noch weitverbreiteten Jrrthnme entgegenzutreten,
als gäbe es gewisse Feuerungen, deren Einführung zum Zwecke
der Rauchverhütung allgemein vorgeschrieben werden könne, oder als
hätten wir gar die Feuerungen, welche uns von der Rauchplage
zu befreien berufen sind, erst von der Zukunft zu erwarten." Im
Lande denkt unseres Wissens Niemand daran, irgend eine be-
sondere Konstruktion allgemein vorzuschreiben. Weiter heißt es
an dem angeführten Orte: „Sie (die Arbeit) soll vielmehr der
Erkenntniß immer weitere Verbreitung verschaffen,. daß
wir aber unter den bestehenden Feuerungen Einrichtungen'in ge-
nügender Zahl besitzen, welche, am richtigen Platze angewendet
und richtig behandelt, durchaus zufriedenstellende Resultate ergeben."
Für die Fernhallung der Rauchbelästigungen ist dies voll-
kommen ausreichend. Man sieht also, dag nicht alle Beschwerden
des Publikums unberechtigt sind, und daß sie durchaus nicht noth-
wendig zu einer Behinderung und Erschwerung der Industrie
führen müssen, wie vielfach glauben gemacht werden will.
Zum Schluffe mag hier noch beigefügt werden, daß die rauch-
freien Feuerungskonstruklionen, welche seit 12 oder 14 Jahren
bis in die letzte Zeit in den Heil- und Pflegeanstalten Jllenau
und Emmendingen, in den Badanstalten Baden, sowie in der
Jrrenklinik und allen klinischen Anstalten und Univeisttätsinstituten
in Freiburg, endlich in dem dortigen Landesgefängniß oft jeweils
in größerer Zahl eingeführt wurden und die unter den ver-
schiedensten Betriebsverhältnissen thätig sind, überhaupt nicht
rauchen, sondern, abgesehen vom Anfeuern, nur ein leichtes Er-
zittern der aus dem Schornsteine ausströmenden Vcrbrennungs-
gase erkennen lassen.

Ausland.
Frankreich. Nizza, 26. Juni. Heute Vormittag hat
der Prozeß gegen den italienischen General Giletta
wegen Spionage begonnen. Der Vertheidiger beantragt
Oeffentlichkeit der Verhandlung. Auf Antrag des Staats-
anwalts wurde die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Die Ver-
handlung wird voraussichtlich zwei Tage dauern.
_ ___ __,_ Rußland. Petersburg, 26. Juni. Die Kaiserin
wählen zum bayrischen Landtag ist nunmehr in j von Rußland ist heute von einer Tochter entbunden

hat nun ans Dienstag den 27. Juni einen öffentlichen
Vortragsabend veranstaltet, bei dem die Eisenbahntarif-
reform und die süddeutsche Tarifgsmeinschaft" von O.-A.-
Arzt Dr. Mül b erg er-Crailsheim und Professor Dr.
Boethlin gk-Karlsruhe besprochen werden wird.
Bayern, ff Aus der Pfalz, 26. Juni. Die Wah l-
bewegung für die am 10. Juli stattfindenden Neu-

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 27. Juni.
O Oberrealschule. Am Samstag, den 24. d. M., fand unter
dem Vorsitz des Oberschulraths Geh. Hofrath Dr. von Sallwürk
die Prüfung der Abiturienten statt. Alle, 6 an der Zahl, er-
hielten das Zeugniß der Reife; ferner auch zwei von sechs
Fremden, welche der Schule von der Behörde zur Prüfung über-
wiesen worden waren.
-fff Rudersport. Zur Frankfurter Regatta meldete der
Heidelberger Ruder-Klub einen Zweier zum Insel-
Preis, sowie einen Vierer zum Universitäts-Preis. Wegen einer
nothwendig gewordenen Umsetzung konnte die Zweier-Mannschaft
nicht rechtzeitig ausgebildet werden und wurde daher zurück-
gezogen. Im Universitäts-Preis hatten die Heidelberger Stu-
denten gegen Kommilitonen aus Gießen zu fahren. Heidelberg
ging bald nach dem Start vor und vergrößerte seinen Vorsprung
stetig, wenn auch Gießen mehrmals durch kräftige Spurts auf-
rückte. Nach einer Fahrzeit von 6'49" ging Heidelberg durchs
Ziel mit 4 Längen Vorsprung. Für dieses Rennen stiftete der
Frankfurter Regatta-Verein einen schönen Herausforderungs-
Preis, der dreimal zu gewinnen ist und jetzt das erste Jahr nach
Heidelberg kommt, wo er zur Weiterverbreitung des Rudersports
unter den Studenten das seinige beitragen möge!
* Militärische Schießübungen finden vom 28. d. bis ein-
schließlich 6. k. M. im Kreuzgrund statt. Wir machen auf
bie in vorliegender Nummer der Heidelb. Ztg. enthaltene hierauf
bezügliche Bekanntmachung des Großh. Bezirksamts hiermit noch
besonders aufmerksam.
Vesitzwechsel. Die Brauerei Hölzer. Plöck 51, wurde um den
Preis von 145000 Mk. von der Brauereigesellschaft zum Engel
vorm. Ehr. Hofmann angekauft.
— Polizeibericht. Ein Gipser und ein Taglöhner wurden
wegen fortgesetzter Ruhestörung, eine Frauensperson wegen Umher-
ziehens verhaftet. Vier Studenten kamen wegen Ruhestörung,
ein weiterer wegen Unfugs, ein Arbeiter wegen Sachbeschädigung
und eine Frau wegen Ruhestörung zur Anzeige. (Der eine, wegen
Unfugs zur Anzeige gebrachte Student hatte in der Hauptstraße
Kanaldeckel abgehoben; für diesen bodenlos leichtfertigen Stretch,
der die schlimmsten Unfälle zur Folge hätte haben können, erhält
der Thäter hoffentlich eine Strafe, die ihm die Lust zur Wieder-
holung derartiger Bübereien gründlich austreibt.)
ff Mannheim, 26. Juni. Einen Beweis für das ungemein
rasche Anwachsen der Bevölkerungszahl unserer Stadt
bietet das fast stetig vorhandene Bedürfnis der Schaffung neuer
Straßen. Wohl keine Sitzung des Bürgerausschusses geht vor-
über, in der es sich nicht um die Genehmigung von Mitteln zur
Herstellung neuer Straßenzüge bandelt, und zwar erstreckt sich
diese Nothwendigkeit auf alle Gegenden des Stadterweiterungs-
gebietes. So wurden in den letzten Sitzungen des Bürgeraus-
schusses Mittel verlangt für die Errichtung von Straßen auf
dem Lindenhofgebiet und in der Schwetzingervorstadt, und in der
morgigen Sitzung steht eine Vorlage auf der Tagesordnung,
durch die ca. 3 Millionen Mark verlangt werden zur Herstellung
einer ganzen Anzahl von Straßen in dem östlichen, außerhalb
des Rtngdammes sich entwickelnden neuen Stadttheile. Nicht
weniger als 155 000 Quadratmeter nenes Bauterrain sollen er-
schlossen werden, und zwar handelt es sich hier um ein Gebiet,
für das nur Häuser mit theuren Wohnungen in Betracht kommen
rönnen. Die Stadt hofft aus dem Verkauf dieser Bauplätze eine
Reineinnahme von etwa 4'/, Millionen Mark zu erzielen. Dieses
neu zu erschließende Bauterrain zieht sich den Neckardamm auf-
wärts entlang rings um den neu angelegten Luiseupark herum
und erstreckt sich bis an die Seckenheimerstraße. In der Vor-
bereitung begriffen ist ferner die Planlegung des Gebietes der
Langen Rötter, des Terrains, welches zwischen der Neckarbrücke
und dem im Bau begriffenen neuen Kasernement auf dem seit-
herigen Exerzierplätze liegt, und das jedenfalls schon in verhält-
nißmäßig kurzer Zeit der Bauthätigkeit erschlossen werden dürfte.
Karlsruhe, 26. Juni. In wahrhaft tragischer Weise endete
am Samstag ein junges, blühendes Menschenleben. Eine
18jährige Wäscherin war durch die Anzeige einer Demimonde-
Dame in den Verdacht gekommen, zwei Korsetts unterschlagen
zu haben. Als ein Polizeibeamter zur Vorerhebung bei ihr er-
schien, eilte sie, von Schäm und Verzweiflung über den unge-
rechten Verdacht getrieben, davon und stürzte sich in den Lauter-
see. Das junge Mädchen, das als die hübscheste Erscheinung
eines hiesigen Gesangvereinsballes noch vor kurzem Furore ge-
 
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