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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0670

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b. das Ritterkreuz erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen:
den evangelischen Geistlichen: Dekan Theodor Fischer in Maul-
burg, Pfarrer Karl Hagenmeyer in Hugsweier und Pfarrer
Georg Michael Bach in Rassig, den katholischen Geistlichen:
Pfarrer Binzens Dahl in Neibsheim, Pfarrer Arsen Melos
in Bollschwei! und Pfarrer Andreas Dürr in Unterbalbach.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Vorstand des Finanzamts Müllhetm, Obersteuerinspektor Anton
Thoma, das Ritterkreuz erster Klasse mit Eichenlaub des Ordens
vom Zähringer Löwen, dem Notar Karl Mathos in Karlsrube-
Mühlbnrg das Ritterkreuz zweiter Klasse des Ordens vom Zäh-
ringer Löwen verliehen; dem Posthalter Langenbach in Gerns-
bach die Erlaubniß mr Annahme und zum Tragen der ihm ver-
liehenen Königlich Preußischen Kronenorden-Medaille ertheili.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
Vorstand des Finanzamts Müllhcim, Oberstenerinspektor Anton
Thoma, auf sein Ansuchen wegen vorgerückten Alters und
leidender Gesundheit unter Anerkennung seiner langjährigen treu-
geleisteten Dienste, und den Großh. Notar Karl Mathos in
Karlsruhe-Mühlburg auf sein Ansuchen auf I.October 1899 unter
Anerkennung seiner langjährigen, treu geleisteten Dienste in den
Ruhestand verseht.
Ausland.
Frankreich. Paris, 28. Juni. Die nationalistischen
Blätter veröffentlichen einen Aufruf von Coppo, der die
Patrioten auffordert, sich die schwersten Geldopfer auf-
zuerlegen, um im letzten entscheidenden Kampfe dem „kos-
mopolitischen Syndikat" das Syndikat der guten Franzosen
entgegenzustellen.
Paris, 28. Juni. Der Kriegsminister de Gallifet
hat den Offizieren des Kriegsministeriums verboten, den
Zeitungen Mittheilungen irgend welcher Art zu
machen. Die Offiziere mußten sich durch Unterschrift ver-
pflichten, daß sie dieser Anweisung nachkommmen würden.
Paris, 28. Juni. Der Agence Havas zufolge ist
das Kriegsgericht in Rennes zusammengesetzt aus
dem Genicoberst Jonaust, Vorsitzender, den Arlilleriekom-
mandanten Brougniart, Brson, Profidet, Merlä und den
Hauptleuten Parfait und Bauveis.
Paris, 28. Juni. Der Jnfanterieleutnant Arnal hatte
in der Libre Parole einen unverschämten Brief an
den Präsidenten der Republik gerichtet, in dem er
Loubet unter persönlichen Beleidigungen erklärte, er weigere
sich, länger unter einem solchen Präsidenten zu dienen, und
werfe ihm daher seinen Degen vor die Füße. Heute mel-
det der Gaulois, daß der Kriegsminister de Gallifet be-
schlossen habe, diesen Offizier mit Degradirung zu bestrafen
und der Reserve als Gemeinen zuzutheilcn.
England. London, 28. Juni. Die 8. Compagnie
des Geniecorps, die besonders für den Bau von Eisen-
bahnen vorgebildet ist, hat Befehl erhalten, nach der Cap-
colo nie zu gehen. Mit demselben Dampfer gehen große
Mengen von Eisenbahn-Material ab.

Evangelisch-protestantische Generalsynode.
II.
L.O. Karlsruhe, 28. Juni.
Der Alterspräsident Geh. Rath von Stößer eröffnet
um 9'/z Uhr die Sitzung.
Es erfolgt die Wahl des Präsidenten, die mit Ein-
stimmigkeit auf den Alterspräsidenten fällt.
Zum Vicepräsideitten wird Dekan Gehres-Pforzheim
gewählt.
Zu Schriftführern werden gewählt: Dekan Ströbe,
Pfarrer Mayer, Kirchenältester Ringwald und Geistl. Ver-
walter Buch.
Obcrkirchenrathspräsident Wielandt legt den Bericht des Ober-
kirchenraths über seine Thätigkeit und die Protokolle über die
Diözesansynoden und Bericht über das Kirchenvermögen vor.
Schließlich bringt er eine Entschließung vom 10. Mai betreffend
den kirchlichen Voranschlag zur Kenntniß. Weiterhin legt er
einen Gesetzentwurf betreffend Aenderung der Einkommensver-
hältnisse der Geistlichen vor. Hierzu bemerkt er unter Anderem,
daß durch diese Vorlage eine Anzahl Geistliche schon in den
nächsten Jahren in erhebliche Mehrbezüge eintreten werden. Wohl
sei sich der Oberkirchenrath bewußt gewesen, daß die Vorlage
nicht alle Erwartungen und Wünsche, die an sich als berechtigt
anerkannt werden, erfülle. Aber bei allem Wohlwollen der
Kirchenregierung seien doch durch das Maß der vorhandenen
Mittel Grenzen gezogen. Besonders schmerzlich sei es für den
Oberkirchenrath gewesen, daß nicht zugleich eine Vorlage betreffend
Erhöhung der Höchstgehalte gemacht werden konnte. Er bitte, bei
Berathung der Vorlage überzeugt zu sein, daß die Negierung so-
weit entgegengekommen sei, als es die Rücksicht auf die übrigen
kirchlichen Bedürfnisse und auf eine sichere finanzielle Zukunft der
Landeskirche gestattet. Der Gesetzentwurf betr. Ruhegehalt der
Geistlichen, zu dessen Vorlage der Oberkirchenrath durch aller-
höchste Entschließung vom 10. Mai ermächtigt wurde, bezwecke,
das bescheidene Maß der Ruhegehälter wenigstens einigermaßen
zu verbessern. Auch hier habe die Behörde nicht mit vollen
Händen auftreten können. Die Vorzüge der beabsichtigten Neu-
regelung beständen darin, daß die Bezüge sich möglichst eng an
das Aktivitätsgehalt anschließen. Sodann wurde ein Zuschlag
für die ausfallende Wohnungsgeldentschädigung und etwaige
Accidenzien gewährt. Die Vortheile der Neuregelung sollen durch
Paragraph 18 des Entwurfs den bereits in Ruhestand sich be-
findenden Geistlichen ebenfalls zugewendet werden. Auch hier
habe die Kirche das weitestgehende Entgegenkommen walten lassen.
Es wird nunmehr noch ein Entwurf betreffend die Verfassungs-
änderung vorgelegt. Dieser hänge zusammen mit der Aenderung
der Wahlordnung. Diese war auch Gegenstand der Verhandlungen
in den Diözesansynoden. Man habe gewünscht, eine Erleichterung
des Wahlverfahrens eintreten zu lassen, so daß also ein Geistlicher,
der schon längere Zeit in einer Gemeinde amtirt, ohne Wahl znm
Ortspfarrer berufen werden kann. Weitere Wünsche beziehen sich
auf die Aenderung der Generalsynode und die Selbständigkeit der
Gemeindeparochien. Der Oberkirchenrath ist bezüglich eines Theils
der Anträge zu einem zustimmenden, theils aber auch zu ablehnenden
Entscheiden gelangt. Redner verweise im klebrigen auf den gedruckten
Bericht. Es werden ferner noch Gesetze über Bildung von ev. -rirchen-
gemeinden in Meßkirch, Waldshut, Waldkirch und (eine unver-
ständlich) vorgeiegt. Schließlich werden Vorlagen über die
Singweisen in der evangelischen Kirche und ein Verzeichnis; der
zur Auskunstsertheilung berechtigten Beamten vorgelegt. Er
bitte, so früh als möglich mit den Vertretern der Kircheu-
regiernna ins Benehmen zu treten, damit von vornherein Miß-
verständnisse und klullarhetten »ach Möglichkeit vermiesen werden.
Zugleich bitte er, der Vorsitzende des Ausschusses für die GehaltS-
und Ruhegehaltsverhältnisse der Geistlichen möge sich mit dem
Vorsitzenden des Finanzausschusses stets in engster Fühlung
halten. Den Schluß der Vorlagen macht das Verzeichnis; der
Heimgegangenen Synodalmitglieder.
Präsident von Stößer findet die Wünsche des Ober-
Kirchenraths-Präsisenten sehr erwägenswerth.
Es werden folgende Ausschüsse gebildet: Verfassungsansschuß,
ein Ausschuß für Kultus, ein Ausschuß für Prüfung der

Diözesanprotokolle, ein Finanzausschuß, ein Ausschuß für dis
Einkommens- und Ruhegehaktsverhältnisse der Geistlichen.
Der erste, vierte und fünfte Ausschuß erhalten 14, der
zweite 12, und der dritte 15 Mitglieder. Die Vorlagen werden
den Ausschüssen zugewiesen.
An das Präsidium ist eine Denkschrift betr. der Organisten-
bildung und des Orgelspiels und eine Eingabe betr. Gleich-
stellung der Geistlichen eingelaufen.
Aus dem Hause wird eine Eingabe betr. der Gehälter
der Pastorationsgeistlichen überreicht, wonach die Aufwendungen
nicht von den Pastorationsgemeinden, sondern von der allgemeinen
Kirchenkasse aufgebracht werden sollen.
Die Synode beschließt, die Rede des Prälaten Schmidt drucken
und dem Verordnungsblatt beilegen zu lassen.
Durch die 24 geistlichen Mitglieder der Synode wird die
Steuersynode aewählt, und zwar bestehend aus den Synodalen
Ahles, Fischer, Gehrcs, Kästner, Ludwig und Ströbe und als
Ersatzmänner Specht-Bretten und tzöchstetter.
Schluß der Sitzung 12 Uhr. Nächste Sitzung Samstag, 1. Juli,
9 Uhr.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 29. Juni.
X Aus dem Stadtrath. In den Sitzungen des Stadt-
raths vom 21. und vom 28. ds. Mts. wurden u. A. folgende
Gegenstände zur Kenntniß bezw. Erledigung gebracht:
1. Das Geschenk des Mannheimer Alterthums-Vereins, be-
stehend in einem Katalog der von diesem veranstalteten Ausstel-
lung Frankenthaler Porzellans, wird dankend angenommen, wie auch
2 dasjenige der Badischen Historischen Kommission: „Siegel
der Badischen Slädte", ferner
3. das des Herrn Dr. Ludwig Wilser hier für das städtische
Archiv, bestehend aus mehreren seiner Veröffentlichungen.
4. Wegen Wiedcranbringung einer Uhr auf dem Thürmchen
des Verwaltungsgebäudes der badischen Bahn, Rohrbacherstraße
Nr. 8, an Stelle der daselbst gewesenen und unbrauchbar gewor-
denen Uhr, werden bei der Großh. Bahnbehörde die erforder-
lichen Schritte eingeleitet.
5. Di- Vorlage an den Bürgerausschuß, betreffend die
„Satzungen der Oberrealschule", wird festgestellt.
6. Mit Erlassung eines Verbots bezüglich des Befahrens der
Südseite der Neckarbrücke bei der Einfahrt in die Stadt mit
Velocipeden wird sich einverstanden erklärt.
7. Von dem 16. Jahresbericht des Heidelberger Schloßvereins
für das Vereinsjahr 1899 wird Kenntniß genommen.
8. Ein auf die käufliche Erwerbung der sogen. Lehmgrube
im Stadttheil Schlierbach gerichtetes Gesuch wird ablehnend
verbeschieden.
9. Es wird der Entwurf einer ortspolizeilichen Vorschrift
über die Art der Einfriedigungen unüberbauter Grundstücke an
öffentlichen Wegen, welche eine freie Aussicht bieten, festgestellt.
O Gewerbegerichts-Sitzung vom 9. und 23. Juni. Gegen-
wärtig Bürgermeister Dr. Walz und Stadtrath C. Leimbach
als Vorsitzende, Friseur Julius Dörffel, Schlossermeister Anton
Scherer, Schuhmacher Karl Heilmann und Schlosser Georg
Daub als Beisitzer und Sekretär Dürr als Gerichtsschreiber.
1) Bereiter Valentin Barth dahier klagte gegen Universitätsreit-
lehrer Josef Fest dahier ans Zahlung von 48 Mk. 50 Ps. Sattel-
geid. Auf Grund eidlicher Zeugenaussagen mußte der Kläger
mit der erhobenen Klage abgewiesen werden. 2> Maurer Christof
Höhnte klagte gegen Architekt Georg Notiert dahier aas Zahlung
von Lohn im Restbetrag von 4 Akk. 20 Pf. Der Beklagte zahlte
im Laufe der Verhandlung an den Kläger 4 Mark womit dieser
sich begnügte und auf die Weiterführung der Klage verzichtete.
3> Der Metzgergehilfe Wilh. Max Schräder wurde mit seiner gegen
Metzgermeister Otto Lebeau erhobenen Klage auf Zahlung einer Ent-
schädigung von 13 Mk. 20 Pf. wegen kündigungsloser Entlassung
abgewiesen. 4) Die Klage des Flaschnergesellen Karl Oltrogge
gegen Flaichnermeister Georg Hau in Neuenheim wegen Zahlung
von 12 Akk. Lohn, mußte ebenfalls abgewiesen werden. 5) In
S. der ledigen Pauline Roth gegen Wirth Johann Joachim zum
Schlachthaus dahier wegen Zahlung von 10 Mk. Lohn erfolgte
Abweisung der Klage auf Ausbleiben der Klägerin bei der Ver-
handlung.
K Heidelberger Turnverein. Schon längere Zeit rüsten sich
die Vereine des voerrhetnischen Turnkreises zum friedlichen Wett-
kampf beim VII. Kretsturnfeste, weiches am 6. und 7. August in
Neustadt a. d. H. gefeiert wird. Auch die Heidelberger Ver-
eine sind schon lange an der Arbeit; denn nur anhaltender Fleiß
giebt die Aussicht, im Wettkampfe ehrenvoll zu bestehen. Um
Jedermann Gelegenheit zu geben, die gestellten großen Aufgaben
kennen zu lernen, veranstaltet der Heidelberger Turnverein kom-
menden Samstag, Abends 9 Uhr, in seiner Halle ein Schauturnen.
Der Zutritt zur Galerie ist unentgeltlich, dagegen muß für die
wenigen im Saal vorhandenen reservirten Plätze ein kleiner Ein-
tritt bezahlt werden. Zur Vorführung gelangen 3 Gruppen der
vom Kreisturnwarte aufgestellten sehr schweren Stabübungen,
ferner eine Gruppe von 9 freigewählten Barrenübungen, welche
nach ihrer Schwierigkeit in 3 Stufen zerfallen. Beim Kürturnen
am Reck und Barren und beim Springen werden die bekannten
vorzüglichen Leistungen zu sehen sein. Ein kurzes Riegenturnen
soll zeigen, in welcher Weise an den gewöhnlichen Turnabenden
geturnt wird. Wer Freude an echtem deutschen Turnen und an
jugendlicher Gewandtheit hat, versäume nicht, dieses Schauturnen
zu besuchen. Hoffentlich erreicht der Verein mit demselben die
Absicht, der Turnsache neue Anhänger zu gewinnen. Nach dem
Turnen soll ein Bankett stattfinden, be: dem es an gediegener
Unterhaltung nicht fehlen wird.
Ein Eilgüterdienst zu Schiff zwischen Mannheim und
Heilbronn wird demnächst eingerichtet werden, und zwar sollen
an zwei bestimmten Tagen in der Woche zwei Frachtschiffe durch
ein größeres Motorboot thalwärts geschleppt und nach möglichst
rascher Verladung der Waaren in die rheinabwärts fahrenden
Kähne und »ach erfolgter Güiereinnahme mit dem ersten Schlepper
wieder nach Heilbronn zurückgebracht werden. Die Hauptsache
dabei ist, daß diese Schiffe nicht auf volle Ladung zu warten
haben, sondern auch mit halber Ladung möglichst rasch zu Berg
fahren. Die Kasten sollen durch höhere Frachtsätze ausgeglichen
werden. Was die Dampsschiffangelegenheit selbst anbelangt, so
schweben Verhandlungen mit der Firma Berninqhan? in Koblenz,
welche ein kleineres Dampfdom bauen und, wenn sich solches für
den Betrieb auf dem Neckar wieder nicht eignen sollte, dasselbe
gegen eine angemessene Entschädigung zurücknehmen würde. Doch
wird, dem Stuttgarter Neuen Tagblatt zufolge, noch ein Jahr
vergehen, eye dieser neue Versuch zur Ausführung kommen kann.
Inzwischen wird geplant, ein eisernes Frachtschiff mit glattem
Deck und Geländer zu versehen, auf demselben Sommerzelte zu
erstellen und dasselbe mit einem Daimler Motorenboot von Heil-
bronn aus thalwärts schleppen zu lassen. Dahin gemachte Ver-
suche haben ergeben, daß in ca. 6 Stunden Heidelberg erreicht
und bet gutem Wetter die Fahrt durch den Odenwald sehr be-
friedigend durchgeführt werden kan». In einigen Wochen soll mit
diesen Fahrten begonnen werden. Der Nothbehelf würde vielen
Ausflügler» eine willkommene Gelegenheit bieten, die schöne Fahrt
noch in diesem Sommer zu genieße».
** Verkauf der Molkenkur. Zuverlässigem Vernehmen nach
ist die Molkenk u r von ihrer Besitzerin, Frau Direktor Fischer,
an Dr. Middelkamp und Wirth CH. Hornecker um den Preis
von 190000 verkauft worden.
* Gartenbau-Verein. Den Bericht über die gestrige Sitzung
des GartenvanvcretiiS bringen wir in der nächsten Nummer der
Familienblätter.
8 Ausgestellt. Im Schaufenster der Firma A. Baier, Weiß-
waarengeschäft, Lcopoldstraße Nr. 3, ist die prächtige heraldische
Fahne deö Turnerdnndcs, welche ans der Osiander'schen Kuust-
stickereianstalt in Ravensburg hcrvorgegangen ist, nebst den Ehren-
> gaben ansgestellt.

- Polizeibericht. Zwei Arbeiter wurden wegen Ruhestörung
Unkugs und Widerstands verhaftet. Vier Personen kamen wea-i!
Ruheliörung und Unfugs zur Anzeige. ""
** Vom Neckar, 29. Juni. Die H e i d e l b e e r er nie Hw
nun auch in den Thälern des südlichen Odenwaldes allenthalben
begonnen. Es gibt eine mittelmäßige Ernte, also noch imm-e
Verdienst genug für die armen Leute, zumal 8—9 Pf-
Schoppen bezahlt werden. Es wäre aber endlich an der 2-»
daß auch bei uns die Einkäufer verpflichtet würden, gegen
wicht ihre Einkäufe zu machen, wie dies auch im Kreise Erbaib
schon seit zwei Jahren behördlicherseits verfügt ist. Durch das
Vermessen werden die armen Leute gar sehr hintergangen ^
Walldorf, 27. Juni. Die Maul- und Klauenseuche
welche schon seit einigen Wochen unter dem hiesigen Viehstand
herrscht, hat großen Schaden angerichtet. Sehr viele Ziegen
namentlich der ärmeren Bevölkerung angehörige, sowie einig!
Rinder und Kühe sind verendet. ^
A Affolterbach. 29. Juni. Das früher Heidenreich'sche
ist um die Summe von 58 000 Mk. an Handelsleute aus Eber-
doch überaegangen. Herr Heidenreich hatte dasselbe für 76vgg
Mark verkauft. Demnach machte der seitherige Besitzer kein be-
sonders gutes Geschäft, trotz der neuen Bahn.
8. Mannheim, 28. Juni. Von dem aus Privatbesitz in den
Räumen des Altertdums-Vereins hier ausgestellten Franken-
thaler Porzellan wurden, wie wir vernehmen, zwei der
schönsten Cass-Service von einem reichen Industriellen angekaust
Außerdem sollen noch auf verschiedene hervorragende farbige
Gruppen und Figuren hohe Preise geboten worden sein, was
noch zu weiteren Verkaufsabschlüssen führen dürfte. Ez'jst
treulich, daß di- große Mühe, welche sich der Mannheimer
Alterthums-Verein durch die Ausstellung der Frankenthaler
Porzellane gab, durch solch schöne Verkaufsresultate gelohnt
wurde. '
fi Mannheim, 28. Juni. (Strafkammer) Die 22Jahre
alte Arbeiterin Elisabeth Jäger von Heidelberg, die 26 Jahre
alte Arbeiterin Katharina Dorothea Web er von Großsachsen und
die 35 Jahre alte Adam Wein brecht Ehefrau, Elisabeth geb
Gernet von hier, standen wegen Diebstahls bezw. wegen Hehlerei
unter Anklage. Die Jäger und die Weber, welche in der Gmnmi-
fabrik von Hutchinson arbeiteten, entwendeten dort Mitte Octobe'r
vorigen Jahres 19 Paar Gummischuhe im Werthc von 44 Mk
und brachten dieselben ihrer Logiswirthin, der Mitangeklagten
Weinbrecht, welche sie ihrerseits größtenteils verschenkte. Ob-
wohl die Jäger heute alle Schuld auf sich nahm und ihre früheren
Angaben, durch welche sie ihre früheren Mitangeklagten belastet
hatte, heute als der Bosheit entsprungen widerrief, hielt das
Gericht alle 3 Angeklaaten für schuldig und verurtheilte die Jäger
zu 6 Wochen Gefängniß, die schon mit Zuchthaus vorbestrafte
Weber zu 8 Monaten und die Weinbrecht zu 6 Wochen Ge-
fängniß.
r. Von der württembergischen Grenze, 28. Juni. (Hundert
Cent »er Niehl verdorben auf einem Eisenbahn-
transport.) Auf der badischen Station Bammenthal gab ein
Kunstmüller 100 Ctr. Mehl der Eisenbahn zur Beförderung nach
Jagstfeld. Das Mehl wurde aber in einen Viehwagen einge-
laden, in welchem sich eine halbe Stunde zuvor noch eine größe-
res Quantum Chlorkalk befunden hatte. Der Doppelgeruch von
Jauche und Chlorkalk hat denn auch das Mehl vollständig durch-
drungen, was bei der Backprobe und noch mehr beim Genüsse
deutlich wahrgenommen wurde. (Mahlzeit!) Es ist dies wiede-
rum ein Beweis, wie vorsichtig das Mehl, dieser so empfindliche
Nahrungsstoff, behandelt werden muß. Der Empfänger, ein
Bäckermeister, stellte die unbrauchbar gewordene Lieferung dem
Müller alsbald zur Verfügung. Der Absender reklamirt nun
bet der Generaldirektion der badischen Staatsbahnen. Da der
Müller, bezw. dessen Knechte, den ungeeigneten Wagen angenom-
men und benützt haben, so hält man es für fraglich, ob die
Eisenbahnverwaltung volle Enrschädigung leisten wird.
Karlsruhe, 28. Juni. Die Fahrkarten für den Sonderzug
nach Konstanz waren, nach dem Beob., heute in der Frühe
gegen 8 Uhr alle vergriffen. Dies kam daher, daß am Schalter
des Hauptbahnkofes schon Nachts 12 Uhr mit dem Verkauf der
Karten begonnen wurde; viele Leute waren dcßhalb sehr ent-
täuscht. Vielfach war man sogar geneigt, anzunehmen, es habe
ein Massen v o r verkauf stattgefunden, was durchaus nicht der
Fall ist.
8. di. Bühl, 27. Juni. Das seiner Zeit von dem Dienst-
knecht Stiefel zu Boden geschlagene und mißhandelte Mädchen
Marie Schmidt ist nunmehr am Montag seinen — etwa 20 — er-
haltenen Verletzungen erlegen.
Achern, 28. Juni. Heute fand hier die Bürgermeisterwahl
statt. Von 41 abgegebenen Stimmen fielen 33 auf Herrn Otto
Oberföll ssn. Derselbe hat die Wahl bereits angenommen.
Aus Baden. 126156 Einwohner zählte die Stadt Mann-
heim Ende April d. I. nach den Aufzeichnungen des dortigen
statistischen Amtes. — Der Bayrische Kurier schreibt: Es geht
das Gerücht, Mottl wolle in einer Bodenseestadt, in Konstanz,
ein eigenes Wagner-Theater bauen. Wir wissen bestimmt,
daß dm Sache finanziell gesichert und Mottl nicht absolut abge-
neigt ist, der Sache näher zu treten.

Kleine Zeitung.

— Ludwighafen, 27. Juni. Welch niedriges Scheusal der
Lu st Mörder bei Mundenheim ist, geht auch schon aus dem
Umstand hervor, daß derselbe die Leber des Kindes heraus-
geschnitten und mitgenommen hat. Dieser Thatbestand
wurde bei der heutigen gerichtsärztlichen Sektion konstatirl.
— Darinstadt im Juni. Herrn Baurath Prof. Landsberg
und Herrn Regierungsbaumeister Lorey hier wurde vom hessischen
Ministerium die Erlaubniß ertheilt, Vermessungen und Vorar-
beiten für eine Bergbahn von Zwingenberg und Auer-
bach nach dem Gipfel des Melibocus vorznnehmen.
— Elbing, 28. Juni. Die Firma Schichau theilt mit, daß die
vom Norddeutschen Lloyd in Bremen angekündigte Rückgabe
des Schnelldampfers „Kaiser Friedrich" lediglich aus ihr
eigenes Betreiben erfolgt ist.
— Ein Sarg für Dreyfus. Dieser Tage traf in Paris fol-
gendes Telegramm ans Cayenne ein: „Dreyfus abgefahren m
guter Gesundheit und guter Stimmung. Was soll mit dem sarg
und den Drognen zur Einbalsamirung geschehen?" Dieser Sarg
wurde — für alle Fälle — angefertigt, als der Zola-Prozeß nn
Gange war. Um die hölzerne Hülle vor Ameisenfraß zu sichern,
war sie mit Theer und Creosot getränkt. Das Innere war ans
Zink, mit einer Glasscheibe im Deckel, wodurch die Möglichkeit
gegeben war, das Gesicht des Tobten zn sehen. Unter dem
Ministerium Mäline wurden der Sarg und die Stoffe zur Em-
balsamirnng nach der Ile Royale geschickt, weil man fürchtete,
daß die Anti-Revisionisten, falls Dreyfus stürbe und auf gewöhn-
liche Art begraben würde, hinterher behaupten würden, man habe
Dreyfus gleich Bazaine laufen lassen. Deshalb sollte die^wohl-
erhaltene Leiche sofort zur Klarstellung der Thatsache nach Frant-
reich gesendet werden. __
Theater- und Kunst-Nachrichten.
tRannbeim. (Großh. Hof- und Narionatthealer.) Freitag,
30. Juni (Änfgeb. Ab.): „Die Fledermaus." _

Handel und Verkehr. ^
Mannheim, 28. Juni. (Aktien.) Oberrh, Bank 125.7o G-
heinische Creditbank 146.- G. Rheinische Hypotyekenbanr
>5.— B. Heidelberger Aktienbranerei 143.— G. schrodlIH
raneret-Akticn 147.- B. 146.50 G. Portland-Cementweri
eidelberg 178.— G.
Frankfurt, 28. Juni. Esse ktenso eiet ät. Abends b/- v
icsterr. Credit 233.30-20—90 b. Diskonto-Kommandit ISd-v^-
rutsche Bank 208.90 ult. b. 208.50 cpt. b. Darmstadter Am
,1 b. Berliner Bank 118.90 b. G. Banque Ottomane 1lo-°"
)esterr. Länderbank 121 b. Lombarden 30.90—80 b. GotM
 
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