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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 11 - No. 20 (13.Januar - 24. Januar )
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die namentlich durch die Verminderung des Fleischconsums
leide.
Morgen Mittag 1 Uhr ist Fortsetzung der Interpel-
lation, außerdem Erörterung der Branntweinsteuer.
Aus Wutz und Jern.
* Karlsruhe, 11. Jan. Wegen KautionsUnter-
schlagung ist nach dex „Pf. Pr." der Privatpostunter-
nehmer Kr. verbaftet worden. Er soll die Kaution von
neun Leuten in Höhe von 2100 Mark unterschlagen
haben. Sein Buchhalter G. wurde wegen Verdachts der
der Mitthäterschaft ebenfalls festg^nommen.
* Mannheim, 11. Jan. Den eifrigen Bemühungen
der hiesigen Polizei ist es gelungen, einem großen Dieb-
stabl auf die Spur zu kommen, welcher bereits im Jahre
1891 dabier verübt wurde. Im Herbste 1891 starb
nämlich hier die Witwe eines Universitätsdieners, welche
ihr ganz ansehnliches Vermögen einem Kloster in Würz-
burg vererbte. Als das Geld, das in Staatspapieren be-
stand, in die Hände des Klosters gelangte, fehlten Coupons
im Betrage von 3000 Mark. Die Ermittelung des
Diebes ist erst jetzt gelungen und zwar hat sich der-
selbe durch einige unbedachte Aeußerungen verratben,
welche er vor einigen Tagen dritten Personen gegenüber
machte. Der Dieb ist eine über dem Neckar dahier wohn-
hafte Frau. Die in der Behausung derselben sofort vor-
genommene Haussuchung förderte 2 400 Mk. von den
gestohlenen Coupons an den Tag. Die übrigen 600
Mark sind bereits ausgegeben worden. Die Diebin,
sowie ihre Tochter wurden verhaftet.
O Eberbach, 12. Jan. Die Treibjagden in unseren
Waldungen ergeben dieses Jahr ein fast noch selten er-
reichtes Resultat. So wurden gestern im Distrikt Im-
berg in einem Trieb 8 Stück Altthicre erlegt. — Heute
haben wir den kältesten Tag in diesem Winter, (15 Grad
Kälte) — Gestern hat ein Bube von hier beim Schlitten-
fahren das Bein gebrochen.
G Rothenberg o. T., 12 Jan. Bei den in den
letzten Tagen in den Waldungen abgehaltenen Holzver-
steigerungen wurden abermals erhöhte Preise erzielt. Es
kostete ein Klafter Buchenscheitholz erster Klasse 37 Mk.,
zweiter Klasse 32 Mk., Fichtenholz erster Klasse 26 Mk.
und zweiter Klasse 20—22 Mk. Rechnet man biezu
noch den theueren Fuhrlohn, so kann man sagen, daß seit
Jahren keine so hohen Brennholzpreise da waren.
P Speier, 12. Jan. Die Eisenbahnschiffbrücke bei
Speyer ist wegen Eisgangs heute abgeführt worden. Die
Züge auf der Heidelberg—Speyerer Bahn verkehren da-
her bis auf weiteres nur zwischen Heidelberg und Alt-
lußheim.
VirkenLorf (A. Bonndorf) 12. Jan. Hier starb eine
Frauensperson in Folge des Genusses eines gefrorenen
Apfels. Man erwärme das zu genießende Obst vorher
und hüte sich davor, dasselbe zu genießen, solange die
Zähne beim Zerkauen des Bisses noch stieren.
* Worms, 11. Jan. Der Buchhalter eines hies.
bedeutenden Geschäftes ist nach Unterschlagung einer be-
trächtlichen Summe und nach Verübung einer Fälschung
in den Büchern flüchtig gegangen. Der Telegraph er-
eilte aber den Flüchtigen bereits in Mainz, wo der
Durchgänger in einem Hotel verhaftet wurde.
* St. Ingbert, 12. Jan. Ein Tbeil der Martin'-
schen Pulverfabrik, wo gestreikt wurde, ist infolge
einer Erplosion in die Luft geflogen. 2 Arbeiter wur-
den schwer verletzt.
cfi Herstal, 12. Jan. Vor dem Hause eines Unter-
nehmers fand heute Nacht eine Dynamiterplosion
statt. Der materielle Schaden ist bedeutend. Menschen
sind nicht zu Schaden gekommen.
* Ingolstadt, 11. Jan. Durch die Einstellung der
Erdbauarbeiten an den Forts der Fest ng Ingolstadt
wurden mehrere tausend Arbeiter brodlos. Die
Gemeinden in der Umgebung Ingolstadts werden dadurch
schwer be.astet. Insbesondere sind die Krankenversicher-
ungs-Verbände stark in Mitleidenschaft gezogen.
* Dresden, 12. Jan. Ein rührender Vorfall
spielte sich in den letzten Tagen in einem Dorfe bei
Dippoldiswalde ab. Während eines heftigen Unwetters
kam ein Handwerksbursche in das Haus einer armen
Wittwe und hielt um eine Gabe an. „Ich bin eine arme
Wittwe, die jetzt selbst keine Arbeit hat, — doch, warten
Sie, ich habe noch 40 Pfennige, die wollen wir theilen."
Mit diesen Worten reichte die gutherzige Alte dem stie-
renden Wanderer die Hälfte ihrer Baarschaft, 20 Pfg.
— Der Tag ging zu Ende. Da erschien derselbe Mann
wieder, klopfte an, ging in die Stube stracks bis an den
Tisch und sprach: „So Mütterchen, nun wollen wir
wieder theilen." Dabei legte er der betroffenen Frau 1
Mk- 20 Pfg. auf den Tisch, ließ den halben Inhalt
seines Brodbündels zurück, dankte noch einmal und ging.
* Bayreuth, 12. Jan. Der Serg.ant Porth vom
7. Infanterie-Regiment wollte am Sonntag Abend den
am Zuchthaus stehenden Posten reoidiren und bei dieser
Gelegenheit denselben überraschen. Als der Posten eine
Gestalt langsam heranschleich.n sah, rief er dieselbe drei-
mal an, ohne Antwort zu erhalten und feuerte dann
einen scharfen Schuß ab, der aber glücklicher W.ise in
den Baum drang, hinter welchem Porth Deckung gesucht hatte.
* Hamburg, 12 Jan- Die Cholcrakommission des
Senats macht bekannt, daß bei einem arbeitslosen, am
7. Januar inhaftiAen Tischler heute Cholerabazillen nach-
gewiesen worden sind.

* Graz, 12. Jan. Heute Vormittag erschoß der
Reseroelieutinant Eduard Hos seineGeliebte Bianca Maier-
Hofmann, Konservateristin in Wien, 26 Jähre alt, die
geschiedene Frau eines Postbeamten. Dann erschoß er
sich selbst._
Aus den Strikerevieren.
St. Johann a. d. S., 12. Jan. Heute sind an-
fahren 16047, mehr 2731. Vier Gruben arbeiten
vollzählig.
Essen, 12. Jan. Der „Rheinisch-Westfälischen Ztg."
zufolge streiken im Essener Reviere 15 000 Bergarbeiter.
— Aus bester Quelle verlautet, die Führer der Berg-
arbeiter wollten übermorgen rathen, den Ausstand zu be-
enden.
Dortmund, 12. Jan. Auf Westphalia und Tre-
monia ist mehr als die Hälfte angefabren. Neu streiken
theilweise Zollern, Germania, Borussia, sonst arbeitet
Alles im Dortmunder Revier.
Gelsenkirchen, 12. Jan. Der gestern versammelte
Ausschuß des 22 000 Mitglieder umfassenden rheinisch-
westphälischen Verbandes evangelischer Arbeitervereine be-
schloß einstimmig eine Erklärung gegen den Strike. —
Aus Ueckendorf allein wurden heute Vormittag vierzehn
Personen eingcliefert.
Loccr^e WitttzeiL'ungen.
Heidelberg, 13. Januar.
* ^Postpacketverkebr mit Deutsch-Südwest-Afrika.)
Von jetzt ab können Postpackete ohne Werthangabe im Gewicht
bis 3 Kg nach Windhoek (Deutsch-Südwest-Äfrika) auf dem
Wege über Hamburg uud England versandt werden. Die
Taxe beträgt einheitlich 5 Mk. 50 Pfg. für jedes Packet.
/X Der Bad. UntertSnd. Bienenzucht-Verein hier
hält seine diesjährige General-Versammlung am Sonntag,
den 15- Januar, Nachmittags 3 Uhr im kleinen Saal zum
Prinz Max ab. Es ist damit eine Christbaumfeier mit
Gratisverloosung unter den Mitgliedern verbunden,
und werden selbige mit ihren Familien sich stark betheiligen.
* (Kauf.) Herr Sattlermcister Busch kaufte das den
Maurermeistern Herren Gebrüdern Brenner hier gehörige
Haus Laüdhausstraße 5 um den Preis von 45000 Mk.
* Eine zeitgemäße Erinnerung wird von Seiten
eines Arztes gegeben und glauben wir, daß dieselbe der Mit-
theilung Werth ist. Derselbe sagt: Die Fenster sollen auch
im Winter geöffnet werden- Luft soll hineinziehen in die
Wohnungen und dann erst soll eingeheizt werden. Dann nur
kann eine gesunde Zimmerwärme entstehen- Leider wird der
Werth des Fensters bei Weitem nicht genug vom modernen
Menschen geschätzt. Man vergegenwärtigt sich eben nicht aern
Zecken, wo man nur winzige, bleigefaßte Scheiben von trübem,
grünem Glase hatte, anstatt der hohen Spiegelflächen, welche
heute selbst in der Wohnung des Arbeiters angebracht zu sein
pflegen. Noch im 16. Jahrhundert w..r das Fenster überhaupt
ein Luxus, welchen sich höchstens die Fürsten und Herren
im Reiche gestatten konnten; um das Tageslicht hereinzulassen,
bediente man sich in Oel getränkten Papicres oder ließ wohl
gar, zumal wenn die Witterung eben nicht streng war, Luft
und Licht ungehindert durch die völlig unverschlossene Oeffnung
hinein- Wie anders nimmt sich das moderne Fenster im
19. Jahrhundert aus! Vorhänge von Tüll oder Gaze ver-
brämen es, noch ausgeputzt mir einem schweren Stoff von
Wolle oder Seide. Draußen sind Wetter-Roleaux angebracht
oder Roll-Jalousien, um nötigenfalls dem Strahl der Sonne
oder dem neugierigen Auge eines Nachbarn den Einblick zu
verwehren. Des übrigen mannichfachen Zierraths nicht zu
gedenken, durch welchen sich die Hausfrau den besten P atz
im Zimmer ausz schmücken versteht.
-4- (Zimmerbrand.) In einem Hause in der Rohr-
bacherstraße entstand gestern ein kleiner Zimmerbrand. Durch
Zufall kam bei einer Lötharbeit eine Explosion vor, in Folge
welcher die Dielen in Brand kamen und die Vorhänge von
den Flammen ergriffen wurden. Es gelang glücklicherweise,
das L-chadenfcuer rasch zu unterdrücken.
Gerichtszeitung.
* Heidelberg, 12. Jan. (Schöffengericht-Sitzung.)
In der heutigen Sitzung wurden folgende Fälle erledigt:
1) Hugo Schramm von Wien erhielt wegen Betrugs
12 Tage Gefängniß. 2) Michael Schäfer, Friedr. Peter
Holzschuh und Ferdinand Abele vcn hier, angeklagt wegen
Diebstahls. Es erhielten: Ersterer 6 Tage Gefängniß,
die beiden Letzteren je 3 Tage Gefängniß. 3) Franz
Kränke! von hier erhielt wegen Unterschlagung 3 Wochen
Gefängniß. 4) Georg PH. Stephan von Eppelheim er-
hielt wegen Körperverletzung eine Geldstrafe > on 80 Mk.
5) Philipp Oeflschläger von Rohrbach wurde von der
Anklage wegen Sachbeschädigung freigesprochen. 6) Karl
Sigmund Schwarz von Wieblingen erhielt wegen Wider-
stands 6 Tage Gefängniß. 7) Johann Wittmann von
Eppelheim erhielt wegen Körperverletzung 1 M nat Ge-
fängniß. 8) Joh. Martin Kling in Altenbach erhielt
wegen Körperverletzung, Bedrohung und Ruhestörung 7
Wochen Gefängniß. 9) Anna Marie Krämer von chönau
erhielt wegen Diebstahls 2 Wochen Gefängniß.
Handelsnachrichten.
Frankfurt, 12. Jan- (Effecten-Societät.) Umsätze bis
fff/i Uhr Abends. Oesterr. Credit 266^/8-^ b- G- Disconto-
Commandit 181-181.20 bis 181 b. G-, Berliner Handels-
gesellschaft 137.02 b. Darmstädter Bank 134.10 b. Dresdner
Bank 138.30-50 b. Etzektenbank 110.10 b. Ungar. Goldrente
96.20 b. ult., 96.30 b. compt. Gelsenkirchen 133 b. Gotthard-
Actien 152.70 b- Schweizer Central 114.70 b. Schweizer Mordost
1( 2.70 b. Union 67.90 b. Jura-Simplon St.-Act. 49 b. 50/g
Italiener 91.20 P. 10 G.
lck/2 Uhr: Crediractien 266.P. 1/2 G. Disconto 181.
1860er Loose 128 9 . Harpcncr 126.80.
Bei ruhigem Verkehr blibben die Mittagscourse ziemlich
gut behauptet. 1860er Oesterr. Loose waren auf Wiener
Anregung gebessert.
Mannheimer Börse, Effekten. An der heutigen Börse
notiren: 41/2'Vg Speyerer Ziegelei - Actien 100 bez. Rheinische
Creditbank-Actien II8V2 G- Pfälzische Bank-Actien 115 bez.

Mannheimer Börse, Getreide. Auf erhöhte Forde-
rungen von allen Productionsgegendcn verkehrt die heutige
Börse in animirter Stimmung und wurde für Weizen gegen
gestern Mk. 2—3 per Tonne mehr bezahlt- klebrige Artikel
ebenfalls fest.
Mannheimer Pferde- und Viehmarkt vom 11. Jan-
Es waren beigctriebcn: 91 Kälber, 93 Schweine und wurden
verkauft per 100 Ko. Schlachtgewicht zu Mk.: Kälber 1- Qual.
130, 2. Qual. 100, Schweine 1. Qual- 122, 2. Qual- 120.
Zusammen 184 Stück.

Mannheim, 12. Jan- (Producten-Börse-)

Tendenz: steigend.

11.
12.
11.
12.
Weizen März
16.90
17.10
Hafer März
14.30
14.35
„ Mai
17 —
17.10
„ Mai
14.75
14.75
„ Juli
17.10
17.40
„ Juli
14.75
1493
Roggen März
14.60
14.70
Mais März
11.50
11.60
„ Mai
14.55
14.70
, 'Mai
11.40
11.60
„ Juli
14.80
15.—
„ Juli
11.40
11-50

Allerlei.
— (Ein Liebesdrama,) hat sich in der Nacht
zum Freitag in Berlin in der Jnvalidenstraße abgespielt.
In dem Hause Nr. 32, demselben Gebäude, in dem die
ermordete Postschaffnersfrau Wende ihr letztes Heim hatte,
wohnte seit kurzer Zeit der am 3. März 1872 geborene
Ingenieur Allerander Walter aus Petersburg, der mit
der Ausführung von Zeichnungen für eine Maschinen-
fabrik betraut war. Er hatte ein im dritten Stockwerk
straßenwärts belegenes Zimmer von dem Tafeldecker Lieb-
mann abgemietbct. Er wurde von seinem Vater in Peters-
burg unterstüßt, war aber nicht im Stande gewesen, am
Ersten, d- M. die Miethe zu entrichten. Walter hatte
hier die Bekanntschaft der am 4. Juni 1875 geborenen
Verkäuferin Margarethe Weidner gemacht, die bei ihrer
verwittweten Mutter Wilsnackerstraße 22 wohnte. Die
Angehörigen des jungen sebr hübschen Mädchens billigten
das sich aus der Bekanntschaft entwickelnde Liebesverhältniß
nicht und die Mutter hatte noch am Freitag Mittag ihre
Tochter, die ihre Stellung aufgegeben hatte, zu bestimmen
versucht, sich eine neue Beschäftigung zu suchen. An dem-
selben Nachmittage um 4 Ubr verließ das junge Mädchen
die mütterliche Behausung, und eine Verwandte will be-
merkt haben, däß ihr die Trennung von der Mutter in
diesem Augenblick besonders schwer wurde. Gegen 5 Ubr
sah man das Liebespaar sich in die Waltersche Wobnung
begeben; von da ab hat Niemand mehr ein Zeichen von
Beiden wabrgenommcn. Als gestern Morgen Frau Lieb-
mann auf wiederholtes Verlangen keinen Einlaß fand,
wurde sie besorgt und ließ die Thür durch einen Schlosser
ösfnen. Beim Eintritt fand man auf dem Fußboden
vor dem Sopba liegend das Liebespaar todt vor. Die
Weidner batte ihr langes schwarzes Haar aufgelöst. Auf
dem Tische standen Reste des genossenen Tbees, daneben
ein Cyankalium entbaltcndes Fläschchen. Der sofort herbei-
gerufene Dr. F. stellte bei beiden Personen den Vergif-
tnngstod durch Eyonkalium fest und war der Ansicht,
daß das Ableben bereits in der Nacht geschehen sein müsse.
Ob ein Doppelsclbstmord vorliegt otur ob Walter seine
Braut ohne deren Wissen den tödtlichen Trank beigebracht
hat, ist fraglich, obgleich der Abschied der Weidner aus
dem Mutterhause für einen gemeinschaftlichen Plan spricht.
Die Leichen sind beschlagnahmt und dem Schauhause zu-
gefübrt worden.
— (Der verlorene Täufling.) Die Bauern
Johann und Magdalena Vatter in Ketzincz (Ungarn)
fuhren in Gesellschaft der Geburtshelferin am Neujahrs-
tage in die benachbarte Gemeinde Traunau, um ein neu-
geborenes Kind tauben zu lassen. Bevor sie den Schlitten
bestiegen, nabmen sie einen starken Imbiß mit viel
Schnaps zu sich, das Kind aber brachten sie woblvcrpackt
am Boden des Schlittens unter. Um sich zu erwärmen,
sprachen sie auch unterwegs fortwährend der Schnaps-
flasche zu und so kamen sie in ziemlich angeheiteitun
Zustand in Traunau vor der Kirche an. Als sie jedoch
den Schlitten verließen und das Kind bervorholcn wollen,
gewahrien sie, daß sie dasselbe unterwegs verloren batten.
Sie fubren sofort eine Strecke zurück und fanden das
arme Würmchen im Schnee liegen; es gab aber kein Lebens-
zeichen mehr von sich, da es in der grimmigen Kälte er-
froren war.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 12. Jan. Der Aog. v. Eynern bat
heute der Steucrkommission des Abgeordnetenhauses die
fwmulixten Grundzüge einer Erbschaftssteuer unter-
breitet, die an Stelle der Vermögenssteuer treten soll.
Petersburg, 12. Jan. Heute ward das Gesetz ver-
öffentlicht, das den Einfuhrzoll auf Rohbaumwolle
auf 140 resp. 155 Goldkopeken per Pud erböht.

Buenos Aires, 12, Jan. Avellanada ent-
waffnete die Aufständischen in Corrientcs; die Revolution
ist unterdrückt.


Bestellungen der „Bürger-Zeitung"
werden von der Post sowie unseren Trägern
beständig entgegengenommen.
Die Expedition.

Gedenket der hungernden Vögel!
 
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