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Heidelberg, Mittwoch, 31. Mai
1393.
Expedition:
Hauptstraße 25.
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fried ensgefä hrli ch e Thätigkcit wäre, so wären
wir Deutsche seit 20 Jahren die frieden-
stircndstc Nation in Europa. Erst unser letzter
Reichstag hat wieder große Summen für Eisenbahnbau
und Kasernen bewilligt, und die Caprivi'sche Militärvor-
lage benöthigt für die Kasernirung der damit beabsich-
tigten Formationen über 100 Millionen Mark."
Dann weist Bismarck, gerade als ob er ein demo-
kratischer Redakteur wäre, darauf hin, wie leichtfertig es
sei, stets uur zu fordern, ohne für die Deckung zu
sorgen und schließt wie folgt: Die Deckungs frage
kann in dieser kurzen Sommersesstou nicht mehr zum
Abschluß gebracht werden, sie bleibt dem nächsten Winter
Vorbehalten. Es dürfte daher eine sehr begründete Vor-
sicht sein, diejenigen Kandidaten, welche auf den Antrag
Huene vereidigt werden sollen, vor der Wahl um ihr
Glaubensbekenntniß hinsichtlich der Deckungsfrage zu er-
suchen. Nachher könntc cs leicht zu spätsein.
kommt mein Sohn," fuhr sie fort, als sie durch die
ganz belaubten Büsche Walter kommen sah, „sage
Du nicht sein Vater bist, daß er kein Anrecht an
M Erbe hat — Deine Liebe kann ihm ja nun den
Metzen."
I eine Antwort abznwar*en, wollte sie gehen, doch
Mstimme hielt sie zurück. „Unglückselige," rief er,
Wgelogeu, Du wolltest Dich nur an mir rächen."
Wine trat dicht an den Gelähmten heran und blickte
Augen.
Wen, ja, das wollte ich mich," sagte sie langsam,
WchwöreTir, daß ich die Wahrheit sprach — Walter
W-ein Sohn! Bisher lag es in meinem Interesse,
Whn dafür hieltest — wenn er Besitzer von Schloß
Ward, blieb ich noch immer dessen Herrin — jetzt
W Dinge anders und ich liebe Walter zu wenig, um
Werner den Besitz des Schlosses sichern zu wollen.
I Du ehrlich sein willst, darf er nicht Dein Nach-
W werden, denn er ist dazu nicht berechtigt."
Wg in ihren bleichen Gesichtszügen, in dem Tone
^une ein solcher Ausdruck von Wahrheit, daß Dahlen
>er zweifeln konnte. Ein herzzerreißender Blick
die rachcgicrige Frau, die kalt und stolz mit lang-
>ritten dem Schlosse zuging, dann neigte Leo von
in Haupt und schloß die Augen — eine tiefe Ohn-
m seine Sinne gefangen. —
ine verließ noch zur selben Stunde das Schloß;
'ährend der Zeit ihrer Herrschaft genug Ersparnisse
, um ohne Sorge der Zukunft entgegenblicken zu
hr in die nächste größere Stadt, dort wollte sie mit
liegen, was sie thun sollte. Nicht einmal kani ihr
nke, was nun aus Walter, aus dem armen Dahlen
ochte — sie dachte nur an sich und wie sich nun
enz gestalten würde.
Deutsches Reich.
Berlin, 29. Mai. Der „Reichsanzeiger" theilt mit:
„Das Abkommen wegen der provisorischen Regelung der
Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Spanien
ist bis einschließlich 30. Juni 1893 weiter verlängert."
Darmstadt, 29. Mai. Der Großherzog von
Baden trifft morgen Vormittag zum Besuche des groß-
herzoglichen HMs hier ein.
Schweiz.
Bern, 29. Mai. Der Bundcsrath fordert von der
Bundesversammlung für Kriegsmaterialbeschaffung
für das Jahr 1894 5 Millionen Franken.
Oesterreich-Ungarn.
Klei-,
Ms-,
a. Mark.
c iv
jeweiligen Absichten der Regierung zu
führen. Da werden lange Auszüge aus englischen
Zeitungen telegraphirt, namentlich auS dem für die
Berliner ofsiciösen Winke so zugänglichen „Standard",
worin den Deutschen gründlich der Tert darüber gelesen
wird, daß sie sich nicht für die Caprivi'sche Heeresver-
stärkung begeistern wollen. Wir begreifen in Deuschland
vollkommen, daß den Herren Engländern an einer mög-
lichst großen deutschen Armee gelegen ist, welche zweifel-
los im Stande sei, Rußland in Schach zu halten oder-
gegebenen Falls den britischen Vettern die K a-
st'anicn aus dem russischen Feuer zu holen....
Nm so mehr hat der deutsche Wähler auf die englischen
Vorhaltungen eine deutsche Antwort zu geben.
Neben der Sorge der Engländer um die deutsche
Armee wirkt das Zureden der Wiener Blätter
komisch, wenn nicht beleidigend. Die Organe der
Wiener und Pester Publizistik nehmen freilich einen, den
von ihnen vertretenen Interessen durchaus entsprechenden
Standpunkt ein, wenn sie den deutschen Steuerzahler er-
mahnen, recht tüchtig in den Beutel zu greifen. Um so
weniger brauchen unsere werthen Verbün-
deten das selbst zu thun; eine mächtig verstärkte
deutsche Armee erhebt die Delegationen diesseits und jen-
seits der Leitha der Notwendigkeit, das eigene Kriegs-
budget erheblich zu steigern. . . .
Während solchergestalt den deutschen Wähler und
Steuerzahler die guten Freunde an dem einen Arm
schütteln, um ihm seine angebliche militärische Ohnmacht
zum Bewußtsein zu bringen, eine Ohnmacht, vor
welcher die Franzosen sich bis zu diesem
Augenblick fürchten, kommt von der anderen Seite
der officiöse Telegraph mit allen erdenklichen Schreckens-
nachrichten aus Frankreich. Gleichzeitig lassen officiöse
Federn die russische Cavalleric mit Dynamit
in der Satteltasche die deutschen Truppen umgehen
und im Rücken derselben Feuer anlegen! Man denke
und staune! Sollte die Armee sich nicht end-
lich derartige für sie geradezu beleidigende
Schau crbildcr gründlich verbitten? Und
«ährend man die Russen mit Dynamit in der Tasche
fast bis Danzig schwärmen läßt, erfährt der deutsche
Zeitungsleser bei seinem Morgenkaffee, daß die Fran-
zosen Kasernen bauen, zweite Geleise legen
und daß ein General sich auf Jnspections-
reisen begeben habe! Schrecklich in der That!
— Verwunderung muß erregen, daß eine so große An-
zahl deutscher Zeitungen sicb Mi lülcke
Nachrichten telegraphiren
zweiter Geleise und S m
Bestellungen
«ruf die „Bürger-Zeitung" für den Monat
Wien, 29. Mai. Zum ersten Male seit Jahren
findet heute Abend im Eeremoniensaale der Hofburg ein
großer gemeinsamer Empfang des Kaiserpaares statt,
wozu der Hochadel aus ganz Oesterreich-Ungarn zahlreich
eintrifft. Außer den Delegirten sind auch die Mitglieder
der ständigen Parlamentsausschüsse geladen. Vor dem
allgemeinen Empfang werden der Botschafter Groß-
britanniens Sir A. B. Payet und Gemahlin, sowie der
Nuntius Galimberti in einer Abschiedsaudienz und der
spanische Botschafter Valera in Antrittsaudienz empfangen.
Prag, 29. Mai. In einer abgehaltenen Versammlung,
in welcher über die Propaganda für das allgemeine
Stimmrecht gesprochen wurde, kam es durch die Jung-
czechen zu Skandal und Schlägerei, sodaß die Polizei die
Versammlung schloß.
Frankreich.
!, 29. Mai. Bei der großen Manifestation auf
Männer gestürzt haben, um
zu machen Aber sie war ma st!
wältigenden Wahrheit gege
ihr Geheimniß entdeckt? Wa
dieser Mann that ja nichts l xi
auch dabei verfolgen mochte,
Vernichtung. Doch nicht so
noch, sich zu rächen, und diese b
nrtheilt, zu Boden zerschmett —
Seele treffen. Ein Blitz flai
— lieber vernichtete sie mit g,
noch hätte gewinnen können,
zu genießen. Eine Weile noä
gegen die Brust gepreßt, da
den Stimme: Walters wegei S"
Seite nicht nöthig, Leo — d>
— er ist derjenige Molitor's!
Ein Schrei des Entsetzen
Gelähmte machte eine Beim
Stuhle erheben wollte, in st S io
malte sich namenlose Angst.
Sohn," wiederholte er nut h
Georginc neigte trinmphi S M
ling," sagte sie hohnvoll, „i
es nur Deiner Ucberrednngs
nach so kurzer Bekanntschaft
werden, folgtest Du darin
Wünschen."'
„Jch hielt meinen Gatter -
werden und stand knapp vo
warst reich, ein leicht zu lei
das hernmzichende Abenteu
Deine Frau, denn geliebt Hal
Georgine hielt inne und
ihre Worte ihn getroffen halt
Die Irrfaßri des Ledens.
Roman von C. Wild.
3,7 18ci (Fortsetzung.)
. „Ich wollte Sie entlarven," fuhr der Fremde fort, „die
Maske Ihnen vom Gesichte reißen, denn eine Maske tragen
Tie — und nun reden Sie, bringen Sie die Beweise, daß
Tie von Norbert Hellmuth rechtskräftig geschieden sind."
Die gebeugte Gestalt des Mannes hatte sich beiden letzten
Morten cmporgerichtet, als wollte er seiner für Georgine so
niederschmetternden Rede mehr Nachdruck geben. Wie ein
finsterer Rächer stand er da, seine drohenden Blicke fest auf
bie schuldbeladene Frau gerichtet.
Herr von Dahlen hatte bis jetzt kein Wort gesprochen,
ober nun erhob auch er seine Stimme, ruhig, fest, schneidend
kalt: „Georgine, mache keinen Versuch Dich zu vertheidigeu,
Es ist vergebens," sagte er, „mir ist auch von anderer Seite
die Bestätigung geworden, daß Du mich schmählich hinter«
gangen. Jener Mann, der sich jetzt Herr von Molitor nennt,
hat mir geschrieben, vor wenigen Minuten erhielt ich seinen
Bries. Eine Scheidung hat zwischen Euch nie stattgefunden,
Du bist noch immer seine Frau und Deine Ehe mit mir ist
sonach eine ungiltige. Molitor machte mir den Vorschlag,
'ch möchte Dich zu einer Scheidung bewegen, und dann anf's
Neue einen Bund mit Dir schließen. Walter s wegen bin
ich dazu entschlossen. Deinetwegen nicht — zu lief hast Du
wich gekränkt, beleidigt — ich werde für Deine Zukunft
Torge tragen, die Herrin dieses Hauses bist Du nicht mehr.
Noch nie hatte Georgine Leo von Dahlen so fest, so be-
nimmt sprechen gehört, sie sah ein, daß ihre Macht zu Ende
. k'. Ans Schloß Dahlen hatte sie ihre Rolle ansgespielt, sie
' "faßte noch froh sein, wenn man sie nicht mit Schimpf und
Tchande fortjagte. Ein maßloser Zorn stieg in dein Herzen
"kl hochmüthigeu Frau empor. Wenn sie einen Dolch bei sich
Üthabt hätte, sie würde sich ohne Bedenken auf die beiden
ume jeder
vezeit.
Friseur,
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Beschäl
oder ähn-
in der
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lenstraße:
nebst Zu«
-er sofort
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merksam.
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ffeln
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werden fortwährend von sämmtlichen Postanstalten, Brief-
trägern und unfern Agenturen zum Preise von -48 Pfg.
frei in s Halts, sowie von unfern Trägern u. Trägerinnen
hier und der nächsten Umgebung zunt Preise von
nur 40 Pfg. monatlich
entgegengenommen.
Verlag der „Bürger-Zeitung".
Wismcrrcks HLvLHeiL' über
WcrHLV eeinflussung.
Die politische Welt ist augenblicklich in das Zeichen
de« „Fachmanns" getreten. Allüberall, wo ein Vertreter des
Nährstandes sich gewissermaßen auch einmal ein Wörtchen
mitzusprechen erdreistet, um in der Frage der Hecresver-
mehrung sein bescheidenes Nrtheil abzugeben, da wird er
sofort echt soldatisch niedergeschnauzt mit dcm Commando:
üStillgestandcn!" als ob just nur die Herren mit
Helm und Schärpe ein Recht hätten, sich über militärische
Dinge auszusprechen. Nun, wenn es sich um bloße
Dienstangelegenheiten, z. B. über die Bestimmungen der
Kragenhöhe und die Dicke der Stiefelsohlen handelt, so
geben wir den Herren Officieren Recht, darüber sollen sie
allein entscheiden, wenn es sich aber um die verwerflichen
Mittel der W ah l b e ei nfl ussu ng handelt, wenn den
Mischen „Philistern" die Gefahr des Zukunftskrieges von
sogenannten „Fachmännern" in den schrecklichsten Farben
geschildert wird, da müssen wir uns doch entschieden
wehren.
Doch für heute wollen wir einmal einen Fachmann
reden lassen, der als leitender Ingenieur bei der Wahl-
waschinerie längere Zeit thätig war, der also ganz genau
weiß, wie es gemacht wurde und wird. Dieser Wahl-
waschinist ist kein Geringerer als Fürst Bismarck. In
dec „Münchener Allg. Ztg." verspottet der Altreichs-
kanzler nämlich die Drahtmcldungen, die sich die Re-
gierung vom Wolff'schen Bureau liefern läßt, um die
Ängstmeier in's Bockshorn zu jagen und läßt sich fol-
gendermaßen aus:
„Mit wachsendem Erstaunen blicken selbst solche
Männer, welche die Nothwendigkcit einer umfangreichen
Verstärkung der deutschen Wehrkraft nicht in Abrede stellen,
Ms die Mittel, welche gegenwärtig angewendet werden,
hm dem deutschen Michel das Gruseln beizubringen und
ihn zur blinden Unterwerfung unter die
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Verkün-igungs-latt und Anzeiger
Die,^8ürg«rzeitttng"
erscheint täglich mit Ausnahme von
Sonn- und Feiertagen.
Der Sonntagsnummer liegt ein Unter-
haltungsblatt, „Ter Erzähler", mit dem
Humor. Repräsentanten „Ter deutsche
Michel" bei.
Atiouttemtnlspreis
iür Heidelberg: mouatl. 40 Pfg. mit
Trägerlohn, durch die Post bezogen
vicrteljäbrl. Mk. 1.— obnc Zustellgeb.
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Pctitzeile od. deren Raum. Für locale
Geschäfts- u- Privatanzeigcn 5 Pf.