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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
No. 61 - No. 70 (12. März - 23. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0267

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Arger

Verkündigungsblatt und Anzeiger

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für Heidelberg: monatl- 4V Pfg. mit
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vierteljährl, Mk. 1.— ohne Zustellgeb,
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Geschäfts- u. Privatanzeigen 5 Pf.

Die »Mürgerzeitirng"
erscheint täglich mit Ausnahme von
Sonn- und Feiertagen,
Der Sonntagsnummer liegt ein Unter-
haltungsblatt, „Der Erzähler", mit dem
Humor, Repräsentanten „Der deutsche
Michel" bei.

84. Heidelberg, Donnerstag, 16. März

Expedition:
Hauptstr atze 25.

1893.


Aufklärung.
Um schon mehrfach vorgekommenen Irrungen für die
Folge vorzubeugen, erlaube ich mir ein allverehrtes Publi-
kum darauf aufmerksam zu machen, daß ich meine bis zum
l. April v. I. im Hause Marktplatz No. 7 unter der
Firma AU. ITöLvi vorm. Jac. Meißner betriebene
b-isenhandlung in gleicher Weise unter der Firma:
U M
in meineni Hause Marktplatz No. 3 "DSU weiter
führe und mit der neuen Firma Jac. Meißner Wwe.
Nachfolger nicht identisch ist.
Das mir seither geschenkte Vertrauen, welches stets
zu würdigen wissen werde, bitte mir auch fernerhin zu
bewahren.
Hochachtungsvoll
Heidelberg.
Gisenyanöl'ung, Marktplatz 3.

I M. SIüßL i

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Altes imd Neues
aus der Geschichte badischer Ortschaften.
Auf Grund älterer Schriften von Friedr. Kley-
Kleine Einzelbilder aus dem älteren
Kirchheim
(unter Bezug auf die Akten-Sammlung des Herrn
Kirchenrath Schmitthcnner).
(Fortsetzung)
Eine Schn ltheißenwahl (1752).
Wer da meinen möchte, daß cs mit dem Frieden oder
her Eintracht zwischen verschiedenen Glaubensbekennern jemals,
üit verschiedene Confessionen existiren, anders gestanden habe
Ps heute, der dürfte sich irren. Auch in dem Kirchheim früherer
Zeit spielten Glaubensbekenntnisse und zwar drei: das lucherische,
da« reformirte und das römisch-katholische ihre Rolle. Wie
beute noch eins neben o.cr vor dem anderen bei Gelegenheit
sich geltend zn machen sucht, so war's vordem auch, «o
Zeigte sich dies — außer anderen Beispielen auch im Jahr
W52, als der Schultheiß Georg Michael Lüll, der „ein
Suter Schultheiß" gewesen, gestorben war und die Wahl eines
Neuen Gemeindevorsteyers nöthig wurde. Lüll war reformirt
Sewesen, doch jetzt wurde von Mannheim unterm 5. Sept,
dein Oberamt Heidelberg, genau Zvie das betr. Actcnstück
-.singt, „bedeutet, bei Besetzung des SchultheißenamtS auf ein
fähiges katholisches Subjcct (d- h. Persönlichkeit) zu reflectiren,
jtzMal der lctztverstorbene ein reformirtes" gewesen sei- Auf
Antrag des katholischen Pfarrers wurde nun der Anwalt beim
Jberamt Heidelberg, Georg Glatting, vorgeschlagen. Einige
Mit darauf (8. Nov.) erhielt denn auch das Amt Heidelberg
f?kfehl, innerhalb 24 Stunden den Glatting unfehlbar vorzu-
jßllen bei Strafe von 25 Reichsthalern". Allein wie der
/^Malige Öberamtmann v. Wrede über den Anwalt Glatting
,^lheilte, daß Letzterer weder lesen noch schreiben könne
ZW sich „zu nichts befähigt" habe, so brachte cs auch die
^.Meinde beim Kurfürsten ein. 20 Gemeindeinitglieder baten
Mlln, es möge ibnen ein tauglicheS Subjeet gegeben werden.
Mivatt Glatting könne kaum seinen bloßen Namen schreiben,

habe schlechte Beredsamkeit und Conduiten und schlechte
Mittel, daher sich seiner die Gemeinde „nicht vertrösten könne."
Interessant ist dabei, daß trotzdem auch Einige meinten, lesen
und schreiben könne er nicht, er sei auch nicht capabel, aber er
könne es ja (also als Schultheiß) noch Iverden- Ein Katholik,
Albrecht, auch ein Heidelberger Gerichtsmann, erklärte ihn allein
für „capabel". Es kam nun schließlich zu einer Probehand-
schrift Glattings- Da schrieb Glatting — in einer unglaub-
lichen, kaum lesbaren und unorthographischen Schrift, die
ungefähr lauten mag:
„Ihre kurfürstliche Durchlaucht befehlen gnädig, daß im
ganzen Land die Gabelwagen abgestellt sein sollen."
Das war die erste und — auch die letzte Schultheißenprobe
des Anwalts Glatting, denn nachdem ihm auch noch ein
Klaggeschichte vorgcworfcn wurde, Nullten ihu weder Bezirks-
amt noch „Gemeindsleut" mehr zum Kirchhcimer Oberhaupt,
obwohl er^als solches noch hätte „capabel Iverden können".
An seiner «takt wählte man später Johann Jacob Körner.
Das Rathhausproject (1802-1816).
Nachdem die Gemeinde 1818 durch Bewilligung des
Ministeriums 200 Morgen des Hcgcnichwaldes auSstockeu
durfte und aus dem Holzerlös zu einem Fond von 10 000 fl.
gekommen war, dachte man nun auch daran, ein Rathhans
zu bauen. Zwar Ivar man schon seit 1802 ernstlich mit
dem Gedanken umgegangcn und war auch bei den Behörden
bereits darum eingekommen, allein es fehlte dazu am Nöchigstcn,
am Geld. Auf die Frage, wo und Ivie man das Rathhaus
baue, hatten mehrere anschlägige Köpfe schon seit 1802 die
annehmbarste Antwort gefunden, die auch den Beifall der
ganzen Gemeinde für sich hatte. Der Plan war der: Wir
haben ein geräumiges Schafhaus, das wandeln wir um
in ein Rath Haus. Der Chaussee - Jnspcctor Funk legte,
nachdem darüber einige Jahre vergangen, 1812 demgemäß
auch einen Plan und einen Kostenüberschlag vor, wonach die
Verwandlung des Schafhauses in ein Rathhans auf 4089 fl.
8 kr- kommen sollte, doch das Bauamt verwarf auf Grund
anderer Pläne 1813 das Vrojcct- Abermals vergingen
mehrere Jahre, während welcher Kirchheim noch immer zu
keinem Rathhans gekommen Ivar, bis 1816 das Stadtamt
Heidelberg eine andere Idee kundgab: Da für alle drei Con-
fessionen Schulräume nöthig seien, wolle man lieber den
Schasstall re. zum Schulhaus verwenden und das Rathhaus

mitten in's Dorf auf einen freien Platz setzen. In einem
Protokoll vom 22. December 1820 wurde denn auch dieser
Platz dahin näher bestimmt: Die Stelle für das neue Rath-
haus ist der Platz vor dem „Adler" und hat eine Vertiefung,
die eine Pfütze bildet-" Auch der Landbaumeister Fromme!
erklärte, er sehe es seinerseits ebenfalls lieber, wenn das Rath-
hauS nicht auf den Schafstallplatz käme, sondern „an die
Stelle der breiten Straße, wo sich eine Cloake befinde".
Die Schulbaubcwegung ging hauptsächlich von den Refor-
mirten aus, welche die überwiegende Mehrzahl der Einwohner-
schaft bildeten. Bisher hatte sich der derzeitige Schulmeister
Lüll mit seiner eigenen Stube behelfen müssen. Allein am
11. Mai 1812 erklärte er in einer Eingabe, er habe die Schule
bis jetzt in seinem Hause eingerichtet gehabt und dafür jährlich
nur 10 fl. erhalten, die Zahl der Schulkinder vermehre sich
aber, so^daß er sie nicht mehr unterbringen könne, auch brauche
er die Schulstubc für sich Man solle also ein Schulhaus
taufen oder bauen. Allein so rasch ging die Sache nicht.
Nachdem abermals 4 Jahre darüber verstrichen, kam der
Plan des Schulbaues erst in Gang und nach wie vor erschien
nur der Schafstall als geeigneter Platz für ein Schulhaus.
Die Gemeinde erbot sich denn auch, den Rcformirten den
Schafstall, Hof, Zugbrunnen, Schwcineställc, Scheuncnplatz
und Garten für 1350 fl- käuflich abzutreten. Als dann eine
amtliche Besichtigung des Schafhauses rc- vorgenommen und
dasselbe wiederum als der allein geeignete Platz für ein Schul-
hauS erklärt worden war, wurden die drei Confessionen Handels
einig. Die lutherische Gemeinde verpflichtete sich, 50 fl., die
katholische 200 fl. zum Ankauf des Platzes beizutrngen. Kirch-
heim zählte zu jener Zett, 1816, 80 reformirte, 26 katholische
und 26 lutherische Haushaltungen. Bald wurde denn auch
der Bau, der einstöckig aufgeführt wurde, rechts die Schulstube,
links die Lehrerwohnung, in Angriff genommen und im
October 1817 konnte protokollirt Iverden: Die Schulhausnoth
ist vorüber, die Arbeiten auf dem Schafhausplatz sind gut
vollendet-
In demselben Jahre, 18 l 7, erwarb aber auch schon die
katholische Gemeinde einen Bauplatz zu einem eigenen Schul-
haus. Auch hier hatte man sich, wie bei den Rcformirten
mit Privaträumen behelfen müssen. 1823 kam es
schließlich zum Entwurf des Planes und endlich 1844 auch
zum Bari-
(Fortsetzung folgt.)
 
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