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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 71 - No. 80 (24. März - 6. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0311

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"AA-AGAAGH

Verkündigmrgsblatt und Anzeiger

Abonnementspreis
für Heidelberg: monatl. 46 Pfg. mit
Trägcrlohn, durch die Post bezogen
vicrteljährl. Mk. I.— ohne Zustellgeb.
Znsertionspreis: 10 Pf. für die 1-spalt.
Pctitzeile od. deren Raum. Für locale
Geschäfts- u. Privatanzeigcn 5 Pf.

n. Die.^Sürgerzeitung"
scheint ^täglich mit Ausnahme von
z. Sonn- und Feiertagen.
Sonntagsnummcr liegt ein Unter-
?">mgsblatt, „Ter Erzähler", mit dem
urnvr. Repräsentanten „Der deutsche
Michel" bei.


Expedition:
Hauptstraße 25.

Heidelberg, Dienstag, 28. März

Expedition:
Hauptstraße 25.

18S3.

Der Abonnementspreis
für die
„Mürger - Zeitung"
"Mgt für Heidelberg und nächste Umgebung
Monatlich nur 40 Pfg.
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Für auswärts vom 1. April ab vierteljährlich
am Postschalter abgeholt:
NE" 1 Mark "ML
"^rch den Briefträger frei in's Haus gebracht:
1 Mk. 40 Pfg.
Bestellungen der „Bürger-Zeitung" werden für
Swarts durch die Post, innerhalb der Stadt und nächster
^gebung durch unsere Träger entgegengenommen.
Neu hinzntrctendc Abonnenten erkalten die „Bürger-
okstung" bis Ende des Monats unentgeltlich.
. Verlag der „Bürger-Zeitung".

Ium Juli' AM'wuröt
^ert sich die „N. Zürch.-Ztg." in bemerkenswertber
"^ise. Das große schweizerische Blatt schreibt u. A.:
. Daß die Abschlachtung, welche die Parteiführer des
Ischim Reichstags in aller Form an Ahlwardt voll-
en zu haben glauben, die Bedeutung habe, die sie ihr
M zuschrciben, ist zu bezweifeln. Es verhält sich damit
Mfähr wie mit der großen Debatte über den Zukunfts-
die nach den Urtheilen einzelner Optimisten den
Malismus vernichtet haben sollte. Die Gläubigen
lsten nickt auf Gründe, und der Socialismus ist ein
?^ube. Das ist auch der Antisemitismus und Ahl-
Mt ist sein Prophet. Wie wird die Antisemitenpresse
M bic schnöde Vergewaltigung zetern, die „in dem ver-
Ueten Reichstag Juden "und Judengcnossen am edlen
Mor aller Deutschen vollzogen, dem man nach jüdischem
§"cher brauche nicht einmal bis Ostern Zeit ließ, seinen
Mch einzulösen." Die Parlamentarier überschätzen
Mbar den Einfluß ibrer Reden und Beschlüsse auf
^Nählcrmassen. Sie glauben an die unsiegbare Kraft
Argumenten und Formen, und sehen nicht oder
> ^ii uicht sehen, daß es Leute gibt die einfach ihren
Minctcn folgen. Der Antisemitismus steckt den nord-

Schickscrl'swege.
Novelle von C. Fontane.

(Fortsetzung.)
. So waren sie bis in den Hinteren Theil des Gartens
P, ebne mckr als flüchtige Bemerkungen ausgetauscht
haben.
Da blieb Hedwig Plötzlich sieben.
tz, .Friedrich sah sie an und fand, daß sie auffallend
aussah.
j< "Ich will Dir offen gestehen, Fritz," begann sic, „daß
diesen Gang nur zum Vorwand benutzt habe, um
syM Ernstes mit Dir zu besprechen. Irre ich mich nicht,
Mich auch Du von einem ähnlichen Wunsche beseelt
N Oder nicht?"
"Du irrst Dich nicht, liebe Hedwig. Ich babc aller-
es auch meinerseits den Wunsch, eine Frage an Dich
Achten."
"Sprich nicht weiter," siel sie ein. „Komm setzen
M »ns auf jene Bank und dann höre mich zunächst
an. Ich will nur eine Frage an Dich richten,
ji/r versprich mir, so seltsam sie Dir auch erscheinen mag,
Aufrichtig zu beantworten."
kt ..^ie batte bastig, erregt gesprochen. Verwundert blickte
an.
^"Frage!" entgegnete er. „Ich verspreche Dir volle
Mtigkeit."
"Nun wohl," fuhr sic fort, mit einem tiefen Athem-
M und die Augen fest auf ihn richtend, „so sage mir
bine: Liebst Du Frida von Brandau?"

deutschen Bauern im Blute, und wir fürchten, die par-
lamentarische Abschlachtung Ahlwardts ändert daran blut-
wenig. Selbst wenn, wie zu erwarten ist, der thörichte
Mensch nach Ostern die versprochenen Beweise so wenig
zu erbringen im Stande ist, als er sie diesmal hat er-
bringen können, so ist damit nicht gesagt, daß sein Ein-
fluß auf die Massen für immer gebrochen sei. Er ist
mit seinen Beschuldigungen gegen Löwe auch abgefallen
und hält sie trotzdem aufrecht, fügt einfach noch Klagen
über die meineidigen Jugendzeiten und die verjudeten
Gerichte hinzu. Auf diese Weise kann er auch aus den
Vorgängen im Reichstag antisemitischen Honig ziehen. In
einem Puncte hat die letzte Debatte aber jedenfals heil-
sam gewirkt. Sie hat die konservative Adelspartei tief
beschämt, auf deren letzter großer Versammlung die Hoch-
rufe auf Ahlwardt mit elementarer Gewalt losgebrochen
waren. Es wird sich fürderhin wohl der eine oder der
andere vornehme Herr besinnen, bevor er, der neuen
Parteiloosung „demagogische Agitation" gehorchend, die
Bundesgenossenschaft eines Ahlwardt annimmt oder sucht.
Und ein königlicher Landrath, der sich öffentlich rühmen
sollte, für Ahlwardt gegen einen freisinnigen gearbeitet zu
haben, würde nach den Erklärungen Caprivis, Kaltenborns
und Maltzahns wohl nicht mehr mit einem einfachen
Verweise davongekommen, wie es bei dcni letzten Wahl-
kampfe in Arnswalde geschehen. In dieser Beziehung
wird die Abführung Ahlwardts erfreuliche Folgen haben.
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 25. März. Die Großherzoglichen Herr-
schaften unternahmen heute Vormittag mit dem Groß-
herzog von Hessen eine längere Fahrt um die Stadt
und machten dabei verschiedenen Anstalten Besuche, zuerst
der Kadetten-Anstalt, dem Sammlungsgebäude, der Kunst-
halle ec. Um 1 Ubr fand Frühstück ini Schlosse statt
und bald nach 2 Uhr verabschiedete sich der Großherzog
von Hessen von den Großherzoglich Badischen Herrschaften,
um nach Darmstadt zurückzukehren. Am Hauptportal des
Schlosses war der gesammte Hofstaat versammelt, um beim
Abschied zugegen zu sein. Der Großherzog geleitete seinen
Gast nach dem Bahnhof, woselbst herzliche Verabschiedung
stattfand. Auch von den übrigen anwesenden Persön-
lichkeiten, darunter die Prinzen Wilhelm und Karl, ver-
abschiedete sich der Großherzog von Hessen und trat die
Weiterreise nach Darmstadt mit dem Schnellzuge 2 Uhr
45 Minuten an.
Berlin, 25. März. Cardinal-Erzbischof K reme n tz
von Köln ist gestern Abend aus Köln hier eingetroffen.

Die Bestürzung , welche sich bei dieser so gänzlich
unerwarteten Frage in Friedrichs Zügen malte, war die
deutlichste Antwort auf dieselbe.
„Antworte mir offen und ehrlich!" drängte sie. „Dein
Glück und vielleicht auch das meine hängen davon ab."
„Nun denn ja," -sagte er entschlossen. „Ja, ich liebe
sic — ich kann nicht anders."
„O, dann ist ja Alles gut!" rief Hedwig freudig
aufspringend. „Du nimmst nur eine schwere Last vom
Herzen."
„Es handelt sich," setzte sie aufathmend hinzu, „um
ein meinem Vater in Uebereilung gegebenes Versprechen,
dessen Erfüllung, so ernst ich es auch sonst mit meinem
Worte zu nehmen pflege, mir unmöglich ist. Erlasse mir
für heute eine offene Erklärung, die Tu Dir vielleicht
selbst geben kannst."
Friedrich reichte seiner Cousine die Hand.
Ich danke Dir für Deine Erklärung, liebe Hedwig.
Sie genügt mir vollkommen." —
„Nicht weiter!" fiel sic ein, indem sie ibm herzlich
die Hand drückte. „Also, von heute an: Treue Ver-
bündete!"
„Für alle Zeit," entgegnete er warm.
Sie hatten sich erhoben und traten Rückweg an.
„Weshalb bleibt denn Fräulein von Brandau auf
ihrem Zimmer. Kannst Du mir vielleicht eine Andeutung
dafür geben?"
„Auch hierauf sollst Du offene Antwort haben, ob-
gleich ich gewissermaßen Verratk übe. Ich habe Grund
zu der Annahme, daß sie unvorsichtigerweise von gewissen
' Wünschen und Projekten Kenntniß erhalten hat, die uns

Er besuchte heute früh das katholische >Lt. Hedwigs-
Krankenbaus, wo er längere Zeit verweilte.
Frankreich.
Paris, 25. März. In der heutigen Sitzung des
Ministerraths unterzeichnete Carnot das Teeret,
betreffend die Umwandlung der französischen
Gesandtschaft in Washington in eine Botschaft.
Paris, 26. März. Nach einer Depesche des Gou-
verneurs des französischen Sudangebietes voni 24. März
hat Oberst Combes die Banden Sanory's, welche sich
in Guelea verschanzt hatten, vollständig ge-
schlagen und auseinandergesprengt. Zahlreiche Ge-
fangene und große Beute sielen den Siegern in die
Hände. Sanory ist von seinen Anhängern verlassen.
Man glaubt, daß seine Macht im Süden vollständig
vernichtet ist.
England.
London, 25. März. „Daily Cbrvnicle" wird aus
Petersburg über oas ständige Anwachsen der russischen
Freiwilligen-Flotte berichtet. Zwei neue Transporwampfer
für den Verkehr zwischen Odessa und Wladiwostok sollen
in England und Dänemark bestellt werden.
Amerika.
New-Aork, 25. März. Wie der „New-Aork-Herald"
aus Valparaiso meldet, ist der argentinische
Consul in Porto Alegre auf Befehl des Gouverneurs
der Provinz verhaftet worden.
Aus Wcry unö Ievn.
* Karlsruhe, 25. März. Das Leibgrcnadier-
Negiment Nr. 109 beging heute das Fest seines
90jährigcn Bestehens. Mittags 12 Uhr hielt Oberst
v. Kleist im Kascrnenbofe eine auf den Tag bezügliche
Ansprache und schloß mil einem Hoch auf den Kaiser.
Die Musik intonirte die alte badische Hymne, worauf
großer Appel stattfand. Vor der Kaserne concertirte die
Regimcntskapelle bis 1 Uhr. Aus dem festlichen Anlaß
sind die Mannschaften heute dienstfrei.
* Karlsruhe, 25. März. Die Leichenschaucr
im Großherzogthum Baden beabsichtigen, beim großk. Mini-
sterium des Innern wegen Erhöhung der Leichenschauge-
bühren vorstellig zu werden. Eine große Anzahl derselben
hat den in Karlsruhe wohnhaften Chirurgen Maisch
mit ibrer Vertretung beauftragt.
sisi Haudschuhshtim, 27. März. Gestern Nach-
mittag wurde von einem Velocipedfabrer, dessen Klingel
eine Anzahl spielender Kinder wohl nicht gehört hatten,

beide betreffen. Ich muß es Dir überlassen", setzte sie
schalkhaft lächelnd hinzu, „aus dem Umstande, daß sie
Dir in Folge dieser Mittheilungen auszuweichen strebt,
die richtigen Schlüsse zu ziehen."
„Hedwig, ich bitte Dich, gib mir Klarheit!" rief er
so stürmisch, daß sie fast erschrack, „ich bin jetzt überzeugt,
daß Du es kannst, ich will ja geduldig harren, aber sage
mir nur das Eine: Darf ich glauben, daß ich Frida
nicht gleichgültig bin?"
„Ei, ei, wie stürmisch auf einmal, Herr Dr. Kranz",
entgegnete sie mit frohem Lächeln. „Nun als treue
Bundesgenossen muß ich schon ein Uebriges thun. Aber
reinen Mund gehalten, das bitte ich mir aus. -— Ich
habe die Ueberzeugung, daß Frida Dich liebt, wenn sie
es mir auch nicht eingestanden hat. Du sollst sic auch
vor Deiner Abreise noch sehen nnd sprechen, aber —Du
darfst ihr jetzt noch nicht von Deiner Neigung sprechen.
Glaube mir, es ist besser so. Ueberlasse mir Alles. Rach
Deiner Rückkehr wird sich das Weitere finden."
Statt aller Antwort küßte Friedrich seiner Kousine
mit solcher Inbrunst die Hand, als ob es derjenige der
Geliebten wäre, dann kehrten sie Arm in Arm nach dem
Hause zurück.
Herr Hagendorfs und seine Schwester hatten die kleine
Szene vom Fenster aus gesehen und einen verständniß-
vollen Blick ausgetauscht. Sie ahnten nicht, wie wenig
das Resultat dieser Unterredung ihrer Kinder mit den
Wünschen der Eltern im Einklang stand.
Hedwig entschuldigte sich mit wirthschaftlichen Besor-
gungen, auch wolle sie einmal zu dem anderen jungen
Mädchen hinaufgehen. In Wahrheit sehnte sie sich nach
 
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