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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
No. 51 - No. 60 (1. März - 11. März)
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1893.

Heidelberg, Samstag, 4. März

Expedition:
Hauptstraße 25.

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Hauptstraße 25.

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ße 100.


Verkündigungsblatt und Anzeiger

Die,^8ürgerzeitung"
erscheint täglich mit Ausnahme von
Sonn- und Feiertagen.
Der Sonntagsnummer liegt ein Unter-
haltungsblatt, „Der Erzähler", mit dem
Humor. Repräsentanten „Der deutsche
Michel" bei

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Absatzgebiete. Mehr und mehr suchen sich jedoch die
Vereinigten Staaten nicht nur von fremder Einfuhr un-
abhängig zu machen, sondern sie sind auch bestrebt durch
eine beispiellos schnelle Entwickelung der eigenen Fabri-
kation mit den alten Industriestaaten auf anderen Märkten
in Wettbewerb zu treten. Die Zeit ist nicht fern, in
der besonders Deutschland in der Industrie der Vereinigten
Staaten einen gefährlichen Nebenbuhler auf dem Welt-
markt finden wird. Es ist dabei auch zu berücksichtigen,
daß es keineswegs zutrifft, wenn manche deutsche Fabri-
kanten annehmen, daß die Vereinigten Staaten wegen der
dort üblichen hohen Löhne in absehbarer Zeit nicht fähig
seien, gewisse billige Massenwaaren — Stapelartikel —
herzustellen. Diese Anschauung ist bereits heute durch
die Thatsachen mehrfach überholt. In manchen wichtigen
Artikeln, die bisher Deutschland nach den Vereinigten
Staaten lieferte, werden die dortigen hohen Arbeitslöhne
im Conkurrenzkampf schon gegenwärtig wieder ausgeglichen
durch die Größe der Betriebe, durch eine zweckmäßigere
Arbeitsmethode und andere Vortheile.
Die Kraft der Industrie in den Vereinigten Staaten
wird aber noch gesteigert, wenn sie manche ihrer aus-
ländischen Rohstoffe ohne den Druck der darauf ruhenden
hohen Zölle beziebcn kann. Pieses tritt ein, sobald das
Staatsruder wieder in die Hand Clevelands gelangt, der
bekanntlich den Willen äusierte, die hohen Zölle dcrMc.
Kinley-Bill zunächst auf die für die Industrie der Ver-
einigten Staaten nothwendigen ausländischen Rohstoffe zu
beseitigen oder doch zu mildern.
Unter solchen Verhältnissen ist cs für Deutschland
eine Pflicht, die Entwicklung der Industrie in den Ver-
einigten Staaten nicht nur sehr aufmerksam zu beobachten,
sondern auch von ihr zu lernen. Die Reichsregierung
scheint diese Anschauung zu theilen. Sie hat durch den
Herrn Staatsminister von Boettichei vor einiger Zeit ini
Reichstag das Versptechen gegeben, daß sie die Einsendung
junger Handwerker und Techniker zu der Weltausstellung
in Chicago nach Kräften unterstützen werde. Ueber diesen
Entschluß kann man sich umsomehr freuen, da neben der
Reichsregierung auch jedenfalls noch zahlreiche große
Fabriken und Untcrnehmerverbände in gleicher Richtung
wirken werden. Es ist dabei aber zu betonen, daß es
im Interesse unserer Industrie keineswegs genügt, wenn
etwa stark vorwiegend Techniker und Ingenieure, wirk-
liche Arbeiter jedoch nur vereinzelt nach Chicago gehen.
In sehr großer Zahl müssen tüchtige, einsichtsvolle und
und ernststrebende deutsche Arbeiter nach Chicago ge-
sandt werden; die Regierung und die unterstützenden

„Allerdings," entgegnete sie. „Mein Vater hat sich
erst vor einigen Monaten dort angesiedelt, nnd wollte
mir die mit einem Umzuge und der ersten Einrichtung
an einem neuen Wohnorte verknüpften Unannehmlichkeiten
ersparen. Ich habe mich seinem Wunsche fügen müssen,
obgleich ich mich nur sehr ungern zu einer längeren Tren-
nung von ihm entschloß."
„Auch ich mache die Reise zum ersten Male," be-
merkte Friedrich, „obgleich Waldau bereits seit zwei
Jahren der Wohnort meiner Mutter und meiner Schwester
ist. Ich habe in Breslau studirt und die Entfernung,
sowie die Vorbereitung zum Examen und schließlich
auch die Ableistung meiner einjährigen Dienstpflicht
haben mich den lange gehegten Reiseplan bis jetzt ver-
schieben lassen.
Die Meinigen haben sich übrigens, wie ich aus ihren
Briefen ersah, schnell in Waldau heimisch gemacht. Das
Städtchen ist zwar klein, aber es herrscht ein unge-
zwungener Verkehr zwischen den Familien, sie sind nach
Kräften bemüht, die mangelnden Kunstgenüsse, welche
dem Großstädter durch Theater, Konzerte u. s. w. ge-
boten werden, durch geselliges Leben und harmlose Ver-
gnügungen zu ersetzen. Es gibt da eine sogenannte
Kasino-Gesellschaft, die im Winter nicht nur Dilettanten-
Concerte, Kränzchen und dergleichen, sondern auch thea-
tralische Auffübrungen arrangirt, wie sie den bescheidenen
Ansprüchen ihrer Mitglieder genügen. Ich liebe dieses
sich mehr auf das Haus und die Familie konzentrirende
kleinstädtische Leben, meine schönsten Jugenderinnerungen
knüpfen sich daran, und ich glaube bestimmt, daß es auch
Ihnen dort gefallen wird."

Fabrikanten nnd industriellen Verbände sollten die
Mittel für diesen Zweck nicht karg bemessen.
Natürlich man darf sich nicht damit begnügen, die
Arbeiter auf das Geradewohl nach Chicago zu senden.
Es sind im Gegentheil schon frühzeitig entsprechende Vor-
kehrungen zu treffen, damit der Lern- und Lehrzweck der
Reise auch erfüllt wird. Die Arbeiter müssen befähigt
werden, die Zeit ihres Aufenthalts in den Vereinigten
Staaten auch wirklich nützlich anzuwenden. Vielleicht
durch Vermittlung des deutschen Ausstellungs-Coinmissars
müssen dort für alle größere Berufsgruppen sachver-
ständige Instrukteure — freundliche Führer, aber nicht
„schneidige" Vorgesetzte — für die nach Chicago kom-
menden deutschen Arbeiter gewonnen werden. Vor allem
wird es nicht genügen, daß unsere Arbeiter auf der Welt-
ausstellung das fertige Product irgend einer ausländischen
Industrie, und besonders der nordamerikanischen, sehen,
sondern sie müssen auch erfahren, wie dieses Product entsteht.
Sie müssen den Betrieb, die Arbeitsmethode, das einzelne
ihnen unbekannte, aber gut erscheinende Werkzeug und
seine Anwendung genau kennen lernen. Wenn es
möAich ist, soll daher dem deutschen Arbeiter die Ge-
legenheit geboten werden, sich nicht allein auf die Be-
sichtigung. der Ausstellung zu beschränken, sondern auch
Betriebe seines Berufes kennen zu lernen. Er soll den
amerikanischen Berufsgenossen an der Arbeit sehen, er
soll Gelegenheit finden, auch hier und überall zu prüfen,
zu vergleichen und zu lernen.
Eine derartige Äeltausstellungsfahrt erfordert aller-
dings mehr Zeit als ein flüchtiges Schauen. Aber gründ-
liche Studien lassen sich auch auf diesem Gebiet eben-
sowenig wie eine Kunst vom Zaune brechen. Gründ-
lichkeit der Studien ist unbedingt noth-
wendig, wenn die Ausstellungsfahrten deutscher Arbeiter
unser heimisches Erwerbsleben befruchten sollen.
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 2. März. Die Kronprinzessin
von Schweden und Norwegen hat beute Nach-
mittag mit dem Gotthardschnellzuge 4 Uhr 16 Min. die
Reise nach dem Süden angetreten. Dieselbe begibt sich
über Genua nach Rom und wird von dort aus zunnächst
nach Neapel Weiterreisen. Die Eltern und Anverwandten
der Kronprinzessin, sowie der Hofstaat und die obersten
Hofchargen verabschiedeten sich von derselben am Bahnhof.
Die Kronprinzessin und ihre Begleitung benützen zu der
weiten Reise von Basel aus einen Salonwagen der inter-
nationalen Schlafwagengesellschaft.

Sie nickte beistimmend, dann fragte sie, das Ge-
sprächsthema wechselnd:
„Sie waren längere Zeit in Breslau?"
„Im Ganzen zwei Jahre."
„Mein Vater stand früher in Breslau als Offizier
in Garnison," sagte sie halb in Gedanken verloren,
„auch nach seiner Versetzung bin ich noch längere Zeit
daselbst geblieben und habe es erst vor einigen Monaten
verlassen, um eine uns eng befreundete Familie in Berlin
zu besuchen.
Die Trennung von Breslau ist mir recht schwer ge-
worden, ich habe einen großen Theil meiner Jugend dort
verlebt und liebe die Stadt sehr."
„Und Berlin — hat es Ihnen weniger gefallen,
mein Fräulein?"
„Berlin gefällt mir," sagte sic offen, „die Berliner
ganz und gar nicht."
Er lachte.
„Man hört dieses Urtheil nicht selten. Das spezifische
Berlinerthum hat in der That für den Fremden wenig
Anziehendes. Ich möchte aber doch behaupten, daß die-
jenigen Elemeute, welche hauptsächlich dazu beitragen,
den Ruf des Berliners in Mißkredit zu bringen, in den
meisten Fällen zu jenem starken Zuzug gehören, durch
welchen die Einwohnerzahl der Hauptstadt in kaum dreißig
Jahren verdoppelt worden ist. Ich habe wenigstens nicht
selten die Beobachtung gemacht, daß Personen, welche den
echten Berliner in recht ostensibler Weise hervorzukehren
beflissen waren, bei näherer Prüfung zugestehen mußten,
daß ihre Wiege in Kyritz, Beeskow oder noch ferner ge-
standen habe.

WeL'tcLUssteU'ungsfcrHrten
deutscher- Arbeiter-.
Tüchtige Arbeiterbildung wird noch immer eine der
Grundlagen unserer wirthschafrlichen Zukunft sein. Daher
sollte kein Weg unbetreten bleiben, der zu einer Förder-
ung dieser Bildung führt. Namentlich gilt es auch, den
Blick unserer Arbeiter zu schärfen für die Vortheile in
den Arbeitsmethoden anderer Völker. Die großen In-
dustrieausstellungen, welche in unserem Jahrhundert die
Entwickelung der Arbeit aller Culturnationen zur An-
schauung bringen, bieten hierzu eine Gelegenheit, die
frühere Zeiten nicht kannten. Aber leider wird diese Ge-
legenheit zur Förderung der Arbeiter-Berufsbildung bisher
nicht ausgiebig genug benutzt. Doch heute drängt allein
der scharfe Wettbewerb der Jndustrievölker auf dem Welt-
markt immer niehr dazu, jene Ausstellungen nicht nur
'm wesentlichen als Vergnügungsstätten und interessante
Schaustellungen für die wohlhabenden Classen, sondern
als etwas höheres, als eine ernste Schule für die Arbeiter
M betrachten.
Besonders wichtig wird ist dieser Beziehung für
das deutsche Erwerbsleben die Weltausstellung in
Ehicago sein. Seit einem halben Jahrhundert bildet
der Markt der Vereinigten Staaten eines unserer wichtigsten

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Verlag der „Bürger-Zeitung".

Novelle
von C. Fontane.
(Fortsetzung.)
Der Wind hatte sich schärfer erhoben und wirbelte
den zu beiden Seiten dcr Landstraße liegenden Schnee
?uf, daß er in dichten Flocken gegen die Fenster des
Postwagens schlug. Die junge Dame lehnte sich in die
?cke des Wagens zurück und zog fröstelnd den Mantel
'ester zusammen. Hierbei warf sie einen flüchtigen Blick
^f den ihr gcgenübersitzenden jungen Mann und fragte
^nn unbefangen:
„Wie lange haben wir nach Waldau zu fahren, mein
Herr?"
„Die Entfernung beträgt zwei Meilen," erwiderte
Medrich, „das ergibt also eine Fahrzeit von zwei Stun-
dey. — Wenn es Ihnen erwünscht sein sollte, mein
Mulejn, die Ankunftszeit genau zu erfahren, so will ich
Postillion befragen."
. „Ich danke," erwiderte sie, eine goldene Uhr hervor-
^hend, und einen Blick darauf werfend, „ich weiß nun
^nigstens mit Sicherheit, daß wir vor Einbruch der
Dunkelheit eintreffen."
, „Gewiß, gewiß," bestätigte der junge Mann, „ich
^ke um 3 Uhr."
„ „Sie scheint nicht erwartet zu werden," dachte er bei
uh, dann fügte er laut hinzu:
, „Ich darf aus Ihrer Frage wohl schließen," mein
'"äulein, daß Sie Waldau zum ersten Male besuchen?"

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Rubrik N»

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