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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
No. 21 - No. 30 (25.Januar - 4. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0115

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Verkündigmrgsblatt und Anzeiger

Die,^8ürgerzeitung"
erscheint täglich mit Ausnahme von
Sonn- und Feiertagen.
Der Sonntagsnummer liegt ein Unter-
haltungsblatt, „Ter Erzähler", mit dem
Humor. Repräsentanten „Ter deutsche
Michel" bei

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Geschäfts- u- Privatanzeigcn Pf.

27.

Expedition:
Hauptstratze25.

Heidelberg, Mittwoch, 1. Februar

Expedition:
Hauptstraße 25.

1893.

Der Abonnementspreis
für die
„Wüvgev - Zeitung"
beträgt
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vierteljährlich 1 Mk.
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Bestellungen der „Bürger-Zeitung" werden für
»uswärts durch die Post innerhalb der Stadt durch unsere
Träger entgcgengenommcn.
Verlag der „Bürger-Zeitung".

Werschieöenes vom Gage.
Zur Militärvorlage. — Zu den Vertretern und
Verfechtern der Militärvorlage bat sich nunmehr auch
in hervorragender Militär, der General der Jnsantenc
dn Lcszynski, der Vorgänger des Grafen Waldersee
n der Leitung des IX. Armeecorps zugesellt.
Er veröffentlicht in der „Köln. Ztg." eine „Mahnung
n letzter Stunde." Da wird ausgeführt, daß wir heute
loch die Freiheit des Handelns haben, nach wenigen
fahren sei das nicht mehr der Fall; das sei ein mathe-
matisch sicheres Erempel, welches kein Sachverständiger
ezweifcln könne. Seit 1879 sei die Möglichkeit eines
krieges nach zwei Fronten aufgetreten. Im Jahre 1887
abe Kaiser Wilhelm I. dem General v. Leszynski nach
messen Rückkehr aus Rußland gesagt: „Ich sehe schon,
dir müssen uns anders organisiren. So lange ich lebe,
»ird es wohl gehen, mein Sohn mag es dann machen".
Rußland fei seit 1888 wahrhaft sprungweise vorgeschritten
>nd Frankreich habe mit der Durchführung der all-
emeinen Dienstpflicht Massen geschaffen, die uns an
fahl überlegen seien. Die Armee habe die Kraft, die
In schwerem Weröacht.
1>) Criminal-Novellc
»on Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
Auf einem wackeligen Holzstuhle, dem Eintretcnden
en Rücken zukehrend, hatte sich's nämlich ein Individuum
equem gemacht, das man auf den ersten Blick für einen
: ewöhnlichen Landstreicher hätte halten können, dessen ver-
ebte Galgenphysiognomie bei näherer Betrachtung jedoch
>°ch viel schlimmere Vermuthungen wachrufen mußte,
- -er Mann mochte ungefähr vierzig Jahre alt sein; seine
lleidung, ein ehemals sehr eleganter Anzug nach einer
Hertings längst verflossenen Mode war abgetragen und
Heilweise zerrissen, die kleinen wohlgeformten Hände steckten
1 einem Paar durchlöcherter Glacehandschuhe, deren ur-
»rüngliche Farbe selbst durch das geübteste Kcnnerauge
icht mehr hätte festgestellt werden können, und auf der
Pk gerötheten Nase saß ein stählernes Pinccnez, hinter
Pen Gläsern sich das unheimliche Blinzeln der kleinen
fischen Augen nur notbdürftig verbarg. Die Art und
Pjse, wie der seltsame Gast den spärlichen Rest seines
sinklen Haupthaares arrangirt und die Spitzen des kecken
'^chrmrrbärtchens nach oben gedreht batte, ließ deutlich ge-
sdie Absicht erkennen, sich den Anschein einer ge-
Eenen Größe zu geben und in der That war trotz des
^erlichen Stempels von Verworfenheit und Gemeinheit,
llcher diesem von allen Lastern durchlebten Antlitz auf-
'ftückt war, eine gewisse selbstbewußte Vornehmheit in
A scharf geschnittenen Zügen nicht zu verkennen.
Bei dem Geräusch, welches das Oeffnen der Thür und

zweijährige Dienstzeit hinzunehmen; es wäre schlimm um
uns bestellt, wenn der militärische und nationale Sinn
nicht noch andere Aufgaben bewältigen könnte. Bei einer
Frage, die das Wohl und Wehe des Vaterlandes berühre,
könne die Geldfrage nie und nimmer entscheiden. Die
deutsche Nation stehe an einem Wendepunkte, es frage
sich heute: „Wollen wir die in heißen Kämpfen er-
rungene Stellung behaupten oder nicht? Führen wir
ein starkes Schwert, so behaupten wir uns, führen wir
ein rostiges Schwert, rostig durch die Uneinigkeit der Par-
teien, so behaupten wir uns nicht. Darum bandelt es
sich." -
Frankreich und die ägyptischen Dinge. — Der
mit hochgradiger Erregung gemischte Unmuth, der die
Franzosen angesichts der neuesten Wendung der ägyp-
schen Dinge ergriffen hat, stellt ihrer Logik und ihren
Gedächtnißfähigkeitcn kein besonders günstiges Zeugniß
aus. Die politische Tagcspressc in Paris und in der
Provinz, aufgeschrcckt durch die brutale Sprache derThat-
sachen, entrüstet sich einmal über das andere gegen
die „treulose, völkerrechtswidrige, Vertragsbrüchige Politik"
des Londoner Cabinets, vergißt aber ganz und gar, das
Alles, was mißfällt, geraden Weges auf das Verschulden
ihrer eigenen Staatsleiter zurückgeführt werden muß.
Wie immer man über die Berechtigung und Zweckmäßig-
keit der englischen Okkupation vom internationalen Stand-
punkt aus urtheilt, soviel steht doch objcctiv fest, daß Eng-
land nun und nimmermehr die Gewalt nach Belieben
daselbst zu schalten und zu walten, erlangt haben würde,
hätten Frankreichs Regierung und Volk, statt unver-
wandten Blickes auf das Loch in den Vogesen zu
stieren, sich gewissenhafter um die Rechte und
Pflichten ihrer Weltmachtstellung gekümmert. Gerade
Egypten nimmt einige der glänzendsten, ruhmvollsten
Blätter in der neueren Geschichte Frankreichs ein. Die
Heldenkundc der Pyramidenschlacht, die epochemachenden
Verdienste der französischen Egyptologen um die Ent-
schleierung der Geheimnisse altegyptischer Kulturepochen,
das technische Wunderwerk des Baues des Suezkanals —
alles das sind Momente, deren Erinnerung das Herz jedes
Franzosen von patriotischem Stolz schwellen macht. Und
neben dieser idealen Seite der Sache standen in Egypten
noch materielle Interessen ersten Ranges für Frankreich auf
dem Spiel. Vergebens. In seiner einseitigen Verbissen-
heit auf den Revanchegedanken ließ Frankreich nach Ablauf
des westmächtlichen Kondominats den Zeitpunkt, sich
dauernd eine gleichberechtigte Stellung neben England
im Nillande zu sichern, unbenutzt verstreichen — und:

das Eintreten des Marquis verursachten, wandte der
Andere leicht den Kopf und ein unangenehmes, höhnisch-
freundliches Grinsen verzog für einen Augenblick seine
Mundwinkel. Er rührte sich indessen nicht von seinem
Platze, sondern wartete es ruhig ab, daß d'Hervilly dicht
vor seinen Stuhl trat und Ihn mit halb finsteren, halb
verwunderten Blicken vom Kopf bis zu den Füßen musterte.
Mehr als eine Minute verstrich, ohne daß eine der
beiden Persönlichkeiten, die sich offenbar heute nicht zum
ersten Male in ihrem Leben begegneten, -das Schweigen
gebrochen hätte und ohne daß das widerliche Lächeln von
dem Gesicht des Vagabonden verschwand ; dann aber stieß
der Marquis mit einer verächtlichen Bewegung und einem
leichten ironischen Lachen in französischer Sprache hervor;
„Jetzt fange ich in Wirklichkeit an, zu verstehen,
warum Jacques Ferrolt, oder vielmehr der Herr Graf de
Courtois, diese unbeschreiblich elende Dorfschenke zum Em-
pfang seiner Gäste ausersehen hat. Als ein so vollendeter
Lump in der Residenz zu erscheinen, wär allerdings sehr
gefährlich gewesen."
Der Angeredete schien durch diese unverblümte An-
spielung auf sein Exterieur nicht im mindesten beleidigt
zu sein; mit einem gewissen Behagen ließ er die Spitzen
seines Schnurrbarts durch die aus dem zerrissenen Hand-
schuh hervorschauenden Fingerspitzen der rechten Hand
gleiten und blinzelte hinter der Lorgnette lauernd zu der
eleganten Erscheinung d'Hervilly's empor.
„Getroffen, Freund Duval!" sagte er in jenem
schnarrenden, näselnden Tone, der von blasirten Gecken
häufig fir vornehm gehalten wird. „Ich fürchtete, Dich
zu geniren, wenn ich Dir in dieser, von der weiten Reise

„was Du der Minute ausgeschlagen, bringt keine
Ewigkeit zurück." Jetzt ist in Paris die Erregung groß
und guter Rath theuer. Man möchte die egyptischen
Unterlassungssünden der Vergangenheit wettmachen, aber
wie? Soll Europa für Frankreich die Kastanien aus
dem Feuer holen? Etwa dieselben Mächte, denen die
furchtbaren Kriegsrüstungen der Republick gelten, die
Europa nicht zur Ruhe kommen lassen? Dieselben
Mächte, deren Botschafter unter den Augen der französischen
Minister von einer zügellosen Presse ungestraft insulirt
werden? Ein Appell an die europäischen Mächte hätte
für Frankreich unter solchen Umständen keinen Sinn.
Frankreich erntet ani Nil jetzt die Früchte einer Saat,
welche politischer Unverstand und fanatischer Chauvinis-
mus seinerzeit ausgcstreut haben.

Deutsches Reich.
Berlin, 30. Jan. Der „Reichsanzeiger" veröffent-
licht einen Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler,
worin der Kaiser allen, welche an dem Geburtstage seiner
gedachten, Dank sagt, und den Erlaß zu veröffentlichen
beauftragt. Vor allem habe es dem Herzen des Kaisers
wohlgethan, so häufig dem Ausdruck der opferbereiten
Vaterlandsliebe und des Vertrauens in seine Bestrebungen
für die Sicherheit des Vaterlands zu begegnen, wodurch
seine Zuversicht bestärkt worden sei, daß diesen Bemühungen
unter Gottes gnädiger Führung der Erfolg nicht fehlen
werde.
Berlin, 30. Jan. Dem Reichstag ging heute
der Handelsvertrag mit Egypten zu.
Berlin, 30. Jan. Der Tert zu der Predigt, welche
der stellvertretende Schloßpfarrer Dr. Dry and er bei
dem Gottesdienst am 27. d. M., dem Geburtstage des
Kaisers, in der Schloßkapelle hielt, war dem Vernehmen
der „Kreuzzeitung" zufolge von dem Kaiser selbst aus-
gewählt worden; er lautete: Ev. Lucae 11, V. 21—22:
„Wenn ein stark Gewappneter seinen Palast bewahret,
so bleibet das Seine mit Frieden. Wenn aber ein
Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt
er ihm seinen Harnisch, darauf er sich verließ, und theilet
den Raub aus," und Psalm 50 „Ruse mich an in der
Noth, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen."
Man will in dieser Wahl eine Anspielung auf die Militär-
vorlage erblicken, was denn auch nahe genug liegt. —
Der Spruch, den der Kaiser unter das Bild gesetzt
hat, das er dem früberen Justizmiuister Friedberg zu
dessen achtzigstem Geburtstag übersandt: „Xonn, ms

etwas angegriffenen Toilette meine Aufwartung machte
— und dann war ich ja auch überzeugt, das Gaston
Duval einen Spazierritt von einigen Meilen machen würde,
um einen so treuen, alten Kameraden wiederzusehen!"
„Nun, ich muß gestehen, daß diese banditenmäßige
Umgebung vortrefflich zu Deinem Aussehen paßt, aber
mir bebagt es hier so wenig, daß ich uns Beiden die
Freude des Wiedersehens unter solchen Umständen qern
erspart hätte."
„Bah — Du machst von der momentanen Erniedrigung
meines äußeren Menschen wirklich mehr Aufhebens, als
die Geschichte werth ist. Schon morgen wirst Du hoffent-
lich die Freude baben, mich vollständig neu cquipirt in
Deine Arme schließen zu können."
„Du wirst doch nicht etwa die Absicht haben, mich in
der Residenz zu besuchen?"
Ferrolt wiegte bedächtig das Haupt.
„Kommt Alles auf die Umstände an, mein lieber
Duval."
„d'Hervilly, wenn ich bitten darf, verbesserte der Marquis.
Der Vagabond lachte spöttisch auf.
„Was sollen diese Narrenspossen unter zwei so ver-
trauten Freunden! Reden wir lieber frisch von der Leber
weg; vor Lauschern sind wir hier vollständig sicher, denn
unsere halb taube und dreivicrtel blödsinnig? Wirthin wird
sich wohl schwerlich je in ihrem Leben mit dem Studium
der französischen Sprache beschäftigt baben- — Also ob
ich Dich in der Residenz mit meiner Gegenwart zu er-
freuen habe oder nicht, liegt ganz in Deiner Hand."
„Wenn meinWunsch maßgebendsein soll, so bitte ich
Dich, so bald wie möglich nach Frankreich zurückzukehren."
 
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