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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
No. 31 - No. 40 (5. Februar - 16. Februar)
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Eine verschiedenartige Behandlung der leichten und
schweren Biere liegt nahe genug. Die leichten Biere sind
seit Jahrhunderten im Volke verbreitet, was sich von den
schweren zumeist nicht sagen läßt. Sie sind das Getränk
der Arbeiter und des ärmeren Mittelstandes, denen alle
Parteien Steuererleichterungen wünschen. Sie werden
nicht in den prächtigen Bicrpalästen verschenkt, die keiner
Schonung bedürfen, sondern von kleinen Wirthen und
kleinen Händlern. Sie werden zumeist nicht in den
modernen Bierfabrik.n hergestellt, die hohe Dividenden
zahlen, sondern in den auf dem Lande zerstreuten
Brauereien, die in ihrer Eristenz bedroht sind, wie all-
gemein zugegeben wird und ja auch zahlenmäßig deutlich
genug bewiesen werden kann. Sie sind es, die den
Schnaps verdrängen, denn die schweren Biere sind für
die Branntweintrinker zu tbeuer. Niemand kann den
Verbrauch dieser Biere als eine wirthschaftlichc Verschwendung
bezeichnen; durch Vorliebe für sie hat sich noch niemand
ruiniert. Sie üben keinen schlechten Einfluß aus Geist,
Gemüt und Sittlichkeit der Menschen aus, sie berauschen
und betäuben nicht uno geben somit keinen Anlaß zu
Unglücksfällen, Vergehen und Verbrechen. Sie können
als bloße Genuß- und Lurusgctränke aufgesaßt werden,
sondern sind einfache Durstlöschungsmittel, deren Nahrungs-
werth zu ihrem Preise in keinem so großen Mißverhält-
niß steht, wie das bei den schweren Bieren der Fall ist.
Trotz dieser vortrefflichen Eigenschaften nimmt be-
kanntlich der Verbrauch dieser leichten Getränke sehr
stark ab. In vielen Gegenden, wo sie früher das alltäg-
liche Getränk waren, sind sie jetzt von ihren Freunden
gar nicht mehr zu erlangen. 'Diese Erscheinung hat mehr
Ursachen, als wir hier aufzäblen können. Jedenfalls
haben die Wirthc und Brauer diese Biere nicht an-
nähernd fo gepflegt wie die schweren, nach bairischer Art
gebrauten. Aber auch die Besteuerung durch Staat und
Gemeinden bat aus diesen Bieren allzuschwer gelastet.
Es liegt aus der Hand, daß sie, deren Eristenz ohnedies
bereits gefährdet ist, keine Besteuerungsart vertragen
können, wie die theueren Lager- und echten Biere. Es
ist schwer erfindlich, weshalb sie nicht überhaupt frei-
gelassen werden sollten. Das Reich, das bereits auf
Kaffee, Tbee, Kakao hohe Zölle gelegt hat, darf doch
nicht das letzte, dem kleinen Manne zur Verfügung
stehende Ersatzmittel für Branntwein, das leichte Bier,
noch verlheuern und dadurch vielleicht völlig vernichten.
Auf jeden Fall muß die Forderung zu Gunsten der
leichten Biere aufrecht erkalten bleiben.

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solcher orrsweist, ist dos Recht
ein geräumt, monatlich je eine die
Bedürfnisse des Haushaltes betreffende
Anzeige (Familienanzeigen, Dienstboten-
gesuche, Wohnungsanzeige u. s. w.) bei
uns anfzugeben. Diese Ausnahmen ge-
schehen stets unentgeltlich.
Bestellungen der „Bürger-Zeitung" werden für
auswärts durch die Post; innerhalb der Stadt durch unsere
Träger entgegengenommen.
Verlag Ser „Bürger-Zeitung".

Zur Westeuerung öes Wieres.
Ein Vorschlag deS „Deutschen Vereins."
Ein sehr beachtenswerther Vorschlag in Sachen der
umstrittenen Brausteuer und aller zukünftigen Besteuer-
ung des Bieres im Reiche, in den Einzelstaaten und
Gemeinden geht von denk Deutschen Verein gegen den
Mißbrauch geistiger G_etränke aus. In einer
kürzlich im Reichstagsgebäudc abgehaltencn Sitzung sind
die Vertreter dieses Vereins zu der grundsätzlichen For-
derung gelangt, daß leichte und schwere Biere verschieden-
artig zu besteuern, die leichten, wenn überhaupt, so doch
äußerst gering zur Besteuerung heranzuzieben seien. Als
Grenzen zwischen leichten und schweren Bieren empfiehlt
der Verein 21/2 Proc. Alkoholgehalt. Die Durchführbar-
keit des Vorschlags in brauerei- und steuertechnischer Be-
ziehung ist von Sachverständigen geprüft und zugegeben.
So ungemein bequem wie die jetzt von der Reichs-
regierung vorgeschlagene Verdoppelung der Biersteuer ist
die Sache freilich nicht, sie setzt voraus, daß die Steuer-
behörden und Beamten einiges hinzulernen; aber daran
Wird die im Interesse der Gerechtigkeit und Volksmäßig-
keit aufgestellte Forderung hoffentlich nicht scheitern.

Deutsches Reich.
Berlin, 6. -^ebr. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht
die Verleihung der Krenc zum Rothen Adlerorden zweiter
Klasse mit Eichenlaub an den Geh. Oberregierungsrath
Professor Hinz peter in Bielefeld, den ehemaligen Er-
zieher des Kaisers.
Berlin, 6. Febr. Der Reichsanzeiger veröffentlicht
den Gesetzentwurf, betreffend die Bekämpfung der
gemeingefährlichen Krankheiten, nebst Be-
gründung. Der Entwurf umfaßt 46 Paragraphen über
Anzeigepflicht, Krankheitsermittlung, Schuymaßregeln,
Entschädigungen, allgemeine Vorschriften und Strafvor-
schriften.
Berlin, 5. Febr. Die Subkommissiou der Mili-
tär komission erhielt gestern Mittheilungen über die
Gestaltung des ExtraordinariumL. Damit ist ihre Auf-
gabe erledigt; sie erstattet durch Hinze Dienstag Bericht
in der Kommission.
Wilhelmshaven, 6. Febr. Der Kaiser gedenkt
am 16. Februar zur Rekrutenvereidigung und Besichtigung
hier einzutreffen.
Oldenburg, 6. Febr. Ein kurzer Besuch des Kaisers
wird hier gegen Mitte Februar erwartet.
Frankreich.
Paris, ü. Febr. Mehrere Blätter melden, König
Milan sei gestern nach Frankfurt gereist, um über den
Ursprung der Nachricht, betreffend die Tänzerin Subra,
Ermittlungen anzustellen. — Die Tänzerin Subra,
vom „Echo de Paris" interviewt, äußerte die Absicht,
die „Frankfurter Zeitung" zu verklagen wegen der an-
geblich unrichtigen Nachricht über ihre Schulforderung
an König Milan.
Paris, 6. Febr. Der Graf von Paris bat
seinen Anhängern angezeigt, daß der Herzog von
Orleans, der sich bereits auf der Rückreise befinde,
demnächst mit ihm in Sevilla zusammentrcffen werde.
Paris, 6. Febr. Klcmeueeau, der von Roche-
fort beschuldigt wird, für das Journal „Justiee" 3^
Millionen von Herz erkalten zu haben, erbietet sich,
die Bücher des Journals der Üntersuchungskomniission
zur Verfügung zu stellen.
Italien.
Rom, 5. Febr. Gegen Abend wurde Baron Michele
Lazzaroni, Neffe des verhafteten Kassirers der „Danca
Romana" und Verwaltungsratb der letzteren, wegen Thcil-
nabme an den bekannten Vorkommnissen verhaftet. Der

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Der Ubsmrementspreis
für die
„Wür-ger-- Zeitung"
betragt
monatlich mn 40 Psg
mit Trägcrlohn, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mk.
ebne Zustellungsgebühr.

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Als der Assessor mit seiner unerwarteten Beute das
Hotel verlassen batte, blieb er noch einen Augenblick nach-
denklich auf der Straße stehen, unschlüssig in welcher
Weise er seinen Fund am zweckmäßigsten verwenden solle.
Sein erster Gedanke war, direkt zu Hellborn zu eilen
und ihm triumpbirend das Papier vor Augen zu halten;
aber bald ließen ihn die Bedenken, daß der gegen seinen
sonderbaren Verdacht nun einmal voreingenommene Freund
auch diesem Beweisstück noch keinen Glauben schenken
könnte, diese Absicht aufgeben und einen, wenn auch
langsameren, so doch sicheren Weg zur Erreichung seines
Zieles suchen.

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Mit devotester Miene und hundert Verbeugungen
eilte ihm George entgegen, indcß wäre es bei seiner an-
geborenen Redseligkeit um die Wahrung des Geheimnisses
von der Anwesenheit des fremden Herrn doch wohl schlecht
bestellt gewesen, wenn nicht d'Hervillv selbst mit einer
kurzen Handbewegung jedes weitere Gespräch abgeschnitten,
und den Kellner bedeutet hätte, ibm das Mittagessen
nachher oben im Zimmer zu servircu, da er nicht an der
Hoteltafel zu speisen wünsche.
Wenn eS indessen die Absicht des Marquis gewesen
war, ungestört zu bleiben, so sollte er seinen Zweck da-
mit noch keineswegs erreicht Haben, denn kaum war eine
Viertelstunde verflossen, als ihm in der Gestalt eines
hageren, schwarzgekleideten Herrn, der sich als Polizei-
Kommissär Kreter selbst verstellte, ein Besuch, von
unter solchen Umständen etwas unheimlicher Art zngesübrt
wurde. —- > .
d'Hervilly gab sich denn auch vergebliche Müke, das
ängstliche Pochen seines Herzens und das Zittern seiner
Hände zu bemeistern, als jener in höflicher Form den
Wunsch ausdrückte, die Lcgitimationspapicre des Herrn
Marquis einer kurzen Prüfung zu unterziehen.
Da der Verbrecher jedoch nur zu gut wußte, daß
ihm selbst im allerschlimmsten Falle jedes Zögern oder
gar der Versuch eines Widerspruches nur schaden könne,
so öffnete er mit lächelnder Miene eine Brieftasche und
überreichte dem Beamten einige sorglich zusammengefaltete
Papiere.
„Ich weiß zwar nicht, Herr Kommissär", fügte er
hinzu, „wodurch ich mir das Mißtrauen einer hohen
Behörde zugezogeu habe; aber ich beeile mich, nichts-

cidelbttg-
bruar
idttust
von Osk-r
v Kadelburs

destoweniger Ihrem Wunsche nach besten Kräften zu
entsprechen."
„Es ist nur der Ordnung wegen,
Herr; „Sie dürfen sich nichts
quis. Nnd da, wie ich sehe, Mes seine Nichtigkeit bat,
so bitte ich Sie, die Belästigung zu entschuldigen."
Damit reichte er d'Hervilly die flüchtig durchgesehenen
Papiere zurück und empfahl sich mit einer höflichen Ver-
beugung, um sich zur Berichterstattung über den Ausfall
seiner Mission zu dem Oberstaatsanwalt von Hellborn
zu begeben.
Der Marquis aber, welcher beim Weggange des Be-
amten erleichtert aufgeathmet hatte, warf sich in ein
Fauteuil und dachte darüber nach, wer wohl der unbe-
kannte Feind gewesen fein könne, der ihn durch irgend
eine Warnung bei der Polizei der Residenz verdächtigt
haben könne.

In schwerem Verdacht.
Eriminal-Novelle
von Reinhold Ortmann.
(^srstcyung-)
Der Kellner erröthete wie ein junges Mädchen. Seine
Berechnungen hatten ihn getäuscht und er fühlte, daß es
für ihn das Beste war, sich in das Unabänderliche zu
fügen. Zwar versuchte er noch etwas von Eigenthums-
techf und Mißverständniß hervorzustottern, aber der Assessor
dahm nicht die gering e Notiz davon, sondern fuhr, sich
Erhebend, mir der größten Ruhe fort:
„Sprechen wir nicht weiter darüber. — Ich wünsche,
der Herr Assessor nichts von meiner Anwesenheit e.r-
f»bre: ich gedenke, ihn z: überraschen und werde das
Ftückchen Papier als eine Bürgschaft für Ihre Diskretion
auf Weiteres behalten. — Da, nehmen Sic dieses
mr Jbre Fettversaumniß! — Adieu i"
Das blanke Goldstück, welches in die allezeit offene
Mnd des Kellners geglitten war, verwandelte den Aergcr
Jsselben in eine gewisse Zufriedenheit und wenn er cs
unbekannten Herrn auch noch immer nicht vergessen
Kirnte, daß ihn derselbe auf solche Weise überrumpelt
Me, so niußre er dem cingestehen, daß das Trinkgeld
mne kühnsten Erwartungen weit überstieg. Zudem blieb
rNr zum Nachdenken und zum Schmieden von Rachc-
^änen nicht viel Zeit, denn kaum hatte Braunfels das
Vvtel verlassen, als unten auf dem Hofe Pferdegetrappel
gleich darauf auf der Treppe der leichte Schritt des
Marquis d'Hervilly vernehmbar wurde.

nirst,
'nwurst,
fiirste,
brüste,
ulken,
bt.
kalten


Verkündigungsblatt nnd Anzeiger

Dir,^ürgkrzeitung"
erscheint täglich mit Ausnahme von
Sonn- und Feiertagen.
Der Sonntagsnummer liegt ein Unter-
haltungsblatt, „Der Erzähler", mit dem
Humor. Repräsentanten „Der deutsche
Michel" bei.

Träqrrlodn, durch
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Aisertiausprcis: W

Ubsnuenrentspreis °
für Heidelberg: monatl- 46 Pfg. mit
Träqerlobn, durch die Post bezogen
vicrtcljädrl. Mk. 1.-- ebne Znstellgeb.
.h. h , ' ' i PH für di- t-ipalt.
Petitzeilc od. deren Raum. Fur-ocalc
Geschäfts- u- Prlkaranuna-.m 8 Vk-

18S3.

Heidelberg, Mittwoch, 8. Februar

Expedition:
Hauptstraße 28.

Expedition:
Hauptstraße 28.
 
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