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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 31 - No. 40 (5. Februar - 16. Februar)
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selbst, wenn sic der Stimme der Vernunft, hätte Folge
geben wollen, wäre sie außer Stande gewesen, ein Miß-
trauen gegen den schnell gewonnenen Freund zu em-
pfinden. — Sie entzog ihm deßbalb ihre Hand nicht,
und ibre Stimme klang fest und ruhig, als sie ibm
erwiderte:
„Ich habe Ihnen schon früher erklär!, Herr von
Braunfels, datz ich alles thun will, was in meinen
Kräften steht, uni meinen armen Bruder aus dem Ge-
fängnisse zu befreien."
„Und Sic wollen mir vertrauen, ohne mich zu
kennen? Sie wollen meiner Führung folgen, ohne zu
wissen, ob es lautere Motive sind, die meine Handlungs-
weise bestimmen?"
„Ich halte Sie für einen Ehrenmann, mein Herr,
und werde zudem in der Befolgung Ihrer Rathschläge
nur so weit gehen, als es niir mein Ehrgefühl gestattet."
„Niemals werde ich von Ihnen etwas verlangen,
das geeignet sein könnte, Ihren guten Nuf zu schädigen,
und ich bitte Sie darum, mir in dieser Hinsicht vollen
Glauben zu schenken und sich nicht vielleicht durch den
zweifelbaften Anschein, welchen mein unbekannter Plan
im ersten Augenblick für Sie haben mag, täuschen und
abschrecken lassen."
Sie schwieg, aber in ihren Mienen war es deutlich
zu lesen, daß er mit Sicherheit aus die Gewährung seiner
Bitte hoffen durfte. Dieser Ausdruck war dem scharfen
Beobachter denn auch keineswegs entgangen und seine
Stimme klang recht zuversichtlich und sicgesgewiß, als er
binzusügte:
„Aber wir haben keine .-seit mehr zu verlieren. Fede

Zwar wurde dieses Mal nicht, wie bei seincni ersten
Besuche, die Thür geöffnet, noch ehe er gewagt hatte, an-
zupochen, aber die Schnelligkeit, mit welcher ihm auf sein
bescheidenes Klopfen Einlaß gewährt wurde, verrieth zur
Genüge, daß der Klang seines Schrittes das junge Mäd-
chen bereits zur Thüre hingezogen hatte.
Mit gespanntester Erwartung und zugleich mit dem
Ausdruck vollsten kindlichen Vertrauens richteten sich die
großen blauen Augen auf das Gesicht des Eintretenden,
und als ihr Braunfels mit herzlichem Gruße seine Hand
entgegenstrcckte, legte sic ohne Scheu die feinen schlanken
Finger in die seinigen, als wäre es ein lieber, alter
Freund und nicht ein vollständig unbekannter Mensch,
den sie erst zuni zweiten Mal in ihrem Leben sah. Sie
fragte ihn nichts, sondern führte ihn schweigend in das
Wohnzimmer, bot ihm eineu Stuhl und wartete gedul-
dig auf den Augenblick, wo jer ihr den Grund seines
Kommens mittheilen würde.
Er wandte sich zu ihr und ergriff noch einnial die
schmale weiche Hand, die sich auf den Rand des zierlichen
Nähtischchcns gestützt batte.
„Mein Fräulein! — Ihres Bruders — ich darf
wohl sagen, unsere Sache steht gut, über Erwarten gut,
und wie ich hoffe, trennt uns nur noch ein einziger
Schritt von dem Augenblick, wo wir uns sagen dürfen,
daß wir dem unschuldig Verhafteten die Pforten seines
Gefängnisses erschlossen haben- Aber um diesen Schritt
auszuführen, bedarf ich Ihrer Milwirkung, Ihrer Unter
stützung. Sind Sic bereit, mir dieselbe zutheil werden
zu lassen?"
Louise zögerte einen Moment mit der Antwort, aber

In schwerem WeröcrchL.
Criminal-Novelle
»on Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
Mit hoffnungsstrahlendem Gesicht sprang der Assessor
Mötzlich empor, griff nach seinem Hute und eilte, zum
^sten Male in seinem Leben, ohne seine geringe Zeche
bezahlen, auf die Straße hinaus. Während er
^Nellen Schrittes die Richtung nach jener Vorstadt ein-
Mug, in der die Wohnung des Mechanikers Weiß ge-
Ezen war, sprach er selbstzufrieden vor sich bin:
. „Wenn sie sich herbeiläßt, das zu thun, so muß mein
>uan unter allen Umständen gelingen. Abenteuerlich ge-
?äg ist er freilich, aber das Glück hat sich mir bis jetzt
^er Erwarten hold erwiesen, so daß es mich sicher
jetzt im letzten, entscheidenden Augenblicke, nicht
^lassen wird."
Elastischen Schrittes und glänzenden Auges sprang
die saubere, weißgescheucrte Treppe zu der wohlbe-
^Men traulichen Behausung empor, aber es war nicht
^cin die Freude über die Fortschritte, welche seine Nach-
?ffchungcn in den letzten Stunden gemacht, die sein
lauter uud stürmischer pochen ließ, es war auch das
^etliche Bewußtsein, in der nächsten Minute wieder jenen
^ienvollen Zügen und jenem unergründlich tiefen Augen-
mr gegenüber;usteben, das ihm während des ganzen Tages
geschwebt Hatte, wie eine süße, verheißungsvolle Be-
>, Aung für sein wackeres Wirken im Dienste des Rechts
der Wahrheit.

»Mk.p.Mon-
> . sogleich.
1 Z. 1 Küche-
wbl. Zimmer-
che ui- Zubeh-
il, m. a. Zuh-
u. Zubch. sof
Z. m- K-sot-
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t., per sofort-
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U., per sofort-
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Monat lang
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der
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ualitäten

DüMk-U ItÜum

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34. Heidelberg, Donnerstag, 9. Februar «LKL--. 1«9S.

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Verlag der „Bürger-Zeitung".

Em Klagtruj der LlMdwirthschaft.
„Mahnung an die Deutschen Landwirthe."
Eine größere Anzahl von mittleren und kleineren Land-
«virlben veröffentlicht in der „Kreuzzeitung" als
„Mahnung an die deutschen Landwirthe"
eine sehr bewegliche Klage über die Lage der deutschen
Landwirthschaft, über deren Behandlung seilens der Re-
gierung, über ihr eigenes Verhalten und ihre Aussichten
für die Zukunft, die als tröst- und hoffnungslos hin-
gestellt werden, wenn nicht von allen Seiten ein Auf-
taffen und tbatkräftiges Eingreifen stattfindc. Das Be-
fchwerderegister der Herren, unter denen sich neben zahl-
reichen Rittergutsbesitzern, Bauern, Ackerbürger u. s. w.
befinden, ist lang, aber es enthält manchen bcmcrkens-
kcrtben Punkt, der wohl der Beachtung der leitenden
kreise, und zwar nicht nur Preußens werth wäre. Es
geht zunächst die einzelnen Zweige des Landwirthschaft:
^o rnbau, Schafhaltung, Schweinemastung, Rindvicherport,
Hücker-, und Epiritusindustrie u. s. w. durch und klagt
babei die Zoll- und Handelspolitik an, daß sie jeden der-
f^ben aufs tiefste schädige, ja dieselben schließlich ver-

nichten müsse. Wir öffneten unsere Grenzen der Con-
currcnz des Auslandes, während gegen uns das Ausland
seine Grenzen verschlösse. Leim Bau neuer Bahnen
würden nur die Städte berücksichtigt, wenn auch keine
Industrien dort betrieben würden, das Land aber mit
seinem Landwirthschaftsbetriebe ließe man links liegen.
Bei der Ausführung der socialen Gesetzgebung würden
Millionen verschleudert, anstatt für die Landwirthschaft
mit allen ihren Nebengewerben eine große Berufsgenossen-
schaft zu bilden, und während der Staat vorgebe, für die
Landwirthschaft, für Landesmcliorationen u. s. w. kein
Geld zu haben, stecke man in öffentliche Prachtbauten
Millionen über Millionen, und bei der Verpflichtung zu
Schulbauten kenne die Burcaukratic keine Beschränkung.
Dabei stiegen die Lasten des Landmanns durch Löhne,
Steuern, Kosten der socialen Gesetzgebung und Belastung
durch Ehrenämter. Und das alles, während in anderen
Staaten, so in Frankreich und Amerika, die Landwirth-
schaft durch Fürsorge der betr. Regierungen einen riesigen
Aufschwung genommen habe. Und die Ursachen dieser
Klagen, deren vielfache Berechtigung nicht geleugnet werden
kann, suchen die Unterzeichneten in dem Mangel jeglicher
Fühlang zwischen Regierenden und Regierten bei uns.
Das Beamtentbum sei bei uns von seiner Vorzüglichkeit,
Wichtigkeit und Unfehlbarkeit zu sehr durchdrungen. Es
sei ein Unglück, daß wir nur von Juristen regiert würden
und daß man vielfach dahin gelangt sei, das Regieren,
das doch für die Wohlfahrt der Staatsbürger zu sorgen
habe, als Selbstzweck anzusehen. Dem entsprächen die
zu erstattenden Berichte, während die Petitionen land-
wirthschaftlicher Vereine nur das Material für den Pa-
pierkorb bildeten. Die Reisen der höchsten Würdenträger
in der Provinz aber hätten keinen Werth, da man dabei
die Berichte derselben Beamten höre oder einen der reichsten
Granden der Provinz besuche. Aber auch die Trägheit
der Landwirthe, den Mangel an Einigkeit und an einer
starken machtvollen Vertretung durch einen Verband be-
klagen die Einsender und eine tüchtige Vertretung der
landwirthschaftlichen Interessen in der Presse.
Als Ziele bezeichnen die Einsender:
Wir gebrauchen eine starke Gesammtvertretung der
Landwirthschaft in Landwirthschaftskammern mit maß
gebenden Stimmen in allen wirtbschaftlichen Fragen;
Wir gebrauchen einen landwirthschaftlichen Minister
mit machtvoller Stellung unter seinen Kollegen, der ent-
entschlossen ist, unsere Interessen zu schützen und zu fördern;
Wir gebrauchen einen weisen Zollschutz gegenüber der
mächtigen Csncurrenz d<s Auslandes, Vervollkommnung

unserer Transportmittel, Ausbildung unserer Beamten in
den Anforderungen des practischen Lebens, Förderung des
landwirthschaftlichen Versuchs- und Meliorationswescns,
um immer unabhängiger vom Auslande zu werden, unsere
überschüssigen Kräfte im Jnlande anzusiedeln; wir gebrauchen
in den Parlamenten eine gro-e Wirthschaftspartei, deren
Mitglieder Verständnis; für die wirthscbaftlichcn Fragen,
Entschlossenheit zu ihrer Lösung haben, welche nicht be-
fangen durch das Geschrei einer einseitigen, kennt:.ißlosen
Presse, unsere Existenz blassen Theorieen opfern. Wir
brauchen in der Presse ein gut geleitetes Organ, welches
unsere Sache vertritt.
Zu diesem Zwecke rufen die Einsender alle Land-
wirthe zu einer Versammlung auf, die in kürzester Frist
in Berlin abgehalten werden soll und zu welcher die
Redaction der „Landwirthschaftlichen Thicrzucht" in Bunz-
lau vorläufig Anmeldungen entgegennimmt. — Die Be-
schwerden der Landwirthschaft sind hier so ziemlich voll-
zählig aufgeführt und sie treffen, wie gesagt, zum großen
Theile thatsächlich vorhandene Schäden. Nur soll auch
die Landwirthschaft sellst eine größere Energie und In-
telligenz zur Vervollkommung des landwirthsaftlichen Ge-
werbes an den Tag legen, soll sich die Errungenschaften
der modernen Wissenschaft und Technik auch für kleinere
Betriebe mehr als bisher zu Nutze machen. Dann wird
es ihr bei sachverständiger und kräftiger Unterstützung
durch die Regierung auch gelingen, aus der gegenwärtigen
Nothlage herauszukommen. Beispielsweise geschieht im
Reichsland wie in Baden von allen Seiten der Re-
gierung vi:l für die Landwirthaft, aber gerade die Land-
wirthe selbst sind den angestrebtcn Verbesserungen und
und Reformen nur zu oft unzugänglich. Das aber hebt
die allgemeine Berechtigung vieler jener Beschwerde-
punkte nicht auf. Jedenfalls verdient diese neueste Be-
wegung in der Landwirthschaft ernsteste Beachtung.

Deutsches Reich.
Berlin, 7. Fcbr. Die einmaligen Ausgaben für
die infolge der Mi litärv orla ge nöthig werdenden
Unterkunftsräume hatte der Abgeordnete Richter auf
150 Millionen geschätzt. Nach einer genaueren Be-
rechnung der Regierungsvertrcter beläuft sich diese Summe
auf 90 Millionen für Preußen, auf 1 130 000 M. für
Sachsen, 1250 000 M. für Württemberg, 12 110 000 M.
für Bayern, also insgesammt auf 104690000 Mark.
Auf die Frage in der Subkommission für die Militär-
oorlage: „Ist der Bau noch anderer Garnisonsgcbäudc

1893

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