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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
No. 21 - No. 30 (25.Januar - 4. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0103

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Verkündigungsblatt und Anzeiger

Heidelberg, Samstag, 28. Januar

18S3

ry

Expedition:
Hauptstrahc25

Expedition:
Hauptstraße 25.

81

Deutsches Reich.
Vertin, 26. Jan. Der Kaiser eonferirtc beute
Vormittag mit dem Kriegsminister v. Kaltenborn-
Stachau unter Zuziehung der Generale v. Goßler
und Paulus, sowie des Majors Geiseler- Mittags
nahm der Kaiser mit dem Großfürst - Thronfolger von
Rußland, dem Prinzen Heinrich, dem Erbprinzen von
Sachsen-Meiningen und dein Botschafter Graf'Schuwalow
an der Frühstückstasel der Officiere des Kaiscr-Alcrander ,
Garde-Grenadier-Regiments Nr: l theil (der Ebef des
Regiments ist der Ezar). Der Kaiser brachte ein Hock
auf den Czaren aus, der Grvßfürst-Tbronfolger auf den
Kaiser, der Kommandeur des Regiments, Oberst Frhr.
v. Bülow, ein Hoch auf den Thronfolger. In dem Toast,
den der Kaiser auf den Ezaren ausbrachte, bemerkte er:
„Wir alle sehen in dem Ezaren nicht nur den bobcn
Regimcntschef und den vornehmsten Kameraden, sondern
vor allem den Träger altbewährter monarchischer Tradi-
tionen." Der Kaiser gedachte dann der oft erwiesenen

Die,^Zürgerzeitung"
scheint täglich mit Ausnahme von
. Sonn- und Feiertagen.
e-er Sonntagsnummcr liegt ein Untcr-
Mungsblatt, „Ter Erzähler", mit dem
Minor. Repräsentanten „Der deutsche
Michel" bei.

standesmäßigkeit, in diesem der Idealismus, das ist der
Bereich der Vemunft uno des Gemüthes, oder doch, hier
sollte er herrschen.
Das ist im knappsten Grundriß der unverrückbare
Standpunkt, von dem aus jeder in sich geordnete Staat
zu tarircn und zu beurtheilenist und von dem aus jede
Staatsleitung ihre große Aufgabe zu überdenken hat und
zu lösen versuchen soll.
Es kommt einem schwer an, die Frage zu thun:.
Wie steht es hinsichtlich dieser naturgemäßen doppelseitigen
Anschauungsweise heute bei uns? Als ob nicht längst
Jeder, der in den Schlamm des Materialismus noch
nicht hinabgesunken, mit beiden Händen griffe, daß von
einem Idealismus, wie er eine Volks- und Staatsseele
durchlichten und durchwärmen soll, weniger denn wenig
vorhanden ist! Nein, man darf weiter gehen: Er ist
überhaupt nicht mehr vorhanden, er wird nicht einmal
mehr verstanden, und was das Ueblere ist, man will
ihn nicht verstehen. Idealismus — was ist Idealismus!
Allerdings, eine Krupp'sche Kanone oder ein Säbel ist es
nicht. Zwar fehlt es nicht an einzelnen Verfechtern
heiliger Nationaltugenden und immer einmal hört man
einen lärmen: „Der Idealismus ist in unsirem Volke
noch nicht erstorben. "A Gerade diese eifrigen Zwischenrufe
aber sind ja die besten Beweise dafür, daß er zum min-
desten in den letzten Zügen liegt.
Staatskörper und Staatsseele: Sie sollten also von
den Hütern und Führern einer Nation zum mindesten
eines gleichwerthigen Augenmerkes gewürdigt werden,
wenn man der letzteren das Vorrecht nicht einräumen
will, das sie geltend machen darf. Allein, wer säbe mit
offenen Augen unsere Welt, unsere Zeit an und gewänne
nicht als Resultat seiner Beobachtung: Dem Realis-
mus alles, d em I d eal i s mus ni chts, dem Körper
alles, der Seele nichts? „Nichts?" schreien aber da die
kleinen Kläffer, deren Weisheit in allen Winkeln unserer
„aufgeklärten" Zeit bewandert ist, „haben wir nicht
Schulen, wie die Welt vordem nicht geahnt noch gesehen?
Kann nicht heute Jeder lesen, schreiben und rechnen?
Haben wir nicht tausend Wohltätigkeits-Anstalten und
Vereine, die Christenpflichten üben?" Allerdings, nur-
schade, daß der Begriff. Idealismus Zn Bezug auf eine
Staats und Volksseele bei alldem etwas weit anders ist
und daß es mit der Thatsache leider seine Richtigkeit hat:
Dem Körper alles, der Seele nichts ...
Das deutsche Volk begeht heute das Geburtsfest seines
obersten Herrn, der deutsche Staat feiert das Geburtsscst
seines höchsten cpräsentanten, des deutschen Kaisers.

Die machtberufene Persönlichkeit unseres allverehrten
obersten Regenten steht heute im Vordergrund und Mittel-
punkt des Tages, die Gedanken Tausender weben beuta
um Deutschlands Thron. Wer wollte ein Deutscher sein
und nicht einstimmen in die Freude dieses Tages?
Und doch — wollte Gott, daß diese Freude eine
„ungemischte" sein könnte! So gewiß das deutsche Volk
seinem obersten Führer und Herrn mit vollstem Herzen
vertraut und buldigt, so gewiß birgt es im Hintergründe
dunkle Sorgen, Sorgen darüber, wo alles am Ende hin-
aus soll, wenn immer neue schwere Bürden auf seine
Schultern geladen werden und alles einzig und allein nur
immer um Krieges und Kriegeszwecke willen, nichts, gar
nichts im Sinne eines Friedens, der kein Moloch ist und
auf den die Vernunft unablässig dringt und dringen
wird, bis sie siegt. Die Wahrheit, die edle, ehrliche Wahr-
heit, der man beute den Mund versiegelt, kann nicht
anders sagen, als daß die Begeisterung für Kriegs-
rüstungen in's Ungemessene — trotz tausend Versiche-
rungen der istothwendigkeit — im letzten Verglimmen ist.
Der Staatskörper in Uniform und Rüstung ist wohl ein
Koloß, der Trotz beut und sich zu wehren weiß, aber
glücklich macht er nimmer und ist den höchsten Zielen
und Aufgaben einer vernunftgemäßen Weltentwicklung
im Wege. Das alte Bibelwort trifft eben auch hier zu:
Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt
gewänne und näbme doch Schaden an seiner Seele! . . .

Iu Kaisers Geburtstag.
Eine kurze Betrachtung.
* Eine Welt, eine nach außen mehr oder minder ab-
Kfchlossene und in sich selbst geschlossene kleine Welt ist
kst Staat. Auch der Staat, wie man redet von körper-
lich und geistig oder real und ideal, läßt sich nach einer
^oppelseitigkeit scheiden in Staats-K ö r p e r und Staats-
fe e l e. Begreift das eine in sich die Gesammtheit aller
Glieder, denen auf Grund bestimmter Gesetzmäßigkeit die
Leitung und Erhaltung des Staatsganzen an sich obliegt,
w bedeutet das andere in der Hauptsache die sittliche Fähig-
keit, -der moralische Gehalt des inneren Staats-
unzen. In jenem herrscht der Realismus, die Ver-

für seine Unschuld hätte, ich würde dennoch daran glauben
— um Ihretwillen. — Darum mein Fräulein, bauen
Sie auf mich —- vertrauen Sie mir!"
Sein lockiger Kopf mit dem männlich schönen, offenen
Gesicht hatte sich dicht über die goldenen Flechten des
jungen Mädchens gebeugt und der Klang seiner Stimme
drang demselben ins Herz, als wäre cs ein th.urcr
und erprobter Freund, der mild rind tröstend zu ihr
spräche.
Sie ließ die Hände vom Gesicht gleiten und schlug
die großen blauen Augen mit einem rührenden Ausdruck
kindlichen, hingebenden Vertrauens zu ihm auf.
„Ja, ich will Ihnen glauben!" sagte sie fest und
innig. „Habe ich doch auf d.r ganzen weiten Welt keinen
Freund, keine Stütze, als meinen Bruder, der jetzt selbst
so sehr eines Beschützers bedarf. Sie sind uueigcnützig
und edel, Sie werden ein armes, bülfloses Mädchen
nicht hintergehen." ' - , . -
„Dank, tausend Dauk, mein-Fräulein, und hoffent-
lich werden Sie bald erkennen, das es kein Unwürdiger-
war, dem Sie ihr Vertrauen geschenkt haben. Lassen Sie
uns gemeinschaftlich handeln, und wenn Ihr Bruder un-
schuldig ist, so muß es uns-auch gelingen, ibn aus der
-.Verkettung unglückseliger Umstände/ welchen er zum Opfer
gefallen ist, zu befreien und den Schuldigen seiner ge-
rechten Strafe .zu überliefern."
..Ein -Hoffnungsschimmer ergoß sich über Louisens lieb-
liches Antlitz. — Ja, der Mann, der sich mit solcher
Begeisterung und Wärme, nur um des gutes Rechtes
willen, eines in gesellschaftlicher Hinsicht tief unter ihm
stehenden armen Handwerkers anuehmen konnte, batte das

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vollste Anrechte auf ihr Vertrauen und eine Sünde wär,
es gewesen, auch nur einen Augenblick an der Aufrich-
tigkeit und Rcdlichkert seiner hochherzigen Gesinnungen
zu zweifeln.
„Sie sagten vorhin, daß Sie von mir einen Bei-
stand zur Erweisung der Unschuld Richard's erwarteten."
„Noch Haren Sie meine letzte Frage unbeantwortet
gelassen, niein-Fräulein, und gerade davon dürfte sehr viel F
abhängen."
„O, mein Herr! Es ist ein fürchtbates Geschick,
das meinen armen Bruder bettoffen hat. Es ist, als wenn
sich alle bösen Mächte gegen ibn verschworen hätten. —
Ja, er brauchte Geld! wenn auch nicht heute oder morgen,
so doch bis zur Vollendung dieses Jahres."
Mit ängst.icher Spannung suchte das junge Mädchen
die-Wirkung dieser Worte aus den Zügen des Assessors'
zu lesen und dieser war in der Thal außer Stande, den
deprimirenden Eindruck, den die entmuthigende Mittbei
lang- auf ihn ausübte, ganz zu verbergen. S ein secundcn-
langes Schweigen erfüllte die treue Schwester mit neuer
Angst.
„Aber Sic dürfen nicht glauben, daß cr dadurch je-
mals zu einer schlechten Thal getrieben werden konnte!
Niemals! Niemals!"
„Es handelt sich aber leider weniger um mich, als
um Diejenigen, welche seinen Richwrn als eine Ent-
lastung erscheinen müssen. Wozu benöthigte Ihr Bruder
-des Geldes?"
Mit voller Offenheit erzählte iLouisc von der Liebes-
werbung Richard's und den von dem Kaufmann van

In schwerem Weröcrcht.
Eriminal-Novrlle
von ReirrholS Ortmann.
(Fortsetzung.)
in diesen Thränen eine bejahende Antwort seiner
wtzttu Frage, so durfte er sich nicht verhehlen, daß damit
Kde Hoffnung, die cr bis jetzt noch auf die Unschuld des
Mechanikers gesetzt, schwinden mußte und daß eine längere
Ausdehnung des Besuches an dieser Stätte nicht nur
verflüssig, sondern sogar eine Grausamkeit gegen das in
A' seinem tiefen Leid so weiblich hoheitsvolle und hin-,
wißend schöne junge Wesen war. Aber in seinem Herzen
fkgann sich von Neuem immer eindringlicher und stärker
wtze Stimme zu regen, die ihm zuerst'den Verdacht gegen
Zr Marquis einzeflüstert und die ihm trotz all'. der
widersprechenden Vernunftsgründe auch jetzt zurief: „Kann
Zs engelreinc Weib die Schwester eines gemeinen Raub-
mörders, Zaun dies trauliche, <ulück, Segen und Frieden
Mhmendc Zimmer das Heim.eines bestialischen Verbrechers
w<n! — Nimmermehr! Hier mußte ein furchtbarer Jrr-
Ziin obwalten, und eine Lebensaufgabe sollte es ihm sein,
^selben aufzuklären, Leise und mit freundschaftlich
wfnigem Ausdruck in seiner weichen wohlklingenden
^imme brach er das dumpfe Schweigen:
„Seien Sie offen gegen mich und glauben Sie, daß
Ze zu einem Mann sprechen, der cs gut mit Ihnen
Zint. Was Sie mir auch sagen mögen, es wird in
Zinem Herzen begraben se.n und nie anders über meine
Sippen kommen, als wenn ich es zum Besten Ihres Bruders
^wenden kann. Und wenn ich keinen anderen Anhalt

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