Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
No. 21 - No. 30 (25.Januar - 4. Februar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0107

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
M6II16
II (I VON
iM.
S
ie 177.
rg.
der Stadt
ntur
c Umgebung
allen An-
Ausständen
rnehme Jn-
Zerkäufe von
Verwaltungen
m geneigten

istr. 213.
nein ge-

iständigen
MU'
MU



mg
6vl086
gegenüber-
00/ 6000,
ten Gewinn
echselstubc.
chen:
Monat laug
Rubrik nur
Mk. p.Mon.
. sogleich.
I Z.1 Küche,
ibl. Zimmer.
möbl. Z-
inch als Ria-
rt zu verm.
l>e m- Zubeh.-
l, m. a. Zub.
r. Zubeh. sof.
Z. m- K.sof.
rZ. l. Avril,
per sofort.
u. Zubeh.
., per sofort.
Wohnungen.
Zimmer.
, 5 Zimmer,
auf l. April.

idelbcrg.
mar 1893.

Nach Goethe
sichel Carr«.
>unod.
»r. 'M«



8 D 8 8 DNS V D ^WgM ZU DDWZZ

Die,^8ürger;eitung"
scheint täglich mit Ausnahme von
Sonn- und Feiertagen.
^er Sonntagsnummer liegt ein Untcr-
Mtungsblatt, „Der Erzähler", mit dem
'umor. Repräsentanten „Der deutsche
Michel" bei

Verkündigurrgsblatt und Anzeiger
für SIcröt unö Lern

Abonnementspreis
für Heidelberg: monatt. 10 Pfg. mit
Trägerlohn, durch die Post bezogen
Vierteljahr!. Mk. 1.- obre Zustellgcb.
J«ferti»nspreiS: 10 Pi. für die 1-spalt.
Petitzeile od. deren Raum- Für locale
Geschäfts- u. Privatanv ia > 5 M.

-I» 25.

Expedition:
Hauptstraße 25.

Heidelberg, Sonntag, 2S. Januar 1393.

Der Abonnementspreis
für die

„Würger - Zeitung"
^trag:

Monatlich nur 40 Pjg.
Trägerlohn, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mk.
^Ne Zustellungsgebühr.
Jedem Abonnenten, der sich als
solcher ausweist, ist das Recht
eingeräumt, monatlich je eine die
Bedürfnisse des Haushaltes betreffende
Anzeige (Jamilienanzeigcn, Dienstboten-
gesuche, Wohnungsanzeige u. s. w.) bei
uns aufzugeben. Diese Aufnahmen ge-
schehen stets unentgeltlich.
Gestellungen der „Bürger-Zeitung" werden für auswärts
'^rch die Post innerhalb der Stadt durch unsere Träger
^tgegengenommen.
, Nea hinzutretmdc Abonnenten erhalten die „Bürger-
^itung" bis Ende des Monats unentgeltlich.
Verlag der „Bürger-Zeitung".

Zur Luge in Aegypten.
Kriegerische Bewegung.
,, Kein Zweifel, England macht mobil—in sein er-
weise. Auf der ungeheuren Militärstraße, welche von
britischen Inseln über Gibraltar, Malta, Cypern,
Ägypten und Aden nach Indien führt, ziehen fortwährend
Uge Kriegsschiffe hin und der; andere Schiffe führen
puppen, welche ihren Standort zu wechseln haben, und
den einzelnen Standorten befinden sich Vertheidigungs-
Mcl, welche — so nimmt man inner- und außerhalb
Uglands an — jeder Ueberraschung, jedem Angriff gc-
^chsen sind. Was sich an Machtmitteln aus diesem un-
^Meren britischen Seeweg nach Indien befindet, ist
^kchaus kriegsbereit.
, In Aegypten hat sich ein sehr junger Halbherrscher
Mn den britischen Willen aufzulehnen gewagt; der
Mtige Posten der langen Straße kommt in Gefahr.
^°fort schiebt sich das Ameisengewimmel in größter Ruhe
Ordnung nach dem bedrohten Punkte hin, und so-
Pie unterwegs befindlichen Streitkräfte nicht mehr

ausreichen, schieben neue Massen aus dem Mutterlande
nach.
Von Malta ist jetzt ein britisches Regiment nach dem
bedrohten Aegypten geschoben und damit der Anfang zu
einer Kriegsbcwegung Englands gemacht worden, welche
nach Bedarf immer tiefer und breiter werden wird. Man
batte vielfach gemeint, und vielleicht bat der jugendliche
unbesonnene oder schlecht berathene ägyplischc Khediv
Abbas darauf seinen brittenfcindlichen Ministersturzplan
gebaut, daß der liberale Regierungshäuptling Gladstone
Aegypten nicht so fest halten werde, wie der in den Sand
geworfene conservative Lord Salisbury. Rechnung ohne
den Wirth. In der Frage der Weltmachtsstcllung kennt
der Engländer keinen Systcmwechsel. Aegypten ist der
Hauptstützpnnkt für den Seeweg nach Indien und neuer-
dings nach Ostafrika — Aegypten bleibt bei England;
geht es im Kriege verloren, muß es unter allen Um-
ständen wieder bcigeholt werden. Das steht für jeden
Briten baumfest. Und hätte Gladstone wirklich einmal
ketzerische Gedanken in dieser Richtung gehabt, so haben
sie ihm die eigenen Parteigenossen sehr bald aus dem
Kopfe getrieben. Daß dabei jetzt die Flagge des „Schutzes
der europäischen Interesse in Aegypten" gehißt wird, tbut
nicht viel zur Sache z Schiff und Eurs bleiben die
alten.
An sich würde nun diese kleine britische Mobilmachung
für Aegypten nicht viel zu sagen haben, hinge diese
ägyptische Frage nicht im Gewirre der großen euro-
päischen. Um bei der alten Culturmutter Aegypten
anzufangen: Zn Aegypten sind Frankreich und England
lange Nebenbuhler gewesen. Der „große Franzose" Fer-
dinand de Lesseps baute den Suezcanal eigentlich für den
Weltverkehr, noch eigentlicher für Frankreich, welches denn
auch seinen Einfluß bei der Regelung der ägyptischen
Finanzzerrüttung behielt, bis England durch Niederwer-
fung und geschickte und schnelle Ausnützung des „national"-
ägyptischen Aufstandes unter Arabi im Jahre 1882 freie
Hand bekam und allmählich die Franzosen zum Lande
hinausdrängeln konnte. Das südliche Aegypten ging
zwar den Engländern an die Mahdisten verloren, aber
sie waren doch alleinige Herren des übrig bleibenden
Landes und des Suezcanals, dessen Actien sie fast voll-
ständig in den Händen hielten, nachdem sie bereits 1875
den Rest vom Khediv für baare 80 Millionen Mark
käuflich erworben hatten.
Dieses Hinausdrängen hat Frankreich nie verwinden,
aber auch nie wieder wett machen können, und trotz aller
diplomatischen Versuche in Konstantinopel, welche von

Rußland als Englands natürlichem Gegner kräftigst unter-
stützt wurden, hat niemand die Lage ändern können. Der
Hoben Pforte liegt selbstverständlich viel daran, Aegypten
an der Leine der Suzeränctät zu behalten; trotzdem wankt
und weicht England nicht, sondern hißt, sobald der
diplomatische Mincnkrieg zu toll wird, die europäische
Flagge, wie auch jetzt wieder, aus. England erklärt, wenn
es Egypten verließe, würde dort alles drunter und drüber
gehen, und deswegen bleibt England in Aegypten.
Nun aber holt die englandfeindliche Politik diesmal
weiter aus. Frankreich fühlt sich gestärkt durch die
„Militärconvention mit Rußland" und bedrängt durch
die inneren Wirren, welche beinahe die russische Freund-
schaft bedroht hätten. Nicht allein Acgvpteu wird in
den französischen Blättern bedroht, sondern auch Gibraltar.
Man liest da mit Staunen, daß eine große Bewegung
durch Spanien gehe, welche die Erwerbung Gibraltars
zuni Ziele hätte. Der Zweck der Manöver ist klar, man
will England beschäftigen und sticht die Nadel an den
zwei empfindlichsten Puncten in das dicke Fleisch.
Denn -— und nun kommt man zum Kerne der
Sache — England wird von, Zweibund als Seestütze
des Dreibundes, mindestens Italiens angesehen, und in
der That braucht die englische Weltpvlitik Italien als
Gegengewicht gegen Frankreich im Mittelmcer. Ist aber
England da unten in Aegypten beschäftigt, so kann es
sich um den Dreibund nicht kümmern, und der Dreibund
steht dem Zwcibund ohne Seestützc gegenüber. Die Drei-
bundmächte sind indeß fest entschlossen, sich nicht in die
englisch-ägyptischen Angelegenheiten zu mischen.

Deutsches Reich.
Karlsruhe. 27. Jan. Der Groß her zog und die
Großherzogin reisen von Berlin am Sonntag Mittag ab.
Vertin, 27. Jan. Der Kaiser nahm anläßlich
seines Geburtstages in der heutigen Frühe die Glück-
wünsche seiner nächsten Umgebung entgegen. Darauf
statteten die Kaiserin und die kaiserlichen Prinzen ihre
Glückwünsche ab. Gegen 11 Uhr brachten die fürstlichen
Persönlichkeiten ihre Glückwünsche dar, worauf die fremden
Fürstlichkeiten und Gäste nebst ihrem Gefolge erschienen.
Nach dem Gottesdienst in der Schloßkapelle fand eine
Gratulationskux und darauf große Parole-Ausgabe statt.
Vertin, 27. Jan. Generallieutenant v. S e eb eck
wurde zum Kommandirenden des zehnten Korps ernannt.
Die Generallieutenants Sallbach, v. Werder, v.
Fischer, Kriegsminister v. Kaltenborn, Erbgr o'ß-


In schwerem Weröcrcht.
Criminal-Novellc
»on Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
..„Diese Bewegung und der thränenfeuchte Schmelz
dem Grunde ihres Auges sagten mehr als über-
^Aende Worte es vermocht haben würden, und in dem
?ften des jungen Mannes begann sich leise und halb
gewußt etwas zu regen, das er sich in diesem Augen-
ei wohl selbst kaum zu erklären vermochte, das sich aber
^'llich genug aussprach in dem Druck seiner Hcmd,
s«: dem Aufleuchten seines Auges — die Allgewalt der
Hx -
„Vertrauen Sie meiner Freundschaft," fuhr er mit
v^gter Stimme fort, „und geben Sie mir einen Beweis
ff-ies Vertrauens durch die Erfüllung einer Bitte."
„Und worin würde dieselbe bestehen?"
E, „In dem Versprechen, daß Sie, soweit es sich um
^ Stellung Ihres Bruders handelt, alle meine Rath-
säMc befolgen werden, auch dann, wenn Ihnen in dem
Äffenden Augenblick vielleicht die Erklärung dafür feblt.
s/? Weg, den ich zur Erreichung meines Zieles einge-
EZM habe, wird nicht immer ein gerader und offener
kj/s. können, denn List und Vorsicht sind ja ziemlich die
stz^en Waffen, die mir unter den obwaltenden Um-
^?n zu Gebote stehen. Darf ich dabei zu jeder Zeit,
txg/s wir notbwendig erscheint, auf Ihre Unterstützung
?"
<-'So lange ich damit meinem lieben Bruder diene
stcföil"

„Dann wird uns Gott den Sieg nicht versagen,
mein Fräulein; lassen Sic uns hoffen, vertrauen und
bandeln! — Dars ich Sic, wenn es unser Jntereresse
erheischt, hier Wiedersehen?"
„Das Haus meiner Mutter wird dem Beschützer Ihres
Sohnes jederzeit offen stehen."
„Nun denn, leben Sic wohl, mein Fräulein! Auf
Wiedersehen!"
„Auf Wiedersehen!" flüsterten auch die Lippen des
jungen Mädchens, und lange noch, (nachdem sie der Assessor
verlassen, stand sie auf der Stelle, wo ihre Hand in der
seinigen geruht, — traumverloren und mit einem bisher
noch ungekannten, wundersamen, süßen Gefühl in dem
jungfräulich reinen, unschuldsvollcn Herzen.
Ein Geräusch aus der Schlafstube der Mutter riß
sie aus ihrem Nachdenken empor und stink wie ein Reh
flog sic an das Bett der eben aus erquickendem Schlummer
erwachten alten Frau. Wohl war cs kein fröhliches
Erwachen, denn nut ihm zugleich kam ja die Erinnerung
an all' das Entsetzliche, was die verflossenen Stunden
gebracht hatten; aber von den rosigen Lippen Louisens
flössen so zuversichtliche, goldene Trostesworte und ihre
Augen leuchteten in so freudiger Gewißheit, daß sich all-
mählig auch die Schatten von dem Herzen der Mutter
zu lichten begannen und ein milder, erquickender Hoff-
nungsstrahl den furchtbaren Bann des lähmenden Schmer-
zes löste.
VII.
Zu derselbe!: Stunde, als Braunfels die eben wieder-
gegebene Unteredung mit der Schwester des muthmaßlichen
Verbrechers hatte, sprengte der Marquis Gaston d'Hervilly

auf dem arabischen Vollbluthengst, welcher ihm am Morgen
zu seinem Spazierritt vergeführt worden war, in den
Hofraum seines Hotels, schwang sich leicht und elegant aus
dem Sattel und eilte dem dienstfertig herbei eilenden Stall-
knecht nachlässig die Trense zuwerfend, mit schnellen, ela-
stischen Schritten auf sein Zimmer. Mit einem verdrieß-
lichen Kopfschütteln betrachtete der Knecht die heftig cmf-
und niederwogenden Flanken des schwcißbcdeckten Thieres,
das, wie nach einer außergewöhnlichen Anstrengung, an
allen Gliedern zitterte und das, nach den unverkennbaren
Spuren zu urtheilen, Peitsche und Sporen in sehr nach-
haltiger Weise zu kosten bekommen hatte.
„Es ist unverantwortlich," brummte der Dienstbare,
„das Thier so schändlich abzutreiben. Was nützt einem
bei einer so leichtsinnigen Behandlung die größte Sorg-
falt und Pflege! Aber das muß man ihm lassen, ein
perfekter Reiter ist der Marquis. Einen Anderen würde
unser Derby bald sehr unsanft auf den Sand ge-
worfen haben, wenn er es versucht . ättc, ihn zu mal-
traitircn."
Die Entrüstung des braven Burschen würde wahrlich
eine noch ungleich größere gewesen sein, wenn er geahnt
hätte, einen wie weiten Weg sein Liebling hatte zurück-
legen müssen und wie wenig die Verpflegung, welche ihm
während der kurzen Rast zutheil geworden, den Erwar-
tungen entsprochen hatte, die ein gut gehaltenes Reitpferd
darüber im Allgemeinen zu hegen berechtigt ist.
Als Derby befohlcncrmaßen um 8 Uhr Morgens fer-
tig aufgesattelt aus der Stallthür geführt und dem Marquis
durch seinen Zimmerkellner davon Mitteilung gemacht
worden war, hatte das edle Roß noch eine Viertelstunde
 
Annotationen