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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
No. 41 - No. 50 (17. Februar - 28. Februar)
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Die,^8ürgerzeitung"
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Mtungsblat't, „Ter Erzähler", mildem
Mmvr. Repräsentanten „Der deutsche
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Petitzeile od. deren Nanni. Für locale
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aller
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Dec Letztere hatte sich während des ganzen Auftrittes
in einer sehr unbehaglichen Stimmung befunden. Persön-
licher Muth gehörte nicht gerade zu den hervorstechendsten
Eigenschaften seines Charakters und seine innere Bangig-
keit war daher noch um ein Bedeutendes gewachsen, als
er zu seiner größten Verwunderung wahrnehmen mußte,
daß auch d'Hervilly sich vor dem Eindringling zu fürchtete
schien, denn nur dabin vermochte er das scheinbar
rukige Benehmen seines sonst so jähzornigen Freundes
zu deuten.
Als aber auch er jetzt von Braunfels in so wenig
schmeichelhafter Weise mit in das Gespräch verflochten
wurde, hielt er cs für seine Pflicht, doch auch etwas
zu sagen.
„Mein Herr", rief er beinahe überlaut, doch ohne
das merkliche Zittern seiner Stimme ganz verbergen zu
kennen, „mit welchem Rechte wagen Sie cs, in dieser
Weise mit mir zu reden? Haben Sie etwa die Absicht,
auch mich zu beleidigen?"
„Das dürfte denn doch eineni solchen Ehrenmanne
gegenüber vergebliches Bemühen sein," versetzte der
Assessor ironisch. — „Herr Marquis, ich erwarte Ihre
Antwort!"
„Gut denn, wenn Sie darauf bestehen, Ihr junges
Leben einer h.rgclaufenen Dirne wegen aufs Spiel zu
setzen, so stehe ich zu Ihren Diensten. Der Vuomte de
Courtois wird mir sekundiren."
„Gewiß," fiel Ferrolt, sich in die Brust werfend,
ein, „und ich möchte fast wünschen, daß mein Freund
hier ein weniger guter Schütze wäre, damit auch ich

bare Arbeiten ausgeführt werden, so sind die Kosten der
ganzen Einrichtung keineswegs so bedeutend, und es
wird den Lehrlingen sogar ein bescheidender Lohn gezahlt.
Viele Industrielle werden durch die Furcht, nur für
.die Konkurrenz die Ausbildung zu besorgen, daran ver-
hindert, den bezeichneten Weg zu beschreiten. Allein, ab-
gesehen davon, daß diese Furcht nicht von der Erfüllung
einer moralischen Verpflichtung abhalten darf, geben die
gemachten Erfahrungen zu dieser Furcht keinen Anlaß.
Im Gegentheil sprechen es gerade diejenigen, die es pro-
birt haben, aus, daß eine gute Lehrlingsausbildung ein
vorzügliches Mittel sei, sich in den so Ausgebildeten einen
seßhaften, anhänglichen Arbeiterstamm zu
schassen. So beißt es in dem für Lehrlingsfrage un-
gemein unterrichtenden amtlichen Auszug aus den Be-
richten der Fabrikinspeetorcn für das Jahr 1887: „Viele
Beispiele beweisen, daß se l b st erz og en c, selb st aus
gebildete Arbeiter die besten und zuver-
lässigsten find unc> in manchen Geschäften den soliden
Arbeiterstamm bilden." Möchten unsere Industriellen
dieser Wohlfahrtseinrichtung, die mehr Pflicht ist und
mehr Erfolg verspricht, als so viele andere, doch recht
bald eine sorgfältige Pflege angcdeihcn lassen!

lichen Großindustrie mit ihren so verschiedenen und so
complizirten Maschinen übergeben, daß um so höhere An-
forderungen an dieses technische Verständniß des Arbeiters
gestellt werden- Andere Tbätigkciten im modenen Fabrik-
betrieb, wie die der Maler, Former, Tischler, erfordern
wiederum einen Grad von technischer Geschicklichkeit und
Materialkennlniß, der dem Handwerk sich nähert.
Aus dieser Betrachtung ergibt sich ganz von selbst,
daß aus bie fa chlich c Ausbildung des Arbeiters
der größte Werth gelegt werden muß. Schädigt doch
schlechte Ausbildung und infolge geringere Leistungs-
fähigkeit sowohl den Arbeiter selbst, der dann nur einen
geringen Lobn beziehen kann, wie den Arbeitgeber, der
mit mehr Mübc weniger gute Ergebnisse erzielt, wie
endlich auch das Gemeinwesen, dem durch schlechte Lage
des Gewerbestandcs die Quelle seiner Kraft theilweise ver-
stopft wird. Aber leider siebt es mit der fachlichen Aus-
bildung der gewerblichen Jugend schlimm aus. Die
Klagen über schlechte Lehrlingsausbildung im Handwerk
sind bekannt; aber weniger bekannt ist, daß die Fabrikindustrie
überhaupt nur relativ wenige Lehrlinge ausbildet. Die-
jenigen Etablissements, die junge Leute annehmen, schließen
meist keine festen Lehrverträge mit ihnen ab, sondern be-
handeln sie in allen Stücken als „jugendliche Arbeiter."
Und doch wäre es Pflicht der Fabrikindustric, für die
richtige Heranbildung des gewerblichen Nachwuchses zu
sorgen. Bei der heutigen meitgctriebenen Arbeitsleitung
würde dies in vielen Fällen passend geschehen, inccm
man die Werkstattlchre durch eine systematische Unter-
weisung in einer Lehrwerkstätte, ergänzt. Dieselben
konnten, wie die Jnnungsfächschulen und dergl., sicher
in zahlreichen Fällen von E Operationen unterhalten
werden. An guten Beispielen in dieser Richtung wie
überhaupt für gute Lehrlingsausbildung in der Industrie
fehlt es auch bei uns nicht. Bekannt ist die vorzügliche,
seit 1879 bestehende Lehrlingsausbildung an den Werk-
stätt.m der Preußischen Staatsbahn. Sie nimmt 4 Jahre
in Anspruch; während der ersten zwei werden die Lehr-
linge in kleineren Abiheilungen in besonderen kleinen
Lehrwerkstätten mit der Herstellung aller möglichen ein-
facheren Arbeiten, mit der Handhabung der Werkzeuge
und mit den verschiedenen Materialien vertraut gemacht;
die letzten zwei werden sie der Reibe nach in den ver-
schiedenen Abiheilungen der eigentlicher: Werkstatt und an
verschiedenen Maschinen bechäftigt. Daneben läuft theore-
tischer Unterricht, namentlich Erklärung der Werkzeuge,
Maschinen und Materialien, sowie Zeichnen. Da in der
Lehrwerkstatt, soweit irgend angängig, praktisch vcrwend-

solcher answeist, ist das Recht
ein geräumt, monatlich je eine die
Bedürfnisse des Haushaltes betreffende
Anzeige (Familienanzeigen, Dienstboten-
gesuche, Wohnnngsanzeige u. s. w.) bei
uns aufzugeben. Diese Aufnahmen ge-
schehen stets unentgeltlich.
Bestellungen dcr „Bürger-Zcitung" werden für
Abwärts durch die Post innerhalb der Stadt durch unsere
Träger entgegengenommen.
Verlag der „Bürger-Zeitung".

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zu geben. Das von des Assessors Hand in sein Gesicht
gezeichnete Mal färbte sich purpurroth, aber um seine
Lippen zuckte noch immer ein gleickmütbiges Lächeln.
„Sie haben es daraus abgesehen, mich zu beleidigen,
Herr von Braunfels, aber ich erkläre Ihnen von vorn
herein, daß Ihnen das schwerlich gelingen wird; erweisen
Sie mir nur die Gefälligkeit, mein Zimmer zu verlassen
und vergessen Sie nicht, die Dame da minunebmen, die
Ihnen für Ihre landsknechtmäßige Ritterlichkeit ja wohl
den Dank nicht schuldig bleiben wird."
Braunfels maß sein Gegenüber mit einem Blick
grenzenlos er Verachtung.
„Also ein Schurke und Feigling zugleich", sagte er.
„Dann gibt es Ihnen gegcnülur allerdings keine andere
Waffe, als die Hundepeitsche. Herzeihen Sie, daß ich
nicht ober daran dachte."
„Genug!" rief d'Hervilly flammeusprühenden Auges-
„Sie wollen mich zwingen, mich mit Ihnen zu schlagen!
Wohl, es sei! Ich fürchte, Sie werden Ihre unver-
schämten Prahlereien bald bereuen!"
Dcr Assessor, welcher sich wieder mit der noch immer
bewußtlosen Louise beschäftigt hatte und die letzten Worte
gänzlich überhört zu haben schien, blickte gleichgiltig zu
d'Hervilly hinüber.
„Ah! Sie überraschen mich! Ich hätte Ihnen eine
solche Fülle von Ehrgefühl wirklich kaum zugetraut. Wie
wäre es, wenn wir uns über die Formalitäten gleich hier
auf der Stelle einigen würden? Sic haben ja da
einen famosen und Ihnen ganz ebenbürtigen Sekun-
danten bei der Hand", fügte er mit einem nicht mißzu-
verstehenden Seitenblick aus Ferrolt hinzu

Deutsches Reich.
Berlin, 15. Febr. Bei der Ausfahrt zum gestrigen
Hofballe im königlichen Schlosse subr einer der Wagen
beim plötzlichen Stocken der Anfahrt mit der Deichsel in
den Wagen des russischen Botschafters und durch-
brach die Rückseite des Wagens. Die Gräfin
Schu.w-low wurde von der Deichsel am Kopse ge-
troffen, glücklicherweise aber nur unerheblich verletzt. Der
Kaiser uud die Kaiserin sprachen die lebhafteste
Theilnahme aus und dankten ihr, daß sie sich nicht hatte
abhalten lassen, trotzdem auf dem Balle zu erscheinen.
Die Gräfin war indessen genöthigt, noch vor Beendigung
des Festes den Ball zu verlassen.
Vertin, 15. Febr. Die M it itärc om m i ssi o n
setzte heute die Bewachung des 8 1 fort. Abg. Lieber
erklärt, das Centrum ssi gegen alle Aniräge und behalte
sich selbstständige Anträge vor. Aba. Frhr. v. Ha mmei-
st ein erklärt, die Conservativen könnten die gesetzliche
Festlegung der zweijährigen Dienstzeit nicht annehmcn.
General v. Goßlcr theilt mit, es seien Versuche mit
der zweijährigen Dienstzeit angestellt worden. Die G 4-
achten lauteten allgemein, daß der jetzige Zustand un-
zulässig^ sei. Der Gedanke des Abg. Lieber, die Cavalleristeu

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Irr schwerem Weröcrcht.
Eriminal-Novellc
von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
» Aber der Franzose that nichts, was dem ähnlich sah.
??ahl waren, als er sich wieder vom Boden cmporgerasit,
Gesichtszügc verzerrt von maßloser Wnth und seine
^ustc krampfhaft geballt, als müsse er seinen Gegner
einem einzigen Seylage zerschmettern, doch kaum hatte
- demselben seinen Gefährten von der gestrigen Heim-
erkannt, als er sich mit einer furchtbaren Anjtrcng-
§ zwang, ruhig zu erscheine».
xi --In der That, Herr von Braunfels", sagte er mit
allerdings nur halb gelungenen künstlichen Auf-
„ich gälte nicht geglaubt, daß Sic sich in so
h. Urbarer Weise für meine Gefälligkeiten bedanken
ih Isj denn wirklich Niemand in der Nähe gc-
de? nur Ihren werlhcn Besuch vorbcr hätte an-
^ben können?"
»Nun, ich denke, mein Herr," gab Braunfels spöttisch
meine fünf Finger haben gerade zur rechten Zeit
Anwesenheit vcrratheu- Sic werden noch eine gute
meine Visitenkarte an dcr Stirne tragen uud ich
-. I nur bedauern, daß die Lektion nicht eindringlicher
Astallen ist."
P- °'Hervilly grub die Nägel seiner schlanken Finger
»in das Rückenpolster eines vor ihm stehenden Sessels,
uincm wahnsinnigen Zorn eine schwache Ableitung

Gne WshlführtseinrichtllNß M' MM.
AMliidiW.
Es ist ein weitverbreiteter Jrrthum, daß die Thätig-
ftst der bandarbeitenden Klassen eine leicht zu erlernende
A Viele, die mit Geringschätzung auf diese „rein
Mechanische Tbätigkeit" herabblicken, laben keine Ahnung
stwon, wieviel Schweißtropfen, wieviel Stunden heißen
^emübcns notdwendig waren, ehe dcr Mann im Arbeiter-
Mel jene Fähigkeiten sich ..neignete, die ihm durch das
j^ben helfen sollen. Gegenüber dem eigentlichen Hand-
d'krkcr läßt man das ja wohl noch gelten, aber man will
? nicht recht glauben vom Arbeiter, namentlich vom
'Fabrikarbeiter. Und doch weiß, wer z. B- einmal einen
Z^ber an einem großen mechanischen Webstuhl beobachtet
Zt, daß zu dieser Arbeit nicht bloS Aufmerksamkeit und
mNgorfcrtigkeit, sondern auch Urtbeilskraft und technisches
.ststtändniß gehören. Denn dcr Arbeiter soll nicht blos
P Maschine bedienen, sondern auch Fehler im Produkt
stört erkennen und angeben können, ob und inwiefern
'ste durch Unordnungen in der ihm anvertrauten Maschine
^ursacht sind. Ja, es scheint, je mehr wir zur cigent-

>. Bl.
sich in'

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