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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 51 - No. 60 (1. März - 11. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0211

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Verkündigungsblatt und Anzeiger

Die ,„Bürgerzeitiing"
erscheint täglich mit Ausnahme von
Sonn- und Feiertagen.
Der Sonntagsnummer liegt ein Unter-
haltungsblatt, „Der Erzähler", mit dem
Humor. Repräsentanten „Der deutsche
Michel" bei

Abonnementspreis
für Heidelberg: monatl- 40 Pfg. mit
Trägerlohn, durch die Post bezogen
vierteljährl. Mk. 1.— ohne Zustellgeb.
Insertionspreis: 10 Pf. für die 1-spalt-
Petitzeile od. deren Raum. Für locale
Geschäfts- u- Privatanzeigen 5 Pf.

Heidelberg, Mittwoch, 1. März

18S3

Expeditton:
Hauptstraße 25.

Expeditton:
Hauptstraße 25.

Der Abonnementspreis
für die
„Würger-Zeitung"
beträgt
monatlich nur 4b Pfg.
Wit Trägerlohn, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mk.
ebne Zustellungsgebühr.
Bestellungen der „Bürger-Zeitung" werden für
«uswärts durch die Post innerhalb der Stadt durch unsere
Träger entgegengenommen.
Verlag -er „Bürger-Zeitung".
Eine deutsche Landwirthschastspartei
Kurde bekanntlich unlängst von einer Anzahl ostpreußi-
icher Großgrundbesitzer geplant. So sagt u. a. der Auf-
ruf, der Getreidebau sei schon jetzt, wegen zu niederer
Preise unrentabel; ein Handelsvertrag mit Rußland
kerde sie weiter herab mindern.
Des Weiteren spricht er sich dahin aus:
Wenn ein Privatmann in seinen Einnahmen schlecht
baran ist, so beschränkt er sich in seinen Ausgaben, oder
wacht doch nur solche, welche seine wirthschaftliche Leistungs-
fähigkeit erhöhen sollen. Wir müssen täglich hören, daß
ber Staat kein Geld hat, trotzdem stecken wir in öffentliche
Prachtbauten Millionen über Millionen, für die nöthigsten
wndeSmelioraticnen baben wir kein Geld. Wo wir aber
verpflichtet sind, zu Schulbauten u. s w. beizutragen, da
Eennt die Bureaukratie keine Beschränkung, da wird ge-
kirtbschaftet, als hätten wir Geld wie Heu.
Dabei steigen die Löhne, steigen die Steuern und die
Kosten der sozialen Gesetzgebung, steigt die Belastung des
fndmannes mit Ehrenämtern. Glaubt man uns für
°>e entzogenen Einnahmen mit vermehrten Lasten
Wtschädigen zu können, oder will man die Landwirth-
ichaft absichtlich zu Grunde richten? Blicken
kir doch auf andere Staaten; wodurch hat die Land-
Krthschaft in Frankreich, in Amerika den riesigen Auf-
fwung genommen? Durch die weitgehendste Fürsorge der
srtigcn Regierungen, welche sich wohl bewußt sind, daß
fe blühende Landwirthschaft die festeste Grundlage eines
wrken Staates ist, daß keine Ausgabe nöthiger und

dankbarer ist als die, welche zur Hebung der Landes-
kultur gemacht wird."
Zum Schlüsse führt der Aufruf aus:
Wir gebrauchen eine starke Gesammt-Vertretung der
Landwirthschaft in Landwirtbschaftskammern mit maß-
gebenden Stimmen in allen wirthschaftlichen Fragen.
Wir gebrauchen einen landwirthschaftlichen Minister
mit machtvoller Stellung unter seinen Kollegen, der ent-
schlossen ist, unsere Interessen zu schützen und zu fördern.
Wir gebrauchen einen weisen Zollschutz gegenüber der
mächtigen Konkurrenz des Auslandes, Vervollkommung
unserer Transportmittel, Ausbildung unserer Beamten in
den Anforderungen des praktischen Lebens, Förderung des
landwirthschaftlichen Versuchs- und Meliorationswesens,
um immer unabhängiger vom Auslande zu werden, unsere
überschüssigen Kräfte im Inland anzusiedeln, wir ge-
brauchen in den Parlamenten eine große Wirthschaftspartei,
deren Mitglieder Verständniß für die wirthschaftlichen
Fragen, Entschlossenheit zu ihrer Lösung haben, welche
nicht befangen durch das Geschrei einer einseitigen,
kenntnißlcscn Presse, unsere Existenz blassen Theorien
opfern. Wir brauchen in der Presse ein gut geleitetes
Organ, welches unsere Sache vertritt."
Wir führen diese in jenem Aufrufe enthaltenen Punkte
nur ausführlicher hier an, als Beitrag zu der all-
gemeinen Bewegung die in landwirthschaftlichen Kreisen
jetzt so energisch eingetreten ist.
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 28. Febr. Turban geht, an seiner
Stelle wird Nokk Ministerpräsident. Eisenlohr bleibt
Minister des Innern. Neubronn wird Justiz- und Kul-
tusminister. Seubert, Generaldirektor der Eisenbahnen.
Eisenlohr wird Finanzminister. Ellst.ätter ,oll den
Posten des Vorsitzenden der Oberrechnungskammer erhalten.
Berlin, 27. Febr. Bei dem Diner, das Samstag
Abend aus Anlaß des Geburtstages des Königs von
Württemberg bei dem Kaiserpaare stattfand, brachte
der Kaiser folgenden Toast aus: „Ich trinke auf das
Wohl Seiner Majestät des Königs von Württemberg",
worauf die Musik die Königshymne intonirte, die stehend
angehört wurde.
Berlin, 27. Februar. Am 2. März findet beim
Kaiserpaare das herkömmliche Botschafter-
diner statt.
Berlin, 27. Febr. Der Centrumsabgeordnete Land-
gcrichtsrath Bödiker ist in Hildesheim gestern im Alter
von 59 Jahren gestorben.

Berlin, 27. Febr. Die brasilianische Regierung hat
nach langandauernden sorgfältigen, in Rio de Janeiro
stattgehabten Prüfungen von Gewehren aller bedeutenden
Waffensabriken der hiesigen Firma Ludwig Löwe u. Co.
den Auftrag auf 70 000 Gewehre und 35 Millionen
Patronen endgiltig ertheilt.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 27. Febr. Neuerdings taucht das Gerücht
aus, der deutsche Kaiser werde gelegentlich der österreichischen
Herbstmanöver auch Budapest besuchen.
Italien.
Rom, 27. Febr. General v. Lok nebst Gefolge
wurde heute Mittag vom Papste in feierlicher Audienz
empfangen. General v. Lok stellte dem Papste das Ge-
folge vor. Nach der offiziellen Audienz lud der Papst
General v. Lok ein, ihm in seine Privatgcmächer zu
zu folgen, wo er mit demselben eine halbstündige Unter-
redung hatte. Hierauf stattete General v. Lok nebst Ge-
folge dem Cardinal Rampolla einen Besuch ab.
Belgien.
Brüssel, 27. Febr. Das Gesammt-Ergebniß der
Referendum-Abstimmung stellt sich für Brüssel
und die Vorstädte wie folgt: Eingeschrieben sind insge-
sammt 111 707 Stimm-Berechtigte. 60 279 Personen
betheiligtcn sich an der Abstimmung. Davon stimmten
für den Antrag Jonson 48 360, für den Antrag Not-
homb stimmten 7684, für die anderen Anträge 3925.
England.
London, 27. Febr. Der König der Tanga-
Inseln ist an der Influenza gestorben.
Serbien.
Belgrad, 27. Febr, Einer Privatmeldung zufolge
trifft Exkönig Milan noch vor den Wahlen am 5. März
hier ein._
Deutscher Reichstag.
Berlin, 27. Februar.
Präsident v. Levetzow theilt den gestern erfolgten
Tod des Abg. Bödiker (Centr.) mit.
Das Haus erledigte ohne Debatte die Berichte der
Reichsschuldencommission.
Bei der ersten Berathung des Gesetzentwurfs betr.
die Abänderung der Maaß- und Gewichtsordnung schlägt
Abg. Bröniel (freis.) die Bezeichnung „Doppelcentner"
für 100 Kilogramm vor. Die zweite Berathung wird
von der Tagesordnung abgesetzt.
Es folgt die Prüfung der Wahl Ahlwardts. Der

mit

dem
des
daß
war
leise

Frauen waren kaum im Stande gewesen, ihn davon zu-
rückzuhalten, daß er aus der Stelle aufsprang, um den
Assessor aufzusuchen und ihm zu danken.
Aber die Reihe des Fragens war jetzt an Richard
gekommen, und über alle seine Erkundigungen nach
Aussehen, den Worten und der Handlungsweise
Assessors hatte es die Familie nicht einmal bemerkt,
zweimal bescheiden an die Thüre geklopft worden
und daß dieselbe endlich zu ihrem größten Erstaunen
geöffnet wurde.
Erst als der Eingetretene, ein älterer Mann
ernstem, aber wohlwollendem Gesicht, beinahe zwischen
ihndn stand, wurden sie seiner ansichtig und erhoben sich
zu seiner Begrüßung. Der vornehm gekleidete Herr,
welcher der Familie Weiß keineswegs fremd zu sein
schien, küßte der erröthenden Louise galant die feine
Hand und streckte dann dem jungen Manne herzlich die
seinige entgegen.
Mit verlegener Miene legte Richard, über dessen Ant-
litz sich plötzlich ein Schatten gebreitet batte, seine derben
ausgearbeiteten Finger in die wohlgepflegten des Gastes
und schob ihm einen der wenig bequemen Stühle mit einer
Verbeugung zu.
Als der alte Herr dankend Platz genommen batte
und sich eben anschickte, den Mund zu einer Anrede zu
öffnen, legte ihm Richard mit einer gewissen ängstlichen
Hast die Hand in den Arm und sagt mit zitternder
Stimme:
„Verzeihen Sie, Herr van Holten; aber ich weiß,
was uns die Ehre verschafft, Sie hier begrüßen zu
dürfen, ich weiß auch, was Sie mir jetzt sagen wollen,

und ich will Ihnen die am Ende doch für uns Beide
peinliche Eröffnung dadurch ersparen, daß ich erkläre,
nach allem, was in den letzten Tagen geschehen ist, jedem
Anspruch auf die Hand Ihrer Tochter so lauge zu ent-
sagen, bis — nun bis Sie mir selbst sagen werden,
daß Sie es nicht länger für eine Schande ansehen,
einen Mann in Ihre Familie aufzunehmen, der schon
einmal auf den Verdacht des Mordes bin im Gefäng-
niß gesessen hat!"
Der Bankier drückte dem Sprechenden, dem die Bitter-
keit der Entsagung deutlich auf dem Gesichte lag, gerührt
die Hand.
„Das nenn' ich brav gesprochen, mein wackerer junger
Freund," sagte er mit herzlicher Freundlichkeit; aber wenn
Sie glauben, daß ich dieser Eröffnung wegen hierher ge-
kommen, so befinden Sie sich in einem Jrrthum, denn
der Zweck meines Besuches ist nur, Ihnen Glück zu
wünschen und Sie um Verzeihung zu bitten."
„Herr van Holten — um Verzeihung — mich?"
„Ja, mein Freund, denn wie mir der Herr Assessor
von Braunfels soeben erzählte, wäre der Umstand, daß
ich seiner Zeit bei Ihrer Werbung um meine Tochter
den Besitz einer bestimmten Summe als Bürgschaft ver-
langte, beinahe zu einer verhängnißvollen Belastung für
Sie geworden. Der Himmel hat es ja gnädig gefügt,
so daß Sie schnell genug auch in den Augen der Welt
von dem schimpflichen Verdacht gereinigt sind; aber ich
will das Schicksal nicht zum zweiten Mal auf die Probe
stellen und mein Gewissen nicht zum zweiten Mal mit
einer derartigen Verantwortung belasten."
(Schluß folgt.)

In schwerem Weröncht.
Criminal-Novelle
von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
.. „Zerbrechen Sic sich darüber nicht den Kopf, mein
kber Herr Weiß,! — kehren Sie zu den Ihrigen zurück
fd lassen ,Sic sich vorderhand an der Mittheilung ge-
igen, daß Sie den Bemühungen eines edlen Mannes
? erster Linie Ihre wiedererlangte Freiheit zu danken
^ben. Ihnen zu sagen, wer dieser Retter ist, bin ich
ermächtigt; vielleicht wird er Ihnen einmal selbst
?Aen Namen nennen."
. Damit war Richard entlassen gewesen und der Weg
K den Seinen hatte ihm wieder offen gestanden; aber
i? sehr es ihn auch mit tausend Fäden zu der alten
ftztter gezogen, so hatte er doch gefühlt, daß er zu
Mächtig erregt sei, um sic begrüßen zu können und saft
Ke Stunde lang war er in den Parkanlagen der Stadt
,'khergewandelt, von Zeit zu Zeit laute, jubelnde Freuden-
fe ausstoßend, so daß ihm die Vorübergehenden ver-
ändert nachblickten, einen Betrunkenen oder gar Geistes-
unken in ihm vermuthend.
X Jetzt endlich war er wieder daheim und hatte den mit
Innung und inniger Theilnahme zuhörenden Frauen
^.kleinen, abgerissenen Bruchstücken die Geschichte seiner
fden, seiner Hoffnung und seiner schließlichen Ver-
giftung erzählt.
. Aus dem Munde der Schwester hatte er auch erfahren,
sein großmüthiger Beschützer sei, und die beiden

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