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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
No. 1 - No. 10 (1. Januar - 12. Januar)
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iar 1893.
Wochen.
von Fritz
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gsblatt und Anzeiger

Verkünd

an, 7. Januar

1«S3

Lein Zweifel, daß die
WMlgte Last drückend
000 000 Mk. ist
Deutschlands.
' chtheil nicht
Mitärvorlage
itschland
Er-
^^den

Deutsches Reich.
Berlin, 5. Fan. An dem heutigen Diner bei
dem Kaiser paar nehmen Caprivi, Eulenburg, von
Marschall, Thiele, Bosse, der türkische Botschafter Tewfik,

Die „Bürgerzeitung"
erscheint täglich mit Ausnahme von
Sonn- und Feiertagen.
Der Sonntagsnummer liegt ein Unter-
haltungsblatt, „Der Erzähler", mit dem
Humor. Repräsentanten „Der deutsche
Michel" bei

Abonnementspreis
für Heidelberg: monatl. 40 Pfg. mir
Trägerlobn, durch Vie Post bezogen
Vierteljahr!. Mk. I« ebne,-tzntellgeb.
Znsertionspreis: WM. süevie i-spall.
Petitzeile od. deren Raum. Für lo.v.le
Geschäfts- n. Privarannm'-o -» Bf.

Schlachtfeld führen zu müssen.
durch den erforderten Mehraufwand
ist, aber eine Ausgabe von jährlich 6oW
nicht entscheidend für den Wohlstand
Längerer Aufschub der Reform ist ohne
möglich. Dir Regierung hat mit der M
eine sehr ernste patriotische Pflicht erfüllt. DWiL
steht am Scheidewege und muß sich entschließen^
folgt die Ablehnung, so überlassen wir Frankreich
einmal gewonnenen Vorsprung mit vollem BewußtseW
Ibn später cinzuholen, wird von Jahr zu Jahr schwic^
riger, endlich fast unmöglich werden. Eine Anzahl von
Altersklassen gebt immer verloren. Wird die Vorlage
Gesetz, so thut Deutschland nach kurzer Versäumniß einen
Schritt vorwärts, den Frankreich ihm nicht nachthun
kann, da dieses tbatsächlich an den Grenzen seiner natür-
lichen Kräfte angekommen ist. Die Ueberlcgenheit, die
Deutschland allein in seiner Volkszahl besitzt, ist dann
nutzbar gemacht. Die Hoffnung, im Nojhfalle eines
Doppelkrieges durch glückliche und schnelle Operationen
zwischen den feindlichen Heeren den endlichen Triumph
auf unserer Seite zu sehen, tritt wieder in ihre alten
Rechte, und das Genie unserer Feldherren erhält, wenn
auch nicht in so reichem Maße wie 1870, so doch immer
hinlänglich, die Mittel, sich zu bethätigen. Das Bewußt-
sein aber, daß im Frieden Alles geschehen ist, was füg-
lich geschehen konnte, uni Deutschland stark zu machen,
wird auch in den schwierigsten Lagen eines großen
Krieges Generäle, Offiziere und Mannschaften mit
festem Vertrauen auf den endlichen Sieg erfüllen."
„Fragt man sich", so heißt es schließlich, „ob es
überhaupt noch möglich ist, ver Forderung aus dem
Wege zu gehen, so muß man mit einem entschiedenen
„Nein" antworten. Deutschland ist zu jung und lebens-
kräftig, um eudgiltig auf eine große Rolle im Rathe der
europäischen Volker verzichten zu können. Das wird
nimmermehr geschehen, und daraus folgt, daß, wenn in
unserer Zeit die Vermehrung unseres Heeres verworfen
würde, sie in einer künftigen — nach trüben Erfahrungen
— doch vorgenommen werden müßte. Wir hoffen, daß
eS dazu nicht kommt, und daß der unabweisliche Schritt
jetzt geschieht: daß auf den Glanz des jungen Reiches
kein, wenn auch nur vorübergehender Schatten fallen wird."

ParM
Dlondi riM
eingeliefert ir— , - --
Panama-GesellfMPt' Die Veranlassung der Verhaftung
ist noch nicht beWi>"^ -.
Aussagen zu mach:
Blondins habe mit^^^n Functionen beim „Credi
LnonnaiS" nichts zu tMP "O Die Blätter melden^
Cornelius Herz sei aus Ehrenlegion ge,
strichen worden.
Paris, 5. Jan. Der „(na^rll-'>ö" droht, er werde
neue, gegen Freu ein et gerichr^ls Enthüllungen
veröffentlichen. Der Minister hätte Gefälligkeit gegen
die radiealen Parteiführer ein von
gounenes Unternehmen, bei welchem es st^/um nne neue
für den Fall der Mobilmachung in Betrm^ kommende
Zugbremsc gehandelt habe, gefördert. DerV Gaulois"
droht für den Fall, daß der Minister nicht i^, ^zchsier
Zeit seine Entlassung nehmen sollte, weitere EinX^gJ^n
darüber veröffentlichen zu wollen.
Paris, 5. Jan. Die Polizei verhaftete die Auc^,.
chisten Eiteivant und Zevaeco, welche die lebhaitest^
Agitation für die Veranstaltung der Kundgebungen an
läßlich des Wiederzusammentritts der Kammer entfalteten.
Rußland.
Petersburg, 5. Jan. Die „Börsenzcitung" beziffer
das außerordentliche Erforderniß des nächstjährigen rus-
sischen Reichsbudgets auf 81 Millionen. Das-
Geld ist vornehmlich für Eisenbahnbau, namentlich für
die sibirische Bahn, bestimmt. Das Erforderniß würde
gedeckt durch 17 Millionen Neberschuß des gewöhnlichen
Budgets, 39 Millionen, welche die Reichsbank dem Reichs-

der Generaladjutant des Sultans Kampboevener und der
Erzbischof Stablewski theil.
Berlin, 5. Jan. Bei der Mitte Monats stattfinden-
den Gedenkfeier für W e r n er S i e m e ns bat der Kaiser
sein Erscheinen zugesagt.
Oesterreich-Ungarn.
Pest, 5. Jan. Der Pariser Vertreter des „Buda-
pesti Hirlap" beharrt dabei, Rouvier habe vor dem
Untersuchungsrichter erklärt, er habe 20,000 Fr. Pan a-
magelder dem russischen Botschafter Baron Mobren-
j beim gegeben. Der Ministcrrath habe sich schon in
MMei Sitzungen mit der Sache befaßt. Rouvier sei nicht
Schweigen zu bewegen. Die französische Presse
sch^Wk die Sacke todt.
Frankreich.
5. Jan. Der Beamte des „CrcditLvounais"
ist verhaftet und in das Gefängniß zu Mazas
Mrden. Derselbe war 1888 Agent der
nt. Blondin weigerte sich übrigens
Mi- Es verlautet, die Verhaftung
Zeinen Functionen beim
n.

ZUM Abonnement
auf die „Bürger-Zeitung" laden wir ergebenst
ein. Bei
Reichhaltigkeit und Billigkeit
ist dieselbe auch kein Parteiorgan.
Der Preis ist der niedrigste aller Blätter
in Baden, er beträgt
monatlich nur 4H Pktl
mit Trägerlohn,
vierteljährlich 1 Mk.
ohne Zustellungsgebühr.
Bestellungen werden für auswärts durch die Post,
innerhalb der Stadt durch unsere Träger entgegenge-
nommen.
Verlag der „Bürger-Zeitung".

Deutschland am Scheidewege.
(Sin Brief aus der Fremde-)
II.
Fenier heißr es in dem Geloschen Artikel: „Von
einem allgemeinen Gesichtspunkt aus muß man also
unbedingt für Herabsetzung der Dienstzeit und
Vermehrung der Zahl stimmen. Dieser allgemeine
Gesichtspunkt aber ist dadurch gegeben, daß es sich jetzt
u unsere gestimmte Machtstellung und die Zukunft
nitschlands überhaupt handelt. Wir dürfen es nicht
den, daß ein-an Bevölkerung schwächerer Nachbar jähr-
42 000 Soldaten mehr erzieht und daß die Zahl
er ausgebildeten Mannschaft unter unseren Augen
oübren^d wächst, ohne daß wir etwas Ausgleicheudes
. Wir dürfen uns keiner Täuschung über die Be-
de. ng eines Nebergewichts hingebcu, welches so groß
oder größer sein wird, als die gejammte französische
Streitmacht bei Ausbruch des Krieges von 1870. Wir
dürfen cs nicht länger dulden, daß jährlich 60 000 wehr-
pflichtige Deutsche, welche auch tbatsächlich wehrfähig sind,
nicht zum Dienst eingestellt und ausgebildet werden, so-
daß wir, wenn es sich eines Tages um unsere Eristenz
handeln sollte, durch eigene Verschuldung nicht in der
- sind, alle Kräfte einsetzen zu können, oderHundert-
cnde ohne jede militärische Vorbereitung auf das




In schwerem Verdacht.
,) Criminal-Novcllc
von Reinhold Ltrlmann.
(Fortsetzung.)
- Diese Worte, welche die Gräfin kaum hörbar vor sich
hingemurmelt hatte, sckiencn ihr eine gewisse Beruhigung
zu gewähren; sie wendete sich vom Fenster weg und trat,
,hne dasselbe jedoch zu schließen, zu einem an der gegen-
überliegenden Wand stehenden Damenschreibtische von
meisterhafter Arbeit. Ein leichter Fingerdruck auf eine
verborgene Feder öffnete eines der Fächer und ließ eine
kleine, mit Silber beschlagene Schatulle von Ebenholz
sichtbar werden, deren Inhalt mit den von der Gräfin
bei ihrem Selbstgespräch angedeuteteu Mitteln jedenfalls
in irgend welcher Verbindung stehen mußte, denn es glitt
wie ein Lächeln matten Triumphes über ihre sorgenvollen
Züge, als sie aus der Tasche des Nacktgewandes einen
kleinen Schlüssel hervorzog und das Kästchen ist,netc. Mit
dämonischem Aufleuchten ruhten ihre Augen auf einem
zusammcngebundcnen Päckchen von Briefen, die neben
verschiedenen kleinen, sorgfältig iu Seidenpapier eiuge-
fchlagenen Gegenständen den Inhalt der Schatulle aus-
machten, und ein höhnisches Lächeln zuckte beim Betrachten
der zicrlickcn Schriftzüge um ihre feiugeschnittenen Mund-
winkel.
Höhnischer und teuflischer aber war der Ausdruck eines
Gesichts, das ihrer weißen Schulter iu diesem A genblicke
so nabe war, daß sie die beißen Athemzüge hätte fühlen
müssen, des Gesichtes ihres ungeladenen Besuchers von der
heutigen Soiräc — Gaston d'Hervillv. — Langsam, leise

und vorsichtig, wie eine beutehungrige Katze, hatte sich in
demselben Augenblicke, wo die Gräfin das Fenster ver-
lassen, die schlanke Gestalt des Franzosen aus dem Dunkel
der Bäume losgelöst, mit unhörbaren Schritten dem Hause
zuschleichend. Einen Augenblick hatte sein dunkler Kopf,
verborgen durch die seidenen Gardinen, in das Gemach
bineiugespäbt, und wie ein freudiges Wetterleuchten Wal-
es über die gebräunten Gesichtszüge geflogen, als er be-
merkte, daß ihm die Gräfin ahnungslos den Rücken zu-
kcbrte. Die schlanken Hände auf das niedrige Gesims
des Fensters legend, hatte er sich, bebend wie ein Eich-
hörnchen, darüber hinweg in das Zimmer geschwungen,
wo die dicken Teppiche, die den Fußboden bedeckten, den
Schall des letzten Sprunges bis zur Unhörbarkeit dämpften,
und geräuschlos war er auf -die Gräfin zugeglitten, hinter
der er jetzt stand, die Falten ihres Kleides mit seinem
Körper berührend und ihre Bewegungen mit den Blicken
einer Schlange verfolgend, die mit teuflischer Freude die
ahnungslosen Sprünge eines ihrer Gewalt unrettbar ver-
fallenen Thierchens beobachtet.
Eben hatte die also Ueberlistete die Briefe wieder in
der Schatulle geborgen und die Finger an den Schlüssel
gelegt, um durch seine Umdrehung den so sorgsam gehüteten
Schatz iu Sicherheit zu bringen, als sich eine schmale
weiße Hand festz auf ihre entblößte Schulter legte, während
eine andere mit eisernem Griff den unwillkürlich zu einem
wilden Schrei geöffneten Mund verschloß: das Gesicht des
Marquis beugte sich dicht vor ihre entsetzt aufgerissenen
Augen, und seine wohlbekannte Stimme flüsterte ihr
höhnend ins Ohr:
„Beruhige Dich, meine scköue Stella! Dein unnützer

Lärm könnte Zuhörer zu einer Unterredung heranziehen,
die wobl lediglich in Deinem Interesse bald ohne Zeugen
geführt wird."
Damit ließ er die Hand von ihrem Gesichr gleiten
und machte einen blitzschnellen Griff nach dem Kästchen,
das die Gräfin bei dem plötzlichen Ueberfall krampfhaft
festgehalten hatte; bei dem Anblicke des Marquis aber
schien ihre volle Besinnung zurückgekehrt zu sein, denn
noch ehe seine Fingerspitzen die Schatulle berühren konnten
war Ver Schlüssel umgedreht und das Kästchen in das
Fach des Schreibtisches zurückgeflogen, welche sich wie
durch die Hand eines Zaubercs geräuschlos schloß.
Ein wütheudcr Blick des Marquis verrieth den Aergcr,
den er über das Mißlingen des so gut angelegten Coup
empfand, aber schon in der nächsten Sekunde nahm sein
Gesicht wieder den balbfreuudlichen, halb spöttischen Aus-
druck an, den er gewöhnlich zur Schau zu tragen pflegte.
„Nun, meine gnädigste Gräfin", sagte er leichthin zu
der noch immer keines Wortes mächtigen und mühsam
nach Athem ringenden Frau", „die liebevollen Blicke, mir
denen Sie soeben gewisse Erinnerungen an eine vergangene
Zeit betrachteten, haben mir bewiesen, daß Sie fick im
Geiste mit meiner Wenigkeit zu beschäftigen geruhten.
Mein übrigens durchaus ehrsamer Besuch wird Sie darum
wohl nicht allzusehr alterirt haben!"
Stella war iu ein Fauteuil gesunken, und starrte
leichenblaßen Antlitzes den Eindringling an.
„Gaston", stieß sic mir vor Aufregung bebender
Stimme hervor, „es bedarf nur eines Fingerdruckes an
diese Glocke und man behandelt Dich wie einen gemeinen
Einbrecher und Dieb!"
 
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