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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 31 - No. 40 (5. Februar - 16. Februar)
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alles auf-
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Verkündigungsvlatt und Anzeiger

Die,^8ürgerzeit«NA"
erscheint täglich mit Ausnahme von
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haltungsblait, „Der Erzähler", mit dem
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Expedition:
Hauptstraße 25.

Heidelberg, Freitag, 10. Februar

Expedition:
Hauptstraße 25.

1893.

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Verlag der „Bürger-Zeitung".

Ter Einfluß der LcbenMMchnunMN
am die Sittlichkeit.
'Lin wahres Wort.
In dem geselligen Leben dcr Gegenwart, so spricht
sich zutreffend ein Berliner Blatt aus, hat eine bedenkliche
Veräußerlichung wesentlicher sittlicher Begriffe von Anstand
und Würde, Ehre und Wahrhaftigkeit Platz gegriffen,
es bat sich eine Moral der Mittclstraße entwickelt, die fast
ausschließlich auf dem Princip der Zweckmäßigkeit und
des ungestörten geselligen Zusammenlebens begründet ist,
die aber der Ausbildung kräftiger lebensvoller Persönlich-
keiten hindernd cntgegenstebt und der tiefsten sittlichen
Motive entbehrt. Eine Ursache dieser Erscheinung liegt
gewiß mit in der Zunahme des allgemeinen Wohlstandes
und in den durch äußere Genüsse erhöhten Versuchungen,
vorzugsweise aber in der Vermehrung einer bestimmten
Kategorie von Genußmenschen, die sich namentlich in den
größeren Städten verdrängen, meist unvcrheirathete
Männer obne Lebenszweck und Lebensinhalt, zum Theil
c-hne Beruf, zum Theil in müheloser, vielfach unrcge'-

mäßiger und auf Zufall gegründeter Geschäftstätigkeit,
wie sic der Börsenverkehr und die Spekulation auf allen
Gebieten mit sich bringt; Lebemänner, die auf irgend
eine Weise reich geworden; unerzogene Söhne reich ge-
wordener ungebildeter Eltern; dazu tonangebende Aben-
teurer aus den verschiedensten Berussklassen: so setzt sich
diese Gruppe zusammen und wirkt überall, in Worten
und Handlungen, als verderbliches Beispiel für die
Jugend. Diesen Genußmenschen ist für-Geld alles käuf-
lich, auch Ehre, Tugend und Glück' ihrer Mitmenschen.
Diese niedrigste Elaste der Besitzenden ist es vorzugs-
weise, die der öffentlichen Sittlichkeit den schwersten
Makel zufügt.
Die Nachsicht gegen diese Genußmenschen und gegen
die conventionellen Sünden, in den höheren Ständen hat
sich sebr rasch auch den übrigen Elasten der menschlichen
Gesellschaft mitgctheilt. Die Littcratur, Kunst und
Tagespressc leisten dieser laren Moral nur geringen
Widerstand und auch in der Wissenschaft droht der
Materialismus den Idealismus, d. i. das
Streben nach Wahrbeit, S e e l c n r e i n h e i t,
Gcmüthsticfe und die Gedanken an das
Göttlich-e und Uebcrirdische zu verdrängen.
Selbst die sozialistische Sturmflut, welche Viele von unten
Heraufziehen sehen, ist fast ungefährlicher als die moralische
Vergiftung, welche von oben herab durch die After-
weisheit einer materialistischen Weltanschauung und durch
das schlechte Beispiel reicher Genußmenschen in die
Volksseele einzudringen scheint. Hier gilt es Wandel zu
schaffen. Es ist Pflicht der besseren Gesellschaft, solch
gewissenlosem Treiben den Stempel der Gemeinheit anf-
zudrückcn und diese niedrigste Elasten der Besitzenden mit
unnachsichtiger Strenge aus der Gemeinschaft auszu-
schließen. Sehr beherzigenswerthe Vorschläge in dieser
Richtung enthält ein Vortrag, den der Geh. Sanitäts-
rath Brinkmann in Wiesbaden jüngst in dcr allgemeinen
Konferenz der Sittlichkeitsvereine zu Darmstadt im Okt.
v. I. gehalten und im Druck veröffentlicht hat unter
dem Titel „Inwieweit beeinflussen die Lebensverhälnisse
und Lebensanschauungen der Gegenwart die Sittlichkeit?"
Die Gedanken des Verfassers sind nicht am Schreibtisch
ausgesonncn, sondern aus reichen inneren und äußeren
Lebenserfahrungen geschöpft und inmitten praktischer
Berufs- und freiwilliger Hilfsthätigkeit gewonnen. Nach
Brinkmanns Ansicht ist die Bekämpfung dcr Unsittlichkcil
nur möglich durch Belebung der gejammten
sittlichen Kräfte eines Volkes. Eine der grund-
legenden Aufgaben der Sittlichkeitsvereine ist Erforschung

der Ursachen, die das Volksgcwissen herabgesetzt haken-
Die vornehmste Ursache der Fälschung des Volksgewissens
und somit der Sittenlosigkeit ist nach ihm „der ethische.
Materialismus." Die Lebens- und Arbeitsvcrhältnisse
aller Stände haben wesentlich mitgewirkt. Das Uebel
ist theilwcise Schuld der Gemeinschaft, die dem Volke zu
wenig Gerechtigkeit und Liebe angedeihen ließ. Eingehen
auf leibliche Noth ist für religiöse und sittliche Empor
Hebung erforderlich. Eine erleuchtete Wohlthätigkeit strebt,
außer der Unkeuschheit auch den anderen Volkslastern ent-
gegenzuwirken , namentlich der Trunkliebe, sucht darum
Fühlung mit den hierauf gerichteten Verbindungen.
Schulung und Erziehung der Lehrlings- und lohnarbeiten-
den Jugend im Älter von 14—18 Jahren durch ob-
ligatorische Fortbildungsschulen, Hand in Hand mit
Jünglings-Bildungs- und Volkswobl-Vcreinen, ist eine
Bedingung für Erneuerung des Seelenlebens. Für den
sittlichen Schutz der lohnarbeitenden weiblichen Jugend
sind besondere Maßregeln unabweisbare Pflicht dcr Sitt
lichkeitsvereinc. Es genügt nicht, die Gelegen-
heit zur Sünde einzuschränken, die Sünde
selbst in der Volksseele anzugreifen ist die
höhere, ideale Aufgabe. Die so sehr vernachlässigte
Seclenpflcgc muß auf das Ideal eines einfachen
treuen Familienlebens und sittcnreinen
lebensfreudigen Verkehrs mit den Mit-
menschen hingclenkt werden- Die allgemeinen, vor-
beugenden und erziehenden Aufgaben der Vereine ver-
langen eine Erweiterung ihrer Organisation.

Deutsches Reich.
Berlin, 8. Febr. Die M i l i tär e o mmi ssi o n
setzte die Berathung über den Bericht der Subcommission
fort. Buhl wies darauf hin, daß der in den Etat für
1893/94 infolge der Handelsverträge mit 27 Millionen
angenommene Ausfall der Zölle bei weiterer Erstreckung:
der Meistbegünstigungsklauscl auf 36 Millionen steigen
würde. Er berechnete sodann, daß die infolge der Zoll-
herabsetzung eingetretene Entlastung der Konsumenten 223
Millionen betrage, v. Hämmerst ein widersprach der
Ansicht, daß die Erstreckung der Meistbegünstigung auf
Rußland wünschenswerth sei.
Berlin, 8. Febr. Die Wa blprüfungscom-
Mission erklärte mit allen gegen 4 Stimmen die Wahl
Ahlwardt's für giltig.
Berlin, 8-. Febr. Der „Voss. Ztg." zufolge, vcr-
lautet in den diplomatischen Kreisen Sofia's, daß die

In schwerem Weröcrcht.
"4) Kriminal-Novelle
von Reinhold Ortmann.

(Fvrtfchnnq.)

„Leicht und ungefährlich, mein Fräulein! Sic bleiben
Unter meinem Schutz, und es hängt von dem Gelingen
dieses einen Schrittes jetzt alles ab."
„Nun wohl! Ich vertraue Ihnen und will Sie be-
lfleuen. Gedulden Sie sich nur einen Augenblick, bis
'ch mich überzeugt habe, daß es der Zustand meiner
Mutter mir erlaubt, sie zu verlassen."
Sic verschwand im Nebenzimmer und Braunfels ver-
Mgte die anmuthige Elfcngestalt mir den Augen, bis
das letzte Stück vom Saum ihres Kleides unsichtbar ge-
worden war.

(fr konnte sich selbst jetzt nichr langer verhehlen, daß
Muise einen liefen unauslöschlichen Eindruck auf ihn ge-
wacht und daß sie das erste Wesen sei, welches er mit
der ganzen Leidenschaft seines Herzens zu lieben begann,
'fast wollte ihn für einen Augenblick ein Gefühl über-
winmen, das wie Reue aussah, daß er sich so tief in
Mrbällnifse eingelassen batte, die ihn ja im Grande gar
Nichts kümmerten und die ihn jetzt ganz und gar z i
Nnlftricken drohten, aber als sich die Thür zum Seiten-
fläche wieder öffnete, als er das von innerer Erregung
Und Spannung angehauchte Antlitz des lieblichen jungen
Mädchens wieder vor sich sab, waren alle Bedenken
mit einem Zauberschlage verschwunden und mit
"tunender Bewunderung hing sein Auge an der schönen

Erscheinung, die in dem geschmackvollen Promenaden-
Anzugc, welchen sie soeben in aller Geschwindigkeit
übergeworfen hatte, doppelt reizend und geradezu vor-
nehm aussah.
Louise bemerkte den eigenthümlichen Ausdruck in den
Blicken des Assessors und die Verlegenheit, in welche sie
durch ihre seltsame Situation ohnehin schon versetzt war,
wurde noch gesteigert.
„Darf ich denn nicht wenigstens erfahren, wohin
Sie mich führen wollen, mein Herr?" wagte sie schüch-
tern zu fragen.
„Unterwegs sollen Sic alles erfahren, Früulein
Weiß, und es wird Ihnen dann in jedem Augenblick
noch freistehen, umzukebren und mir Ihre Unterstützung
zu versagen. Jetzt aber haben wir keine Zeit mehr zu
verlieren."
Das junge Mädchen fügte sich schweigend. Sie lud
den Assessor durch eine Bewegung ein, vorauszugeh en,
und verschloß hinter ihm die Thür der bescheidenen Woh-
nung. Unten winkte dcr Assessor eine in der Nähe be-
findliche Droschke heran, rief dem Kutscher den Namen
jenes Hotels zu, in welchem der Marquis d'Hervilly
logirte und forderte feine schöne Begleiterin auf, einzu-
steigen. Ohne Zögern und ohne eine weitere Frage kam
sie seinem Verlangen nach und ließ sich im Fond des
Wagens nieder, während er in respektvoller Entfernung
auf dem Rücksitze ibr gegenüber Platz nahm.
„Lassen Sie mich Ihnen nun in kurzen Worten
sagen, mein Fräulein, was Sie zu thun haben werden,
wenn Sie zum Gelingen meines Planes in Bezug auf
die Rettung Irres Bruders beitragen wollen. Fragen

Sic mich nicht nach den Gründen und den zunächst-
liegenden Zwecken, denn eine Aufklärung über dieselben
würde gerade jetzt zu umständlich und zeitraubend sein.
Wir fahren, wie Sie vernommen haken werden, in das
Hotel de l'Europe. Dort wird es. Ihre Aufgabe sein,
sich einem daselbst wohnhaften Fremden, einem' Marquis
d'Hervilly, unter falschem Namen als Sprößling einer
unverschuldet in Elend geratkenen französischen Emigran-
tenfamilie vorzustellen und ihn um eine materielle Unter-
stützung zu bitten."
Die Wirkung dieser Worte auf seine Zuhörerin war
genau so, wie es Braunfels vorausgesehen batte. Sie
erröthete bis zu den Schläfen hinauf und auf ihrem
Antlitz zeigten sich deutlich die Spuren eines schweren,
inneren Kampfes.
„Aber wenn ich dieses eigcnthümliche Verlangen auch
wirklich erfüllte, Herr von Braunfels, so vermag ich doch
durchaus nicht eiuzusehen, in welchem Zusammenbange
das mit meinem Bruder stehen kann."
„Ich sagte Ihnen bereits mein Fräulein, daß cs mir
an Zeit fehlt, Ihnen alles zu erklären und daß ich nur
an Ihr Vertrauen auf meine Freundschaft appelliren
kann. In den Händen jenes Marquis liegt, wenn auch
vielleicht auf andere Weise, als Sie denken, das Schick-
sal Ihres Bruders."
„Nun, so würde es doch wohl besser sein, wenn ich,
obne mich zu verstellen, ibn direkt um seine Verwendung
bitten würde!"
„Dadurch würde alles verloren sein! Von dieser
Angelcgenbeit oürfen Sic um Gottes willen nicht ein
Wort erwähnen."
 
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