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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 41 - No. 50 (17. Februar - 28. Februar)
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Verkündigungsblatt und Anzeiger

Die »^Bürgerzeitung"
scheint täglich mit Ausnahme von
g. Sonn- und Feiertagen.
iZ Sonntagsnummer liegt ein Unter-
Mtungsblatt, „Ter Erzähler", mit dem
)<lnror. Repräsentanten „Ter deutsche
. Michel" bei.

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Vierteljahr!. Mk. 1.— ohne Zustcllgeb.
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47. «aWL-5. Heidewerg, Freitag, 24. Februar H-WiL-. 13S3.

worden. Einer mit dem Vicekönig von Egypten Mohamed
Said geschlossenen Eonvention zufolge waren 200 000
Actien für Frankreich reseroirt und die andere Hälfte zur
Verfügung der verschiedenen europäischen Stationen
gestellt worden. Aber wenn das französische Publikum
sich gegenüber der den Suezacticn nicht weniger als kühl
verhielt, und die 200 000 Actien in kurzer Zeit ge-
zeichnet waren, so hatte man im ganzen übrigen Europa
kaum 50 000 Unterschriften zusammengebracht. Nichts-
destoweniger zögerte F. de Lesseps keinen Augenblick in
der Generalversammlung zu erklären daß das Eapital
bis auf den letzten Centimes gedeckt sei. Niemand wagte
dieser Versicherung zu protestieren, aber nach der Sitzung
begaben sich 4 der Verwallungsräthe erschreckt über die
riesige Verantwortlichkeit, welche auf ihnen ruhen würde,
zu Lesseps, um ihm ibre Zweifel mitzutheilcn und zu-
gleich ihre Entlassung zu verlangen. Trotz des Auf-
wandes seiner ganzen Ueberredungskunst gelang es Lesseps
nicht, mit Ausnahme von einem der Administratoren die-
selben von ihrem Vorhaben zurückzuhalten. Nur de
Chancel erklärte de Lesseps, er wolle sein Loos niit ibm
tbeilen. Die übrigen Drei legten ihr Amt nieder.
Die Situation lag also so: 85 Millionen fehlten
noch zu dem Capital, welches Lesseps und die gcsammte
Pariser Presse also vollständig gedeckt erklärte. Dieser
Betrug gegenüber dem Publikum war im Strafgesetzbuch
vorgesehen und konnte jedenfalls nicht lange verborgen
bleiben. "Nicht nur vor Europa, sondern vor dem Gericht
mußten sich Lesseps und de Chancel verantworten und
nichts wäre England, welches damals den Ruhm des
Unternehmens Frankreichs streitig machen wollte, gelegener
gekommen als ein derartiger Krach.
Das waren ungefähr die Ueberlegungcn, welche Fer-
dinand de Lesseps machte, der noch einige Stunden vor-
her weder an den e.ockv vivil noch an den eoäv pvnnl
gedacht batte. Es war Mitternacht. Schnell faßte
Lesseps seinen Entschluß. Er begab sich sofort in die
Tuilerien und bat den Kaiser um eine dringende Audienz,
welche ihm bewilligt wurde. Jn'sSchlafcabinet Napoleons
III. geführt, enthüllte er dem Kaiser die ganze Situation:
„Wenn Eure Majestät, so sagte er, mir nicht zu Hilfe
kommt, so bin ich verloren, was ziemlich belanglos ist:
aber was ein entsetzlicher Schlag wäre, das ist, daß
Frankreich, welches den Ruhm und den Reichthum des
Suezunternehmens ernten soll, einen Schlag erhalten
wird, von den: es sich nur schwer erholen könnte und den
man um jeden Preis Ihrer Regierung ersparen muß.
Wenn Eure Majestät mir einige Worte für den Vice-

könig von Egypten geben, so übernehme ich es, in 2
Wochen 85 Millionen, welche bei der Subskription des
Kapitals noch fehlen, unterzubringen.
Anstatt einer langen Antwort gab der Kaiser de
Lesseps einen kurzen Brief an Mohamed Said mit. Am
folgenden Tage befand sich Lesseps bereits unterwegs und
einige Tage darauf erhielt er vom Vicekönig von Epypten,
welcher der unermüdliche Protector des Suezkanalbaues
wurde, die Garantie für die 85 Millionen.
Wenn es nun F. de Lesseps, so schreibt der „Figaro"
im Anschluß an diese Episode dieses große Hinderniß,
welches sich ihm in den Weg gestellt batte, überwinden
konnte, so war cs nur möglich, dank seiner Energie und
seiner glühenden Begeisterung für die Sache, welche zwei
seiner bervorragensten Cbarakterzüge waren. Aber selbst
seine Energie wäre machtlos gewesen, wenn er anstatt
der beiden Souveräne, welche die Verantwortung für die
Ungesetzlichkeiten, welche F. de Lesseps begangen hatte,
übernahmen, geldgierige'Abenteurer und skrupellose käuf-
liche Parlamentarier gefunden hätte.

Deutsches Reich.
Berlin, 22. Febr. Der „Reichsanzeiger" schreibt:
Der Kaiser empfing heute im Beisein des Minister-
präsidenten Grafen zu Eulenburg und des Landwirthschafts-
ministers v. Heyden eine Abordnung der land-
w irth sch a ftl i ch en Centralvereine der östlichen
Provinzen. Herr v. Below überreichte mit einer Ansprache
eine Denkschrift, worin die Wünsche der Landmirkhschaft
niedergelegt sind- Der Kaiser erwiederte, er danke den
Herren, daß sie zu ihm gekommen seien und sich un-
mittelbar an den Landesvater wendeten. Sein unablässiges
Streben sei auf das Wohl des Landes gerichtet. Sein
Wunsch und sein Wille sei, den Schwierigkeiten und
Sorgen der Landwirthschaft abznbelfen. Die Mittel und
Wege seien mannigfach und schwierig und nur längerer
Zeit werde es gelingen, dem angestrebten Ziele näher
zu kommen. Dazu bedürfe es des Friedens,
wozu die Landwirthe beitragen könnten, indem sie für
die Stärkung der Wehrkraft ein träten.
Die vorgetragenen Wünsche würden eingehend geprüft
werden. Er (der Kaiser) erblicke in der Landwirthschaft
gleich seinen Vorfahren eine Säule des Königtbums, die
zu erhalten und zu festigen ihm Pflicht und Freude sei.
Er vertraue zuversichtlich, daß sie sich in alter Treue
bewäbre.
Berlin, 22. Febr. Der Congreß der deutschen

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^llung" bis Ende des Monats unentgeltlich.
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Ein e Enthü llu n g des „Figaro."
tiiu hochinteressanter Artikel des „Figaro" zieht einen
^gleich zwischen den beiden Ricsenunterncbmungen
Winand de Lesseps. Der Verfasser des Artikels kommt
s der Hand einer bisher unent hüllten Tbat-
?che aus der ersten Zeit des entstehenden Suczunter-
dy ?ns zu dem Schluß, daß auch damals schon Dinge
^^kommen sind, welche Ferdinand de Lesseps mit dem
h ^.Pgesetz in Confiikt bringen konnten. Zum Beweis
mentlicht der „Figaro" eine bisher unbekannte Episode:
einem der letzten Monate des Jahres 1858 spielte
u der bescheidenen Wohnung, welche Ferdinand de
tzPps damals noch bewohnte, abends eine aufgeregte
k^e ab. Die erste Generalversammlung der Actionäre
hy Kanalkompagnie von Suez war an diesem Tage abge-
n und die Resolution F. de Lesseps's einstimmig
x^vmmen worden. Aber unter welchen Bedingungen?
^^00 000 Actien waren dem Publikum angeboten

Sie

ziemlich sicher. Aber nun gestatten Sie mir eine Bitte,
lieber Herr Doktor! Streifen Sie dem Marquis das
Hemd etwas weiter zurück — über den Arm, wenn
die Güte haben wollen — ab!"
Dieser letztere Ausruf freudiger Gcnugtbuung und
Ueberraschung galt einer kleinen, leicht aufgcschwollenen
und entzündeten Wunde, die am linken Oberarm des
Franzosen sichtbar wurde und in der Braunfels endlich
das Schlußglied seiner Beweiskette, jenes Glied, wegen
dessen er das ganze Duell provocirt und sein Leben aufs
Spiel gesetzt, gefunden hatte.
„Sehen Sie der, Doktor!" rief er, „was ist das?
wodurch kann diese Wunde verursacht sein?"
In Fcrrolt's Gehirn begann bei dieser Frage des
Assessors eine dunkle Abnung davon aufzudämmern, daß
hier vielleicht noch mehr im Hintergründe lauere als die
Nachwirkung des Duells, und um für alle Fälle auf
eine etwaige Versicherung seiner werthcn Person gerüstet
zu sein, zog er ganz leise und unauffällig seinen vorhin
abgelegten Uebcrrock wieder an, drückte den Hut auf die
Stirn und lehnte sich an einen der benachbarten Bäume,
möglichst nahe dem Ausgange des Weges, auf der vor-
hin mit seinem Freunde hierher gekommen war.
Der Doktor hatte unterdessen die kleine Verletzung,
auf die ihn Braunfels aufmerksam gemacht, untersucht
und mit verwundertem Kopfschütteln auf die Frage des
Assessors erwidert:
„Wie mir scheint, rührt diese Wunde von dem Stich
mit einen, langen, spitzen Instrumente ber, vielleicht von
einer Nadel."
„Etwa von der Art, wie sie gestern Morgen im

,, In schwerem Weröncht.
Criminal-Novcllc
von Reinhold Lrtmann.
(Fortsetzung.)
ihB^hc ich jedoch das letzte Zeichen gebe," sagte Blanken-
üb, „möchte ich an die beiden Herren noch einmal die
richten, ob der zwischen ihnen bestehende Konflikt
andere Weise ausgeglichen werden könnte, als
die Entscheidung der Waffen. Herr Marquis
iP,fl'illy, wünschen Sie in dieser Hinsicht irgend eine
>^ug abzugeben?"
^^ftolt, der von dem soeben zwischen Braunfels und
^O^llh geehrten kurzen Zwiegespräch nicht das Ge-
wabrgenommen hatte, sah seinem Freunde erwar-
und mit ängstlich flehenden, Ausdruck ins Ge-
^d es war ibm, als solle er bis zum Mittelpunkt
versinken, denn von d'Hervilly'S Lippen ertönte
dsr erwarteten Erklärung nur ein eisigkaltes „Nein!"
Schleier legte cs sich um alle seine Sinne. Nur
sih hörte er die ruhigen Kommandos Blankenburgs
r^r verschwommenen Umrissen sab er Braunfels
'sih ?^alt langsam auf die Barriere zuschreiten, wäh-
n. Franzose mit erhobener Waffe unverrückt aus
„'Platze stehen blieb.
Schüsse tönten fast zu gleicher Zeit durch den
und zwei leichte azurblaue Rauchwolken
sich von den Plätzen, wo die Duellanten für
"igenblick noch eben so sicher und au siecht standen,

als zuvor. Aber noch ehe der Pulverdampf bis in die
Wipfel der aus ihren Morgcnträumen aufgestörten Tannen
aufgesticgen war, begann der Marquis d'Hervillv, dessen
Gesicht eine leichenfahle Färbung angenommen hatte, zu
wanken, der Revolver entglitt seiner Hand und noch ehe
der schnell hinzugeeilte Arzt ihn in seinen Armen auf-
zufangen vermochte, brach die schlanke, elastische Gestalt
hilflos zusammen.
Der Erste, der nach Birkenfeld neben dem mit ge-
schlossenen Augen am Boden Liegenden stand, war
Braunfels. Er kniete neben dem Arzte an der Seite
des Gefallenen nieder und war dabei behilflich, die linke
Schulter desselben zu entblößen, in die, nach dem lang-
sam hcrvorsickcrnden Blute zu urtheilen, die Kugel ein-
gedrungen sein mußte.
Ferrolt und Blankenburg befanden sich im nächsten
Augenblick gleichfalls bei ihnen und blickten gespannt auf
das Gesicht des Arztes, von dessen Lippen ihnen die
Entscheidung kommen mußte, ob der angebliche Marquis
d'Hervilly aus den Listen der Lebenden zu streichen sei
oder nicht.
Birkenfeld schob das reich gestickte Oqerbemd des
Verwundeten zur Seite und wischte mit einem Tuche das
Blut von seiner Brust und warf einen flüchtigen Blick
auf die Wunde.
„Es ist nichts zu befürchten meine Herren! -—
Allem Anscheine nach ist cs eine ganz ungefährliche
Verletzung eine schmerzhafte Fleischwunde, nichts weiter!"
Alle athmeten erleichtert aus. Der Assessor richtete
sich mit zufriedener Miene empor.
„Ich wußte es! — Meine Hand ist Gott sei Dank

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