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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
No. 101 - No. 110 (30. April - 11. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0435

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Die »^Sürgerzeitung"
scheint täglich mit Ausnahme von
Sonn- und Feiertagen.
Der Eonntagsnummer liegt ein Untcr-
haltungsblatt, „Der Erzähler", mit dem
Humor. Repräsentanten „Der deutsche
Michel" bei

Verkündigungsblatt und Anzeiger
für Stadt und Land.

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für Heidelberg: monatl- 4V Pfg. mit
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Ha«ptstraße25.

Heidelberg, Freitag, ä. Mai

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Hauptstraße 25.

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Alf die „Bürger-Zeitung" für die Monate
Mai und Juni
werden fortwährend von sämmtlichen Postanstalten, Bricf-
stägern und unfern Agenturen zum Preise von
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irei ins Haus, sowie von unfern Trägern und
Trägerinnen hier und der nächsten Umgebung zum
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'dtgegengenommcn.
Verlag der „Bürger-Zeitung".

Ser Antrag Kuene.
Der Antrag, welchen Frhr. v. Hucnc zur zweiten
Lesung der Militärvorlage eingebracht bat, lautet
^ic folgt :
, Entwurf einer Gesetzes betr. die FricdenS-Präsenz-
bärke des deutschen Herres. Wir Wilhelm von Gottes
Gnaden, Deutscher Kaiser, König von Preußen u. s. w.
^rordnen im Namen des Reichs nach erfolgter Zustim-
mung des Bundcsraths und des Reichstags was folgt:
Artikel 1 § 1. die Friedenspräsenzstärke de« deutschen
Heeres an Gemeinen, Gefreiten und Obergefreiten wird
ür die Zeit vom 1. Octobcr 1893 bis 31. März 1899
^uf 479 229 Mann als Jahrcsdurchschnittsstärke fest-
bestellt. An derselben sind die Bundesstaaten mit eigener
Militärverwaltung nach Maßgabe der Bevölkerungsziffer
^thcjligt. Die Einjährig-Freiwilligen kommen auf die
miedenspräsenzstärke nicht in Anrechnung. Die Stellen
Id Nnterofficierc, Aerzte und Beamten der Feststellung
^Urch den Rcichshaushaltsetat. In offenen Unterofficier-
lZllen dürfen Gemeine nicht verpflegt werden. § 2. Vom
- October 1893 ab werden die Infanterie in 538 Ba-
!?>llonc und 173 Halbbataillone, die Cavallcrie in 465
Hadrons, die Feldartillerie in 494 Batterieen, die
Mßartillcrie in 37 Bataillone, die Pioniere in 24
Maillone, die Eiscnbahntruppen in 7 Bataillone, der
^rain in 21 Bataillone formirt. 8 2. Artikel 2. Für
Z Zeit vom I. October 1893 bis zum 31. März
899 tr^n bezüglich der activen Dienstpflicht folgende
Bestimmungen in Kraft: 8 1- Während der Dauer der
^llven Dienstpflicht sind die Mannschaften der Cavallcrie
^dder reitenden Feldartillerie die ersten 3, alle übrigen

Mannschaften die ersten 2 Jahre zum ununterbrochenen
Dienst bei der Fahne verpflichtet. Im Falle nothwendiger
Verstärkungen können auf Anordnung des Kaisers die
nach der Bestimmung des ersten Absatzes zu entlassenden
Mannschaften im aktiven Dienst zurückbehalten werden.
Eine solche Zurückbehaltung zählt für eine Uebung in
sinngemäßer Anwendung des letzten Absatzes des § 6.
des Gesetzes betreffend die Verpflichtung zum Kriegsdienst
vom 9. November 1867(„Bundesgesetzblatt" 1867, S.
131). 8 2. Mannschaften, welche nach einer 2jährigen
aktiven Dienstzeit entlassen worden sind (8 1) kann im
ersten Jahre nach ihrer Entlassung die Erlaubniß zur
Auswanderung auch in der Zeit, in welcher sie zum ak-
tiven Dienst nicht einberufen sind, verweigert werden.
Die Bestimmungen des 8 60 Ziffer 3 des Reichsmili-
tärgesetzcs vom 2. Mai 1874 (Reichsgesetzblatt 1874
Seite 45) findet auf die nach zweijähriger aktiver Dienst-
pflicht entlassenen Mannschaften keine Anwendung. Auch
bedürfen diese Mannschaften keiner militärischen Ge-
nehmigung zum Wechsel des Aufenthaltes. 8 3. Mann-
schaften der Cavallcrie und der reitenden Feldartillerie,
welche nach erfüllter aktiver Dienstpflicht der Landwehr über-
treten, dienen in der Landwehr ersten Aufgebots nur drei Jahre
8 4. Für die Zeit vom 1. Oct. 1893 bis 31 . März
1899 werden alle früheren gesetzlichen Bestimmungen,
welche denen dieses Artikels entgegenstehen, insbesondere
die bezüglichen Bestimmungen des § 6 des Gesetzes betr.
die Verpflichtung zum.Kriegsdienste vom 9. Nov. 1867,
die Ziffern 3 und 4 des 8 60 des Reichs-Mititärgefetzes
vom 2. Mai 1874, sowie des 8 2 des Gesetzes, betr.
Aendcrungen der Wehrpflicht vom 1l. Februar 1888
(Reichsgesctzbl. 1888, S. 11) außer Kraft gesetzt. 8 3.
die Bestimmungen des Artikels 2 § 1. erster Absatz
finden für diejenige Mannschaften, welche nach zweijähr.
activen Dienst hiernach zur Entlassung zu kommen hätten,
im ersten Jahre nach Jnkraftretcn des Gesetzes keine An-
wendung, jedoch zählt eine solche Zurückbehaltung für
eine Uebung, dergleichen eine etwanige Einberufung
während des angeführten Zeitraums. Artikel 4. Die
88 1 und 2 des Gesetzes betr. die Friedenspräsenzstärkc
des deutschen Heeres vom 15. Juli 1890 (Reichsgeseßbl.
1890, Seite 140) treten mit dem 1. Oct. 1863 außer
Kraft. Artikel 5. Gegenwärtiges Gesetz kommt in
Bayern nach näherer Bestimmung des Bündnißvertrages
vom 23. Nov. 1870 (Bundesgesetzbl. 1871 Seite 9)
unter 3 8 5, in Württemberg, nach näherer Bestimmung
der Militärconvcntion vom 21./25. Nov. 1870 (Bundes-
gesetzbl. 1870 Seite 658) zur Anwendung.

Deutsches Reich.
Berlin, 3. Mai. Wie verlautet, erklärte in der
gestrigen Fractionssitzung des Centrums Gras
v. Ballestrem, daß er sein Amt als Vorsitzender bei
den Fractionssitzungen nieder legen werde.
Berlin, 3. Mai. Die Aussichten auf ein
Zustandekommen der Militärvorlage haben
sich in keiner Weise gebessert, im Gegenthcil
nimmt die Ueberzeugung zu, daß für den Antrag
Huene keine entsprechende Mehrheit aus den
verschiedenen Parteien zu gewinnen sein wird. Weder
von den Freisinnigen noch vom Centrum dürften mehr
als zusammen zwei Dutzend dem Abgeordneten Frhrn.
v. Huene folgen. Dagegen schreibt die „Nordd. Allg.
Ztg.", der Antrag Huene zur Militärvorlage sei als
glücklicher Versuch zur Lösung der Krisis anzusehen, der-
selbe gewähre die sämmtlichen geforderten Formationen,
welche nöthig seien, um die mit Aufhebung der drei-
jährigen Dienstzeit verbundene Schwächung der Heeres-
organisation zu vermeiden. Der Antrag sichere die Ver-
jüngung der Feldarmee im Kriegsfälle.
Berlin, 3. Mai. In der heutigen Rcichstagssitzung
wurde der bei den Verhandlungen als Antrag Lieber
bezeichnete Antrag, wonach die Friedenspräsenzstärke vom
1.October 1893 bis 30. September 1898 auf 420031
Mann festzustellen sei, vom Grafen Preysing wieder
e i n g e b r a ch t.
Berlin, 3. Mai. Es finden Bemühungen statt, die
freisinnigen Dissidenten jetzt, nachdem die
Militärvorlage doch aussichtslos erscheint, zur Einigkeit
mit der Fraktion zurückzuführen.
Schweiz.
Vern, 3. Mai. Der Kaiser richtete folgendes
Telegramm an den Bundespräsidenten Schenk: „Es
liegt mir am Herzen, Ihnen beim Verlassen des Schweizer
Bodens meinen und der Kaiserin aufrichtigsten Dank für
die freundliche Begrüßung seitens des Bundesrathes, und
für den sympathischen Empfang) der uns seitens des
schweizer Volkes zu Theil geworden, zu wiederholen und
ihnen als den Repräsentanten der Schweiz und ihrer
Bürger meine besten Wünsche für die Gegenwart und
Zukunft des Landes auszusprechen. Wilhelm."
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 3. Mai. Die „Neue Freie Presse", die
stets mit der Fortschrittspartei sympathisirt, begrüßt die
zunehmenden Aussichten auf eine Verständigung in der

An einem Knnr.
Criminalgeschichte von Jenny Hirsch.
(Forsetzung.)
>. Hans wartete, bis ein lautes Schnarchen ihm ver-
ödete, daß der in seinem mächtigen, kissenreichen Bette
^Sende Baron fest cingeschlafen sei. Er zog die Stiefel
und ging auf dem weichen Teppich unhörbar in das
' »t offen stehende Wohnzimmer, um dort noch einmal
lauschen, ob im Hause Alles still sei. Nichts regte
Ai er spähte umher; die noch im Kamine brennenden
i^hlen warfen einen röthlichen Schein auf den an der
Aenüberliegenden Wand stehenden Schreibtisch; Hans
Kannte seine falschen Wechsel und steckte sie zu sich,
Waffe gegen ibn war dem Onkel damit entwunden,
sah er sich nach der Kassette um; sie war ver-
^vssen und ließ sich, wie er sehr wohl wußte, mit Gc-
öffnen, selbst wenn er, der alles Geräusch ver-
)Zl>en mußte, einen solchen Versuch hätte machen können.
L der Schlüssel war za unschwer zu erlangen; der
i?E°n pflegte ihn unter sein Kopfkissen zu legen; er
fest, mit Vorsicht und Geschicklichkeit konnte man
Schlüssel hervorzieben.
Hans schlich nach dem Schlafzimmer zurück, er beugte
über den Baron, der regte sich nicht; vorsichtig schob
tzu. » Hand unter das Kopfkissen, er tastete nach dem
sg^llissel, fand ihn, hielt ihn schon in der Hand, da
l>er O der Baron die Augen auf, erkannte beim Scheine
, L ^achtlampe seinen Neffen und fubr mit dem Rufe:
d^us, Dieb, Räuber!" empor.
»Still! still" flüsterte Hans, „ich tbu Dir kein

Leids!" Aber der Baron packte ihn und stieß einen
Hülferuf aus, den Hans dadurch zu ersticken suchte, daß
er ihm ein Kissen auf den Mund drückte. Der Baron
wehrte sich, aber Hans war der Stärkere, er faßte ihn
mit der einen Hand fest am Halse, mit der anderen
drückte er ihm das Kissen fester und fester auf den Mund
immer schwächer ward der Widerstand des Barons, ein
gurgelnder, pfeifender Ton drang unter dem Kissen hervor,
dann ward Alles still. Plötzlich öffnete sich die Thür
des Wohnzimmers, erschrocken fuhr Hans auf und stieß
dabei an den vor dem Bette stehenden Tisch, so daß er
umfiel und das dadurch entstehende Poltern und Klirren
schauerlich durch die stille Nacht klang.
Einen Augenblick umgab Hans dichte Finsterniß, denn
auch die Nachtlampe war mit zu Boden geworfen und
erloschen, im nächsten stand Lina mit dem Lichte, das sie
schnell angezündet hatte, neben ihm; mit einem Blicke
übersah sie, was geschehen war; sie stürzte an das Bett
des Onkels, befreite ihn von den auf ihm noch lastenden
Kissen und sah, daß er blau im Gesicht, starr und
leblos war.
„Unseliger, Du hast ihn ermordet!" zischte sie.
Hans stand wie betäubt. „Ich wollte den Schlüssel
nehmen, er erwachte, rief, da wollte ich ihn nur still
machen —
„Und ersticktest ihn," siel sie ein. „Ich verstehe."
„Er ist vielleicht noch nicht todt!„ murmelte Hans.
Er ist todt, und Du bist der Mörder. Mache, daß
Du fortkommst! In wenigen Minuten ist das Haus
in Alarm und Du bist verloren."

Sie ergriff den Fassungslosen bei der Hand, sie nahm
die Stiefel, die er in seiner Verwirrung hatte sieben lassen,
und zog ihn in ihr Zimmer. In dem Augenblicke, wo
sie den Bruder in Gefahr sah, , als Mörder verhaftet zu
werden, war die Liebe, die sie für ibn gehegt, in ihrer
ganzen Stärke wieder aufgewacht, vergessen war Alles,
was sie gegen ihn gehabt, sie dachte nicht an sich, nicht
an den Ermordeten, in ihrer Seele hatte nur der eine
Gedanke Raum, ihn zu retten.
„Wie bist Du hineingekommen?" flüsterte sie.
„Durch die Hausthür, ich hatte den Schlüssel."
„Auf diesem Wege kannst Du nicht fort, man würde
Dir auf der Treppe begegnen, Du mußt durch den
Garten. Da, nimm, schnell." Sie steckte ihm dasWirth-
schaftsgeld, das ihr der Onkel Tags zuvor eingehändigt
hatte, und was sie sonst an Geld und Kostbarkeiten schnell
zusammenraffen konnte, zu, warf einen Schlafrock über
und führte ihn durch ihr Schlafzimmer, eine kleine Treppe
hinunter nach einer auf den Garten gehenden Terrasse,
von der aus er mit ein paar Schritten die Gartenpforte
erreichen konnte, die sic ihm öffnete und hinter ihm schloß.
Als sie atbemlos in ihr Zimmer zurückkehrtc, hörte
sie Johanna die Treppe herunterkommen und in des
Onkels Zimmer gehen; sie zögerte noch einige Augenblicke
und erschien dann, als ob sie so eben aus dem Bette
gesprungen sei. Beim Anblick der über den Todtcn sich
beugenden Cousine blitzte ihr der dämonische Gedanke auf,
diese der That zu zeihen, und eine grausame Verkettung
von Zufälligkeiten kam ihr zur Hülfe, um den erhobenen
Verdacht zur unumstößlichen Gewißheit zu machen.
 
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