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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
No. 31 - No. 40 (5. Februar - 16. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0151

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Verkündigungsblatt und Anzeiger

1«S3

Heidelberg, Samstag, 11. Februar

Expedition:
Hauptstraße 25.

Expedition:
Hauptstratze25.

Die »„Bürgerzeitung"
scheint täglich mit Ausnahme von
Sonn- und Feiertagen.
<>er Sonntagsnummer liegt ein Unter-
Mltungsblatt, „Der Erzähler", mit dem
rumor Repräsentanten „Der deutsche
Michel" bei

Abounemeutspreis
für Heidelberg: monatl. 49 Psg. mit
Trägerlohn, durch die Post bezogen
viertcljäbrl Mk. 1. ohne Zustellgeb.
Znsertionspreis: 10 Pi. für di: ! spalt.
Petit,-eile od. deren Raum. Für locale
Geschäfts- u. Priv.mnn.-mn, 5 Pk.

Der Abonnementspreis
für die
„Würger-Zeitung"
betragt
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Niit Trägerlohn, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mk.
°hne Zustellungsgebühr.
IMS-' Jedem Abonnenten, der sich als
solcher answeist, ist das Recht
eingeräumt, monatlich je eine die
Bedürfnisse des Haushaltes betreffende
Anzeige (Familienanzeige», Dienstboten-
gesuche, Wohnungsanzeige u. s. w.) bei
uns auszugeben. Diese Aufnahmen ge-
schehen stets unentgeltlich.
Bestellungen der- „Bürger-Zeitung" werden für
»uswärts durch die Postj innerhalb der Stadt durch unsere
Träger cntgegcngenommen.
Verlag der „Bürger-Zeitung".
Die Organisation der gewerlichen Fort-
bildungsschulen in Vaden.
Von Bürgermeister Dr. Thoma in Freiburg i. Br.
Jeder Leiter einer gewerblichen Fortbildungsschule
wird die Erfahrung gemacht haben, daß, mag die Schule
an sich auch noch so sehr auf der Höhe ihrer Aufgabe
stehen, eine allgemeine Zufriedenheit niemals zu erreichen
>st. Bon Jahr zu Jahr höre ich als Leiter einer
solchen Anstalt auo bestimmten Kreisen von Gewerbe-
treibenden die Klage laut werden, daß die jugendlichen
Arbeiter, die Lehrlinge, in der Schule nicht genug für
bas specielle Gewerbe, dem sie künftig angehören sollen,
lernen. Es ist immer der alte und neue Streit darüber,
°b die allgemeine gewerbliche Fortbildungsschule (in
lstaden auch kurz die gewerbliche Schule genannt) oder die
specialisirende gewerbliche Fachschule den Vorzug verdiene,
An Streit, der auch neuerdings wieder lebhaft entbrannt
>st.
Wie sehr ich auch den hohen Werth der für größere,
Wichtigere Gebiete ins Leben gerufenen Fachschulen, wie

Baugewerkschulen, Maschinenbauschulen, Ubrmacherschulen,
Schnitzercischulen, Kunstgewerbeschulen ec. anerkenne, so
bin ich doch für meine Person auf Grund langjähriger
Erfahrung der Ueberzeugung, daß für die weitaus größte
Zahl der Gewerbeschulen, wie sie sich seit langen Jahren
in Baden entwickelt haben und in den Rahmen des 8120
der Reichsgeworbeordnung eingepaßt sind, sich nicht nur
eignen, sondern zunächst auch vollauf genügen. Die all-
gemeine Fortbildungsschule, mag sie geartet sein, wie sie
will, kann keinen fertigen Gewcrbsmann oder Hand-
werker erziehen, sie kann sich daher auch nicht anmaßen
wollen, die Werkstatt für den Lehrling zu ersetzen. Die
Schule muß sich begnügen, die in der Volksschule ge-
wonnenen elementaren Kenntnisse uud Fertigkeiten einer-
seits zu vervollkommnen und zu befestigen und anderseits
den jungen Menschen zu lehren, jene Kenntnisse nicht
nur allgemein im Leben, im Handel und Wandel,
sondern auch speciell für das von im gewählte Gewerbe
zu verwerthen. Ihr Hauptziel muß also die ange-
wandte Theorie sein.
Ihre gesetzliche Grundlage batten die Gewerbeschulen
in Baden schon in dem landesherrlichen Edikte vom 13.
Mai 1803 über die Einrichtung der gemeinen und
wissenschaftlichen Lehranstalten; organisirt wurden sie aber
erst durch die landesherrliche Verordnung vom 15. Mai
1834, die Einrichtung von Gewerbeschulen betreffend.
Sie erschienen nach Zweck und Beschaffenheit „als eine
besondere Art von Fortbildungsschulen — bestimmt für-
junge Leute, welche nach ihrer Entlassung aus der Volks-
schule einem Gewerbe sich widmen." Die Gewerbeschulen
wurden daher, als an Stelle des badischen Gewerbege-
setzes vom 20. September 1862 die deutsche Gewerbe-
ordnung vom 21. Juni 1869 trat, als Lehranstalten be-
handelt, auf welche die Bestimmung des 8 106, jetzt
120 der Gewerbeordnung Anwendung findet. Nach der
heute geltenden landesherrlichen Verordnung, die Ein-
richtung und Leitung der Gewerbeschulen betreffend (vom
16. Juli 1868), soll die Gewerbeschule den Zweck ver-
folgen, jungen Leuten, die jstch einem Gewerbe widmen,
welches keine höhere technische und wissenschaftliche Bil-
dung erfordert, diejenigen Kenntnisse und graphischen
Fertigkeiten beizubringen, die zum verständigen Betriebe
dieses Gewerbes geschickt machen. Der Unterricht begreift
— wenigstens in den größeren Städten — in der Regel
folgende Lehrgegenstände: Handzeichncn geometrischer
Figuren und Körper und Ornamentzeichnen: Arithmetik
und algebraische Grundbegriffe, Geometrie mit Einschluß
des geometrischen Zeichnens und der Prvjectionslehre, Fach-

zeichnen; Industrielle Wirthschaftlehre und Anleitung zur
einfachen Buchhaltung; Naturkunde: einfache Erklärung
der wichtigsten Naturerscheinungen und die für einzelne
Gewerbe nützlichen Kenntnisse aus der Naturgeschichte und
aus der technischen Chemie; Mechanik, angewendet auf
die Gewerbe mit Beschreibung und Berechnung einzelner
Maschinen; Hebungen im Modelliren. Mit dem Unter-
richte sind Hebungen der Schüler in schriftlichen Auf-
sätzen und im mündlichen Ausdrucke zu verbinden.
Nachdem des Weiteren der Verfasser näheres über die
Einrichtung der Freiburger Gewerbeschule dargelegt, be-
merkt derselbe u. a. noch:
Ich darf wohl sagen: auch die Freigebung des Sonn-
tags, die seit ca. einem Jahr durchgeführt ist, bat sich
in Freiburg im Allgemeinen gut bewährt. Durch das
Erscheinen der Gewerbeordnungsnovelle vom 1- Juni
1891, § 120 aber ist allerdings diese Frage noch nicht
als gelöst zu betrachten. Wie sic Verhandlungen auf
der ersten ordentlichen Hauptversammlung des Verbandes
deutscher Gewerbevereine zu Köln a. Rh. vom 14. und
15. November 1892 gezeigt haben, stehen sich die An-
sichten in Theorie und Praris noch ebenso unvermittelt
wie früher gegenüber. Jedenfalls aber gehört die Durch-
führung der Sonntagsruhe auch auf dem Gebiete des
gewerblichen Unterrichtswcsens nicht zu den Unmöglich-
keiten. Eine andere Frage ist die, ob cs zweckmäßiger ist,
den jugendlichen Arbeitern die Sonntage ganz frei zu
lassen oder sie an denselben doch zu einigen Stunden
Schulunterricht neben dem geordneten Gottesdienste an-
zuhalten. Ich für meine Person kann mich nur in
einem Falle unbedingt für einen etwa 2 bis 3stündigen
Gewerbeschulunterricht aussprechen, nämlich dann, wenn
ein besonderer Schulgottcsdienst eingerichtet ist, sonst nicht-
Denn nur in jenem Falle ist die Sicherheit gegeben,
daß Schule und Kirche nicht miteinander kollidiren und
die Schüler ohne Vorwand ihren Pflichten der einen wie
der anderen gegenüber nachkommen können.

Deutsches Reich.
Berlin, 9. Febr. Der Kaiser und dieKais: rin
besuchten heute Vormittag das Rathhaus, um die Modelle
zum Denkmal der hochseligen Kaiserin Augusta zu be-
sichtigen. Die Majestäten wurden von dem Oberbürger-
meister Zelle und dem Vorsitzenden des Komitee's für
das Kaiserin-Augusta-Denkmal, Stryck, empfangen und
durch die Räume des Rathhauses geleitet. Das Kaiser-
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In schwerem Weröncht.
35) Eriminal-Novellc
»on Reinhold Ortmann.
(Fertsetzung.)
„Nun wobl," sagte sie entschlossen, „ich bin bereit
iu thun, was Sie von niir verlangen; aber ich bitte Sie,
Hst meine Aufgabe etwas deutlicher zu machen."
„O, wie dankbar bin ich Ihnen für Ihre Güte, mein
Fräulein! Ich bin überzeugt, daß Sie um Ihres armen
Vruders willen diese Bereitwilligkeit nie bereuen werden.
Also hören Sie mich an! Es kommt vor allem darauf
§n, daß Sie sich dem Marquis gegenüber liebenswürdig
^Nd so wenig zurückhaltend, als es Ihr Zartgefühl er-
gabt, benehmen und daß Sie sich des guten Zweckes
Zillen, zu einer Lüge entschließen und das Elend einer
jAcht vorhandenen Familie in recht rührenden Farben zu
Wildem suchen. Aber da fällt mir ein — Sie sprechen
^icht französisch, nicht wahr?"
„Doch, mein Herr! Ich hoffe mich in dieser Sprache
Ebenso ausdrücken zu können, wie in der unseres Vater-
endes."
„O, vortrefflich! Dann muß unser Plan gelingen!
Erzählen Sie also dem Marquis in französischer
Sprache von dem unverschuldeten Unglück, welches die
-chcigen, denen wir meinetwegen den Namen Grevy
pflegen wollen, heimgesucht hat. — Erzählen Sie ihm,
E°n seiner Herzensgüte und Mildthätigkeit vernommen
haben, und bitten Sic ihn freundlich, aber recht

freundlich, daß er Ihnen ferne Unterstützung zu Tbeil
werden lasse."
„Und dann, Herr von Braunfels?"
„Dann — nun, dann ist Ihre Aufgabe erfüllt.
Wenn er sie aber nach den näheren Umständen fragen
sollte, so ersuchen Sie ihn, sich selbst davon zu über-
zeugen, geben ihm irgend eine fingirte Adresse auf und
verabschieden sich von ihm."
Sie sah ihn verwundert an.
„Wenn ich nur wüßte, — doch nein! — ich habe
versprochen, Sie nichts mehr zu fragen. Nur noch eine
Bemerkung! Sie sagten, daß Sie in meiner Nähe
bleiben wollten —"
„Und ich werde mein Wort halten! Der Marquis
darf jedoch nichts von meiner Anwesenheit erfahren; ich
gedenke mich wäbrend Ihrer Unterhaltung im Nebenzimmer
aufzuhalten."
„Nun gut, so mag es denn geschehen! Ich begreife
von der ganzen Sache nichts, gar nichts, aber ich bin
überzeugt, daß Sie nicht die Absicht haben, mein Ver-
trauen zu täuschen."
„Denken Sie an Ihren unglücklichen Bruder und
vergessen Sie ja nicht, daß Sie den Marquis freund-
lich behandeln müssen — auch wenn er es vielleicht
wagen sollte, Sic durch einen Blick, durch ein Wort zu
verletzen."
„Wie? Auch dann, Herr von Braunfels?"
„Ja, mein Fräulein! Bedenken Sie, daß Ihnen in
einem großen dicht mit Menschen besetzten Hotel nichts
geschehen kann und daß ein treuer Freund und Beschützer
unmittelbar in Ihrer Nähe weilt."

Sie sprachen nicht mehr. Nur kurz vor der Erreich-
ung, des Zieles ihrer Fahrt wendete sich der Assessor noch
einmal au seine Begleiterin:
„Man darf uns nicht zusammen ankommen und aus-
steigen sehen. Ich werde deßhalb den Wagen hier ver-
lassen. Im Vestibüle des Hotels sehen wir uns noch
einmal wieder."
Damit öffnete er den Schlag und sprang aus dem
Wagen, Louise in einem heftigen Kampfe der wider-
strebendsten Empfindungen zurücklassend. Ihre Vernunft
sagte ihr, daß es am rathsamsten sein würde, umzukehren
und das an sie gestellte Verlangen, von dessen Zweck
und Bedeutung sie nicht die leiseste Ahnung hatte, nicht
zu erfüllen. Noch war es ja Zeit, noch konnte sic sich
einer Gefahr entziehen, auf die sie jetzt vielleicht ini Be-
griffe war, geraden Weges loszusteuern! Aber wie, wenn
der Assessor nun die Wabrheit gesprochen hätte, wenn
wirklich das Schicksal ihres Bruders jetzt in ihren Händen
lag, durfte sic dann aus kleinlicher Furcht uud um selbst-
süchtiger Bedenken willen ihre Hilfe versagen? Nimmer-
mehr!' — Sie batte versprochen, Braunfels Worten zu
vertrauen und seinen Rathschlägen zu folgen, und sie
wollte ihr Versprechen jetzt cinlösen, Allem Trotz bietend,
was auch aus ihrer Handlungsweise Schlimmes entstehen
könnte.
Das Gefährt hielt an dem Portal des elegante» Ge-
bäudes und Loaise hatte gerade noch Zeit, den dichten
schwarzen Schleier über ihr Gesicht zu ziehen, als einer
der dienstfertigen Lakaien den Wagenschlag öffnete, und
beim Aussteigen behilflich war.
Ein überwältigendes - Gefühl beschlich ihr Herz, als
 
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