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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 11 - No. 20 (13.Januar - 24. Januar )
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https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0083

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Zeitung

Verkündigungsblatt imd Anzeiger

Die „Bürgerzeitung"
Erscheint täglich mit Ausnahme von
Sonn- und Feiertagen.
Der Sonntagsnummer liegt ein Unter-
mltungsblatt, „Der Erzähler", mit dem
Humor. Rcvräsentanten „Der deutsche
Michel" bei.

Ubonnementschrers
für Heidelberg: monatl. 40 Psg. mit
Trägerlohn, durch die Post bezogen
vierteljährl. Mk. 1.— ohne Zustellgeb.
Insertionspreis: II) Ps. für die l-spalk.
Petitzeile ob. deren Nauru. Fiirlocalc
Geschäfts- u. Privatanzeigen 3 Ps.

, -4- 19. Heidelberg, Sonntag, 22. Januar «LS-W. 1893.

Zum Abonnement
auf die „Bürger-Zeitung" laden wir ergebenst
kin. Im Hinblick darauf, daß es
nothwendig für Alle
st, sich beständig unterrichtet zu halten über die laufenden
Tagesereignisse, verweisen wir auf die
„Würger-Zeitung".
Seit ihrem Bestehen Hal dieselbe — eine erfreuliche
^haisache —
von Tag zu Tag neue Freunde
gewonnen. Bei
Reichhaltigkeit und Billigkeit
st dieselbe auch kein PnrteiblatL.
Der Preis ist der niedrigste aller Blatter
n Baden, er beträgt
lnonatlich nur 40 Pfg.
tit Trägertohn, durch die Poft bezogen
vierteljährlich 1 Mk.
bne Zustellungsgebühr.
Bestellungen werden M auswärts durch die Post,
«tnerhalb der St.qmt durch unsere Träger entgegen,qe-
wmnien-
Neu hinzutretende AboNNenteit erhalten die „Bürger-
leitung" bis Ende des Monats unentHMlich.
Verlag der „Vürger-Zeitung".
^er.Mllionentanz" in Frankreich.
Finanzschwindelei.
,^8 siolliiues uut «Älltwis In plu8 ^ruiutc! esvro-
xE« äu sibale!" Den größten Schwindel dieses Jabrhun-
verrs haben diePanama Verwaltungsrätbe begangen! Das ist
schon seit geraumer Zeit von mehr Leuten behauptet worden,
von einfachen Bürgern und von weitfchauenden Journalisten.
Fetzt aber ist das Wort gewissermaßen zum Dogma ge-
worden, nachdem der öffentliche Ankläger im Panama-
processe, der Generaladvokat Rau, aufgetreten ist und
mit unwiderstehlicher Beweiskraft durch diese zehn fran-
zösische Worte das Endurtheil über jene Erzschwindler
ausgedrückt bat. Das Urtheil des Anklägers ist ver-

nichtend; es trifft den Nagel auf den Kopf und läßt die
offene und verschleierte Betheiligung aller Nichtverwal-
tungsräthe an dem großen Panamatrogfressen im
schlimmsten Lichte erscheinen. Alle die verschämten Em-
pfänger und Besitzer von „Checks" und „Bons", alle
die „Förderer" des Unternehmens in Presse und Par-
lament stehen mitsammt den Verwaltungsräthen im Lichte
der furchtbaren Anklage als die gemeinsten Weglagerer
da, die je ihren Mitmenschen das Geld aus den Taschen
gezogen haben. Juristisch wird sich ja bei dem durch
die Richter zu fällenden rechtskräftigen Urtheil noch für
manchen Schuld und Strafe etwas mildern, aber aus
alle miteinander fällt das schwere Wort, das sie nicht
von sich abwälzen können: siornrnes ontoominis
In plus Arunllk esorolguöriv cku mvcstv !" Man glaubt
zu träumen, wenn man in der Anklagerede Raus die
Lügereien und Betrügereien liest, mittels deren Lesseps
und Genossen nahezu anderthalb Milliarden Franken den
französischen und auswärtigen kleinen Sparern aus der
Sparcassc geholt haben. Man glaubt eher, die Capitel
eines phantastischen Romans von Jules Verne zu lesen,
als die trockene Anklagerede eines Justizbeamten. Ja
wirklich, es war ein „Millionensanz", wie ihn die Welt
noch nicht gesehen hat. Wft jammervoll stebt nach Naus
Rede der allergrößte Theil der Pariser Presse da! Käuf-
lich, käust',^ ois in den letzten Papierfetzen hinein! Und
wa? bringen die Blätter als Entschuldigungen vor?
Odsi tun tutts — so machen es alle! Um elenden
Mammons willen werfen sie ihre eigene Ueberzeugung
und Ehre hin. Hat nun die vom Grneraladvvcaten Rau
der Pariser Presse ertheilte Leetivu etwas genützt? Leider
scheint eine Bejahung dieser Frage ausgeschlossen zu sein.
In demselben Augenblicke, da vor Gericht die Käuflich-
keit der französischen Presse dargelcgt wird, verlangt ein Ab-
geordneter im Bourbonenpalast Erklärungen über die
Käuflichkeit der Presse, wie sie bei der Wiedererneuerung
des Vorrechts der Bank von Frankreich zutage trete.
Die Worte dieses etwas zu neugierigen Fragers sind nicht
genügend beachtet worden. Der Finanzminister Tirard
wurde böse, weil er den Angriff gegen sich ge-
richtet glaubte, der aber nur den Baron Rothschild und
andere die Bank von Frankreich leitende mächtige Ban-
quiers treffen sollte. Der Kammerpräsident Pürier machte
Tirard noch besonders darauf aufmerksam, daß der Ab-
geordnete Chichs gegen ihn keine persönliche Bemerkung
habe fallen lassen. Tirard wurde aber von Lson Say,
dem einflußreichen Freunde des allmächtigen Rothschild
mit Beifall bedacht. Leon Say und Rothschild haben

ganz Recht, sich über Tirards Vorlage zu freuen, durch
welche die Emissionsgrenze der Bank von Frankreich von
Zl/y auf 4 Milliarden Franken gehoben wird. Das bc
deutet ein ansehnliches Geschenk für das Haus Rothschild
und für die anderen Actionäre der Bank von Frank
reich, Gegenleistung wird nicht verlangt. Das ist der
nackte Kern der mit ungeheuer viel finanzwissenschaftlichem
Gerede umkleisterten ganzen Geschichte. Die Dividenden
von Rothschilds Freunden werden auf diese Weise mit
Hilfe des Bankprivileges ansehnlich vermehrt. Wie
kommt das? Rothschild grollt wie Achill noch immer,
daß man ihm Rouvicr, der so schön in Rothschildscher
Rüstung zu kämpfen verstand, genommen hat und drückt
nun die Rente und die gejammte Börse in unglaublicher
Weise, sodaß Finanzministcr Tirard rath- und hilflos
dasteht. Mit Hilfe des eben geschilderten Verfahrens
hat er den Zürnenden besänftigt, und Friede wird all-
mählich an der Börse wieder cinkchren. Ist das nun
ein ehrlicher Handel? Und was sagt die große und
kleine Presse zu diesem Schacher? Sie schweigt. . . .

Deutsches Reich.
Berlin, 20. Jan. Der Gr 0 ßsürst Thron
folger von Rußland trifft, wie nunmehr bestimmt
ist, am Dienstag den 24. Januar abends hier ein.
Berlin, 20. Jan. Der commandirendc General
des X. Armeecorps, General Brvnsart v. Schellen-
dorf, hat sein Abschiedsgesuch eingereicht. Als
wahrscheinlicher Nachfolger gilt der Generallieutcnant v.
See deck, Commandeur der 16. Division in Trier- —
Nach der „Deutschen Warte" errichtet die Firma Loewe
eine Waffenfabrik in Spanien. Die spanische Infanterie
soll mit dem belgischen Mausergewehre ausgerüstet werden.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 20. Jan. Die Nachricht, daß Fürst Fer-
dinand von Bulgarien sich mit der Prinzessin
Helene von Orleans zu verloben gedenke, war bul-
garischerseits officiös für unrichtig erklärt worden, wird
indessen von den Wiener Blättern mit großer Bestimmt-
heit als richtig auferhalten, mit dem Hinzufügen, die
Vermählung werde der Verlobung baldigst nachfolgen.
Frankreich.
Paris, 20. Jan. In der Panama-Affäre eröffnet
Deroulede eine neue Campagne. Er fordert, daß Cle
menceau und Rouvier vor die Geschworenen gestellt werden.

In schwerem Weröcrcht.
18) Criminal-Novelle
von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
„So ist es Dir unbekannt, das der Marquis bei der
gestrigen Soiree im Lauenfeld'schen Palais als Gast an-
wesend war?"
„Der Marquis? — Von wem sprichst Du denn?
Wen hältst Du denn für den Mörder?"
Braunfels zögerte. Sollte ihn seine Ahnung be-
trogen, sollte er seinen Verdacht auf einen Unschuldigen
geworfen haben? — Gleichviel, er war dem Freunde
und Beamten jedenfalls eine Aufklärung schuldig.
„Es ist möglich, daß ich mich in Bezug auf die Per-
son desselben in einem Jrrthum befinde, aber Du sollst
nichtsdestoweniger die Gründe meines Verdachtes erfahren.
Der Mann, den ich für den Schuldigen hielt und bis
zur Stunde noch halte, ist der Marquis d'Hervilly, ein
Mensch, der seit einigen Tagen in der Stadt weilt und
der auf mich von vornherein einen höchst ungünstigen
Eindruck machte."
„Und welche Anhaltspunkte hast Du für eine so
schwere Beschuldigung?"
Der Assessor erzählte dem Freunde die Erlebnisse vom
gestrigen Abend, theiltc ihm seine Beobachtungen und auf-
gefangenen Bruchstücke jener geheimnisvollen Unterredung
in der Fensternische mit, aber der Staatsanwalt schüttelte
nach alledem ernst den Kopf.
„Du bist vollständig im Jrrthum. Deine Verdachts-
momente sind hinfällig gegenüber den gravirenden Um-

ständen, welche eine andere Person belasten. Ein heute
Morgen in der Nähe des unverschlossenen Schlafzimmers
der Gräfin längerer Zeit beschäftigter Handwerker hat,
wie sich bereits mit ziemlicher Sicherheit feststellen läßt,
das Verbrechen begangen, und wenn Du mich noch ein-
mal in das Palais begleiten willst, so sollst Du auf dem
Wege dahin auch die Einzelheiten erfahren."
„Ich stehe in der Minute zur Verfügung! Das
ganze Ereigniß scheint mir noch immer wie ein schwerer
entsetzlicher Traum. Dieses junge blühende Weib —
0, eS ist entsetzlich! Hat er sie im Schlaf überfallen?
Ist sic beraubt worden?"
„Die Unglückliche ist aller Wahrscheinlichkeit nach bei
dem Eintritt des Verbrechers erwacht und nach einem
kurzen Kampfe mit demselben erlegen."
„Und hat ihr Hülfeschrei keinen von den vielen Be-
wohnern des Schlosses herbeigerufen?"
„Das ist ein Punkt, der mir bis jetzt noch selbst
sehr viele Bedenken macht. Doch, laß uns gehen! —
Da ich wußte, daß Du Dich gestern in der Gesellschaft
der Gräfin befunden, so habe ich den Befehl gegeben,
bis zu Deiner Ankunft noch Alles unberührt zu lassen.
Dein vorhin geäußerter seltsamer Verdacht läßt mich mit
dieser meiner Anordnung doppelt zufrieden sein."
Wenige Minuten darauf saßen die beiden Freunde
im Wagen. Je länger Braunfels über das schreckliche
Ereigniß nachdachte, desto überwältigender wurde der
Eindruck desselben auf sein warmes, jugendliches Ge-
müth. Sollte er doch das liebliche, lebensfrische Weib,
bei dessen erstem Anblick sein empfängliches Herz höher
geschlagen in seltsamer Erregung und das er vor

wenigen Stunden im Vollgenuß der Jugend, Gesundheit
und Schönheit verlassen, binnen Kurzem als starre, kalte
Leiche Wiedersehen; sollte er doch schon in der nächsten
Viertelstunde die ganze Schwere jenes Bewußtseins em-
pfinden, daß oft ein einziger Moment ausreichend ist,
um Alles zu zerstören, was in den Augen der Welt
einen unüberwindlichen Wall zu bilden pflegt gegen die
Angriffe des Schicksals: Jugend, Schönheit, Glück und
Pracht.
Die Kunde von dem unerhörten Verbrechen hatte
sich mit Blitzesschnelle in der ganzen Stadt verbreitet und
der Wagen des Staatsanwaltes vermochte sich nur
mühsam ' einen Weg zu bahnen, durch die^ dichte
Menschenmasse, welche das Palais umgab. Hellborn
runzelte bei dieser Wahrnehmung unwillig die Stirn
„Es gehört doch faktisch zu den Unmöglichkeiten, in
einer Hauptstadt irgend eine sensationelle Thatsache auch
nur wenige Stunden geheim zu halten. Alle meine Vor-
sichtsmaßregeln sind, wie ich sehe, vollkommen nutzlos ge-
blieben."
Umdrängt von neugierigen Gaffern, welche sich über
den Charakter der Insassen Gewißheit zu verschaffen suchten,
war der Wagen auf der Rampe angelangt. Die daselbst
Wache haltenden Polizeibeamten öffneten dienstfertig den
Kutschcnschlag und Braunfels trat mit seinem Begleiter
in das Vestibüle, welches er vor kaum zwölf Stunden
mit so ganz anderen Gefühlen durchschritten hatte. Gestern
war hier Alles voll festlichen Lebens und voll froher freu-
diger Bewegung gewesen, heute lagerte auf dem ganzen
weiten Gebäude die Stille des Todes und der dumpfe,
schwüle Druck eines todeswürdigen Verbrechens. Scheu
 
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