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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
No. 111 - No. 120 (13. Mai - 21. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0467

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Berkün-igungsblatt und Ameiqer
Sonn- und Feiertagen.
Der Sonntagsnummer liegt ein Unter- ,, F' O F' L. e
Haltungsblatt, „Der Erzähler", mit dem 1 H ELJ/v 's I 1
Humor. Repräsentanten „Der deutsche k H <4 vT vv -s T ' «
Michel" bei. l

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Heidelberg, Dienstag, 16. Mai

1893.

Expedition:
Hauptstraße 25.

Expedition:
Hauptstraße 25.

Der mrtWMichr Aifschmmg Italiens.

Die italienische Volksvertretung hat in den nächsten
Wochen vornehmlich Haushaltungsfragen zu erledigen.
Der Rechnungsabschluß für 1891—92 ist zu prüfen,
der Voranschlag für 1893—94 durchzuberathen, denn das
Neue Rechnungsjahr, das mit dem 1. Juli beginnt, steht
vor der Thür. Seit Jahren ist die 'Regelung der finan-
siellen Verhältnisse des Staates das Schmerzenskind der
italienischen Gesetzgebung, wenn auch eine allmäligc
Besserung nur von Böswilligkeit geleugnet werden kann.
Fassen wir die letzten fünf Jahre ins Auge, so hat
es kein Ministerium an Anstrengungen fehlen lassen,
Ersparnisse zu machen. Während in den übrigen euro-
päischen Staaten die GesammtauSgabcn in einer stetigen
Zunahme begriffen sind, zeigen sie in Italien eine ständige,
Und zwar recht beträchtliche Abnahme. Wer aber seine
Ausgaben vermindert, verbessert, sofern cs sich nicht um
zinstragende Anlagen handelt, sein Vermögen. Von 1735
Millionen im Jahre 1888/89 sanken die Ausgaben:

1889—90 auf 1637 Millionen Lire

1890— 91 „ 1615
1891— 92 „ 1569
1892— 93 „ 1553

Im letzteren Jahre sind obendrein die Ersparnisse nicht
abgerechnet, welche in der Höhe von etwa 30 Millionen
^irc durch das neue Pcnsionsgesctz gemacht werden sollen.
Also in fünf Jahren eine Herabsetzung der jährlichen AuS-
8aben um 200 Millionen Lire! Diese Ersparnisse sind
ibi Bereich aller Ministerien mit Ausnahme des Schatz-
diinisteriums gemacht: die Ausgaben des letzteren sind von
b86 Millionen im Jahre 1888—89 infolge der erforder-
lichen Finanzoperationen — für den einzelnen Menschen
d>ie für ein Staatswesen wachsen in finanziellen Nöthen
Ae geschäftlichen Unkosten — allmählig bis auf 776 Mil-
lionen gestiegen. Die verhältnißmäßig größten Ersparnisse
Wurden in den Ministerien der öffentlichen Arbeiten, des
Krieges und der Marine gemacht. Die Ausgaben be-
"ffen sich auf:
Ministerium der Kriegs- Flotten-
öffentlichen Arbeiten Ministerium Ministerium
Millionen Millionen Millionen
85,7 405,3 157,8
74,9 M7.8 123,4
68,2 290,5 113,0
60,5 263,7 105,1
65,4 240,3 102,2
Einnahmen sind von 1889—90, wo sie sich
Vf 1562 Millionen beliefen, bi- 1891—92 trotz der Ei-
chung der Zollsätze immer mehr zurück gegangen. Sie

,*888/89
*889/90
890/91
*89l/g2
*892/93
. Die

Gin Wiedersehen.
*1 Novelle von E Lucas.

(Fortsetzung.)

Das Eramen begann und dauerte in schriftlichen
^id mündlichen Nebungen acht Tage, denn die Herren
Äffischen Professoren wollten mir doch einigen Respekt
?v ihrer Wissenschaft beibringen und ich muß auch ge-
lten, daß man nicht gerade wenig von mir verlangte
^vd mir jedenfalls mehr zumuthcte, als es den jungen
Bussen gegenüber der Fall war.
„ Drei volle Tage wartete ich auf das Resultat des
Zainens und batte zuweilen sogar Sorge, dasselbe nicht
standen zu haben. Indessen kam eines Morgens der
Vveumsdircctor in meine Wohnung gestürzt und brachte
ein großes, mit den Siegeln der kaiserlichen Akademie
^siebenes Schreiben, in welchem mir mitgetheilt wurde,
ich das Eramen vorzüglich bestanden hätte, behufs
Anstellung ini russischen Staatsdienste aber erst die
fvfsische Staatsangehörigkeit erwerben müsse, die mir ohne
^stände gewährt werden solle, wie mein Gönner, der
pveumdirector, hinzufügtc.
Diesem Verlangen gegenüber bat ich mir einige Bc-
^kzeit aus, denn mir war es doch nicht recht, daß ich
rsiirie deutsche Nationalität aufgeben und Russe werden
lallte. Aber so gern und sehnsüchtig ich auch zurückblicktc
^ch dem geliebten Deutschland, so eröffnete sich mir dort
nur eine unsichere Eristenz, während mir hier in
Rußland eine sichere Staatskarriere winkte und ich willigte,
kvn auch mit betrübtem Herzen, ein, russischer Staats-

sankcn 1890—91 auf 1540 und 1891—92 auf 1531
Millionen; 1892—93 trat wieder ein Aufschwung ein
und sind sie vorläufig auf 1544 Millionen berechnet,
die voraussichtlich erheblich überschritten werden. Der
Unterschied zwischen Einnahmen und Ausgaben ist also
in fünf Jahren von 235 Millionen auf 9 Millionen
herabgemindert. Zieht man die außerordentlichen Aus-
gaben der verschiedenen Budgets ab, so bleibt sogar für
1862/93 ein Ueberschuß von 38 Millionen Lire.
Und nicht nur die Ausgaben haben sich im Zeiträume
der letzten für Jahre vermindert, sondern auch der Betrag
der jährlich eontrahirten Staatsschulden. Er belief sich:
1888/89 auf 2741/2 Millionen, davon 236 für Bahnbauten

1889/90 „
226
t39
1890/91 „
214
IlS'/r
1891/92 „
II6-/2
83-/2
1892/93 „
142
30

So lassen sich die italienischen Finanzen keineswegs
so unfreundlich an. Der wirthschaftliche Aufschwung des
Landes ist unverkennbar.

Deutsches Reich.
Berlin, 13. Mai. Der Kaiser begiebtsich Sonntag
Abend von Potsdam zu den Bcisetzungsfeierlichkeiten in
Bückeburg und kehrt Montag Abend nach Berlin
zurück.
Berlin, 12. Mai. Der Minister des Innern
hat die ihm unterstehenden Behörden zur schleunigsten
Einleitung der Arbeiten für die Reichstagswahlen ange-
wiesen und der „Wes. Ztg." zufolge angeordnet, daß die
Wahlkommissare die etwa nothwendig werdenden Stich-
wahlen allgemein auf den fünften Tag nach Er-
mittelung des Wahlergebnisses des ersten Wahlganges
anzusetzen haben. Nach dem Wahlreglement war die
Ansetzung des Termins für die Stichwahlen bisher den
einzelnen Wahlkommissaren überlassen und nur die Be-
schränkung ausgesprochen, daß dieser Termin nicht länger
als 14 Tage hinausgeschoben werden solle. Da bei der
auf den 15. Juni angesetzten Wahlhandlung das Wahl-
crgebniß am 19. Juni festgcstellt werden muß, so werden
wenigstens für das Gebiet des preußischen Staats sämmt-
lichc Stichwahlen am 24. Juni stattfinden, das Wahl-
ergebniß auch bei diesen also am 28. Juni ermittelt
werden müssen. Etwaige Ersatzwahlen, die der Regel nach
nur bei Doppelwahlen vorkommen, sollen am ersten Tage
nach Bekanntwerden der Nothwendigkeit solcher Neuwahl
vorgenommen werden.
Berlin, 13. Mai. Der Bauernbund hat heute
in einer Generalversammlung beschlossen, sich zu Gunsten

des „Bundes der Landwirthe" aufzulösen. — Die Militär-
vorlage wird, wenn auch nicht mit Begeisterung,/befürwortet.
Schweiz.
Bern, 13. Mai. Die Ratifikationsurkunden für den
Handelsvertrag mit Rumänien wurden heute
Vormittag ausgctauscht.
KrankreiH.
Paris, 13. Mai. Die Proviantcolonnc einer Ab-
theilung anamitischer TirailleurS an der siame-
sischen Grenze wurde von siamcsichcn Truppen blokirt.
Es wurden sofort Verstärkungen abgesandt, um die Tirail-
leurs frei zu machen.
Italien.
Rom, 13. Mai. Das römische Fried enScomito
beschloß, eine Petition an die europäischen Parlamente
zwecks allgemeiner Abrüstung zu richten. Die ital.
Friedensvereinc werden zum November einen Congreß nach
Rom berufen. Die Versammlung, unter Leitung BonghiS,
wird sehr zahlreich von angesehenen Persönlichkeiten" der
politischen Welt besucht werden.
Serbien.
Belgrad, 13. Mai. Die Königin -Mutter, Gräfin
Natalie, erklärte einem ihrer Freunde, sic könne unter
den gegenwärtigen Umständen nicht nach Belgrad kommen,
denn sie hätte noch manche persönlichen Rechnungen zu
quittiren, wolle aber dies nicht thun, um ihrem Sohne
kleine Unannehmlichkeiten zu ersparen. — Das provisorische
Budget wurde durch einen Ukas auf zwei Monate verlängert.
England.
London, 13. Mai. Der „Standard" meldet, die
Verlobung des Herzog von Aosta mit der Tochter des
Grafen von Flandern stehe bevor.
Rußland.
Thorn, 13. Mai. Von heute ab erhebt Rußland
zur Deckung der Kosten der sanitären (Überwachung von
allen die Weichsel stromaufwärts die Grenze passirenden
Fahrzeugen eine Gebühr von zehn Rubel in Gold. Dies
Maßregel dürfte die Schifffahrt der Weichsel sehr beein^
trächtigen. Griechenland.
Athen, 13. Mai. Die Ministerkrisis ist noch
unbeendigt. Die Bemühungen Sotiropulo's sind
bis jetzt erfolglos gewesen.
Amerika.
Chicago, 13. Mai. Das Directorium beschloß, die
Ausstellung an Sonntagen für die Hälfte des
sonst üblichen Eintrittsgeldes zu eröffnen und nur die

angehöriger zu werden, worauf ich unverzüglich meine
Bestallung als Dozent an dem Lyceum erhielt.
Wie ich dort gewirkt habe, kannst Du Dir leicht vor-
stellen, lieber Freund; ich wurde unter der Gönnerschaft
des Directors der Reformator der ganzen Anstalt und
dies gelang mir deßhalb so trefflich, weil ich auch bei den
Schülern großes Entgegenkommen fand, denn die Russen
sind begabte Menschen, man muß nur ihrem Denken
und Streben erst die Richtung geben, dann leisten sie
Glänzendes. In dem Lyceum studirten überdies ja auch
noch meine beiden frükeren Schüler, die jungen Grafen
Eripoff, die aus Liebe zu mir, auch bei den meisten
anderen Schülern eine große Zuneigung zu mir erwekten,
so daß ich bald der Lieblingslehrer derselben wurde.
Zu den Prüfungen und Entlassungsacten am Lyceum
kam nun auch häufig ein Mitglied des kaiserlichen Hauses
und da am russischen Hofe die Pflege der Wissenschaft
viel gilt, so wurde vom Kaiser und der Kaiserin den
Fortschritten an unserem Lyceum große Aufmerksamkeit
geschenkt und der Director sehr gelobt und mit Geschenken
und Orden ausgezeichnet. Unser Director war indessen
ehrlich und gerecht genug, um sich nicht alle Verdienste
um die Fortschritte des Lyceums allein beizumessen, wenn
auch ohne sein Mitwirken die Reformen nicht durchzu-
führen gewesen wären. Bei verschiedenen Anlässen hat
unser Director, wie ich später erfuhr, mich als den eigent-
lichen Reformator des Lyceums seinen höchsten Vorgesetzten
gegenüber bezeichnet und so geschah es denn, daß ich
einstmals zu einer Audienz bei der Kaiserin befohlen
wurde.
Es war schon längst bekannt, daß die Gemahlin Ale-

xanders II., wahrscheinlich in Folge ihrer deutschen Ab-
kunft und Erziehung, eifrig bemüht war, zur Hebung der
Künste und Wissenschaften in Rußland nach Kräften bei-
zutragen; ich glaubte daher fest, daß die Audienz die
Hebung der Wissenschaften in Rußland betreffen würde,
worüber die Kaiserin Rath und Auskünfte von mir ver-
langte, und ich irrte nicht.
Ich mußte zuerst der hohen Dame meinen ganzen
Lebenslauf erzäblen und wie sie merkte, daß ich, obwohl
Deutscher von Geburt, Russe geworden wäre und Ruß-
land und die Russen lieb gewonnen und meine Kennt-
nisse und Talente dem wissenschaftlichen Fortschritt in
Rußland geweiht hätte, da ergriff die Kaiserin stürmisch
meine Hand und rief begeistert aus:
„Sie sind mein Freund, lieber Hofman! Sic theilen
ja dasselbe Loos mit mir, auch ich war eine deutsche
Prinzessin und bin Russin geworden und liebe Rußland
und will, daß Rußland Fortschritte mache. Sie müssen
mir und dem Kaiser oft rathen, denn Sie kennen Deutsch-
land und Rußland und wissen vorzüglich die größeren
Fortschritte des ersteren auch dem letzteren zu Tbeil werden
zu lassen."
Ich machte bei diesen Worten der Kaiserin eine tiefe
Verbeugung und sagte:
„Majestät, meine schwachen Kräfte stehen zu Ihren
und Sr. Majestät des Kaisers Diensten, doch bitte ich,
meine Kräfte nicht zu hoch anzuschlagen, denn was ver-
mag ich in dem großen Rußland!"
„O, verzagen Sie nicht, lieber Freund!" erwiderte
die Kaiserin huldvollst. „Wenn der Kaiser Sie in ein
hohes Amt stellt, so walten Sie dieses Amtes in des
 
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