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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 11 - No. 20 (13.Januar - 24. Januar )
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schärfung der Gegensätze der Miltelmeerstaaten seien Mo-
mente, die günstig für uns ins Gewicht fielen, auch wenn
wir mit England kein formelles Abkommen hätten. Dann
ging Richter ausführlich auf die neulichen militärisch-
strategischen Ausführungen Caprivi's ein und schloß, daß die
Regierung sich mit einer Vermehrung der Rekruten um
22 000 und weitere Ausbildung von 18 000 Ersatzreser-
ven begnügen könne. Bestehe sie auf der ganzen Vor-
lage, so sei ein Kamps des Parlamentarismus und Ab-
solutismus unvermeidlich; dann möge man nicht länger
zögern. Caprivi versicherte, daß die Regierung nur aus
ehrlicher Ueberzeugung von der Nothwendigkeit auf der
Vorlage bestcbe; er hoffe, daß man ihm eine ausführliche
Vertheidigung nicht abschneiden werde. Seine neulichen
Aeußerungen seien vielfach mißverstanden und entstellt in
die Presse gekommen. Er gebe zu, daß die europäische
Situation sich seit 1890 wenig geändert habe. Er ließ
sich dann aber, ausdrücklich unter der Bedingung der
Vertraulichkeit, über die Lage, namentlich über die Zu-
stände in Frankreich aus. Der Verdy'sche Plan
sei definitiv ausgegeben; denn er beruhte auf der drei-
jährigen Dienstzeit. Die Heeresvermehrung sei nothwen-
dig, selbst um nur Frankreich gewachsen zu sein. Finan-
ziell und wirthschaftlich sei sie erträglich. Abg. v.
Stumm trat unbedingt für die Vorlage ein, die eine
Eristenzbedingung für Deutschland sei. Zur Deckung
bleibe eventuell das Tabaksmonopol übrig. Abg.
Bebel sprach in längerer Rede über die europäische Po-
litik; er glaubt an eine dauernde Interessengemeinschaft
Rußlands und Frankreichs, sieht einen großen Krieg vor-
aus und die monarchistische Restauration in Frankreich.
Im Zukunftskrieg müßten wir alle unsere Kräfte zu-
sammenfassen und sie daher jetzt schonen. Das könne
geschehen, indem wir zu einem wirklichen Volksheer über-
gingen. Nachdem sich Friesen für die Vorlage erklärt,
wurde die weitere Debatte auf Montag vertagt.

Deutscher Reichstag.
Berlin, 13. Januar.
Der Reichstag setzte die Besprechung der Interpellation
der Socialdemokraten über den Nothstand fort.
Abg. Barth (freisinnig) verwahrt die Bergbehörde
des Saargebiets gegen den Vorwurf, gegenüber den Aus-
ständigen nicht schneidig genug vorgegangen zu sein. Er
hätte vielmehr vielleicht noch weniger bureaukratische
Schneidigkeit gewünscht, im übrigen sei aber das Ver-
halten der Bergbehörde durchaus zweckmäßig gewesen. Die
Tbatsache, daß 25 000, nach dem Zeugniß des Ministers
selbst, ruhiger verständiger Arbeiter in den Ausstand ge-
treten seien, beweise, daß das Berhältniß der Arbeiter zu
der Behörde nicht genügend geklärt sei, daß die billigen
Forderungen der Arbeiter nach einem gewissen Machtver-
bältnisse zu den Arbeitgebern nicht erfüllt seien. Nicht
die Organisirten der Arbeiter, sondern die Unorganistrten
seien am meisten zu fürchten. Was den Nothstand be-
treffe, so bezweifle er, daß derselbe in diesem Jahre größer
als in dem vorigen sei. Ein gewisser Nothstand bestehe
jederzeit, aber es sei äußerst zweifelhaft, ob das social-
demokratischeWirthschaftssystem dem abhelfen würde. Ge-
rade die gegenwärtigen staatlichen Betrieben sprächen da-
gegen. Wollte man der Forderung der Socialdemokraten,
Nothstandsarbei ten, also an sich nichtnvthwendige
Arbeiten, vorzunehmen, nachgcben, dann gebe es über-
haupt kein Ende. Hierauf wandte sich Redner gegen
die gegenwärtige Wirthschafts- und Finanzpolitik und ver-
langte schließlich die Rückkehr zu der vor dem Jahre 1879
befolgten Wirtschaftspolitik, wodurch allein den Noth-
ständen vorzubeugen wäre.

Das Mädchen hob den reizenden Kopf von ihrer
Arbeit empor und blickte mit ihren großen blauen Augen
freundlich bittend zu der Mutter hinüber.
„Richard hatte es heute Morgen wirklich sehr eilig!
Es war gestern Abend aus einem gräflichen Hause um
ihn geschickt worden und Du weißt ja, liebe Mama, daß
er Alles daran setzen muß, um sich die vornehme Kund-
schaft zu erhalten."
Frau Weiß aber schien noch keineswegs zufrieden ge-
stellt zu sein; bedenklich wiegte sie ihr graues Haupt und
sagte mit leisem Seufzer:
„Nein, Louise, es wird nicht das allein gewesen sein!
Er ist in den letzten Wochen so niedergeschlagen und ver-
stört gewesen, daß mir manchmal das Herz hätte springen
mögen, wenn ich sab, wie große Sorgen den Kopf des
armen Jungen erfüllen müssen."
(Fortsetzung folgt.)

Meines JeuMeLon.
— (Eine ausgegrabene prähistorische Stabt.) Die
Archäologen und Anthropologen Nordamerikas befinden sich
feit einigen Tagen in der größten Aufregung. Man hat
nämlich vor ganz kurzer Zeit drei Kilometer östlich von
Santiago de los Caballeros, einer der bedeutendsten Städte
Guatemalas, eine am Fuße des Vulkans Agua verschüttete
Stadt aufgefunden, und zwar auf einem der großen Bcsitz-
thümer des reichen Don -ckvarado, das — ein eigenthümlichcr
Zufall — den Namen „Pompeia" trägt. Vor einigen Wochen
fand der Besitzer des betreffenden Terrains zufälligerweise
einige Gegenstände, welche sehr viel Aehnlichkeit mit den
Hausgeräthen hatten, deren sich die Eingeborenen Nordamerikas
zur Zeit der Entdeckung der neuen Welt bedienten- Der
Besitzer entschloß sich auf diesen Fund hin zu Ausgrabungen,

Abg. Graf Kanih (cons.) kann den gestrigen Aus-
führungen desMinisters nicht in allen Punkten beistimmen.
Er pflichtet dem Abgeordneten Stumm bei. Im Berg-
werksbetriebe müsse die schärfste Disciplin herrschen.
Redner verlangte die Einschränk ng des Arbeiterzuzugs
nach den großen Städten, worauf wesentlich die beklagten
Nothstände zurückzuführen seien.
Abg. Psä bl er (ntl.) tritt den Behauptungen der
Socialdemokraten über die Ursachen des Strikes entgegen.
Abg. Auer (soc.) erklärt nach den Arbeitslosenstati-
stiken, welche die Socialdemokraten aufgenominen, herrsche
in einzelnen Städten eine große Arbeitslosigkeit nnd da-
mit ein Nothstand. Die allgemeine Depression trete auch
in den Berichten der Handelskammern, der Fabrikinspec-
toren und verschiedener Gewerbebetriebe hervor. Die
socialistische Partei habe mit dem Strike im Saar-
revier nichts zu thun, auch nicht mit dem Rechtsschutz-
verein, wenn auch unter den Mitgliedern des Vereins
und im Vorstande desselben sich so manche Social-
demokraten befänden. Auch Rechtsawalt öey-
der sei keinSocialdemokrat, erscheine über-
haupt selbst nicht recht zu wissen, was er
wolle. Der einzige Bergbaubezirk, wo Ruhe herrsche,
sei der, den der Abgeordnete Stolle vertrete, da die
Bergleute dort wüßten, daß der Strike aussichtslos sei.
Der Strike sei verursacht worden durch die Art, wie
die Arbeiter behandelt würden, sowie durch die Bestim-
mung der Arbeitsordnung, daß Lebrhauer eingeführt wer-
den sollten. Dadurch müßten die Schlepper noch drei
Jahre als Lehrhauer gegen fünfmal geringeren Lohn ar-
beiten.
Minister Frhr. v. Berlepsch erklärt sich gegen-
über dem Vorredner für vollberechtigt, die Thatsache an-
zuführen, daß mehrere Vorstandsmitglieder des Rechts-
schutzvereins wegen Unterschlagung verhaftet worden sind.
Staatssecretär v. Bötticher bemerkt, erhübe einen
Nothstand nicht geleugnet, sondern denselben nur für
nicht so stark gehalten, daß die Staatshilfe nothwendig sei.
Nächste Sitzung Samstag 1 Uhr. Fortsetzung der
heutigen Berathung.
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 12. Jan. Um 10 Uhr verließ der
Kaiser wieder unsere Stadt; er fuhr mit dem Groß-
herzog und dem Erbgroßh erzog durch die mit Gas-
fackeln hell erleuchtete Karl-Friedrichstraße nach dem Bahn-
hofe, woselbst sich nahezu die gleichen Persönlichkeiten zur
Verabschiedung eingefunden hatten, wie heute Vormittag
zur Begrüßung. Der Kaiser wurde bei seinem Erscheinen
mit wiederholten Hochrufen begrüßt. Alsbald, nachdem
der Monarch den Salonwagen betreten hatte, setzte sich
der Zug in Bewegung, das Publtkuin, welches trotz der
grimmigen Kälte den ganzen Perron füllte, brach in er-
neute Hochrufe aus, der Kaiser grüßte freundlich lächelnd
durch's offene Fenster; er trug wiederum die Leibhusaren-
uniform. Den kaiserlichen Ertrazug begleitete bis
Schwetzingen Maschineninspektor Peters (auf der Maschine)
und Betriebsinspektor Mitsch von der Generaldirektion. 4—
Heute Abend hatten wir hier 18 Grad Kälte. — Der
Erbprinz von Sachsen-Altenburg ist alsbald
nach der Abreise des Kaisers mit dem Kurszug nach
Heidelberg zurückgekehrt.
Berlin, 13. Jan. Der Kaiser ist heute Vor-
mittag um halb 11 Uhr von Karlsruhe hierher zurück-
gekehrt. Er begab sich vom Bahnhofe alsbald in das
Reichskanzlerpalais, wo er längere Zeit mit dem Reichs-
kanzler Grafen Caprivi conferirte.
Berlin, 13. Jan. Die „Norddeutsche Allg. Ztg."
macht in hochoffiziöser Form darauf aufmerksam, daß die

während deren man bei einer Tiefe von 7 bis 15 Fuß eine
Unmenge der interessantesten Gegenstände, wie Hausgcräthe,
Fayencegefäße, gravirte und in lebhaften Farben gemalte
Gläser, Vasen und Küchentöpfe, alles noch wunderbar erhalten,
fand. Auch Beile, Hämmer, Säbel, Messer und Lanzenspitzen
aus Onix, kurz die ganze Reihe der bei den Indianern damals
in Gebrauch stehenden Waffen wurden ausgegraben. Es
fanden sich auch eine Unmenge von thönernen, bemalten
Götzen, feine Perlen, Türkise und andere werthvolle Steine,
meist rund geschliffen und zu Halsketten aneinander gereiht.
Unter diesen Steinen fand sich auch einer von prachtvoller
grüner Farbe, welcher von den Eingeborenen okal'vlli—vita
genannt und nur von den Fürsten getragen wurde- Auf
einigen der vorgefundenen Gläier befinden sich sehr vorge-
schrittene Zeichnungen mit hicroglyphischen Inschriften und
in.leuchtenden Farben ausgeführte Ornamente. Die Göden
sind sehr sorgfältig gearbeitet; die meisten sind eigenthümlichcr-
weise mit dickem Bauche dargestellt, offenbar als Götter der
Freude. Unter den vielen vorgefundenen, in Stein gearbeiteten
Statuen, worunter solche von über Lebensgröße, sind am
ganzen Körper ziemlich roh ausgeführt. Nur der Kopf und
der Hals sind sehr sorgfältig gemeißelt. Die Gesichtszüge der
Statuen zeigen den indianischen Typus. Der Kopf ist mit
einem Kriegerhelm geschmückt, ähnlich demjenigen, wie ihn
die Prätorianer zu Rom trugen. Die in sehr schönem schwarzen
Basalt gearbeiteten Statuen zeugen von bereits großer künst-
lerischer Gewandtheit, was um so bemerkenswerther, als zur
Bearbeitung des Steins nur Steinwerkzeuge zur Verwendung
gekommen sein konnten; denn während der Ausgrabungen
hat man keine Spur von metallischen Gegenst ndcn gefunden.
Gerade letzterer Umstand läßt es für wahrscheinlich erscheinen,
daß die Ruinen ins Steinzeitalter gehören, welches in Amerika
länger andauerte, als auf dem alten Kontinent. Bereits in
einer Tiefe von 5 Fuß stieß man auf die Häuscrmauern der
alten Stadt, von deren Andenken sich nirgends eine Spur
vorgefunden hat- In der Tiefe der Häuserfundamente hat
ma i Unmengen durcheinander liegender menschlicher Skelette
gefunden, die einen in sitzender Haltung, die anderen auf
Rücken oder Gesicht liegend. Die prähistorische Rasse, welche

Zeitungsberichte über die Aeußerungen des Reichskanz-
lers in d er Mi litar-Co m misso n, die nicht für die
Oeffentlichkeit bestimmt waren und nur auf Hörensagen
beruhen, keinen Anspruch auf Authenticität haben, da sie
erhebliche Jrrthümer und direkte Verkehrung des Sinnes
einzelner Aeußerungen erhielten. Was über das Ver-
hältniß zu Dänemark und Rußland Caprivi in den
Mund gelegt wurde, habe er nicht als eigene Anschauung
sondern als die An chaung deutsch-feundlicher Elemente
wiedergegeben.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 13. Jan. Das „Wiener Tageblatt" be-
hauptet, im November vorigen Jahres hätten zwischen
Rußland und Frankreich Verhandlungen wegen
Abschlusses einer Militärconvention auf fol-
gender Grundlage stattgefunden: Falls Rußland oder
Frankreich von Deutschland allein oder von Deutschland
und seinen Verbündeten angegriffen wird, verpflichtet sich
der direkt nicht angegriffene Theil, binnen sechs Wochen
600000 Mann aufzustellen. Binnen ferneren drei
Wochen sind weitere 600 000 Mann von dem ursprüng-
lich nicht angegriffenen Theile ins Feld zu führen. Ruß-
land und Frankreich verpflichten sich, nicht eines ohne
das andere Frieden zu schließen. Das „Wiener Tag-
blatt" fügt hinzu: Ob diese Militärconvention formell
unterzeichnet und besiegelt, oder ob bloß ein Protocoll
aufgesetzt worden sei, in dem nicht von Vereinbarungen,
sondern nur von leitenden Gesichtspunkten die Rede ist,
blieb ein Gebeimniß-
Krantrercy.
Paris, 13. Jan. Das Verlangen der Auflösung
des Parlamentes ist weniger allgemein als vor vierzehn
Tagen. Man sagt und schreibt vielfach: Erst Reini-
gung, dann Auflösung. „Figaro" empfiehlt, zur
Stärkung des Vertrauens aufConstans zurückzugreifen,
der zwar den Conservativen nicht angenebm, aber jeden-
falls ein Mann von fester, sicherer Hand wäre. Trotz
Ableugnung bestätigt es sich, daß der Untersuchungsrichter
Franqueville am Sonntag Clemenceau, de
Freycinet und Floquet, die beiden letzteren in ihren
Amtswohnungen vernommen hat. Eine neue große
Enthüllung durch die Auffindung der Briefe
Artons an Rein ach soll schon gemacht oder doch sicher
sein. Das Hauptinterresse nimmt nicht der Prozeß gegen
die Panamaleiter, sondern die unmittelbar ans die Politik
einwirkende Bestechungssache in Anspruch.
Paris, den 13. Jan. Eine Anzahl Senatoren begab
sich heute zum Ministerpräsidenten Ribot, um bei
ihm wegen der unaufhörlichen Angriffe gewisser Blätter
auf den Präsidenten Carnot vorstellig zu werden.
Sie seien entschlossen, erklärten sie, im Senat strenge
Maßregeln gegen derartige Verunglimpfungen des Staats-
oberhauptes durch die Presse zu beantragen. Der Minister
erwiederte, wenn die Regierung zu der Ansicht gelange,
daß sie gegen diese Mißbräuche keine ausreichenden gesetz-
lichen Mittel an der Hand habe, so werde sie sich an
das Parlainent wenden, denn sie wisse, daß Kammer und
Senat einmüthig diesen Feldzug, der übrigens bald von
selbst aufhören werde, mißbilligten.
Paris, 13. Jan. Panamaproceß. Um 1st/z
Uhr wurde he cke in der Vernehmung der Zeugen fort-
gefahren. Fregatten-Capitän Fraysset, der mit der Ueber-
wachung des Personals der Panama-Gesellschaft beauftragt
war, erklärte, er habe öfters beobachtet, daß Lesseps mit
Schwierigkeiten bei den Unternehmern zu kämpfen hatte.
Er babe beiden Lesseps erklärt, daß er wenig Vertrauen
in das Gelingen des Canals habe, aber das habe sie
wenig erregt, obgleich die Mittel schon damals sehr gering
gewesen seien. Im weiteren Verlaufe brachte der als

die ausgegrabene Stadt bewohnt hat, war, wie die Skelette
zeigen, von sehr hoher Gestalt; die Skelette messen bis 7 Fuß.
Man fand auch einzelne Schädel in großen, thönernen Urnen,
welche offenbar von Verstorbenen herrührten, deren Körper
mit Ausnahme des Kopfes nach der Sitte der Eingeborenen
verbrannt wurde. Die Lage, in welcher die Skelette aufge-
fundcn wurden, überhaupt der ganze Zustand der Ruinen rc.
läßt darauf schließen, daß die Stadt infolge eines Vulkanaus-
bruches vom Erdboden verschwand.
— (Fund.) In dem weimarischen Orte Auma hat
man, wie den „Münch. N. Nachr." mitgetheilt wird, einen
bemerkenswerrhen Funv gemacht. In einer dortigen Familie
hatte sich von Geschlecht zu Gescheecht ein kunstvoll gearbeiteter
goldener Ring vererbt. Durch Zufall entzifferte kürzlich der
Besitzer die eingravierte Inschrift: Dr. Martino Luthero —
Catharina v. Boren — 15. Juni 1525. Dieser Tag ist der
Vermählungstag Luthers; es ist also nicht unwahrscheinlich,
daß man es mit einem Trauring Luthers zu thun hat. (Als
Vermählungstag Luthers wird sonst allgemein der 13. Juni
angegeben. Ob in der Mitthcilung des Münchener Blattes
nur ein Schreibfehler vorliegt, kann von hier aus nicht ent-
schieden werden. Die Red.) Der Ring ist mit religiösen
Symbolen verziert und ein genaues Gegenstück zu dem im
Leipziger Kunstmuseum befindlichen Trauring Luthers. Ein
Bürger in Auma hat das interessante Stück käuflich erworben.
— (Geschenk für den Kaiser.) Von der Firma
Blohm L Voß, Kommandit-Gesellschaft auf Actien in Ham-
burg wurde an den Kaiser ein Modell des auf ihrer Werft
erbauten.Kreuzers „Kondor" abgesandt. Das kleine Fahrzeug
ist sehr elegant und mit großer Genauigkeit nach dem Original
ausgeführt. Ein zweites Modell des Kriegsschiffes soll zur
Weltausstellung nach Chicago geschickt werden.
— (Kolossalbüste.) Die Ausführung einer Kolossal-
büste des Dr- von Siemens ist von dem Ausschuß für die
Feier in der Philharmonie dem Bildhauer L. Brunow in
Auftrag gegeben worden. Dieselbe wird den Haupttheil der
großartigen Dekoration abgeben, welche durch P. Wallot
im Auftrage des Architektenvereins entworfen worden ist.
 
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