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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 31 - No. 40 (5. Februar - 16. Februar)
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Hauen.

1883 in Krasl tretende Krankencassengesetz in eine allgemeine
Stcrbecasse umgewandelt, welche Einrichtung um s» mckr zu
begrüßen ist, da der Verein einer Lebensversicherung gleichstem,
besonders für solche Personen, denen es durch schwaches Ein-
kommen und vorgerücktes Alter nicht möglich ist, bei einer
Lebensversicherung Aufnadme zu finden. Tic Einrichtung
dieser stcrbecasse ist eine so wohlwollende, da die Beiträge
nur für einen etwaigen cintretcnden Stcrbcfall erhoben werden,
und zwar 25 Pfg. die Person, wofür den Hinterbliebenen
300 Mk. sterbcbeneficium ausgebändigt wird. Auf diese
Weise bat die Casse seit ihrem Bestehen eine Einnahme mit
<0 838 Alk. 63 Pfg. und eine Ausgabe von 35 277 Alk.
16 Pfg., somit noch ein Baarvermögen von 5277 Akk. 44 Pfg.
Die Mitgliedcrzahl beträgt 1410. Es ist nur zu wünschen,
daß sich noch recht Viele dieser schönen Einrichtung anschließen
Möchten, zumal bei einer höheren Mitgliederzahl auch ein
entsprechendes Sterbegeld verabreicht werden kann. Im Ver-
waltungsrath fungircn die Herren Ak. Burkhardt 1., K. Marx
>l. Vorstand, H. Schmalst Eassircr, I. A. Jacob Schriftführer,
H- Eppler Controleur und als Beisitzer die Herren Schweizer,
Withopf, Birsch, Marguan, Lubergcr und Hebert.
-h (Gewerkverein.) Die Arzt- und Arznei-Casse des
Gewerkvcreins hielt gestern, am 5. d. M., im Saale zum
„Prinz Wilhelm" ihre Generalversammlung ab, in welcher
die seitherigen Vorstandsmitglieder, die Herren I- A. Jacob,
C. Sattel, W. Laber, W- Heidlauf und C- Feißt wiedergewählt
wurden. Die Casse hat seit ihrem Bestehen 1889 eine Ein-
nahme von 1885 Akk- 60 Pfg., eine Ausgabe für Arzr und
Apotheke und Krankenhaus 1425 Akk., so daß die Leistungen
für alle Versicherten nur ganz vorzügliche sind. Herr Jacob
gab bekannt, daß der große „Süddeutsche Mcdizinalverband"
Mit dem Sitz Heidelberg am 1. April in Kraft tritt. Nach
Schluß der Versammlung hielt Herr Jacob einen Vortrag
aus der Geschichte der italienischen Dogen, besonders von
Neapel, und Schloß Fasinctie, welcher allgemeinen Beifall sand.
Die Gewerkvereine beabsichtigen in nächster Zeit mehrere Vor-
träge halten zu lassen-
/X ^Maskenvergnügen.) Die Abende von Samstag
und Sonntag brachten auch diesmal wieder verschiedene
Faschingsvcraastaltungen. Erwähnt sei u- a. der carnevalistische
Herrenabend des „Z i t h e r k r a n z" im vorderen saal zum
„Faulen Pelz", während gleichzeitig auch im Hinteren Saal
desselben LocalS die „Liedertafel" einen Herrenabend
abhielt, sodann ein Maskenkränzchen des „Arbeiter-
bildungsvereins" im „Zwinger", ferner der am Sonn-
tag Abend in den L älen der „Bürger-Casino-Gesellschaft statt-
gehabte Maskenball des „T u r n e r b u n d e s". Die Ver-
anstaltungen verliefen überall in schönster Weise.
Gexichlszemmg.
* Mannheim, 3. Febr. (Strafkammer III.) Vor-
sitzender: Herr Landgerichts-Direktor Weizel. Vertreter
der Gr. Staatsbehörde: Herr Staatsanwalt v. Dusch.
1. Am Abend des 29. und 31. Dezember v. I. stieg
der 37 Jahre alte Cemcntarbciter Wild. Sammet von
Bödigheim über eine 3 Meter Hobe Bretterwand in den
Hofraum des dem Kaufmann Wesch gehörigen Grund-
stückes in Eppelheim und schleppte das erste Mal eine
Leiter im Werth von 3 M., das zweite Mal ein Maschinen-
tod und eine Thür im Gesammtwerthe von 0 M. 50
Pfg. mit fort. Das Urtheil lautet gegen Sammet auf
4 Monate Gefängniß. — 2. Eines Betruges sollte sich
die Emailmalerin Anna Schreib, geschiedene Wagner,
von Pforzheim dadurch schuldig gemacht haben, daß sie
ein uneheliches Kind bei der Kinderverpflegerin Weiß in
Heidelberg unter Vorspiegelung, sie sei Wittwe und habe
5000 Mark zu erhalten, in Pflege gab, später jedoch die
Zahlung von ca. 50 Mark Pflegegeld nicht zu leisten im
Stande war. Die Schroth war deshalb vom Schöffen-
gericht Heidelberg zu 14 Tagen Gefängniß verurtbeilt
worden, doch legte sie Berufung ein, die heute für be-
gründet erklärt wird und zu kostenloser Freisprechung führt,
da die Angeklagte damals thatsächlich in Aussicht hatte,
wenigstens 700 Mark zu erhalten. Vertheidiger der An
geklagten war Rechtsanwalt Dr. Alt. — 3. Der schon
Wit mehrjährigem Gefängniß und Zuchthaus bestrafte 43
Jahre alte Taglöhner Adam Schmitt von Haag erkält
wegen Diebstahls eines Portemonnaies mit 10 Mark In-
halt, das er am 13. September vorigen Jahres dem am
Rande der Kirchheim-Sandhosener Landstraße schlafenden
Taglöhner Jakob Hering wegnabiu, wieder 2 Jahre Zucht-
haus und 3 Jahre Ehrverlust. -— 4. Wegen Vergehens
gegen 8 137 des R.St.G.B- (Veräußerung gepfändeter
Gegenstände) waren die Landwirthc Josef Weigel und
Rarl Hartmann I. von Mönchzell vom Schöffengericht
Heidelberg zu 1 Monat, resp. 3 Tagen Gefängniß ver-
brtheilt worden, gegen welches Urtheil die Angeklagten
Pcrufong cinlcgtcn. Bei Weigel batte der Landwirtb
Johann Harrmann Anfangs September v. I. eine An-
sohl Gegenstände pfänden lassen, doch die Sachen am
A8. Sept, früh, an welchem Tage sie versteigert werden
sollten, durch direkte Benachrichtigung wieder freigegcben.
Daraufhin verkaufte Weigel die Sachen mittels eines
dorn dortigen Nathschreiber verfaßten Kaufvertrags sogleich
dst den Landwirth Karl Hartmann; auch wurde der Ge-
dichtsvollzieber benachrichtigt, die Versteigerung nicht vor-
iunchmen. Dennoch erhob der Gerichtsvollzieher die An-
lage, ibni seien die Gegenstände vor der Steigerung
widerrechtlich entzogen worden, woraufhin das obengenannte
ortkeil gegen Weigel und Karl Hartmann erging. Heute
^folgt jedoch auf die von ihnen eingelegte Berufung hin
die kostenlose Freisprechung beider Angeklagten, da dieselben
Ebenfalls im guten Glauben, in ihrem Recht zu sein,
damals gebandelt haben. Die Vertheidigung führte Rechts-
dstwalt Dr. Helm. — 5. Das Schöffengericht Heidelberg
satte die Ehesrau des Theodor Hoffmann in Sins-
um wegen Beleidigung der Joa Strauß daselbst zu 20
'Rark Geldstrafe eventuell 5 Tagen Gefängniß verurtheilt,
Ehrend eS Theodor Hoffmann und dessen Tochter Marie
Hoffmann von derselben Anklage frcisprach. Die Privat- !
lagcrin Strauß legte bezüglich der Freisprechung der '

letzteren Beiden Berufung ein, die jedoch als unbegründet
lverworfen wird. Vertreter der Parteien waren die Rechts-
anwälte Dr. Rosenfeld und Wittmer.
Offenburg, 4. Febr. Schwurgericht. David
Steuert vcn Kork ist der Ermordung seiner Frau
schuldig erklärt und zum Tod verurtheilt worden. Die
Anklage lautete: entweder allein oder gemeinschaftlich mit
einem dritten (Vater) sie mit Neberlegung vorsätzlich
getötet zu haben. Die Verhandlung vor vielleicht 600
Zuhörern ergab ein trauriges Bild herzloser Roheit. Ain
3. November morgens hörte ein Vorübergehender die Frau
Steuert erregt ausrufen: „Vid, laß mich geben, bringst
mich ja um". Eine kalbe Stunde später zeigte Steuert
den Tod der Frau an, die sich erhängt habe, bald trat
der Gendarm ein; David Steuert behauptete dann, sein
Vater sei bei der Frau drinnen gewesen. Beide wurden
verkästet. Der Sokn schob auf den Vater den Verdacht;
der Vater stellte alles in Abrede und erhängte sich am
10. November im Gefängniß. Endlich kamen weitere
Beweise: Steuert hatte einige Tage vorher da und dort
erzählt, seine Frau wolle sich erhängen, weil sie schwanger
sei. Die Section aber ergab, daß sie gar nicht schwanger
war, und es wurde der Tod durch Erdrosseln festgestellt.
Der Schlüssel zur Erkenutniß des Beweggrundes der That
scheint nur iin Zeugnig des Gefangenwarts Grundier zu
liegen. Als er nämlich einmal in die Zelle kam, schrieb
Steuert, und aus die Frage: „An wen?" antwortete
er halbscherzend: „An meine zweite Frau'" Der Bruder
des Steuert lin Straßburg) halte voiu Gericht verlangt,
für die Ehre seines Vaters einen Vertkeidiger aufzustellen.
Reue oder so etwas war aus dem kalten Gesicht des
Mörders nicht zu lesen, ebenso wenig Mitleid mit Steuert
aus den Gesichtern der Zuhörer.
Han-elsnachrichten.
Heidelberg, 4. Febr. (Marktpreise.) Heu per
Ctr. Alk. 4.50 bis 5.—, Stroh per Ctr. Mk. 2.40 bis 3.—.
Butter in Ballen Mk- 1.05 bis 1.10, Butter in Pfd. Mk. I.1S
bis 1-25. Eier per Hundert Alk. d.— bis 10.—, per stück
10 bis 13 Pfg., Kartoffeln per Ctr. 2.60 bis 3 Alk-, Aepfel
per Pfund 10 bis 16 Pfg-, Birnen per Pfund 12 bis 15 Pfg.,
Nüsse per Hdt. 45 Pfg-, Zwiebel per Pfd. 12 bis 14 Mg.,
Kastanien per Pfd- 12 bis 14 Pfg., Petersilie per Pfd-
Alk. 0.— bis 0,— Knoblauch per Pfd. — bis — Pfg., Gelb-
rüben per Pfd. — Pfg- Blumenkohl per Kopf 40 bis 50 Pfg.
A l' l' e P L e i.
— Wunderbar gerettet wurde jüngst auf per fran-
zösischen Nord-Strecke der Maschinenführer Jarquet. Der-
selbe befand sich auf der Maschine des Zuges, der um
12 Uhr 40 Minuten von Paris nach Tergnicr geht, als
er plötzlich in Folge eines Fehltrittes zwischen ersterer
Stadt und Ereil von der Maschine kinabstürzte. Der
Heizer des Zuges sah glücklicher Weise Jarquet fallen und
im selben Augenblick hatte er dessen Bein erfaßt, während
er, sich niederkaucrnd, mit der anderen Hand circa 1
Minute sich an der Wand des Maschinenraumes fcsthielt.
Dann aber fühlte er seine Kraft schwinden, doch hatte er
noch so viel Geistesgegenwart, den zwischen Tod und Leben
Schwebenden so weit von der Schienenstrecke fortzu-
schleudern, daß Jarquet von den Rädern nicht erfaßt
werden konnte. Hierauf aber sprang der Heizer nach
dem Regulator der Maschine, stoppte und ließ jetzt —
zuin größten Erstaunen der Reisenden — die Maschine
rückwärts arbeiten. Als der Zug anhielt, wurde der
Maschinenführer, abgesehen von einigen leichten Hautver-
letzungen an Gesicht, Armen und Hüfte, die er beim
Fallen erhalten, auf der Strecke ohnmächtig, aber sonst
unversehrt ausgefunden. Man brachte ibn in ein Coupee,
und der Zug nahm, von dem Heizer allein geführt, bis
Ereil seine Fahrt wieder auf.
— (Ein Frauen mord.) Aus Pmus wird ge-
schrieben: Ein schreckliche? Verbrechen ist wieder unter-
ganz charakteristischen Umständen in der Weltstadt verübt
worden. Der „t'emink ^-ulunto" Louise Lamier wurde
von einem bisher unbekannten Mordbuben der Hals
„kurzweg" abgeschnitten Louise Lanner war sehr bekannt
in ihren Kreisen. Sie war nicht mehr sehr jung, zählte
bereits 36 Jakre, galt aber trotzdem als außerordentlich
schön. Sie hatte eine lururiös möblirte Wohnung in
der Rue Saint-Lazare Nr- 92, ersten Stock, in welcher
Wohnung sie mit einem Herrn Emile Perrin gemein-
schaftlichen Haushalt führte. Dieser Mann zwar war
durchaus nicht in der Lage, ihr den tbcueren Miethzins
für die Wohnung, noch auch die sonstigen Bedürfnisse
und Toilette zu bezahlen, da er nur ein einfacher Sub-
alternbeamtcr, Enregistreur bei der Westbahn ist, deren
Centralbahnhof ganz nahe der bezeichneten Wohnung ge-
legen. Der Louise Lanner selbst oblagen die Sorgen der
Beschaffung aller den Ansprüchen Beider genügenden
Eristenzmittel, wobei sic auch noch ihre in der Normandie
lebenden Eltern unterstützte, i nd Louise entledigte sich
all dieser Aufgaben, wie man sich denken mag, nut
vielem Glück. Gestern hatte Emil Perrin noch mit seiner
Geliebten in bester Laune dcjeunirt, woraus er gleich
wieder in sein Amt gegangen war. Um 8 Uhr
Abends kam er dann, wie gewöhnlich, zum Diner nach
Hause. Als nach längerem Klopfen und Läuten keine
Antwort kam, öffnete er doch mit seinem Schlüssel
und b.-gab sich zuerst in die dunkle Küche, um sich
ein Licht zu machen und dann nach dem Weiteren zu
sehen. Da er nicht das mindeste Geräusch hörte,
mu'te er annehmen, baß Louise ausgegangen fei, ob-
schon das am Abend nie vorzukommen pflegte

j Perrin wollte jetzt das Schlafzimmer betreten, doch streß
f er mit der Thüre auf ffnen solchen Widerstand, welcher
sofort annehmen ließ, daß drinnen ein menschlicher Körper
quer an der Schwelle liege. Perrin verschaffte sich Ein-
gang und sein Fuß glitt in einer Blutlache aus! Was
er im flackernden Scheine der Kerze erblickte, war ent-
setzlich. Louise Lami r lag mit gänzlich durchschnittenem
Halse, mit fast gänzlich abgetrenntein Kopfe, entseelt am
Boden. Das ganze Zimmer war voll Blut. Der Mord-
schnitt war ganz in der Manier Pranzinis und Prados
ausgesührt. Von diesen kann keiner der Thäter gewesen
sein, da Beide bekanntlich auf der Guillotine geendet.
Sie hatten aber hier einen würdigen Nachahmer gefunden,
den nun auch die Polizei gerne finden möchte. Die Er-
mordete lag nahezu entkleidet in ihrem Blute. Spuren
eines Kampfes waren nicht wakrzunehmen. Es handelt
sich positiv um einen Raubmord, da die Schränke er-
brochen waren. Wie viel seid geraubt wurde, weiß
Perrin, der Hauptzeuge nicht anzugeben. Er war nach
der grausigen Entdeckung todtenbleich beim Hausmeister
eiugetreten und dort nach einigen mühsam hervorgestam-
meltcn Schreckensworten ohnmächtig zusammengesunken.
Der Concierge war es, welcher die Polizei und den Arzt
holte. Der Letztere äußerte die Ansicht, daß der Tod
unmittelbar nach der Thal eingetreten und diese gegen 3
Uhr Nachmittags verübt worden sein muß. Der Mörder
konnte sich nach der That infolge des Umstandes, daß
der Treppenzugang unmittelbar an der Hausthür gelegen,
unbemerkt entfernen. Seine blutigen Hände hatte er an
dem weißen Bettkissen abgewischt. Der Zuhälter Perrin
wurde in Haft genommen, obzwar sich schwer annehmcn
läßt, daß er selbst die That begangen; denn der Mann hat
erwiesenerMaßen den ganzen Nachmittag in seinem Eisenbahn-
dienste rerbracht. Er könnte aber der Anstifter sein.
— (Durch eigenen Leichtsinn) wurde vor
einigen Tagen ein Pope in Belgrad von Wölfen auf-
gefressen. Der Pfarrer eines Dorfes in der Nähe des
Städtchens Soilajnaz fuhr mit seinem jungen Dienst
knechte des Weges, als am Hellen Tage, nicht mehr weit
von der Stadt, ein Rudel Wölfe aus einem neben der
Straße sich hinziehenden Buschwalde hervorbrach und die
Reisenden angriff. Durch zwei Schüsse aus dem mit-
genommenen Gewehre streckte der Pope den vordersten
Wolf todt nieder, worauf die anderen Wölfe sich in den
Wald flüchteten. Der Pope wollte nun den getödteten
uiitnehmcn, ließ halten, stieg mit seinem Knechte ab und
holte den nur zwanzig Schritte vom Wrgen liegenden
tobten Wolf. Das Gewehr ließ der Pope iin Wagen
zurück. Als die beiden Männer den Wolf in den
Wagen kineinwarfcn, erschraken die Pferde, ohnehin
scheu durch den Angriff der Wolfe und durch das
Schießen, rissen aus und liefen der Stadt zu. „Lauf,
Bursche, hole die Pferde ein, sonst sind wir verloren,"
schrie der bejahrte Pope seinem Dienstknecht zu; dieser
ein junger, kräftiger Mann, eilte in gewaltigen Sprüngen
den flüchtenden Pferden nach, konnte aber erst nach
längerem Lauf, dicht vor den Häusern von Soilajnaz,
das Gefährt einholen; er kehrte rasch um, als er aber
an die Stelle kam, wo er seinen Herrn verlassen hatte,
fand er n chts mehr vor als die Stiefel, in denen noch
die Beine steckten, die zerfetzten Kleider und den langen
Bart des Popen._
Neueste Nachrichten.
Oldenburg, 4. Febr. Der Großherzog hat dem
Reichskanzler Grafen Caprivi das Ehrengroßkreuz des
Haus- und Verdienstordens mit der goldenen Krone und
den Schwertern am Ringe verliehen.
Wien, 4. Febr. Das Regierungsprograinm,
das heute den Clubs mitgetheilt wurde, wendet sich an
jene palam.«tauschen Faktoren, die den in der Thronrede
entwickelten Anschauungen beipflichten und im Interesse
der Gesammtheit ihren Partcibestrebungen Einhalt geboten
haben. Die Regie-.ung hält rückhaltlos fest an den gegen-
wärtigen gesetzlich geregelten Verhältnisse zur ungarischen
Reichshälfte, wodurch die Organisation der Moncharchie
ihren dauernden Abschluß gefunden hat. Die Regierung
siebt unverrückbar auf dem Boden der bestehenden Ver-
fassung und ihrer Grundprinzien und wird daher einem
Andringen gegen diese Grundprincipien nicht zustimmen.
Auf dieser Basis wird aber das politische Leben nur dann
im Einklänge mit dem österreichischen Staatsgedanken
sich entwickeln, wenn die gesetzlich gewährleistete Autonomie
der Königreiche und Länder und ebenso der nationale Be-
sitzstand einzelner Volksstämme gewahrt und andererseits
jedes Ucbergreffen verhindert wird- Die Regierung er
kennt an, daß eine gesetzlich' Regelung des Gebrauches
der Sprache unter voller Berücksichtigung der deutschen
Sprache als eines allgemeinen Verständigungsmittels zu-
kommenden Bedeutung geeignet sei, di Herstellung des
nationalen Friedens zu fördern. Unser staatliches Leben
erheischt auch ein friedliches Verhältniß der einzelnen Kon-
fessionen, Gesellschaftskassen und Staatsbürger unterein-
ander; die Regierung wird daher die religiösen Ueber
zeugungen stets achten und schützen und Verhetzungen
jeder Art mit Entschiedenheit cntgegenzutreten wissen.
Die Negierung hält die Zurückstellung aller kirchen
politichen Fragen und grundsätzlicher Aenderungcn des
Volksschulgesetzes als erforderlich, wird jedoch den religiösen
Gefühlen der Bevölkerung innerhalb der bestehenden Gesetze
Rechnung tragen und Wünschen der Kirchenbehörden ent-
gegenkommen
 
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