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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 41 - No. 50 (17. Februar - 28. Februar)
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deutsche Presse zwischen diesem immer widerwärtiger werden-
den Militarismus und dem schimpflich behandelten Bürger-
thum endlich einen entschiedeneren und rückhaltlosen Ton
annehmen möchte. Es ist wahrlich bald nicht mebr ruhig
mit anzuschauen, mit welchem Uebermuth der Militarismus
dem Bürgerthum begegnet, das ihn doch lediglich erhalten
und das Lasttbier für immer neue Millionen sein muß.
D. Red.)
* Koblenz, 14. Febr. Gestern Abend gingen zwei
Pioniere vorn hiesigen Pionier-Bataillon Nr. 9 am Mosel-
ufer vorbei. Das hohe Werst ist ohne Geländer. Die
Pioniere fielen in die hochgekende Mosel; der eine er-
trank, der andere rettete sich durch Schwimmen.
" Helstugfors, 15. Febr. Am Samstag ist der
Direktor der diesigen Volksbank, Linrcth, verschwunden
und hat in der Bankkasse ein Defizit hinterlassen, dessen
Höbe noch nicht festgestellt ist.

gHerlHlszeuung.
4, * Mannheim, 14. Febr. (Strafkammer II.)
Ersitzender: Herr Landgerichts-Drector Cadenbach.
tttreter der Gr. Staatsbehörde: Die Herren Staatsan-
Ate Mühling und Dusfner.
v 1- Im Monat Januar d. I. entwendete der 18
^A're Mc Taglöhner Siegmund Heck mann von hier
Kohlenlager des Kohlenhändlers Trefz in, hiesigen
1,'finenhafen ea. 20-—25 Pfund Koblen, die er einem
ststährigen Mädchen schenkte, uni dieselbe zu unsittlichen
r^udlungen zu veranlassen. Heckmann wird deshalb
c/istn Vergehens gegen 176 Ziss. 3 und wegen Dieb-
i zu t> Mon. Gefängniß abzüglich 4 Wochen Unter-
^chungshaft verurtheilt. — 2. Am 31. Dez. v. I. ließ
Bierkutscher Horlacher den Valentin Müller von
i, auf seinen Prikschenwagen von Dossenheim niit
HA Ladenburg fahren. Zum Dank dafür entfernte sich
Zuller kurz vor Ladenburg heimlich von dem Wagen
Mitnahme eines Weidenkorbes, in welchem sich ein
mit drei Liter Milch, sowie ein Laib Schwarzbrot»
und welchen Horlacher für eine Frau Stephan
Är-Dossenheim nach Feudenheim transportiren sollte,
der schon mehrmals vorbestraft ist, erhält wegen
>hui verübten Diebstahls 5 Monate Gefängniß.
st-ertbeidiger fungirte Herr Rechtsanwalt Dr. Kö h l er.
st Der 17 Jahre alte Fabrikarbeiter Michael Heid
Pkckarhausen, der Anfangs Dezember v. I. in einer
zu FriedrichSfelp ein Eßbesteck ini Werthe von
t-h" .Mark gegen Loose ü 10 Pfg. ausspielte, sollte sich
einer unerlaubten öffentlichen Verloosung schuldig
^"öen, doch nimmt der Gerichtshof die Oeffent-
»dg ^er letzteren nicht an, infolgedessen die Freisprech-
erfolgt. — 4. Wegen Beförderung der
zweier Soldaten wird der Kaufmann Adolf

Locale MitLveilnrrgen.
Heidelberg, 15. Februar.
O (Stadtrathsfitzttng.) In der gestrigen Sitzung
des Ltadtraths wurden u. a. folgende Gegenstände zur
Kenntnis; bezw. Erledigung gebracht: 1) Nach Mitthellung
des Gr- Bezirksamtes hat dasselbe gegen den Gemeindevoran-
schlag für 1898 keine Einwendungen zu erheben, und ist der-
selbe mithin nunmehr vollzugsreif. 2) Das Ergebnis; der
Holzversteigcrung vom 13. d- M- mit einem Erlös von
6575 Mk. 90 Pfg. wird genehmigt. 3) Dem Gesuche der
Heidelberger Straßen- und Bergbahngesellschaft um die Er-
laubniß zur Verlängerung der Einsteighalle der Bergdahnstation
Molkenkur in nördlicher Richtung wird entsprochen. 4) Der
Kaufvertrag mit den Begüterten am Auweg in Schlierbach,
welche Gelände zur Eorrection de« letzteren abzutreten haben,
wird genehmigt. 5) Einer Vereinbarung zwischen Herrn Fritz
Landfried zuist dahier, der Stadtgemeinde und der Gr- Bezirks-
Bauinspectivn (NamcnS der Gr- Universität) bezüglich der
Erbauung eines zoologischen Instituts der Universität auf dem
Gelände des alten botanischen Gartens wird zugcstimmt.
6) Nach Mittheiluug des Gr. Bezirksamtes hat der Bezirks-
hath die Wahl des Herrn Bürgermeisters Dr- Walz zum Vor-
sitzenden des Gewerbegerichts für die hiesige Stadt sowie des
Herxn Oberbürgermeisters Dr- Wilstens zum ersten und des
Herrn Stadtrathcs Leimbach zum zweiten Stellvertreter des
Ersitzenden bestätigt- Es soll nunmehr in nächster Zeit die
'Wahl der übrigen Mitglieder des Gerichts anberaumt werden.
4- (LtudentisHes.) Zu Ehren des abgehenden und
des künftigen Prorectors, der Herren Geb. Hofrath Merx nnv
Geh. Hofrath Erb findet am 22. d- M- ein Fackelzug der
hiesigen Studentenschaft statt.
H) Die Vorstellung des hiesigen Bataillons findet
den Tagen vom 22. bis 24. d. M. statt-
< (Kneipp in Mannheim.) Wie wir kürzlich schon
wittheiltcu, wird der vielgenannte und bekannte Pfarrer
Kneipp aus Wörisbofen heute, Donnerstag, Abends von
m>8 bis 10 Uhr in Mannheim im Saalbau einen einmaligen
Vortrag halten über die vorzügliche Wirkung der Wasserkur
Und über die Behandlung des Menschen in gesunden und
Wanken Tagen. — Es gehört zu sehr großen Seltenheiten,
diesen ehrwürdigen Greis in nächster Nähe zu sehen und zu
hören, und ist es auch dem Besitzer der Kneipp'schen Wasser-
heilanstalt Stahlbad zu Weinheim bei Mannheim nur mit
lwoßer Milbe gelungen, ihn für einen Vortrag in Mannheim
su gewinnen. Wer also Interesse hak an dieser hochwichtigen
stäche, versäume nicht diese Gelegenheit, denn sie dürfte sich
Acht so bald wieder einstelleu.
O- (Frühlingszeichen.) Nach dem hundertjährigen
fialender müßte der diesmalige Februar ein so milder Monat
Pn; daß „die Veilchen sprießen-" Bisher hat sich auch die
Witterung nicht nur ziemlich mild verhalten, sondern war,
swMentlich gestern, ungewöhnlich warm und freundlich. Was
,w Macht der zunehmenden Sonnenwärme vermag, zeigt sich
Weits allenthalben. Die Flicderknospen beginnen bereits zu
Mellen, aus den Wurzeln der Hecken treiben unter den abge-
storbenen Zweigen neue, hellgrüne L-chößlinge und viele
.O'sträucher siebt man bedeckt nut grünen Knospen, die wie
lwSen dem kommenden Frühling entgegenschaucn. So dürfte
uern Anschein nach der naturverjüngcnde Lenz Heuer nicht
^"ge auf sich warten lassen.

Krein er von hier zu 5MonatenGefängniß verurtheilt.
Kremer batte die beiden Grenadiere Seiiried und Ellerich
vom 2. Bad. Grenadierregiment Nr. 110, die am 2.
Januar d. Js. descrtirten, in seinem Ladcnlokal am
Tattersall und in seiner Wobnung bei seinen Eltern hier
ausgenommen und sie bei ihrer wenige Tage darauf er-
folgenden Flucht mit Civilkleidern versahen. Kremer hatte
sich zu dieser strafbaren Beihilfe zur Dersertion dnrch
seine Freundschaft zu Seifried, mit dem er hier die Schule
besucht hatte, verleiten lassen. Die Vertheidignng führte
Rechtsanwalt Dr. Stern. — 5. Um seine frühere Ge-
liebte, ein 20jähriges Mädchen in Schriesheim, vor den
Folgen des mit ihr eingegangenen Verhältnisses zu be-
wahren, wendete sich der 27 Jahre alte Müller Jacob
Seitz von Schriesheim um Rath und Hilfe an seinen
Vetter, der Arzt ist, der jedoch selbstverständlich die an
ihn gestellte Zumuthung ablebnte. Wegen dieser Auf-
forderung zu einem Vergeben gegen 8 218 des R.St.G.B.
wird Seitz heute nach § 49u des R-St-G-B- zu I
Monat Gefängniß verurtheilt. Vertheidiger des Ange-
klagten mar Rechtsanwalt Dr. Löb- Die Verhandlang
sanb unter Ausschluß der Ocsfentlichkeit statt.
Handelsnachrichten.
Frankfurt,. 15. Febr. (Effecten-Societät,) Umsätze bis
ltt/4 Uhr Abends. Oesterr. Credit 276st8-275stz b. G- Disconto-
Eommandit 188.40-50-20 b. Berliner Handelsgesellschaft 141.90
bis 141.80 b. Darmstädter Bank 136.30 b. Dresdener Bank
147.80 b. Banque Ottomane 116.10 b. Ungar. Kroncnanlcihe
94.60 b, do- Goldrente 97.90 b. ult., 98 b. cpt., Gelsenkirchen
144 b. Gotthard-Actien 154.40-70-60-80-70 b- u- G. Schweizer
Eeniral 116.50-70-60 b- u. G. Schweizer Nordost 106-30-50-40
b. Union 72.70-90-80 b. Jura-Simplon St.-Act. 48.80 b.
5"/o Italiener 93.20 P., 93.10 G. ult.
6^2 Uhr: Creditactien 275^. Disconto 188.05. Lombarden
84°'/4. Harpener 132.70. Concordia 91. Mittelmeer 102.10.
30/0 Mexikaner 26N4, 5"/» do. 71. Gotthard 1543/4. Nordost
106.30. Central 116.75.
Allerlei.
— (Schwarzwälder Volksmund.) Die von
Heinrich Sohnrey in Freiburg i. B. herausgegebene em-
pfehlenswertste Zeitschrift „Das Land" enthält in ihrer
letzten Nummer eine Reihe von kleinen Erzählungen und
Zügen aus dem Schwarzwälder Volkstum, der wir
folgendes hübsche Geschichtchen entnehmen: Einst wurden
einem Bauern von einem Blitzstrahl zwei Ochsen auf
dem Felde erschlagen, was ihn sehr verdroß. Als der
Mann nun nach einiger Zeit wieder mit zwei Ochsen
auf dem Felde pflügte und wieder ein Gewitter mit
Blitz und Donner Heraufziehen sah, schaute er blinzeln-
den Auges in die drohenden Wolken und rief dem Blitz
wütend zu: „Ah! schmeckst wieder a paar Oechsle?"

Der Mainzer Carneval
ist in diesem Jahre großartiger denn je begangen
worden und lockte derselbe Sonntag, Montag, und
Dienstag eine nach Tausenden zählende Menschenmenge
aus allen Himmelsgegenden nach der altehrwürdigen Reichs-
festung. Große Contingente stellten namentlich die Städte
Mannheim, Frankfurt, Darmstadt und Wiesbaden. Er-
öffnet wurde der Carneval am Samstag Nachmittag mit
unter strömenden Regen erfolgenden Einzug des per
Ertraboot gekommenen Prinzenpaares und seiner Hof-
staaten. Am Sonntag Vormittag bezog die Prinzen-
garde bei Hellem Sonnenschein, mit klingendem Spiel
und wehenden Fahnen ibr Lager im Garten der Stadt-
halle. Währenddem hatte auch die Auffahrt der Hof-
staaten, des Staatsministeriums, des Generalstabes der
Prinzengarde und des Prinzenpaares am Stadttheater
stattgefunden, welche der Gala-Vorstellung des Festspieles
„Bad Pankratiusbrunnen" oder „Die Prinzengardisten"
beiwohnten. Mittags und Abends wurden in der Stadt-
halle bei kolossalem Besuch karnevalistische Coneerte abge-
halten. Der Haupttag aber war der
FastnachtSzüg am Rosenmontag.
Dem Zuge, der an Ausdehnung, wie an Humor und
glanzvoller Ausstattung seine sämmtlichen Vorgänger
übertroffen, lag die Idee zu Grunde „Prinz Carneval
eröffnete die närrische Weltausstellung in Mainz" und
zersiel in drei Hauptgruppen: I) Die Reklame für die
Ausstellung; 2) die eigentliche Ausstellung und 3) der
Einzug des Prinzen Carneval. Nach den üblichen La-
ternenanzündern, berittenen Fanfarenbläsern, Zugsherolden,
sämmtlich in neuen, farbenprächtigen Kostümen wurde der
Zug, in welchem 12 Musikcorps in entsprechenden Ab-
ständen vertheilt waren, durch ein großes Ausstellungsportal
eröffnet, unter welchem sich die Kassen, der Gabentempel,
sowie in allen Variationen die übrige Reclame für die
Ausstellung befand. Zu der Reclame gehört auch noch
der nächste großeWagen, durch welchen die heutige Ordens-
und Titelsucht treffend beleuchtet wurde. Hieran reibte
sich nun die eigentliche Ausstellung, die mit Amerika
eröffnet wurde, dessen Freiheit und Gastfreundschaft durch
ein großes Schiff dargestellt war, auf welchem sich ein
Fremder in einem sicheren Quarantänekäsig befand. Die
nächste Gruppe war ein bekanntes Kulturbild aus Austra-
lien, an welches sich zunächst Asien reihte, welches
durch ein von Chinesen getragenes Stück chinesischer
Mauer, sowie mit einem von vier häßlichen Schwieger-
müttern besetzten Wagen vertreten war, welche die zweideutige
Aufschrift: Aechte Chinoser trägt. Afrika war durch ein
Sittenbild vertreten, welches die Vermischung der Deutschen
mit den Eingeborenen darstellte. Ein deutscher Soldat bei

j einer schwarzen Köchin, die in einem Topf „Reichsbrühe"
- rührt. Hinten auf dem Wagen thronte ein häßliches
Frauenzimmer, das die Aufschrift „WüschteSahara" trug.
F ra n krei ch präsentirte sich durch einen riesigen „Panama-
hut", unter welchem die bekannten Macher des Panama-
handels in verschiedenen Gruppen treffend illustrirt waren.
Italien zeigte aus einem Wagen eine große Weinkelter,
in welche vorn italienische Trauben gefüllt werden, während
auf der Rückseite Pfälzer Bauern feine Ndeinweine aus
der Kelter laufen lassen. Portugal fubr seine leere
Staatskasse mit, unter welcher die Aufschrift: „Denkmal
für die im Jahre 1892 gefallenen Portugiesen" in großen
Lettern stand. In einer riesigen Baßgeige erschien
Oesterreich als Musikkapelle, bei welcher sich Graf
Taaffe als Kapellmeister vergeblich bemüht, die verschiedenen
Nationalitäten im Takt zu halten. Ein bekränzter Kom-
postwagen stellte Norwegen dar, dessen Parfüm
damit gekennzeichnet werden sollte. Bei der Schweiz
war in einer Wagengruppe die Ausbeulung der Fremden
charaktcrisirl. Aus einer Bergesspitze steht ein Kellner
mit einer riesigen Hotelrechnung. Berlin erschien als
endlose Presse, unter welcher der deutsche Michel liegt.
Aus derselben kamen Soldaten und Steuern. Nürn-
berg brachte seine Produete: Spielwaaren, Lebkuchen,
der Nürnberger Trichter, sowie den bekannten Galgen, an
welchen man keinen bängt den man nicht hat. München
präsentirte sich als kolossales Bierfaß mit der Aufschrift:
„Durst wieder Durst." Die Affaire Jäger führte
Frankfurt vor. Vcrnher fuhr ein reichbeladener
Eierhändler, dem Jäger in einem Wagen mit einem Klotz
folgte, hinter we chem ein großes rothes Schild (Roth-
schild) getragen wurde. Um die ganze Gruppe tanzten
Geldsäckc. Sehr bescheiden war Darmstadt vertreten,
nämlich mit einem leeren Leiterwagen, der wohl andeuten
sollte, wie wenig uns Darmstadt bringl. Den Schluß
der Ausstellung machte Mainz, das mit 6 Wagen an-
gefahren kam. Der erste derselbe enthielt die bekannten
Mainzer Produkte: einen Eiffelthurm vcn Handkäsen und
die üblichen „Weck, Wein und Worscht." Durch den
zweiten Wagen war der in pomphafter Weise projectirte
Schlachthausbau als „Schlachtpalast" dargestellt, in welchem
es sich die Ochsen, Kühe, Schweine u.s. w. auf Divans und
Sessel bequem machten und sich von den Metzgern be-
dienen ließen. Ein weiterer Wagen stellte das Mainzer
Wasserwerk als eine große Pumpe dar, welche in mäch-
tigem Strahle neue Steuern zu Tage förderte. Ferner
war noch der „Mainzer Beamtenvcrein", in seinem
Konkurrenzkämpfe mit den Metzgern und Bäckern, sowie
eine neue Stadtrathssitzung und das in die Brüche ge-
gangene Schützenfest vertreten. Letzteres war durch einen
Wagen mit einem Herd dargestellt, der die Aufschrift
trug: Der Herd zieht mit Eurer Anspielung aus den
Schützenmeister Herd, dem man die Schuld beimißt, daß
das Schützenfest verschoben worden ist. An diese närrische
Weltausstellung ruhte sich nun der Festzug des Prinzen
Carneval, der aus Herolden, Prinzengarde, Fanfaren-
bläsern, Leibwache des Prinzenpaares, dem Oberceremonien-
meister, Pagen, sowie den Prunkwagen des Prinzenp-aares
und dem närrischen Ministerium bestand. Die Aus-
stattung dieses ThcileS des Zuges war eine überaus
glanzvolle und boten die zahlreichen, kostbaren Anzüge
und Kostüme ein farbenprächtiges Bild. Besonders kost-
bar und reich war der tbronartig aufgebaute, von neun
Schimmeln gezogene Prinzenwagen, der von einer pracht-
vollen Kavalkade umgeben war.
Abends fand in der Stadthalle großer Maskenball
statt. Der letztere war von über 6000 Personen besucht.
Am Dienstag war Närrischer Jahrmarkt in
der Stadthalle, arrangirt von der Prinzengarde. Nach-
mittags große Kappen fahrt (Blumencorso) und
Abends Maskenbälle.

Neueste Nachrichten.
Vertin, 15. Febr. Der Kaiser und Prinz Hein
rich reisten Abends 11 Uhr 20 Minuten mittelst
Sondcrzugs nach Wilhelmshaven.
Paris, 15. Febr. Im Prozesse wegen Betrügereien
der Verwaltung der Dynamitgesellschaft fft so-
eben das Urtheil gefällt. Der ehemalige Deputirte
Legnay wurde unter Annahme mildernder Umstände
zu 5 Jahren Gefängniß und 3900 Francs,
der Handlungsgehilfe Prevost zu drei Jahren
ren und 100 Francs verurtheilt. Das Contumazerkenntniß
gegen Alton wird nachträglich gefällt werden. Die An-
geklagten sind außerdem zu Entschädigungen verurtheilt,
deren Betrag -Sachverständige bestimmen werden.
Rom, 15. Febr. Der Papst empfängt nächste
Woche die anläßlich seines Jubiläums entsendeten außer-
ordentlichen Botschafter.
Newyork, 15. Febr. Harrison scheint große
Eile zu haben. Hawaii durch Vertrag als Territorium
ganz nach Wunsch der Zuckerpflanzer zu annektiren. Es
liegt die Absicht vor, den AnnnexionS-Vertrag noch in
diesem Kongreß durchzupeitschen.
Beschwerden^^
lung der „Bürger-Zeitung" wolle man un-
verzüqlich an uns qelangen lassen.
Die Expedition.
 
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