Belgien.
Brüssel, 27. März. Die Internationale Sozialisten-
conferenz beschloß, ein Sozialistencongreß solle in
Zürich in der Zeit vom 6. bis 13. August abgehalten
werden. Die Konferenz wurde geschlossen.
Serbien.
Belgrad, 27. März. Der junge König Ale-
rander wird zu Pfingsten seine Mutter, die Königin
Natalie, in Dalta in der Krim besuchen.
Türkei.
Konstantinopel, 27. März. Die Königin Natalie
stattete gestern dem Sultan, in Anwesenheit des Groß
veziers, einen Besuch ab, den der Sultan crwiederte. Die
Besuche trugen herzlichsten Charakter. Der Sultan be-
dauerte, die Königin wegen des Ramanzanfestes nicht zum
Diner laden zu können; er verlieh ihr den Großorden
des Schefakatordens in Brillanten. Die Königin nimmt
heute den Thee bei dem Großvezier und dinirt morgen
bei dem russischen Botschafter Nelidcw.
Aus Wutz und Jern.
* Karlsruhe, 27. März. Das Großb. Ministerium
der Finanzen hat gestattet, daß bis auf weiteres versuchs-
weise die von den Bezirkstellen für Rechnung der General-
staatskasse zu zahlenden Vergütungen der uichtetatmäßigen
Beamten — abgesehen von den gemeinsam mit den Ge-
balten zu zahlenden und zu verrechnenden Vergütungen
und den Vergütungen für Unter- und Hilfslehrer — vom
20. jeden Monats an ausbezahlt werden können.
* Karlsruhe, 27. März. Ueber die in diesem Jahre
fertig zu stellenden oder in Bau zu nehmenden Local-
bahnen theilt die „Bad. Corresp." mit, das Project der
Bahn von Ettenheimmünster an den Rhein sei soweit
gefördert, daß die Bahn noch im Laufe des Jahres fertig
gestellt werden könne. Mit dem Bau der Murgthal-
bahn werde auch in einigen Wochen begonnen werden;
die im Spätjahr 1892 ziemlich weit geforderten Arbeiten
auf der Strecke Hammcreisenbach-Furtwangen dürften in
wenigen Monaten beendet und damit die Inbetriebnahme
der ganzen Bahnstrecke zu erwarten sein. Für die Kaiser-
stuhlbahn seien die Pläne vom Konsortium aufgestellt
und der Behörde zur Prüfung zugegangen. In Riegel
sei bereits ein Baubureau zum Beginn der Arbeiten er-
richtet.
* Karlsruhe, 27. März. Um einen Sieg der so-
zialdemokratischen Partei bei den Stadtverordnetenwahlen
in dritter Klasse zu verhindern, einigten sich die National-
liberalen, die Freisinnigen und das kentrum auf eine
gemeinsame Liste.
* Mannheim, 27. März. Die berüchtigte Massen-
diebin Hoppstädter aus Obermohr (Pfalz) wurde heute
von der hies. Strafkammer zu 6 Jahr 10 Monaten
Zuchthaus, ihr Ehemann und ihre Schwester wegen
Hehlerei zu 2 Jahre 6 Monate resp. 1 Jahr 3 Monaten
Gefängniß verurtheilt. 13 Monate Untersuchungshaft
wurden ihnen theilweise angerechnet.
* Mannheim, 27. März. Heute wird auf dem
Militär-Schießplatz ein Stoff, den ein früher auf der Zoll-
stoff-Fabrik Waldhof und jetzt in einem hiesigen Ver-
sicherungsgcschäft angestellter Herr erfunden hat, auf seine
Kugelfestigkeit resp. Undurchdringlichkeit geprüft. Herr
Reidel, so heißt derErfinder, soll sich schon lange Zeit
mit dieser Erfindung beschäftigt und durch wiederholte
Verbesserungen endlich sein Ziel erreicht haben. Soviel
wir erfahren konnten, besteht zwischen diesen beiden Er-
findungen nicht der geringste Zusammenhang, und be-
hauptet wird, daß der von Herrn Reidel erfundene resp.
zusammengesetzte oder hergestellte Stoff außerordentlich
Hedwig war bereits vor den Uebrigen in das Zimmer
zurückgekehrt. Frida eilte ibr entgegen und schloß sie in
die Arme.
„Weine nicht, Hedwig," flüsterte sie der Freundin
zu. „Wie bald ist die Trennungszeit vorüber und Ihr
seid vereint für immer." Hedwig blickte das junge
Mädchen einen Augenblick forschend an, dann neigte sie
sich unter Thränen lächelnd zu ihr herab und flüsterte
ihr die Worte zu:
„Du irrst, mein Herz, damit ist es vorbei, er hat
— er hat mir heut einen Korb gegeben. Aber wenn
Du mich lieb hast, so schweige."
VII.
Oestereichs Geschick hatte sich schneller erfüllt, als
man geahnt hatte. Auf dem blutgedrängten Schlacht-
felde von Königgrätz hatte Preußens Herr den Grund-
stein zur Einigung der deutschen Stämme, zur Wieder-
aufrichtung des deutschen Kaiserthrones gelegt.
Die Sonne des dritten Juli, welche den entscheidenden
Sieg der preußischen Waffen beleuchtet hatte, sandte
ihre letzten Strahlen über das weite Leichengefilde, auf
welchem jetztFreund U- Feind friedlich nebeneinander gebettet,
den langen Schlaf schlummerten, aus dem es kein Er-
wachen mehr gibt. Die Krankenträger walteten ihres
traurigen Amtes und sonderten die Verwundeten von
den Todten, um die ersteren so schnell als möglich der
ärztlichen Hilfe zuzuführen.
In den nahe gelegenen Ortschaften waren die zahl-
reichen Feld-Lazarethe etablirt, und die Aerzte hatten alle
Hände voll zu thun, um nur die nothwendigste Hilfe
zu leisten.
leicht und billig sei. Die heutige Probe wird dessen
Tauglichkeit oder dessen Verbesserungsbedürftigkeit erweisen.
Ziegelhausen, 28. März. Am Sonntag, den
26. d. M. fand dahier in der Wirthschaft „Zur Grenze"
eine Versammlung, behufs Gründung eines Ge-
werkvereins, im Anschluß an den Gewerkverein der
Bauhandwerker statt, welche sehr zahlreich, besonders auch
von Socialdemokraten, besucht war. Nachdem Hr.N i em er
Heidelberg dieselbe eröffnet und die Erschienenen begrüßt,
wurden durch Acclamation die Herren Bolsch weiler-
als Vorsitzender und Wagnerals Schriftführer ernannt.
Herr Riemer referirte in klarer und sachgemäßer Weise
über die Ziele und Bestrebungen der deutschen Gewerk-
vereine, dabei betonend, daß dieselben stets bemüht seien,
die friedliche Vereinbarung zwischen Arbeitern und Arbeit-
gebern hochzuhalten. An der sehr lebhaften Debatte, an
welcher sich die Herren Wagner, Ewald und der
Referent wiederholt betheiligten und an der es an den
allbekannten Schlagwörtern, wie Harmonieduselei rc., von
Seiten der Socialdemokraten nicht fehlte, wurde von einem
angesehenen Geschäftsmann die objektive Zwischenbemerkung
gemacht, daß nach seiner Ucberzeugung die Arbeiter auf
friedlichem und gesetzlichem Wege mit ibren Arbeitgebern
mehr erzielen würden, als auf revolutionärem Wege. Die
Versammlung wurde etwa um 7 Ubr geschlossen, und ist
zu vermuthen, daß sich binnen kurzer Zeit ein Ortsverein
Ziegelhausen-Peterstbal gründen wird.
* Offenburg, 27. März. Am Samstag Abend ent-
leibte sich auf dem alten Friedhof dahier ein Ober-
Primaner des hiesigen Gymnasiums, der Sohn eines
Arztes aus Homberg, durch einen Nevolverschuß in die
rechte Schläfe. Ec wurde noch lebend ins Krankenhaus
gebracht, verschied aber alsbald bei Beginn der ärztlichen
Untersuchung. Man vermuthet in einem Tertialzeugniß
den Grund zu der unseligen That.
* Freiburg, 27. März. Von der Strafkammer zu
Freiburg wurde jüngst eine Frau, die es sich zum Ge-
schäfte gemacht hatte, ihre zum Verkaufe gebrachte Milch
zu wässern, mit 500 Mk. Geldstrafe bedacht. Recht so!
* Konstanz, 27. März. Ueber den Erinnerungstag
eines großen Unglücks schreibt das „Lind. Tagblatt" :
„Am verflossenen 18. März waren es 200 Jahre, daß
ein großes Unglück auf dem Bodensee geschah, wohl das
größte, was je in den Annalen der Schifffahrt desselben
verzeichnet steht. Es war am 18. März 1693, da fuhr
das große Markt-Segelschiff mit zahlreichen Personen,
besonders Getreidehändlern aus dem St. Galler Gebiet,
dem Thurgauer- und Appenzellerland nach Lindau zum
Kornmarkt. Anfangs war der See ruhig, bald aber
erhob sich ein Sturm und unweit der Rheinmündung
gerieth das Schiff in höchste Noth und schlug uni. Dabei
fanden 25 Menschen den Tod in den vom Sturm ge-
peitschten Wellen. Von Staad aus hatte man wohl die
Katastrophe bemerkt, allein die Rettungs-Maßregeln scheinen
unzulänglich gewesen zu sein."
* Berlin, 27. März. Z w a n z i g taus en d M ar k
Belohnung sind, wie die Bank von Schottland der
hiesigen Kriminalpolizei mittheilt, auf die Ermittelung
der Diebe ausgesetzt worden, die am 16. Februar 1891
in einem Bankhause zu London Billets der Englischen
Bank im Betrage von 170 000 Mark gestohlen haben.
Ein Verzeichnis) der Papiere wird den hiesigen Bank-
häusern zugestellt werden.
* Berlin, 27. März. Ein hiesiger Rechtsanwalt,
Edwin Katz, der englischen Aktiengesellschaft „VorvsAinn
unä Nvsämb Ituilevu)' Oomp." hatte für einen hier
geführten Proceß an Gebühren vierzigtausend Mark
abgefordcrt. Da die Gesellschaft nicht zahlte, ging er
klagend vor, und seine Forderung ist jetzt vom Kammer-
Das *te Feld-Lazareth, welches dem Aststenzarzt Dr.
Kranz zugetheilt war, befand sich in Horzitz. Eine An-
zahl nebeneinander liegender Häuser waren bereits mit
Verwundeten gefüllt, und noch immer kamen neue hinzu.
In dem großen Paterre-Zimmer des einen dieser
Häuser war der ganze Fußboden mit Stroh bedeckt, auf
welchem eine Reihe von Verwundeten, theils Preußen,
theils Oesterreicher lagen. Dr. Kranz, der in diesem
Zimmer beschäftigt war, hatte soeben den letzten Verband
angelegt. Er fühlte, daß er sich eine kurze Erholung
gönnen müsse, denn seine Kräfte waren nahezu erschöpft,
und er beschloß, auf einige Minuten aus der dumpfen
Schwüle des überfüllten Zimmers in das Freie binaus-
zugehen, um frische Luft zu athmen. Als er aber vor die
Thür des Hauses trat, hielt ein eben ankommender Kranken-
Transportwagen vor demselben an, und zwei Kranken-
träger boben aus demselben einen verwundeten Offizier
heraus.
Theilnekmend trat Friedrich näher, aber wie erschrack
er, als er dem ohnmächtig auf der Trage liegenden in
das blasse Gesicht sah. — Es war der Major von Bran-
dau. — Da galt es kein langes Besinnen.
„Schnell, hier herein ! rief er, in das Haus vorangehend
und eine Thür öffnend, die zu einem kleinen, nach dem
Garten hinausgehenden Zimmer führte. Es war das
für seinen eigenen Gebrauch reservirte.
Unter seiner Anleitung wurde der Verwundete auf
das vorhandene Bett gelegt, und der junge Arzt begann
unter dem Beistände eines herbeigerufenen Gehilfen den
noch immer ohnmächtigen zu entkleiden und zu unter-
suchen.
! gericht auf sechshundert Mark festgestellt worden. Die
s Kosten dieses Processes, die mehrere tausend Mark be
tragen, hat der Rechtsanwalt und nur 50 Mark die Ge-
sellschaft zu tragen. In dem ersten Erkenntniß ist aus-
gesprochen, daß durch so übertriebene Forderungen das
Vertrauen zum deutschen Rechtsanwaltstande im Auslände
erschüttert werden müsse.
* Berlin, 27. März. Im Militärarrest erhängt bat
sich in der Nacht zum Sonnabend der Sergeant Erlinghaus
von der 4. Compagnie des Eisenbahn-Regiments 1- Er
hatte sich ein schweres Vergeben zu Schulden kommen
lassen, indem er sich zur Nachtzeit in die Stube eines
Kameraden, des Sergeanten St-, geschlichen und diesem
die Geldtasche aus dem Beinkleide entwendet hatte. Der
Bestohlene war aber infolge der Anwesenheit des un-
gebetenen Gastes erwacht und dem eiligst davonlaufenden
Diebe gefolgt. Dadurch wurde Erlinghaus der That
überführt und infolge der alsbald erstatteten Meldung
am Donnerstag in Untersuchungshaft genommen. Im
Hinblick auf die ihm sicher bevorstehende Degradation zum
Gemeinen und die damit verbundene Beendigung seiner
soldatischen Laufbahn hat er es vorgezogen, sich dem
irdischen Richter zu entziehen. Als Morgens der schließende
Unteroffizier ihn, wie dies stets geschieht, aus ver Zelle
abholen wollte, damit er sich wasche, fand er ihn aufge-
knüpft und bereits als Leiche vor.
b Braunschweig, 27. März. Aufsehen erregt hier
eine Sperre, die soeben seitens der beiden hiesigen Regiments-
kommandos über den „Saalbau", eines der größten und
angesehensten Restaurations- und Saal-Etablissements
Braunschweigs, verhängt worden ist. Vornehmlich ist den
Militär-Kapellen verboten, dort zu musiciren.
* Wien, 27. März. Graf Herbert Bismarck
und seine Gemahlin haben hier viele Besuche gemacht-
Sie waren gestern Abend im Karlstheater. Heute 9 Uhr
reisen sie mit der Nordwestbahn nach Berlin ab. Der
Schwiegervater Graf Hoyos kehrt heute nach Fiume
zurück.
Loccil'e Wittheil'ungen.
Heidelberg, 28. März-
O (Auf der Durchfahrt.) Heute früh, mit Zug
der Main-Neckar-Bahn traf Le. Königliche Hoheit der Erb
großhcrzog Friedrich von Baden, von Berlin kommend,
mit Gemahlin hier ein. Die hohen Herrschaften werden du
Osterfeiertage bei ihren Eltern zubringen. Da der betreffende
Zug 20—30 Minuten Aufenthalt batte, begaben sich die Herr)
schäften zu Fuß in die Anlagen, kehrten jedoch vor dem Hd^
Victoria wieder um nach dem Bahnhof. Der ErbgroßherM
sieht sehr wohl aus, ebenso seine Gemahlin-
-ii° (Auszeichnung.) Dem Professor a- D. und prakr
Arzt Dr- A- Weil und dem Honorarprofessor Dr. Horstman"
an der hiesigen Universität wurde das Ritterkreuz l. Klam
des Ordens vom Zähringer verliehen.
o (Bismarckfeier.) Der Ausschuß der hiesigen national
liberalen Partei wird auch Heuer wieder den Geburtstag de°
Fürsten Bismarck festlich begehen und zwar ist die Feier am
Sonntag, den 9. April, festgesetzt.
---- Das Osterfest fällt auch in diesem Jahre auf eine,
sehr frühen Termin, ähnlich wie im verflossenen, wo wir
bereits Ende März feierten. Die Bestimmung des Fest-DatuM)
beruht bekanntlich auf einer Festsetzung des Conciliunrs A
Nicäa im Jahre 325 n. Ehr. Nach derselben soll Ostern stet
an dem Sonntage gefeiert werden, welcher zunächst auf bs"
ersten nach der Frühlingsnachtgleiche. welche auf den 21- Mm»
fixirt ist, kommenden Vollmond folgt. Fällt dieser Vollme'")
selbst aber auf einen Sonntag, so ist der diesem folge")
Sonntag als Festestermin anzusetzen. Nach diesen Bestimmungen
kann das Osterfest nur in die Zeit vom 22. März bis <'
April fallen- In unserem Jahrhundert feiern wir nur >
einem Jahre noch das Fest früher als diesmal, und zwar M
nächsten, wo es auf den 25. März fällt. Im Jahre 1897 e;
reicht der Termin den spätesten Grad noch für dieses 3"".*
hundert: erfüllt auf den 18. April. Den äußersten TerMj
überhaupt, den 25. April, gewinnt das Fest erst wieder s
Jahre 1943. In diesem, wie im verflossenen und kommens
In der rechten Brusthälfte zeigte sich nach Entfern""^
des auf dem Schlachtfelde angelegten Nothverbandes oi"
von einer Gewehr- oder Pistolenkugel herührende Sch^o
wunde, deren Richtung zwar nicht bestimmt auf Lebe"
gefahr schließen ließ, aber einen starken Blutverlust
Folge gehabt hatte.
So vorsichtig der junge Arzt auch die SondU'U o
vornahm, so hatte dieselbe dem Major doch Schmor^
verursacht, unter deren Wirkung er sich stöhnend bewog,)
und die Augen aufschlug. Dieselben begegneten dem
inniger Teilnahme auf ihn gerichteten Blick des ju"A §
Arztes. Ein Schimmer des Erkennens flog über t>
Gesicht, leise bewegte er die Lippen, ohne sich indes; "
nehmlich machen zu können. Dann schloß er die ÄUg
wieder. — .
Der dirigirende Stabsarzt war inzwischen
kommen, ließ sich von den jüngeren Kollegen Bericht
statten- und traf die weiteren Anordnungen. Ein zM
lässiger Wärter wurde zur ausschließlichen Pflege des -
mundeten bestimmt. Außerdem erklärte Dr. Kranz, ,
er mit dem Herrn von Brandan befreundet sei unv '
die größte Sorgfalt widmen werde. ,pe
Die Entfernung der Kugel aus der Schuß"^
war glücklich von Statten gegangen, der Verband eN»"
ohne daß dem Leidenden die Besinnung zurückgekehrt
An eine Nachtruhe war für die Aerzte nicht zu bs"
denn noch immer trafen neue Verwundete ein. gz,
Amputationen waren nöthig, und so konnte Dr-
nur hin und wieder nach dem Major sehen.
(Fortsetzung folgt.)
Brüssel, 27. März. Die Internationale Sozialisten-
conferenz beschloß, ein Sozialistencongreß solle in
Zürich in der Zeit vom 6. bis 13. August abgehalten
werden. Die Konferenz wurde geschlossen.
Serbien.
Belgrad, 27. März. Der junge König Ale-
rander wird zu Pfingsten seine Mutter, die Königin
Natalie, in Dalta in der Krim besuchen.
Türkei.
Konstantinopel, 27. März. Die Königin Natalie
stattete gestern dem Sultan, in Anwesenheit des Groß
veziers, einen Besuch ab, den der Sultan crwiederte. Die
Besuche trugen herzlichsten Charakter. Der Sultan be-
dauerte, die Königin wegen des Ramanzanfestes nicht zum
Diner laden zu können; er verlieh ihr den Großorden
des Schefakatordens in Brillanten. Die Königin nimmt
heute den Thee bei dem Großvezier und dinirt morgen
bei dem russischen Botschafter Nelidcw.
Aus Wutz und Jern.
* Karlsruhe, 27. März. Das Großb. Ministerium
der Finanzen hat gestattet, daß bis auf weiteres versuchs-
weise die von den Bezirkstellen für Rechnung der General-
staatskasse zu zahlenden Vergütungen der uichtetatmäßigen
Beamten — abgesehen von den gemeinsam mit den Ge-
balten zu zahlenden und zu verrechnenden Vergütungen
und den Vergütungen für Unter- und Hilfslehrer — vom
20. jeden Monats an ausbezahlt werden können.
* Karlsruhe, 27. März. Ueber die in diesem Jahre
fertig zu stellenden oder in Bau zu nehmenden Local-
bahnen theilt die „Bad. Corresp." mit, das Project der
Bahn von Ettenheimmünster an den Rhein sei soweit
gefördert, daß die Bahn noch im Laufe des Jahres fertig
gestellt werden könne. Mit dem Bau der Murgthal-
bahn werde auch in einigen Wochen begonnen werden;
die im Spätjahr 1892 ziemlich weit geforderten Arbeiten
auf der Strecke Hammcreisenbach-Furtwangen dürften in
wenigen Monaten beendet und damit die Inbetriebnahme
der ganzen Bahnstrecke zu erwarten sein. Für die Kaiser-
stuhlbahn seien die Pläne vom Konsortium aufgestellt
und der Behörde zur Prüfung zugegangen. In Riegel
sei bereits ein Baubureau zum Beginn der Arbeiten er-
richtet.
* Karlsruhe, 27. März. Um einen Sieg der so-
zialdemokratischen Partei bei den Stadtverordnetenwahlen
in dritter Klasse zu verhindern, einigten sich die National-
liberalen, die Freisinnigen und das kentrum auf eine
gemeinsame Liste.
* Mannheim, 27. März. Die berüchtigte Massen-
diebin Hoppstädter aus Obermohr (Pfalz) wurde heute
von der hies. Strafkammer zu 6 Jahr 10 Monaten
Zuchthaus, ihr Ehemann und ihre Schwester wegen
Hehlerei zu 2 Jahre 6 Monate resp. 1 Jahr 3 Monaten
Gefängniß verurtheilt. 13 Monate Untersuchungshaft
wurden ihnen theilweise angerechnet.
* Mannheim, 27. März. Heute wird auf dem
Militär-Schießplatz ein Stoff, den ein früher auf der Zoll-
stoff-Fabrik Waldhof und jetzt in einem hiesigen Ver-
sicherungsgcschäft angestellter Herr erfunden hat, auf seine
Kugelfestigkeit resp. Undurchdringlichkeit geprüft. Herr
Reidel, so heißt derErfinder, soll sich schon lange Zeit
mit dieser Erfindung beschäftigt und durch wiederholte
Verbesserungen endlich sein Ziel erreicht haben. Soviel
wir erfahren konnten, besteht zwischen diesen beiden Er-
findungen nicht der geringste Zusammenhang, und be-
hauptet wird, daß der von Herrn Reidel erfundene resp.
zusammengesetzte oder hergestellte Stoff außerordentlich
Hedwig war bereits vor den Uebrigen in das Zimmer
zurückgekehrt. Frida eilte ibr entgegen und schloß sie in
die Arme.
„Weine nicht, Hedwig," flüsterte sie der Freundin
zu. „Wie bald ist die Trennungszeit vorüber und Ihr
seid vereint für immer." Hedwig blickte das junge
Mädchen einen Augenblick forschend an, dann neigte sie
sich unter Thränen lächelnd zu ihr herab und flüsterte
ihr die Worte zu:
„Du irrst, mein Herz, damit ist es vorbei, er hat
— er hat mir heut einen Korb gegeben. Aber wenn
Du mich lieb hast, so schweige."
VII.
Oestereichs Geschick hatte sich schneller erfüllt, als
man geahnt hatte. Auf dem blutgedrängten Schlacht-
felde von Königgrätz hatte Preußens Herr den Grund-
stein zur Einigung der deutschen Stämme, zur Wieder-
aufrichtung des deutschen Kaiserthrones gelegt.
Die Sonne des dritten Juli, welche den entscheidenden
Sieg der preußischen Waffen beleuchtet hatte, sandte
ihre letzten Strahlen über das weite Leichengefilde, auf
welchem jetztFreund U- Feind friedlich nebeneinander gebettet,
den langen Schlaf schlummerten, aus dem es kein Er-
wachen mehr gibt. Die Krankenträger walteten ihres
traurigen Amtes und sonderten die Verwundeten von
den Todten, um die ersteren so schnell als möglich der
ärztlichen Hilfe zuzuführen.
In den nahe gelegenen Ortschaften waren die zahl-
reichen Feld-Lazarethe etablirt, und die Aerzte hatten alle
Hände voll zu thun, um nur die nothwendigste Hilfe
zu leisten.
leicht und billig sei. Die heutige Probe wird dessen
Tauglichkeit oder dessen Verbesserungsbedürftigkeit erweisen.
Ziegelhausen, 28. März. Am Sonntag, den
26. d. M. fand dahier in der Wirthschaft „Zur Grenze"
eine Versammlung, behufs Gründung eines Ge-
werkvereins, im Anschluß an den Gewerkverein der
Bauhandwerker statt, welche sehr zahlreich, besonders auch
von Socialdemokraten, besucht war. Nachdem Hr.N i em er
Heidelberg dieselbe eröffnet und die Erschienenen begrüßt,
wurden durch Acclamation die Herren Bolsch weiler-
als Vorsitzender und Wagnerals Schriftführer ernannt.
Herr Riemer referirte in klarer und sachgemäßer Weise
über die Ziele und Bestrebungen der deutschen Gewerk-
vereine, dabei betonend, daß dieselben stets bemüht seien,
die friedliche Vereinbarung zwischen Arbeitern und Arbeit-
gebern hochzuhalten. An der sehr lebhaften Debatte, an
welcher sich die Herren Wagner, Ewald und der
Referent wiederholt betheiligten und an der es an den
allbekannten Schlagwörtern, wie Harmonieduselei rc., von
Seiten der Socialdemokraten nicht fehlte, wurde von einem
angesehenen Geschäftsmann die objektive Zwischenbemerkung
gemacht, daß nach seiner Ucberzeugung die Arbeiter auf
friedlichem und gesetzlichem Wege mit ibren Arbeitgebern
mehr erzielen würden, als auf revolutionärem Wege. Die
Versammlung wurde etwa um 7 Ubr geschlossen, und ist
zu vermuthen, daß sich binnen kurzer Zeit ein Ortsverein
Ziegelhausen-Peterstbal gründen wird.
* Offenburg, 27. März. Am Samstag Abend ent-
leibte sich auf dem alten Friedhof dahier ein Ober-
Primaner des hiesigen Gymnasiums, der Sohn eines
Arztes aus Homberg, durch einen Nevolverschuß in die
rechte Schläfe. Ec wurde noch lebend ins Krankenhaus
gebracht, verschied aber alsbald bei Beginn der ärztlichen
Untersuchung. Man vermuthet in einem Tertialzeugniß
den Grund zu der unseligen That.
* Freiburg, 27. März. Von der Strafkammer zu
Freiburg wurde jüngst eine Frau, die es sich zum Ge-
schäfte gemacht hatte, ihre zum Verkaufe gebrachte Milch
zu wässern, mit 500 Mk. Geldstrafe bedacht. Recht so!
* Konstanz, 27. März. Ueber den Erinnerungstag
eines großen Unglücks schreibt das „Lind. Tagblatt" :
„Am verflossenen 18. März waren es 200 Jahre, daß
ein großes Unglück auf dem Bodensee geschah, wohl das
größte, was je in den Annalen der Schifffahrt desselben
verzeichnet steht. Es war am 18. März 1693, da fuhr
das große Markt-Segelschiff mit zahlreichen Personen,
besonders Getreidehändlern aus dem St. Galler Gebiet,
dem Thurgauer- und Appenzellerland nach Lindau zum
Kornmarkt. Anfangs war der See ruhig, bald aber
erhob sich ein Sturm und unweit der Rheinmündung
gerieth das Schiff in höchste Noth und schlug uni. Dabei
fanden 25 Menschen den Tod in den vom Sturm ge-
peitschten Wellen. Von Staad aus hatte man wohl die
Katastrophe bemerkt, allein die Rettungs-Maßregeln scheinen
unzulänglich gewesen zu sein."
* Berlin, 27. März. Z w a n z i g taus en d M ar k
Belohnung sind, wie die Bank von Schottland der
hiesigen Kriminalpolizei mittheilt, auf die Ermittelung
der Diebe ausgesetzt worden, die am 16. Februar 1891
in einem Bankhause zu London Billets der Englischen
Bank im Betrage von 170 000 Mark gestohlen haben.
Ein Verzeichnis) der Papiere wird den hiesigen Bank-
häusern zugestellt werden.
* Berlin, 27. März. Ein hiesiger Rechtsanwalt,
Edwin Katz, der englischen Aktiengesellschaft „VorvsAinn
unä Nvsämb Ituilevu)' Oomp." hatte für einen hier
geführten Proceß an Gebühren vierzigtausend Mark
abgefordcrt. Da die Gesellschaft nicht zahlte, ging er
klagend vor, und seine Forderung ist jetzt vom Kammer-
Das *te Feld-Lazareth, welches dem Aststenzarzt Dr.
Kranz zugetheilt war, befand sich in Horzitz. Eine An-
zahl nebeneinander liegender Häuser waren bereits mit
Verwundeten gefüllt, und noch immer kamen neue hinzu.
In dem großen Paterre-Zimmer des einen dieser
Häuser war der ganze Fußboden mit Stroh bedeckt, auf
welchem eine Reihe von Verwundeten, theils Preußen,
theils Oesterreicher lagen. Dr. Kranz, der in diesem
Zimmer beschäftigt war, hatte soeben den letzten Verband
angelegt. Er fühlte, daß er sich eine kurze Erholung
gönnen müsse, denn seine Kräfte waren nahezu erschöpft,
und er beschloß, auf einige Minuten aus der dumpfen
Schwüle des überfüllten Zimmers in das Freie binaus-
zugehen, um frische Luft zu athmen. Als er aber vor die
Thür des Hauses trat, hielt ein eben ankommender Kranken-
Transportwagen vor demselben an, und zwei Kranken-
träger boben aus demselben einen verwundeten Offizier
heraus.
Theilnekmend trat Friedrich näher, aber wie erschrack
er, als er dem ohnmächtig auf der Trage liegenden in
das blasse Gesicht sah. — Es war der Major von Bran-
dau. — Da galt es kein langes Besinnen.
„Schnell, hier herein ! rief er, in das Haus vorangehend
und eine Thür öffnend, die zu einem kleinen, nach dem
Garten hinausgehenden Zimmer führte. Es war das
für seinen eigenen Gebrauch reservirte.
Unter seiner Anleitung wurde der Verwundete auf
das vorhandene Bett gelegt, und der junge Arzt begann
unter dem Beistände eines herbeigerufenen Gehilfen den
noch immer ohnmächtigen zu entkleiden und zu unter-
suchen.
! gericht auf sechshundert Mark festgestellt worden. Die
s Kosten dieses Processes, die mehrere tausend Mark be
tragen, hat der Rechtsanwalt und nur 50 Mark die Ge-
sellschaft zu tragen. In dem ersten Erkenntniß ist aus-
gesprochen, daß durch so übertriebene Forderungen das
Vertrauen zum deutschen Rechtsanwaltstande im Auslände
erschüttert werden müsse.
* Berlin, 27. März. Im Militärarrest erhängt bat
sich in der Nacht zum Sonnabend der Sergeant Erlinghaus
von der 4. Compagnie des Eisenbahn-Regiments 1- Er
hatte sich ein schweres Vergeben zu Schulden kommen
lassen, indem er sich zur Nachtzeit in die Stube eines
Kameraden, des Sergeanten St-, geschlichen und diesem
die Geldtasche aus dem Beinkleide entwendet hatte. Der
Bestohlene war aber infolge der Anwesenheit des un-
gebetenen Gastes erwacht und dem eiligst davonlaufenden
Diebe gefolgt. Dadurch wurde Erlinghaus der That
überführt und infolge der alsbald erstatteten Meldung
am Donnerstag in Untersuchungshaft genommen. Im
Hinblick auf die ihm sicher bevorstehende Degradation zum
Gemeinen und die damit verbundene Beendigung seiner
soldatischen Laufbahn hat er es vorgezogen, sich dem
irdischen Richter zu entziehen. Als Morgens der schließende
Unteroffizier ihn, wie dies stets geschieht, aus ver Zelle
abholen wollte, damit er sich wasche, fand er ihn aufge-
knüpft und bereits als Leiche vor.
b Braunschweig, 27. März. Aufsehen erregt hier
eine Sperre, die soeben seitens der beiden hiesigen Regiments-
kommandos über den „Saalbau", eines der größten und
angesehensten Restaurations- und Saal-Etablissements
Braunschweigs, verhängt worden ist. Vornehmlich ist den
Militär-Kapellen verboten, dort zu musiciren.
* Wien, 27. März. Graf Herbert Bismarck
und seine Gemahlin haben hier viele Besuche gemacht-
Sie waren gestern Abend im Karlstheater. Heute 9 Uhr
reisen sie mit der Nordwestbahn nach Berlin ab. Der
Schwiegervater Graf Hoyos kehrt heute nach Fiume
zurück.
Loccil'e Wittheil'ungen.
Heidelberg, 28. März-
O (Auf der Durchfahrt.) Heute früh, mit Zug
der Main-Neckar-Bahn traf Le. Königliche Hoheit der Erb
großhcrzog Friedrich von Baden, von Berlin kommend,
mit Gemahlin hier ein. Die hohen Herrschaften werden du
Osterfeiertage bei ihren Eltern zubringen. Da der betreffende
Zug 20—30 Minuten Aufenthalt batte, begaben sich die Herr)
schäften zu Fuß in die Anlagen, kehrten jedoch vor dem Hd^
Victoria wieder um nach dem Bahnhof. Der ErbgroßherM
sieht sehr wohl aus, ebenso seine Gemahlin-
-ii° (Auszeichnung.) Dem Professor a- D. und prakr
Arzt Dr- A- Weil und dem Honorarprofessor Dr. Horstman"
an der hiesigen Universität wurde das Ritterkreuz l. Klam
des Ordens vom Zähringer verliehen.
o (Bismarckfeier.) Der Ausschuß der hiesigen national
liberalen Partei wird auch Heuer wieder den Geburtstag de°
Fürsten Bismarck festlich begehen und zwar ist die Feier am
Sonntag, den 9. April, festgesetzt.
---- Das Osterfest fällt auch in diesem Jahre auf eine,
sehr frühen Termin, ähnlich wie im verflossenen, wo wir
bereits Ende März feierten. Die Bestimmung des Fest-DatuM)
beruht bekanntlich auf einer Festsetzung des Conciliunrs A
Nicäa im Jahre 325 n. Ehr. Nach derselben soll Ostern stet
an dem Sonntage gefeiert werden, welcher zunächst auf bs"
ersten nach der Frühlingsnachtgleiche. welche auf den 21- Mm»
fixirt ist, kommenden Vollmond folgt. Fällt dieser Vollme'")
selbst aber auf einen Sonntag, so ist der diesem folge")
Sonntag als Festestermin anzusetzen. Nach diesen Bestimmungen
kann das Osterfest nur in die Zeit vom 22. März bis <'
April fallen- In unserem Jahrhundert feiern wir nur >
einem Jahre noch das Fest früher als diesmal, und zwar M
nächsten, wo es auf den 25. März fällt. Im Jahre 1897 e;
reicht der Termin den spätesten Grad noch für dieses 3"".*
hundert: erfüllt auf den 18. April. Den äußersten TerMj
überhaupt, den 25. April, gewinnt das Fest erst wieder s
Jahre 1943. In diesem, wie im verflossenen und kommens
In der rechten Brusthälfte zeigte sich nach Entfern""^
des auf dem Schlachtfelde angelegten Nothverbandes oi"
von einer Gewehr- oder Pistolenkugel herührende Sch^o
wunde, deren Richtung zwar nicht bestimmt auf Lebe"
gefahr schließen ließ, aber einen starken Blutverlust
Folge gehabt hatte.
So vorsichtig der junge Arzt auch die SondU'U o
vornahm, so hatte dieselbe dem Major doch Schmor^
verursacht, unter deren Wirkung er sich stöhnend bewog,)
und die Augen aufschlug. Dieselben begegneten dem
inniger Teilnahme auf ihn gerichteten Blick des ju"A §
Arztes. Ein Schimmer des Erkennens flog über t>
Gesicht, leise bewegte er die Lippen, ohne sich indes; "
nehmlich machen zu können. Dann schloß er die ÄUg
wieder. — .
Der dirigirende Stabsarzt war inzwischen
kommen, ließ sich von den jüngeren Kollegen Bericht
statten- und traf die weiteren Anordnungen. Ein zM
lässiger Wärter wurde zur ausschließlichen Pflege des -
mundeten bestimmt. Außerdem erklärte Dr. Kranz, ,
er mit dem Herrn von Brandan befreundet sei unv '
die größte Sorgfalt widmen werde. ,pe
Die Entfernung der Kugel aus der Schuß"^
war glücklich von Statten gegangen, der Verband eN»"
ohne daß dem Leidenden die Besinnung zurückgekehrt
An eine Nachtruhe war für die Aerzte nicht zu bs"
denn noch immer trafen neue Verwundete ein. gz,
Amputationen waren nöthig, und so konnte Dr-
nur hin und wieder nach dem Major sehen.
(Fortsetzung folgt.)