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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 141 - No. 150 (17. Juni - 28. Juni)
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(Kartcllantisemit) erhielt 20 189 Stimmen.
Duisburg, 23. Juni. Der hiesige Wahlverein der
freisinnigen Volkspartei beschloß, für die morgige Stich-
wahl keine Parole abzugeben.
Lübeck, 23. Juni. Nach der Verkündigung de«
Wahlergebnisse« verübten gestern halbwüchsige
Burschen Ausschreitungen vor dem RatbhauS und den
Häusern der liberalen Führer; die Burschen zertrümmerten
die Fensterscheiben. Die Polizei stellte bald die Ruhe
wieder her.
Breslau, 23. Juni. Der „Brest. Ztg." wird aus
Jauer gemeldet: Nach einer gestrigen stürmisch verlaufenen
conservative Wahlversammlung wurde der
cvnservative Kandidat Scholz auf der Straße miß-
handelt; Militär mußte einschreiten.

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Staats- und Korporationswaldungen in einer gegenüber
der bisher beklagten Zurückhaltung feiten« der Forstbehöroen
rückhaltslosen und umfassenden Weise erfolge.
* Pfalzburg, 22. Juni. In vergangener Nacht starb
hier plötzlich die unverehlichte Eugenie CH. Man schöpfte
sofort Verdacht, daß der Tod kein natürlicher gewesen sei.
Die Haussuchung haltende Polizei förderte auch alsbald
so viel belastendes Material zutage, daß die älteste Schwester
Marie, welche übrigens schon wegen Kindsmords bestraft
ist, vorläufig in Verwahrsam genommen wurde. Dieselbe
hat sich denn auch zu einem Geständniß herbeigelassen.
Ihre Schwester ist an den Folgen eines Verbrechens gegen
das keimende Leben gestorben.
* Mainz, 23. Juni. Das hiesige Steuerkommissariat
wurde von dem Großh. Ministerium angewiesen, daß die-
jenigen Landwirthe, welche in Folge der Futtern oth
ihr selbstgezogenes Vieh schlachten müssen und dann das
Fleisch dieser Thiere verkaufen, von der Lösung eines Ge-
werbspatentes befreit sind.
* Koblenz, 23. Juni. Heute Abend wurde der Tag-
löhner Heinrich Schneider aus Wallersheim unter
dem Verdacht der Ermordung der Frau Müller hier
eingebracht.
* Koblenz, 23. Juni. Ein Soldat des Infanterie-
Regiments Nr. 28 ließ sich heute früh bei Godesberg
durch den Güterzug überfahren.
' Trier, 23. Juni. Während eines schweren Ge-
witters wurden ein 55jähriger Mann und ein 18jährige«
Mädchen in Irsch bei Saarburg aus der Wiese^vom
Blitz erschlagen.
* Saarburg, 23. Juni. Gestern verunglückte hier
ein Dienstmädchen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte
dasselbe den Herd mit Petroleum anfeuern wollen; ein
starker Knall erschreckte die Hausbewohner, und als die-
selben in die Küche kamen, sahen sie das arme Mädchen
in bellen Flammen stehen. Dasselbe ist trotz angewandter
Hilfe den Brandwunden erlegen.
* Gelnhausen, 23. Juni. Eine wackere That wurde
heute Morgen von dem 16jährigen Simon Reis von
hier vollbracht. Durch Hilferufe aufmerksam gemacht,
sprang derselbe rasch entschlossen vollständig bekleioet in
die an dieser Stelle sehr tiefe Kinzig, aus welcher er
einen dem Ertrinken nahen Landmann rettete.
* Schneidemühl, 23. Juni. Berliner Blättern zu-
folge theilte auf eine dirccte Anfrage der erste Bürger-
meister Wolff telepraphisch mit, daß der bisherige Schaden
zur Zeit nicht zu berechnen ist, doch wird er nicht aus
mehrere Millionen, sondern auf nahezu eine Million Mk.
geschätzt. Die Situation ist etwas ruhiger.
* Wien, 23. Juni. Heute Abend wurde der be-
schäftigungslose 22jährige Commis Louis Gröschl ver-
haftet, welcher gestand, den gestrigen sensationellen Ein-
bruch und die Brandlegung im Schottenhof, ferner die
großen Einbrüche bei der Gräfin Kaunitz und Frau Prof.
Duchek verübt zu haben.
' Aus Ztalirn, 22. Juni. In Palermo erstattete,
wie die „Gazzetta di Venecia" meldet, der Abgeordnete
Paternostro vor seinen Wählern dcnf Rechenschaftsbericht.
Ein Wahnsinniger feuerte plötzlich gegen den Redner
fünf Revolverschüsse ab. Paternostro blieb unverletzt, die
Geschosse töteten aber einen Wähler und verwundeten drei
andere schwer.
* Loudon, 23. Juni. Laut Nachrichten ans Mekka
starben gestern an der Cholera 185 Personen; vom 16.
bis 19. Juni, starben im Ganzen 860 Menschen.
* London, 23. Juni. Das zum Mittclmecrge-
schwadcr gehörige englische Panzerschiff „Viktoria" ist in
Folge eines Zusammenstoßes mit dem Panzerschiffe „Cam-
pcrdown" bei Tripolis untergcgangen. — Im Unterhau«
verlas Gladstone ein amtliches Telegramm, wonach 611

Aus Wcrh und Jern.
* Speyer, 23. Juni. Drei Burschen im Alter von
19 Jahren haben durch gegenseitige Neckereien einen be-
dauerlichen Unglücksfall herbeigeführt. Dieselben fuhren
letzter Tage mit einem Handwagen die Predigergasse entlang
und stießen mit der Deichsel des Wagens dem die Straße
entgegenkommenden 10jährigen Mädchen des Tagners
Jakob Hartmann auf den Leib. Das Kind erkrankte
sofort und starb heute früh. Morgen Nachmittag kommt
das Untersuchungsgericht von Frankenthal hierher und es
findet eine Sektion der Leiche statt. Der Führer des
Wagens wird daher wegen Körperverletzung mit nachge-
folgtem Tode zur Verantwortung gezogen werden.
* Heilbronn, 23. Juni. Im Weinsberger Thal
und im Hohenlohischen ist die Futternoth aufs höchste ge-
stiegen. In manchen Dörfern verläßt die erwachsene
Einwohnerschaft zur Nachtzeit ihre Wohnnng, um in den
entferntesten Wäldern Gras und Laub zu erbeuten; im
Weinsberger Thal ist cs dabei schon zu ernstlichen Zu-
sammenstößen mit den Waldhütern gekommen. Die
Bauern geben Kälber zu Mk. 3 und M. 6, Kühe
zu Mk. 15 und Mk. 20 ab, weil sie das Vieh nicht
mehr ernähren können, sie bedenken nicht, daß sic beim
Selbstschlachten schon für die Haut mehr lösen könnten.
Im Hohenlohischen hat sich ein Bauer, der seine Kuh um
20 Mk. verkaufen mußte, im Stall an der Raufe er-
hängt. Die Sommerfrucht leidet gleichfalls unter der
Dürre; die Kleeäcker sind so ausgebrannt, daß auch kein
Regen sie zum Leben rufen könnte.
* Aus Württemberg, 23. Juni. Angesichts der
Futternoth haben volksparteiliche Landtagsabgeordnctc in
Württemberg eine Eingabe an das württembergische Mini-
sterium gerichtet, in welchem sie folgende dringende For-
derungen aussprechen: 1) Es wolle der ländlichen Be-
völkerung zum Bezug von Futtermitteln ein NothstandS-
credit in umfassendem Maaße eröffnet und zu diesem
Behuf die sofortige Einwilligung der Stände zu einem
Nothstandsanlchen eingeholt werden. 2) ES wolle im
BundeSrath dahin gewirkt werden, daß die Einfuhr sämmt-
licher zum Viehfutter verwendbarer Producte bis auf
weiteres von jeder Zollabgabe befreit werde. 3) Es wolle
eine Verständigung der deutschen Eisenbahndirectionen,
in erster Linie der Staatsbahnverwaltungen dahin ange-
strebt werden, daß der Transport der bezeichneten Pro-
ducte frei sei, oder wenigstens ermäßigte Fracht genieße,
und es wolle entsprechende Anordnung für Württemberg
getroffen werden. 4) E« wolle im BundeSrath dahin
gewirkt werden, daß die zur Viehfütterung dienenden
Abgänge landwirthschaftlicher Producte, sogenannte Schlempe
von der durch das Branntweinsteuergesetz herbeigeführten
Besteuerung und Controle bis auf weiteres befreit werde
und falls die Zustimmung hierzu vom BundeSrath nicht
zu erlangen wäre, der betreffende Steuerbetrag den
württembergischcn Steuerpflichtigen rückvergütet werde.
5) Es wolle veranlaßt werden, daß die Abgabe von I Offiziere, Matroftn und Schiffsjungen sowie 107 Marine-

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Spanien.
Madrid, 23. Juni. Heute wurden weitere Verhaf-
tungen von Anarchisten in Barcelona und C o-
runna vorgenommen.

Die Reichstags Wahlen.
Karlsruhe, 23. Juni. Rheinau, der Candidat
der Nationalliberalcn, hat sich, wie aus einem Flugblatt
de« Bundes der Landwirthe hervorgeht, mit allen Forder-
ungen derselben einverstanden erklärt. Es wird mit Hoch-
druck gegen Pflüger gearbeitet; doch wird cs nichts nützen.
Offenburg i. B, 23. Juni. In der Stichwahl
siegte Reichert (Centr.) mit 9292 Stimmen gegen
Schauenburg (Nl.) der 8364 Stimmen erhielt. Die
Sozialdemokraten gaben den Ausschlag.
Freiburg, 23. Juni. Nachdem der sozialdemokra-
tische Partcivorstand durch Maueranschläge Wahlenthaltung
im 5. Wahlkreis proklamirt, fordert der sozialdem. Reichs-
tagskandidat Kö h l er die Parteigenossen auf, entgegen
obigem Beschluß für Marbe (Centrum) als Gegner
der Militärvorlagc einzutreten.
Frankfurt a. M., 23. Juni. Bei der Reichstags-
stichwahl wurde Schmidt (Soc.) mit 17810 gegen
Oswalt (natl.), der 11 266 Stimmen erhielt, gewählt.
Hanau, 23.Juni. Stroh (Cons.) ist mit schwacher
Majorität gewählt. Wenige noch fehlende Ortschaften
können am Resultat nichts mehr ändern.
Mainz, 23. Juni. Die Deutschfreisinnigen über-
lassen jetzt den Anhängern die Entscheidung über ihre
Stellungnahme in der Stichwahl.
Nürnberg, 23. Juni. In Fürth haben die
NationallibcralenWahlenthalt ung beschlossen.
Leipzig, 23. Juni. In der heute vorgenommenen
Reichstags st ichwahl wurde Hasse (natl.) gewählt.
Zittau, 23. Juni. In Pirna treten die Frei-
sinnigen bei der Stichwahl einmütlng für den social-
demokratischen Kandidaten Fräßdorf gegen den Anti-
semiten Lotze ein.
Solingen, 23.Juni. Gewählt Sch um ach er (Soc.)
mit 11 764 Stimmen gegen Römer (nat.-lib.) auf den
8138 Stimmen fielen.
Elberfeld, 23. Juni. Der socialdemokratische Can-

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Rom, 23. Juni. Auch Rudini brachte eine Tages-
ordnung ein, welche den Aufschub des Bankgesetzes verlangt.
Es steht fest, daß die Untersuchungscommisston an den
Debatten theilnehmen wird durch die bereits aufgesetzte
Erklärung, welche ihr Präsident Mordini abgeben wird.
Serbien.
Belgrad, 23. Juni. Bei der Berathung des Adreß-
entwurfs verwarf die Scupschtina den Antrag, die
Anklage gegen die früheren Minister auch auf die beiden
Mitglieder der Regentschaft auszudehnen. Nach Annahme
des Adreßentwurfs verlas der Ministerpräsident Dokitsch
dar Programm der Regierung und erklärte, die Regierung
werde die Verfassung strenge achten, Jedermann öffentliche
Sicherheit gewährleisten und mit allen fremden Mächten,
insbesondere den Nachbarmächten freundschaftliche Be-
ziehungen unterhalten, damit Serbien solcherart seinen
internationalen Verpflichtungen entspreche.
England.
Loudon, 23. Juni. Hier herrscht allgemeine Heiter-
keit über Millcvoyes Beschuldigung, daß Cls-
menceau, Herz, Rochefort und vor allem das heftig anti-
englische „Journal des DebatS" bestochen seien. Das
wäre die alte Geschichte von Pitts Golde. Die Franzosen
würden noch immer vom Geiste des Convents beherrscht.
Die „Times" wundert sich, daß nicht auch Dubois, der
Verfasser des freundlichen Artikels im „Figaro" über Eng-
lands Erfolge in Aeygypten, englisches Gold erhalten
haben soll.

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Während Auguste einige Schritte zur Seite trat, erhob
er sich rasch und schritt schweigsam und ohne anfznblicken neben
ihr her.
Wenige Minuten spater traten sie in die Laube, wo be-
reits das Abendessen und das ebenfalls kurz zuvor eingetretene
Elternpaar des jungen Mädchens ihrer harrten.
Der Doktor sowohl wie Angnste waren in der Verstellungs-
kunst noch zu wenig geübt, als daß der Amtmann sowie auch
seine Frau nicht sofort an der Verstimmung und Schweig-
samkeit beider jungen Leute gemerkt hätten, daß etwas Außer-
ordentliches zwischen ihnen vorgefalleu sein müsse.
Auguste's Mutter glaubte das Richtige zu ahnen. Sie
warf ihrem Gemahl einen bedeutungsvollen, vielsagenden
Blick zu, den er durch ein kaum merkliches Nicken erwiederte,
um dadurch auzudeuten, daß er sie verstehe und mit ihr der-
selben Ansicht sei, daß es nämlich zwischen dem jungen Paar
endlich zu der vielbesprochenen und längst ersehnten Erklärung
gekommen sei.
Um die offenbare Verlegenheit der jungen Leute nicht
noch zu vergrößern, wußte der Amtmann die Unterhaltung
sofort auf verschiedene allgemein ansprechende Gegenstände
zu lenken, bis er endlich in der Politik sein rechtes Fahrwasser
gefunden hatte. So angenehm es ihm bis dahin auch immer
gewesen war, sich von dem jungen Hausarzte, als einen
politischen Parteigenossen, secnndiren zu lassen, so schien er
doch an diesem Abende dessen zustimmendem Urtheile wenig
Beachtung zn schenken. Mit ganz ungewöhnlicher Bercdt-
samkeit und in der heitersten Laune führte er die Unter-
haltung, deren er sich bemächtigt, ganz allein weiter und
wußte dieselbe zur Bewunderung aller Tischgenossen sogar
mit Humor und attischem Salze zu Würzen; Dinge, welche
die Seinen an dein alten verknöcherten Actenmenschen seit
Jahren nicht wahrgenommen hatten.
Er war glücklich in seiner Täuschung, und seine Gemahlin
nicht rninder.

„Und geben Sie mir das Versprechen, mich nicht der Jn-
discretion zu beschuldigen?"
„Ja"
Bei diesen Worten ergriff Kreising die Hand des jungen
Mädchens, schaute forschend in ihr seelenvolles Auge und
fragte: „Ist Ihr Herz schon gebunden?"
Auguste schlug die Blicke nieder und nach einem kurzen
inneren Kampfe, der sich durch schnellere Wallungen Ihres
Busens kund gab, erwiederte sie: „Wenn Ihre Mittheilung
mit den Empfindungen meines oder auch-Ihres Her-
zens in Verbindung steht, so will ich lieber auf dieselbe ver-
zichten."
Bei diesen Worten suchte sie ihm ihre Hand zu entziehen.
Er hielt dieselbe aber fest und fuhr in Eifer fort: „Sie
müssen mich hören. Ich kann meine Gefühle für Sie nicht
länger zurückdrängen, kann Ihnen nicht länger verschweigen
daß ich Sie liebe, heiß und innig, daß Sie, nur Sie, mein
ganzes Herz ausfüllen und daß mein Dasein, ohne durch Ihre
Gegenliebe verschönert und veredelt zu werden, mir nur eine
Qual sein würde. O, schenken Sie mir dieselbe, bitte, bitte!"
Nach dieser Erklärung sank er vor ihr auf die Knie und
bedeckte ihre Hände mit Küsse».
Das junge Mädchen schwieg noch immer. Diese uner-
wartete und mit großer Leidenschaftlichkeit ihr so Plötzlich
gemachte Erklärung hielt ihre Sprache in. Bann, während
die natürliche Farbe ihrer Wangen sich bald in Todesblässe,
bald in Purpurröthe verwandelte.
Nach einer kleinen Pause blickte er zu ihr empor und
fragte: „Darf ich hoffen?"
Sie verneinte es durch ein langsames Kopfschütteln und
sagte dann mit leiser und zitternder Stimme: „Mein Herz
ist bereits verschenkt."
„O Gott, meine Ahnung!" rief der Doktor aus, indem
er die Hand des Mädchens fahren ließ und sein Gesicht mit
beiden Händen bedeckte.

Nach aufgehobener Tafel forderte er seinen Gast auf,
noch eine Partie Whist mit ihm zu spielen. Während sich
dann die beiden Herren mit der Gemahlin und der Schwester
des Amtmanns in das Haus begaben, blieb Auguste, unter
dem Vorwande, noch einen kleinen Gang in den Laubgängen
zu machen, im Park zurück.
Sie suchte die schon früher erwähnte kleine Bank auf dem
traulichen Plätzchen im Versteck der Fliederbüsche auf, wo
sie der Geliebte bereits erwartete. Unter Thränen sank ihm
das Mädchen in die geöffneten Arme. — —
*
Zur größten Verwunderung des AmtmannS hatte der
Doktor Kreising kein Wort von seiner Liebe zu Auguste und
von seiner Unterredung mit derselben verlauten lassen. Er
berief deswegen am nächsten Morgen wieder einen Familien-
rath, in welchem derBeschluß gefaßt wurde, daß seineSchwester
das Amt einer Kundschafterin übernehmen und Auguste über
den Inhalt des Zwiegesprächs ausforschen sollte.
Sie erklärte sich dazu bereit, und die Gelegenheit bot sich
auch bald.
In den Nachmittagsstunden desselben Tages saß Auguste,
mit einer Stickerei beschäftigt, neben der Tante auf deren
Ziinmer! Die alte Dame hielt ein in rothem Maroquin ge-
bundenes Buch mit goldenem Schnitt und im Duodezformat
in ihren Händen und schien in die Lektüre desselben ganz
vertieft — es waren Hammers Gedichte, — in Wahrheit
aber sann sie über eine paffende Einleitung ihrer Jnauisition
nach. Sie schien dieselbe endlich gefunden zu haben, Venn sie
legte das Buch bei Seite und hob folgendermaßen an: „Ich
wollte, der Doktor käme heute auch wieder."
„Warum, liebe Tante? Fehlt Dir etwas?"
„Ja, ich habe den ganzen Tag Ohrenbrausen gehabt. Ach,
ist traurig, daß mit dem näher rückenden Alter sich auch allerlei
Gebrechen einstellen!"
(Fortsetzung folgt.) S,S 4»

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