Ssits 2
„Dollsgemetnschafi^
Donucrötag, dcu L. Juli ISS^
petmsheim als Gchmugglerpara-ies
Kranziskanerbrüder fchoben auch Oevisen und Kolonialwaren
gelingen, so wird durch Vertrauen und Mit-
arbeit aller Volksgenossen doch bald eine Lösung
nröglich roerden.
Die badische Verwaltung war Mr den heutigen
Stand des Verkehrs und der Nachrichtentechnik
oeraltet. Sie behinderte teilweise die schnelle
Durchführung von Reichsgesetzen.
Jhre Reform war eine schon viel zu lange auf-
geschobene Notwendigkeit, die nun unter grötztmög-
lichster Schonung der geschichtlichen Entwicklung
vor allem auch deshalb durchgeführt wird, um den
Bezirken an der Reichsgrenze die ErMlung ihrer
wichtigen Aufgaben auf kulturellem und anderen
Eebieten zu ermöglichen.
Arbeitsdienfipflicht-er weiblichenIugend
Hilfe in der Landwirtschast.
Berlin, 1. Juli.
Amtlich wird mitgeteilt: Die Aufgaben der
Landwirtschaft fordern den Einsatz aller verfüg-
daren Arbeitskräfte. Staat und Partei sind be-
müht, in oerschiedensten Formen auch die deutschen
Mädchen zur Hilfe in der Landwirtschaft heranzu-
ziehen. Wenn die gefetzlich bereits festgelegte Ar-
beitsdienstpflicht für die weibliche Jugend einge-
führt ist, dann wird hier eine Hilfsquelle erschlos-
sen sein.
Der Reichsminister des Innern und der Reichs-
arbeitsführer haben fich auch damit einverstanden
erklärt, datz diejenigen Mädchen über 17 Jahren
nicht mehr zur Ableistung der künftigen Arbeits-
dienstpflicht der weiblichen Jugend herangezogen
werden, die nachträglich vor dem 1. Oktober 1937
sreiwillig wenigstens neun Monate Landwirtschaft
geleistet haben. Dabei ist es wichtig a) ob diese
Arbeit im freren Landwirtschaftsverhältnis oder
b) in der Landhilfe oder c) in einem BDM-Um-
schulungslager verrichtet worden ist.
Als Nachweis gilt autzerdem ein Landhelfer-
brief, eine Bescheinigung des für die landwirtschaft-
liche Arbeitsstelle zuständigen Eemeindevorstehers.
Koblenr, 1. Juli.
Jn der »echsten Verhandlungswoche im Prozeh
gegen die Franziskanerbriider wurde am Mittwoch
gegen den Riährigen W. M. genannt Bruder
Eenesius aus dem Kreise Ottweiler und den
26jährigen Walter Svilzberg aus Westsalen, ge-
nannt Bruder Arno, verhandelt.
Der Angeklagte M. gab an. 1927 in das Mut-
terbaus der Franziskanerbrüder nach Waldbreit-
bach gekommen zu sein. Der erste. der sich M. ge-
-i'^Uhert habe, sei der Franziskan«bruder Ansgar
gewesen. Ansgar sei schon vor seinem Eintritt in
«vd»s Kloiter der Polizei in Hamburg als Homo-
sexueller bekannt gewesen. An die Stelle Ansgars
lei dann Bruder Arkadius und, als M. in die Ko-
blenzer Niederlassung versetzt worden sei, die Brü-
der Nikomedes. Angelicus und Sanktes getreten.
Schließlich sei es dem M. selbst zu viel geworden
und er habe den Eeneraloberen um Dersetzung in
eine andere Niederlassung gebeten, was dieser aber
mit dem Hinweis ablehnte, M. möge „sich bes-
se r zu sammennehmen". dann würde es
schon gehen.
Der Staatsanwalt beantragte eine mildere Be-
urteilung des Falles M., der in vollem Umsange
geständig war. Das Eericht verkündete die Ein-
stellung des Verfahrens auf Erund des Strasfrei-
keitsgesetzes vom 7. August 1931, da bis auf einen
einzigen Fall alle übrigen ihm zur Last gelegten
Fälle verjährt seien.
Wesentlich anders lag der Fall des 26jährigen
Walter Svilzberg, genannt Bruder Arno. der im
Llrve, 1. Juli.
Während noch iu Koblenz der Prozeh wegen der
sittlichen Bersehlungen oon Franziskanerbrüdern der
Waldbreitbacher Eenossenschaft läust, begann am
Dienstag vor der Clever Grotzen Strafkammex di«
Berhandlung gegen süns Brüder derselben Eenojsen-
schast und 14 weitere Angeklagte wegen schwerer
Tchmuggel- und Devisenvergehen.
Nach den bisherigen Feststevungen wurde«
2 316 009 Kilo Eetreide von Holland nach Deutsch.
land eingeschmuggelt und dafiix 231300 RM. nnter
Nichtbeachtung der Deoisenvorschriften nach Holland
gebracht.
Die zur Verhandlung stehenden Vorgänge haben
stch mit der Eenossenschaftsniederlastung Petrus.
heim in Baal bei Weeze (Kreis Geldern), hart an
der holländischen Erenze, abgespielt. Die Arbeits.
kolonie Petrusheim nimmt vorwiegend asoziale Ele.
mente, Landstreicher, usw. auf, um sie ourch land-
wirtschaftliche Tätigkeit wieder „auf den richtigen
Weg zu bringen". Das Petrusheim war zur Zeit der
zur Anklage stehenden Vorgänge ein sogenanntes
GrenzdurchschnittLgut. Der holländische Besitz von 65
Morgen war 1929, offenbar um leichter schmuggeln
zu können, durch den ftüheren Vorsteher des Heims,
den 44 Jahre alten Adolf Keller, genannt Bruder
Sigisbert hinzu erworben worden. Die Erträg.
nisse der auf holländischem Boden gelegenen Aecker
durften nach Deutschland einaeführt werden. Aus
diesem Umstand erwuchs die Verleitung zur Einfuhr
weit gröherer Ernteerträge, als die eigenen Aecker
jemals hervorbringen konnten. Daneben wurden noch
Benzin, Tabak, Zigaretten und Lebensmittel ein.
geschwärzt. Autzer den angeklagten Brüdern haben
nch noch einige Fuhrleute und Eetrsidehändler wcgen
Beteiligung an den unsauberen Eeschäften zu ver.
antworten
Februar 1936 im St. Antoniusstift zu Linz wegen
schwerer stttlicher Verfehlungen verhaftet wurde.
Dem Angeklagten wird zur Last gelegt, mit meh-
reren Brüdern widernatürliche Unzucht getrieben
und sich als Erzieher an minderjährigen geistes-
schwachen Zöglingen vergangen zu haben. Die Ver-
nehmung des Angeklagten entrollte ein erschüt-
terndes Bild eines Verführten. Nach seinen Aus-
sagen war Svilzberg schon, als er noch Metzdiener
war, entschloffen, ins Kloster zu gehen. Nach an-
iänglicher Weigerung seiner Eltern kam er in das
Franziskanerkloster in Waldbreitbach. Dort hatte
er als Krankenpfleger eine Station mit 35 bis 40
geistesschwachen Jungen unter sich. 1934 kam er in
das Kloster Waldniel, wo er in seinem Handwerk
beschäftigt wurde. Kurze Zeit später wurde er nach
Linz versetzt, wo ihm wiederum iugendliche Kranke
anverkraut wurden.
Auf die Frage des Vorsitzenden, wie er denn zu
den autzerordentlich schweren Verfehlungen gekom-
men sei, erwidert der Angeklagte, datz er in Wald-
breitbach den Vruder Eualbert kennenge-
lernt habe. Eualbert sei eines Tages zu thm in die
Zelle gekommen und habe ihn verführt. Bruder
Eualbert ist, als er merkte, datz man ihm aufder
Spur war, nach Afrika geflohen. Spilzberg
aber sank immer tiefer und verging sich an den ihm
anvertrauten Zöglingen.
Das Eericht verurteilte den Angeklagten wegen
fortgesetzten Verbrechens gegen tz 174 Ziffer 1 und
8 175 Strafgesetzbuch zu vier Jahren Eefängnis.
Der erste Verhandlungstag entrollte ein unglaub.
tiches Bild von den Zuständen im Petrusheim und
den Machenschaften des Bruders Sigisbert. der nach
dem bisheriaen Ueberblick als der Hauptschuldige an
allen Vergehen anzusehen ist, der aber seit etwa
einem 2ahr flüchtig ist. Der Angeklagte Josef
Reitz, genannt Bruder Valentin, fuhrte das
Eut als Vorsteher bis zum Jahre 1929, wo es Bru.
der Sigisbert Übernahm. Mit Brudsr Sigisberts
Emtritt verwandelte sich das ehrbare Unternehmen
der Niederlassung bald m ein wahres Schmugg-
lerparadies. Der Angeklsgte Johann Hoff.
mann, genannt Bruder Kalixtus, bezeichnete
es als ein offenes Eeheimnis, datz im Petrusheim
geschmuggelt wllrde. Er selbst will allerdings als
Küchsmneister „nur" mit 15 000 Zigaretten, fünf
Kilo Tabak und 30 Kilo Tee beteiligt gewesen jein.
Der Angeklagte Albert Vrenner, genannt Vru.
der Julius, beobachtete, datz ab 1932 immer
mehr Eetreide herbeigeschafft wurde. Er war bei der
Wegbeförderung behilflich. Der Angeklagte Horst.
mann, der die geschastlichen Arbeiten erledigte, gab
zu, datz Verladungsscheine unter Fälschung von Zeit
und Namensangabe verwendet worden sind.
140 gefchmuggette Schweine
Der Angeklagte Matthias Koch, der bei den
Schmuggeltransporten nachts Schmiere gestanden
hat„ gab unter anderem an, dah im Petrusheim in
wenigen Monaten 140 sette, aus Holland einge-
schmuggelte Schweine geschlachtet und weiter-
verkauft worden sind.
Als Kraftwagenführer der Franziskanerkolonie
führte Heinrich Dimmer monatelang Getreide-
transporte in wöchentlichen Mengen von 500
Zentnern aus. Die zur Durchführung dieser Trans«
porte im Grenzgebiet notwendigen Begleitpapiere
waren oft in Zeit- und Mengenangaben von Büro-
angestellten der Kolonie gefälscht; darüber
hinaus wurden sie mehrfach benutzt.
Von 1929 bis 1934 fuhr Wilhelm Wienhoff
Eetreide vom Petrusheim nach Weeze und Meden.
Dabei ist ihm für „Eefälligkeiten" von Bruder
Sigisbert wiederholt geschmuggeltes Benzin an-
geboten worden.
2n Eemeinschaft mit Bruder Sigisbert hat der
Angeklagte Peter Jansen, der in der Nähe vom
Petrusheim ebenfalls ein grenzdurchschnittenes Eut
besitzt, von 1930 bis 1934 erheblichen Eetreide-
schmuggel getrieben. Wegen der Fälschungen der
Begleitpapiere hat er dem Angeklagten Hoffmann
450 RM. Schweigegelder gegeben.
Des Devisenvergehens hat sich der jetzt 70jäh-
rige Johann Conze, genannt Vruder Liborius,
schuldig gemacht, der allein und in Begleitung mit
Vruder Epiphan mehrfach unter dem schützenden
Ordenskleid Geldbetrage nach Holland ge-
schmuggelt hat.
Dem jetzigen Vörsteher der Kolonle Petrus-
heim, Johann Neitz, genannt Bruder Valentin,
wirft die Anklage ebenfalls vor, sich in Gemein-
schaft mit Bruder Epiphan gegen das Devisengesetz
vergangen zu haben. Er hat ferner vor einer Kon-
trolle durch Zollbeamte angeordnet, die Ge«
schäftsbücher zu verstecken. Der Ange-
klagte Horstmann, der dabei behilflich war, erhielt
von Bruder Valentin 500 RM.
Die Verhandlung wird am heutigen Donners-
tag fortgesetzt.
Schweres Erdbeben verzeichnet. Von der Ham-
burger Erdbehenwarte wurde am Dienstagnach-
mittag ein schweres Erdbeben aus 8100 Klm. Ent-
fernung und nordnordöstlicher Richtung verzeich-
net: der Herd diirfte danach bei Hokeido oder bei
den Kurilen im Norden von Japan gelegen
haben.
Franziskaner- Schande am pranger
Wieder zwek Sittlichkeitsverbrecher auf der Anklagebank
Ausklang der BerUner Tanzwoche
Die vom Reichsbund für Gemein-
lchaftstanz veranstaltete Tagungswoche, die
mehr als tausend tanzfreudige Laien aus allen Be-
rufskreisen und etwa 30 deutschen Städten in vor-
bildlicher Eemeinschaftsarbeit nach Berlin rief, hat
ihren Abschluh gefunden. Vielseitige Bewegungs-
sviele. die sich teils schon volkstümlichen Stoffge-
bieten zuwandten, teils aber auch neue Gruvven-
tänze, ja sogar auch Maffentänze in festlichem Auf-
zug zu lüsen versuchten. wurden acht Tage lang in
lebendigem Austausch unter den zahlreichen Ee-
meinschastskreisen gezeigt. Die musterhaste Orga-
nisation des umfangreichen Laienaufgebotes lag in
den Händen der Leiterin des Reichsbundes sür Ee-
meinschaftstanz. Frau Marie Luise Lieschke, de-
ren Bemühungen. gestützt aus einen kleinen be-
währten Mitarbeiterstab, der reibungslose Ablauf
der ersten Berliner Eemeinschaftstanzwoche des
Reichsbundes zu danken war. Es bereitete ganz be-
sondere Freude. das durchaus sroh gestimmte und
doch äuherst disziplinierte Lagerleben neben den
srüb bis svät ordnungsgemäh durchgeführten Pro-
ben zu verfolgen und bestätigt zu finden. dah die
Arbeit des von der Reichstheaterkammer betreuten
Reichsbundes mit dazu beitragen muh, in aufklä-
rendem Sinne zwischen künstlerischem Tanz und den
tänze.rischen Laienbestrebungen eine Vrück« zu schla-
gen und zur Festgestaltung und Feierabendfreude
beizutragen.
Am Ende der Tagung ging in nichtöffentlicher
Festaufführung auf der Dietrich - Eckart - Freilicht-
bühne ein Laienspiel in Szene.
Anltnrnstizen
Abschied von Eeneralmusikdirektor Wüst. Am
Mittwoch dirigiert Eeneralmustkdirektor Vhilivv
Wüst zum letztenmal in Mannbeim und zwar
Derdi's Over „Aida". Den Rhadames stugt Hans
Fideffer vom Deutfchen Overnhaus in Berlin als
East.
Bruckuer i« der Urfasiuna. Eeneralmustkdirek-
tor Lsrl SArW NsSt, jetz BkiMu« IX. Si»,
fonie in der llrfassung mit der Württembergischen
Staatskapelle ersolgreich zur Aufführung, nachdem
er die I. und V. Sinfonie von Bruckner in der
Urfassung in Berlin bekannt gemacht hat. Schuricht
wird die Urfassungen im Sommer auch in Holland
aufführen.
Karl Eötz sährt nach Kanada. Der Träger de»
volksdeutschen Schrifttumspreises, Karl Eötz,
der in Verlin aus eigenen Werken vorlas,
wird, wie wir erfahren, nach Kanada fahren, um
Eindrücke zu einem neuen Buch zu gewinnen, das
der ausländischen Jugend gewidmet werden soll.
Theater der Baltendeutschen in Riga. Das
Deutsche Schauspielhaus in Riga hat soeben seine
Spielzeit abgeschlossen. Der gute Besuch der ver-
gangenen Spielzeit ermöglicht die Aufrechterhal-
tung auch im kommenden Jahr.
Uebertragung der Bayreuther „Lohengriu".
Festaussührung. Am 19. Juli überträgt der deut-
sche Rundfunk aus Bayreuth die Festaufführung
von „Lohengrin". Die musikalifche Leitung hat
Wilhelm Furtwängler, die szenische der Berliner
Generalintendant Heinz Tietjen. Am 17. Juli
bringen alle Reichssender einen Ausschnitt aus der
Eeneralprobe.
vrganist Prosessor Hoyer tödlich vernngluar.
Der Leipziger Organist Prosessor Karl Hoyer, der
seit 1936 an der Nikolauskirche und zugleich als
Lehrer für Theorie, Komposition und Orgelspiel
am Landeskonservatorium zu Leipztg tättg war, ist
tm Alter von 45 Jahren an den Folgen eines Mo-
torradunsalles gestorben.
Erenzlandwoche in Tilsit. Jn Tilstt wurde die
Deutsche Erenzlandwoche 1936, die unter oer
Schirmberrfchaft von HandwerkskLmmervrästdent
Ma-gunia steht. feierlich erösfnet. Die grotze Aus-
stellung und Leistungssckau „Heim und Scholle"
gibt einen Ueberblick über die Arbeitsleistung des
deutschen Volkes der Eegsnwart.
«Robinson koll nicht sterbcn" versilmt. Friedrich
Forsters Theaterstück ..Robinson loll nicht sterben".
das mft srobem Erfol« oon viele« deutschen Büh,
nen aufgeführt wurde. wird von der Tonglitz-Pro-
duktion in London versilmt werden.
Nenbau der Deutschen llnioersttät in Prag. Aus
einer Kundgebung des tschechoslowakischen Finanz-
ministers geht hervor, datz der Neubau der Deut-
schen llniversität in Prag gesichert ist. Das vom
Finanzministerium genehmigte Projekt wird einen
Aufwand von 36 Millionen Kronen erfordern.
200-Iahre llniverfität Göttingen. Die Uni-
versttät Göttingen kann im nächsten Jahre die
Feier ihres 200jährigen Vestehens begehen. Wie
der Rektor der Universttät, Professor Dr. Neu-
mann mitteilte, wird die Jubiläumsfeier in den
letzten Tagen des Juni 1937 abgehalten werden.
300-Zahrfeier der llniversität Utrecht. Am Diens-
tag beging die Universität lltrecht den Tag ihres
300jährigen Bestehens. Als erster der ausländischen
Eäste sprach namens der Abordnung deutscher Hoch-
schulen Professor Dr. Pietrusky, Rektor der
Universttät Bonn. Den Höhepunkt der Feierlichkei-
ten bildete um die Mittagszeit der Festakt in der
Domkirche, an dem die Königin, die Regierung und
das diplomatische Korps teilnahmen.
Zur Pflege des Freiburger Münsters haben der
Reichs- und Preutzische Minister des Jnnern eine
einmalige Beihilfe von 5000 RM., der badische
Kultusminister einen Staatsbeitrag von 4000 RM.
und der Kreisrat von Freiburg einen Betrag von
1000 RM. bewilligt.
Jeiraer Kunst- und Literaturpreis. Der Jenaer
Kunst- und Literatnrvreis wurde im Rahmen der
700-Zabrieier der tbllrinaifcken Universitätsstadt an
den Kunstbuckbinder Pros. Dor 1 ner. den Leiter
der Weimarer Landesstelle sür Sandwerksförderung.
verlieben.
Ausstellung vorbildlicher Ehrenpreise. Es steht
nunmehr fest, datz die Reichskammer der bilden-
den Künste für die Zeit der Olympiscken Epiele
eine Ausstellung von vorbildlich künstlerischen Sie-
gerpreisen und Ehrengaben für sportliche und
künstlerische Zwecke vorbereitet. Die grotze Schau
wird auch den Filmprei» heq Neichsprypaganda-
ministers enthalten.,
Gchweres Ünwetter über Holland
Füns Menschen durch Vlitzfchlag getötet.
Amsterdam, 1. 2uli.
lleber rveite Teile Hollands gingen schwere Un-
wetter nieder. 2n Nijeveen bei Meppel wurden drei
Menschen und zwei Pserde durch Blitzjchlag getötet.
2n Weesperkarjpel tras der Blitz einen Viehzüchtek
und seine drei Söhwe. Einer der Söhne wurde voni
Blitz erschlagen, während die anderen schwere Ver-
letzungen erlitten. 2n Weerdinge bei Emmen
wurde eine Frau vom Blitz getroffen und erschlagen.
Mehrere landwirtschaftliche Anwesen wurden durch
Blitzschlaa eingeäschert.
2n Abooude bej Amsterdam schlug der Vlitz in
eiuen Heuschober ein, der sofort in hellen FlammeN!
stand. 2n dsm Heuschober hatten sich dre drei Söhne
eines Vauern zum Schlafen niedergelegt. Dem ent.
jetzten Vater gelang es im letzten Augenblick, seine
drei Söhne vör dem sicheren Flammentod zu retten.
Nach der wie durch ein Wunder geglückten Rsttungs.
tat verlietzen ihn die Kräfte. Mit einem schwsre»
Nervenschock wurde er ins Krankenhaus eingeliefert.
Der älteste Sohn starb an den Folgen des Blitzschla-
ges. Der 2Ungste erlitt schwere Brandwunden.
Italiens Völkerbundsjournalisten
wieder frei
Ber«. 1. Juli
Nachdem die in Eens verbafteten italienischen
Journalisten verbört worden ftnd. ist Mittwock-
abend von der ickweizeriscken BundesanwaltsKaft
im Einvernebmen mit oeni eidaenöffiicken JustiS'
und Polizeidevartemeni scwie dem volitiscken De-
vartement, die Freilaffuna dieser Journalisten v«r-
sügt worden. Dis Zutrittskarten zum Völkerbund
stud den betreffenden Iour-nalisten durck das Völ-
kerbundsiekretariat entzogen worden.
Berlin ehrt Schmeling. Staatskommiffar Liv'
vert emvfing am Mittwoch den Boxer Max Schme»
ling. Nach der Eintragung in das Goldene Buck
der Stadt Berlin wurde Schmeling die Olymvia-
Bronze-PIakette überreicht.
*
Gewitter Lber Berlin. Die Reichshauvtstadt
wurde am Mittwochnachmittag von schweren Woft
kenbrüchen heimgefucht. Vlitzichläge richteten i«
verschiedenen Stadtteilen verheerenden Schaden aw
Deutsch - mandschurische Handelsvereinbarungeii-
Zur Wabrnehmung der am 1. Juni in Krast ge'
tretenen Handelsvereinbarungen zwischen Deutsck'
land und Mandschukuo ist der mandfchurische Han'
delskommiffar Kato in Verlin eingetrofsen.
BaKmann an Oesterreich ausgeliefert. Der ist
den Phönix - Skandal verwickelte Versicherungs'
direktor Willi Bachmann» feinerzett ungerechtsel'
tigt als Nationalsozialist bezeichnet, wurde voi>
Ungarn an Oesterreich ausgeliesert.
*
Doppelmord in Bad Homburg. Das Ehevaal
Maibach in Bad Homburg wurde am Mittwock
erschlagen in ihren Betten aufgefunden. Man vel'
mutet in dem 20jährigen Sohn, der verschwundeck
ift. den Mörder.
Dr. Reischle in London. Am Dienstagabeift
traf der Stabsamtsführer beim Reichsnährstaick
Dr. Reischle in London ein. Er wird in Bristol
die Britische Landwirtfchaftliche Ausstellung be'
suchen.
Lester nach Eenf abgereist. Der Sohe Kommil'
sar des Vökerbundes in Danzig, Sir Sean Lestek.
ist am Dienstag nach Eenf abgereist.
—— -S
Die Handschrift des Hildebrand-Liedes. Dft
grotze Ausstellung „Deutschland", vom 18. 2uli bft
16. August auf dem Äusstellungsgelände de^
Reichshauptstadt zeigt ihn ihrer zweiten Hauptab'
teilung im Rahmen der deutschen Landschaft dst
hervorragendsten Sehenswürdigkeiten deutsche^
Kultur, des Arbeitsfleitzes und der Technik. Aft
einen der grötzten deutschen Kulturschätze wird st^
auch die Handschrift des Hildebrand-Liedes zück
ersten Male öffentlich zur Schau bringen.
Kino-Vesitzer tagen i» Dresden. Vom 7.
10. 2uli wird der Reichsverband deutscher Filn>'
theater unter Teilnahme von Vertretern von Pal'
tei, Staat, Preffe, Kunst, Wiffenschaft und Wirt'
schaft in Dresden seine Reichstagung abhalten. De>
Präsident der Reichsfilmkammer, Dr. Lehnick-
Reichsstatthalter Mutschmann, Reichskultul'
walter Hinkel und Staatsschauspieler Euge"
Kloepfer werden sprechen.
Havvtschriktleiter: Franz Vretz.
Stellvertreter: Bernbard Seeaer-Selbe.
Cbek vom Dienkt: Dr. FriebriL Didier.
Berantwortlich für Jnnenvoltttk: Fra«, Bretz: E
Autzenvolitik und Wirttchalt: Bernbard Seeser-Kelb«!
für Stadt Heidelberg und Bewegung: Hcrmanu Leiv!
für Babtsche Nachrichten und Svorl: Herman« Ueberlft
für Feuilleton und Unterhaltung: Dr. Friebr. Didiel'
fük samtlicke Beilagen: Hcrbcrt Wiedemann: für B'j
ber: Hanvtschriftleitnua: für Anzetaen: Wilb. Vesv<^'
lämtlich tn Seidelberq
Schrtstlettung: Brunnengaüe Sv-24.
Bcrllner Schriftleitnug:
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Fernruk 37U1.
Für unverlangl etngegangene Betträge wtrd ketnc
Berantwortuiia übernommen.
Berlag .Volksgemeiulchaft" G. m b H.. Hanvl-
ftrabe tLS,lL8 tUutoeriltätsvlab».
Druck: Hetdelberger Gutenberg-Druckeret G. m. b.
D.-A. V. 1936: 24 715.
Davvn: Beztrksausgabe Odenwatd u. Rauland 2 SÄ
Bezirksausgabe Runö um Mosbach S lSo
Bezirksausaabe Der Kranke
Beztrksausgabe Der Kratchgau
Lur 2-tt ikt PreiSIikte Nr. S akltta.
„Dollsgemetnschafi^
Donucrötag, dcu L. Juli ISS^
petmsheim als Gchmugglerpara-ies
Kranziskanerbrüder fchoben auch Oevisen und Kolonialwaren
gelingen, so wird durch Vertrauen und Mit-
arbeit aller Volksgenossen doch bald eine Lösung
nröglich roerden.
Die badische Verwaltung war Mr den heutigen
Stand des Verkehrs und der Nachrichtentechnik
oeraltet. Sie behinderte teilweise die schnelle
Durchführung von Reichsgesetzen.
Jhre Reform war eine schon viel zu lange auf-
geschobene Notwendigkeit, die nun unter grötztmög-
lichster Schonung der geschichtlichen Entwicklung
vor allem auch deshalb durchgeführt wird, um den
Bezirken an der Reichsgrenze die ErMlung ihrer
wichtigen Aufgaben auf kulturellem und anderen
Eebieten zu ermöglichen.
Arbeitsdienfipflicht-er weiblichenIugend
Hilfe in der Landwirtschast.
Berlin, 1. Juli.
Amtlich wird mitgeteilt: Die Aufgaben der
Landwirtschaft fordern den Einsatz aller verfüg-
daren Arbeitskräfte. Staat und Partei sind be-
müht, in oerschiedensten Formen auch die deutschen
Mädchen zur Hilfe in der Landwirtschaft heranzu-
ziehen. Wenn die gefetzlich bereits festgelegte Ar-
beitsdienstpflicht für die weibliche Jugend einge-
führt ist, dann wird hier eine Hilfsquelle erschlos-
sen sein.
Der Reichsminister des Innern und der Reichs-
arbeitsführer haben fich auch damit einverstanden
erklärt, datz diejenigen Mädchen über 17 Jahren
nicht mehr zur Ableistung der künftigen Arbeits-
dienstpflicht der weiblichen Jugend herangezogen
werden, die nachträglich vor dem 1. Oktober 1937
sreiwillig wenigstens neun Monate Landwirtschaft
geleistet haben. Dabei ist es wichtig a) ob diese
Arbeit im freren Landwirtschaftsverhältnis oder
b) in der Landhilfe oder c) in einem BDM-Um-
schulungslager verrichtet worden ist.
Als Nachweis gilt autzerdem ein Landhelfer-
brief, eine Bescheinigung des für die landwirtschaft-
liche Arbeitsstelle zuständigen Eemeindevorstehers.
Koblenr, 1. Juli.
Jn der »echsten Verhandlungswoche im Prozeh
gegen die Franziskanerbriider wurde am Mittwoch
gegen den Riährigen W. M. genannt Bruder
Eenesius aus dem Kreise Ottweiler und den
26jährigen Walter Svilzberg aus Westsalen, ge-
nannt Bruder Arno, verhandelt.
Der Angeklagte M. gab an. 1927 in das Mut-
terbaus der Franziskanerbrüder nach Waldbreit-
bach gekommen zu sein. Der erste. der sich M. ge-
-i'^Uhert habe, sei der Franziskan«bruder Ansgar
gewesen. Ansgar sei schon vor seinem Eintritt in
«vd»s Kloiter der Polizei in Hamburg als Homo-
sexueller bekannt gewesen. An die Stelle Ansgars
lei dann Bruder Arkadius und, als M. in die Ko-
blenzer Niederlassung versetzt worden sei, die Brü-
der Nikomedes. Angelicus und Sanktes getreten.
Schließlich sei es dem M. selbst zu viel geworden
und er habe den Eeneraloberen um Dersetzung in
eine andere Niederlassung gebeten, was dieser aber
mit dem Hinweis ablehnte, M. möge „sich bes-
se r zu sammennehmen". dann würde es
schon gehen.
Der Staatsanwalt beantragte eine mildere Be-
urteilung des Falles M., der in vollem Umsange
geständig war. Das Eericht verkündete die Ein-
stellung des Verfahrens auf Erund des Strasfrei-
keitsgesetzes vom 7. August 1931, da bis auf einen
einzigen Fall alle übrigen ihm zur Last gelegten
Fälle verjährt seien.
Wesentlich anders lag der Fall des 26jährigen
Walter Svilzberg, genannt Bruder Arno. der im
Llrve, 1. Juli.
Während noch iu Koblenz der Prozeh wegen der
sittlichen Bersehlungen oon Franziskanerbrüdern der
Waldbreitbacher Eenossenschaft läust, begann am
Dienstag vor der Clever Grotzen Strafkammex di«
Berhandlung gegen süns Brüder derselben Eenojsen-
schast und 14 weitere Angeklagte wegen schwerer
Tchmuggel- und Devisenvergehen.
Nach den bisherigen Feststevungen wurde«
2 316 009 Kilo Eetreide von Holland nach Deutsch.
land eingeschmuggelt und dafiix 231300 RM. nnter
Nichtbeachtung der Deoisenvorschriften nach Holland
gebracht.
Die zur Verhandlung stehenden Vorgänge haben
stch mit der Eenossenschaftsniederlastung Petrus.
heim in Baal bei Weeze (Kreis Geldern), hart an
der holländischen Erenze, abgespielt. Die Arbeits.
kolonie Petrusheim nimmt vorwiegend asoziale Ele.
mente, Landstreicher, usw. auf, um sie ourch land-
wirtschaftliche Tätigkeit wieder „auf den richtigen
Weg zu bringen". Das Petrusheim war zur Zeit der
zur Anklage stehenden Vorgänge ein sogenanntes
GrenzdurchschnittLgut. Der holländische Besitz von 65
Morgen war 1929, offenbar um leichter schmuggeln
zu können, durch den ftüheren Vorsteher des Heims,
den 44 Jahre alten Adolf Keller, genannt Bruder
Sigisbert hinzu erworben worden. Die Erträg.
nisse der auf holländischem Boden gelegenen Aecker
durften nach Deutschland einaeführt werden. Aus
diesem Umstand erwuchs die Verleitung zur Einfuhr
weit gröherer Ernteerträge, als die eigenen Aecker
jemals hervorbringen konnten. Daneben wurden noch
Benzin, Tabak, Zigaretten und Lebensmittel ein.
geschwärzt. Autzer den angeklagten Brüdern haben
nch noch einige Fuhrleute und Eetrsidehändler wcgen
Beteiligung an den unsauberen Eeschäften zu ver.
antworten
Februar 1936 im St. Antoniusstift zu Linz wegen
schwerer stttlicher Verfehlungen verhaftet wurde.
Dem Angeklagten wird zur Last gelegt, mit meh-
reren Brüdern widernatürliche Unzucht getrieben
und sich als Erzieher an minderjährigen geistes-
schwachen Zöglingen vergangen zu haben. Die Ver-
nehmung des Angeklagten entrollte ein erschüt-
terndes Bild eines Verführten. Nach seinen Aus-
sagen war Svilzberg schon, als er noch Metzdiener
war, entschloffen, ins Kloster zu gehen. Nach an-
iänglicher Weigerung seiner Eltern kam er in das
Franziskanerkloster in Waldbreitbach. Dort hatte
er als Krankenpfleger eine Station mit 35 bis 40
geistesschwachen Jungen unter sich. 1934 kam er in
das Kloster Waldniel, wo er in seinem Handwerk
beschäftigt wurde. Kurze Zeit später wurde er nach
Linz versetzt, wo ihm wiederum iugendliche Kranke
anverkraut wurden.
Auf die Frage des Vorsitzenden, wie er denn zu
den autzerordentlich schweren Verfehlungen gekom-
men sei, erwidert der Angeklagte, datz er in Wald-
breitbach den Vruder Eualbert kennenge-
lernt habe. Eualbert sei eines Tages zu thm in die
Zelle gekommen und habe ihn verführt. Bruder
Eualbert ist, als er merkte, datz man ihm aufder
Spur war, nach Afrika geflohen. Spilzberg
aber sank immer tiefer und verging sich an den ihm
anvertrauten Zöglingen.
Das Eericht verurteilte den Angeklagten wegen
fortgesetzten Verbrechens gegen tz 174 Ziffer 1 und
8 175 Strafgesetzbuch zu vier Jahren Eefängnis.
Der erste Verhandlungstag entrollte ein unglaub.
tiches Bild von den Zuständen im Petrusheim und
den Machenschaften des Bruders Sigisbert. der nach
dem bisheriaen Ueberblick als der Hauptschuldige an
allen Vergehen anzusehen ist, der aber seit etwa
einem 2ahr flüchtig ist. Der Angeklagte Josef
Reitz, genannt Bruder Valentin, fuhrte das
Eut als Vorsteher bis zum Jahre 1929, wo es Bru.
der Sigisbert Übernahm. Mit Brudsr Sigisberts
Emtritt verwandelte sich das ehrbare Unternehmen
der Niederlassung bald m ein wahres Schmugg-
lerparadies. Der Angeklsgte Johann Hoff.
mann, genannt Bruder Kalixtus, bezeichnete
es als ein offenes Eeheimnis, datz im Petrusheim
geschmuggelt wllrde. Er selbst will allerdings als
Küchsmneister „nur" mit 15 000 Zigaretten, fünf
Kilo Tabak und 30 Kilo Tee beteiligt gewesen jein.
Der Angeklagte Albert Vrenner, genannt Vru.
der Julius, beobachtete, datz ab 1932 immer
mehr Eetreide herbeigeschafft wurde. Er war bei der
Wegbeförderung behilflich. Der Angeklagte Horst.
mann, der die geschastlichen Arbeiten erledigte, gab
zu, datz Verladungsscheine unter Fälschung von Zeit
und Namensangabe verwendet worden sind.
140 gefchmuggette Schweine
Der Angeklagte Matthias Koch, der bei den
Schmuggeltransporten nachts Schmiere gestanden
hat„ gab unter anderem an, dah im Petrusheim in
wenigen Monaten 140 sette, aus Holland einge-
schmuggelte Schweine geschlachtet und weiter-
verkauft worden sind.
Als Kraftwagenführer der Franziskanerkolonie
führte Heinrich Dimmer monatelang Getreide-
transporte in wöchentlichen Mengen von 500
Zentnern aus. Die zur Durchführung dieser Trans«
porte im Grenzgebiet notwendigen Begleitpapiere
waren oft in Zeit- und Mengenangaben von Büro-
angestellten der Kolonie gefälscht; darüber
hinaus wurden sie mehrfach benutzt.
Von 1929 bis 1934 fuhr Wilhelm Wienhoff
Eetreide vom Petrusheim nach Weeze und Meden.
Dabei ist ihm für „Eefälligkeiten" von Bruder
Sigisbert wiederholt geschmuggeltes Benzin an-
geboten worden.
2n Eemeinschaft mit Bruder Sigisbert hat der
Angeklagte Peter Jansen, der in der Nähe vom
Petrusheim ebenfalls ein grenzdurchschnittenes Eut
besitzt, von 1930 bis 1934 erheblichen Eetreide-
schmuggel getrieben. Wegen der Fälschungen der
Begleitpapiere hat er dem Angeklagten Hoffmann
450 RM. Schweigegelder gegeben.
Des Devisenvergehens hat sich der jetzt 70jäh-
rige Johann Conze, genannt Vruder Liborius,
schuldig gemacht, der allein und in Begleitung mit
Vruder Epiphan mehrfach unter dem schützenden
Ordenskleid Geldbetrage nach Holland ge-
schmuggelt hat.
Dem jetzigen Vörsteher der Kolonle Petrus-
heim, Johann Neitz, genannt Bruder Valentin,
wirft die Anklage ebenfalls vor, sich in Gemein-
schaft mit Bruder Epiphan gegen das Devisengesetz
vergangen zu haben. Er hat ferner vor einer Kon-
trolle durch Zollbeamte angeordnet, die Ge«
schäftsbücher zu verstecken. Der Ange-
klagte Horstmann, der dabei behilflich war, erhielt
von Bruder Valentin 500 RM.
Die Verhandlung wird am heutigen Donners-
tag fortgesetzt.
Schweres Erdbeben verzeichnet. Von der Ham-
burger Erdbehenwarte wurde am Dienstagnach-
mittag ein schweres Erdbeben aus 8100 Klm. Ent-
fernung und nordnordöstlicher Richtung verzeich-
net: der Herd diirfte danach bei Hokeido oder bei
den Kurilen im Norden von Japan gelegen
haben.
Franziskaner- Schande am pranger
Wieder zwek Sittlichkeitsverbrecher auf der Anklagebank
Ausklang der BerUner Tanzwoche
Die vom Reichsbund für Gemein-
lchaftstanz veranstaltete Tagungswoche, die
mehr als tausend tanzfreudige Laien aus allen Be-
rufskreisen und etwa 30 deutschen Städten in vor-
bildlicher Eemeinschaftsarbeit nach Berlin rief, hat
ihren Abschluh gefunden. Vielseitige Bewegungs-
sviele. die sich teils schon volkstümlichen Stoffge-
bieten zuwandten, teils aber auch neue Gruvven-
tänze, ja sogar auch Maffentänze in festlichem Auf-
zug zu lüsen versuchten. wurden acht Tage lang in
lebendigem Austausch unter den zahlreichen Ee-
meinschastskreisen gezeigt. Die musterhaste Orga-
nisation des umfangreichen Laienaufgebotes lag in
den Händen der Leiterin des Reichsbundes sür Ee-
meinschaftstanz. Frau Marie Luise Lieschke, de-
ren Bemühungen. gestützt aus einen kleinen be-
währten Mitarbeiterstab, der reibungslose Ablauf
der ersten Berliner Eemeinschaftstanzwoche des
Reichsbundes zu danken war. Es bereitete ganz be-
sondere Freude. das durchaus sroh gestimmte und
doch äuherst disziplinierte Lagerleben neben den
srüb bis svät ordnungsgemäh durchgeführten Pro-
ben zu verfolgen und bestätigt zu finden. dah die
Arbeit des von der Reichstheaterkammer betreuten
Reichsbundes mit dazu beitragen muh, in aufklä-
rendem Sinne zwischen künstlerischem Tanz und den
tänze.rischen Laienbestrebungen eine Vrück« zu schla-
gen und zur Festgestaltung und Feierabendfreude
beizutragen.
Am Ende der Tagung ging in nichtöffentlicher
Festaufführung auf der Dietrich - Eckart - Freilicht-
bühne ein Laienspiel in Szene.
Anltnrnstizen
Abschied von Eeneralmusikdirektor Wüst. Am
Mittwoch dirigiert Eeneralmustkdirektor Vhilivv
Wüst zum letztenmal in Mannbeim und zwar
Derdi's Over „Aida". Den Rhadames stugt Hans
Fideffer vom Deutfchen Overnhaus in Berlin als
East.
Bruckuer i« der Urfasiuna. Eeneralmustkdirek-
tor Lsrl SArW NsSt, jetz BkiMu« IX. Si»,
fonie in der llrfassung mit der Württembergischen
Staatskapelle ersolgreich zur Aufführung, nachdem
er die I. und V. Sinfonie von Bruckner in der
Urfassung in Berlin bekannt gemacht hat. Schuricht
wird die Urfassungen im Sommer auch in Holland
aufführen.
Karl Eötz sährt nach Kanada. Der Träger de»
volksdeutschen Schrifttumspreises, Karl Eötz,
der in Verlin aus eigenen Werken vorlas,
wird, wie wir erfahren, nach Kanada fahren, um
Eindrücke zu einem neuen Buch zu gewinnen, das
der ausländischen Jugend gewidmet werden soll.
Theater der Baltendeutschen in Riga. Das
Deutsche Schauspielhaus in Riga hat soeben seine
Spielzeit abgeschlossen. Der gute Besuch der ver-
gangenen Spielzeit ermöglicht die Aufrechterhal-
tung auch im kommenden Jahr.
Uebertragung der Bayreuther „Lohengriu".
Festaussührung. Am 19. Juli überträgt der deut-
sche Rundfunk aus Bayreuth die Festaufführung
von „Lohengrin". Die musikalifche Leitung hat
Wilhelm Furtwängler, die szenische der Berliner
Generalintendant Heinz Tietjen. Am 17. Juli
bringen alle Reichssender einen Ausschnitt aus der
Eeneralprobe.
vrganist Prosessor Hoyer tödlich vernngluar.
Der Leipziger Organist Prosessor Karl Hoyer, der
seit 1936 an der Nikolauskirche und zugleich als
Lehrer für Theorie, Komposition und Orgelspiel
am Landeskonservatorium zu Leipztg tättg war, ist
tm Alter von 45 Jahren an den Folgen eines Mo-
torradunsalles gestorben.
Erenzlandwoche in Tilsit. Jn Tilstt wurde die
Deutsche Erenzlandwoche 1936, die unter oer
Schirmberrfchaft von HandwerkskLmmervrästdent
Ma-gunia steht. feierlich erösfnet. Die grotze Aus-
stellung und Leistungssckau „Heim und Scholle"
gibt einen Ueberblick über die Arbeitsleistung des
deutschen Volkes der Eegsnwart.
«Robinson koll nicht sterbcn" versilmt. Friedrich
Forsters Theaterstück ..Robinson loll nicht sterben".
das mft srobem Erfol« oon viele« deutschen Büh,
nen aufgeführt wurde. wird von der Tonglitz-Pro-
duktion in London versilmt werden.
Nenbau der Deutschen llnioersttät in Prag. Aus
einer Kundgebung des tschechoslowakischen Finanz-
ministers geht hervor, datz der Neubau der Deut-
schen llniversität in Prag gesichert ist. Das vom
Finanzministerium genehmigte Projekt wird einen
Aufwand von 36 Millionen Kronen erfordern.
200-Iahre llniverfität Göttingen. Die Uni-
versttät Göttingen kann im nächsten Jahre die
Feier ihres 200jährigen Vestehens begehen. Wie
der Rektor der Universttät, Professor Dr. Neu-
mann mitteilte, wird die Jubiläumsfeier in den
letzten Tagen des Juni 1937 abgehalten werden.
300-Zahrfeier der llniversität Utrecht. Am Diens-
tag beging die Universität lltrecht den Tag ihres
300jährigen Bestehens. Als erster der ausländischen
Eäste sprach namens der Abordnung deutscher Hoch-
schulen Professor Dr. Pietrusky, Rektor der
Universttät Bonn. Den Höhepunkt der Feierlichkei-
ten bildete um die Mittagszeit der Festakt in der
Domkirche, an dem die Königin, die Regierung und
das diplomatische Korps teilnahmen.
Zur Pflege des Freiburger Münsters haben der
Reichs- und Preutzische Minister des Jnnern eine
einmalige Beihilfe von 5000 RM., der badische
Kultusminister einen Staatsbeitrag von 4000 RM.
und der Kreisrat von Freiburg einen Betrag von
1000 RM. bewilligt.
Jeiraer Kunst- und Literaturpreis. Der Jenaer
Kunst- und Literatnrvreis wurde im Rahmen der
700-Zabrieier der tbllrinaifcken Universitätsstadt an
den Kunstbuckbinder Pros. Dor 1 ner. den Leiter
der Weimarer Landesstelle sür Sandwerksförderung.
verlieben.
Ausstellung vorbildlicher Ehrenpreise. Es steht
nunmehr fest, datz die Reichskammer der bilden-
den Künste für die Zeit der Olympiscken Epiele
eine Ausstellung von vorbildlich künstlerischen Sie-
gerpreisen und Ehrengaben für sportliche und
künstlerische Zwecke vorbereitet. Die grotze Schau
wird auch den Filmprei» heq Neichsprypaganda-
ministers enthalten.,
Gchweres Ünwetter über Holland
Füns Menschen durch Vlitzfchlag getötet.
Amsterdam, 1. 2uli.
lleber rveite Teile Hollands gingen schwere Un-
wetter nieder. 2n Nijeveen bei Meppel wurden drei
Menschen und zwei Pserde durch Blitzjchlag getötet.
2n Weesperkarjpel tras der Blitz einen Viehzüchtek
und seine drei Söhwe. Einer der Söhne wurde voni
Blitz erschlagen, während die anderen schwere Ver-
letzungen erlitten. 2n Weerdinge bei Emmen
wurde eine Frau vom Blitz getroffen und erschlagen.
Mehrere landwirtschaftliche Anwesen wurden durch
Blitzschlaa eingeäschert.
2n Abooude bej Amsterdam schlug der Vlitz in
eiuen Heuschober ein, der sofort in hellen FlammeN!
stand. 2n dsm Heuschober hatten sich dre drei Söhne
eines Vauern zum Schlafen niedergelegt. Dem ent.
jetzten Vater gelang es im letzten Augenblick, seine
drei Söhne vör dem sicheren Flammentod zu retten.
Nach der wie durch ein Wunder geglückten Rsttungs.
tat verlietzen ihn die Kräfte. Mit einem schwsre»
Nervenschock wurde er ins Krankenhaus eingeliefert.
Der älteste Sohn starb an den Folgen des Blitzschla-
ges. Der 2Ungste erlitt schwere Brandwunden.
Italiens Völkerbundsjournalisten
wieder frei
Ber«. 1. Juli
Nachdem die in Eens verbafteten italienischen
Journalisten verbört worden ftnd. ist Mittwock-
abend von der ickweizeriscken BundesanwaltsKaft
im Einvernebmen mit oeni eidaenöffiicken JustiS'
und Polizeidevartemeni scwie dem volitiscken De-
vartement, die Freilaffuna dieser Journalisten v«r-
sügt worden. Dis Zutrittskarten zum Völkerbund
stud den betreffenden Iour-nalisten durck das Völ-
kerbundsiekretariat entzogen worden.
Berlin ehrt Schmeling. Staatskommiffar Liv'
vert emvfing am Mittwoch den Boxer Max Schme»
ling. Nach der Eintragung in das Goldene Buck
der Stadt Berlin wurde Schmeling die Olymvia-
Bronze-PIakette überreicht.
*
Gewitter Lber Berlin. Die Reichshauvtstadt
wurde am Mittwochnachmittag von schweren Woft
kenbrüchen heimgefucht. Vlitzichläge richteten i«
verschiedenen Stadtteilen verheerenden Schaden aw
Deutsch - mandschurische Handelsvereinbarungeii-
Zur Wabrnehmung der am 1. Juni in Krast ge'
tretenen Handelsvereinbarungen zwischen Deutsck'
land und Mandschukuo ist der mandfchurische Han'
delskommiffar Kato in Verlin eingetrofsen.
BaKmann an Oesterreich ausgeliefert. Der ist
den Phönix - Skandal verwickelte Versicherungs'
direktor Willi Bachmann» feinerzett ungerechtsel'
tigt als Nationalsozialist bezeichnet, wurde voi>
Ungarn an Oesterreich ausgeliesert.
*
Doppelmord in Bad Homburg. Das Ehevaal
Maibach in Bad Homburg wurde am Mittwock
erschlagen in ihren Betten aufgefunden. Man vel'
mutet in dem 20jährigen Sohn, der verschwundeck
ift. den Mörder.
Dr. Reischle in London. Am Dienstagabeift
traf der Stabsamtsführer beim Reichsnährstaick
Dr. Reischle in London ein. Er wird in Bristol
die Britische Landwirtfchaftliche Ausstellung be'
suchen.
Lester nach Eenf abgereist. Der Sohe Kommil'
sar des Vökerbundes in Danzig, Sir Sean Lestek.
ist am Dienstag nach Eenf abgereist.
—— -S
Die Handschrift des Hildebrand-Liedes. Dft
grotze Ausstellung „Deutschland", vom 18. 2uli bft
16. August auf dem Äusstellungsgelände de^
Reichshauptstadt zeigt ihn ihrer zweiten Hauptab'
teilung im Rahmen der deutschen Landschaft dst
hervorragendsten Sehenswürdigkeiten deutsche^
Kultur, des Arbeitsfleitzes und der Technik. Aft
einen der grötzten deutschen Kulturschätze wird st^
auch die Handschrift des Hildebrand-Liedes zück
ersten Male öffentlich zur Schau bringen.
Kino-Vesitzer tagen i» Dresden. Vom 7.
10. 2uli wird der Reichsverband deutscher Filn>'
theater unter Teilnahme von Vertretern von Pal'
tei, Staat, Preffe, Kunst, Wiffenschaft und Wirt'
schaft in Dresden seine Reichstagung abhalten. De>
Präsident der Reichsfilmkammer, Dr. Lehnick-
Reichsstatthalter Mutschmann, Reichskultul'
walter Hinkel und Staatsschauspieler Euge"
Kloepfer werden sprechen.
Havvtschriktleiter: Franz Vretz.
Stellvertreter: Bernbard Seeaer-Selbe.
Cbek vom Dienkt: Dr. FriebriL Didier.
Berantwortlich für Jnnenvoltttk: Fra«, Bretz: E
Autzenvolitik und Wirttchalt: Bernbard Seeser-Kelb«!
für Stadt Heidelberg und Bewegung: Hcrmanu Leiv!
für Babtsche Nachrichten und Svorl: Herman« Ueberlft
für Feuilleton und Unterhaltung: Dr. Friebr. Didiel'
fük samtlicke Beilagen: Hcrbcrt Wiedemann: für B'j
ber: Hanvtschriftleitnua: für Anzetaen: Wilb. Vesv<^'
lämtlich tn Seidelberq
Schrtstlettung: Brunnengaüe Sv-24.
Bcrllner Schriftleitnug:
Sa«s Gral Reischach. Berlin SW. S« Cbarloitenstr. tk"'
Nachdruck eigener Berichte obne ausdrückliche Genehi»i'
gung der Schrtstlettung nicht gestattet.
Svrechstunden der Schrtstlettung: Tägl. von IS—l7 Ub^
Fernruk 37U1.
Für unverlangl etngegangene Betträge wtrd ketnc
Berantwortuiia übernommen.
Berlag .Volksgemeiulchaft" G. m b H.. Hanvl-
ftrabe tLS,lL8 tUutoeriltätsvlab».
Druck: Hetdelberger Gutenberg-Druckeret G. m. b.
D.-A. V. 1936: 24 715.
Davvn: Beztrksausgabe Odenwatd u. Rauland 2 SÄ
Bezirksausgabe Runö um Mosbach S lSo
Bezirksausaabe Der Kranke
Beztrksausgabe Der Kratchgau
Lur 2-tt ikt PreiSIikte Nr. S akltta.