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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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sthädiauna. «bbekellungen iuü'sen bi, IpLiestenü 2S d.M. sür den lolaenden Monat dtret, betm Derlag
^ugereicht werden. »lubichliebltcher »erichtdkaud Heidelderg. «ugetgenvrktle laut -usttegendem laris.

DtWeil. llkl! 8.8krkM6l'1838

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Gtapeltauf-esGchlachtschiffes„Gneifenau"

Ln Anwesenheit -es Führers — Taufe -urch -en Oberbefehlshaber -es Heeres


°8euw

art

Kiel, 8. Dezember

mittag 11.13 llhr lies iu Kiel in
des Führers das 26 vllv - Tonnea-
. „ll", das oon der Eattin des in der

bei den Falklandinseln gefalleneo Kom-
>>,,^"""ten drs Kreuzers Eneisenau anf den Na-
Tta«" E i s e n a u" getanst wurde, glücklich vom
dgg ^- Die Tanfredc hielt der Oberbesehlshaber
Veercs, Eeneraloberst Freiherr von Friisch.

8am>°.k. ^ ührer traf um 11 llhr auf dem Kieler
öur Teilnahme an den Feierlich-
bgr " lm Sonderzug ein. Jn seiner Vegleitung
^iunven sjch sxjn Stellvertreter, Reichsminister
ch°i r? l f Hetz, Botschafter von Papen, Stabs-
pr„n^,u tze, Reichsleiter Rosenberg, Reichs-
sek.^Es der NSDAP. Dr. Dietrich, Staats-
^ tar General der Flieger Milch, Eauleiter
ÜNer-München. Obergruppenführer Vriick-
tarii» Brigadesührer Schaub sowie die mili-
^lln m ^djutanten des FLHrers Kapitänle'itnant
Puttkamer und Hauptmann Manzius.

^">dfang

be^.?E der Sonderzug in der Vahnhofshalle hielt,
kk,°-"llten den Führer in seinem Wagen Reichs-

-es ^ührers

^S-minister Generalfeldmarschall von Blom-

sz^ 8. der Oberbesehlshaber der Kriegsmarin

N°raladmiral Raeder und der Oberbesehls-

dgg Heeres, Eeneraloberst Frelherr
"'itsch.


des yeeres, kseneraloverst Fretyerr von
, l ch- Jnzwischen hatten auf dem Bahnsteig
!?rninandierende Admiral der Marinestation

komman-
Luftkreis

-r, k». .»»»>reruvr ttvinlrai ver rvrai
^iek°M°e. Admiral Albrecht. der
V, nde Eeneral und Besehlshaber im
be' ^eneral der Flieger Zander. der Fuhrer
iiibk rbstandarte Adols Hitler, SS.-Obergruppen-
ieit- bepp Dietrich, stellvertretender Eau-
Schleswig-Holstein Sieh, der Kieler
iiipi^nrgermeister und Kreisleiter Behren s, Po-
Li ^prastdent von Kiel und SA.-Eruppensuhrer
»>^^er-Quade und andere Aufstellung genom-

>stit

'-^°chdem

der

dklig^llusenden
k°>nLn hatte.
der

°Nd


Führer, von der riestgen Menge
Heilrufen begrützt, den Vahnhof
schritt er die Front der Ehren-
I. Marine-Artillerie-Abteilung ab,
die Mustk das Deutschland-Lied spielte.

'ii

her

Eie

ist »^uyrei begab flch dann mit seiner Begleitung
Tch^°rd der Stationsjacht „N i xe". die unter 21
?ie A.«alut der im Hafen liegenden Kriegs,chlffe
«llz A°ndarte des Führers setzte. Langsam qlitt
U»d ^nrucke Schiff an den Werfthallen und Docks
v°!ebi° n,it freudig erregten Volksgenossen dicht
Schisfen vorüber zum Heck des noch aus
liegenden Schlachtschisses.

D d-r W„st

^o^^^iesenleib des girlandengeschmückten 26000-
°?k m-N-Schlachtschiffes „k" liegt auf der Helling I
^iten der Deutschen Werke AE. Von allen
!>°II»n uröinen Menschenmassen in erwartnngs-
«tille zum Werftgelände. Von der Waster-
treffen die Abordnungen der Wehrmacht
»s .nehmen an der einen Seite des Täuf-
^sink, .nÜtellung. llnter den Marineabteilungen
Lch die Vesatzung des Segelschulschisfes
8°rbi».k? F o ck". Durch eine Abordnung des Flie-
Holtenau bekundet sich die enge Ver-
^nheit der Luftwafse mit der Krlegsmarlne.
Irit,jNs der andern Längsseite des zum Ablaus be-
M ^onden Schiffes treten die Ehrenstürme der
?»>er >5 SS. und des NSKK. an. Hier nehmen
! dre Ehrenabordnungen der Polttischen Ler-
a, Beichsarbeitsdienstes,

, ^ Aufstellung.

dem Vug ist die Ehrenkompanie. gestellt
"!>n°ä^en Marine-llnterofsizier-Lehrabteilung.

^">ich>ert.

>h^'e Anwesenheit der Ueberlebenden des alten
s-,?nhen Kreuzergeschwaders erinnert daran,
Älo^.5°ute der schicksalsschwere Tag der See-
b-iden Falkland-Ins - l n ,ahrt.
?°ih, °tdenmütigem Kampf gegen feindliche Ueber-

» ° damals die Panzerkreuzer „Scharn-

der HZ. und des

. Männer

Mlt drm Tod.

Beim Anlegen der „Nixe" begrützt der FuH:er
den Flottenchef, Admiral Förster, den Festungs-
kommandanten von Kiel, Kapitän zur See Me-
wis, und das Familienoberhaupt der Familie
Gneisenau. Unter Marschklängen schreitet der
Führer die Front der unter präsentiertem Eewehr
stehenden Wehrmachtsabordnungen ab. Sein Eruh
gilt dann der Ehrenkompanie vor der festlich ge-
schmückten Tauskanzel, von der die alte und die
neue Reichskriegsflcmge herabwehen. Bevor der
Führer mit seiner Vegleitung die Taufkanzel be-
tritt, begrüßt er noch sehr herzlich die lleberleben-
den des Kreuzergeschwaders aus dem Weltkrieg
und die Opfer der Arbeit der Deutschen Werke.
Dann beginnt der Oberbefehlshaber des Heeres,
Eeneraloberst Freiherr von Fritsch die Tausrede:

„Vegeistere du das menschliche Eeschlecht,

Für seine Pflicht zuerst, dann für das Rcchtl"

Das sind die Worte, die ein Erotzer unseres Dolkes
einst einer Zeit zugerufen hat, die in Eefahr stand,
diese grundlegende und immer gültige Mahnung
zu vergestcn. Er selbst hat sie gelebt. Wir
wistcn kaum, wo er geboren ist, man hat ihn ge-
sundcn auf dem Kricgsmarsch. Er hat keine Hei-
mat gehabt, bis der Dienst ihm Heimat wurde.
Der verschlug ihn Lber das Meer. Als er zuriick-

he Taufakt

fand, Lffnete ihm der grotze König den Weg in
seine Armee. Aber erst mit fast S0 Iahren traf ihn
der Rus des Schicksals: in jenen Tagen nach Jena
und Auerstädt, da so viele versagten, lies wie ein
heller Sonnenstrahl die Kunde von Mund zu Mund,
datz eine kleine Festung an der Ostseeküste, kaum
dem Namen nach bekannt, dem allgemeinen Schrek-
ken nicht erlegen sei, sondern siegreich ihre Pflicht
getan habe. Ein mutiger Kommandant hatte die
Herzen von Vesatzung und Einwohnern empor-
gerissen und zu jener gemeinsamen Hingabe ent-
flammt, die Lberall auf dieser Welt die grohen
Dinge zeugt. Jn den schweren Monaten des Jahres
1807 fand jener den Weg in sein eigentliches Ele-
ment: den Krieg. Eine lange Reihe von Schlach-
ten, die sich von der Katzbach über Leipzig bis vor
dre Tore von Paris hinzogen, vezeichnet seine
ruhmvolle Vahn, bis ihm acht Jahre nach Kol-
berg bei Belle Alliance das höchste gs-'ingt, das,
wonach jedes heitze Soldatenherz sich sehnt: den
entscheidenden Stotz zu führen, der nicht nur die
Schlacht, sondern den Krieg mit vollem Siege
krönt.

Du aber, stolzes Schiff, wenn du jetzt deinen
Weg in die weite See antrittst, sei eingedenk
derer, die unter dem grotzen Namen, den auch du
fiihren sollst, im Weltkriege in treuer Pflicht-

erfiillung fern von der Heimat in Sieg und llnter«
gang bei Coronel und vor den Falklands-Jnseln
ihr Leben gaben.

Sei eingedenk aber auch des Heldenmutes derer,
die diese ruhmreichen Tage überlebten und heute
hier als Eäste der Kriegsmarine oder daheim
diese Feierstunde mit erleben.

Erinnere dich stets der Millionen Deutscher, dis
deine Fahrt mit heitzem Herzen begleiten, und ver-
gitz nicht die Konstrukteure und Arbeiter, die dich
als scharfe Waffe schufen und heute voll Stolz und
Vertrauen auf das vollbrachte Werk blicken.

Als ein grotzes Vermächtnis hängen die Na-
men „Eraf Spee" und „Scharnhorst" an
stählernen Schiffsleibern, in goldenen Lettern leuch-
ten sie in der neuen deutschen Flotte Adolf Hit-
lers, in die auch du bald als Weg- und Kampf-
gefährte eintreten wirst.

Sei tieu! Künde die Macht und das Anseyen
des Dritten Reiches an fernen Küsten.

Der erste im Angriff» der letzte der von der
Verfolgung ablätzt — sei tapfer, treu uud glück-
lich — und ehre damit deu grohen Soldate«,
den Eeueralfeldmarschall Neithardt von Enei»
senau, desten Ramen du trage« wirst.

Zch taufe dich „Eneiscnau".

llnd nun nimmt die Witwe des vor 22 Iahre«
in der Seeschlacht bei den Falkland-Znseln ge»

Derdoppelung -er roten Armee

„Krie-ens"-G.ärke 3 Millionen Mann — „DLe größie Kriegsmaschine -er Weli"

Londo«, 8. Dezember

Am lehten Tage des VIII. Sowjettongrestes in
Moskau, aus dem bekanntlich die sagenhafte ncue
„demolralische Verfassung" angenommen wurde,
gab Staliu Einzelheiten des sowjetrussischen Aus-
riistungsprogramms bekannt, nach dessen Durch-
sührung, wie der „Daily Expreh" schreibt, die oer-
einigten Land-, See- und Luftstreitkräfte der

Sowjetuuion die gröhte Kampfmaschine sein
werde, die die Welt jemals geseheu hat.

Der Eesamtplan gliedert sich in fiinf Haupt-
abschnitte: 1. Die Schassung einer 2VV0 Mei-
len langeu Festungslinie an der West-
und Ostgrenze Sowjetruhlands, die als Eegenstück
der sranzösischen Maginot-Linie bezeichnet wird,
und die sich im Westen gegen Deutschland und im

Osten gege» Iapan richtet. 2.JnnerhalL von zwei
Iahren soll ein Stammheer von drei Mil-
lionen Mann errichtet werden, was eine
Verdoppelung der derzeitigen Stärke der
Roten Armee bcdeutet. 3. Im gleichen Zeitraüm
sollen die sowjetrustischen Luftstreitkräste
verdrcifacht werde». Es ist die Ausbildung
von 5VÜVÜ Flugzeugsührern innerhalb
eines Zahres vorgesehcn. 1. wurde beschlosten,
ein neues Volkskommistariat sür Kriegsindustrie
zu schafsen, das unter der persönkichen Kontrolle
des Kriegsministers Woroschilow stehen wird.
8. Schliehlich ist beabsichligt, die der Kriegs-
erzeugung dienenden Jndustrieanlaqen aus Ee-
genden, die feindlicheu Luftaugrifsen besondrrs
a»sge>etzt sind, nach dem Znnern des Landes z«
verlegcn.

Mit der Znangriffnahme der neuen sowsct-
rustisckien Befestigungslinie soll bereits innerbalb
der nächsten 11 Taqe beqonnen werden. Allcin
an der sowjetrustischen Westgrenze sollen 3VV VVV
Arbeiter eingeseht werden, sobald mit der Durch-
siibruna ber eigentlichen Befestigungspläne begon-
nen wird.

Nach Beendigung der Sihung des Verteidi-
gungsrates bemängelte Woroschilow Stalin gegen-
über, dah der sowjetrussische Eeheimdienst
unzulänglich sci. Stalin ertcilte hierauf dem
Kriegsminister alle Vollmachten zur Durchführung
eincr Reinigungsaktion innerhalb der
nächsten Wochen.

Auch in Krankreich ...

Paris, 8. Dezember

Nachdem erst im September dieses Jahres dem
Kriegsminister und dem Luftfahrtminister vom
frknzösijchen Ministerrat Zusatzkredite in Höhe vo»
rund 1700 Millionen Francs sür die La.rdesver«
teidigung bewilligt worden waren, ist jetzt in der
Kammer ein neuer Zusatzkredit in Höhe von 169-
Millionen Francs in Form eines Gesetzentwurfet
beantragt worden.

Toller Theaierskandal in Wien

Zud Leo Reuß — ein Tiroler „Volksschauspieler"

Wien, 8. Derember

Ein toller Theaterskandal, in dessen Mittelpunkt
der aus Berliq emrgrierte jiidische Schau-
spieler Leo Reuh steht, bcschästigt die Wiener
Oessentlichkeit.

Dem jüdischen Theaterregisseur Max Rein-
hardt, dessen richtiger Name llangvoll Moses
Goldmann lautet, stellte sich im Sommer in
Salzburg ein Mann namens Kaspar Brand-
oser vor, der behauptete, aus einem Tiroler
orf zu stammen und ein „schauspielerisches Natur-
talent" zu sein. Reinhardt, der natürllck kein Ohr
sür wahre Volkskunst hat, lietz sich tatsächlich täu-
jchen und empfahl den „biederen Mann", der ge-
wisse schauspielerische Fähigkeiten zu verraten
schien, an das Theater in der Josefs-Stadt, wo er
sür eine Rolle der dramatisierten Novelle „Fräu-
lein Else" des verstorbenen jüdischen Literaten
Schnitzler verpflichtet wurde. Die Wiener Juden-
preste griss begierig die zahlreichen Reklamenotizen
llber das „urwüchsige" Talent aus den Tiroler
Vergen auf, und bald war „Kaspar Vrandhoser"
Mittelpunkt des Theatergesprächs.

Allerdings hatten die arischen Kollegen
Brandhoscrs ein bessercs Ohr sür die sonderbare
Art dirses »Bolkskünstlers", dcsj«« Eemaujchel

einen stark östlichen Klang hatte, als
Reinhardt-Eoldmann und die jüdische Direktion
des Theater in der Josefs-Stadt. Sie erkannten
auch, dah ein wunderbarer rotblondcr
Vollbart Brandhosers ossenstchtlich nicht aus
seinc Tiroler Abstammung, sondern aus die
Verweudung oon Wasserjtofssupcroxyd
hinwies. Die Direktion des Theaters in der
2osess-Stadt sah sich nun, als sich die Ecriichte,
dah Kaspar Brandhoser ein Schwindler sei, im-
mer mehr verstärktcn, gezwungen, dcn Mann
regelrccht ins Verhör zu nehmen. Unter dem
Druck der Beweise muhte llch „Brandhoser"
schliehlich zu dem Geständnis bequemen, in
Wahrheit der Berliner 2ude LeoReuh zu
sein.

Dezeichnend für die Wiener Vühnenverhältniüe
ist es, datz die Direktion des Theaters in der Josefs-
Stadt eine Verlautbarung versendet, in der sie von
dieser Tatsache Mitteilung macht, aber gleichzeitig
erklärt, „aus künstlertschen und mensch-
lichen Rücksichten" davon Abstand zu nehmen,
aus diesem Vorfall disziplinäre Folgerungen zu
ziehen. Die ganze Angelegenheit wirft iibrigen-
auch ein schlagartiges Licht aus die ungeheure
Berjudung des Wiener Kunst- uno
Kulturleben»,
 
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