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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0775

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verlag und HerauSgederl Dcrlag Bolirgemeinschast A.m.r. H., HeidelLerg, Hauptstr. 120/128, Laulinel,
Nr. Z22S. Schriftleitung: Brunnengasfe 20/24, Kernruf Z740. Die .Bollsgeineinschast' erscheint 7 mal
ivöchentlich und kostet monatlich 1.70 RM-, bei TrSgerzustellung zo Nfg.. Lei Nostzustellung 42 Nsg. mehr.

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Ingermanland als Sowjet-Militärbasis

Oeportation der Einheimischen nach Sibirien — 2S000 Menschen vertrieben

Verlin, 22. August

Die „KreuMitung" veröfsentlicht einen Vericht
des ingermanländischen Komitees in Helsingsors.
Aus diesem Bericht geht klar hervor, datz Sowjet-
»utzland zur Zeit Jngermanland als Glacis
sür seine militärischen Matznahmen gegen den
lkkeste» aufbaut.

Daher sind bereits bisher 25VVV einheimische
Jngermanländer »ach Sibirien und Turkestan usw.
deportiert und durch „zuverlässige" Bolschewistcn
«us Moskau, der Krim usw. sowie durch Militär-
personen ersetzt rvorden.

Der Bericht des ingermanländischen Komitees,
ver sich auf eine knappe Wiedergabe authentischen
Materials über die Ereignisse dcr letzten Monate
beschränkt, ist eine einzige, schreiende Anklage, ein
rindringlicher Appell an das Weltgewissen.

Jngermanland . . . uralter Name, ur-
altes Volk. Durch die Iahrtausende hat es seine
Eigenart, seine Sprache bewahrt. Es erlebte seine
Befreiung, als nach Beendigung des Krieges die
eine Hälfte dem Mutterlande Finnland angeschlos-
sen wurde. Der andere Teil blieb bei Sowjetrutz-
land. Obwohl Wilson den Sowjetrussen im „Ka-
relien-Abkommen" die Verpslichtung auserlegte, die
Eitten und Eigenkultur des Landes zu wahren, hat
die „llnion der Sozialistischen Sowjetrepubliken",
bieses Abkommen zerfetzt. Sie hat die Bevölte-
rung Ingermanlands den fnrchterlichsten Repres-
kalien ausgesetzt, um sie zu russifizieren. Nachdem
sich aller Terror als vergeblich erwies, wird dieses
Land ansgerottet.

Die Beoölkernng wird deportiert, in die evaku-
ierten Bezirke werden neue Menschen gesiedelt.

„Zuverlässige Parteigenossen", Kommunisten aus
der Krim, dem Wolgaland, aus Moskau.

Vernichtet werden sollen die uralten Dorf- und
Landschaftsnamen, vernichtet werden soll alles,
was ingermanländisch war. Moskau hat erkannt,
datz das nicht möglich ist, solange die Jngerman-
länder leben. Jnfolgedessen ersann man andere
furchtbare Mittel.

Am 8. Mai 1936 erhielten 90 Familien in
Korkeamaa und 76 in Kirjasalo den Befehl, ihre
Heimat zu verlassen und sich mit allem, was sie
mitzunehmen wünschten, in der Eisenbahnstation
Vaskela einznfinden. Dort wartete ein Zug auf
die vielhundertköpfige Menge der Deportierten.
Wie zum Hohn trügen die Wagen die Aufschrist:
„Freiwillige Kolonisten". Der Zug
brachte sie nach Südostrutzland, wo sie angesiedelt
werden sollen.

Zwischen dem 27. April und dem 6. Mai wurde
der Bezirk Lempaala geräumt. Jnsgesamt 178
Familien wurden fortgeschafft, und zwar alle nicht
„zuverlässigen" Einwohner aus Lavosenmäki, Mu-
stila, Lappalamäki und Myllymäki.

Die Bewohner aus fllnf anderen Ortschaften
des gleichen Vezirks werden in den nächsten Ta-
gen verschickt werden. Bereits oerschickt sind ser-
ner aus dem Bezirk Toksova alle Einwohner aus
zwölf Ortschaften. Jn den Ortschaften von Val-
keasaari erhielten 15 Familien die Anweisung,
Haus und Hof zu verlassen, in Vuole drei, in
Miikkulainen acht. Insgesamt haben etwa 8009
Menschen zwischen Ende April und Mitte Mai
ihre Heimat verlassen müssen. Schon die Namen
der Ortschaften beweisen, datz hier durch die Iahr-
hunderte rein ingermanländische Kultur herrschte.

Bolschewistische Hehe auf der „Bremen"

Erneute Nadauszenen im Neuyorker Hafen

Neuyork, 22. August

Wie die Volschewiken in der ganzen Welt ein-
^nder in die Hände arbeiten, zeigt in vollster Deut-
bschkeit die Tatsache, datz bei der Abfabrt des
Dampsers „Vremen" aus dem Neuyorker Sa-
jen. die in der Nacht zum Samstag in iväter
«tunde crfolgte, die Ncuyorker kommunistikchen
Drganisationen wieder einmal Radauszenen an
"ord veranstalteten.

. Etwa 159 Bolschewiken hatten sich unter die
Aerwandten und Angehörigen der Passagiere ge-
brischt, die sich zum Abschiednehmen an Vord be-
»eben hatten. Dies wurde u. a. auch dadurch er-
Aöglicht, datz die polizeilichen Matznahmen, die
^stlätzlich des Flaggenzwischenfalls im vorigen
>5ahre eingerichtet worden waren, nicht mehr mit
Fleicher Strenge durchgeführt werden. Auf ein
Äeichen hin begannen dann die Tumulte. Die Be-

satzung schritt sofort mit Unterstützung der Orts-
polizei ein und es gelang auch, den grötzten Teil
der bolschewistischen llnruhestifter nach kurzem
Handgemenge von Bord zu befördern.

Zwölf Weiber jedoch hatten sich mit Stricken
und Schlössern an die Reling angeschlossen. Sie
trugen weitze Wollsweater mit anti-deutschen Jn-
schriften, mit ein Beweis dafllr, dah das ganze
von langer Hand systematisch vorbereitet war.

Jn kurzer Zeit waren sie jedoch durch die Be-
satzung von ihren Fesseln befreit und der Ortspo-
lizei Lbergeben, die sie dem Polizeigefängnis ein-
lieferte.

Die Passagiere des Schiffes haben zum grötzten
Teil von dem ganzen wüsten Auftritt angesichts
der Erötze des Schiffes nichts bemerkt. Die,Ver-
spätung in der Abfahrt des Schisfes war nur ge-
rin-

Beunruhi'gende Ischechoslowakische Vahnbauien

Viergleisige Eisenbahn-Strecke verbindet Moskau mit prag

Brünn, 22. August

Durch die andauernden umsangreichen strate-
Uchen Strytzen- und Eisenbahnbauteu in der
^lchechoslowalei wird in die Veoölkerung eine
»arke llnruhe getragen, da sie ihr Land bereits als
Nufmarschgebiet und zukünstigen Kriegsschauplatz
Hicrzu tragcn vor allem die Vegleitum-
minde bei, unter dcnen sich die Arbeiteu vollziehen.

Vermessungsarbeiten sür eine geplantc vier-
ßlejsige durchgehende Eiscnbahnstrecke von
lAohilew in Sowjetruhland über Tscherno-
? itz in Rumänien nach Sighjt in der Tschecho-
stomakei werden von einer Kommission geleitet, bei
sich russischc Osfiziere in Unisorm
Asinden. Es handelt sich hierbei um die Absicht,
^UHland und die Tschechoslowakei ohne Berührung
vvlens über rumänisches Gebiet durch eine neue
^uhzügige Vahnlinie zu verbinden. Durch die Ver-
lÜchsungsarbciten soll die Nichtung der Eisenbahn-
'lstie sestgelegt werden, wobei die bereits vorhan-
ksne Strccke Mohilew—Tschcrnowiü «uch weitkk-
A» gusgenutzt WkLdeu Vürdtz»

Auch die Hilfsslugplätze, die im Walde oersteckt
i» immer grötzerer Zahl angelegt werden, tragen
znr allgemeinen Beunruhigung bei.

Sowjetgenerale besichtigen Maginotlinie

Paris, 22. August.

Der „Jour" will in Erfahrung gebracht h.aben,
datz das französische Kriegsministerium anlätzlich
des Besuches sowjetrussischer Generale in Frank-
reich, die den djesjährigen Herbftmanövern beiwoh-
nen, ein vertrauliches Rundschreiben an die ^ei-
tuno der für die Maginotlinie verantwortlichen
Stelle geschickt habe, in dem sie aufgesordert werde,
den sowjetrussischen Generalen auch die wich-
tigsten und geheimsten Befestigungs-
anlagen zu zeigen, insbesondere auch die
von Fermonl, zu denen sonst niemand Zutritt hat.
In Kreisen der französischen Offiziere, die mit der
Ueberwachung der Besestigungsanlagen bctraut
seien, habe diesrs Rundschreiben, dem «Jvjir" zu-

Mge. LM WMM

Nun kommen ihre Einwohner nach Sibirien
und Turkestan als Kolonisten. Das bedeutet
das Todesurteil für Ingermanland.

Zunächst wurden nnr die deportiert, die die
Kirche besuchten oder den sowjetrussischen Bauern-
gemeinschaften, den „Kolchosen", nicht angehörten.
Schon meinten die anderen, wenigstens das Land
ihrer Väter bewahren zu dürfen, da erreichre auch
sie der Deportationsbefehl!

Ietzt steht fest: Das gesamte Land wird eva-
kuiert. 25 009 Menschen, dic gesamte Urbevöl-
terung, muh Jngermanland verlassen.

Schon die crsten Julitage bewiescn, datz Mos-
kau „ganze Arbeit" leisten will. Zunächft wurde
die gesamte restliche Urbevölkerung des Lempaala-

Distrikts deportiert. Die Räumung des gesamten
Neva-Gebiets steht bevor! »

Nur kurze Zeit standen dic Dörfer und Stüdte
leer. Dann kamen Züge an, Kolonnen marschier-
ten in das Land, Arbeiter, Soldaten. Und alle»
samt: ausgewählte, zuverlässige Bolschewiken.

Schon haben sie begonnen, grotze Stratzen zu
bauen. Schon ist ein Heer technischer Sachverstän-
diger gekommen. Gleichzeitig ist die Armee der
GPU-Agenten, die hier allezeit ein besonders dich-
tes Netz hatte, verdoppelt worden.

Man hat die Jngermanländer nicht umsönst
zum Tode verurteilt. Ingermanland — das ist die
Erenze gen Westen. llnd hier entsteht nun der
Sowjetwall!


Mo sowjetrussisolie Krmeeleituns legt »uk lckotorisieruns unck soti«sre 1°snüs grölttes Vswivlit

Kütive Solckaten ckvr Notsn /lrmss vrtsilen mönnllobsn unck «sibllotisn lMtsiIIecksrn einss Suvli-
A-ucüsr-KIuds UntorrjM lo lt« «MckhstzunK VLN väS019«üs uml Vvvsetir
 
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