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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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Aufruhr im Süden -er Gowjet-Lsnion

Bauernunruhen in Transkaukasien — Arbeiter gegen Giachanow-Meiho-e

Verli«, 3. September

Der Warschauer Korrespondent des „Zwölf-
bhrblattes" berichtet, dah «ach Meldungen,
^ie aus Kiew in Warschau eiugetrosfe« sind, sehr
Eruste Bauernunruhen iu der autonome« Sowjet-
repubM Aserbeidschan ausgebrochen sei» sollen.
P>rf Grund der schlechten Ernte« sollen sich die
Vauern der Kollektive geweigert haben, deu vor-
Veschriebene« Teil der Aussaat abzuliefer».

Als daraufhin die sogenannten Einzie»
nungskommandos der GPll in die Dör-
>er geschickt wurden, um die Erntevorräte, haupt-
lächllch Weizen, Mais uNd Baumwolle, zu be-
Ichlagnahmen, rotteten sich die Bauern zusammen
Und gingen mit Dreschflegeln und Schutzwaffen
8egen die Kommandos vor. Mit grotzer Erbitte-
rung stellten fich die Bauern gegen ihre Peiniger
und griffen sie tätlich an. Auf beiden Seiten gab
es Tote und Verwundete.

Von der EPU wurden daraufhin einige Dör-
ier zwangsweise nach Sibirien ausgesie-
«elt. Viele Bauern wurden verhaftet und nach
lurzer Verhandlung von einem Standgericht der
^Pll — wie es amtlich heiht im Verwaltungs-
''""'»hren — zum Tode verurteilt und sofort er-
lchossen.

Selbstmord begangen habe, sei mit 12 weiteren
Verschwörern verhaftet worden. Dieser alte kom-
munistische Mitkämpfer habe eine wichtige Rolle
in dem Leben der Arbeitersyndikate gespielt und
war vor allen Dingen unter den Arbeitern des
Donez-Beckens unter dem Spitznamen Zenobh
bekannt. Es sei ihm gelungen, die weniger be-
zahlten Arbeiter in verschiedenen Zndustriezweigen
um sich zu sammeln. Die durch die Stachanow-
Bewegung hervorgerufene llnzufriedenheit habe
Tabakow zahlreiche Anhänger zugeführt. Der Lohn
eines mittleren Arbeiters betrage 265 Rubel pro
Monat, das entspreche dem Wert von 65 kg Brot.

Jetzt habe die Polizei ein ganzes Netz von ge-
heimen Komitees aufgedeckt, die eine Streikbewe-
gung vorbereiteten, mit der zugleich Revolten
der Bauern und auch Aufstände in der
roten Armee zusammengehen sollen. Zm ge-
samten Jndustriegebiet, besonders aber im Ural,
würden eingehende xolizeiliche llntersuchungen
geführt werden.

Der Kampf Moskaus gegen die
Opposition

Leningrad, 3. September
Wie hier nunmehr aus sicherer Quelle bekannt
wird, entsprechen die Nachrichten der Auslands-
presse über die Verhaftung der Eenerale Schaposch-
nikow, Schmidt, Kusnezow und Tulijn den Tat-
sachen. Datz die diesbezüglichen Meldungen der
ausländifchen Pressevertreter von der Sowjetpresse
selbst nicht Lbernommen werden, geht offenbar auf
amtliche Weisung zurück. Desgleichen wird die Tat-
sache, datz der Londoner Sowjethandelsvertreter
Ozerski sder inzwischen wieder in London eingetrof-
fen ist, die Schriftleitung) am 29. August in Mos-
kau verhaftet war, nicht offiziell zugegeben. Die
Vertreter der ehemaligen Rechts- oder Linksoppo-
sition, gegen die bekanntlich ein Untersuchungsver-
fahren schwebt (Radek, Vucharin, Rykow und an-
oere) sind, wie verlautet, gleichfalls festgenommen
worden,

Ztaliener in Barcelona ermordet

Ernste Beurteilung in Nom - Entsendung von Kriegsschiffen

Auch die Arbeiter revoltieren

Dsr „Matin" berichtet, datz die Agitation in
«owjetrutzland, nachdem sie bereits in den Kreisen
°er Beamten, der Militärs und vor allem der
Ttudenten grotzen Umfang angenommen habe.nun
kuch die Arbeitermassen zu erfassen beginne.

Eine gegen die Regierung gerichtete Der-
> chwörung sei in dem Zndustriebezirk von Mag-
uitogorsk entdeckt worden. Der Leiter der Ta-
bakow-Vewegung, ein Freund desTomsky,
in Zusammenhang mit dem Sinowjew-Prozetz

Rom, 3. September

Die Svätabendausgabe des halbamtlichen „Gior-
nale d'Jtalia meldet, dab in Barcelona ein italie-
nischer Arbeiter namens Umberto Fasanella, Vater
von steben Kindern. ermordet wurde. Fasanella
ist der kechste Jtaliener. der als Opfer der kvanischen
Marxisten fällt. Wie die Meldung des „Giornale
d'Italia betont, scheint die einzige Veranlastung
der Vluttat in der Tatsache zu liegen, dab Faka-
nella in seiner Wohnung religiöse Bilder hatte. (!)

Der italienische Generalkonsul in Barcelona hat
sofort in energischster Weise Verwahrung einselegt,

Zmmer noch nichi genug „Gicherheit"!

Gewaltige französische Lustrüstungen — Neue Ost-Befestigungen

iedoch erscheine, wie „Giornale d'Jtalia" hinzufügt,
dieker Protest angestchts der Tatsachenlage als un-
zulänglich. Ein italienischer Kreuzer befinde kich
bereits in den Gewässern von Barcelona. und vor-
ausstchtlich würden noch weitere italienische Kriegs-
schiffe dorthin entsandt werden.

An mahgebenden italienischen politischen Kreisen
wird dieser Zwischenfall als ziemlich ernst betrach-
tet, umso mehr. als auch am Donnerstag wieder
Nachrichten über neue Waffenlieferungen nach Spa-
nien vorlicgen. Jn ruständigen italienischen Krei-
sen wird in diesem Zusammcnhang erklärt, dah bei
weiter anbaltenden Vcrletzungen der Nichteinmisch-
ungsverpflichtung Jtalicn sich seine Handlungsfrei-
heit wieder nehmen werde.

Italienische Bolfchaff nach Alicante
verlegt

Paris» 3. Sept.

Die Parifer Morgenpresse beschästigt sich am
Donuerstag eingeheud mit de« von der französt-
lchen Regierung beabstchtigten Matznahmen zur
Perstärkung der Schlagkrast des Heeres.

. Das „Petit Journal" schreibt hierzu in
^ebereinstimmung mit einer Reihe anderer Blät-
M, datz die militärische Ausrüstung eine sehr
starke Vermehrung erfahren werde. Die Regie-
^Ung werde autzerdem den Befestigungsan-
'Ugenan der Ostgrenze ihre besondere Auf-
^«rksamkeit schenken und diese Anlagen unter Zu-
Mfenahme der modernsten Technik weiter aus-
uayen. Die L u f t st r e i t k rä f t e sollen in einem
Mr grotzen Matzstab verstärkt werden. Bei dsr
^uswahl der einzelnen Flugzeuggattungen werde
sUan stch von den äutzerst interessanten Ergebnissen
Wen lassen, die die letzten Luftmanöver gezeitigt
Mten. Auf diplomatischem Eebiet, so fährt das
'blatt fort, werde die Regierung ebenfalls alles
Uhternehmen, um die Fre'undschaften und Vünd-
Ustse enger zu gestalten.

, Das „Journal" spricht von einer grund-
^Senden Neuorganisierung der französischen Luft-
jreitkräfte, die augenblicklich vom Luftfahrtmini-
geprüft werden.

Französische Nekruten meutern

Paris, 3. Sevtember

Das „Ecko de Paris", das erst kürzlich von
^oben Ausschreitungen französischer Reservisten im
^ahnhof von Nancy berichtete. meldet am Don-
,°rstag ganz ähnliche Zwischenfälle von Bar-
^-Duc.

. Ein Zug mit jungen Rekruten. der von Paris
?ach der Ostgrenze unterwegs war, mutzte in Bar-
?-Duc einen kurzen Aufenthalt nehmen. Die Re-
?Utsn, so schreibt das Blat. HLtten sofort ihre Ab-
/nle verlassen und auf dem Bahnsteig die „Jnter-
O«onale" angestimmt. Als der Bahnhossvorsteher
^iiuchte, fle zum Verlassen des Bahnsteiges zu br-

wegen. wurde er in gröbster Weise beschimpft. Eine
Abteilung eines Kolonialinfanterieregiments, die
die Rekruten begleitete, bätte mit diesen gemein-
same Sache gemacht und ebenfalls die „Jnternatio-
nale" angestimmt. Erst als Truvven aus der Ear-
nison von Bar-le-Duc herbeibeordert wurden, ge-
lang es. die Ruhe wieder herzustellen.

Rom, 3. September

Die italicnische Botschaft in Madrid ist, wie
von matzgebender italienischer Seite bestätigt wird,
nach Alicante verlegt. Begründet wird diese Maß-
nahme mit der ungenügenden Sicherheit und dem
mangelhaften Schutz durch eine Regierung, die keine
Autorität mehr besitze.

llls llbronballs kür ckie Im Vtolllrritzg sekallenon Seckiensteten cker Stsckt Serlin unck ckor llrmorcketon
cker üeveesunL ist jstrt ksrtis unck wirck nsel, ckem psrteituL tvisrlivl, elnsoweiNt «orckon.

LotvZ: Kcherl

Ba-ische Gaukuliurwoche

28. September bis S. Oktober 193k

Karlsruhe, 3. Sevtember
Jn grohem Rahme« führt der Gau Vaden i«
der Zeit vom 2K. September bis 3. Oktober sein«
Kulturwoche durch. Znm ersten Male im neuea
Reich gibt der Eau eine umfassende Uebersicht dcr
hervorragenden schövserifchen Kräfte unkeres Lan»
des. Wie Eaukulturstellenleiter Pg. Dr. FritkÄ
in der Landcsvressekonfercnz am Donnerstag mit»
teilte, bringt die Woche autzer den grohen revräsen»
tativen Kundgebungen ein Eaukulturschau.
Tagungen und künstlerische Darbie»
tungen in der Gauhauvtstadt. eiue Reihe bedeu»
tender Veranstaltungen in den gröheren Städten,
so in Mannheim, Heidelberg, Vaden-Baden. Pforz»
heim und Konstanz. Den Austakt bildet die von der
HJ gestaltete Abendfeier aus dem geschichtlich bc-
deutenden Boden der Tüllinger Höhe bei Lörrach
und auf der Feierstätte Hciliger Berg
am 28. September. Am Sonntag, den 27. Sevtew»
ber, wird in Karlsrube eine grohe Kultur-Kunb»
gebung des Eaues Baden stattsinden.

Rote Kriegsheher
in Brüffel

Von A. Eielen

nLi.— Eestern wurde in Brüssel ein „Rassemble»
ment universel pour la Paix", ein „Weltfriedens»
Kongretz" eröfsnet, ein Unternehmen, das grund»
sätzlich die grotzten Sympathien aller Völker ge»
nietzen könnte.

Der Vegriff „Friede" ist in den letzten Zahren
so sehr an dic Spitze aller Debatten über sämt»
liche zwischenvölkische Verhandlungen oder Eegen»
sätze gestellt worden, datz ein neuerlicher Sonder«
kongretz zu seiner Verwirklichung von manchen als
ein Zuviel angesehen werden mag. Die furcht-
baren Berichte über den Bürgerkrieg in Spanie»
und den bolschewistischen Krieg in China aber wi»
derlegen eine solche Auffassung.

Kann und wird dieser Kongretz dem Frieden
dienen?

Ein Vlick in die Tcilnehmerlisten ermöglicht
die Antwort auf diese Frage.

Deutschland ist nicht beteiligt, ebenso we»
nig wie Ztalien. Nationale Verbände Zugo-
slawiens, katholische Vereinigungen, Schweizer
nationale Eruppen usw. haben unter dem schärf-
sten Protcst eine Teilnahme abgelehnt. Die durch-
aus im Lblichen Rahmen liegenden Bedingungen
des Schweizer Bundesrates zur Abhaltung des
Kongresses in Eenf veranlatzten die Veranstalter,
nach Brüssel zu gehen. Es mutz also eine beson-
dere Vewandtnis um den „Frieden" haben, der
hie.r propagiert werden soll.

Jn der Tat genügt es, die Teilnehmcrliste kurz
zu überprüfen, um die Karbe des „Friedens" zu
kennzeichnen, der dort vertreten werden soll. Als
Ehrenpräsident fungiert Eduard Benesch. Jhm
zur Seite stehen Lord Robert Cecil, Präsident
des internationalen Verbandes der Völkerbunds-
vereinigungen, und Noel Baker, die beide zur
Einberufung vorgeschoben wurden. Die französische
Volksfront wird durch den roten Luftfahrtminister
Pierre Cot vertreten, die französischen Einheits-
front-Eewerkschaften mit ihren 4 Millionen Mit-
gliedern durch den aus Spanien zurückgekehrten
Eeneralsekretär Iouhaux, die Sozialdemokrati-
sche Partei Frankreichs dürch Grumbach, die
Liga für Menschenrechte durch ihren Prästdenten
Victor Basch, das Welt-Frauenkomitee durch Ea-
briele Duchsne und die pazifistischen Kriegs-
teilnehmer durch ihren Eeneralsekretär Fleu-
r a n t.

Darüber hinaus werfen jedoch zwei Tatsachen
ein schlagartiges Licht auf den Hintergrund dieses
Kongresses: in seinem Rahmen wird eine inter-
nationale marxistische Eewerkschaftskonferenz
stattfinden, auf der die „Volksfront"-Taktik inter-
national durchgesetzt und praktisch unterbaut wer-
den soll. Auherdem jedoch wurde am 28. Aprtl
der Üeiter der sowjetrussischen Eewerkschaf-
ten, der Zude Schwernik, vom Präsidium „ein-
geladen" und sagte seine „Mitarbeit" zu „für die
Verbreitung dcs Friedens im allgemeinen mit den
Organisationen der anderen Länder, gleichgültig
welcher politischen oder konfessionellen Färbung".
Sowjetrutzland wird eine vollzählige Abordnung
auftreten und für den „Frieden" sprechen lassen.

Wenn über den Lharakter des Kongresses bis-
yer irgendein Zweifel bestehen sollte, so ist er da-
mit endgültig behoben. Die geschickte Regie der
bolschewistischen Agitatoren hat es verstanden,
einen seit 1936 von freimaurerischen und interna-
tionalisierenden Elementen geplanten Kongretz in
ihre Hand zu bekommen, um ihn zu einer Platt«
ioryl W dis DMSgogiz dLk sowjetryssischen K«.
 
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