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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#2339

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UMssemeinschast

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und HerauSgeber: Derlag DvlkSgemetnfchast G.m.b.H., Heidekberg, Hauptstr I2S/I28, Lammel-
L2S. Schristleitung! Brunuengafse 20/24, Fernruf 3740 Die „BvMgemeinfchast" erfcheint 7 mal
""chentlich und kostet monatli» 1.70 RM . bei Trägerzustellung 3« Pfg . be! Pvftzustellung 42 Pfg. mebr

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Gcharfe Angriffe gegen Blmn

Kommunisien, Anarchisien und Gewerkschafien sür offene

Llnierflützung Madri-S

Paris, 7. Dezember

stiv « sogenannte »Ausschub sür ein sreies Spa-
»> u veranstaltete am Sonntagabend in der
> ">!er Winierradrennbahn eine össentliche Kund-
Fka die Aufhebung der Nichteinmijchung

i>ivs reichs in die spanischen Angelegenheiten. An
tz.s.rr Kundgebung sollte ursprünglich auch der
>0» der katalanischen Generalidad Com-
iokn^b teilnehmen, dem aber angeblich die sran-
i,,t» -^rgierung die Einreise nicht gestattet
s, '°...Die Winterradrennbahn war diesmal nicht
»ku'"5/ wie bei früheren ähnlichen Kundgebun-
' Man bemerkte vor allem zahlreiche


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»oauingenieur


18.

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Em Heidelbe^ger
in Leningra- verhafiet

Berlin, 7. Dezember
sind der Reichsangehörige Stra-
Dr. Hans Metzger, geboren
3. 1888 in Heidelberg, sowie seine
i« Leningrad verhaftet und in das Unler-
zesängnis eingeliesert worden. Die Mah-
o, die von amtlicher sowjetrussischer Stelle
KvA'St ist, wird mit angeblicher Spionage und
" "kevolutiouärer Betätigung begründet.

ch > sten. Unter den Anwesenden sah man
ir,„ *°Ulmunistischen Senator Cachi», die Partei-
»i dcs Ministerpräsidenten. den Abg. Zyrom-
listjs?" Piocrt, sowie den bekannten radikaljozia--

" Abgeordneten Archambaud und deu
^,,/ulsekretär der marxistischen Eewerkschasten
D- k'

Hetzkundgebung wurde von dem Vorsitzen-
^leit« anarchistischen Vereinigung Frankreichs
let, der zu Beginn scharf dagegen protestierte,
N kn "" Companys gehindert habe, nach Paris
L°rvi eytwickelte sodann die Ziele der

^stz^gung und schlotz seine Brandrede mit dem
^ststÄ' »Nieder mit dem Krieg, es lebe die
klsz Me Revolution, es lebe die Weltrevolution!"

! berüchtigte Vorfitzende der Liga für Men-
"st d; Viktor Vasch seiner Anhänglichkeit
^"ktvi Negierung L6on Blums Ausdruck gäb, ant-
^fe» b Versammlung mit wilden Protest-

Ikh»??r Eeneralsekretär der marxistischen Eewerk-
Nst? . Jouhaux. der behauptet, im Namen von
»lh i -Nillionen Mitgliedern zu sprechen, wandte
seiner Rede scharf gegen die Nicht-
'K» i'Z sch u n g s p o l i t i k der Reqierung.

L die

gspolitik oer Regierung.
Eewerkschaft gebe es keine Neutralität in
^en. Sie würde jederzeit die llnterstützung
'"iitt^nischen Marxisten mit allen notwendigen
"tn durchführen. Was sich heute in Spanien

i??sti

zutrage, könne sich in kurzcr Zeit auch in Frank-
reich ereignen.

Der radikalsozialistische Abgeordnete Ar-
chambaud trat mit erhobener Faust vor das
Mikrophon, was die Versammlung mit dem Ee-
brüll der Internationale quittierte. Er wandte
sich ebensalls gegen den Beschlutz der Regierung,
dem katalanischen Präsidentcn Companys die Ein-
reise zu verweigern. Der kommunistische Senator
Lachin behauptete, die Regierung habe keiner-
lei ernsthaften Erund für die von ihr vertretene
These der Nichteinmischung während der autzen-
politischen Aussprache in der Kammer vorzubrin-
gen gewutzt.

Wenn LSon Blum erkläre, datz die grohe
Mehrheit des französischen Volkes hinter ihm
stehe, so sei das eine Unwahrheit. Das Eegen-
teil sei richtig. Er sei serner der Ansicht, dag
die Erklärungen Zouhaux' die Argnmente
des französischen Ministerpräsidenten zunichte
machten.

Als aus der Versammlung die Kommunisten auf-
gefordert wurden, die Regierung zu übernehmen,
erwiderte Cachin, datz die Kommunisten nicht

davor zurückschrecken würden, falls diese Notwen-
digkeit eintreten sollte. Dann würden sie aber
ganz andere Matznahmcn ergreifen, als dies von
der augenblicklichen Regierung geschehe.

Zum Schlutz sprach noch ein Redner der anar-
chistischen Vereinigung, der kurz und bündig er-
klärte, Regierungen, ganz gleich, ob sie von Lson
Blum oder anderen geführt wiirden, mütztcn
hinweggefegt werden.

ch

Die scharfen Angriffe der irunzösischen Bolsche-
wistenhäuptlmge gegen Blum und seine „Nicht-
einmischungspolitik" scheinen uns — wenigstens
für den Augenblick — nur zum Fenster hinaus
für die Stratze gesprochen zü sein. Cachin hält
ofsenbar den Zeitpunkt sür noch nicht gekom-
men, der Regierung Blum das angetündigte. mehr
oder minder „ehrenvolle" Vegräbnis zu bereiten.
Dafür spricht auch die Stimmenthaltung in der
Kammer und die Versicher.ung Lachins, er hoffe
auf eine Aendcrung der französischen Svanien-
volitik und wolle im übrigen dem Programm der
„Volksfront"-Regierung weiter zur Durchführung
verhelfen.

Gä'ubermig -erMa-ri-erVorftä-te

Nole MG-Nester werden ausgeräuchert - Zermürbung der Bolschewisten

Front vor Madrid, 7. Dezember

Die Ruhe an dcr Madrider Front wird aus
seiten der nationalen Truppen dazu benutzt, das
schwierige Vorstadtgelände von den letzten
roten Nestern zu säubern und nmfaag-
reiche Nachschubbewegungen durchznführen. Rot-
mord scheint nach den letzten Rundfunkmeldunge»
sest entschlosien zu sein, Madrid nach dem Abtrans-
port dcr kampsuntauglichen Zivilbevölkerung zu
einer FestungdesinternationalenBer-
brechertums zu machen.

Angestchts dieses ruchlosen Vorgehens würde
ein überstürztes Einrücken der nationalen Truppen
in die mit Maschinengewehren bestückte Jnnenstadt
grotze Verluste herbeiführen. Während die Vol-
schewisten ihre Kräfte in zusammenhanglosen An-
griffshandlungen vergeuden, wobei sie täglich meh-
rere hundert Tote verlieren, führt die nationaie
Heeresleitung unter Schonung ihrer Streitkräfte
die moralische und materielle Zermürbung des
Eegners herbei.

Auf einer Fahrt in die vorderste Linie von
Carabanchel Bajo konnte sich der Sonderbericht-
erstatter des DNB. von der schwierigen Klein-
arbeit Lberzeugen, die mehrere Abteilungen Fa-
langisten aus Sevilla, Caceres und von den Ka-

narischen Jnseln unter dem Befehl des Oberstleut-
nant Tella leisten. Die Falangisten haben an
einer Stelle hinter der vier Meter hohen Back-
steinmauer einer Parkanlage des Militärhospitals
Vorpostenquartiere bezogen. Durch Schietzscharten
kann man hier die Bewegung der in den nächsten
Häusern verbarrikadierten Roten verfolgen. Jn
knapp lüg Meter Entfernung sieht man Volsche-
wisten von Haus zu Haus laufen oder hinter
schlecht verbarrikadierten Fenstern auftauchen. Ee-
wehrkugeln pfeifen hin und her. Die Roten
verwenden ausschlietzlich Explosiv-
geschosse, deren Wirkung schlimmer ist als die
von Dum-Dum-Eeschossen. Ueber dem Militär-
hospital entspann sich zwischen etwa zehn Jagd-
fliegern ein Luftkampf, der damit endete, datz
einer der roten Flieger in der Nähe des Fried-
hofes abstürzte, während ein zweiter, eine starke
Rauchfahne nach sich ziehend, im Eleitflug nieder-
gehen mutzte und zwischen den Häusern des To-
ledo-Viertels verschwand.

Bezeichnend für die Stimmung bei den Roten
ist, datz ein Ueberläufer einen Tornister voll Gra-
natzünder mitführte. Er erklärte, datz diese Zün-
der vor dem Abschutz von den Eranaten entfernt
worden seien, so datz die Eeschosse beim Auf-
schlagen in den nationalen Stellungen nicht ex-
plodieren konnten.

llnwetierkaiafirophe in -er Türkei

Hunderte von Menschen ertrunken — 30000 obdachlos

.. Ankara, 7. Dezember

longanhaltender, wolkcnbruchartiger
an der Südküste Kleinasiens ist der Flutz
nl>»„ " uber die User gereten und hat den Bezirk
^«» ^" überschwemmt. Die Stadt Adana sclbst ift
''st > ^st Wasiermasien vollkommen eingeschlosien.
,» btrahen stehi das Wasier zwei Meter hoch.
!°»e» "ser sind eingestürzt. Man spricht oon meh-
Ahl-sundert Toten. 30 08V Menschen sollen ob-
' " >> b geworden sein. Der Schaden wird auf mehr
. ^ Millionen Türkische Psnnd geschätzt.
st^>st» .^"uölkerung dcs Bezirks und der Stadt
c>It»„ uemächtigte sich Panikstimmung. Die Hilse-
das Katastrophengebiet wird erschwert
w>»» Urterbrechung aker Bahn- n»d Teleson-

Einsturzunglück in prag

Prag, 7. Dezember

Vei dem Vau der neuen Prager Effektenbörse,
der neben dem Neusn Deutschen Theater ausge-
führt wird und der bis zum dritten Stockwerk ge-
diehen ist, stürzte Montagabend die noch in der
Verschalung befindliche Betondecke des grotzen
Vörsensaales, der den Mittelpunkt des Eebäudes
bildet, samt dem gesamten Stützwerk von der Höhe
des ^weiten Stockwerks in die Tiefe. Von den
Arbeitern, die sich im Saal befanden, konnte stch
nur ein Teil retten, die übrigen wurden verschüt-
tet. Zwanzig Verletzte wurden ins Krankenhaus
gebracht; neun von ihnen, die leichtere Verletzun-
gcn davongetragen haben, konnten entlassen
werden.

Der Heeresbericht des obersten Vefehlshabers
in Salamanca vom Sonntag meldet von der 5.
Division leichtes Eeschützfeüer im Frontabschnitt
von Belchite bei Zaragoza. Jm Kampfgebiet der
Provinz Alava war wegen des schlechten
Wetters wenig Eefechtstätigkeit. In Orduna
an der Viscayafront beschotz nationale Artillerie
einen Eisenbahnzug und zerstreute rote Truppen-
ansammlungen.

Trotzki-Bronstein gebt nach Mexiko

Paris, 7. Dezember

Einer Havasmeldung aus Mexiko zufolge har
das mexikanische Autzenministerium T r o tz k i-
Bronstein die Einreise nach Mexiko bewilligt.
Wie verlautet, hat Diego Rivera, ein führender
Trotzki-Anhänger in Mexiko, die Verhandlungen
geführt. Die Zulassung Trotzkis hat in mexikani-
schen Eewerkschaftskreisen starken Protest ausgelöst.

Schweizerisches Staatsschutzgesetz. Jn seiner Mon-
tagsitznng genehmigte der Schweizerische Bundes-
rat die Borlage zum neuen Slaatsjchutzgejetz.

Nm 6. Vvrember deginx Vensralkelckmarsvball
vvn IVIaoNensen seinen 87. Veburt8l»8. « ncker
»us palUsnbnsvn brinkien ikrs OlüvknsünsoNe ckar

Schcrt-BUüerSlenlt

Iapans Weg

Wir wollen nicht so anmatzend sein. zn behaup-
ten, datz wir das ewige Eeheimnis, welches über
dem Lande der anfgehenden Sonne seit Jahr-
tausenden licgt, lüften oder durchdringen könnten,
aber es soll die Aufgabe der folgenden Aufsätze
sein, bestimmte Eigenarten Japans, die seinen
märchenhaft scheinenden Aufstieg in den letzten
siebzig Jahren bedingten, die in dieser Zeitsvanne
einen mittelalterlichen Feudalstaat in einen mo-
dernen Rechtsstaat umgewandelt haben.
dem Verständnis der europäischen Mentalität
näherzubringen. Der grotze Fehler, der von den
abendländischen Völkern bei der Betrachtung Ja-
vans gemacht wird, ist die Standardisierung und
Verallgemeinerung gewisier Vegrisfe, wie „Dum-
ping". „Anspruchslosigkeit des iapanischen Arbei-
ters", „tiefer Lebensstandard" und viele andere.
Solche Bildungen. die in äutzeren Beobachtungen
ihren llrsprung haben. sind dazu geeignet, Mitz-
deutungen und Vorurteilen den Weg zu ebnen,
da hierbei die vositiven Faktoren und die wahren
Triebsedern der japanischen Seele unberücksichtigt
bleiben.

Javan ist ein Land, das die Ruhe nicht kennt
und in dem die Bewegnng nie aufhört. Jm ewigen
Wechsel lösen sich Schönheit und Tod ab. und die
Natur bestimmt das Wesen dieser Menschen, die
immer gewärtig sein müssen. datz sie sich ihnen
zur Zeit des Kirschbllltenfestes als liebender Eeist
und in anderen Perioden als furchtbare und zer-
störende Gewalt nähert, die keine irdischen Eüter
verschont und das Ovier von Abertansenden von
Menschenleben sordert. Zweifellos liegt in dieser
Erscheinung der llrsprung des javanischen
Cbarakters. der von der Ehrsurcht gegenüber dem
unabwendbaren Schicksal bestimmk wird.

Der Mensch erkennt das Leben in der Viel-
zahl der vitalen Strömungen. in denen das
materielle „Jch" nur eine verschwindende Rolle
spielt. Prof. Matsumoto. Bonn. hat in einem
Vortrag das Wort von der „Jchlosigkeit alles
Seins" geprägt, wobei er betonte, dah diese Auf«
asiung keinesfalls als der Aussluh eines nihi-
listischen Denkens zu betrachten sei. Während der
Westen — so führte der Eelebrte aus — sich bei
der Betrachtung der Dinge an das Reale. das
Augenblickliche gebunden fühle und alles vom
Standpunkl des „Seins" sehe. entstehe vor den
geistigen Augen des sernöstlichen Menschen das
Vild vom Wetden. Besteben und Vergehen. so dah
für ihn nicht das „Sein" zum ausschlaggebenden
Faktor wird. sondern das „Leben".

Kein Javaner betrachtet seine eigene Person
als eine absolute Eröhe. uird es ist bezeichnend
für die Mentalität dieses Volkes, dah seine Svrache
keine persönlichen Fürwörter kennt. Das „Jch".
losgelöst von seinen Beziehungen zu den Vor-
fahren und Nachkommen, zum iozialen Milieu und
den geistigen Ernndlagen, wie Erziehung. Studiu«
 
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