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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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verlag unb HerauSgeberi Derlag volklgimedtschast ch.. Heibekberg, H«chtstr, stammel,

Nr. Z22S. Lchristleitimg! Bruunengafle 20/24, Kermms »4g. Lt» »volllgemeuischast' erscheint s illick
d-ächentltch Mtd koftet monatlich l.70 SiM., Lei Trkgeiznstell»ng zs vsg.. Lei Vostznftellnng 42 Psg. mehr.

Sst di« Zeitnng am Erschetnen sturch lmrch HLH-re «ewalts »e^tndert. »efteht kck» «nspruch aus Lnt-
schädigung. «bbest-llungen müssen bts IpLtestenL 25. d. M. sür den solgende» Monat dtrekt »etm Berlag
eiugereicht werden. «litSschlieblicher BerichtSstand: Heidelberg. «ngeig-nprets- laut anstiegendem Taris.

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Oie lehten Marxifier» nach Frankreich geflohen

Der spanische Lenin

Mit der Bergfestung Jrun ist auch — wie wir
schon meldeten — die bürgerlich-linksrepublikanische
Madrider Regierung Eiral gesallen. Sie führte
im vergangenen Monat sowieso nur ein Schatten-
dasein, während die tatsächliche Macht von den
angeblich beratenden Regierunasausschüssen der
Kommunisten und Anarchosyndikalisten ausgeübt
wurde. Diese duldeten Eiral, weil sie ihn und die
Linksrepublikaner dem Ausland gegenüber zur
Tarnung ihrer von vornherein auf die Errichtung
eines Sowjet - Spanien gerichteten Pläne
brauchten. Auf diese Weise gelang es ihnen auch,
Cympathie und Hilfe bei den linksbürgerlich ein-
gestellten Kreisen Frankreichs und Englands sowie
dü> llnterstützung der entsprechenden Zeitungen zu
finden. „Die Demokratie wird vom
Fascismus bedroht", so schrieben diese
Blätter, blind für die Tatsache, datz in den von
Madrid beherrschten Prooinzen diese Demokratie
schon längst ihr kümmerliches Dasein ausgehaucht
und einem kommunistisch-anarchistischen Terror-
regime Platz gemacht hatte.

Die zunehmcnden militärischen Erfolge der
spanischen Nationalisten haben die Madrider Ee-
walthaber nun gezwungen, Farbe zu bekennen. Giral
mußte gehen, und der Marxist Largo Caballero
hat eine marxistisch-kommunistische Regierung — so
man einer Terroristenvereinigung überhaupt diese
Bezeichnung geben will — gebildet. Dah daneben
noch ein baskischer Separatist und ein Linksrepu-
blikaner sowie Äiral ohne Portefeuille als bedeu-
tungslose Anhängsel übernommen wurden, ändert
nichts an der Totsache, datz i n dieser Rcgierung
Marxisten und Kommunisten allein den Ton
angeben.

Bemerkenswert scheint uns, daß die Anarcho-
syndikalisten jede Beteiligung abgelehnt
haben. Noch radikaler wie die Kommunisten, be-i
herrschen sie in den oon Madrid abhängigen Pro-
vinzen mit ihren größtenteils aus entlassenen
Zvchthäuslern und sonstigen asozialen Elementen
zusammengesetzten Terrortrupps die Straße. Dem
Eenossen Caballero, dem man in Spanien den
Ebrentitel „s p a n i s ch e r Lenin" gegeben hat,
kann es demnach eines Tages passieren, daß er, wie
Kerenski in der Sowjetunion, das Opfer seiner
noch radikaleren Freunde wird. Ein Revolutions-
schicksal, dem übrigens der gewesene Ministerpräst-
dcnt Giral bedenklich näher gerückt ist.

Der spanische Bürgerkrieg hat bisher drei
Madrider Regierungen verschlungen. Das Kabinett
Ouiroga stürzte nach einem Tag, Barrio
niußte sich mit 14 Stunden begnügen, während
Eiral immerhin beinahe zwei Monate erlebte.
Wie lange wird Caballero dem doppelten Druck
i>er vordringenden Militärgruppe einerseits
und der fortschreitenden Zersetzung seiner eigenen
Eenossen durch die Anarchisten andererseits
standhalten?

Auf jeden Fall hat die Eroberund Jruns durch
die Nationalisten. die hosfnungslose Lage San
Eebastians und Malagas, vor allem aber die
'mmer bedenklicher werdende Einkreisung
Madrids zur Machtübergabe an Laballero in
Madrid geführt. Von ihm wird die Herstellung
ver bisher fehlenden cinheitlichen Befehlsgewalt
uber die verschiedenen marxiftischen Eruppen er-
lnartet. Eut unterrichtete Kenner der Madrider
Verhältnisse behaupten, daß der in der Vorwoche
nort eingetroffene Sowjetbotschafter Rosenberg im
Moskauer Auftrag die nun erfolgte Regierungs-
anderung gefordert habe.

, Wie dem nun sei. Die Madrider „Regierung"
ik>ird künftig nicht mehr behauptcn können, sie ver-
ieidige die Dcmokratie, denn das von ihr be-
nerrschte Drittel Spaniens steht, Barcelona nach-
wlgend, nun restlos unter Sowjetterror. Die bei-
^en kommunistischen „Minister", deren einer be-
lnerkenswerterweise Jesus Hernandez heißt, wer-
neben Largo Caballero dafür sorgen, datz
^nropa einen Borgeschmack von den Moskauer
begnungen erhält, gegenüber dem die brutale Er-
lNoidung hunderter Eeiseln in Irun und Euada-
tupe wahrscheinlich bald vergessen sein dürfte. Der
°'8entliche Leiter der spanischen Sowjetprovinzen
^s'rd künstig aber nicht Caballero, sonbern der
^owjetbotschaftcr sein.

Bemerkenswerterweise sind die französischen
^ud englischen linksbürgerlichen Zeitungen über den
^urz ' der „letzten demokratischen Regierung" in
?uadrid sehr betreten. Sie geben bekümmert zu,
uoß mit dem Regime Caballero ein großer Schritt
^'r Sowjetiiierung Spanicns vcrsucht
^orden sei. Das unglückliche Land werde auf
hinaus zum Ruin vernrteilt sein, denn
s>aballero werds den Kampf bis zum Ende so oder
s? führen. Nach den Mord- und Terrorplänen, die
^'r bej KPD. fanden. scheint uns dieses
?'teil ur-er die ki"-Ztige Tätigkeit des „spanisch-n
.gc »bc> ben.

B. Seeger-Kelbe

Front bei Jrun, 8. Sept.

Nach einer Nacht des Grauens, in der die
Feuersäule des brennenden Jrun am Himmel stand,
bescheint nnn am Samstagmorgen eine freundliche
Sonne die schwer gepriifte Stadt. Noch immer stei-
gen ans zahlreichen Häusertriimmern Rauchwolken
empor, aber die grohe Macht des Feuers ist ge-
brochen. Da es während der Nacht völlig windstill
war, sind glücklicherweise viele Häuker und sogar
einige Kirchen von den Flammen verschont ge-
blieben.

Die militärische Lage ist am Samstagvormittag
gegenüber Freitagabend fast völlig unverändert.
Der Kovf der internationalen Brücke ist auf der
svanischen Seite noch von etwa 10 Milizen besetzt.
Mit bloßem Auge sieht man sie am offenen Fen-
ster des Torgebäudes frühstücken und trinken. Ei-
nige andere bedienen inzwischen das Maschinen-
gewehr. mit dem sie von Zeit zu Zeit auf die Re-
servestellungen der Weißen feuern. die etwa 400
bis 500 Meter weiter entsernt hinter Erdwällen
liegen und ebensalls hin und wieder den Brücken-
kopf unter Feuer nehmen.

Ein belgischer Kommunist. der vor eini-
gen Stunden aus Jrun herübergekommen ist, wo
er an der Vrücke das Mafchinengewehr bedient hat.
erzählt uns. datz nur noch etwa 100 Milizsoldaten
als letzte Posten stch in Zrun befänden. Sobald

London, S. September

Die „Daily Mail" verösfentlicht einen Be-
richt eines in Spanien ansässigen Engländers, der
surchtbare Einzelheitcn über die viehischen Ereuel-
taten spanischer Marxisten gegenüber Frauen und
Kindern enthält.

So haben die Roten, diesem Bericht zufolge, in
Baena in Andalusien hunderte von kleinen
Kindern ermordet, indem sie dieselben mit
den Köpfen nach unten an Balkonen aufhängten.
Andere seien an Haustllren gekreuzigt worden.
Zahlreiche Frauen seien an Pferde gebunden und
von diesen durch die Stratzen geschleift worden.
Jn San Roque bei Eibraltar hätten die Roten
die Frau und die Tochter des Earnisonskomman-
danten als Eeiseln festgenommen. Jhre Leichen
seien später mit schrecklichen Verstümme-
lungen aufgefunden worden. Das Blatt veröf-

die Weißen zur Säuberung dieser vereinzelten letz-
ten Wächter vorgehen, wird auch deren Besatzuns
aus französisches Gebiet hinüberwechseln.

Die letzten Eruppen der Roten. die sich noch
am Kovsende der internationalen Vrllcke befanden,
wurden um die Mittagsstunde am Samstag durch
einen überraschenden Angrifs der Nationalisten, die
unerwartet vom Norden her vorbrachen, nach einem
kurzen, aber außerordentlich heftigen und blutigen
Gefecht gezwungen, llber die internationale Brücke
nach Hendaye zu slüchten. Jn dcn letzten füns Mi-
nuten batten sie an Verlusten 13 Tote. Um 12.10
llhr besetzten die Abteiluwgen der Militärgruvve
den spanischen Brückenkovf.

Der Sonderberichterstatter des DNV. befand sich
während des Gesechts neben dem französischen
Grenzpösten an der internationalen Brücke. Die
Eeschosse vsifsen unaufhörlich die Brücke entlang
und schlugen links und rechts ein. Alles warf sich
nieder und versuchte, die schützenden Hauseingänge
zu erreichen. Ein Zivilist blieb liegen: er hatte
einen schweren Beinschutz erhalten. es gelang aber,
ibn in Sicherheit zu bringen. Als die Roten er-
kcnnen mußten. datz jeder Widerstand vergeblich
war und ihre Verluste immer grötzer wurden, lie-
fen sie in langen Sätzen über die internationale
Brücke. ständig bedrobt von dem Feuer der Natio-
naliften. Einige ganz Vorsichtige hatten sich zum
Schutz Matratzen aus den Rücken gebunden.
Bevor die Marxisten den französischen Erenzgen-

fentlicht ferner einen Bericht, den eine chemische
Firma in Wincester aus Sevilla erhalten hat. Da-
rin werden marxistische Ereueltaten beschrieben,
die vor dem Siege der Nationalisten in der Pro-
vinz Sevilla begangen wurden. Jn Arahal schlos-
sen die Roten 47 Personen in einen kleinen Raum,
übergossensiemitVenzin und ver-
brannten sie bei lebendigem Leibe. Jn
Lazalia de la Sierra wurden 87 Personen leben-
dig in eine tiefe Erube gestürzt, in die die
Marxisten alle drei Minuten eine Dynamitpatrone
warfen.

„Daily Expreß" meldet, daß die Roten in
Irun kurz nach der Erstllrmung der Stadt durch
die Nationalisten 510 Eeiseln erschossen
haben. llnter ihnen befand sich der Erzbischof von
Valladolid. — Nach einer Reutermeldung aus
Eibraltar haben die Kommunisten in Almeria den
72 Jahre alten Bischos von Almeria erschossen.

darmen ihre Waffen ablieferten, ergingen sie sich
in wüstesten Schimpfworten und Flllchen auf die
Weitzen, denen sie mit erhobener Faust und den
Gewehren drobten, bis die französische Polizei die
Leute kurzerhand in die Wachtstuben führte und
ihnen die Waffen und Munition abnahm.

Oie Bedeuturig des Sieges

Hendaye, 5. September

Die Einnahme von Jrun bedeutet die Errei-
chung des von der obersten Leitung der nationalen
Truppen gesteckten strategischen Zieles in Nord-
spanien. Sechs Wochen lang bildete die bisher
offene Grenze nach Frankreich sowohl
den moralischen wie den materiellen RLckhalt für
die spanischen Rotfrontler. Außerdem hatte die
offene Grenze fllr die Roten den unschätzbaren
Wert des freien Rückens und der Rückzugsmöglich-
keit. Nachdem die übrigen Pyrenäen-Erenzüber-
gänge sich schon seit Ende Juli in der Hand der
Weißen befanden, ist von heute ab eine direkte
Verbindung zwischen den spanischen Volksfrontlern
und Frankreich nur mehr in den katalani-
schen Pyrenäen und deren Ausläufern mög-
lich. Die weitere Entwicklung der Kämpfe im
Norden Spaniens dürfte durch den Sieg von Irun
ganz wqsentlich beeinflutzt werden. Die Vesetzung
des bisher in den Händen der Roten befindlichen
nördlichen Festungsstreifens durch die Nationa-
listen, also der Fall von Renteria, Kasajes und
von San Sebastian werden jetzs nicht mehr lange
auf sich warten lassen

444 Augustiner ermor-ei

Paris, ö. September

Wie der „I o u r" aus Vurgos meldet, stnd 114
Augustiner-Mönche des Escorial von den roten
Milizen erschossen worden, ohne datz vorher ein
Urteil gefällt worden wäre. Dieses schreckliche
Drama habe sich trotz des formellen Versprechens
des Präsidenten der Republik, Azanas, abge-
spielt, der ein ehemaliger Schüler dieser Patres
gewesen ist. Azanas hatte nämlich erklärt, solange
er an der Macht sein würde, brauchten sie nichts
zu befürchten.

Wie man sieht, ein leeres Versprechen, denn
der Präsident hatte nicht die Möglichkeit, es zu
halten. Es ist nur ein neuer Beweis, daß der
erste Mann der spanischen Republik nicht einmal
mehr ein Tüpfelchen einer Autorität besitzt.

Kloster Moniserrat zerstöri

Paris. 5. Sevt.

Jn dem aus einem Höhenzug hinter Barcelona
liegenden berühmten Kloster und Walliahrtsort
Montserrat wird, wie Haoas meldet, zur Zeit
von den Roten alles zerstört, was irgendwie an
den religiösen Charakter dieser historischen Stätte
erinnert. Unter anderem sollen bereits die Pas-
stonsgruppen der bolschewistischen Zerstörungswut
zum Ovfer gefallen sein.

Oeutsche KriegSfchiffe als Retter

Berlin, 5. September

Durch das Eingreifen der deutschen Kriegsschiffe
in den spanischen Eewässern können erneut in ver-
schiedenen Fällen in harter Bedrängnis besindliche
deutsche Volksgenossen gerettet werden. Verhand-
lungen des Kommandanten des Kreuzers „Leiv-
z i g" mit beiden Parteien führten zu dem Erfolg.
daß ihm sreier Abzug der deutschen und anderen
nichtspanischen Flüchtlinge aus der durch Regie-
rungstruvven eingeschlossenen Stadt Oviedo zuge-
sagt wurde. Am Sonntag sollen diese Deutschen in
der Hafenstadt Eijon auf den Damvfer „Bessel"
eingeschisst und unter dem Schutz des Kreuzers
„Leipzig" abtransvortiert werden.

Jn Portugalete war die Tochter eines Deut-
schen seit 14 Tagen wegen faschistischer Kesinnung
im Gefängnis. Durch versönliches Eingreisen des
Kommandanten des Torvedobootes „Jaguar"
wurde iedoch ibre Freilassung erreicht.

Wie das Oberkommando der Marine mitteilt.
werden am Sonntag die Torvedoboote „T i g e r"
und „I l t i s" zur Ablösung von zwei anderen
ichon länger in spanischen Eewässern befindlichen
Booten in See gehen.

0er rum Uaser ckes ^rbeitsckienstes in Llüi-nksrs Foto: Scherl

Besiien in Menschengestatt

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