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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0275

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Bürgerkneg in Spanien

' 7 .

Zweimalige Llmbildung -er Regierung — Oie Aufständischen auf dem Marsch nach Madrid

Madrid, 19. Juli.

I« de» sriihen Morgenstunden des Sonntags
«urde iiberrajchend bekanntgegeben, datz der bis-
herige Ministerpräsideut Casares Quiroga,
d«r Jnnenminister Moles und drei weitere
Miuister zurückgetreten seien. Der bisherige Land-
tagspräsident Martinez Barrio (Republikanische
Unionj hat bereits ein neues Kabinett gebildet.
Der Regierungswechsel soll im Einverständnis mit
deu Fiihrern der marxistischen Bolkssront vorgenom.
men worden sein und bezwecken, der Regierung
durch Hinzuziehung einiger nationalrepublikanischer
Minister, die den Rechtsparteien genehm sind, grö-
here Autorität zn verschassen.

Dem neuen Kabinett gehören folgende Persön-
lichkeiten an:

Ministerpräsident Martinez Barrio (Republi-
kanische Union);

Jnnenminister Augusto Barcia (Linksrepubli-
kaner, bisher Autzenminister);

Kriegsminister General Miaja (parteilos);

Marineminister JosS Eiral (Linksrepublikaner);

Finanzminister Enrique Ramos (Linksrepu-
blikanerl;

Landroirtschaftsminister Ramon Feced (Natio.
nalrepublikaner);

Arbeitsminister Einer de los Rios (Republika.
nische Union, bisher Verkehrsminister);

Unterrichtsminister Marcelino Domingo (Links-
republikaner, mehrfacher früherer Minister);

Justizminister Blasco Earzon (Republikanische
Union);

Aeue Aenderung im Kabinett

Wie in einer Rundsunkerklärung der spanischen
Ilegierung mitgeteilt wird, ist eine qpue Aende-
kuug jn der Besetzung des erst Sonutag früh 4 Uhr
vebildeten Kabinetts erfolgt. Das Ministerpräsi-
dium und das Marineministerium hat Iosü Gi-
»al, das Jnnenminifterium Eeneral Pozas
Lbernommen.

* .

Jeglicher Verkehr nach Spanien dnrch die Eisen-
"ahn. j» der Lnft und mit dem Schiff ist unter-
vrochen.

Auch i» Melilla sind KLmpfe ausgebrochen. Vei
der Erktürmung des Telephongebäudes soll es meh-
rere Tote und Verwundete gegebe« haben. Zn
Madrid stationierte Bombenflugzeuge haben den
Befehl erbalten, am Sountagmorgen nach Nord-
"srika zu starten «nd die aufständischen Earnisonen
«it Vomben zu belegeu.

Auf der Eisenbahnstrecke Sevilla—Madrid sind,
wie aus zuverlässiger Quelle oerlautet, di^Eleise
ium Teil aufgerissen worden, um Truvventrans-
borte nach der Hauvtstadt zu unterbinden.

Zn Asturien sind die Minenarbeiter in den Ee-
Ueralstreik getreten.

„Paris Soir" berichtet aus Eibraltar, datz ein
Teil der ausständischen marokkanischen Truvven am
«onntagvormittag auf der iberischen Halbinsel ge-
landet und unoerzüglich in Richtung Sevilla ab-
w rschiert sei, um sich mit den dortigen Truvven

m Marsch auf Madrid zu vereinigen.

Das gleiche Blatt meldet aus Rabat, dah drei
°er nach Melilla cutsandten regierungstrcuen
^riegsschiffe zu den Ausständischcn Lbergegangen
lrien. Ein viertes Schiff kei auf der Reede von
^arache erschienen und habe sosort mit den auf-
itiindischen Truvven Verbindung aufgenommen.
weneral Franco leite oon Melilla aus den Auf-
üand. Die Aufständischen seien Herren der Lage
»nd könnten die Ordnung aufrechterhalten.

^lndurchfichtige Lage in -er Hauplstadt

Madrid, 19. Juli.

, Es ist in Spaniens Hauptstadt insolge dei herr-
ichenden Nochrichteniperre ichwer. sich ein Bild der
tiage zu machen.

. Der frühere Minister und jetzige Führer der
^echtspartei in Vaiencia, Lucia, habe, jo wird
veiter erklärt, in einem Telegramm an die Regie-
tung vieser seine Unterstützung gegen die Rebellen
^ersprochen. Diese Tatsache sei als ein gutes Zei-
ben für rnc Ablehnung zu werten, die der Aufstand
Vn Lande sindet. Wiedirholt wird oersichert, datz
Dei Transportschiffe mit Truppen von Algeciras

nach dem afrikanischen Aufstandsgebiet unterwegs
sind. 2n Cartagena ist ein Wasserslugzeuggeschwader
nach Afrika gestartet.

Ein Radiotelegramm des Eenerals Franco,
der das Kommando über die Streitkräfte auf den
kanarischen Inseln hat, ist abgefangen worden. Es
bestätigt die Eerüchte, datz Franco auf Seiten der
Aufständischen steht. Wörtlich heitzt es: „Die Ear.
nison grützt begeistert die Aufständischen und die
übrigen Truppen der Halbinsel in diesem geschicht.
lichen Augenblick. Es lebe Spanien in Ehren! Ee-
neral Franco."

Aus privater Quelle verlautet, dah in Se-
villa Schietzereien zwischen den Aufständischen
und der Polizei stattgefunden haben, dah jedoch
über die Anzahl der Opfer keine Einzelheiten vor-
liegen. Die Erstürmung des Sendehauses und des
Polizeipräsidiums in Sevilla ist den Ausständischen
nicht gelungen.

Jm Eebäude des Kriegsministeriums in Mad-
rid, das in Verteidigungszustand gesetzt worden ist.

hatte am Samstagvormittag unter Teilnahme des
Landtagspräsidenten. des Führers der Republika-
nischen llnion und einiger Marxistensührer ein
Ministerrat stattgefunden, über den jedoch auch
später nichts Näheres verlautete.

Am Samstagabend fand jn dem mit Sandsäcken
und Maschinengewehren in Verteidigungszustand
versetzten Eebäude des Kriegsministeriums ein
neuer Ministerrat statt. Dabei wurde der Beschluh
gefaht. die beiden Exponenten des gemähigten und
des revolutionären Flügels der spanischen Sozial-
demokratie, die Abgeordneten Prieto und Largo
Caballero als Minister ohne Eeschästsbereich
in die Regierung zu übernehmen. (Am Sonntag-
früh ist inzwischen eine neue Regierung gebildet
worden. Die Schriftleitung.)

Ferner wurde beschlossen, die Arbeitermi-
liz zur aktiven Mitarbeit heranzuziehen. Meb-
rere tausend Mann dieser Miliz haben in Madrid
bereits strategische Stellungen bezogen und sind
reichlich mit Eewehren, Pistolen und Munition
ausgerüstet worden.

Moskau -roht

Auf der letzten Völkerbundstagung hat Litwi»
now-Wallach wieder einmal eine seiner sattsam be-
kannten, von Friedensbeteuerungen und Loyalitäts-
erklärungen strotzenden Propagandareden gehalten.
Da die Moskauer Machthaber nach wie vor die Un-
verfrorenheit besitzen, jeden Zusammenhang zwischen
offizieller Sowjetregierung und Kommunistischer 2n-
ternationale zu leugnen, fiel es dem sowjetischen
Autzenkommissar nicht schwer, an die Adresse 2ta.
liens Worte zu richten, die den Anschein erwecken
sollen, als ob die Sowjets sich an den italienfeind.
lichen Sanktionen nur beteiligt hätten, um ihren
„Verpflichtungen als VölkerbundsmitglieL" nachzu-
kommen. Mit salbungsvoller Scheinheiligkeit ver-
sicherte Litwinow, datz die Eowjetunion nichts ande-
res als „die grützte Achtung und Sympathie für das
italienische Volk" hege. Die Sowjetunion sei an
„der ununterbrochenen Entwicklung und Festigung
der bestehenden politischen, wirtschaftlichen und kul.
turellen Beziehungen mit 2talien interessiert".

Demgegenüber mutz festgestellt werden, datz die
Komintern in der ganzen Welt eine wütende Kam-
pagne gegen 2talien entfesselt hatte, um — wie
nicht nur die kommunistischen Zeitungen aller Län.
der, sondern auch die Presse der Sowjetunion wieder.
holt erklärten — dem faschistischen 2talien und
damit dem „Weltfaschismus" einen ent.
scheidenden Schlag zu versetzen.

Die bolschewistische Aktion gegen 2talien ist ge-
scheitert, und die Sowjets stellen sich nunmehr, we«
nigstens zum Schein, auf den Boden der Tatsachen.
Sie bemühen sich, das Handelsgeschäft mit 2talien
wieder aus den alten Stand zu bringen, gleichzeitig
jedoch hoffen sie auf eine schnelle Revolutionierung
und Auflehnung der abessinischen Volksmassen. Der
Kolonialbolschewismus soll somit eine neue „Sek-
tion" erhalten, und, was die autzenpolitische Aktivi-
tät des roten 2mperialismus anbetrisft, so richtet
sich ihr Hauptstotz wieder verstärkt gegen das neue
Deutschland.

Den Zusammenbruch der Sanktionspolitik, der
auf der letzten Völkerbundssitzung mit allseitigem
Vedauern sestgestellt werden mußte, benutzte Litwi-
now dazu, die alten Vcmllhungen um die „Defi.
nition des Angreifers" wieder aufzuneh.
men. 2n langatmiaen Spitzfindigkeiten suchte er
darzulegen, datz ein Organ geschaffen werden mützte,
welches den Tatbestand des Angriffs festzustellen
habe. Die Bolschewisten hofsen, datz sie mit Hilse
ihrer neuen „Verbündeten" in der Lage sein wer.
den, dieses noch zu schafsende Völkerbundsorgan zu
beherrschen und seine Entscheidungen in ihrem Sinne
zu beeinflussen. Sie glauben, datz dies besonders
leicht sein wird, wenn der „Angreifer" ein Nicht-
mitglied des Völkerbundes sein sollte! Die Absicht
der Sowjets, die Völkerbundsmaschinerie zu einem
ichlagfertigen Kriegsinstrument auszugestalten, geht
übrigens aus den letzten Ausführungen Litwinows
klar hervor, in denen er wörtlich erklärte, datz „in
einem idealen Völkerbund militärische Sanktionen (!)
sowohl als wirtschaftliche für alle bindend sein
sollten"

Die roten Herrscher im Kreml wissen natürlich,
datz die Schaffung eines solchen „idealen" Völker-
bundes lange Zeit erfordert. Sie haben diese Tat-
sache bei Abschlutz des Mrlitärpaktes mit Frankreich
:n Rechnung gestelli und dasür gesorgt, datz nach
Punkt 1 des Protokolls zum Vertrag die Bündnis-
partner in der Lage sind, sich über den Völkerbund
hinwegzusetzen und die Urteilsfindung iiber den
„Angreifer" in ihr sreies Belieben zu stellen. Dcr
andere sowjetische Bundesgenosse, die Tschechoslowa-
kei, hat sich bekanntlich vollständig und bedingungs-
los, auf Eedeih und Verderb, der roten Welimacht.
politik verschrieben. Dieses heimtückische Einkrei.
jungswerk der Sowjet-Diplomatie wird aber von
ihrem offiziellen Vertreter mit echi jüdiicher Fin-
digkeit in cin pazifistiiches Eewand gckieidet und
der staunenden Weltösfenilichkeit als „Beitrag" det
Sowjctunion im Kampse um die „Erhaltung ües
Friedens" präsentiert!

Von Eenf nach Moskau ist ein weiter Weg. Des<
halb glauben die Sowjets, in ihrer Hauptstadt mit
dem Eäbel rasieln zu können. ohne dabei Gesahr ze
laufen, die Friedenstauben am fernen Eenfer Scs
aufzuscheuchen. Nachdem erst kürzlich der Leiter de<

Austaki in Bayreuih

Glanzvolle Aufführung -es ^Lohengnn ' in Gegenrvart -es Kührers

Bayreuth, 19. Juli.

Der FLHrer traf zur Teilnahme an den Bay-
reuther Festspielen am Sonntagvormittag in Vay-
reuth ein. Jn seiner Begleitung besanden sich der
Gauleiter von MLnchen-Oberbayern, Staatsmini-
ster Adols Wagner, ObergruppcnfLhrer BrLck -
ner, BrigadesLhrer Schaub uud der stellvertre-
tende Presseches der Reichsregierung, Ministerial-
rat Berndt. Der FLHrer wurde auf dem Bahn-
hos von Eauleiter Wächtler und den FLHrern
der Eliederungen der Bewegung im Gau Baye-
rische Ostmark empfangen und begrUtzt.

Ferner sind in Bayreuth Reichsminister Dr.
Eoebbels und Botschaster von Ribbentrop
eingetrofsen.

*

Jn der festlich geschmückten Hauptstadt der Vay-
rischen Ostmark erfolgte am Sonntagnachmittag die
Erösfnung der Bayreuther Festspiele 1936 mit der
glanzvollen Aufsührung von Richard Wagners ro-
mantischer Oper „Lohengri n". Der Führer —
ein Verehrer Wagnerscher Musik — hat es sich
nicht nehmen lassen, selbst nach Bayreuth zu kom-

men, um inmitten der grotzen Wagner-Eemeinde
der Aufführung beizuwohnen. Unter den nahezu
2009 Musikfreunden aus aller Welt bemerkte man
die Reichsminister Goebbels, Rust, den Ee-
neralfeldmarschall von Blomberg, Eeneral-
oberst Freiherr von Fritsch, die Botschafter von
Ribbentrop und von Papen, die Eauleiter
Wächtler, Streicher, Adolf Wagner und
Koch, die Reichsstatthalter Robert Wagner
und S a uckel, den bayrischen Ministerpräsidenten
Siebert, Obergruppenführer Brückner, Korps-
führer Hühnlein und Brigadeführer Schaub.
Aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis des
Hauses Wahnfried sind u. a. Frau Eva Cham-
berlain und Eräfin Gravina zugegcn. Fer-
ner sieht man eine grotze Zahl Jntendanten und
namhaste Dirigenten aus dem Reich.

Frau Winifred Wagner hat die Eesamtleitung,
Eeneralintendant Tietjen hat die Eesamtregie
und Staatsrat Dr. Furtwängler die Führung
des Dirigentenstabes übernommen.

Seit dem Jahre 1909 ist Wagners „Lohengrin"
nicht mehr in Bayreuth aufgeführt worden.

llusstolluns „llsutsoblsnck " vrötknst

0r. voedbels dei cker SssivdtiLuns ckes Ickustsrlessrs ckv» klvlvdsardsltsckienstes Scherl-Btlöeröienst
 
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