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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0913

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Z22S. Lchriftleitung: Brunnengaffe L>/24, Kernruf 3740. Dte „DolkSgemeinschast' -rscheint 7 mal
°>nchkntlich und kostet monatlich l.70 RM. bei TrLgerzustellung zo Dsg.. bei Postzustcllung 42 Mg. mehr.

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panfer Waffen für Spanien

Sensationelle Cnthüllungen des „Meffagero"

Rom, 1. September

^ Unrer dsr UeZersKrift „Wer hat den svanikchen
^Amuuiste» die Wassen geliesert?" verössentlicht
MessLgero" eine aussührliche chronologische
?usammeustellu»g Lber die Entwicklung der — wie
Ats Blatt betont — auf Initiative der spanischen
^sierung zurückgehenden Verhandlungen mit der
^snzösischen Negierung über die Lieserung von
Massen, die — wiederum aus Antrag der spani-
'Hen Regierung — direkt aus den RL-
aungsdepots des franzökischen Hee-
*es entnommen werden sollten.

. Das Blatt bezeichnet seine Angaben als ab-
!°Iut znverlässtg, und erklärt. kein Dementi sürch-
zu brauchen. Es seien unansechtbare
^ud unwiderlegliche Beweise über um-
^ugreiche Waffenlieferungen an die Aiadrider
.-uegierung vor und sofort nach (!) der französt-
!chen Nichteinmischungsinitiative vorhanden. Selbst
französtsche Ministervrästdent babe die entivre-
^.nden Enthüllungen der Parifer Presse im fran-
Michen Ministerrat nicht ableugnen können und
auf die Bemerkung beichränkt, es handle stch
^ur geringsügige Lieferungen.

. Nach den Feststellungen des „Messagero" hat sich
-Er spanifche Ministervrästdent Quiroga am
Juli telegravhisch an den sranzöstschen Mini-
.^rvrästdenten Blum gewandt, und ihn um Mit-
?.ufe Frankreichs bei der Niederwerfung der Na-
Uoualisten gebeten. Ministervrästdent Vlum habe
»urauf den svanischen Botschaster Eardenas zu stch
umrnen lassen. und ibn unter dem geschickten Vor-
stxUud. keine direkte Vervindung mit dem franzö-
.Uchen Botschafter in Madrid zu haben, gebeten.
?r wanischen Regierung mitzuteilen. dast die fran-
fUUiche Regierung bereit sei. die für die Niederwer-
wng notwendige Hilfe zu gewäbren.

Das Blatt schildert vom 18. bis zum 27. Juli
^ug für Dog den Stand der Verbandlungen und
A tatsächlichen, wenn auch nicht immer menaen-
^unig genau fektstellbaren Lieferungen sowie ihre
A^ahluna. siir die neben der Eröfsnuna eines Kre-
rts von sechs Millionen Franken bei der Banoue
Paris et des Vavs-Ras lstnldtransvorte in der
Uohe onn 1 288 Nvv Vkund Sterling nacki Paris
"Urchaeführt worden seien.

. Man müsse stch fraaen. welche Ziele Paris mit
-Aser wiederholten Beaünstigung Madrids ver-
we. Die Antwort erscheine nicht zweifelhaft. da
^an nicht erst seit heute wiste, dah Frankreich
^nen militärischen Stützpunkt in Sva-
^>en suche. Man brauche stch nur an die Reise
^u.u Serriot nach Madrid aus dem Iahre 1932 zu
. 'unern. Serriot habe damals. wenn auch v-r-
^vens. mit Sitte eines überaus günstwen Sandels-
, rtraa->s ein Komvramiß über das Durchzngsr"cht
IUnzöstscher Kolonialtruvnen durch spanisches Ge-
°et ,m Kriegsfalle errsichen wollen.

^ Diesem Sandelsvertrag sei übrigens ein ver-
s?.? u liches militär-volitisches Schrift-
^rund dessen Svanien in einem
Nbr für 20 Millionen Franken fran-östsch->s
^k-easmaterial kauken und auherdem Fabriken für
S->rst-sluna von Flugzeuaen und G-schützen n-'ch
/UnEiK^ Patenten einrichten sollte. die im
^risgsfall das sranzöstsche Seer zu beliefern hätten.
^ Die Tatsache. so schliestt das Blatt, zeige. wie
r'ulich der Volksfront-Regierunq die gew'sten-
-Utte Einbaltung des van den Erotzmächten beschlns-
^u«n Embargos sein müsse. das in so offenem Mi-
^nvrnch mit diesen der französtschen Jnitiative
»nnttelbar vorausgeaangenen oder gleichzeitig fich
Avielenden Dingen sei.

30 km von Toledo

Der Alcazar hält sich

^ Die provisorische Regierung in Burgos teilt
datz die Truppen des Generals Franco im
>uufe des Montag sich bis auf 30 Kilometer an
Medo heranarbeiten konnten. Jn Toledo selbst
Erteidigen sich noch immer 1000 Mann im Alca-
gegen die Angriffe der Marxisten. Jhre Ver-
^legung wird durch nationalistische Flugzenge
Ilrchgefsthrt. Jm Süden konnten die Trnppen
kzrancos weitere Fortschritte in der Eegend von
^Uen machen und mehrere Ortschaften besetzen.

. Von Burgos werden ferner energifch Meldun-
M der französischen Presse dementiert, wonach
-^Neral Mola stch zurzeit auf französischem Eebiet
^Ushalte, um mit Vertretern der spanischen Links-
Äierung über ein Kompromitz zu verhandeln. Der
?^ueral besinde sich nach wie vor in Dalladolid,
5° er die Vorbereitungen zum Angrifs auf Ma-
"kld leite.

Zwei Flugzeuge der Militärgruppe warfen am
Sonntagabend acht Bomben auf Bilbao ab, wo-
durch eine Person getötet und mehrere verwundet
worden seien. Autzerdem habe man grötzeren Sach-
schaden festgestellt.

Die RadiosSnder der Nationalisten berichten,
datz die Madrider Regierung einen ihrer Sender
mit einer Frau als Sprecher besetzt habe, die vor-
täuscht, der Sprecher der Station der Militär-
gruppe zu Tenerisfa auf den Kanarischen Jnseln
zu sein. Die nationalistischen Sender warnen ihre
Hörer, auf diesen Schwindel hereinzufallen.

Auch LlSA-Bolschast verläßt Madrid

Neuyork, 1. Sept.

Die amerikanische Botschaft in Madrid teilte
dem Staatsdepartement in Washington mit, datz

.ste die Bemühungen fortsetze, um die noch in Ma-
drid verbliebenen 164 Amerikaner zu bewegen, die
spanische Hauptstadt zu verlassen und sich am
Mittwochabend mit der Eisenbahn nach Alicante
zu begeben. Dort wartet der Kreuzer „Quincy",
um sie aufzunehmen. Die Botschaft habe den USA-
Bürgern mitgeteilt, datz der Eisenbahnverkehr aus
Madrid jederzeit eingestellt werden könne und datz
die Möglichkeit bestehe, dah auch die USA-Vot-
lchaft gezwungen jein werde, die Hauptstadt zu
verlasscn.

Französischer Journalist in Spanicn gctötet?

Ein Sonderberichterstattcr des sranzösischen Vlat-
tes „Jntransigeaut", der dem Kampf um die Jniel
Mallorca beiwohnen wollte, soll ums Leben ge-
kommen sein; nach einer englischen Agenturmeldung
sei er zusammen mit katalanischen Marxisten stand-
rechtlich erschossen worden.

Aationalistifche Erfolge bei Zrun

Vorbereiiung durch Flugzeuge und Ariillerie

An dsr Front var Jrun, 1. September

Am Dienstag um 7.3V Uhr hat die Vombardie-
rnng der Stadt Jrun durch die Nationalen begon-
nen. Sechs Flugzeuge überflogen den Ort in einer
Höhe von 2VVV Meter und bewarfen ibn in Abftiin-
den von fünf bis zehn Minnten mit mittleren nnd
schweren Bonrben. Riesige Ranchsäulen im Gebiet
der Marxisten zeigten die Einschläge an. Das alte
Fort San Marcial, hinter dem sich die Marxisten
besonders jtark verichanzt haben, wurde von deu
Maschinen mit Vomben belegt. Unheimlich schallte
das Echo der Explostonen vielfältig aus den Ber-
gen zurück. Nach der ersten Ueberraschnng grisf
auch die Artillerie der Marxiiten ein, die zuiammen
mit Maschinengewehren das Fener gegen die Ap-
parate eröfsnet hat, okne allerdings bis jetzt irgend-
einen Erfolg erzielt zu haben.

Artillerie greift ein

Kaum war das Luitbombardement beendet, als
im Abschnitt von San Marcial, etwa IV- bis
2 Kilometer iüdlich von Jrun, die Feldartillerie
der Nationalisten ein systematisches Feuer aui die
kurz hinter der HLHe von San Marcial nach Süden
zu gelegenen Stcllungen erösfnete.

Die Eeschütze der Nationalisten stehen gut ge-
gen Sicht gedeckt auf den San Marcial gegenüber-
liegenden Höhen. Fast alle Minute fallen ein bis
drei Schüste. deren Einschläge unmittelbar um und
hinter den Stellungen der Marxisten zu liegen

scheinen. Die marxistischen Abteilungen scheinen
einen Jnsanterieangriff in Richtung von San Mar-
cial zu fürchten: ihre ausgezeichnet placierten Ma-
ichinengewehre halten die erste Linie der Nationa-
listen unter starkem Feuer.

Am Grenzfluß Didaffoa

Im Laufe des Tages ist es den Nationalisten
gelungen. ihre Stellungen am Erenzfluh Bidassoa
nm einige hundert Meter vorzuschieben. Gegen
15 llbr wurde die gegen die befestigten Anhöhen
von San Marcial gerichtete Artillerietätigkeit
äutzerft lebhaft. Die Heranholung von Munition
nnd Lebensmitteln für die marxistischen Kämvier
sowie der Abtransport ihrer anscheinend iehr zahl-
reichen Ovier geht nur mit äutzersten Schwierig-
keiten vor sich, da die von der Anhöhe von San
Marcial.gegen Jrun sllhrende Strahe unterbro-
chen und' in ihrer ganzen Länge dem Artillerie-
seuer der Nationalisten ausgesetzt ist. Die roten
Geschütze bei Fuentarrabia feuern llber franzö-
iisches Eebiet hinweg auf die nationalisti-
schen Stellungen. Eegen 16 Uhr erichienen, augen-
scheinlich aus San Sebastian kommend, drei rote
Flugzeuge, die auf die nationalistischcn Angreiier
aus ungefähr 1500 bis 2000 Meter Höhe Vomben
abwarfen. Von dem Feuer der nationalistischen
Maichinengewehre und Luftabwehrgeschütze versolgt,
zogen sie alsbald ab. und überflogen den iran-
zösischen Erenzort Sendaye. um so ungeiährdet
ihren Rückflug nach San Sebastian antreten zu
können.

Wla bsriolitst, v/silts Dr. vosbbsis ru »insm rmoltäsisen vesuob In Voneckls. üllck rslst lbn unck

«sln» vssloltun« aut cksm flusplabl. Sotosr SLert

Neutralitäts-ruch

S.-K. Als nach Verlaus der ersten Woche des
ivanischen Bürgerkrieges osfenkundig wnrde. datz
mit einer längeren Dauer dieser zunächst inner-
ivanischen Auseinandersetzung zu rechnen iein
würde. da bemühte sich die Pariser Negie»
rung im Verein mit Erohbritannien um das Zu»
standekommen eines Neutralitätsoaktes der euxo-
väischen Mächte und um die Zusichernng allcr, den
beiden Bürgerkriegsvarteien keinerlei Wa'ffen zu
liesern. Trotz gewisser Vedenken haben denn auÄ
iast alle Mächte ein Waffenembargo erlassen, um
ihren guten Willen zur Lokalisierung des spanischen
Bürgerkrieges unter Beweis zu stellen.

Der weitere Verlaus der nun schon beiNahe
steben Wochen anoauernden spanischen Wirren hat
aber eindeutig gezeigt, dah — ganz abgesehen vox
den Sowjets — gerade jener Staat, der nm Neu-
tralität und Wasfenembargo benrnht war. Ts„ Är
Tag ausgedehnte Waffenlieferungen an die Mar«
xisten in Svanien zuläht. wenn nicht sogar sördert
— nämlich Frankreich. Französtsche Flug«
zeuge, Waffen und Munition neuester Herstellung
wurden sestgestellt. lleber die Erenze bei Hendaye
rollen unter den Augen französischer Erenzwachen
die Wasfentransvorte nach Jrun und San Seba-
stian, von Marieille zu Schisf nach Barcelona.
Flugzeuge starten mit ausdrücklicher Eenehmigung
des Pariser Luftsahrtministers Pierre Cot nach
Madrid und Barcelona. Die ivanischen Marxisten
werden nach wie vor durch Eeldsammlnngen der
französtschen Eenossen unterstützt. Zahlreiche frei-
willige französtscher und sowjetischer Nationalität
wurden von der Militärgruvve vor San Sebastian
geiangen genommen. Jn Jrun leitet ein iran-
zösiicher Reserveofiizier die Verteidigung der
Marxisten. und aus sranzösischem Gebiet ste»
hen die Veobachtungsposten der roten Eenossen.
um ihnen Stellungen und Bewegungen der Natio-
nalisten mitznteilen.

Dazn kommt, dah dic sranzöstsche Preiis naK
Erklärung des Wafienembargos durch die mah-
gebenden Staaten vlötzlich keinJnteresse
mehr an der Kontrolle der Dnrchiührnng und an
der Erweiternng der Neutralität (Verbot der Frei-
willigenwerbungen und Eeldiammlungen) zeigt.
Die Ausbotung des langjährigen rnmänischen
Auhenministers Titulescu liegt ihr bedeutend mebr
im Magen.

Wir müssen also feststellen, dah die sranzöstsche
Regierung so bandelt oder anderen zu handeln
erlanbt. als beständen für sie weder die eigene
Neutralität noch die diesbezüglichen Abmachungen
mit den eüropäiichen Hauvtmächten Lber den Sva-
nien-Konilikt. Wenn wir anch wissen. dah in var-
lamentarisch geleiteten Ländern von unbeding-
ter Regierungsautorität nur in seltenen
Ausnabmefällen geivrochen werden kann, dah ins.
besondere die französtsche Regierung Blum - Del -
kro s grohe Schwierigkeiten innerbalb des Ka-
binetts hat. so kann uns das nicht veranlassen. zu
den dauernden sranzösischen Neutralitätsverletznn-
gen zu schweigen.

Jm Eegenteil! Wir vrotestieren s ch ä r f st e n s
aegen eine iolche Politik mit dovveltem Voden.
Von einer Regierung, die Vernunft und Friedens-
liebe in Erbvacht zu haben behauvtet. darf man
erwarten, dah ste ihren theoretischen Erundiätzen
auch in der Praris — und iei es aegen innere Esg-
ner — zur Durchsetznng verhilst. Jst ste dazu nicht
fähig, so wird es notwendig iein. zu überlegen. ob
andere Staaten stch weiterhin an den Neutrali-
tätspakt gebunden erachten dürien. es sei denn.
Paris würde eine Waffenausfubriverre auch iür
Privatversonen — oder Vereinigungen verbängen.

Die iranzöstichen Flugzeug-, Waffen-, (Held- nnd
Freiwilligenlieierungen bringen die Eesahr mit
sich, den ivanischen Konflikt auf Enrova anszud-b-
nen. Aber man sollte stch in Paris darüber klar
iein. dah die von Moskau geleiteten oder kontral-
lierten und finanzierten „Volksfronten" in ver-
schiedenen Ländern durch ihre von der Pariier Re-
giernng geduldete Hilie für den ivanischen Marxis-
mus unter llmständen andere Staaten zu einer
Revision ihrer bisher loyalen Haltuna gegenüber
dem ivaniichen Bürgerkrieg zwingen könnten.

Herr Vlum wird sich wobl über die Folgerun-
gen in beiden Fällen im klaren iein. Und wir
iragen ihn heute: Wo bleibt die Pariser Nentra-
lität?

Moskau spendet 500000 pfund

Und das Neutralitätsabkommen?

London, 1. Sept.

Wie „Daily Mail" meldet, lieferte am Mon«
tag die Moskauer Rundfunksendnng des spanischen
Sprechers einen neuen Beweis für die Einmischung
Sowjetrutzlands in den spanischen Bürgerkrieg.
Der Sprecher erklärte, datz Sowjetrutzland bisher
über 500 000 Pfund an die spanischen Marxisten
gesandt habe und datz es seine Intervention wertex
oerstärk,.
 
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