Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0189

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
NolksgemeiMast

«kilikl» kiilik» 8 k o v Acll7 k li

Derlag und HerauZgeber: Derlag Dolrsgemeinschaft G.m.b.H., Heidelberg. Hauptstr. 126/128. Sammel-
Nr. 3225. Schristleitung Brunnengasse 20/24, Fernsprecher 3740. Die „Volksgerneinfchaft" erscheint 7 mal
^vöchentlich und koftet monatlich 1.70 RM.. bei Träger^ustelluna 30 Pig. oer Postzustellung 42 Ps. mehr.

Jst die Zeitung am Erscheinen (auch durch höhere Gewalt) verhindert, besteht kein Anspruch auf Ent-
schädigung. Abbestellungen müffen bis spätestens 25. d. M. für den folgenden Monat direkt beim Verlag
eingereicht werden. Ausschließlicher Gerichtsstand: Heidelberg. Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif.

IÜ8N8W. ÜKN 1N. 3llll 1N3K

NlniiieNkk Vkl'llUnlllgungbliisn lllp 8lssl8- llNll Kklnslnük-SkNvl'akn

»8» Ill plg.^k.Ml'gSNg^l'. 183

Krontkämpfer aller Welt in Verdun

S00 Deuische bei -en Gedenkfeiern auf -er Höhe von Oouaumoni

Verdnn. 13. Juli.

3ur 2vjäljrigen Wiederkehr des blutigen Rin-
Vens um Verdun versammelten sich am Sonntag-
»beud auf der Höhe von Douaumont Frontkämpser-
"bordnungen vieler Länder, die am Weltkrieg teil-
venommen haben, zu einer grohen Kundgebung.

einem bewegten Avvell in Eegenwart einer
Million vor Verdun gesallener Kämvser der
»riedenssehnsucht der Völker Ausdruck zn geben.

^ Aus Frankreick kamen 20 0M Frontkämvier.

der ersten Reihe der ausländischen Abord-
uungen steht Deutschland mit 500 Frontkämpsern
Unter Führung des Erstürmers von Douaumont,
Hauvtmann von Brandis. Jhnen gilt die be-
iondere Erwartung der Franzosen: denn „was
wäre Verdun ohne die Deutschen!", wie vor
^inigen Tagen bei einer Vorbesvrechung der Ver-
buner Kundgebung der Svrecher eines Pariser
Ministeriums aus die Frage saate, ob Deutsche
wilnehmen.

Die Ankunst der Oeutschen

Während die sranzösischen Frontkämvser aus
ber „Heiligen Stratze". die während des Kamvfes
Um Verdun die geistige Verbindungsstratze nach
bem Hinterland war, heranmarschierten, näherte
tzch der Sonderzug mit den 500 deutschen Verdun-
^ämpsern. Kurz nach 16 llhr lies der Zug auf
dem Vahnhos ein. Eine Eruvve von in Paris
unsässigen Deutschen begrllhte die Kämpfer. Weiter
bätten sich Führer französischer Frontkämvferver-
bände zur Begrühung eingesunden. Als die deut-
>chen Frontkämvser in Viererreihen. mit der
Hakenkreuzfahne an der Svitze, den Bahnhof ver-
«etzen. wurden sie von der französischen Bevöl-
terung und der italienischen Frontkämvferabord-
Uung, die einige Minutcn früher eingetrossen
war, mit herzlichen Zurufen begrüht. Autobusse
b.rachken die deutsche Abordnung ins Quartier.
eine vor der Stadt gelegene Textilsabrik. Auch
Während der Fahrt ins Quartier waren dieDeut-
>chen immer wieder Eegenstand herzlicher Kund-
vebungen. So wurden ihnen auf der Stratze viel-
mch Blumen zugeworfen. Eine weite Halle, iiber
ber „Allemagne" geschrieben steht, nahm die deut-
lchei, Frontkämpfer auf. Bereitwillig stellten sich
?>e sranzösischen Frontkämpser zur Verfügung.
mren deutschen Kameraden behilflich zu sein.

Geleitet von berittener republikaniicher Earde
mhrten die französischen Frontkämpfer in ihrer
Mitte die am Erabe des Unbekannten Soldaten
^u Paris entzllndete Fackel und brachten sie aus
?en Militärfriedhof von Verdun. Dort entzün-
beten. wäbrend eine Truvvenabteilung das Ee-
wehr vräsentierte. eine Kriegerwitwe, eine Krie-
brrwaise und ein Schwerkriegsbeschädigter je eine
Elackel, die vor dem schlichten Kreuz des Fried-
bofes befestigt wurden.

Als Sonntagabend die Dämmerung über die
?ohen um Verdun zog, begann die grotze Pilger-
mhrt nach Douaumont. Eine Eruppe von 20 Auto-
xUsten nahm die deutschen Teilnehmer vor dem
^ortal ihres Quartiers in Emvfang. Von der
/"attform des ersten Wagens wehte die Haken-
^euzfahne. Jn langsamer Fahrt ging es zunächst
?Urch die Stadt Verdun. Die französischen Front-
wmvser und die Bevölkerung. die den Weg säum-
M. begrützten die Deutschen wiederum mlt beson-
?orer Herzlichkeit. Manche von ihnen machten sich
u der Aufgeschlossenheit des Tages den deutschen
wruh zu eigen und riefen mit erhobenem Arm
'?veil les Allemands", „Vive la Paix", „Es lebe
bor Frieden!"

-^arsch zur Höhe von Oououmont

An dem Militärfriedhof von Verdun vorbei
°etzt xz hjnauf aus die Höhe von Tavannes und
^ui Nationalfriedhof von Douaumont. Einige
^Uometer vom Ziel entfernt werden die Wagen
"erlassem

Nun beginnt ein erschütternder, schweigender
wang über die Schlachtfelder. Die deutsche Ab -
?rdnung marschiert in geschlossener Ordnung in
Arererreihen. Jnzwischen ist es Nacht geworoen.
ktoin Wort stört das Schweigen, das über den Hö-
lastet, auf der eine Million Deutsche und Fran-
jchen ruhen. Vor und hinter den Deutschen mar-
Ichieren Franzosen, Landleute, Handwerker, Arbei-
!^r, kleine Angestellte, Sinnbild der namenlosen
vrontkämpfer.

Plötzlich flammen auf der Höhe von Douaumont
^cheinwerfer auf und gietzen gleitzendes Licht über
b°n langgestreckten writzen Vau des Veinhauses,
tzber die weiten Eräberfelder. Ueber eine Stunde
tz'ährt der Marsch auf gewundener Strage. Schwei,

gend passicren wir die Trümmer des Dorfes Fleury,
der äutzerste Punkt, den die Deutschen bei ihrem
siegreichen Vordringen über Vaux und Douaumont
hinaus errcicht haben. Rechts in der Ferne er-
strahlen plötzlich Mauern und Erdwälle im Schein-
werferlicht. Das berühmte Fort Vaux wird
angestrahlt. Gleich darauf wird auch das Fort
Domaumont im Scheinwerferlicht sichtbar.

22. llhr. Wir sind vor dem Nationalfriedhof
vonDouaumont angelangt. Auf der Höhe das Vein-
haus, davor sanft zum Tale abfallend dre Eräber-
felder. Jn der Mitte ein breiter Rasenstreifen,
der den ausländischen Abordnungen für den Auf-
marsch vorbehalten ist. Die französischen Front-
kämpfer nehmen zu beiden Seiten Aufstellung, jeder
Mann vor einem Erab. Jedes Erab trägt das
gleiche weitze Kreuz. Jedes Erab trägt als ein-
zigen Schmuck rote Rosen. Während Bach'sche
Melodien aus der Johannes-Passion durch die
Nacht klingen, marschiert die deutsche Abordnung

auf das Feld. Jhnen als dcn tapferen Eegnern
ist der Ehrenplatz in der Mitte des Rasens unmit-
telbar vor dem Turm vorbehalten. Hoch flattert
die Hakenkreuzfahne im Winde. Festen Schrittes
marschieren die Deutschen langsam bergan.

Vor der Estrade zeigen die Fahnen die Front-
kämpfer an, die aus vielen Ländern gekommen sind.

Veethovens Eroica leitete zu dem Höhe-
punkt der Feier über. Die Stimme eines Sprechers
beruft die Toten. Ein Kanonenschutz donnert durch
die Nacht. Alle Scheinwerfer und alle Lichter er-
löschen. Eine Minute des Schweigens, die allein
den Toten gehört. Aus der Ferne das Hornsignal
„Feuer oinstellen !" Von den Ecken des Rie-
senfriedhofes antwortet das gleiche Signal. Ein
zweiter Kanonenschutz. Die Scheinwerfer flammen
wieder auf, und nun hallt Lber die ergriffene
Menge das Friedensgelöbnis.

(Fortsehung Seite 2)

3. Zniernationale will den Krieg

Trohkisten rühmen sich der „wilden" Gtreiks

Amsterdam, 13. Juli.

Nach den Jnformationen des „Algemeen Han-
delsblad" nahmen an der vor einigen Tagen in
Breda abgehaltenen kommunistischen Geheimkonse-
renz insgesamt Dclegierte teil. Die Zusammen-
kunst, so teilt das Vlatt mit, habe in einem Sta-
pelhaus in Breda stattgefunden. Die Kongretzver-
handlungen hiitten sich mit der Vorbcreitung eincr
revolutionären Mtion in Westeuropa fowie mit der
Gründung einer Zentralorganifation der verschic-
denen koinmunistifchen Gruppen und mit der Tak-
tik zur Provokation wilder Streiks beschäftigt.

Das „Dagblad von Noord-Brabant" veröffent-
licht eine llnterredung mit dem belgischen Kom-
munisten D o r e m a n s - Antwerpen, der an der
Konferenz von Breda teilgenommen hat. Dore-
mans führte aus: „Wir Trotzki-Kommunisten sind
konsequente Revolutionäre. DieStreiks in
Belgien und Frankreich sind unser
Werk. Wir sind die syndikalistische Opposition,
die immer wieder nach revolutionären Äktionen
drängt. Die Arbeitermassen müssen stets in Ve-
wegung bleiben. Die Dritte Jnternationale dient
zunächst den Jnteressen der Kommunistischen Par-
tei und dann erst dem Weltproletariat. Aus die-
sem Erunde wendet sie sich gegen die von uns
organisierten „wilden" Streiks. Wir sind Eegner
der Volksfronttaktik, die nur zur Verwässerung
der revolutionären Jdee führt. Die Führung der
Dritten Jnternationale erkennt vollkommen, datz

die trotzkische Vewegung ihr inzwischen mehrere
Pferdelängen voraus ist. Aus diesem Erunde be-
schäftigt sie sich in geradezu nervöser Hast mit der
Vorbereitung einer grotzen Aktion. Die Volks-
frontbildung dient ihr als Mittel zum Zweck, um
in aller Kürze einen Krieg zu entfes-
seln. Aus diesem Grunde hat die Dritte Jnter-
nationale riesige Summen für die Vorbcreitung
ihrer Pläne zur Verfügung gestellt und ihre er-
fahrensten Männer nach Westeuropa entsandt.
Der Krieg gegen die saschistischen Staaten ist ihr
Ziel.

Epanischer Monarchistenführer ermordet

Madrid, 13. Juli.

Der Führer der spanischen Monarchisten, Calvo
Sotelo, ist am Montagvormittag auf dem Friedhof
Almudena in Madrid ermordet aufgefunden
worden.

Nach den bis jeht vorliegenden Nachrichten
scheint festzustehen, datz Calvo Sotelo von mar-
xistisch eingestellten Polizeibeamten (!) auf
eigene Faust, ohne datz ein Verhaftungsbefehl
seitens der Madrider Polizeibehörden erlassen
worden wäre, in der vergangenen Nacht entführt
und dann ermordet worden ist. Calvo Sotelo galt
als der eigentliche Führer der spanischen natio-
nalen Bewegung. Seine Ermordung hat grötzte
Erregung hervorgerufen.

0r. kiovdbsls Wx hslnsr. Kbreiss sus ttMvIbsrs

Moto: Versmayex

Oie Verschnupften

Das Echo auf dic deutsch-österreichische Einigung.

8.L. Bei einem Streifzug durch die großen Zei-
tungen der europäischen Haüptstädte konnten wir
mit innerer Vefriedigung feststellen, datz dic Welt
weitgehendst die Bed'eutüng des d e u t s ch - ö st e r -
reichischen Freundsch a ftsvertrage:
erkannt hat und datz von ihr — wenige Ausnay-
men beiseite gelassen — die Bereinigung dieses bis-
herigen mitteleuropäischen Unruheherdes gebilligt
wurde.

Daß die Presse des Reiches und Oesterreichs die
neue Friebenstat Adols Hitlers sreudig begrützte, war
ebenso selbstverständlich, wie datz sie b e i de r s e i t s
einen dicken Strich unter die Vergangenheit zog und
es ven maßgebenden Männern überlietz, nach und
nach die Voraussetzungen für die beschlossene ge-
meinschaftliche Politik zu schaffen. Die freundliche
Zustimmung, die die Vereinbarungen vom 11. Juli
auch in Rom, Budapest, Warschau, Madrid, Stock-
holm und Kopenhagen erfuhren, werten wir gern
als Beweise dafür, datz man in diesen Staaten des
Führers Politik billigt, oder datz man wenigstens
das jeden wahren Frieden vergiftende Mitz-
trauen aufgegeben hat.

Recht uneinheitlich — und das mag wohl an
dem in England üblichen politischen Wochenende
liegen — ist das Echo aus London. Wenn auch
die Mehrzahl der Blätter die Einigung zwischen
Berlin und Wien begrützt, so fehlt es doch nicht
an Stimmen, besonders im Lager der Eegner des
Ministerpräsidenten Baldwin, denen durch diese
Einigung alle Hofsnungen auf eine einseitige
französijch-britische Allianz zerstört wurdcn. Denn
durch das Uebereinkommen vom 11. Juli fällt sllr
sie jedes Argument, Erotzbritannien müsse den Sta-
tus quo in Mitteleuropa stützen, in sich zusammen.

Als Restbestand einer zersallenden Versaillcr
„Ordnung" verzeichnen wir die Stimmen der Mitz-
vergnügten aus Paris und Prag. Sie glaubten
für den Frieden in Mitteleuropa unentbehr-
lich zu sein; sie glaubten, datz ihr Rezept verwir-
render Militärpakte die einzig mögliche Lö-
sung aller Gegensätze darstelle. Und nun müssen sie
resignierend erkennen, datz wieder einmal zwci
Staaten ohne Völkerbund, ohne kollektive Sicher-
heit und ohne automatisch verheerend wirkende
Militärbündnisse den direkten Weg der Verstän-
digung beschritten und erfolgreich zurückgelegt ha-
ben. Sie sind erheblich verschnupft, weil man
sie dort, wo sie keine eigenen Volksinteressen zu
vertreten hatten, nicht brauchte und deshalb auch
gar nicht erst bemühte.

Wir verstehen die Enttäuschung des Pariser und
Prager Autzenamtes, die sich beide als „letzte
Schützer" Oesterreichs ausspielten. Denn es mutzte
dort bitter wirken, datz ein Staat, dessen „Unab-
hängigkeit" sie angeblich bewahren wollten, um
sie hinterher umso leichter beseitigen zu können,
sich auf eigene Fütze stellend, mit seinem deutschen
Vruderstaat einen Vertrag schlotz.

Voller Vedauern stellen nun die Verschnupften
fest, datz ihre Mitwirkung durchaus entbehrlich war,
datz auch die Stresafront, die man von Genf
über Montreux nach Brüssel gegen das Reich auf-
zurichten gedachte, ein unerfüllbares Wunschbild
geworden ist. Man sühlt sich ausgestotzen und Lber-
flüssig, obwohl diese Wirkung von den Partnern
der Berlin-Wiener Einigung gar nicht geplant
war. Man begreift immer noch nicht, datz Pa-
ris und Prag die gleichen Friedenssicherungen in
freier zweiseitiger Vereinbarung erlangen können.

Eewitz: der Militärpakt Moskau-Pa-
ris, dem. wie man sagt, der französische Minister-
prästdent Blum ohnehin nicht sehr gewogen sein
soll, wurde durch den deutsch-österreichischen Ver-
trag gestört und an der Wurzel getroffen. Was
aber hindert Paris, sich nach den zahlreichen Anqe-
boten des Führers in gleicher Weise Sicherheit fiir
seine Ostgrenze zu schaffen? Wir sind als von
vornherein gleichberechtigter Partner zu einem
neuen Locarno bereit. Wir denken aber nicht
daran irgendwelche Ansprllche Frankreichs auf Vor-
herrschaft in Europa — der „Matin" sagte jüngst
als „Eendarm Europas" — anzuerkennen.

Wir meinen, datz Paris die Anerkennung det
französischen Erenzen geniigen mutz, und datz es,
will es wirklich dem Frieden dienen, ebenso wie
Prag beglückt sein mühte, datz das Reich Adols
Hitlers seine anderen Grenzen durch zweiseitig«
Vereinbarungen fwie im Falle Polen und nu<
Oesterreich) schütit.

Man wird nch in Paris und Prag daran ge-
wöhnen müssen, dah eine Vorherrschast Frankreichs
und seiner Militärbündnisse von uns niemals
anerkannt wird. Man wird sich damit abfinden
müssen, datz die ausschlaggebenden Staaten Mittel-
europas gewillt und fähig stnd, ihr Schicksal oh n e
sieundliche Parise: Rochhilfe zu gestalten. llnd
man wird sich vor allem damit abfinden müs-
jen, datz die matzgebenden Völker Mitteleuropas
 
Annotationen